Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder ein Fahrrad mit auf Reisen dabei gehabt. Die "guten alten Zeiten" als man bei Easyjet das Rad noch kostenfrei (!!) mitnehmen konnte (ich meine das war um 2005 rum), sind natürlich schon lange vorbei. In der Regel nehmen die Airlines ja inzwischen so um die 30-70 Euro pro Flug, je nach Kurz- oder Langstrecke.
Im Januar 2012 dann meine erste Erfahrung mit LH: Es sollte von FRA nach MCT gehen (Award-Ticket in C). Als es spruchreif wurde, dass das Rad mitkommt, las ich auf der Website, dass ein Fahrrad bei der LH-Gruppe seinerzeit immer als Sportgepäck "Medium" behandelt wird (egal wie klein es verpackt ist und auch egal was sonst noch an Gepäck mit dabei ist). Sobald es ein Fahrrad ist, kostet es extra - auf meiner Strecke damals 150 Euro pro Flug. Huii, da habe ich erstmal nicht schlecht geschaut, als ich das gelesen habe. Das Ticket hätte ich zwar noch stornieren können (immerhin hätte der Wettbewerber OmanAir das Rad in die Freigepäckmenge inkludiert und kostenfrei noch 5kg extra Freigepäck obendrauf gegeben, wenn man das Rad vorher anmeldet), aber ich wollte ja gern meinen *A-Award in C verbringen. Also habe ich bei der LH-Hotline angerufen und ein Sportgepäck "Small" angemeldet (was ja etwas geflunkert war - sorry LH). Bei der Nachfrage, was es denn genau wäre, habe ich meine Phantasie walten lassen und ein vergleichbares Sportgerät angegeben, da in etwa den Ausmaßen des Radkartons entsprach, aber eben nicht "Fahrrad" heißt und daher auch nicht automatisch in "Medium" fällt. Meine Strategie war einfach, dass ich am Checkin freundlichen bin (wie immer
) und das Rad "schon irgendwie durchgewunken" wird. Eine gesunde Portion Fatalismus gehört ja bei solchen Aktionen dazu.
Am Flughafen-Checkin steuerte ich dann mit meinem Karton (ca. 130cm lang) auf den C-Schalter zu und hoffte, dass mein Plan aufgeht - natürlich ordnungsgemäß vorher online eingecheckt, damit es dann vor Ort am C-Schalter fix gehen kann und der Mann/die Dame mir das Gepäcklabel auf den Karton klebt und ich diesen dann nur noch am Sperrgepäckband auflegen muss. Doch schon der erste Hammer beim Mann der sich die Bordkarten zeigen lässt und am Beginn der Warteschlange steht: "Also mit dem großen Gepäck müssen Sie direkt zum Sperrgepäckschalter. Gepäckabgabe und Checkin muss dort gemacht werden. Den C-Checkin können Sie damit hier nicht nutzen". Hmm, das fing dann ja schonmal gut an. Also durch die Hallen gelaufen bis zu den 3-4 Schaltern, wo alle Leute mit Sondergepäck abgefertigt werden (vor mir ne ältere Dame mit Hundebox nach Mallorca). Als die Dame hinterm Schalter mich sah und ich an der Reihe war, begrüßte Sie mich gleich mit "Guten Morgen, Sie wollen also Ihr Fahrrad mitnehmen". Das war natürlich genau die Situation, die ich vermeiden wollte! Es begann mein freundlicher Monolog, dass das doch kein Fahrrad sei, dass ich es extra vorher angemeldet habe und dass ich doch dank des C-Tickets diesen Karton als zweites Gepäckstück kostenfrei mitnehmen könne (alles in ganz freundlichem Ton, mit dem ein oder anderen Lächeln zwischendurch). Die Dame begann in Ihrem PC herum zu tippen und meinte alsbald: "Na gut, dann messen wir mal den Karton, dass der auch wirklich unter 140cm ist" (weil ja Sportgepäck Small laut Website nur bis 140cm Größe geht). Ich sagte schonmal, dass ich darauf extra geachtet habe und der Karton nur 130cm lang ist. Darauf die Dame: "Okay, aber die 140cm beziehen sich ja auf Länge+Breite+Höhe". Dieses Maß überschritt der Karton natürlich, so dass Sie mir sagte, dass das Gepäckstück als "Medium" behandelt werden müsse und ich 150 Euro (erstmal nur für den Hinflug!) löhnen sollte. Hmm ... ich sagte dann, dass mich dies ja nun völlig aus den Socken hauen würde (bzgl. der Berechnung der 140cm tat es das sogar wirklich!). Sie telefonierte mit 2-3 Leuten und sagte mir, dass ich mich bitte gedulden möchte (was ich brav tat, immerhin wusste ich ja, dass es nicht ganz astrein war). Der Karton hatte inzwischen das Label schon beklebt bekommen und wurde von einem Mitarbeiter weggetragen, während ich die Dame am Schalter (und ich) noch warteten, was der Hallen-Manager sagen würde. Nach 25 Minuten erschien dieser dann, ich erklärte nochmal freundlichen den Sachverhalt (mit nicht ganz zufälliger Erwähnung, dass der Flug in C gebucht wurde). Er winkte die ganze Sache dann mehr oder weniger auf Kulanz durch, worüber ich mich natürlich gefreut habe und den beiden (Schalterdame + Hallenmanager) mehrfach gedankt habe. Die Frage, ob sich die 140cm nur auf die Länge oder auf Länge+Höhe-Breite beziehen, blieb bis zum Schluss nicht geklärt.
Sorry, dass der Bericht jetzt teils etwas OT geworden ist. Mein Fazit lautet aber, dass ich künftig LH mit dem Rad wohl eher meiden werde und auch nicht empfehlen kann. Der offizielle Preis ist schon sehr hoch. Und der Versuch der "Gebührenumgehung" (um es mal nett zu umschreiben) ist riskanter, als ich es vermutet hatte. Um die Gebühren kommt man eigentlich nicht herum.
Ach ja ... 10 Tage später der Rückflug in MCT am C-Schalter: Die Schalterdame klebt wortlos das Label auf den Karton und weg damit auf das Gepäckband. Keine Fragen bzgl. Sperrgepäck, Sportgepäck oder der vorherigen Anmeldung ... 50 Sekunden nach dem herantreten an den Schalter konnte ich schon wieder abschwirren mit dem Boardingpass in der Hand ... so kann es also auch gehen.
Nachtrag: Sehe gerade, dass man für Ticketausstellungen seit dem 1.6. die zuvor merkwürdige Aufteilung in Small, Medium und Large beim Sportgepäck geändert hat und ein Fahrrad jetzt "nur" noch 100 Euro pro Strecke (interkont.) bzw. 50 Euro (kont.) kostet. Na ja, immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.