3 Jahre danach- Reise durch Japan inkl. Katastrophengebiet

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lifetime.b.c.

Erfahrenes Mitglied
18.11.2013
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Im April 2014 fragte mich der Dirigent einer Bigband, in der ich vor Jahren mal Posaune gespielt habe, ob ich nicht mit auf eine Konzertreise nach Japan mitkommen möchte. 2010 war ich zum selben Zweck schon mal dort, und konnte als Reisebegeisterter natürlich nicht nein sagen. Da das ganze eher hobbymäßig aufgezogen ist, musste alles so billig sein wie möglich. Eigentlich wollte ich per Meilenschnäppchen in C nach Tokio fliegen und dort ein paar Tage verbringen um dann auf den Rest der Reisegruppe zu treffen. Irgendwie wurde daraus aber nichts, also ließ ich mich darauf ein, wie schon 2010 mit der Gruppe zusammen, gebucht von einem Wald und Wiesen-Reisebüro die komplette Reise zu bestreiten. So schlimm konnte es schon nicht werden. Wurde es dann auch nicht. Die Anreise sollte aus NRW mit dem Bus nach AMS durchgeführt werden, ab dort ging es dann am 11.09. mit KL (744C) nach NRT. Nachdem mir der Buchungscode in die Finger kam reservierte ich mir einen Platz in Economy Comfort, bis auf mehr Recline und höheren Sitzabstand gibt es zwar nichts fürs Geld, im Jumbo hat man jedoch eine sehr kleine, extra abgetrenne Kabine neben der Galley. Das Reisebüro rief einige Zeit später panisch bei unserem Dirigenten an, weil wohl irgendjemand an der Buchung herumgefummelt hätte…
Da ich zuvor noch Termine in Dresden hatte buchte ich mir für den 10.09. einen supergünstigen (unter 40€) Flug mit F7 von DRS nach AMS. Die Original-ATR wollte morgens aber irgendwie nicht aus Zürich geflogen kommen, daher organisierte man sich kurzerhand eine Maschine von FANAIR, die wohl sonst Flüge für das Schweizer Militär durchführt. In der Kabine zeigte sich das zum Beispiel dadurch, dass über den Sitzen Anschlüsse für Druckluft angebracht waren.
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Der Flug zog sich dann doch irgendwie in die Länge und bis auf ein paar Getränke und einem labbrigem Croissant gab es nichts unterhaltsames für mich und die restlichen 10 PAXe.

In Amsterdam übernachtete ich im Meininger am Bahnhof Schipol und schlenderte Abends noch ein wenig durch die Stadt.
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Am nächsten Tag ging es also zum Flughafen, um auf den Rest der Gruppe zu warten. Der Busfahrer hatte sich irgendwie um eine Stunde vertan, also hatte ich noch ein wenig Wartezeit und verbrachte sie bei mehreren Heißgetränken in der NS-Lounge.

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Nun war ich aber schon gespannt auf meinen allerersten KL-Flug, und sogar den allerersten Flug in der Skyteam-Allianz, da ich doch sonst fast immer nur mit *A unterwegs bin. AMS war jetzt kein besonders guter oder besonders schlechter Flughafen, wenn ich aber eins hasse, dann sind das dezentrale Sicherheitskontrollen. Der erste Eindruck war also schon mal nicht so toll. Der Flug in Y(+) war dann aber auch nicht viel schlechter als bei LH, schlafen konnte ich trotz Economy Comfort nur sehr eingeschränkt, nett war jedoch die Aussicht auf Sylt sowie auf halber Strecke ein leckere Eis.

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lifetime.b.c.

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18.11.2013
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Nach der Landung am nächstem Morgen stand für uns sowieso eine 8-Stündige Fahrt mit dem Bus nach Morioka, in der Provinz Iwate, nördlich von Tokio an. Einige schliefen sofort weiter, was sich später in verstärktem Jetlag ausdrückte, ich habe jedoch bei Flügen richtung Osten nie irgendwelche Probleme, zudem hielten wir uns mit Kartenspielen wach. Einen Umweg mussten wir fahren, da ein Teil der direkten Route noch wegen der Katastrophe 2011 gesperrt war.

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Abends kamen wir dann doch sehr erschöpft in Morioka an, die Japanunerfahrenen unter uns hatten dann schon erste Probleme mit japanischem Essen und Umgangsformen. Am nächstem Tag besichtigten wir auch gleich einen Shintu-Tempel, an dem gerade irgendein wichtiges Fest gefeiert wurde. Wer in manchen Monaten durch Japan reist, hat das Gefühl, dass immer irgendwo ein Fest mit einem farbenfrohen Umzug gefeiert wird.

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Nach einigen Tagen, Konzerten und Besichtigungen in Morioka ging es dann weiter durch die doch recht eindrucksvolle japanische Landschaft nach Otsuchi, eine Kleinstadt am Meer, die schwer vom Tsunami im Jahre 2011 getroffen wurde. Die Trümmer wurden schon beseitigt, der Wiederaufbau wird jedoch noch Jahrzehnte dauern, zudem wurden zehntausende Menschen in der Region getötet, die sich nicht mehr rechtzeitig retten konnten. Durch das Seebeben nahe der Küste waren die Tsunamiwarnsysteme ausgefallen, die Alteingesessenen wussten jedoch, dass auf ein Seebeben ein Tsunami folgen kann und flüchteten in die Berge. Viele versuchten jedoch auch mit dem Auto zu fliehen, da jedoch die Lichtsignalanlagen ausgefallen sind gab es ein großes Verkehrschaos. Einige Menschen flüchteten auch auf ihre Hausdächer, da sie nicht ahnten welch fatale Ausmaße der Tsunami annehmen sollte. Als die Welle mit einer Spitzengeschwindigkeit von 200 Km/h und einer Höhe von bis zu 20 Metern auf die Küste traf wurde nahezu alles zerstört, getötet wurde ebenfalls der Bürgermeister der Stadt Otsuchi, der gerade mit dem Kriesenstab zusammentraf um über die Folgen des Seebebens zu beraten. Hilfe konnte in die Region erst nach einigen Tagen entsand werden, da entlang der ganzen Küste katastrophale Zustände herrschten, anfangs waren die Überlebenden also allein auf sich gestellt. Nun wird die komplette Stadt um einige Meter aufgeschüttet, zudem wird vor der Stadt eine große Mauer errichtet, wohlwissend, dass all diese Maßnahmen einen Tsunami dieser Kategorie, wie er etwa alle 1000 Jahre auftreten soll nicht abhalten können.

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lifetime.b.c.

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18.11.2013
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Aber das Leben für die Betroffenen geht weiter, Händler der Stadt haben auf einem Parkplatz mit Containern ihre Geschäfte wiedereröffnet, und zeigten uns dort die Herstellung des traditionellen Reiskuchens:

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Am schnellstem wieder aufgebaut war ein großer Supermarkt, in dem wir auch ein Konzert spielten. Spontan entschied ich ein Solo während der Fahrt auf einer Rolltreppe in eine obere Etage zu spielen, warum das kein Youtube-Hit wurde frage ich mich bis heute ;-)

Nach einigen Tagen ging es von dort weiter in das „Märchendorf“ Tono, in dem natürlich ein bunter Festumzug stattfand:

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lifetime.b.c.

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Von Tono ging es weiter zum Chūson-ji-Tempel, der für seine „Goldene Halle“ bekannt ist.

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Nach einem nicht weiter Erwähnenswerten Stopp in der Spielzeugstadt Mibu ging es weiter nach Tokio, beeindruckend war die gigantische Größe dieser Stadt. Natürlich durfte ein Besuch an der riesigen Kreuzung in Shibuya nicht fehlen.

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Dieser Hund, der übrigens gleich neben der Shibuya-Station steht heisst Hachiko: Hachikō – Wikipedia
 

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lifetime.b.c.

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18.11.2013
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Schwarz gefärbte Burger... auf sowas muss man erst mal kommen, aber dank Kohle ist die Färbung nicht einmal ungesund sondern sogar gut für die Verdauung.

Laut "Süddeutsche" waren 2014 nur 140000 Deutsche in Japan eingereist. Erstaunlich wenig für so ein tolles Land, zumal der Yen auch nach zwischenzeitlichen Hochphasen wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen ist. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen. Dann aber nicht in Y und nicht mit KLM. Der Rückflug war wenig spektakulär, diesmal eine 744 ohne Combi
 

TorstenMUC

Erfahrenes Mitglied
02.02.2011
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MUC
Hallo,

schöner Bericht , mit tollen Bildern.
Wo ist den der Dampfzug aufgenommen worden?
 

giulia

Erfahrenes Mitglied
14.09.2010
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schöne Eindrücke. Otsuchi wirkt sehr dem Erdboden gleich und das noch Jahre nach dem Unglück :(

da ich in Bälde auch einen Flug mit KL 774C vor mir habe: würdest du auf diesem Muster Eco Comfort empfehlen? ich bin ein Freund kleiner Kabinen. das fände ich schon ein deutliches Plus. mit Status bezahle ich auch nicht den vollen Aufpreis.
 

lifetime.b.c.

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18.11.2013
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schöne Eindrücke. Otsuchi wirkt sehr dem Erdboden gleich und das noch Jahre nach dem Unglück :(

da ich in Bälde auch einen Flug mit KL 774C vor mir habe: würdest du auf diesem Muster Eco Comfort empfehlen? ich bin ein Freund kleiner Kabinen. das fände ich schon ein deutliches Plus. mit Status bezahle ich auch nicht den vollen Aufpreis.

Bis Otsuchi wieder fertig aufgebaut wird werden wohl noch mindestens 10 Jahre vergehen. Bis dahin müssen viele Bewohner in Notunterkünften wohnen. Fast alle Städte entlang der Küste sehen derzeit so aus.

Meiner Meinung nach war Eco Comfort für den Nachtflug schon lohnenswert, es war wirklich sehr ruhig und ein bisschen mehr Platz und Recline hat mir nicht geschadet. Auf Tagflügen würde ich das Geld aber nicht ausgeben, da ich da eh meist Filme schaue.

Etwas blöd war: Auf dem Hinflug wurde das IFE alle 30 Sekunden durch ein lautes Rauschen unterbrochen. Mehrfacher Restart brachte leider gar nichts. Auf dem Rückflug ging die ersten 5 Stunden das IFE gar nicht, dafür gabs dann am Ende 25€-Gutscheine