Oh, oh.
Bei (leider zu) vielen wissenschaftlichen Untersuchungen existiert ein theoretisches Defizit, d.h. die Untersucher haben sich nicht ausreichend mit der Theorie hinter ihren Forschungsfragen auseinandergesetzt. Das fuehrt dann oft zu einer zu kurz gedachten Operationalisierung ihrer Konstrukte; manche Foristen haben ja auch schon das Unspezifische und Mehrdeutige an den Items kritisiert.
Kurz gesagt: Es entstehen zu viele Abschluss- und Qualifikationsarbeiten, bei denen die Untersucher ein paar empirische Daten sammeln, diese statistischen Berechnungen unterwerfen und dann Ergebnisse generieren, die sie nicht einmal mehr auf Plausibilitaet pruefen.
Wenn ich die Begrifflichkeit oben lese und den Forumscharakter beruecksichtige, koennten die hiesige Erhebung tatsaechlich nicht so klare Ergebnisse bringen wie erwartet. Das dann in einer Dissertation und Disputation zu erklaeren, ist nicht ganz leicht.
Hallo!
Erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, falls ich meine Terminologie oder auch die Antworten einiger aufgekommenen Fragen an der einen oder anderen Stelle nicht dem Forum entsprechend gewählt habe und dadurch eventuell „zu laienhaft“ erschien.
Das theoretische Fundament hinter meiner Studie sind u.a. die theoretischen Konstrukte „wahrgenommene Dienstleistungsqualität“, „Kundennutzen“, „Zufriedenheit“, „Kundenloyalität“.
Also allesamt Konstrukte mit der sich insbesondere die Marketing-Literatur intensiv beschäftigt, nicht nur theoretisch, sondern auch empirisch. Aus empirischer Sicht werden dementsprechend einzelne oder mehrere dieser Konstrukte auf ihre Wirkungszusammenhänge hin untersucht. Das Konstrukt Dienstleistungsqualität weist weiterhin die Besonderheit auf, dass einige Forscher (die Mehrheit) diese der Zufriedenheit voranstellen. Allerdings gibt es auch einige Studien, in denen die Dienstleistungsqualität aus der Zufriedenheit resultiert, also eine genau gegensätzliche kausale Beziehung unterstellen. D.h., während Zufriedenheit aus einer konkreten Konsumerfahrung resultiert, ist in dieser Definition die Dienstleistungsqualität als langfristige auf vielen Konsumerlebnisse basierende Einstellung gegenüber einem Unternehmen zu sehen.
Da es nicht nur sehr viele Studien gibt, die sich mit den Zusammenhängen der einzelnen Konstrukte beschäftigen, sondern auch teils kontroverse Ergebnisse liefern, haben einige Forscher Meta-Analysen durchgeführt, um die Ergebnisse der einzelnen (bisherigen) Studien zusammenzutragen und auszuwerten. Abschließend geklärt ist das Thema dementsprechend noch nicht und außerdem gibt es große Unterschiede in den verschiedenen Produktkategorien.
Durch die Vielzahl der durchgeführten Studien war es für mich natürlich einfach, eine große Anzahl von Untersuchungen zu verschiedenen Dienstleistungen (inklusive ganz konkret zur Dienstleistung „Flug“) zu finden, die sich mit dem Thema (oder Teilaspekte) empirisch auseinandersetzen, d.h. Zusammenhänge von 2 oder auch mehreren der erwähnten Konstrukte untersuchen. Somit konnte ich mich bei jedem einzelnen von mir gewählten Item auf die Plausibilität und Ergebnisse von einer Vielzahl von unterschiedlichen Studien stützen, die sich ganz konkret und konzentriert mit einem Teilgebiet meiner Untersuchung beschäftigen.
Soviel zur Vorbereitung meiner empirischen Untersuchung und die Wahl der Items (Ausführungen zu den einzelnen Konstrukten und ihre gewählte Erhebungsmethode, wie z.B. SERVQUAL bzw. SERVPERF im Rahmen der Servicequalität erspare ich mir an dieser Stelle).
Dies ist somit eine Säule meiner Theorie. Die andere Säule ist die des interkulturellen bzw. internationalen Managements. Kulturbedingte Bräuche, Gepflogenheiten und auch ganz allgemeine länderspezifische Besonderheiten wirken sich auf die Konsumgewohnheiten, Bedürfnisse, Wahrnehmung und Bewertung von Produkten/Dienstleistungen aus.
Auf diesen beiden Säulen ist dementsprechend meine Dissertation anzusiedeln und darauf basierend werden 2 Studien in 2 Märkten durchgeführt und miteinander verglichen.
Ich muss auch gestehen, dass ich mich mit Erklärungen und Details hinsichtlich der Theorie hinter meiner Studie bei aufkommenden Fragen immer etwas zurückhalte, da ich nicht möchte, dass dies irgendeinen Einfluss auf die Datenerhebung hat. Inwieweit dies geschieht, weiß ich nicht, da mir in dieser Hinsicht die Erfahrung fehlt, da es sich um meine erste (aber auch letzte
) Promotion handelt. Aber da wird es sicher andere Foristen hier geben, die schon mehr wissenschaftliche Studien oder Promotionen hinter sich haben und dementsprechend mehr Erfahrung diesbezüglich aufweisen. Falls dieser Einfluss aber gegeben sein sollte, habe ich die Gewissheit, dass erstens eine Großzahl von Mitgliedern hier im Forum vorher schon teilgenommen hat und zweitens die Datenerhebung hier im Forum ja nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten Stichprobe darstellt.
Bei all denjenigen, die den Beitrag tatsächlich bis hierhin gelesen haben und außerdem auch schon an der Umfrage teilgenommen haben, möchte ich mich nochmal recht herzlich bedanken!