Reisebericht Teil 6: Service oder die hohe Kunst des Mästens…
Kommen wir also zu den angenehmen Seiten des Fluges. Die neue Swiss-First ist voll belegt. Fünf der acht Sitzplätze belegt eine indische Familie, darunter ein kleiner Junge von etwa 8 Jahren. Tja die Schere zwischen arm und reich ist in Indien gewaltig. Möchte mir gar nicht vorstellen, was deren Trip in Summe gekostet hat. Aber das ist ein anderes Thema. Außer mir sitzen noch zwei weitere Einzelreisende in der First-Class. Es kümmern sich zwei Stewardessen um uns 8 Gäste. Zusätzlich werkelt noch eine weitere Flugbegleiterin hinter dem Vorhang ausschließlich in der First-Class Küche.
Und endlich geht es los…
Schon während des Steigflugs wird nachgefragt, ob und wann man essen möchte. Da es bereits 11:00 Uhr ist und ich heute schon seit 04:45 Uhr auf den Beinen bin, steht einem sofortigen Start des Mast-Programmes nichts im Wege. Die Stewardess fragt, ob ich noch ein weiteres Glas Champagner haben möchte und vielleicht noch ein anderes Getränk. Dem stimme ich zu. Ich helfe ihr den Tisch aus der Seitenverkleidung zu heben. Immerhin ist der Tisch ca. 80x80 cm groß, schön mit abgerundeten Kanten gearbeitet. Es wird ein weißes Tischtuch aufgelegt sowie das Besteck, der Platzteller, ein (voller) Brotkorb, ein Brotteller und Salz und Pfeffer. Desweiteren werde ich gefragt, ob ich zum Brot Butter oder Olivenöl möchte. Ich entscheide mich für das Olivenöl und erhalte ein Schälchen Öl aus einer frisch geöffneten Flasche.
Hinter dem Vorhang in der Küche hört man es heftig - aber nicht zu laut - klappern. Es vergeht noch eine halbe Stunde, dann wird der Servierwagen reingeschoben. Und man weiß nicht, wohin man als erstes schauen soll. Die Stewardess beschreibt jedes Gericht und die Saucen dazu. Ich entscheide mich für einen Rundumschlag und möchte von jeder Vorspeise probieren. Lieber kleinere Portionen, dafür aber die Vielfalt. Als Vorspeise gibt es diverse Fischspezialitäten, eine Fleischvorspeise und eine vegetarische Vorspeise. Als da wären:
1.) Das Räucherforellen-Mousse
2.) Steinbutt-Steinpilzterrine mit Tandori-Riesengasrnele
3.) Loch Fyne Räucherlachsfilet
4.) Wachtelbrust auf Pilz-Duxelles und eingelegtem Kürbis
5.) Dörrbohnen-Tomaten-Terrine
Ich bekomme die Vorspeise auf zwei Tellern serviert, ein Teller mit Fisch und der andere Teller mit der Wachtelbrust und der Dörrbohnen-Terrine. Da Fisch und Fleisch sich geschmacklich nicht mischen sollten.
Zur Vorspeise gibt es ein weiteres Glas Campagner. Was soll man sagen, optisch und vor allem geschmacklich ein Erlebnis. Besonders das Räucherforellen-Mousse hat es mir angetan. Von diesem und dem Räucherfilet wird noch ein Nachschlag fällig. Die Stewardess kommt vorbei, fragt höflich nach, wie es schmeckt und ob ich von einer Vorspeise noch etwas möchte. Was ich bejahe und somit erhalte ich einen frischen Teller mit einer Portion Räucherforellen-Mousse und zwei weiteren Streifen Räucherfilet. Dazu Sauerrahm und eine feine Rote Bete Creme fraiche.
Während sie noch serviert, diskutieren wir das Thema Wein. Zum Fleisch soll es dann ein roter werden. Drei Weine stehen zur Auswahl:
1.) Cornalin AOC Valais, 2007, Schweiz
2.) Chateau Bahans Haut-Brion, 2004, Frankreich
3.) Sequana Pinot Noir, 2007, Californien
Wir unterhalten uns etwas über die Weine und dann verrät Sie mir, dass da noch ein weiterer Wein an Bord wäre, der aber nicht auf der Karte steht. Sie enteilt und kommt umgehend mit einer Flasche Il Bugiardo, Ripasso, 2005, aus dem Veneto Italien zurück. Hierbei handelt es sich um einen Valpolicella Wein, dessen Rebsorten ein zweites Mal auf dem Trester des Amarone vergoren werden. Zwei Valpolicella Weine sind hevorragend, zum einen der Ripasso und dann natürlich der Amarone. Sie bringt auch noch den Chateau und zwei Gläser. Nach eine kurzen Weinprobe entscheide ich mich für den Ripasso.
Es folgt der zweite Gang, nämlich das Salat-Bouquet mit Parmesan, Pinienkernen und Balsamico.
Die Stewardessen sind aufmerksam und fragen bzw. gießen nach ohne dass man nach ihnen rufen muss. Desweiteren erkundigt Sie sich, ob ich nach dem Salat eine Pause einlegen möchte. Dem stimme ich zu. Das passt sowieso, da die Suppe auf der Karte (Pastinaken Apfel Suppe) nicht so mein Fall ist. Aber für die First-Class stehen auch noch weitere nicht auf der Karte aufgeführte Suppen zur Verfügung. Ich entscheide mich für eine Tomatensuppe. Diese benötigt ca. 20 min. Genau die richtige Pause zwischen den Gängen.
In der Zwischenzeit wird der Wunsch für den Hauptgang angefragt. Ich wähle das gebratene Rinderfilet mit schwarzen Walnüssen und Blattspinat. Ich gebe noch an, dass ich Filet gerne blutig esse. Das dies hier oben über den Wolken aber wohl kaum zu machen sei. Die Stewardess eilt in die Küche, nur um sofort wieder zurückzukommen. Sie strahlt mich an und teilt mir mit, dass ihre Kollegin in der Küche es zumindest Medium-Rare schaffen möchte - aber Sie kann es nicht versprechen.
Der Hauptgang wird serviert - und siehe da. Die Dame aus der Küche hat ein Medium-Rare Filet gezaubert. Ein Dank an die Küche…
Ich genieße das Filet in vollen Zügen, dazu der Ripasso und jede Menge Zeit. Eine andere Art zu reisen…
Die Dame in der Küche kam vorbei und hat sich erkundigt, wie das Filet war und war hocherfreut, dass sie es Medium-Rare braten konnte. Ich konnte mich bei Ihr nur noch bedanken. Aber auch dieses Filet ist mal zu Ende und mein persönlicher Sättigungsstand-Zeiger ist schon bedenklich im roten Bereich. Aber was wäre ein tolles Essen ohne eine Käseplatte. Nach einer kurzen Pause wird der Trolley wieder reingerollt und mir die Käsesorten gezeigt, deren Geschmack beschrieben und deren Herkunft mitgeteilt. Auch hier wieder frei nach dem Motto, lieber kleinere Portionen aber eine hohe Vielfalt. Also von jeder der fünf Käsesorte ein kleines Probierstück. Auf Zusatzsaucen oder Früchte verzichte ich.
Nachdem Käse, jeglicher Protest war zwecklos (ich gebe aber zu - ich habe nur ein klein wenig protestiert
) stand auch schon der Nachtisch da. Das sogenannte Gomer Tätere, gemeint ist ein Flan mit Koriandersamen, Tarocco-Orangen und Kondensmilcheis. Dazu ein doppelter Espresso.
Wie die Pralinenschachtel da hinkam, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Nur dass aus dem einen doppelten Espresson ein zweiter wurde und die Pralinenschachtel um vier Elemente erleichtert wurde. Damit hat der Sättigungsstand-Zeiger endgültig die rote Zone durchstoßen. Ein schönes Erlebnis…
Nachdem Essen sollst Du ruhen… Bereits zum Fluganfang hatte ich geäußert, dass ich müde wäre und gerne schlafen möchte. Mit dem zweiten Espresso wurde mir auch der schwarze van Laack Pyjama gereicht. Auf dem Weg zur Toilette erhalte ich noch einen Kleiderbügel.
Die Toilette ist im A330 doch recht klein. Die Oberfläche ist mit Kunststoff verkleidet, nicht mehr so wie früher komplett in Edelstahl. Zum Abtrocknen gibt es kleine Stoffhandtücher. Der Boden in der Toilette ist etwas versifft, obwohl diese nur von 8 Paxen genutzt wird.
Umziehen, Zähne putzen und zurück zum Platz. So wie sich auf dem Weg zur Toilette plötzlich ein Kleiderbügel in meiner Hand befunden hat, so plötzlich ist auf dem Weg zu meinem Sitzplatz genau dieser Kleiderbügel samt Kleider aus meiner Hand verschwunden und in einem mir nicht näher bekannten Kleiderschrank verstaut worden. Am Sitz angekommen, war dieser bereits zu einem kuscheligen Bett umgebaut. Der Tisch war abgedeckt und wieder verstaut. Ein angenehmer Mittagsschlaf rief nach mir und das Kopfkissen wollte mir etwas erzählen… Wenn da nicht das alternative Unterhaltungsprogramm vom Kompressor gewesen wäre…
Soweit zu diesem Teil des Fluges. Wird fortgesetzt mit der Landung und der Immigration…
Covalin
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Remember always, do not panic!