Das Problem mit der Berufung von Spohr ist halt, dass die Belegschaft dachte "endlich einer von uns, der versteht uns, der ist auf unserer Seite". Deswegen die ganzen Tanz, weil man halt nicht verstehen kann "dass einer von uns das nicht versteht".
Das Problem liegt m.E. viel tiefer - in der Vita von Carsten Spohr:
Carsten Spohr hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert (Karlsruhe)
anschließend an der Verkehrsfleigerschule der LH in Bremen seinen ATPL gemacht,
dann ein Traineeprogramm bei der Deutschen Aerospace absolviert
1994 trat er dann in den Dienst der Lufthansa
als "Leitung des zentralen Personalmarketings"
1 Jahr später wurde er "Referent des Vorstandsvorsitzenden"
verantwortlich für "regionalen Partnerschaften derLufthansa in Europa"
dann "Leitung des Allianz Managements"
dann "Passage Strategie und die Passage Beteiligungen"
dann 2004 Berufung in den Bereichsvorstand,
verantwortlich für "Hub-Managements, das Kabinenpersonal und das Personalmanagement der Lufthansa Passage Airlines"
dann 2007 Vorsitzender des Vorstands der "Lufthansa Cargo AG"
ab 2011 Mitglied des Vorstandes der DeutschenLufthansa AG und Vorsitzender des Lufthansa Passagevorstandes
und schließlich ab 2014 "Vorstandsvorsitz der Deutschen Lufthansa AG."
Carstern Spohrs "Ziehvater" und "Protege" war Jürgen Weber - die "unumstrittene" graue Emminenz des Konzerns, ohne dessen Zustimmung in den letzten 2 Jahrzehnten bei der Lufthansa "nix passiert" ist.
Spohr hat das zielsicher früh erkannt - und sich offenbar nie gescheut offen seine Sympathie und "Lagerzugehörigkeit" zu Weber zu zeigen. Hier schön nachzulesen:
Lufthansa: Webers Wahlverwandter - manager magazin
Der ganze Klamauk um die Abgänge des alten Vorstands und der stümperhaften Suche nach einem "Ersatzmann" war nach meiner Beobachtung nichts anderes als der interne Machtkampf zwischen Weber und den anderen Fraktionen im Haus.
So, und jetzt kommt "Sunnyboy" Spohr - ein Symphat, ein Lufthansa Urgestein mit Stallgeruch und bestandenem DLR / FQ Test - strotzend vor Selbstbewusstsein.
Das Problem: Spohr fehlt der unternehmerische Weitblick, die Erfahrung und die "Neutralität" gegenüber dem Konzern - er ist geprägt von der jahrelangen indoktrinierten sprichwörtlichen "Unbesiegbarkeit" der "Maschine Lufthansa". Nicht zuletzt durch seinen Ziehhvater Weber.
Das "böse" Erwachen folgt mit dem Besteigen des Throns: Die so sicher geglaubte Burg erweist sich bei näherem Hinsehen als "Kartenhaus". Er kann nur noch reagieren - alle seine Handlungen sind unter Zwang, der Konzern steht mit dem Rücken an der Wand.
Es rächt sich in meinen Augen dass die Lufthansa ein Eigengewächs berufen hat, die Situation erfordert einen Allrounder mit viel Erfahrung und wenig Voreingenommenheit, jemanden der neutral ist, der einen Plan verfolgt und der vorallem seine "mentale" Unabhängigkeit von seinem Arbeitgeber bewahren kann.
Easyjet hat es vorgemacht...