Ins Paradies nach Palau über Taipei

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ptoctan

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01.07.2013
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Hallo liebes Forum,

hier nun auch von mir ein Reisebericht vom letzten Jahr.

Vorgeschichte
Vor einigen Jahren habe ich in einem Kalender ein Bild der Rock Islands von oben gesehen und entschieden, unbedingt einmal selber dorthin zu reisen.
Waren es früher meist um die 800€, gab es dann immer regelmäßiger Angebote ab 600€ - bis ich von einem Nichtberechnen der YQ von CI bei Buchung über Hong Kong las. Also nicht lange nachgedacht, und sofort gebucht: AMS-BKK-TPE-ROR-TPE-BKK-AMS.

Leider wurde der Flugplan ab AMS ausgedünnt, so dass mein Hinflug nach hinten verschoben wurde. Eine Umbuchung auf CZ oder SU nach BKK und von dort weiter wurde leider abgewiegelt, trotz Zitierens der EU-Regularien und direktem Kontakt mit dem Supervisor. Nun ja, da ich kaum etwas bezahlt hatte wollte ich mich nicht beklagen und willigte ein, statt ab AMS über BKK direkt FRA-TPE zu fliegen. Immerhin durfte ich mir einen Sitzplatz kostenlos reservieren, und ab FRA war die nagelneue 777 statt dem A343 im Einsatz.

So sah der Flugplan dann aus:

Über 16000 Meilen, und keine einzige davon von bei flying blue anrechenbar...

Nach vieeelen Mails war auch der Rest der Reiseplanung getan: couchsurfing beim kurzen Aufenthalt in Taipei, mit dem state boat (das zum Glück genau an dem Wochenende fuhr) nach Kayangel für ein paar Tage, dort camping, noch nach Peleliu und wieder über Koror zurück.

Hinreise
Anreise nach FRA war per Bahn und ereignislos. Check-In ging schnell, da mich eine Mitarbeiterin direkt zum Schalter holte und ich so der durch die halben Halle reichender langen Schlange taiwanesischer Senioren entging :D Brenzlig wurde es nur wieder kurz, als ein Gepäckstück lange unbeobachtet blieb, und es trotz Ansage mehrere Minuten brauchte den Besitzer zu identifizieren. Ich war gefühlt einer der handvoll Europäer auf dem Flug, und hatte einen sehr netten älteren Taiwanesen neben mir, der mir ein wenig von seiner Europareise erzählte.

777 nebenan, die Vorfreude stieg


Essensbilder liefere ich noch nach. VOML war vorbestellt, bis auf das auf FRA-TPE leider etwas enttäuschend.

Die Flugroute war interessant. Statt direkt über die Volksrepublik ging über Indien, Thailand und Hong Kong. Also nicht komplett umflogen, aber doch fast.

Hier über Hong Kong


Sonnenaufgang über dem Südchinesischen Meer


Direkt nach der Ankunft traf ich mich mit meinem Host. Leider musste er an dem Tag arbeiten, so dass ich hundemüde (konnte kaum schlafen) alleine in die Stadt fuhr.


Taipei
Besonders spannend fand ich die Millionstadt nicht, dafür aber sauber, bezahlbar und die Menschen sehr nett: als ich zwei mal etwas verwirrt vor den Busfahrplänen stand (da doch nicht alles international ausgeschildert ist), kamen sofort ältere Herren und haben mir in gutem Englisch ausgeholfen :)

Ein Highlight war die Memorial Hall des taiwanesischen Nationalhelden Chiang Kai-shek:


Der wunderschöne Longshan-Temple (ich liebe immer den Kontrast zwischen Hochhäusern und historischen Gebäuden)


Die wohlriechende Herbal Line in der Nähe


Straßenszenen




Zum Taipei 101 ging es natürlich auch, wobei ich nicht auf die Aussichtsplattform ging (viele Wolken!)


Gegen Abend traf ich mich wieder mit meinem Host, wir fuhren in die Vorstadt, aßen etwas leckeres in einem vegetarischen Restaurant und ich verschaffte mir einen Überblick über die hiesige Braukunst. Das als Geschenk mitgebrachte Bier von zuhause überzeugte uns beide jedoch mehr :D




Über den Pazifik
Etwas müde ging es am nächsten Morgen wieder zum Flughafen, der mir (wie die meisten neuen asiatischen Flughäfen) sehr gefallen hat. So gab es vor der security eine Art Waschbecken zum Ausleeren der Flaschen und dahinter wieder Wasser, Räume mit verschiedenen Themen wie Sport, Postwesen, Kino etc. in Taiwan, Hello Kitty, Raucherterassen mit Frischluft, ein Fitnessstudio und noch diesen Orchideenbereich:


In einer komplett ausgebuchten 738 ging es dann fast pünktlich los, hier der Hello Kitty-Flieger der Konkurrenz:


Anflug war zum Glück wieder von Südwest, so dass ich den Inselstaat noch von oben bewundern konnte


 

ptoctan

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Koror
Meine wunderbare Laune konnten auch die rigorosen Zöllner (nur genau 20 Zigaretten!), mein mies gelaunter Taxifahrer, die dreckige Unterkunft, prähistorische Internetgeschwindigkeiten und Touriinsel-typische Preise in den nächsten Tagen nicht vertreiben. Das schafften erst die Mücken, aber dazu später mehr.

Angekommen genoß ich die letzten Sonnenstrahlen mit tropisch-feuchter Luft


Als Unterkunft hatte ich bei einem Gueshouse in der Nähe des Docks nach Kayangel nachgefragt, ob ich nicht einfach mein Zelt aufschlagen könne. War eine gute Entscheidung, die Kakerlaken haben das Haus nicht verlassen :-D


Nachdem nach mehreren Minuten Wartens im Internetcafé meine Mailseite immer noch nicht geöffnet war, versuchte ich es anders, und durfte beim Minimarkt nebenan das Wifi mitbenutzen. Hier war immerhin Chatten möglich. Habe dafür bis zum Ende dort immer Bier etc. geholt.


Airai
Am nächsten Morgen ging es nach Airai auf die Hauptinsel, um einen Nachbau eines historischen Bai zu besichtigen. In diesen Häusern versammelten sich die ältesten Männer, wenn politische Entscheidungen zu tätigen waren. Interessanterweise ist die Gesellschaft an sich jedoch matriachalisch aufgebaut; das Land etc. besitzen nur die Frauen.




Ein durch und durch hübsches Gebäude mit abwechslungsreichen Bemalungen


Hibiskusblüte


Schmetterling


Von hier lief ich weiter zur Bucht. Krokodile gäbe es dort direkt wohl nicht sehr viele, nur in die Nähe der Mangroven solle ich nicht schwimmen.


Unterwasser war es etwas enttäuschend. Sehr viele Schwebstoffe, und das Christkind hat auch hier seine Spuren hinterlassen.






Die kleine vorgelagerte Insel






Als die Sonne langsam unterging schwomm ich zurück, und kam mit ein paar dort angelnden Palauanern ins Gespräch, die mich gleich auf ein Bier einluden. Aus einem wurden mehrere, sie zeigten mir dieses alte Kampf-Kanu


und wir fuhren zum Sonnenuntergang zur Japanischen Freundschaftsbrücke (die vorige war eingestürzt).




Ich lernte unheimlich viel über das Inselleben, die (ja auch deutsche) Geschichte und die Auswanderpläne.
Was für eine Gastfreundschaft! :)
 

ptoctan

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01.07.2013
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Am nächsten Tag ging es zum T-Dock, da von dort das monatliche state boat nach Kayangel abfuhr.

Vorbei ging es an Mangrovenwäldern, bewaldeten Hügeln und einzelnen Häusern, bis wir irgendwann das Land hinter uns ließen.

Nach einer kurzen Weile erschienen dann die ersten Palmen am Horizont, und die Inseln des Atolls kamen immer näher.




Ich war im Paradies gelandet!


War für mich, der noch nie in Mikronesien/Polynesien gewesen ist, ein ergreifender Moment :)



Kurz darauf dockten wir in Kayangel (Bevölkerung: 140) an, und ich besprach mit dem Ranger das Campen. Er empfiehl mir aber, mit der Kanuüberfahrt noch bis zur Ebbe zu warten, so dass ich erst einmal die Insel ein wenig besuchte.










Die Westseite ist noch etwas "zerfleddert" vom letzten großen Hurricane


Am Nachmittag fuhr ich dann mit dem Kayak auf die Nachbarinsel (Bevölkerung: nur ich)


und baute mein Zelt auf.


Wunderschöner Sonnenuntergang


Nun kamen jedoch die Moskitos ins Spiel... Selbst im Wind am Strand stachen sie einen non-stop. DEET? Pff, uninteressant. Ich verkroch mich also in mein Zelt und kam erst wieder heraus, als die Sonne weit oben stand und es für die Mistviecher zu heiß wurde.

Mein Frühstück fiel aus, da die Einsiedlerkrebse etwas schneller waren als ich.


Zum Glück hatte ich genug Dosennahrung eingepackt, und essbare Früchte gab es auch einige.

Nach einem kurzen Regenschauer machte ich mich auf eine Kanutour zu den beiden noch südlich gelegeneren Inseln auf. Bilder gibt es leider keine, da meine Kamera sich entschied, genau jetzt den Geist aufgeben zu müssen.

Zum Schnorcheln war es schön. Viele einzelne Korallenriffe mit Seegras, Mördermuscheln und einer Schildkröte. Die brütende Hitze wurde jedoch sehr unangenehm, so dass ich bald wieder zurück fuhr und den Rest des Tages las und die Atmosphäre genoß.

Zurück nach Koror
Am nächsten Morgen fuhr ich wieder zurück, schnorchelte noch etwas, und wartete auf dem Dorfplatz auf das Boot. Es gab frisch gefangenen Nashornfisch.


Liebend gerne wäre ich noch länger geblieben! Das Inselleben ohne Internet viel Natur hat mich (zumindest temporär) begeistert. Leider sollte das nächste Boot zurück erst in mehr als 2 Wochen fahren, so dass es keine Option war.
Zelten würde ich jedoch nicht mehr:D
 

ptoctan

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01.07.2013
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Da mir Koror überhaupt nicht zusagte (praktisch eine lange Straße mit asiatischen Hotels, Regierungsgebäuden und ein paar Restaurants) machte ich mich auf zum südlichen Dock, von wo die Boote nach Peleliu fahren.

Im Nachhinein hätte ich es jedoch anders planen sollen, und mit den Missionaren zum Peleliu Airfield fliegen sollen... Naja, vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal auf die Inselgruppe.

Peleliu
Die Bootsfahrt durch die Rock Islands war zwar ganz hübsch, aber im Vergleich zu Kayangel nicht mehr sonderlich begeisternd. Auch waren an jedem größeren Strand gleich mehrere Boote mit Touristen. Immer diese blöden Touris :p






Peleliu war einer der blutigsten Austragungsorte des Zweiten Weltkriegs im Westpazifik, und mehrere tausend Soldaten starben auf beiden Seiten. War etwas komisch für mich am Strand zu schnorcheln, wenn neben mir ein gewaltiger Anker im Sand lag, dessen Kette zu seinem untergegangen Schiff sich ins immer dunklere blau durch die Korallenberge schlängelte. Wäre ein gewaltiges Bild geworden, wenn meine :censored:-Kamera nicht den Geist aufgegeben hätte...

Untergebracht habe ich mich in einem Bungalow am etwas schlammigen (und ebenfalls mückenverseuchten) Orange Beach.




Die näher kommende Regensaison machte immer mehr auf sich aufmerksam, so dass ich nur eine kleine Tour an den Scarlet Beach machte.


Autoentsorgung...


Das wohl bekannteste Fotomotiv von Peleliu: eine japanische Zero




Es gibt wohl noch mehr Überbleibsel des Krieges, aber da es wieder schüttete ging ich zurück in den Bungalow.
Pünktlich zum Sonnenuntergang klarte es wieder auf.
Der stille Ozean!


Es geht zurück
Am nächsten Morgen fuhr ich wieder nach Koror. Eigentlich wollte ich mir unbedingt eins der schönen Nummernschilder als Andenken kaufen, aber genau an diesem Tag war irgendein Feiertag und daher alle Behörden zu.

Etwas größeres Boot im Hafen:

Faszinierend fande ich, dass selbst hier der Meeresboden noch voller Korallen war.

Alte amerikanische Feuerwehrautos


In Tapei übernachtete ich wieder bei dem gleichen Host, und flog am Folgetag mit diesem Baby nach Bangkok.


Aufgrund eines Sturms mit mehrminütigem Stromausfall im Flughafen kamen wir erst arg verspätet los, so dass ich in Bangkok nur noch einen stark verkürzten Aufenthalt hatte.
Für ein Pad-Thai an einem Straßenstand hat es zum Glück trotzdem gereicht.




Flug nach AMS war dann ereignislos, habe die meiste Zeit geschlafen.


Fazit
Alles in allem eine meiner Lieblingsreisen bisher!

Gerade das Robinson-Crusoe Feeling auf dem Atoll und die herzliche Gastfreundschaft haben es mir sehr angetan, so dass ich unbedingt noch mal nach Mikronesien möchte.

China Airlines fand' ich auch ganz ansprechend, und Taipei für einen kurzen Stopp durchaus empfehlenswert.
 

Pushback

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Ein sehr schöner Bericht. Deine Bilder fesseln mich. Daher wollte ich dich fragen: Was hast du für eine Kamera genutzt?
 

MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Danke für deinen Reisebericht. Mit Zelt auf einer einsamen Insel übernachten, mal was völlig anderes hier im Forum, wo man generall nur 5+x-Sterne-Kettenhotels nimmt und zu 120% in FÖÖÖRST fliegt. (y)


Was war eigentlich für ein Essen in der Plastiktüte worüber sich die Krebse hermachen?
 

ptoctan

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01.07.2013
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Vielen Dank, freut mich! :)


Die Bilder von Airai habe ich mit einer alten Samsung NX100 und Kitobjektiv gemacht, beim Schnorcheln aus einer Dicapac Unterwassertasche.

Der ganze Rest mit einem LG G4. Dank OIS und tollem manuellen Modus finde ich die Bilder echt brauchbar, so lange man nicht zu viel croppt.

Bei den meisten Bildern habe ich allerdings noch mit der Dynamik gespielt, und bei ein paar bewölkten Bildern zusätzlich noch mit Tiefen & Lichtern, damit sie nicht ganz so flau wirken.


Das Einsiedlerkrebsfutter war eine Art Schneckennudel aus dem wirklich gut ausgestatteten Supermarkt in Koror. Auch Bananen haben sie durch die Schale hindurch angefressen. Was nicht angeknabbert war habe ich dann mit einem Seil aufgehängt. Klettern können sie nicht so gut :D
 
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red_travels

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16.09.2016
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Was nicht angeknabbert war habe ich dann mit einem Seil aufgehängt. Klettern können sie nicht so gut :D

:LOL:

Kann man die eigentlich essen? bzw. schmecken die überhaupt wie andere Krebse?

Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem Zelten dort unten gekommen? Machst du das öfter in der Ferne?

das mit der Kamera ist natürlich doof gelaufen, aber so schlecht sind die Handyfotos auch nicht!
 

ptoctan

Reguläres Mitglied
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Kann man die eigentlich essen? bzw. schmecken die überhaupt wie andere Krebse?

Hm das weiß ich nicht, wollte es auch nicht unbedingt ausprobieren. Die Viecher essen ja auch wirklich alles...

Auf Peleliu gab es viele coconut crabs, die laut meiner Gastgeberin wohl sehr lecker sind. Bin aber eigentlich Vegetarier, das war nur mit dem Fisch dort eine einmalige Ausnahme weil ich nicht nein sagen konnte :D

Bei der Reiseplanung hatte ich von einer US-Amerikanerin gelesen, die dort auch eine Zelttour gemacht hatte, und fand die Idee sehr spannend.
Ansonsten nur in Europa und Israel gezeltet, in Festland-Asien bin ich meist nur mit Handgepäck und hätte dann auch eher Sicherheitsbedenken.

Und klar, bin mit den Handybildern ja auch zufrieden. Ist nur um die ganzen Unterwasserbilder sehr schade, die Motive wären echt klasse gewesen und auch was ganz anderes als ich bisher in Südostasien, Ägypten, Karibik und so gesehen hatte.