Eurostar - der andere Weg, auf die Insel zu kommen

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kraven

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Vor einiger Zeit waren in diversen großen Sonntagszeitungen 20-Euro-Voucher für Bahnfahrkarten und eine gute Möglichkeit, diese einzulösen, sind die London-Spezials der Bahn. Diese bieten für 49 Euro (bzw. 44€ mit Bahncard) die Möglichkeit, von Deutschland aus mit dem ICE/Eurostar über Brüssel nach London zu fahren. Da ja leider der Mindestbestellwert 49€ waren, musste ich halt die Fahrt ohne Bahncard buchen *hust*

Über die Fahrt im ICE muss ich ja nichts mehr berichten, International ist die nichts anderes wie auch eine Innerdeutsche.

In Brüssel angekommen ist eine Minimum Connecting Time von 45 Minuten vorgeschrieben. Warum? Ganz einfach: Man muss beim Eurostar wie beim Flieger einchecken. Man bekommt eine Bordkarte, muss sein Gepäck durchleuchten lassen und geht durch die Fummelbude. Der einzige Unterschied ist, dass man Flüssigkeiten en masse mitnehmen darf.
Danach reist man aus dem Schengenraum aus, um gleich 3 Meter dahinter nach Großbritannien einzureisen. Vorteil: Man kann bei Ankunft in London gleich aus der Bahn herausfallen und muss nicht dort nochmal einreisen.

Wenn man allerdings nur von Brüssel nach Lille fahren will, muss man leider auch die ganze Prozedur mitmachen.

Im "Wartebereich" gibts nichts besonderes - 1-2 Cafes, viele Sitzmöglichkeiten und für die Bahn-Vielfahrer eine Lounge. Bahn-Lounge? Viele werden jetzt denken: Bäh, langweilige Sitzgelegenheiten, kaum Scheißhäuser, kein Alkohol und Kaffee aus Sirup. Das mit den Scheißhäusern trifft auch hier zu, das andere aber alles nicht. Eine willkommende Abwechslung!

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Es gibt eine reichliche Auswahl an Magazinen und Zeitungen, zu Essen gab es am Morgen neben Obst auch Croissants und All-Day-Snacks wie Oliven, vegetarischen Bacon, äh, getrocknete Tomaten, Chips und Nüsse.

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Der Bar-Bereich ist auch ordentlich: Eine akzeptable Auswahl von Schnäpsen (Black Label hat nicht mal Hansels...), drei verschiedene Biersorten und -marken (darunter auch lecker Kriek) in Flaschen und eine Lavazza-Espressokapselmaschine.

Nach drei doppelten Espresso vergisst man dann auch so langsam, dass man um 5 aufgestanden ist :D

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Platz ist auch reichlich in der Lounge vorhanden, das einzige was nicht so toll ist, ist die Tatsache, dass gebrauchtes Geschirr irgendwie nicht weggeräumt wird. Bei knappen 2 Stunden Übergang in Midi stand dann der Tisch irgendwann halt voll...

Das Boarding wird in der Lounge ausgerufen. Man sieht den Eurostar inzwischen schon an, dass die schon knappe 20 Jahre unterwegs sind...

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Der Sitzabstand ist okay. Klar ist es weniger als im ICE, die TGV/Thalys/Eurostar verfolgen halt das Credo, Masse statt Klasse zu akzeptableren Preisen. Finde ich auch okay so.

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Man spürt nur das kleinere Lichtraumprofil, das die EST wegen den Briten haben. Dennoch hat man gefühlt mehr Platz als in englischen Expresszügen...

Etwa 2 Stunden dauert die Fahrt, davon 20 Minuten durch den Tunnel. Relativ unspektakulär. Mit der jetzigen Verbindung muss man also gegen 0630 in Frankfurt losfahren, um um 1240 in London anzukommen. Wenn allerdings 2013 es durchgehende ICE auf die Insel geben soll, dürfte die Reisezeit 2 Stunden kürzer werden.
Vorteil zum Flieger: Man kommt direkt in St. Pancras an und muss nicht noch eine Stunde mit der Tube von Heathrow reinfahren. Ein riesiger Zeitvorteil.

Das Endziel St. Pancras ist auch noch relativ neu, so ist es auch die Lounge. Sehr hübsch eingerichtet und an einem Wochenendnachmittag auch recht ruhig. Der Loungedrachen dachte irgendwie, mit der silbernen Bahncard arbeite man bei der Bahn, trotzdem kamen wir rein.

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Essenstechnisch etwas schlechter als Brüssel, es gibt nur Chips und Nüsse. Dafür zwei verschiedene Biersorten und zweimal Pferdepisse, davon einmal aus dem Fass: Fullers London Pride, Stella Artois, 1664 und Heineken.

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Leider waren die Mitarbeiter in der Lounge mit dem Trinkverhalten der Krauts überfordert und nach knappen 20 geleerten Flaschen nicht in der Lage, das Ganze wieder aufzufüllen. Abzug in der B-Note.
Die Schnapsauswahl ist überschaubarer als in Brüssel, trotzdem war noch genug da. Kaffee und Espresso komplett nur Automatenzeug, aber recht trinkbar.

Auch hier werden die Abfahrten ausgerufen und die Fahrtdauer zurück verkürzt sich proportional, je mehr Bier man konsumiert hat :D

Offiziell muss man den nächstmöglichen Anschluss in Brüssel nehmen, das wäre bei einer Rückfahrt gegen 19 Uhr also der ICE um 06:25. Genau, jetzt denkt ihr alle "Boah, leck mich fett", und genau das haben wir auch gedacht. Also schön gemütlich Abends noch Fritten reingepfiffen, ab ins Park Inn gegenüber vom Bahnhof getorkelt, ausgeschlafen und den Zug um 10 genommen.
Außer im Verkaufsleitfaden steht diese Regelung nirgendwo und wie soll der gewöhnliche Kunde, der die Fahrt auf bahn.de mit seinen Nutellagutscheinen bucht, so etwas wissen (y)

Es gibt übrigens auch eine Tagesverbindung, aber da müsste man schon gegen 13:00 von St. Pancras losfahren...

Fazit: Als Europa-Spezial ist auch ohne übermäßigen Alkoholkonsum der Eurostar eine Alternative, die von den Westdeutschen Randgebieten aus in Betracht gezogen werden kann. Bequemer ist ein Flugzeug auch nicht und man hat keine Sorgen wegen irgendwelchen Flüssigkeiten. Die wirklich tollen Lounges sind nur das i-Tüpfelchen und bei Gutscheinanwendung ist der Return für 58€ wirklich unschlagbar.