Eine Reise zum 38.Breitengrad - Zu Herrn Kim

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Frankieboy

Erfahrenes Mitglied
25.10.2013
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Einen Tag vor der Abreise nach Nordkorea gab es einen erneuten, misslungenen Abschuss einer Rakete im Land, so dass die Nachfragen aus Deutschland sich nochmal verschärften, ob man wirklich so bescheuert sein kann und fliegen möchte?
Beim Frühstück war die Stimmung dann etwas gedämpft, ich glaube jeder hat sich wirklich nochmal gefragt, was alles passieren könne, jedoch wollten wir erst mal die Verbotene Stadt und den Tiananmen Platz unsicher machen:



Hier wurde nochmal deutlich, dass man in China ja auch nur in „Freiheit“ ist. Diversen Leuten wurde der Zugang zum Platz verwehrt und so bald im Fernsehen berichte über China liefen, ging auf einmal der Fernseher aus. Also schon mal eine gute Eingewöhnung für die kommende Woche ;).
Vom nördlichen Ausgang der verbotenen Stadt ging es dann in den Beihai Park, wo wir das schöne Wetter genießen konnten, Peking konnte heute definitiv überzeugen.


Morgen geht es dann weiter mit der Anreise mit Air Koryo nach Pyongyang, stay tuned!

So einen klaren Himmel hat man selten in Peking!
 

umsteiger

Erfahrenes Mitglied
22.01.2012
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Berlin
www.kanzlei-woicke.de
Spannender Bericht. Danke!

Denke selbst immer mal wieder über eine solche Reise nach. Tue mich aber aus verschiedenen Gründen schwer damit.

Zum einen schon ganz banal, weil ich Reisegruppen hasse.

Insofern warte ich darauf, dass Individual-Tourismus möglich wird - und hoffe den vermutlich kurzen Zeitraum zwischen Öffnung und Ende nicht zu verpassen.
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
Das Reiseziel finde ich auch sehr interessant. Aber man bucht sich natürlich eine durchinszenierte Delegationsreise ohne die geringste Freiheit, etwas offiziell Ungeplantes zu erleben. Außerdem dient man zur Devisenbeschaffung für das Regime. Es mag sich trotzdem lohnen und solche Erlebnisse sind unvergänglich und oft unwiederbringlich. Die Welt dreht sich manchmal unvermittelt weiter. Man blicke nur auf Kuba.
Aber ich zögere auch. Zumal das, was man erleben kann, mittlerweile medial ausführlich dokumentiert ist.
 
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Flojo

Aktives Mitglied
10.09.2014
201
68
HAM
Spannender Bericht. Danke!

Denke selbst immer mal wieder über eine solche Reise nach. Tue mich aber aus verschiedenen Gründen schwer damit.

Zum einen schon ganz banal, weil ich Reisegruppen hasse.

Insofern warte ich darauf, dass Individual-Tourismus möglich wird - und hoffe den vermutlich kurzen Zeitraum zwischen Öffnung und Ende nicht zu verpassen.

Es gibt ja sogar die Möglichkeit alleine eine "Reisegruppe" zu bilden, dann aber ebenfalls mit 2 Guides und einem Busfahrer...Und das sah wirklich immer trostlos aus.
 

Flojo

Aktives Mitglied
10.09.2014
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68
HAM
Tag 8 - Die nächste Busfahrt

Der 1.Mai stand an, Tag der Arbeit und einer der höchsten Feiertage in Nordkorea. Ursprünglich war hier der Besuch der Festlichkeiten zum Feiertag in Pyongyang geplant, wofür wir sogar schon für 95€ Eintrittskarten kauften. Leider fiel dies kurzfristig aus mit der Begründung der Vergnügungspark sei eh schöner.



Ob wir das Geld je wiedersehen?

Komischerweise waren alle uns bekannten Touristengruppen in dem Vergnügungspark vor den Toren der Stadt, was in der Stadt passierte, sollte keiner mitbekommen und wurde uns auch nicht erzählt.



Es folgte eine 7stündige nach Hamhung, für ganze 270km. Auch wenn ich mich wiederhole, aber die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand, nach 3 Stunden gab es die erste Harmoniepause und uns tat alles weh. Nicht mal lesen war im Bus möglich, so sehr wackelte alles.

Ich werde am Ende ein Video posten, damit ihr euch mal ein Bild machen könnt.

Die Harmoniepause wurde bei Fasaneneiern und Schlangenschnaps zelebriert.



Nach weiteren 4 Stunden erreichten wir Hamhung, die 2.größte Stand im Land und nach dem Korea Krieg von der DDR wieder aufgebaut.



Auch hier erwartete uns wieder eine Miilitärsperre vor den Toren der Stand und mit großen Erstaunen erreichten wir unser Hotel.



Wir sollten die einzigen Gäste sein und Strom gab es nicht überall im Hotel und Warmwasser nur noch per Tauchsieder:



Zum Tagesausklang gab es Karaoke von den Bedienungen im Hotel, Touristen kommen hier wirklich nicht oft hin.

 

asahi

Erfahrenes Mitglied
08.04.2010
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Wismut Aue
...Zum einen schon ganz banal, weil ich Reisegruppen hasse.

Insofern warte ich darauf, dass Individual-Tourismus möglich wird - und hoffe den vermutlich kurzen Zeitraum zwischen Öffnung und Ende nicht zu verpassen.
Man kann auch als Einzelperson eine Reisegruppe sein. Das steigert die Kosten aber.


...Außerdem dient man zur Devisenbeschaffung für das Regime...
All zu viel bleibt von den Devisen nicht übrig. Es wird ja auch einiges geboten oder der teilweise obskure Aufwand der betrieben wird um den Tourist etwas vorzugaukeln kostet auch viel.


Der 1.Mai stand an, Tag der Arbeit und einer der höchsten Feiertage in Nordkorea. Ursprünglich war hier der Besuch der Festlichkeiten zum Feiertag in Pyongyang geplant, wofür wir sogar schon für 95€ Eintrittskarten kauften. Leider fiel dies kurzfristig aus mit der Begründung der Vergnügungspark sei eh schöner...
Das ist schade. Gerade die Massenaufmärsche haben etwas mystisches. Bei meinem Besuch vor 5 Jahren war zwar kein Militäraufmarsch, dafür aber eine Arirang Vorführung im großen Stadion.
fnj-02-86.jpg
 

Flojo

Aktives Mitglied
10.09.2014
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HAM
Am letzten richtigen Tag in Nordkorea, erwachten wir in Hamhung von der üblichen Motivationsansage auf den Straßen gegen 6 Uhr morgens. Uns wurde versprochen, dass von 7 bis 8 Uhr warmes Wasser vorhanden sei, was leider nicht der Fall war.

Auf ein Bad in der Tonne mit dem Tauchsieder hatte auch keiner Lust, also kurze Katzenwäsche und direkt zu den Statuen gelaufen:



In Pyongyang dürfen Touristen seit Anfang April diesen Jahres die beiden Statuen nicht mehr besichtigen, obwohl es uns fest zugesagt war. Auch in Hamhung durften wir nicht richtig zu den Statuen, sondern nur von der Straße aus Bilder machen.

Zufälligerweise kam auch direkt eine Schulklasse weinend mit Blumen zu den Statuen als wir unten an der Straße standen...

Weiter ging es zur Besichtigung einer Düngemittel Fabrik, die leider wegen Wartung geschlossen hatte, was wir auch erst erfuhren als wir vor Ort waren. Eine Wartung sieht hier so aus:



Dann ging es wieder auf die holprige Busfahrt Richtung Pyongyang, wir machten allerdings nach 2 Stunden Stopp an einem Bauernhof und besichtigen zunächst einen Kindergarten:



Anschließend wurden uns voller Stolz die Maschinen gezeigt:



Hier musste man sich auch erneut zusammenreißen. Uns wurde erzählt, dass das Land hier völlig brach lag und die Trecker früher 28 PS hatten, erst als Kim IL Sung sich die Gegebenheiten ansah, wurde der Boden fruchtbar und die Trecker hatten auf einmal 32 PS...

Weiter ging es nach Masikryong in das neue Ski-Resort:



Wahnsinn, was hier innerhalb kürzester Zeit gebaut wurde. Seit der Vergabe der Winter-Olympiade nach Pyongchang in Südkorea, wollte der Norden beweisen, dass man ebenfalls ein großes Skigebiet errichten kann und erbaute das Resort mit allem Luxus, was man so benötigt.

Für uns wurde auch extra die Seilbahn angeworfen:





Es folgte die 4-stündige Busfahrt zurück nach Pyongyang, wo wir erneut schockiert waren über die Zustände im Land. Auf dem Rückweg haben wir mehrmals Menschen am Straßenrand gesehen, die Gras gegessen haben und nahezu abgemagert die Straße reparierten.

Für uns gab es dann in Pyongyang ein Enten-Grillfest, auf das kaum einer richtigen Appetit hatte aufgrund der zuvor gesehenen Zustände.



Das waren unsere Eindrücke aus Nordkorea, morgen folgt dann noch die Rückfahrt mit dem Zug nach Peking und ein Fazit der Reise.
Ich hoffe es hat bisher gefallen!
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
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Dahoam
Vielen Dank für diese interessanten und ungeschönten Eindrücke von einer kuriosen und gnadenlosen Diktatur. Wäre die Realität für die Bevölkerung nicht so grausam könnte man schmunzeln über den irren Wahnsinn mit dem die Führung in dem Land agiert. Das ganze wirkt eher wie eine Karikatur die leider real ist.
 
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Paco

Erfahrenes Mitglied
11.01.2017
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Eine wahrgewordene Dystopie. Was bin ich doch manchmal froh, in einem Land wie Deutschland zu leben. Erst durch solche Bilder wird einem mal wieder bewusst, wie gut es einem doch geht. Vielen Dank für den Bericht!
 
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red_travels

Megaposter
16.09.2016
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www.red-travels.com
interessanter Bericht! Wieso eigentlich mit dem Zug zurück? Gäbe es eigentlich die Möglichkeit im Inland zu fliegen? sie sind ja auch quasi der letzte Betreiber der Il-62M, oder ist diese bereits ausgemustert?, das wäre so einer der wenigen Gründe für mich mit denen zu fliegen
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht, habe ihn auch meiner Freundin zum Lesen gegeben.

Eigentlich stand Nordkorea noch auf meiner Wunschliste, sozusagen unter 'Kuriositäten' und 'gesehen haben bevor sich alles ändert'.

Aber nach Deinem Bericht habe ich mir dann doch gesagt, 'das braucht man nicht'.

Vielen, vielen Dank für diese wertvolle Info!
 

TheDude666

Erfahrenes Mitglied
02.05.2012
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ARN
Im großen unterscheidet er sich nicht von der Armut einiger Länder Südostasiens bzw. Afrika. Moralisch sollte man so einen Trip ohnehin nicht bewerten, man würde in 3 Tagen sich noch totdiskutieren.

Daher einfach danke für den sehr interessanten Einblick.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
Klar kann man darüber moralisch diskutieren. Die aufgezwungene Inszenierung als Gegenteil der dortigen Realität fordert ja geradezu dazu auf.
 
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Flojo

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10.09.2014
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interessanter Bericht! Wieso eigentlich mit dem Zug zurück? Gäbe es eigentlich die Möglichkeit im Inland zu fliegen? sie sind ja auch quasi der letzte Betreiber der Il-62M, oder ist diese bereits ausgemustert?, das wäre so einer der wenigen Gründe für mich mit denen zu fliegen

Die Zugfahrt haben wir uns selber ausgesucht, hat sich auch gelohnt, Bericht folgt. Im Inland kann man aktuell laut unserem Reiseführer nicht fliegen, da nicht genügend Kerosin vorhanden ist. Außerdem fand ich, dass die geparkten Flugzeuge in Pyongyang in einem miserablen Zustand waren.
 
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Flojo

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10.09.2014
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HAM
Tag 10 - Rückreise

Am letzten Morgen konnten wir in Nordkorea nochmal ausschlafen, wir mussten erst um 9:30 zum Bahnhof aufbrechen, eine echte Erholung nach den ganzen Abfahrten um 6 oder 7 Uhr morgens. Zunächst hieß es Abschied nehmen vom Hotel Yangakdo:



Am Bahnhof angekommen waren wir auch zunächst überrascht vom Trouble und dem Verkehrschaos (hatten wir vorher nicht erlebt im Land)



Um 10:10 startet der Zug Richtung China:



Ebenfalls überrascht waren wir von der Länge des Zuges, 14 Wagen fahren zunächst bis Dandong in China:



Wir starteten relativ langsam durch Pyongyang und fuhren zunächst am Flughafen vorbei gen Norden. Hier beobachteten wir unsere Tupolev 204 P-633 von unserem Hinflug beim ständigen durchstarten und kreisen mit Gear down um unseren Zug. Entweder hatte der Flieger ein gewaltiges Problem oder es war wieder nur Show für die ganzen Touristen im Zug, man wollte nichts mehr glauben.
Für uns war um 12:30 ein Tisch im Speisewagen reserviert, ein letztes Mal Kimchi und co:



Beim Bier hören die Feindseligkeiten auch auf, es gibt Bier aus den Staaten:



Nach 4 Stunden Fahrt erreichten wir die Grenze und dachten, dass uns eine große Kontrolle bei der Ausreise bevorstand. Es kamen auch mehrere Militärangehöhrige in den Zug, die kein Gepäck sehen wollten und nur kurz den Pass mitnahmen. Anschließend kam noch ein Kollege, um ein paar Bilder auf dem Handy und den Kameras zu kontrollieren. Allerdings jeweils so lange, bis ein Bild gefunden wurde, dass gelöscht werden sollte, wo Personen an den Straßen drauf waren.
Dass die Bilder direkt wiederhergestellt werden konnte, interessierte ihn nicht, der Kollege hatte mal richtig gute Laune.
Wir überquerten den Grenzfluss mit der berühmten Brücke in Dandong:



Und waren froh nach einer Woche mal wieder Handynetz zu haben. Die Einreiseformalitäten in China werden im Bahnhof erledigt, alle steigen aus und auf einmal bestand unser Zug nur noch aus 2 Wagen, allerdings wurden wir schnell an den Nachtzug nach Peking angekoppelt, der dann aus 18 Wagen bestand:



Ehrlich gesagt waren wir auch froh, dass es vorbei war. Endlich wieder frei bewegen, das Handy benutzen und vor allem keine Vorträge mehr über Kim Il Sung hören.
Als wir nach 23 Stunden Fahrt in Peking ankamen, wurden wir vom schlimmsten Sandsturm der letzten Jahre begrüßt, der jedoch schon am abflauen war.
An der Mauer war das Wetter schon deutlich besser:





Am letzten Abend trafen wir uns noch mit Freunden in Peking und hatten einen sehr schönen Abend bei endlich mal wieder leckerem Essen, dass man ohne schlechtes Gewissen Essen konnte. Zum Fußball gingen wir auch noch:



Der A350 von Finnair brachte uns sicher nach Hause und mit vielen Eindrücken erreichten wir nach 2 Wochen wieder die schönste Stadt der Welt Hamburg ;)



Als Fazit habt ihr schon recht, dass man jetzt ewig diskutieren könnte, vor allem ist nochmal deutlich geworden, dass dieser Konflikt nicht zu lösen ist. Nordkorea möchte eigentlich gar nichts ändern, nur ein bisschen provozieren. China möchte auf keinen Fall eine Grenze mit Korea/USA haben und Südkorea kann sich eine Wiedervereinigung definitiv nicht leisten.

Man muss eigentlich hoffen, dass die Situation für die Bewohner des Landes besser wird, aber es gibt in Pyongyang einfach zu viele, die gut in dem System leben, daher fehlt leider die Hoffnung.

Bezüglich der Reise kann ich diese jedem empfehlen, der die Eindrücke ertragen kann, die Reisen auf das Land sind schon sehr bedrückend und die ständige Verfolgung und die Geschichten sind wirklich anstrengend.

Ich hoffe, dass ihr jetzt einen kleinen Eindruck in das Land bekommen konntet, die nächste Reise folgt im Juni nach Russland zum Confed-Cup.
 

Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
10.805
3.344
Danke für den Bericht.
Ich selbst habe mich letztes Jahr gegen eine solche Reise entschieden, und bin immer noch unschlüssig, es doch noch zu machen.
Deinen Bericht habe ich daher mit großem Interesse gelesen.
 
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Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
526
79
DXB
Danke für den sehr interessanten Bericht !

Kleine Korrektur muss ich allerdings anfügen -> Alle Typen der Air Koryo Flotte sind flugfähig. IL18, IL62, IL76, TU154B, TU204 und AN148, können auch auf speziellen Reisen für Aviation Fans "erlegt" werden. Hierfür werden die Flugzeuge dann exklusiv auf Inlandsstrecken und Rundflügen "abgearbeitet", sodass man quasi am Ende der Reise die gesamte Palette abgeflogen hat. Das ganze lässt sich der Staat natürlich gut bezahlen, aber es findet definitiv regelmäßig statt.
 
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