Auf der Suche nach dem Winter - Ein Drama in drei Akten

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shauri

Erfahrenes Mitglied
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19.02.2016
Prolog: Wieso, weshalb, warum und der Hinfug


Nachdem wir letzten Juli auf Island waren, setzte bald darauf das Fernweh wieder ein. Außerdem rückte Karneval unweigerlich näher und ein Ziel zur Flucht musste her. Mir spukten schon seit Jahren die Niagarafälle im Winter durch den Kopf, nachdem ich fantastische Bilder von riesigen Eisklumpen, Eiszapfen und bizarren Eisskulpturen um die Fälle herum gesehen habe. Wenn es schneit und kalt ist, umso besser. Toronto hatte ich mit 16 mal besucht und wollte irgendwann wieder einmal hin. Wäre ja auch mal was für eine Städtereise. Wenn der Flug nicht so lang und teuer wäre. Lohnt sich ja nicht so richtig für einen Kurztrip, ergab die erste Diskussion des Gedankens zu Karneval 2016 mit meinem Mann. Also haben wir die Niagarafälle im Winter 2016 erstmal wieder auf Eis gelegt.
So ganz ließ mich der Gedanke aber nicht los. Und dann kam Island im Sommer 2016. Und der Gedanke, es wäre ja mal nett, Island im Winter zu erleben. Muss ja nicht gleich wieder zwei Wochen sein.
Und nach Island fliegt Icelandair.
Und .... MOOOOOOOMENT... ICELANDAIR... das sind doch die, die immer mit günstigen Flügen nach Nordamerika werben und Zwischenstopps in Island anbieten... da könnte man ja quasi zwei Flüge mit einer Klappe schlagen.
So ergab sich die folgende Reiseroute über Karneval 2017:
19.02.2017: Flug mit Icelandair von Frankfurt via Keflavik nach Toronto
20.02. bis 23.02.2017: Toronto
23.02. bis 24.02.2017: Niagarafälle
24.02. bis 25. 02.2017: Flug von Toronto nach Keflavik
25.02. und 26.02.2017: Island
27.02 2017: Rückflug nach Frankfurt

Wir fahren also am Sonntag, den 19.02. morgens nach Frankfurt zum Flughafen, sind wie immer viel zu früh dran und begeben uns in die Air France/KLM Lounge in Terminal 2 zum Frühstück. Nichts aufregendes, aber wenigstens sind wir erstmal satt. Das ist immer wichtig, damit ich nicht "hangry" werde. Mit einer halben Stunde Verspätung rollen wir dann mit FI 521 in der Icelandair Boeing 757-200 TF-FIT mit dem wunderbaren Namen Helgafell einmal quer durch das Frankfurter Flughafengelände, was ich natürlich zum Flugzeuge fotogafieren nutze:

Etihad A330-343​

Emirates A380-800​

Royal Jordanian A319​

Vietnam Airlines 787-9​

LH 747-8

AC 787-9​

LH 747-8​

Mit schönem Blick auf 07L/25R (Landebahn Nordwest)
starten wir in Frankfurt und landen nach etwa dreieinhalb Stunden und dem Verzehr unserer vorbestellten und ausgesprochen leckeren Nordic Tapas,
bei dem einzigen Wetter, bei dem wir Keflavik bisher kennen: grauem Regenwetter.
Da wir ohnehin nur eine Stunde Zeit zum Umsteigen gehabt hätten (was bei der Größe von Keflavik und den gut organisierten Umsteigeverbindungen von Icelandair kein Problem ist) wechseln wir zügig Gate und Flugzeug und fliegen mit FI603 weiter nach Toronto. Beim Rollen zur Starbahn kann ich noch schnell die Maschine vom vorherigen Flug bei dem wunderbaren isländischen Wetter ablichten.
Mit wunderbarem Blick auf Grönland
und userem - ebenfalls vorbestellten - Lachs-
bzw. Lammgericht (es las sich im Voraus, als sei die Standard-Bordverpflegung von Icelandair nicht unbedingt überzeugend und abwechslungsreich, das war aber nach Blick in die Speisekarte gar nicht der Fall) fliegen wir Richtung Toronto. Ich nutze die Zeit für eine kleines Nachmittagsschläfchen, und nach gefühlt recht kurzen fünf Stunden sind wir bereits auf dem Landeanflug auf YYZ.
Kurz vor der Landung wird noch ein absolutes Highlight der Flugzeug-Verpflegung serviert: leckerstes Karamellpopcorn. Könnte ich öfter haben, sehr originell!
Nach der Landung nehmen wir unser Gepäck in Empfang (es hat die knappe Umsteigeverbindung tatsächlich auch geschafft) und fahren mit dem UP-Express innerhalb von 25 Minuten zum Hauptbahnhof, der direkt neben unserem Hotel, dem Delta Hotel Toronto, liegt. Dort beziehen wir ein Eckzimmer im 33. Stock, dass einen wunderbaren Blick auf CN-Tower und Rogers Center und (insbesondere vom Badezimmer) einen großartigen Blick über den See zu den Toronto Islands und den Toronto City Airport (neues Hobby: Flugzeuge vom Klo aus beobachten) bietet.
Da wir inzwischen recht müde sind, essen wir im zum Hotel gehörenden Restaurant SOCO Kitchen and Bar noch schnell einen (durchaus leckeren) Burger und testen das direkt gegenüber gebraute Steam Whistle Pilsner und begeben uns ins Bett.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Danke für die vielen Danke, dann mache ich mal weiter mit:
20.02.2017
Akt 1: Toronto
Gegen 8 Uhr erwachen wir gut ausgeschlafen und sind ersteinmal wieder beeindruckt von der Aussicht aus dem Zimmer. Schnell ein paar Handyfotos vorm Frühstück von dem wunderbaren Morgenlicht ...


... und dem vorm Badezimmer startenden Flugzeug gemacht...

... und wieder ins Restaurant SOCO zum gebuchten Frühstück, das wirklich keine Wünsche offen lässt.
Bei wunderbarem (und noch recht winterlichem) Wetter machen wir uns auf zu einem Rundgang durch die Stadt. Wir beginnen direkt vorm Hotel mit der Bewunderung des CN-Towers von unten:


Danach gehen wir weiter zum Ufer des Ontariosees und schauen uns ein wenig an der Uferpromenade um. Die moderne Architektur in der Sonne gefällt schonmal gut:


Toll mit den Spiegelungen der Sonne, und die Hochhäuser und der Tower laden zu perspektivischen Spielereien ein.

Die vielen Schiffe lassen erahnen, was hier wohl im Sommer los ist.







Flugzeuge :)



Die Möwe... ich schleiche mich vorsichtig an, um sie zu fotografieren bevor sie wegfliegt, bleibt sie einfach sitzen und guckt :)
Wir reißen uns allmählich vom Wasser los (nicht ohne für den Nachmittag hier einen Beaver Tail fest einzuplanen):
... und gehen weiter zum Air Canada Center, wo wir zunächst die Skulpturen der Stars der Toronto Maple Leafs bewundern (Ganz links steht Tim Horton).
Ich habe mich wohl leider ein wenig zu nah herangewagt, und gerate prompt in eine kleine Eishockeyprügelei mit Mats Sundin:


Mein Mann pfeift irgendwann in Ermangelung eines Schiedsrichters ab und wir begeben uns nach drinnen in den Fanshop um uns ein paar NHL-Tshirts zu besorgen. Wir laufen weiter durch die Stadt und da wir jetzt erstmal genug von Eishockey haben und ich nicht schon wieder in irgendwas hineingeraten will, betrachten wir die Hockey Hall of Fame bei diesem Besuch ersteinmal nur von außen

und gehen Richtung St Lawrence Market. Hier gibt es schöne alte Gebäude zwischen den ganzen modernen Hochhäusern.
Außerdem befindet sich hier auch das Flatiron Building von Toronto, das zwar deutlich kleiner ist als sein New Yorker Namensvetter, dafür hat es auch eine ausgesprochen originelle Rückseite vorzuweisen:
Von vorn stand die Sonne leider exrem ungünstig zum Fotografieren, auch wenn der Kontrast zwischen alten und neuen Geböuden hier sehr schön zu sehen ist.

 

shauri

Erfahrenes Mitglied
In ganz Toronto steht an vielen Hotel- oder Geschäftshäusern genau wie vor vielen Privathäusern noch ganz wunderbare Winterdeko. Richtig schön!
Der St. Lawrence Market hat leider gechlossen und hier steht die Sonne auch wirklich so ungünstig darüber, dass brauchbare Fotos unmöglich sind. Dafür kann man dieses kleine Türmchen in der Nähe schön ablichten:

Hier befindet sich auch die St. James Kathedrale, die sich zur Zeit mit Moslems, Homosexuellen und eigentlich allen, die in einem südlich gelegenen Nachbarstaat nicht so gern gesehen sind solidarisiert.
Von innen besticht sie durch sehr schöne Glasfenster:


Wir wandern weiter zum Gerichtsgebäude
und zum Rathaus, das wohl ein Auge darstellen soll und meiner Meinung nach ein Paradebeispiel von grauenvoller 60er Jahre Behördenbaukunst ist:
Wir wandern jetzt wieder Richtung Simcoe Street und diese dann wieder in Richtung unseres Hotels. Dabei kommen wir noch an der St. Andrews Church and College vorbei:




Hier sieht man wieder diesen tollen Mix aus alten und neuen Gebäuden, den ich in Toronto irgendwie sehr stimmig finde. Auch die Sonne spiegelt sich immernoch schön in den Glasfassaden.
Vorbei am CN-Tower, den ich natürlich nochmal eben kurz fotografieren muss,

gehen wir wieder hinunter zum See, wo es die Beavertails gibt. Inzwischen haben wir auch herausgefunden, dass heute Feiertag ist (Family Day) und wundern uns nicht sonderlich über die lange Schlange zur Kaffeezeit.
Nach erstaunlich kurzer Wartezeit halte ich meinen immerhin zweiten Beavertail seit 1999 in Händen. Mein Mann seinen ersten. Wir beschließen, mal ganz lecker, aber nicht für jeden Tag (vielleicht auch nicht nur für alle 15-20 Jahre, aber irgendwie hatte ich seit 1999 immer Pech und die Beavertail Läden hatten geschlossen, wenn ich mal einem begegnet bin). Im Bild sieht das ganze so aus:
Es handelt sich hierbei um einen frittierten länglichen Teigfladen, der eben von der Form her an einen Biberschwanz erinnert. Der Teig schmeckt leicht salzig und ist aus einer Art Vollkornweizenmehl, das mit den möglichsten und unmöglichsten süssen und noch süßeren Toppings belegt wird. Mein Mann entscheidet sich für Apfel Zimt, ich nehme Salzkaramell. Joa, jetzt halten wir bis zum Abendessen durch. Zur Entspannung gehen wir ein bisschen in den Hotelpool, der allerdings auch aufgrund des Family Days ziemlich voll und laut ist.
Gegen 17 Uhr machen wir uns dann auf Richtung CN-Tower, um ein paar Bilder von oben bei Tageslicht, Sonnenuntergang und Dunkelheit zu machen. Das Stativ lasse ich im Hotel, da ich mehrfach gelesen hatte, dass man diese ohnehin nicht mit nach oben nehmen darf. Wird wohl auch wirklich so sein, mir ist kein einziges Stativ begegnet.

Zum Fotografieren ist es auch wahrlich nicht optimal, entweder man hat Glas, oder Gitter vor der Kamera. Wir drehen also mal eine Runde durch die Hauptetage inclusive frischer Luft, und ich mache als erstes mein obligatorisches "Füße auf Glasboden"-Foto.
Da es schon kurz vor Sonnenuntergang ist, begeben wir uns zur kurzen Schlange am Aufzug auf das noch knapp 100 m höhere Skypod und verpassen dank der unglaublich langsamen Abfertigung (Es werden dort noch Tickets für die Fahrt nach oben verkauft, es ist genau eine Person da, die in atemberaubender Geschwindigkeit ....nicht! Tickets verkauft, Leute in den Aufzug packt, wieder Ticket verkauft, vergisst wie viele Leute im Aufzug sind, nachzählen geht, nochmal Tickets verkauft, ... ein faszinierendes Schauspiel, wenn da nicht der Sonnenuntergang wäre). Oben angekommen, geht die Sonne zwar unter, aber aufgrund einiger Wolken ist es ohnehin nciht wirklich spektakulär. Ich versuche trotz Glas, Spiegelungen und einsetzender Dämmerung noch ein paar ordentlcihe Fotos hinzubekommen, die Ausbeute ist eher gering.

Blick Richtung Uferpromenade​

Steamwhistle Brewery und Eisenbahnmuseum​

Blick zum Hauptbahnhof mit The Fairmont Royal York Hotel​

Blick Richtung Rathaus​


Richtung See​
Mittlerweile ist es wirklich zu dunkel für Fotos freihand, wir fahren daher (erstaunlich zügig, außer uns will gerade keiner mitfahren und hier oben werden auch keine Tickets verkauft), wieder auf das Hauptdeck und ich mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum Kamera auflegen für ein paar Fotos bei Nacht. Unten angekommen verspüre ich zunächst das dringende Bedürfnis, nochmal zum Glasboden zu gehen, dort stelle ich fest, dass dieser 1994, als ich zum ersten mal dort stand, gerade erst eröffnet wurde.​
....und falls man den Sturz überlebt, fressen einem die Haie im Aquarium.​
Ich finde eine Art Fensterbank, die tatsächlich als Stativersatz dienen kann, man muss allerdings so stehen, dass man keine Spiegelung vom Innenraum in der Scheibe hat und niemand gerade an der Fensterbank lehnt und rumwackelt. Da es nicht allzu voll ist, gelingen ein paar Bilder im Dunkeln:​






Danach ist dann auch gut mit Nachtfotos durch spiegelnde Scheiben ohne Stativ, wir fahren nach unten und laufen die Simcoe Street wieder nach oben, um im Momofuku schön scharfes Kimchi und Ramen zu essen. Danach noch einen Moscow Mule im benachbarten Shangri La Hotel und nach dem Rückweg und insgesamt 13 km Fussmarsch durch die Stadt fallen wir ziemlich müde ins Bett.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
21.02.2017
Akt 1: Toronto
Da die Wettervorhersage für heute weniger gut als für gestern war, haben wir heute ein paar "Indoor Aktivitäten" geplant. Mein Mann möchte sehr gerne das Casa Loma besichtigen, also warum nicht. Wir nutzen wieder unseren direkten Zugang zur Central Station und begeben uns von dort zum Subway. Am Schalter schnell 4 Tokens für 2 Personen/ Hin- und Rückfahrt gekauft, diese eingeworfen und schon nehmen wir die UBahn und laufen dann noch ein kurzes Stück zum Casa Loma. Hier sieht es teilweise wirklich aus, als sei man in einem Stadtteil von London.
Das Casa Loma ist dann doch ganz schön beeindruckend. Da hat sich jemand so RICHTIG architektonisch ausgetobt!

Innen sind viele Zimmer zum Fotografieren ohne Blitz (ich fotografiere nicht gern mit Blitz, weil meine Kamera dann immer komische Schatten im Bild produziert) zu dunkel, so ein paar schöne Dinge finden sich aber doch:
Eine Wurlitzerorgel​
Konservatorium mit Springbrunnen...​

...und Glaskuppel​

Asiatische Kunst mit Pfau​

Das runde Zimmer​

Eingangshalle mit Orgel​

Auch die Außenanlagen sind sehr schön angelegt​


Beim Blick von den beiden Türmen entdecken wir noch so ein verrücktes Gebäude. Nachdem wir fertig sind, uns darüber zu amüsieren, dass es offenbar noch so einen bekloppten Architekten in der Gegend gibt, entdecken wir ein Schild, auf dem steht, dass es sich hierbei um die zu dem Haus gehörenden Stallungen handelt. Diese sind - wie in Kanada ja fast üblich - auf unterirdischem Weg miteinander verbunden.​
Aber es gibt auch andere tolle Gebäude hier in der Gegend.
Und der Blick von den beiden Türmen ...


... nach Downtown ist auch nicht zu verachten:​

 
Zuletzt bearbeitet:

shauri

Erfahrenes Mitglied
Nachdem wir die beeindruckenden architektonischen Phantasien von Sir Henry Pellatt zu genüge bestaunt haben, fahren wir zurück nach Downtown und entscheiden uns, wegen des trüben Wetters und des angesagten Regens noch ins Aquarium zu gehen. Tiere gucken und fotografieren ist auch immer toll. Nach der seltsamen Architektur bewundern wir also so seltsame Auswüchse der Natur wie Fische mit riesigen Mäulern die aussehen, als hätte man sie mit Schnabeltieren gekreuzt:
Irgendwas Seeanemonenartiges, was ich liebevoll "Fluffy Blumenkohl" taufe.​
Prächtige Hummer in verschiedenen Farben, bei denen es wohl Rechts- und Links-Händer gibt.​


Spannende optische effekte, die beim Fotografieren mit Polfilter durch Glasscheibe entstehen​
(eigentlich war dieses fluffige Ding nämlich einfach nur weiss)​

Seeigel​
Bunte Tropenfische​

Das (vermutlich für alle anderen absolute Highligt des Aquariums, meins kam später, auch wenn das hier toll war) ist ein riesiger Glastunnel, wo man auf einer Art Laufband durch das Haifischbecken fahren kann:​
Auch der riesige, leider schwierig zu fotografierende Sägefisch, der es sich auf dem Glastunnel gemütlich gemacht hat, ist faszinierend:​

Quallen fotografieren macht wenigstens mal Spaß, diese sind bunt und werden zusätzlich beleuchtet. Ohne Körperkontakt faszinierende Wesen.




Mein absolutes Highlight sind aber die Rochen. Zum einen finde ich sie einfach wunderschön und faszinierend, zum anderen sind sie eindeutig die kontaktfreudigsten Tiere im Aquarium: Sie scheinen wirklich mit den Menschen hinter dem Glas interagieren zu wollen und nehmen scheinbar bewusst Kontakt auf. Leider sind auch sie extrem schwer zu fotografieren.


Von unten sehen sie aus wie Comicfiguren oder freundliche Gespenster. So niedlich!

Am Ende besteht die Möglichkeit, die Rochen in einem offenen Becken zu streicheln. Ich bin hin und weg, hatte ich das Erlebnis doch vor vielen Jahren in London schonmal und weiss, wie toll sich diese Tiere anfühlen. Etwa so wie nasser Samt. Auch hier kommen die Rochen bewusst nach oben und tauchen sogar ein Stück auf, um Kontakt mit ausgestreckten Händen aufzunehmen. Manche steichen mit ihren Seiten an den Händen vorbei, manche tauchen wirklich mit dem Kopf aus dem Wasser und lassen sich eine Weile kraulen. Ich bin verliebt! Für mich das Highlight des Tages und ein ganz besonderer Moment in diesem Urlaub. Auch mein Mann ist begeistert.​

Am Abend ziehen wir nochmal ohne Kamera los und essen im Restaurant Canoe im 54. Stock eines der Hochhäuser. Edel, lecker, tolle Aussicht und sehr freundliche, persönliche Bedienung. So klingt unser zweiter Tag in Toronto aus. Beim Blick auf die Wetter-App (die schon seit einer Woche viel zu warme Temperaturen für Eis an den Niagarafällen anzeigt) wird man genügsam und sagt sich "Naja, trocken wäre ja wenigstens schön."
Auf dem Weg ins Bett bietet dann der CN-Tower noch ein kleines Unterhaltungsprogramm, und so klingt unser zweiter Tag in Toronto aus.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
22.02.2017
Akt 1: Toronto
Als wir am Morgen aufstehen, ist der Ontariosee zusammen mit großen Teile unserer wunderbaren Aussicht aus dem Hotel verschwunden.


Ursprünglich wollten wir heute zu den Toronto Islands übersetzen, aber da auch diese offenbar gerade nicht mehr da sind, entscheiden wir uns spontan dazu, den PATH bis zum Eaton Center zu nutzen, und dort ein wenig shoppen zu gehen. Bei dem PATH handelt es sich um ein unterirdisches System, dass große Teile der Innenstadt auf warmem (sehr warmem wie wir später herausfanden) und trockenem Wege verbindet. Außerdem ist direkt am Eaton Center das Hard Rock Café, und da ich mir vor 23 Jahren dort ein T-Shirt gekauft habe, muss jetzt natürlich auch eins her. Neue Jeans brauche ich auch, also wandern wir unterirdisch schwitzend zum Eaton Center und zur Hudson Bay Company, wo ich mit meinen Hosen fündig werde. Danach mal kurz nach draußen zum Hard Rock Café und auf dem Younge-Dundas Square umgeschaut, kurz ein paar Handyfotos gemacht und festgestellt, dass das Wetter immer noch nicht wirklich besser ist.



Dafür ist auch hier unsere Einkaufstour recht erfolgreich, wir kaufen T-Shirts für uns beide und eine Jacke für mich. Wir wandern unterirdisch und schwitzend zum Hotel zurück und stellen unsere "Beute" im Zimmer ab. Haben wir heute Abend eben noch etwas mehr zu packen.
Zwischenzeitlich lichtet sich der Nebel doch deutlich und wir packen die Kamera wieder ein und ziehen los, um noch ein wenig die Umgebung zu erkunden: zum Roundhouse Park, dort wo es die Beaver Tails gab noch ein Eis holen und am See entlang, zum Rogers Center. Die Temperaturen sind inzwischen recht frühlingshaft, so dass ich mich endgültig von meinem Traum von den vereisten Niagarafällen für den morgigen Tag verabschiede.

Die Steam Whistle Brewery begrüßt uns am Roundhouse Park mit einem fröhlichen Steamwhisteln, dessen Dampf auch auf dem Foto gut zu erkennen ist:

Wir schlendern durch den Roundhouse Park und schauen uns die alten, hier als Ausstellung aufgebauten und mit diversen Erklärungen versehenen alten Gebäude und Loks an. Auch hier wieder besonders schön: der Kontrast zwischen neu und alt.​
Links im Bild unser Hotel.​




Wasserbehälter der Steam Whistle Brauerei​
Während ich so vor mich hin fotografiere, entdecke ich folgenden interessanten Lichteffekt oben an einem der Hochhäuser: die sich in der Fassade spiegelnde Sonne wird an den noch vorhandenen Nebelresten wie Sonnenstrahlen reflektiert. Schön!​
Wir gehen wieder zum Ufer des Ontariosees, um uns an der Hütte wo wir die Beaver Tails gegessen haben ein Eis zu genehmigen, das es dort ebenfalls gibt. Leider ist aber nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Etwas enttäuscht und in der Hoffnung auf einen anderen Eisladen laufen wir diesmal nach rechts, in die entgegengesetzte Richtung zu unserem Spaziergang am Montag. Hier liegen die Segelschiffe, die wir schon vom CN-Tower gesehen haben:

Wir gehen vorbei an der inzwischen schon ziemlich angetauten Eisbahn und treffen dahinter auf diese beiden fröhlichen Wesen:
Hier befindet sich tatsächlich ein Indoor-Spielpark für Hunde und Katzen. Finden wir etwas seltsam aber schauen wir uns mal an. Es gibt eine Agility-Fläche für Hunde, mit Hindernissen und fachkundiger Anleitung. Keine dumme Idee für Stadthunde. Ob der Katzenspielraum sich wirklich für Katzen eignet, da man sie ja zunächst quer durch die Stadt hierhin transportieren muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Ansonsten gibt es einen kleinen Laden für Zubehör und einige Ausstellungen zum Thema Pflege, Anschaffung und Haltung von Hunden und Katzen, auch einige Bücher liegen zur Ansicht aus, alles sicherlich keine dumme Idee. Außerdem eine große Galerie der Hundehelden, Rettungshunde und sonstige Hunde, die Ihre Besitzer bei Gefahren wie Feuer, wenn sie verirrt waren oder bei Zusammenbrüchen gerettet haben, dazu noch eine Trauerecke für verstorbene Haustiere. Auch wenn wir erstmal aus Neugier und weil wir das ganze etwas Bizarr fanden hineingegangen sind, muss ich sagen, es ist ganz gut gemacht und vor allem kostenlos. Also, warum nicht in einer Großsstadt. Über den generellen Sinn von Tierhaltung in einer Großstadt kann man bekanntlich streiten, aber da es nunmal Hunde dort gibt, nette Idee.

Wir verlassen jetzt wiede die Uferpromenade und queren die Straße zum Rogers Center.
Dort erinnere ich mich, gibt es auf einer Seite einen Turm mit sehr lustigen Figuren, die vermutlich Zuschauer im Stadion darstellen. Da ich diese 1994 schon fotografiert habe, muss auch dieses mal wieder ein Foto her:
Wir stellen fest, dass es auf der anderen Seite des Stadions ebenfalls eine solche Säule gibt:​
Herrlich, mit den individuell gestalteten Figuren. Und wenn der mich von oben fotografiert, fotografier ich ihn auch!​
Da es inzwischen schon recht später Nachmittag ist, gehen wir gemütlich wieder zurück zum Hotel, vorbei am Aquarium (mit Blick auf unser Hotel, auch hier erkennt man die tolle Lage ganz gut):​
Bewundern den CN-Tower nochmal direkt von unten....doch ganz schön hoch!​
Und kommen shließlich wieder an unserem Hotel an, das ich im schönen Nachmittagslicht glatt nochmal fotografieren muss.​
Wir machen uns fertig zum Abendessen, eigentlich wollen wir zu einem Marokkanisch-Französischen Restaurant. Leider ist bei unserer Reservierung etwas schiefgegangen (wir haben statt für den 22.Februar aus Versehen den 22. März reserviert) und so begeben wir uns, da wir keine Lust haben noch großartig etwas zu suchen wieder in unser Hotelrestaurant SOCCO.

Fazit des Tages: Insgesamt war es ein schöner Tag, es gab aber einige frustrierende bis ärgerliche Komponenten. Meine Lieblingsjeans sind überall schwer zu bekommen, der PATH ist viel zu gut geheizt, es gibt viel zu wenig Eis an plötzlich auftretenden Frühlingstagen in Toronto und wir haben die Reservierung des Restaurants verbockt. Aber am schlimmsten ist, dass ich bei der Sichtung meiner Fotos einen riesigen schwarzen Strich entdecke, offenbar ist Dreck in meinem Kameragehäuse (durch den Sucher konnte man ihn nicht sehen, auf den meisten Bildern oben habe ich ihn rausretuschiert). Großartig. Gerade wo wir morgen zu den Niagarafällen wollen. Als ob es nicht schon reichen würde, dass sie NICHT vereist sind, wenigstens tolle Fotos ohne Eis würde ich doch gern machen. Naja, alles nicht zu ändern, wir packen noch unsere Sachen und stellen den Wecker auf halb 8, da wir um 10 Uhr am Flughafen sein müssen, um den Mietwagen abzuholen.
Eigentlich waren die drei Tage in Toronto doch wieder mal viel zu kurz, es gibt noch so viel zu sehen (insbesondere da die Toronto Islands ja verschwunden waren, als wir hin wollten). Toll wars trotzden, gerade für mich, zum Auffrischen einiger Erinnerungen. Irgendwann muss ich mal die Fotos von damals und heute, insbesondere die von oben vom CN-Tower vergleichen, was sich in den letzten 20 Jahren getan hat.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
23.02.2017
Akt 2: (Nicht nur) Niagarafälle
Wir besteigen wieder den UP-Express zum Flughafen (dabei sind wir doch gerade erst angekommen, zum Glück müssen wir noch nicht wieder abfliegen, erst morgen ... schon ...) um unseren Mietwagen abzuholen. Gebucht war ein Chevrolet Cruz, das Modell sagt mir nichts, sollte aber irgendwas untere Mittelklasse sein. Bekommen haben wir einen Chevrolet Malibu, sagte mir auch nichts, ist aber die nächst größere Klasse. Immerhin passt da unser Gepäck locker in den Kofferraum. Fahren tut sich das Gefährt wie eine typische amerikanische Limousine, etwas schwammig in Federung und Lenkung, ansonsten ganz bequem, vor allem die blaue Amaturenbeleuchtung (von der ich leider kein Foto gemacht habe) ist sehr futuristisch. Schick sieht er ja schon aus.

Wir fahren gemütlich (es sind sowieso maximal 100 km/h erlaubt) Stadtauswärts, viel Verkehr ist auch nicht und nach anderthalb Stunden erreichen wir die Niagara Falls. Ersmal unser Hotel gesucht, ich finde den Ort beeindruckend hässlich und unübersichtlich, aber das hatte ich auch nicht anders erwartet und das Navi erweist sich als sehr hilfreich. Es ist natürlich noch viel zu früh zum Einchecken, aber wir können den Wagen bereits auf dem Parkplatz des Radisson Hotel Fallsview abstellen. Wir machen uns also zu Fuß auf in Richtung der Fälle und stellen zunächst einmal fest, dass es gar nicht so einfach ist, einen Weg vom Hotel nach unten zu finden. Zunächst stoßen wir auf eine Art Zahnradbahn, die uns gegen einen geringen Obulus von 2.75 CAD oder 7 CAD für Fahrten am kompletten Tag nach unten bringen würde. Brauchen wir nicht, beschließen wir schließlich sind wir noch halbwegs jung und gut zu Fuß. Wir halten uns also links Richtung Casino, bewundern kurz die kleine Version des CN-Towers...
... und finden einen anderen Weg nach unten, wo wir ziemlich genau gegenüber der American Falls auf die Uferpromenade treffen. Trifft sich gut, da ich diese ohnehin weniger spektakulär als die Horseshoe Falls finde, also beginnen wir unsere Besichtigung hier (nachdem mir zwischenzeitlich wieder der Fleck in meiner Kamera auffiel und ich mich wieder kurz ärgern muss, lässt sich aber zum Glück weitgehend wegretuschieren). Im Gegensatz zur Wettervorhersage, die zwar mindestens 10 °C aber trüb und regnerisch vorhergesagt hat, reisst auf unserem Weg nach unten der bei unserer Ankunft noch vollkommen bewölkte Himmel komplett auf. Scheiss auf Eis und kalt, so ist auch ganz nett!

Bridal Veil Fall (Man beachte bitte den Hauch von Winter rechts im Bild.)​
Für diesen Besuch habe ich mir extra einen Satz ND-Filter für die Kamera angeschafft, um auch mal kitschige, langzeitbelichtete Wasserfallfotos zu machen. Den dunkelsten aufgeschraubt und losgelegt. Nach einigem Experimentieren und der Erkenntnis, dass mein ISO wohl vom Aquariumbesuch noch bei 800 steht, obwohl ich sicher war, ihn runtergedreht zu haben (das erklärt auch, wieso die Bilder gestern mir irgendwie so körnig vorkamen), finde ich eine halbwegs brauchbare Einstellung und bekomme einen hauch von Kitsch ins weichgezeichnete Bild:
Ist mal ein netter Effekt, aber irgendwie mag ich Wasserfälle wie sie mit bloßem Auge sind auch sehr gern. Wir bewegen uns also langsam und fotografierenderweise an der Promenade entlang in Richtung der kanadischen Fälle. Vorher gibt es natürlich diverse unterschiedliche Perspektiven der American Falls:
Wir passieren das Besucherzentrum und das untere Ende der Zahnradbahn und überlegen kurz, ob wir dort jetzt reingehen sollen und fragen, wo man denn die Fässer ausleihen kann, um sich die Fälle hinabzustürzen ;-), können uns aber den Spaß gerade so noch verkneifen.
So langsam kommen die Horseshoe Falls in fotografische Reichweite:​
Nachdem wir die Gischtwolke der Horseshoe Falls passiert haben (und die Kamera wieder halbwegs trocken ist) sehen wir beim Blick zurück in Richtung Rainbow Bridge, dass sie aus dieser Perspektive Ihrem Namen alle Ehre macht.
Noch ein bisschen mit Langezitbelichtung rumgespielt (immerhin sieht es so aus, als sei es wahnsinnig kalt)...
...dann bringe meinen Mann jetzt zu meiner absoluten Lieblingsstelle auf kanadischer Seite der Fälle, genau da, wo das Wasser über die Kante fließt. Ich finde diese Perspektive total faszinierend, auch er ist davon sehr angetan.


Auch hier ein bisschen weichgezeichnet (es sieht so wahnsinnig kalt und winterlich aus!!!)...​
... und nochmal den Regenbogen entdeckt.​
Dann passiert das, was eigentlich immer irgendwann passiert, wenn wir unterwegs sind: Wir beschließen, einfach mal weiterzulaufen (so entstehen schonmal stundenlange Wanderungen aus "wir gehen mal eben mit dem Hund raus") und zu schauen, wie es oberhalb der Fälle aussieht. Wetter ist ja gut (und warm!), Leute sind hier kaum noch unterwegs und der Weg ist noch lange gut ausgebaut. Die Hotelburgen sehen auch von hier unten nicht wirklich schön aus.​
Dafür ergeben sich immer mal wieder schöne Perspektiven auf die Oberkante der Fälle und die beeindruckenden Stromschnellen...​
... mit mutigen Möwen auf Felsen unmittelbar vor den Fällen...​
... Ausblicken mit Regenbogen..​


Mittlerweile sind wir an dem ersten der drei oberhalb liegenden Wasserkraftwerke angekommen, wo das Wasser formschön und glatt über eine Schwelle fließt...​
... und auch ganz schön weit von den Fällen entfernt... wie konnte das nur wieder passieren?​

 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Wir entscheiden uns nun aber doch, unseren ursprünglichen Plan "Wir folgen mal der Straße, irgendwann muss es ja auch hier wieder auf die obere Ebene zum Hotel gehen." zu verwerfen und allmählich mal den Rückweg anzutreten. Aufgrund des schönen Wetters haben wir uns nämlich zwischenzeitlich noch spontan dazu entschieden, noch nach Niagara on the Lake zu fahren. Auch in der leisen Hoffnung, dass ich dort endlich ein Eis bekomme, inzwischen ist es schließlich früher Nachmittag und etwa 15 °C. Vorher fotografiere ich noch den etwas bizarren Anblick einiger toter Bäume im Wasser und eines Industriegebiets mit kuppelartigem Bauwerk auf amerikanischer Seite des Niagara Rivers.
Am Wasserkraftwerk überqueren wir die Straße und wandern über den dahinter liegenden Parkplatz zurück, in der Hoffnung, doch noch auf eine Treppe oder einen Fußweg nach oben zu treffen.

Links im Bild unser Hotel​

Wir sind erfolglos und irgendwann kommen wir wieder an der Brücke zum Besucherzentrum und der Zahnradbahn an.
Da wir wirklich keine Lust mehr haben, quer durch den Ort zur einzigen Straße nach oben zu laufen und wir ja noch einen spontanen Ausflug "geplant" haben, kapitulieren wir und begeben uns zur Seilbahnstation. Dort wollen wir - in weiser Voraussicht des herrannahenden Abends und der Tatsache, dass ich ja im Dunkeln nochmal zum Fotografieren der beleuchteten Fälle mit Stativ nach unten möchte - dann eben gleich ein Gaztagesticket kaufen. Zum Glück weist uns der ausgesprochen nette Ticketverkäufer darauf hin, dass die Bahn im Winter (ach da war ja was) nur bis 18 uhr fährt und sich daher die Tageskarte nicht lohnt, wenn man nur abends nochmal runter möchte. Wir kommen noch ein wenig ins Gespräch, wir erwähnen, dass wir eigentlich gehofft haben, am Wasserkraftwerk auf der Straße nach oben laufen zu können. Gut dass wir es nicht versucht haben, er sagt, es sei sogar mit dem Auto eine zehnminütige Fahrt. Außerdem verkündet er im Rahmen unserer Unterhaltung, dass es ja zur Zeit viel zu warm sei, und sie sonst im Februar "inches of ice" an den Fällen hätten. Ja danke, genau da swollte ich hören, während ich in meiner Winterjacke schwitzend hier stehe, und es seit gestern nicht einmal geschafft habe, ein Eis zum Essen bekommen.

Wir fahren mit der Bahn nach oben, holen unser Auto vom Hotelparkplatz und fahren nach Niagara on the Lake. Ein sehr hübsches Städtchen:


Wir bummeln ein wenig durch die Hauptsraße und stoßen tatsächlich nach kürzester Zeit auf eine Filiale der Rocky Mountain Chocolate Factory. Diese kennen wir schon aus unseren Besuchen an der Westküste (kein Wunder, Firmensitz ist Burnaby, B.C.) und wir decken uns nicht nur mit Schokolade für zu hause ein, ich bekomme auch endlich mein lang ersehntes Eis. Zufrieden laufen wir weiter durch den Ort bis hinunter zum Ontariosee und ich fotografiere mal eben Fort Niagara auf der US-Seite des Sees.
Hocherfreut (wir sind doch ein wenig klebrig vom Eis) finden wir ein Toilettenhäuschen direkt am See, das aber leider, wie alle anderen bis auf eines mitten im Ort, saisonbedingt geschlossen hat. Es hat halt auch Nachteile, in der Nebensaison zu reisen: es gibt weniger Eis und weniger Toiletten. Weil das Wetter noch eingermaßen gut ist und wir eigentlich erst zum Abendessen und zum Anblick der beleuchteten Fälle wieder in Niagara Falls sein wollen, fahren wir die ausgeschilderte Küstenstraße zurück, vorbei an Weingütern (die Region hier ist nämlich eines von Kanadas Weinanbaugebieten), riesigen Villen mit Seeblick und halten zwischendurch am ein oder anderen Aussichtspunkt, hier mit Blick auf den Niagara River:
Wir nähern uns langsam wieder Niagara Falls, es wird wieder ein wenig touristischer (hier befindet sich auch die Floral Clock, die im Winter allerdings wenig spektakulär ist) und ab und an bieten sich auch interessante Ausblicke auf die gegenüberliegende, US-Amerikanische Seite:
Ein Wasserkraftwerk (dass vom Baustil her ziemlich kommunistisch wirkt...irgendwie lustig)...​
... und interessante Gebäude daneben.​
Irgendwann erreichen wir den Whirlpool, wo das Wasser des Niagara Rivers durch den Schwung der Fälle auf das gegenüberliegende Ufer trifft, dieses abträgt und dann wieder rechtwinklig weiterfließt (würde man die beiden unteren Bilder nebeneinander legen, hätte man ziemlich genau ein Panoramabild des Whirlpools und des Flussverlaufs):​
Wie schade, dass Winter ist, sonst könnten wir jetzt mit dieser überaus vertrauenserweckenden Seilbahn über den Whirlpool schweben. Naja, vielleicht nächstes mal, wenn wir auch den Fassverleih gefunden haben ;-)​
Wieder am Hotel angekommen, beziehen wir unser Zimmmer mit guter Aussicht auf die kanadischen Fälle...​
... packen schonmal Kamera und Stativ ein und begeben uns zum Burger-Restaurant "The Works". Kulinarische Highlights wollten wir in einem Ort wie Niagara Falls gar nicht erst suchen, aber der Burgerladen wurde extrem gut im Internet bewertet und las sich auch von der Karte her recht originell. Scheint eine Kette zu sein und ist auch innen sehr originell eingerichtet, man kommt sich ein bisschen vor wie auf einer Baustelle. Da wir mit dem Auto unterwegs sind, gibt es heute mal Cola zu trinken, wenigstens kommt diese als Free Refill und in einem vernünftig großen (Mess-)Becher:
Der schicke Salzstreuer springt uns auch gleich ins Auge.​
Nach ausführlichem Studium der Speisekarte entscheide ich mich für den Smokey Mountain mit extra karamellisierten Zwiebeln:​
Mein Mann nimmt den Gettin' Piggy with it:​
Dazu einen Ceasars Salad, mindestens einmal muss ich den in Nordamerika essen, und ich hatte noch keine Gelegenheit dazu. Alles wird in einer schicken Zinkwanne im Baustellendesign serviert. Ich finde es lustig, noch dazu sind die Burger ausgesprochen gut. Pappsatt und eigentlich todmüde von dem langen Tag gehen wir wieder zum Auto und fahren runter zum riesigen Parkplatz an den kanadischen Fällen, den wir am Nachmittag bereits durchwandert haben. Ein Vorteil der Nebensaison: abends kostet es keine Parkgebühren mehr (nachmittags wären es doch schlappe 10 CAD gewesen). Wir schultern Stativ und Kamera und begeben uns zu den Fällen, wo ich so lange das Lichtschauspiel fotografiere, bis uns kalt wird und wir ins Hotel zurück gehen. Ich lasse hier einfach zum Abschluss die Bilder für sich sprechen.​














 
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aib

Erfahrenes Mitglied
18.01.2015
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MZ
Im Rahmen eines Auslandssemester bin ich derzeit in Grand Rapids, Michigan und war kurz vor Euch an den Fällen (17.2) und in Toronto (18.2). Als Tipp für alle die noch nicht da waren: der Helikopterflug an den Fällen war sein Geld mehr als wert.
Von Winter kann man wirklich nicht sprechen. In Kanada als auch in Michigan ist es derzeit viel zu warm und es liegt kein Schnee.
Euch jedenfalls noch eine gute Weiterreise!
 
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shauri

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Danke Euch, wir sind leider schon wieder zu hause. Aber es kommen noch 3 Tage...und Schnee!
Über den Helikopterflug haben wir auch nachgedacht, haben uns dann aber entschieden, lieber noch etwas mehr von der Umgebung anzuschauen, wenn wir schonmal da sind und das hat sich für uns auch sehr gelohnt.
 
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shauri

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24.02.2017
Akt 2: (Nicht nur) Niagarafälle
Wir wachen auf und die Fälle sind weg. Zumindest sind sie aus unserem Hotelzimmerfenster nicht mehr zu sehen:
Gut, denken wir uns, gehen wir eben erstmal gemütlich in das Restaurant neben dem Hotel frühstücken. Die Portionen sind riesig, die Qualität ist... sagen wir mal: genau so, wie ich es in einer Touristenhochburg erwartet hätte. Dafür ist die Bedienung extrem nett und nimmt mein komplettes Frühstück von der Rechnung, nachdem ich meine Spiegeleier aufgrund der Maserung auf der Unterseite, die auf eine nicht wirklich saubere Pfanne schließen lassen, dankend zurückgehen lasse. Aber der Kaffe ist gut.
Langsam lichtet sich der Nebel. Als wir im Hotel auschecken, sind auch die Fälle zumindest wieder sichtbar:
Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, da wir erst um 17 Uhr in Toronto am Flughafen unseren Mietwagen zurückgeben und einchecken müssen, aber irgendwie auch nicht so richtig Lust, den kompletten Tag an den Fällen zu verbringen, nachdem wir gestern schon so super Wetter hatten, und ich mich fotografisch in Bezug auf die Fälle eigentlich ziemlich ausgelastet fühle. Der Ort selbst ist auch nicht so reizvoll, als dass wir jetzt hier noch einen halben Tag totschlagen wollen würden. Aber da die Uferstraße in Richtung Niagara on the Lake so schön war, kann man diese ja auch mal in die andere Richtung ausprobieren. Außerdem sind es nur etwa 25 km nach Fort Erie und damit zum Eriesee, damit könnte man ja noch einen zweiten der großen Seen neben dem Ontariosee mitnehmen. Wir fahren also los, wieder entlang des Ufers des Niagara Rivers in die andere Richtung, auch hier stehen tolle Villen. Allein die Aussicht, auch auf den Fluss, der teilweise noch mit sehr mysthisch wirkendem Nebel bedeckt ist ist wunderschön. Wir fahren erstmal gemütlich ohne groß anzuhalten und genießen einfach die Landschaft und unseren letzten Tag in Kanada. Letztendlich gibt es dann aber doch einen Fotostop auf dem Weg nach Fort Erie, an einem kleinen Steg mit einer Trauerweide muss ich ein paar Bilder machen. Nur der Nebel hat sich inzwischen hier weitgehend gelichtet, schön ist es trotzdem.
Wir fahren weiter nach Fort Erie, wo wir hinter einem Denkmal, dass auch irgendwo in Frankreich stehen könnte, unser Auto parken und ein wenig an der Uferpromenade entlangspazieren.
Auch hier sorgen Licht und schwindender Nebel für schöne Aussichten:​


Peace Bridge​

Parklandschaft in Fort Erie



Blick nach Buffalo, USA​

Ein bisschen Nebel schleicht noch über den Weg am Ufer.​
Wenn wir schon einmal in Fort Erie sind, sollten wir natürlich auch noch gleichnamiges Fort besichtigen. Natürlich sind Museen und Gebäude wie so vieles hier "Closed for the Season", aber freundlicherweise sind Toiletten und Außenanlagen des Forts geöffnet. Wir nutzen also die Gelegenheit, ich besichtige kurz die Toiletten und danach drehen wir eine kleine Runde durch den das Fort umgebende Park.​
Spätestens hier geht uns wieder auf, dass es viel zu warm und frühlingshaft ist - dass wir zwischenzeitlich die Jacken abgelegt haben, war ja noch selbstverständlich - aber als wir die dicken Knospen an der Magnolie sehen, sind wir doch noch einmal erstaunt:
Wir machen uns so langsam auf den Rückweg und halten noch an einem kleinen Park mit Steg, von dem aus man eine interessante Sicht auf Niagara Falls hat.

Der Rest ist schnell erzählt: Wir fahren, weil wir immer noch früh dran sind, soweit es geht, die Uferstraße über Niagara on the Lake zurück Richtung Toronto, machen unterwegs noch einen obligatorischen Stop bei Tim Hortons und gönnen uns Doughnuts mit Ahornsirupglasur und fahren die restliche Strecke über den Queen Elizabeth Highway zum Flughafen. Dort geben wir das Auto zurück, was - wie immer bei Alamo - vollkommen entspannt und unkompliziert verläuft. Man scheint dort immer mehr damit beschäftigt zu sein, den Kunden nach seiner Zufriedenheit zu befragen, als zu kontrollieren, ob der Wagen noch in Ordnung ist.
Wir geben unser Gepäck auf und begeben uns in die Plaza Premium Lounge, die anscheinend überwiegend asiatischen Fluglinien zur Verfügung steht. Hat den Vorteil, dass wir uns eine extrem leckere, scharfe Glasnudelsuppe mit verschiedenen Fischküchlein frisch zubereiten lassen können. Für die nötige Bettschwere gönnen wir uns noch einen Gin Tonic und warten auf unser Flugzeug. Dieses trifft mit fast zwei Stunden Verspätung ein, da am Nachmittag in Island aufgrund eines schweren Sturms alle Flüge mindestens zwei Stunden zu spät gestartet sind. Ich verfolge die Ankunft unserer Maschine auf Flightradar und genau in dem Moment, als ich zu meinem Mann sage, jetzt müsste sie landen und dann hier vorbeikommen, sehen wir einen grellen Blitz und hören einen lauten Knall. Ok, denken wir uns, entweder, das ist jetzt das vorhergesagte Gewitter, oder die Maschine ist gerade abgestürzt. Da wir weder Feuerwehr, noch Sirenen hören und unsere Maschine auch kurz darauf unbeschadet an unserem Fenster vorbei rollt, sind wir ersteinmal beruhigt und hoffen, dass der Blitz nicht gerade unsere Machine getroffen hat. Zwischenzeitlich hat es noch ein paar mal gedonnert, aber bis zu unserem etwa 30 Minuten verpäteten Boarding hat sich das Gewitter zum Glück verzogen.
Wir besteigen also die Maschine und der Abflug verzögert sich weiter, weil einige Leute offenbar nicht in der Lage sind, ihr Handgepäck zügig zu verstauen bzw erst die Leute, die weiter nach hinten müssen, vorbeizulassen. Selbiges wird auch mehrfach von dem inzwischen sichtlich genervten Kabinenpersonal durchgesagt, während sich die Leute weiterhin gut sichtbar aus unserem Fenster in dem Finger zum Boarding neben uns stauen. Selten haben wir ein SO langsames Boarding erlebt. Gut wir sitzen immerhin schon warm und bei einem Glas Sekt nicht allzu trocken, aber man will ja irgendwann mal los.
Nach dem insgesamt etwa eine Stunde verspäteten Start bekommen wir dann noch die Nachwirkungen des Gewitters zu spüren, und kurz nach dem Abschalten der Anschnallzeichen und Beginn des Service werden selbige wieder eingeschaltet und der Pilot sagt noch 10 bis 15 Minuten Turbulenzen an. Dafür haben wir zwischenzeitlich noch einen interessanten Blick auf die Spitze des CN Towers, die ganz alleine aus der tiefhängenden Wolkendecke herausragt. Leider bin ich zu langsam, um ein Foto zu machen. Zwischenzeitlich sind wir schon etwa eine Stunde unterwegs und ein gutes Stück weiter nördlich und ich entdecke am Himmel ein leicht grünes Glühen, das deutlich stärker wird und sich als Nordlichter entpuppt. Diese eignen sich allerdings nicht wirklich zum Fotografieren, zumal das Flugzeug immernoch kräftig wackelt und ich daher nicht an meine Spiegelreflex oben im Gepäckfach komme. Aber immerhin, wäre der Punkt "Nordlichter auf dem Rückflug sehen" schonmal abgehakt. Das Flugzeug wackelt derweil fröhlich weiter, der Pilot sagt weitere 20 Minuten Turbulenzen und damit Verzögerung beim Abendessen an, worauf ich beschließe, auf mein Abendessen zu verzichten (schliesslich hatte ich ja nach dem Start noch ein Schälchen von diesem leckeren Karamellpopcorn, das muss reichen) und schlafe recht schnell mit dem sanften grünen Glühen am Horizont und dem nicht ganz so sanften Schauken des Flugzeugs für die nächsten drei Stunden ein.
 

shauri

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25.02.2017
Akt 3: Island - endlich Winter
Nach etwa drei Stunden erstaunlich tiefem Schlaf wache ich gegen 7 Uhr isländischer Ortszeit auf und sehe zuerst einmal noch ein paar Polarlichter aus dem Flugzeugfenster, deren Anblick ich einfach noch ein wenig genieße, bis wir in den Landeanflug auf Keflavik übergehen und man mir immerhin einen Orangensaft, einen Kaffe und ein Minicroissant reicht. Wir erleben Keflavik nun endlich mal nicht bei Nieselregen, sondern bei starkem Wind, leichtem Schneefall und gefühlt saumäßiger Kälte. Genau das wollten wir ja schon die ganze Woche. Wir holen unseren Mietwagen ab und treiben (da wir gelesen haben, dass Budget bei der Rücknahme extrem pingelig sei) die Mitarbeiter ein wenig zur Verzweiflung, indem wir JEDEN Kratzer auf dem Auto kartieren und per Foto dokumentieren. Am Ende finden wir etwa dreimal so viele Kratzer wie im ursprünglichen Übergabeprotokoll stehen. Vermutlich ist das der Grund, wieso die Kanadier direkt bei Übernahme sagen, bitte markieren Sie nur Beulen, die größer als ein Golfball sind.
Wir haben uns - wie auch im Sommer - für ein Mittelklasse SUV mit Allrad und Spikes entschieden. Die Frau muss ja immer für alles gerüstet sein. Diesmal ist es ein Nissan Qaschqai, fährt sich auch gut. Wir witzeln noch, dass wir bei dem bisschen Schnee keine Spikes gebraucht hätten, aber sicher ist sicher, man muss ja bekanntlich auf Island wettertechnisch mit allem rechnen.
Jetzt müssen wir uns erstmal ein paar Stunden wachhalten, bis wir gegen 15 Uhr in unser Hotel einchecken können. Macht ja auch Sinn in Hinblick auf das Jetlag, auch wenn wir damit bei nur fünf bis sechs Stunden eher wenig Probleme haben bisher. Die Nacht war halt einfach ziemlich kurz, aber vorhanden. Wir wollen zunächst zum Perlan, dem Warmwasserspeicher von Reykjavik, der gleicheitig auch als Aussichtspunkt dient. Irgendwie ist dieser im Sommer spurlos an uns vorübergegangen. Auf dem Weg zum Perlan machen wir noch einen kurzen Abstecher zur blauen Lagune, nicht zum Baden, dazu ist sie uns einfach zu teuer und zu überlaufen, aber die außen liegenden Wasserbecken sollen auch so in der Lavalandschaft sehr schön anzuschauen zu sein. Außerdem ist es dort tierisch kalt und windig, was uns erstmal gut wach hält (und meine Finger beim Fotografieren fast zum abfrieren bringt). Schön ist es jedenfalls:





Nachdem die Finger halbwegs aufgetaut sind, fahren wir weiter zum Perlan. Aufgrund der offenbar doch vorhandenen Müdigkeit habe ich wohl im wahrsten Sinne des Wortes verpennt, ein Foto des Bauwerks von außen zu machen. Nunja, die Aussicht war jedenfalls toll, insbesondere Licht und Wolken haben tolle Wirkung. Außerdem kann ich mich hier wenigstens über die Aussicht mit ein wenig Schnee freuen.

Blick nach Reykjavik​


Hallgrímskirkja​

Langsam ist es Mittagszeit und insbesondere mein Magen beschwert sich über das fehlende Abendessen und winzige Frühstück. Auch der unterwegs besorgte Kaffe mit Schokoriegel schaffte nur bedingt Abhilfe. Also auf nach Reykjavik und etwas zum Mittagessen gesucht. Ich will natürlich Kabeljau, mein Mann nur was kleines, das vereinfacht die Suche nicht unbeingt aber irgendwann werden wir in der Nähe des Hafens fündig. Unterwegs noch ein paar Ecken von Reykjavik fotografiert, wo wir im Sommer nicht unterwegs waren, alles zwischen Hafen und Fußgängerzone:​





Das Wetter wechselt wie man sieht zwischen kalt, windig, sehr windig (zum Glück haben wir den Sturm gestern verpasst), traumhafter Sonne und leichtem Schneegestöber. Egal, es ist Winter, ich freue mich und dokumentiere den leichten Schneefall im Selbstversuch auf dem Weg zum Auto:
Aufgrund der dicken Augen und der fortgeschrittenen Uhrzeit (es ist inzwischen immerhin etwa 14 Uhr), fahren wir gemütlich los Richtung Mosfellsbær, wo wir uns für 2 Nächte im Hotel Laxnes einquartiert haben. Dort werden wir freundlich empfangen, können unser Auto direkt vor dem Zimmer abstellen und legen uns erstmal bis zum Abend eine Runde hin. Vorher dokumentiere ich allerdings noch die (wie ich zu diesem Zeitpunkt und nach der Erfahrung in Kanada glaube) extrem winterliche Aussicht aus dem Zimmerfenster:
Abends genehmigen wir noch bei Subway um die Ecke etwas zu essen und freuen uns über den inzwischen recht konstanten Schneefall. Noch ein schnell hocherfreutes Winterfoto, wer weiss, wie lange das weisse Zeug liegen bleibt:
Danach fallen wir wieder ins Bett. Gegen vier Uhr wache ich mal kurz auf, schaue aus dem Fenster und denke mir im Halbschlaf "Oh, wir schneien ein." Bevor ich mich wieder umdrehe, und weiter schlafe...
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
26.02.2017
Akt 3: Island - endlich Winter
Gegen 9 Uhr wachen wir auf und schauen aus dem Fenster ... wow ... es hat geschneit. Und wie!
Man einnere sich, gestern sah es vor unserem Fenster noch so aus, und ich habe mich riesig über ein bisschen Schnee gefreut:
Heute sieht es SO aus:

Gut, ich bin ja flexibel, freue ich mich eben heute riesig über viel Schnee. Sehr viel Schnee. SO hab ich mir Winter vorgestellt. Währenddessen schaut mein Mann zur Haustür raus und verkündet, man habe wohl über Nacht unser Auto durch einen Schneehaufen ersetzt. Hmja, so muss es wohl gewesen sein...​
Ok, darum kümmern wir uns später, erstmal schnell zum Frühstück, so lange es noch etwas gibt, es ist schon nach halb zehn. Danach kann man immernoch anfangen, das Auto auszugraben, man kommt bei 50 cm Neuschnee ja sowieso erstmal nirgendwo hin. Aber hey, ich wollte ja WINTER! Nach dem Frühstück ein paar schöne Winterbilder gemacht, auf denen man die Schneemenge schonmal ganz gut erkennen kann. Man weiss ja nicht, wie weit wir heute noch kommen.

Frisch gestärkt und hochmotiviert machen wir uns daran, unser Auto auszugraben. Momentan kann man eh nichts anderes machen, geräumt sind gerade mal die Hauptstraßen, auch das Laufen im 50 cm hohen Schnee ist wahnsinnig anstrengend. Aber wenn wir es jetzt erledigen, können wir nachher, wenn geräumt ist, direkt los oder zumindest zu Fuß etwas Nettes unternehmen. Also, auf gehts, ich befreie das Auto vom Schnee, während mein Mann selbigen um das Auto herum wegschaufelt und so einen Pfad um das Auto freilegt. Nach etwa anderthalb Stunden Arbeit haben wir es geschafft:
Wir wagen uns auf eine kleine Expedition bis zur Strasse und stellen fest, dass inzwischen auch die Fußwege begehbar sind, auch wenn man weiterhin keine Chance hat, das Auto vom Parkplatz zu bekommen. Dieser soll aber bis zum Nachmittag geräumt sein.
Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg und genießen die Winterlandschaft eben auf einer 5 km langen Runde durch Mosfellsbær. Schließllich können wir jetzt, wo wir den Wintertraum endlich gefunden haben, unmöglich nur im Hotel sitzen.





Auf dem Rückweg besorgen wir uns im Supermarkt um die Ecke ein paar Sandwiches, eine Zimtschnecke und einen Doughnut, schliesslich muss man bei Schnee und Kälte ja bei Kräften bleiben. Währenddessen fährt ein kleiner Schneepflug vor und räumt endlich unsere Parkplatzeinfahrt. Nach der Konsultation von www.road.is | The Icelandic Road and Coastal Administration stellen wir fest, dass die Strasse bis
Þingvellir inzwischen geräumt und befahrbar ist. Also beschließen wir spontan, dorthin zu fahren. Trotz der geräumten Straßen sind wir inzwischen froh über den Allrad mit Spikes, es begegnen uns wenige andere Autos, und manche davon stecken auf verschneiten Parkplätzen fest. Dennoch ist die Fahrt wunderschön, das Auto fährt dank Spikes auch auf den Schnee- und Eisresten auf der Fahrbahn sicher und stabil. So macht Fahren im Schnee Spaß, den Genuss lasse ich mir nicht entgehen, mein Mann macht derweil Fotos der Winterlandschaft vom Beifahrersitz:


Sicher in Þingvellir angekommen, genießen wir kurz die Aussicht von unten und die Winterlandschaft ...


... und nehmen als erstes den Weg nach oben zum Öxarárfoss, endlich ein Wasserfall im Winter! Zwischenzeitlich fällt mir auf, dass ich natürlich weder Stativ, noch ND-Filter mitgenommen habe, aber es sieht auuch so winterlich und kitschig genug aus.






 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Wir wandern den Weg wieder hinab und genießen die Aussicht und die Tatsache, dass deutlich weniger los ist im Sommer. Man muss sich nirgends großartig anstrengen, um Fotos ohne Menschen zu machen. Schön!



In der Ferne sieht man es dampfen, wie es sich für Island gehört:
Wir nehmen den Weg weiter nach oben zum Aussichtspunkt:​
DSC_0280.jpg

Und bewundern schon vorher die Sicht auf die verschneite Ebene mit den halb gefrorenen Wasserläufen:




Die Weg durch die Schlucht ist fast menschenleer:​

Wir begeben uns zum ersten Aussichtspunkt und genießen den Blick über die Ebene mit Gewässer und Þingvallakirkja. Auch hier, traumhaft wenig los im Vergleich zum Sommer. Und Schnee. Überall. Traumhaft!​




Weiter gehen wir nicht nach oben, es wird uns doch etwas zu steil, da der Weg ziemlich vereist ist und wir leider feststellen mussten, dass die Spikes meines Mannes nicht über seine Wanderschuhe passen. Außerdem ist es inzwischen schon später Nachmittag und man muss ja nicht auch noch unbedingt im Dunkeln bei diesen Wetter- und Straßenverhältnissen zurückfahren. Aber auch der Rückweg bietet noch einige schöne Ausblicke:​


Eiszapfen :)

Wir fahren zurück und die tiefstehende Sonne sorgt noch einmal für einige tolle Lichteffekte und Bilder, natürlich wieder von meinem Mann vom Beifahrersitz gemacht. Wahnsinn, wie unterschiedlich die Licht- und Straßenverhältnisse doch sind. Aber der Nissan liegt bombenfest mit seinen Spikes auf der Straße. Inzwischen sind wir SEHR froh, uns für wirklich ALLE Fälle gerüstet zu haben, sonst hätten wir diese tollen Ausblicke bei wunderbarstem Winterwetter verpasst. Ohne Spikes und Allrad hätten wir uns vermutlich nicht bis nach Þingvellir raus gewagt, zumal die Straßenverhältnisse weiterhin als schwierig angegeben waren. Man sah auch wirklich fast nur wintertaugliche Autos.



Leichte Schneewehen bei tiefstehender Sonne, sah in Wirklichkeit noch viel toller aus.​





So macht man es nicht: Selbst bei diesen Straßenverhältnissen gibt es noch Leute, die meinen, mitten auf der Straße einen Fotostop einlegen zu müssen:

Zurück im Hotel machen wir uns ein wenig frisch und ich fotografiere noch das wunderschöne Abendlicht vom Fenster aus:


Danach begeben wir uns in vermutlich das einzige Restaurant im Ort, das zwar sättigt, aber keine wirklich überragende Küche bietet. Wir gehen früh ins Bett, da um drei Uhr schon wieder der Wecker zum Heimflug klingelt. Egal, ich hatte Winter!
(Nach unserer Heimkehr erfahren wir, dass es sich bei diesem Wintereinbruch um einen Rekordschneefall in der Region um Reykjavik handelte, 51 cm, die nur von 55 cm im Januar 1937 überboten wurden. Quelle: BBC News)
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
27.02.2017
Epilog - Rückflug und Fazit

Wir quälen uns um drei Uhr aus dem Bett und fahren durch die nächtliche Winterlandschaft zum Flughafen. Auch hier ist die Rückgabe des Mietwagens wider erwarten völlig problemlos und unkompliziert. Wir checken ein und gehen in die Saga-Lounge. (Die befindet sich dank Umbauarbeiten plötzlich wo ganz anders als im Sommer. Sehr verwirrend am frühen Morgen.) Immerhin gibt es dort anständigen Kaffee, Saft und ein paar Kleinigkeiten zum Frühstück. Leider noch kein dunggeräuchertes Lamm, wie beim letzten Mal nachmittags. Schade eigentlich. Dafür noch ein Schälchen vom leckeren Karamellpopcorn, wir sind ja zum Glück erwachsen und niemand kann mir Popcorn zum Frühstück verbieten. Dankenswerterweise weist mein Mann mich rechtzeitig darauf hin, dass das DUNKLE Popcorn mit LAKRITZ sei. Danke, ich verzichte, wäre sonst SEHR unangenehm üerraschend für mich am frühen Morgen gewesen, da Lakritz nicht unbedingt mein Lieblingsgeschmack ist.
Der Flug ist pünktlich, Boarding geht diesmal extrem zügig, und eigentlich ist mein Plan, auf das Frühstück zu verzichten und direkt zu schlafen. Dann kommen mir aber diese wunderbaren Ausblicke auf das morgendliche Reykjavik...
... und das verschneite Südisland dazwischen...
...und schwupps steht ein leckeres Frühstück vor meiner Nase:
Nagut, man soll ja nichts verkommen lassen, sogar das Rührei ist für Flugzeugverhältnisse echt gut, der Joghurt mit Granola im Glas eine schöne Idee und außerdem geht Joghurt mit Knusper sowieso immer. Danach schlafe ich aber ziemlich schnell ein (zwischenzeitlich ist es sowieso bewölkt und man sieht nicht mehr viel nach unten) und wache erst kurz vor Frankfurt wieder auf. Also noch ein paar Bilder vom Landeanflug und am Flughafen mit dem Handy durch die dreckige Scheibe gemacht und damit endet unser Kurztrip auf der Suche nach dem Winter auch schon.






Fazit:
Toronto ist wirklich eine Reise wert, es hätte noch viel mehr zu sehen gegeben. Für die Niagarafälle selbst ist ein Tag locker ausreichend, dafür lohnt es sich zumindest bei gutem Wetter, noch das Umland zu erkunden. Ich bin immer noch nicht ganz darüber hinweg, dass es mit dem Schnee und Eis hier nicht geklappt hat, und werde langfristig vielleicht irgendwann mal ganz spontan hinfliegen, wenn es entsprechend kalt dort ist.
Island bei Schnee ist ein Traum, gefällt mir fast besser als im Sommer. Allerdings war es ein absoluter Glücksfall, da gerade Südisland jetzt nicht unbedingt als schneesicher gilt. Nordlichter hätten das ganze noch abgerundet und mich fotografisch sehr gereizt, die Wetterbedingungen Wenn man bei transatlantischen Nachtflügen im Winter ohnehin wach ist, lohnt es sich, die Augen mal nach grünem Leuchten offen zu halten. Fotografieren aus dem Flugzeug ist allerdings schwierig, zumal ich eher nicht meine Spiegelreflex beim Fliegen auf dem Schoß halte.
Unser Jetlag hielt sich auf dem Rückflug in Grenzen, ob das jetzt an dem Zwíschenstop oder an den ohnehin nur 5-6 Stunden Zeitverschiebung lag, die ja im Vergleich zu den 9 Stunden zur Westküste quasi fast nichts sind, sei dahingestellt. Ich kann sowieso inzwischen im Flugzeug wunderbar schlafen, also war es für mich einfach nur eine kurze Nacht.
Wir würden es auf jeden Fall wieder so machen!