ANZEIGE
Es ist Dienstag, der 30. November 2010. Eigentlich ein guter Tag denn drei arbeitsfreie Tage stehen an.
Der Koffer ist gepackt. Zwei Badehosen, eine Short, drei sommerliche Hemden und ein paar Sandalen. Nicht viel mehr. Für insgesamt vier Tage Abwesenheit nicht viel aber recht viel mehr darf es auch nicht sein denn ich werde mit Easyjet fliegen. Mit Easyjet fliegen heisst packen lernen. "One Handbaggage only" und das Vorhaben, die Gepäckgebühr einzusparen erfordert fast schon eine asketische Minimierung des Reisegepäcks vor allem dann wenn man auf die liebgewonnenen elektronischen Begleiter und deren Ladegeräte nicht verzichten will und sie nicht, wie üblich, sorgsam in einer zweiten Tasche am Mann tragen kann.
Mit nur 7kg Gepäck und einigen Herren unseres Aufsichtsgremiums im Schlepptau geht es gen Nachmittag gen MUC. Auch ältere Herren sind mittlerweile vom iPhone-Virus angesteckt und spielen während der Fahrt eifrig Chefinformant hinsichtlich des aktuellen Flugstatus für die abendlichen Heimflüge der geschätzten AR-Kollegen. Nach HAM, TXL, HAJ, FRA und GVA soll es gehen. Letztere ist meine Destination und zusammen mit "FRA" sind wir die beiden einzigen Passagiere, die aktuell ohne Verspätung den bayerischen Boden verlassen werden. Noch.
HAJ ist zu diesem Zeitpunkt schon äußerst nervös und entscheidet sich schon jetzt bei diesem Spielchen auszusteigen und sich um eine alternative Reisemöglichkeit gen Hannover umzusehen. Vier Spieler im Spiel, zwei SEN-Karten, SEN-Lounge wir kommen. Mit zwei Putenwienern und einem Stück Leberkäse verliert HAM den spontan ausgetragenen "Ich-esse-im-Kollegenkreis-am-gesündesten-Wettkampf" und verabschiedet sich danach zu seinem Gate. Drei Spieler übrig. FRA ist nun auch verspätet, TXL konstant verspätet und ein früherer GVA bekommt auch ein delay. Kein Grund zur Sorge denn mein gebuchter GVA findet ohnehin erst in drei Stunden statt. In drei Stunden fließt viel Wasser die Isar hinunter und auf den Genfer See rieselt der Schnee hernieder. TXL und FRA verabschieden sich. Last Man standing.
Getreu dem Motto "Fragen kostet nichts!" wage ich mich mit meinem "E"-Ticket an die Lounge-Damen und frage, ob man mich nicht angesichts der vielleicht anstehenden Wetterproblematik früher vom Hof haben will und mich auf eine der beiden früheren Verbindungen nach GVA umbuchen kann. "Kein Problem" gehen Sie nur gleich zum Gate, die ändern das dann um. Gesagt getan. Eine nette junge Dame mit dick bedrucktem "Trainee"-Button hört sich mein Anliegen an, wirft einen Blick auf mein Ticket und fängt mit den Worten "Dann buche ich Ihnen das einfach um!" das tippen auf Ihrer Tastatur an. "Schau doch mal, ob Du das überhaupt darfst!" schallt es vom Ausbilder links der mit einem schnellen Blick schon längst den Wert meines Tickets hinsichtlich Umbuchung richtig eingeschätzt hat. Die junge Dame ist derweil noch immer auf der Suche nach den Tarifbedingungen und entschuldigt sich mit röter werdenden Backen für die Verzögerung. Während die junge Dame noch eifrig sucht, signalisiert mir der ausbildende GA bereits das er mich auf der früheren Maschine mitnimmt da die späteren Flüge gen GVA bereits einen Vermerk über sich abzeichnende Unregelmäßigkeiten im System abbekommen haben (FIRR-Remark) und der frühere Flug genug Plätze hat. Eben jener Remark erlaubt es den Agents Dinge anzustellen, die sonst eher tabu sind. Lehrbuchmäßig wird nun mein Ticket zum ersten Mal umgebucht. Keine zehn Minuten später piebst das Handy mit der erfreulichen Meldung das der frühere Flug annuliert wird. Vergebene Liebesmühe, ich bin wieder da wo ich ohnehin hingehöre, auf dem letzten Lumpensammler nach GVA.
Zurück in die Lounge. Dort werden die Schlangen für Umbuchen mittlerweile länger und es heisst GVA ist wegen starken Schneefalls derzeit geschlossen. Ein Blick zu Eurocontrol entlarvt die Zeitangabe "derzeit" als zu optimistisch. Es ist wohl eher davon auszugehen, dass auch der letzte Flug an diesem Abend nicht das Ziel in Genf erreichen wird und ich mir damit Gedanken machen sollte wie ich den Genfer Flughafen alternativ bis morgen 05:00 Uhr erreichen kann. Auto ex MUC ist zu weit, der Zug keine Option, Annäherung durch Alternativziel erscheint mir praktikabel. Ich frage, ob man mich nach ZRH bringen kann und mir zeitgleich eine Reservierung für den letzten ZRH-GVA machen kann. Just in case falls GVA wieder aufmacht. Umbuchung nach ZRH kein Problem, Weiterflug komplizierter, man verspricht ein Telex gen ZRH zu schicken. Im Laufschritt zum Gate. E-Ticket aus irgendeinem Grund noch nicht aktualisiert, Gate kann mich nicht einchecken und hat keine Zeit mehr sich das anzuschauen da der Slot nicht verpasst werden darf. Bus weg, ein Flug nach ZRH verbleibend.
Nächste Umbuchung. Diesmal wieder am Gate. An den Gates macht sich Hektik breit, denn irgendwie wurden systemseitig in den letzten Stunden zu viele Wartelistennummern vergeben die das System behindern und fast an den Rand des Kollaps bringen. Ich hab meine Bordkarte, alles wird gut.
Beim Einsteigen in den AVRO beschleicht mich das Gefühl das es sicherlich nicht jedermanns Sache wäre an einem Abend wie diesem einen Flug ins Ungewisse anzutreten. Ich sehe dem was kommt allerdings entspannt entgegen, denn für alle Fälle habe ich in ZRH eine Mietwagenbuchung die mir neben Mobilität auch ein warmes Plätzchen nach Mitternacht sichert.
Ankunft in ZRH. Chaos pur. Lange Schlangen an den Transferdesks. GVA ist immer noch zu und bleibt es. Via Ansage im Terminal bekomme ich mitgeteilt dass die Swiss einen Ersatzzug gen Genf organisiert hat der um 23:30 Uhr losfährt. Zur Mitfahrt berechtigt sind alle Passagiere mit einer Bordkarte für GVA. Die habe ich nicht. Eine zu bekommen erscheint mir zwar in einer Stunde möglich, ich entscheide mich aber dennoch für die Variante Sixt und nehme mein Schicksal und meine Ankunftszeit in GVA ab diesem Moment selbst in die Hand.
Die SIXT-Damen wundern sich über meine Einwegmiete nach GVA für "nur" CHF 126 hatten sich doch einem vorherigen Walk-in Gast für die selbe Anmietung CHF 450 berechnet. In einem Alfa 147 geht es hinaus in die Nacht zu 300km Fahrspass auf der A1...
tbc
Der Koffer ist gepackt. Zwei Badehosen, eine Short, drei sommerliche Hemden und ein paar Sandalen. Nicht viel mehr. Für insgesamt vier Tage Abwesenheit nicht viel aber recht viel mehr darf es auch nicht sein denn ich werde mit Easyjet fliegen. Mit Easyjet fliegen heisst packen lernen. "One Handbaggage only" und das Vorhaben, die Gepäckgebühr einzusparen erfordert fast schon eine asketische Minimierung des Reisegepäcks vor allem dann wenn man auf die liebgewonnenen elektronischen Begleiter und deren Ladegeräte nicht verzichten will und sie nicht, wie üblich, sorgsam in einer zweiten Tasche am Mann tragen kann.
Mit nur 7kg Gepäck und einigen Herren unseres Aufsichtsgremiums im Schlepptau geht es gen Nachmittag gen MUC. Auch ältere Herren sind mittlerweile vom iPhone-Virus angesteckt und spielen während der Fahrt eifrig Chefinformant hinsichtlich des aktuellen Flugstatus für die abendlichen Heimflüge der geschätzten AR-Kollegen. Nach HAM, TXL, HAJ, FRA und GVA soll es gehen. Letztere ist meine Destination und zusammen mit "FRA" sind wir die beiden einzigen Passagiere, die aktuell ohne Verspätung den bayerischen Boden verlassen werden. Noch.
HAJ ist zu diesem Zeitpunkt schon äußerst nervös und entscheidet sich schon jetzt bei diesem Spielchen auszusteigen und sich um eine alternative Reisemöglichkeit gen Hannover umzusehen. Vier Spieler im Spiel, zwei SEN-Karten, SEN-Lounge wir kommen. Mit zwei Putenwienern und einem Stück Leberkäse verliert HAM den spontan ausgetragenen "Ich-esse-im-Kollegenkreis-am-gesündesten-Wettkampf" und verabschiedet sich danach zu seinem Gate. Drei Spieler übrig. FRA ist nun auch verspätet, TXL konstant verspätet und ein früherer GVA bekommt auch ein delay. Kein Grund zur Sorge denn mein gebuchter GVA findet ohnehin erst in drei Stunden statt. In drei Stunden fließt viel Wasser die Isar hinunter und auf den Genfer See rieselt der Schnee hernieder. TXL und FRA verabschieden sich. Last Man standing.
Getreu dem Motto "Fragen kostet nichts!" wage ich mich mit meinem "E"-Ticket an die Lounge-Damen und frage, ob man mich nicht angesichts der vielleicht anstehenden Wetterproblematik früher vom Hof haben will und mich auf eine der beiden früheren Verbindungen nach GVA umbuchen kann. "Kein Problem" gehen Sie nur gleich zum Gate, die ändern das dann um. Gesagt getan. Eine nette junge Dame mit dick bedrucktem "Trainee"-Button hört sich mein Anliegen an, wirft einen Blick auf mein Ticket und fängt mit den Worten "Dann buche ich Ihnen das einfach um!" das tippen auf Ihrer Tastatur an. "Schau doch mal, ob Du das überhaupt darfst!" schallt es vom Ausbilder links der mit einem schnellen Blick schon längst den Wert meines Tickets hinsichtlich Umbuchung richtig eingeschätzt hat. Die junge Dame ist derweil noch immer auf der Suche nach den Tarifbedingungen und entschuldigt sich mit röter werdenden Backen für die Verzögerung. Während die junge Dame noch eifrig sucht, signalisiert mir der ausbildende GA bereits das er mich auf der früheren Maschine mitnimmt da die späteren Flüge gen GVA bereits einen Vermerk über sich abzeichnende Unregelmäßigkeiten im System abbekommen haben (FIRR-Remark) und der frühere Flug genug Plätze hat. Eben jener Remark erlaubt es den Agents Dinge anzustellen, die sonst eher tabu sind. Lehrbuchmäßig wird nun mein Ticket zum ersten Mal umgebucht. Keine zehn Minuten später piebst das Handy mit der erfreulichen Meldung das der frühere Flug annuliert wird. Vergebene Liebesmühe, ich bin wieder da wo ich ohnehin hingehöre, auf dem letzten Lumpensammler nach GVA.
Zurück in die Lounge. Dort werden die Schlangen für Umbuchen mittlerweile länger und es heisst GVA ist wegen starken Schneefalls derzeit geschlossen. Ein Blick zu Eurocontrol entlarvt die Zeitangabe "derzeit" als zu optimistisch. Es ist wohl eher davon auszugehen, dass auch der letzte Flug an diesem Abend nicht das Ziel in Genf erreichen wird und ich mir damit Gedanken machen sollte wie ich den Genfer Flughafen alternativ bis morgen 05:00 Uhr erreichen kann. Auto ex MUC ist zu weit, der Zug keine Option, Annäherung durch Alternativziel erscheint mir praktikabel. Ich frage, ob man mich nach ZRH bringen kann und mir zeitgleich eine Reservierung für den letzten ZRH-GVA machen kann. Just in case falls GVA wieder aufmacht. Umbuchung nach ZRH kein Problem, Weiterflug komplizierter, man verspricht ein Telex gen ZRH zu schicken. Im Laufschritt zum Gate. E-Ticket aus irgendeinem Grund noch nicht aktualisiert, Gate kann mich nicht einchecken und hat keine Zeit mehr sich das anzuschauen da der Slot nicht verpasst werden darf. Bus weg, ein Flug nach ZRH verbleibend.
Nächste Umbuchung. Diesmal wieder am Gate. An den Gates macht sich Hektik breit, denn irgendwie wurden systemseitig in den letzten Stunden zu viele Wartelistennummern vergeben die das System behindern und fast an den Rand des Kollaps bringen. Ich hab meine Bordkarte, alles wird gut.
Beim Einsteigen in den AVRO beschleicht mich das Gefühl das es sicherlich nicht jedermanns Sache wäre an einem Abend wie diesem einen Flug ins Ungewisse anzutreten. Ich sehe dem was kommt allerdings entspannt entgegen, denn für alle Fälle habe ich in ZRH eine Mietwagenbuchung die mir neben Mobilität auch ein warmes Plätzchen nach Mitternacht sichert.
Ankunft in ZRH. Chaos pur. Lange Schlangen an den Transferdesks. GVA ist immer noch zu und bleibt es. Via Ansage im Terminal bekomme ich mitgeteilt dass die Swiss einen Ersatzzug gen Genf organisiert hat der um 23:30 Uhr losfährt. Zur Mitfahrt berechtigt sind alle Passagiere mit einer Bordkarte für GVA. Die habe ich nicht. Eine zu bekommen erscheint mir zwar in einer Stunde möglich, ich entscheide mich aber dennoch für die Variante Sixt und nehme mein Schicksal und meine Ankunftszeit in GVA ab diesem Moment selbst in die Hand.
Die SIXT-Damen wundern sich über meine Einwegmiete nach GVA für "nur" CHF 126 hatten sich doch einem vorherigen Walk-in Gast für die selbe Anmietung CHF 450 berechnet. In einem Alfa 147 geht es hinaus in die Nacht zu 300km Fahrspass auf der A1...
tbc