Happy new year zum Dritten

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covalin

Erfahrenes Mitglied
03.11.2009
1.474
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Am Schanzgraben
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Reisebericht ist zwar übertrieben, aber doch eine nette Erfahrung.

Nach Prosit Neujahr und Chinese New Year heute nun das thailändische Neujahresfest, genannt Songkran. Es geht hier seit nun einer Woche ziemlich rund und man hat Probleme trocken von A nach B zu kommen. Aber bei teilweise 38° C ist es fast immer zu verschmerzen. Nur auf elektronische Geräte sollte man acht geben.

Neben den glaubensbedingten Handlungen und Traditionen ist das ganze natürlich eine große und lang andauernde Party. Die Firmen machen teileweise eine ganze Woche zu und die Menschen können sich ganz dem Songkran widmen, das auch als Water-Festival bezeichnet wird. Und das zurecht. Alle sind zwar friedlich aber schwerstens bewaffnet. Mit Pistolen, Pumpguns, teileweise mit einem 10 l Tank auf dem Rücken. Erlaubt ist alles, was möglichst weit spritzt. Das ist dann die Standardbewaffnung für das Fußvolk. Desweiteren gibt des die befestigten "Unterstände" mit Munitionslagern in Form von 100 l Fässern oder gleich der angeschlossenen "Munitionsfabrik" in Form eines Schlauches, der direkt an der Wasserversorgung angeschlossen ist. Nicht zu vergessen gibt es auch die mobilen Einsatztruppen. Diese Modelle zeichnen sich durch eine möglichst große Ladefläche eines Pickups aus, die hier sehr gerne zum Einsatz kommen. Auf der Ladefläche findet man auch wieder die 100 l Fässer vor und eine Besatzung von im Schnitt 6 "Legionären" - zu allem bereit und entschlossen!

Obwohl alle bis an die Zähne bewaffnet sind, bleibt es zum Neujahresfest freundlich und friedlich - obwohl bitter gekämpft wird. Extrem gefährdet sind die ungeschützten "Truppentransporter" in Form von Sammeltaxis. Deren Besatzung kommt nämlich gleich in drei Gefahrenzonen:

1.) Überall lauern "Heckenschützen", die die reine Freude daran haben, auch wirklich jeden Insassen des "vorbeirasenden Truppentransporters" zu erwischen. Je lauter das Gekreische der triefendnassen "Getroffenen", desto breiter das Grinsen aller anderen.

2.) Ist die Menge an Wasser, die ein "Heckenschütze" einsetzt, noch überschaubar, so sieht das Ganze natürlich ganz anderes aus - und zwar zu Ungunsten der "Besatzung des Truppentransporters" -, wenn ein befestigter "Unterstand"passiert wierd. Hier agiert die Besatzung nach der Brute Force Methode, nämlich die Vorbeifahrenden möglichst mit der vollen Ladung eines 10 l Eimers zu erwischen. Der Erfolg ist übrigens proportional zum Gekreische der/des Getroffenen.

3.) Ganz hinterlistig sind natürlich die mobilen Truppen, die auch mit fünf und zehn Liter Eimern auf Jagd gehen. Wenn dann während einer Vorbeifahrt (beide Fahrzeuge gehen längst zueinander) aus alln "Rohren gefeuert wird", sprich mehrere Personen ihren Eimerinhalt auf dasselbe Ziel abfeuern und auch treffen, bleibt im wahrsten Sinne der Worte, kein Haar trocken.

Also bei Temperaturen > 30°C eine nette Wasserschlacht vom Feinsten, wenn da nicht:

1.) die Spielverderber in ihren "vollgepanzertren" Limousinen wären. Ein nasses Auto kreischt leider nicht. Und mit dem Betätigen des Scheibenwischers demonstriert man dem armen Fußvolk seine überlegene Ausrüstung.

2.) verbotene "Munition" zum Einsatz kommt. Die mobilen "Truppen" und die "Besatzung" der Unterstände kippen gerne Unmengen Eis in ihre "Munitionsdepots". Wird man also Opfer eines 10 l Treffers warmen Wasser, ist man zwar nass, aber friert nicht. Ganz im Gegensatz zu einem Treffer mit 10 l Eißwasser. Brrrr...

3.) die Staatsmacht mitmischen würde. Diese sperrt nämlich ganze Strassenzüge und definiert diese als eie einziges riesiges "Battlefield". Zugang ist nur "Fußtruppen" gestattet. Allerdings dürfen sich hier auch *befestigte "Stellungen" befinden. "Heckenschützen" haben sich teilweise auf Balkons und Dächern postiert und sorgen dafür, dass man auch aus Richtungen, aus den man es nicht erwartet, einem Wasserestrahl ausgesetzt wird.

4.) die Staatsmacht "unlautere Waffen" einsetzen würde. Entlang der Hauptroute des "Battlefields" sind nämlich Fahrzeuge der Feuerwehr mit ihren Löschkanonen postiert. Deren Wasser ist zwar angenehm warm, aber, *konnte man den Wassermangen aller anderen Beteiligten noch einigermaßen ausweichen, so ist in diesem Fall jeglicher Widerstand zwecklos. Ein kurzer Treffer und man ist bis auf die Haut durchnässt.

Nach ca. 50 m und ca. 25,23765 s hat es mich erwischt und jegliches Kleidungsstück konnte man auswringen. Was eine persönliche Schutzausrüstung betrifft, kann ich nur sagen, vergesst es. Sie hält nicht, was der Hersteller verspricht. Es haben sich also wirklich diverse Mimosen mit Regencaps ausstaffiert. Und wem hat es etwas gebracht? Zwar hat es die Kasse des Herstellers aufgebessert, der Naive war trotzdem durchnässt und hat sich zudem noch den spöttischen Blicken aller anderen Beteiligten aussetzen müssen. Und diese waren natürlich erst recht bestrebt die Mimosen richtig durchzuweichen.

Neben der Wasserschlacht wird natürlich immer auch die Friedensabsicht hochgehalten, indem sich jeder ein schönes neuens Jahr wünscht. Dafür haben sich zwei "Zeremonien" manifestiert. Zum einen hat man ein Plastiflasche mit Puder dabei, mit der man seinen Gegenüber liebend gern mit einem breiten Grinsen im Gesicht einstaubt. Zusammen mit dem Wasser sind die Ergennisse sehenswert. Die zweite Variante besteht darin, in einem kleinen Eimer eine weiße Schmiere (könnte Puder oder Mehl mit Wasser vermengt sein) mit sich zuführen. Mit dem Spruch "Happy new year" und einem netten Lächeln auf den Lippen erhält man diese ins Gesicht geschmiert oder sonstige blanke Hautpartien.

Um das Volk auch bei Laune zu halten, sind entlang der Route im "Battlefield" neben Fresständen, Musikbühnen und "Munitionsdepots" zum Nachfüllen der eigenen "Waffe" auch "Waffenläden" zu Hauf vorhanden, die das Herz eines jeden "Waffennarren" höher schlagen lässt. Einige Kostproben gefälligst:

Für die Dame von Welt ein kleine und handliche Wasserspritzpistole für die Handtasche, deren Lauf der Finger inrgendeiner Disney-Figur ist. Gerne auch in der erweiterten Luxusvarianten mit einem kleinen aufzuspannenden Regenschirm, der die Dame vor dem gegnerischen Strahl schützen soll.

Für Damen, die nicht viel vom ewigen Nachladen halten, gibt es diese modischen Pistolen mit kleinem modischen Wassertornister in Form eines Mickey Maus Kopfes.

Ganz im Gegensatz die Herren der Schöpfung, diese stehen mehr auf die dicken Wummen. Grundsätzlich nur mit zwei Händen zu bedienen und natürlich großem Tank - gerne auch mit noch großeren Rückentank.*

Auch hier gibt es technisch noch mehr Möglichkeiten, so zum Beispiel die Möglichkeit zwischen breitgefächerten und kurzem sowie fokussierten aber sehr weitgehenden Strahl mittels eines Kippschalters umzustellen. Ganz gemein sind auch Waffen, die seitwärts oder nach hinten ihren Tankinhalt ausspucken.*

Man sieht also, es gibt kein trockenes Durchkommen. Und am Ende wadet man dann knöcheltief in einer grauen Brühe, da die Wassermengen von der Kanalisation nicht mehr aufgenommen werden können.

Happy new year zum Dritten!

P.S.
Auch wenn wir heute wieder mit den Auswirkungen von Waffengewalt (Boston Marathon) konfrontiert werden, habe ich nach längerer Überlegung beschlossen, das Erlebte hier in Thailand niederzuschreiben. Denn es fand heute statt. Persönlich bin für ein striktes Waffenverbot. Das Gewaltmonopol darf nur der Staat haben! Jeder Verfassungszusatz kann auch gestrichen werden. Wieviel Leid soll sich noch aufsummieren, bevor man zur Vernunft kommt? Die NRA hat ca. vier Millionen Mitglieder. Die Bevölkerung der USA beträgt 311 Millionen. Somit terrorisieren 1,3 % den Rest der Bevölkerung. Es sind bestmmt meh, da nicht alle Waffennarren Mitglieder in Der NRA sind.