Verhalten der Airlines bei Pax mit Flugangst

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NCC1701DATA

WM-Tippgott 2010
07.03.2009
6.183
5
Duisburg
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Nachdem ich zum allerersten mal eine Passagierin mit panischer Flugangst live und in Farbe an Bord erlebt habe, würde mich interessieren, wie die Airlines im allgemeinen mit diesem Problem umgehen. Die Fakten:
4U CGN-DRS, erster Flug am frühen morgen. Eine Gruppe weiblicher Fluggäste betritt mit Abstand als allerletztes das Flugzeug, direkt danach wird die Tür zugemacht, die Sicherheitsshow geht los, der Pushback wird durchgeführt und die Triebwerke werden angelassen. Dann geht's rund: Aus dieser Gruppe fängt eine der Damen erst an laut zu schluchzen, wird innerhalb weniger Sekunden panisch und bekommt Schreianfälle wie "Ich kann das nicht", "Ich will hier raus", schnallt sich ab und will aufstehen, wird aber von ihren Mitreisenden im Sitz gehalten. Von da an fand ich das Verhalten der Crew sehr umsichtig und professionell: Eine FB ist sofort zu ihr hin um mit ihr zu sprechen, während ein anderer schon mit dem Cockpit telefoniert und die Situation gemeldet hat. Nach knapp einer Minute ist der Flieger dann sofort zurück zum Finger während die FB die bereits völlig aufgelöste Passagierin nach vorne begleitet hat. Nachdem die Triebwerke wieder abgestellt wurden, kam der Kapitän aus dem Cockpit und hat sich kurz mit der Passagierin unterhalten. Ruck Zuck war die Bodencrew wieder da, der Finger wurde angedockt, das Gepäck ausgeladen und die Passagieren konnte das Flugzeug verlassen. Zwar wurde dadurch insgesamt eine gute halbe Stunde Verspätung verursacht, aber das war mir (und wohl auch allen anderen in der Röhre) lieber, als eine panische Passagierin an Bord zu haben. Das Verhalten der Airlinemitarbeiter fand ich daher sehr gut und professionell. Nicht gut fand ich das Verhalten der "Freundinnen": Ganz offensichtlich haben sie die Passagierin schon am Gate überreden müssen überhaupt einzusteigen, sind dann als letztes reingestolpert und haben sich danach auch nicht mehr groß um sie gekümmert. Jedenfalls ist keiner bei ihr geblieben und alle sind mitgeflogen - die aufgelöste Frau war dann erst mal ganz alleine am Flughafen.
Gibt es für solche Vorfälle Standards oder hätte der Flieger auch einfach losfliegen können, mit allen Unwägbarkeiten, die daraus hätten entstehen können?
 

Owflyer

Erfahrenes Mitglied
08.03.2009
1.727
2
DUS/MNL
Kein Flugkapitän wird abheben, wenn er damit rechnet, dass ein Pax "uruly" wird. Ob das jetzt ein potentieller Störer ist, oder eben jemand mit Flugangst.

Von den Begleiterinnen finde ich das Verhalten übrigens megadämlich. Flugangst hat etwas existentielles. Trotz allen vielleich vorhandenen Wissens ist das pure Todesangst. Wenn ich also weiß, dass jemand aus meiner Gruppe Flugangst hat, versuche ich die/denjenigen vorab "abzuklopfen" und ggf. zu einem Flugangstseminar zu überreden. Aber dieses übliche "Wenn er/sie mal drinsitzt, wird es schon nicht so schlimm werden" ist einfach nur bekloppt.

Da ist keine Überheblichkeit gegenüber Menschen mit Flugangst dahinter, sondern die simple Erkenntnis, dass man gewisse Sachen nicht einfach wegreden kann.
 

mumielein

Gründungsmitglied
06.03.2009
4.152
0
Dorf bei NUE
Na ja...aus Sicht der FB kann ich nichts dazu sagen, ich kann nur als etwa 10 Jahre schwer von Flugangst Betroffene was dazu sagen.
Der geschilderte Fall ist vermutlich die Ausnahme. Kein Mensch mit Flugangst fällt freiwillig so auf. Viele beherrschen sich oder schlucken starke Beruhigungsmittel. Das geht so lange gut, bis eben was (für Flugängstler) Beunruhigendes passiert. Vom Einfahren des Fahrgestells, bis zu Turbulenzen, alles bedeutet den Absturz. Das ist jetzt wirklich kein Scherz von mir. :rolleyes:
Hat man als Betroffener mal kapiert, daß es nichts nützt, sich zu beherrschen, bis man dann irgendwo klappernd am Gang liegt und nach Ärzten gesucht wird :eek:, trifft man Vorbereitungen.

Man teilt der Airline mit, daß man an Flugangst leidet und bittet bereits am Boden um einen Sitz in FB Sichtweite. An Boird bittet man dann darum, daß sich die Damen und Herren doch bitte immer wieder mal mit beruhigenden Blicken melden, speziell bei lebensbedrohlichen Sachen...:eek:

Ich wurde an Bord nie liebevoller und netter betreut als zu dieser Zeit, immer Eco wohlbemerkt.

Ich habe Kranichhandpuppen der LH zuhause, durfte an sich immer ins Cockpit oder einer aus dem Cockpit kam zu mir. Bei MS bin ich damals etliche Flüge mit Ausnahme von Start und Landung im Cockpit gewesen.

Es gab auch, ganz, ganz wenige Crews, die da nicht oder nicht verständnisvoll reagiert haben. Damit steigert sich die Angst, die man sich einfach nicht vorstellen kann, ins Unermeßliche. Bei EK habe ich mich mal von der Feuerwehr aus dem Flieger holen lassen. :mad:

Bei 2 Sachen muß ich widersprechen :
Jedenfalls ist keiner bei ihr geblieben und alle sind mitgeflogen - die aufgelöste Frau war dann erst mal ganz alleine am Flughafen.
Ist man erst mal raus aus der Blechschachtel, dann ist die Angst wie weg geblasen und man fühlt sich pudelwohl. Sie dürfte da keinerlei Probleme gehabt haben. Ich hab auch mal paar Freunde im Stich gelassen und hab mir einen anderen Heimflug gesucht, weil mir der Flieger nicht gefallen hat. Mein schlechtes Gewissen hätte niemals zugelassen, daß jemand bei mir bleibt.

Wenn ich also weiß, dass jemand aus meiner Gruppe Flugangst hat, versuche ich die/denjenigen vorab "abzuklopfen" und ggf. zu einem Flugangstseminar zu überreden. Aber dieses übliche "Wenn er/sie mal drinsitzt, wird es schon nicht so schlimm werden" ist einfach nur bekloppt.
Flugangst ist z. T. auch Tagesverfassung. Ich überstand einige Flüge mit Zureden meiner Freunde relativ problemlos, was einfach so aussah, daß ich von Start bis kurz vor der Landung leise vor mich hin schluchzte. Dieses änderte sich manchmal schlagartig aus im nachhinein lächerlichen Gründen. 2 Freundinnen von mir legten sich z. B. kurz nach dem Start die Karten und kamen irgendwie auf "Unglück auf der Reise", bisher relativ ruhig, war das der Grund für mich den Kopf ein bißchen tiefer in mein Kissen zu drücken, was aber nicht verhinderte, daß ich den flapsigen Satz einer FB aufschnappte "Komisch, das hatte ich heute morgen auch 2x". Das wars dann, die erste Handpuppe der LH und den Co neben mir...:eek:

Ich habe mich denn auch in meiner Karriere mit etlichen FB unterhalten. Sie haben eben empfohlen, sich beim Einsteigen zu melden, da sie Flugangst im allerseltensten Fall von sich aus bemerken, bis es eben eigentlich zu spät ist. Man wird ja dann nicht zwangsläufig ausgeladen, die meisten Flugängstler versuchen im Gegenteil ganz still zu sitzen um den Flieger nicht zum Wackeln zu bringen. Gefahrlich wirds bei Turbulenzen, da man will zu den FB, um zu sehen, wie deren Gesichter sind und um die Hand gehalten zu bekommen. Meldet man sich vorher, sitzt man dort oder es kommt dann sofort jemand.

Flugangst ist was wirklich Schreckliches und es sollte sich keiner von euch davor gefeit fühlen. Ich bin jahrelang mehrfach die Woche geschäftlich geflogen und eingestiegen wie in einen Bus, nervig, aber eben notwendig.
Ich habe diesen Job wegen der Flugangst gekündigt und habe dann etwa 10 Jahre nur Ziele angeflogen, die wirklich nicht ohne Flugzeug zu erreichen waren und ich aber unbedingt dort tauchen wollte. :doh:

Flugangstseminare helfen übrigens nicht in allen Fällen langfristig.
 

oweign

MUC Stammtischbruder
26.08.2009
2.792
2
xx
@mumielein
Wie hast du deine Flugangst dann letztendlich besiegt oder ist sie immer noch vorhanden?
 

mumielein

Gründungsmitglied
06.03.2009
4.152
0
Dorf bei NUE
@mumielein
Wie hast du deine Flugangst dann letztendlich besiegt oder ist sie immer noch vorhanden?
Ich hab alles mögliche probiert, wird auch vermutlich bei jedem anders sein.
Hier hatten wir das Thema schon mal und ich hab es da auch beschrieben. http://www.vielfliegertreff.de/reis...lugangst-auch-bei-vielfliegern-ein-thema.html

Die Angst ist nicht wieder gekommen und ich kann mich jedes Mal freuen, wenn was "schlimmes" wie durchstarten passiert und ich drin sitze und trotzdem lachen kann.

Morgen gehts von SYD über INC nach FRA. Auch wenn in diesem Urlaub allmählich, bis auf meinen Laptop, jegliche Technik versagt, freue ich mich auf die Flüge. (y)
 
Zuletzt bearbeitet:

rorschi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
9.843
2.809
ZRH / MUC / VIE
So etwas habe ich bislang noch nie erlebt - wie gehen die Fluggesellschaften mit solch einer Situation um? Kommt noch etwas auf die besagte Passagierin zu? Immwerhin wurde ein Slot verpasst...

Ansonsten kann sich - salopp gesagt - jeder mit solchem Getue vor einem Flug drücken, den er nicht unbedingt antreten will...

Andererseits habe ich selber schon mehr als einmal gemerkt, dass man in bestimmten Situationen nicht immer rational denken kann - vor allem, wenn kurz zuvor etwas passiert ist.

Wie in EZE, als ich in den LH-Jumbo nach FRA eingestiegen bin - 5 Nächte nach AF447. Hier habe ich bei der SEN-Begrüßung der Purserin schon kundgetan, dass ich aufgrund dieses Anlasses "etwas sehr nervös" sei - und sie nahm das zur Kenntnis und schaute dann in der Nacht ein paar Mal nach mir. Eingeschlafen bin ich dennoch erst auf der Nordhalbkugel...

Ebenso schlimm war ein Flug von ZRH nach MUC ein paar Tage nach dem Absturz der LX 498 am 10.1.2000: In einer selben Saab 340 sitzend und auf der selben Rwy 28 startend, machte der Vogel gleich nach dem Abheben eine Rechtskurve (das ist nicht die Standard-Abflugroute - ein Missverständnis bei dieser wurde LX 498 ja zum Verhängnis). Ich sass zum Glück genau in Reihe 2 im Blickfeld der F/A - und bekam einen Cognac bevor das Anschnallzeichen aus war (ich habe nicht geschrien, aber begann wohl zu zittern...).

Obwohl Fliegen sicher ist, ist es mit Emotionen verbunden wie kein anderes Verkehrsmittel - und wenn man ein ungutes Gefühl hat, ist es falscher Stolz, das dem Personal nicht mitzuteilen. Dieses ist im Umgang mit ängstlichen Passagieren geschult und hält auch mal Händchen, wenn das Flugzeug schüttelt, wie ich vor einiger Zeit auf einem VIE-ZRH mit Helvetic erlebte: Das Mädel vor mir hatte Flugangst, und bei Turbulenzen über den Alpen setzte sich der Maître de Cabine neben sie. Nach der Landung bekam sie einen magentafarbenen Helvetic-Teddybären geschenkt, der nicht mal im Bordverkauf erhältlich war. Hätte ich auch gerne gehabt :cry:
 

kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
764
Unter TABUM und in BNJ
Ebenso schlimm war ein Flug von ZRH nach MUC ein paar Tage nach dem Absturz der LX 498 am 10.1.2000: In einer selben Saab 340 sitzend und auf der selben Rwy 28 startend, machte der Vogel gleich nach dem Abheben eine Rechtskurve (das ist nicht die Standard-Abflugroute - ein Missverständnis bei dieser wurde LX 498 ja zum Verhängnis). Ich sass zum Glück genau in Reihe 2 im Blickfeld der F/A - und bekam einen Cognac bevor das Anschnallzeichen aus war (ich habe nicht geschrien, aber begann wohl zu zittern...).


Ich habe KEINE Flugangst, bin selber schon dreimal in Maschinen gewesen, die mit mir drin mehr oder weniger zu Altmetall verarbeitet wurden und kann gerade das von Dir genannte Beispiel sehr gut nachvollziehen.

Ich habe Ende der 90er sehr viele Kunden in Schwarz-Afrika gehabt und bin zeitweise 150 Tage im Jahr zwischen Tansania und Nigeria unterwegs gewesen. Dabei hatte ich nur einen Wettbewerber, ein Schweizer, der für eine amerikanische Firma unterwegs war.

Natürlich sind wir uns auf unseren Reisen zigmal über den Weg gelaufen und haben mehrere lange und feuchtfröhliche Abende an Hotelbars in Bujumbura, Kigali, Accra, Kampala und co miteinander verbracht. Wir waren beruflich Wettbewerber, haben uns aber privat angefreundet.

Bei all der Sch:censored:e, die wir auf unseren Afrikaflügen erlebt haben, waren wir doch schon ziemlich abgehärtet. Wir waren am 23.11.2001 gemeinsam (aber in unterschiedlichen "Fraktionen" sitzend) auf einem Kongreß im ICC in Berlin und haben dort abends noch ein Glas Wein getrunken.

Am 24.11.01 saß er in der Crossair 3597.

Am 30.11.01 flog ich mit der Crossair von seiner Beerdigung nach Hause und habe beim Abflug geheult wie ein Schloßhund und wurde auch entsprechend vom MdC "bemuttert".
 

paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
13
ARN / ZRH
September 2008:

HAM-VIE mit OS auf F70:

Bei der Landung hat eine junge Frau in der Reihe neben mir angefangen, zu verkrampfen und war kaum noch zu beruhigen...mir ist das erst fast bei der Landung aufgefallen. Danach war sie völlig fertig, hat nur noch geweint...das kleine Flugzeug hat da wohl eine Reaktion aus Platzangst und Flugangst ausgelöst, so wie ich dann später raus bekommen habe.

Alle anderen Pax sind raus, kaum einer hat was gemacht, alle nur peinlich berührt daneben geschaut und zum Bus. Ich habe sie dann gefragt, ob ich ihr helfen kann.

2 min nachdem alle raus waren, kam die FA erst, fragte...war aber nicht sonderlich interessiert..meinte nur, dass wir ja jetzt gelandet wären und wir uns beeilen sollten, weil der Bus ja wartet.

Scheinbar wars ihr genug, dass ich mich um die Frau gekümmert habe.
Diese hatte dann nen Weiterflug nach Chisinau...und erst mal wenig Lust darauf.
Ich habe sie dann in den Bus geschafft, dann zum AUA-Desk.
Dort hat man auch nicht verstanden, wo jetzt das Problem ist...ich hatte um jemanden gebeten, der sich vlt. bis zum Abflug etwas um die Frau kümmert und die FA auf dem nächsten Flug über die Situation informiert wurde.
Ergebnis: maximal einen Sitz am Fenster könnte man ihr anbieten. :doh:

Sonst war aber nicht wirklich was möglich...Wiener Charme eben.
Bis ich dann direkter wurde und jemanden mit Geist, Verständnis und außerdem Einscheidungsmacht sprechen wollte.

Dann ging es plötzlich. Eine Betreuerin, die die Frau weiter beruhigt hat... saß dann wohl vorne in C zusammen mit einer FA, soweit das ging.
Trotzdem hab ich dann eine Beschwerde geschrieben, weil das m.E. professionelle und schnelle Hilfe bei solchen Situationen wirklich zum Service einer Fluglinie dazu gehören sollte.
Es gibt nicht so viele Reisende, die solche Ängste haben - dazu noch ganz bestimmt nicht aus Spaß an der Situation und der Hilflosigkeit.

Die Frau ist dann gut zum Ziel gekommen, hat sich später noch per Mail bei mir bedankt - es war ihr ca.. 50ter Flug, das erste Mal solche eine Situation. Was wohl zeigt, dass es jeden treffen kann...

Ich fand damals die Reaktion von FA und Bodenpersonal wirklich unter aller Sau.
 

Flai Bai Waia

Erfahrenes Mitglied
30.03.2009
256
0
VIE
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es viel mehr Passagiere mit Flugangst gib, als man vermuten würde.
Ich glaube mich zu erinnern, mal was von 30 % gehört zu haben, bei denen es zu mehr oder weniger ausgeprägten Symptomen kommt.
Freilich sind die Vorfälle, bei denen es zu offensichtlichen Angstzuständen kommt, eher selten.
Die Ursachen sind unterschiedlich, meistens ist es die Angst des Ausgeliefertseins.

Einmal habe ich vor dem Start einen extremen Fall selbst erlebt. Wir sind damals auch zurückgerollt und haben den Gast, von einem Arzt begleitet, aussteigen lassen.
Im Flug ist das schon etwas schwieriger und es wurde oben ohnehin schon beschrieben.
Nach Möglichkeit werden die Flugbegleiter ein besonderes Augenmerk auf den Gast haben. (beruhigende Worte, Händchen halten, beruhigendes Getränk usw) Es ist durchaus nicht außergewöhnlich, wenn man die Person ins Cockpit bittet und ihr je nach Arbeitsbelastung, die Möglichkeit gibt zu sehen, dass hinter der Panzertür keine Hexerei statt findet. Meistens kann man wenigstens einen Teil der Angst vermindern. (siehe mumielein)

@paulraum
Flugbegleitern haben kurz vor der Landung kaum noch eine Möglichkeit, die Situation zu beeinflussen. Kurzfristig und ohne Vorlaufzeit, eine Assistenz am Boden zu organisieren ist praktisch unmöglich.
Dass sich die Herrschaften beim Service Desk nicht kooperativ gezeigt haben, finde ich allerdings auch äußerst bedauerlich.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Ich hatte von txl nach zrh eine Flugangstpatientin neben mir. Sie war erstaunlicherweise eine der ersten an Board und mauerte sich mit Schals und Mütze ein. Sie saß am Fenster und guckte nicht einmal raus. Dann gingen die Türen zu und sie fing an zu krampfen und zu weinen. Ich habe dann freundlich nachgefragt ob ich irgendwie helfen könne. Nach etwas Anlaufschwierigkeiten sagte sie mir dann was los war. Ganz offensichtlich litt sie unter den Geräuschen. Ich fragte Sie ob es helfen würde, wenn ich die Geräusche erklären würde, sie willigte ein und so erklärte ich alles mögliche. Kniffelig war es, denn ich kannte auch nicht alle Geräusche und musste das ein oder andere mal in die Trickkiste greifen.

Im Reiseflug bestellte Sie dann sogar was zutrinken. Ich fragte Sie, warum Sie denn eigentlich in einem Flugzeug sitzen würde. Die Dame wurde von ihrem Chef vor die Wahl gestellt, entweder Projekt in Amerika oder Innendienst (aka Karriere fertig). Er wusste von der Flugangst und buchte ihr einfach 4 kont. Flüge umzusehen ob es klappt und damit sie sich dran gewöhnen konnte. Sie selbst hatte wohl keinen Kontakt zur Crew aufgenommen. Nach der Landung, die Sie recht ruhig über sich ergehen ließ, tauschten wir E Mailadressen aus und lieben noch eine ganze Zeit in Kontakt.

Wenig später machte Sie dann bei der LH ein Fluangstseminar und hat das Projekte angetreten. Als ich zum letzten mal Kontakt hatte, war sie 1K und leitete die USA Niederlassung.

Die Gesichte war schon etwas komisch, denn eine heulende Frau hat man nicht alle Tage neben sich im Flieger.
 

paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
13
ARN / ZRH
Flugbegleitern haben kurz vor der Landung kaum noch eine Möglichkeit, die Situation zu beeinflussen. Kurzfristig und ohne Vorlaufzeit, eine Assistenz am Boden zu organisieren ist praktisch unmöglich.
Dass sich die Herrschaften beim Service Desk nicht kooperativ gezeigt haben, finde ich allerdings auch äußerst bedauerlich.

Das war dann schon nach der Landung - erst dann habe ich es ja auch mitbekommen, da sie versetzt saß - einer Reihe vor mir und am Fenster.
Bei Start+Reiseflug schien alles ok zu sein, nur die Landung war wohl das problematische.
Ich hätte mir gewünscht, dass die FA dann etwas mitfühlender reagiert, als die Frau weinend da saß und ich als Mitreisender (Mann) da geholfen habe - und als jemand, dessen "Pflicht" es ist und noch dazu eine Frau, was in einer solchen Situation vlt. angenehmer ist, wirklich aktiv geworden wäre. Aktiv an den bald abfahrenden Bus zu erinnern fand ich unpassend!
 

krypta

Erfahrenes Mitglied
23.05.2009
3.493
2
Ich gebe es zu: Auch ich hatte mal Flugangst.
Komischerweise findet sie ihren Ursprung nicht in einem dramatischen Flug-Erlebnis (obwohl ich von denen leider schon mehrere hatte).

Die Angst entstand, als ich 2x im Cockpit mitflog. Zudem durfte ich den gesamten Flugverkehr über Kopfhörer mitverfolgen. Der Super-Gau war eine Landung in FRA mit starken Böen und Regengüssen. Wie die Jungs im Cockpit schufteten, um den Vogel einigermaßen ruhig zu halten, war verblüffend. Ich hätte nie gedacht, wie viel Kraft und Körpereinsatz nötig sind. Zudem erklärten sie mir während der Flüge alle Sicherheitsmaßnahmen, diverse Checks und worauf sonst noch zu achten ist. Allein diese Anzahl überforderte mich als Laien hoffnungslos.
Damit nicht genug: Sie lästerten über Boeing, weil die Instrumente-Übersichtlichkeit stark überarbeitet werden müsse (inkl einiger Demonstrationen), weshalb sie dringend auf Airbus umschulen wollten.

Danach hatte ich etwa 3 Jahre Flugangst. Dabei schoss mir ständig durch den Kopf - wenn die auch nur den kleinsten Fehler machen... Begleitet wurde es von Zittern, Schweißausbrüchen, Atemnot bis kurz vor der Ohnmacht und Zeitung verkehrt rum lesen. Alle logischen Argumente helfen nicht, man ist einfach nicht Herr seiner Lage. Man schämt sich auch enorm dafür, u.a. weil man Mitreisende ansteckt bzw belästigt. Eine weitere Begleiterscheinung war nämlich, dass ich mich in die Arme von Mitreisenden krallte oder mit wildfremden Menschen Händchen hielt :eek:

Geholfen haben mir immer 2 Dinge: Ablenkung, entweder durch belanglose Gespräche mit Mitreisenden oder Kinder beobachten. Sie sind oft so wunderbar unbeschwert, gar fröhlich wenn es wackelt, dass einem nichts weiteres übrig bleibt als zu lächeln.

Die Angst baute sich im Laufe der Jahre langsam ab, indem ich wieder mehr Vertrauen fand. Nur in ungewöhnlichen Situationen kommt sie durch, wie kürzlich als wir 2x durchstarteten.
Aber keine Sorge, falls wir uns mal über den Wolken begegnen - ich kneife Euch jetzt keine blauen Flecken mehr ;)
 

mumielein

Gründungsmitglied
06.03.2009
4.152
0
Dorf bei NUE
Begleitet wurde es von Zittern, Schweißausbrüchen, Atemnot bis kurz vor der Ohnmacht und Zeitung verkehrt rum lesen. Alle logischen Argumente helfen nicht, man ist einfach nicht Herr seiner Lage. Man schämt sich auch enorm dafür, u.a. weil man Mitreisende ansteckt bzw belästigt. Eine weitere Begleiterscheinung war nämlich, dass ich mich in die Arme von Mitreisenden krallte oder mit wildfremden Menschen Händchen hielt
Das kenne ich alles bestens. :eek:

Ablenkung, entweder durch belanglose Gespräche mit Mitreisenden oder Kinder beobachten. Sie sind oft so wunderbar unbeschwert, gar fröhlich wenn es wackelt
Das hätte nie funktioniert, ich habe nicht mal irgendwas in meiner Umgebung wahr genommen. :rolleyes:

Die Angst baute sich im Laufe der Jahre langsam ab, indem ich wieder mehr Vertrauen fand. Nur in ungewöhnlichen Situationen kommt sie durch, wie kürzlich als wir 2x durchstarteten.
Nein, bei mir nicht mal dann - gottlob. Vielleicht, weil bei meinen Flügen fast immer irgendwas nicht normal ist. :rolleyes:
Ich glaub, im Gegensatz zu Dir beruhigen mich so Sachen, denn alles ist x-fach abgesichert und seit Kyrill weiß ich auch, was so Blechschachteln alles aushalten. ;)
Und, wie Elly und paar andere nette Leute zu sagen pflegen, der sicherste Weg ist nicht immer der schnelle Weg nach unten. :D

Die Angst entstand, als ich 2x im Cockpit mitflog. Zudem durfte ich den gesamten Flugverkehr über Kopfhörer mitverfolgen. Der Super-Gau war eine Landung in FRA mit starken Böen und Regengüssen. Wie die Jungs im Cockpit schufteten, um den Vogel einigermaßen ruhig zu halten, war verblüffend. Ich hätte nie gedacht, wie viel Kraft und Körpereinsatz nötig sind. Zudem erklärten sie mir während der Flüge alle Sicherheitsmaßnahmen, diverse Checks und worauf sonst noch zu achten ist. Allein diese Anzahl überforderte mich als Laien hoffnungslos.
Damit nicht genug: Sie lästerten über Boeing, weil die Instrumente-Übersichtlichkeit stark überarbeitet werden müsse (inkl einiger Demonstrationen), weshalb sie dringend auf Airbus umschulen wollten.
Der Cockpitflug hat mir hingegen die Angst genommen. Klar hab ich nix vom Funkverkehr verstanden, ist ja nicht mein Job, die Herrschaften vorne haben ja das und einiges andere mir komplett unverständliche gründlich gelernt.
Ich empfand die Stimmung eigentlich recht entspannt, trotz einiger konzentrierter Arbeiten. Als ich vor dem Start vorschlug doch noch paar Vorkehrungen für meine Sicherheit zu treffen, statt das Lokal für das Abendessen in Singapore zu entscheiden und ähnlich wichtige Dinge :mad:, haben sie mich nur ausgelacht. :rolleyes:

Damit nicht genug: Sie lästerten über Boeing, weil die Instrumente-Übersichtlichkeit stark überarbeitet werden müsse (inkl. einiger Demonstrationen), weshalb sie dringend auf Airbus umschulen wollten.
Das kenne ich so gar nicht, die Boeing Piloten lästern doch eigentlich immer über die Joystick-Anzug-Fraktion, früher auch Atari-Flieger genannt. ;)
Ich will eigentlich nicht als Blinder über Farben reden, aber so fehlerfrei scheint die Software beim Bus ja auch nicht immer zu sein. Letztes durchstarten in LAX war auch wieder "nur" eine Meldung, daß die Bugradsteuerung nicht ginge oder sich nicht aktivieren ließe. Sie haben dann versucht das Problem in der Luft zu lösen, ging aber nicht, deshalb bei der Landung Begrüßung durch viele Blinklichter der Feuerwehr. Angekündigt war, daß die Landung ohne Probleme sein solle, aber dann kein abwenden von der Bahn möglich sei und wir abgeschleppt würden. War aber nicht notwendig, die Steuerung ging dann, war halt wieder mal eine falsche Meldung. :confused:
 
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flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.000
36
www.vielfliegertreff.de
War aber nicht notwendig, die Steuerung ging dann, war halt wieder mal eine falsche Meldung. :confused:

Reine Spekulation, kann auch sein, dass die Bugradsteuerung tatsächlich nicht ging (braucht man auch nicht wirklich für eine sichere Landung), ein Reboot des Systems aber erst am Boden möglich (und offenbar erfolgreich) war. Fehlinfos gibt's aber immer wieder: Vor einigen Tagen erst hatte ein Airbus eine Fehlanzeige fürs Hauptfahrwerk, die Paxe durften in Crash-Haltung landen, passiert ist freilich ebenfalls nichts.

Ansonsten weiß man ja, der meistgehörte Satz in Airbus-Cockpits lautet: "Was macht er denn jetzt schon wieder?" :D
 
M

MightyQuinn

Guest
Flugangst ist wirklich weit verbreitet, wie zuvor schon mal erwähnt leiden ca. 30 Prozent aller Passagiere darunter, wobei man hierbei unterscheidet:

1.die Angst ausgeliefert zu sein und keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben
2. Die Angst vor Absturz/Turbulenzen, etc. also vor allem deshalb weil man die Technik nicht versteht, welche ein tausende Tonnen schweres Objekt in der Luft hält
3. die Angst eingesperrt zu sein (vergleichbar mit der Angst Aufzug zu fahren)

Ich selbst fliege zur Zeit etwa 20 x pro Jahr, habe ab und an aber immer mal wieder Flugangst (bei mir in Form einer Klaustrophobie) - Turbulenen machen mir gar nichts aus, Vertrauen in die Technik habe ich. Ich müsste beruflich nicht fliegen, mache ich freiwillig, das Fliegen prinzipiell macht mir sehr viel Spass, schaue auch gerne aus dem Fenster, bin aber wie gesagt auch nicht immer frei von Ängsten. Das ging vor Jahren sogar schon soweit, dass ich am Flughafen umdrehte und heimfuhr ohne den geplanten Flug anzutreten. An Schlafen im Flugzeug war damals auch überhaupt nicht zu denken (mit einem Ruhepuls von 150 auch schwer möglich).

Inzwischen kann ich aber mit meiner Angst ganz gut umgehen (und auch ganz gut im Flugzeug schlafen, vor allem wenn ich mal das Glück habe in der C-Klasse einen Heimflug zu haben)

Ich für mich versuche immer die positiven Aspekte des Fliegens in den Vordergrund zu stellen (Freude auf einen Urlaub o.ä.).

Wünsche alle möglichst angst- und stressfreie Flüge:)
 

rorschi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
9.843
2.809
ZRH / MUC / VIE
Das mit der Platzangst kenne ich auch - ein Flug über mehrere Stunden in der Eco ist für mich ein No-Brainer. SEN-Seatblock und Möglichkeit der Notausgangreservierung hin und her, wenn es nicht klappt, muss man dann eben doch in der Mitte sitzen, wie ich vor 12 Jahren auf meinem bislang einzigen Eco-Langstreckenflug schmerzlichst erfahren musste (als Swissair Travelclub-Mitglied). Bulkhead, Mittelblock, zwischen 2 Müttern mit hustenden Kindern auf dem Schoß, und keine Chance, in die volle Biz zu kommen :eek: :eek:

Auch recht essenziell ist für mich ein Fensterplatz (und auch die Möglichkeit, auch ab und zu bei einem Nachtflug hinauszuschauen, wenn der Flieger schüttelt). Die Aussicht nimmt einem doch das enge Raumgefühl und erfreut einen ja immer wieder mit schönen Anblicken, die beweisen, wie schön Fliegen sein kann. Wieso jemand freiwillig einen Gangplatz wählen kann, entzieht sich meines subjektiven Vorstellungsvermögens - aber mir mag es recht sein, dass ich nicht immer um einen Fensterplatz kämpfen muss ;)
 

Die Hex

Reguläres Mitglied
03.02.2010
34
0
Hallo, ich bin neu hier, möchte aber trotzdem schonmal meine Erfahrungen schildern. Ich hatte auch ziemliche Flugangst, die sich allerdings bei mir in völliger Passivität (stundenlang ohne Ziel aus dem Fenster gucken, nicht mehr bewegen als ob ich in einer Art Starre wäre.) Ich habe, man höre und staune, eine sehr positive Erfahrung mit FR gemacht. Auf einem Flug nach Stansted hat mich doch tatsächlich eine von den FB angesprochen ob alles ok ist und ob sie mir helfen könne. Das fand ich schon beachtlich, zumal ich ja nichts wirklich auffälliges, wie weinen oder zittern oder so etwas gemacht hatte.

Geholfen hat mir letztendlich das Querlesen in Foren und daraus hat sich dann mein Interesse am Fliegen mit allem was dazu gehört entwickelt. Wenn man etwas mehr weiss, dann hilft das ungemein.

LG

Hex
 
R

rosafokker

Guest
Ich hatte einmal ein Kind mit extremer Flugangst zu betreuen. Die Eltern waren C-Class gebucht, die Kinder Economy, schön weit auseinander. Das ganze war ein Langstreckenflug auf eine Ferieninsel, der Kleine wurde von der älteren extremst gepiesackt. Letzendlich habe ich den kleinen mit der Mama geschnappt (die war herzlicher als der werter Herr Papa) habe ihn 10 Minuten bevor andere Passagiere den Flieger betreten haben, das Flugzeug gezeigt, mir das okay für einen Cockpitstart für Kind + Mutter geholt, ihm die Purserette vorgestellt... angeblich war er dann für den Rest des Fluges sehr ruhig, weil ihm jemand mal alles erklärt hat was vor sich geht und es anscheinend geholfen hat. . . letzendlich hat das Gate in der Zwischenzeit die Familie zusammengesetzt (der Buchungsstand hat es erfordert) und so war allen einigermassen geholfen.


Schlimm ist es, wenn Gäste von Flugunregelmässigkeiten betroffen sind, die wirklich Flugangst haben. . diese dann zu beruhigen oder zu betreuen.. ich glaub dafür gibt es gar keine richtigen Schulungsmöglichkeiten.. und meistens fehlt einem die Zeit und das Personal. :-/