Ich kenne die Details dieser Tests nicht. Steht dort, dass der Hersteller garantieren muss, dass die Tests unter den gleichen Bedingungen statt finden, wie der "Normalbetrieb"? Dann wäre eine solche Manipulation ein Verstoss und Betrug. Andernfalls nicht.
Ebenso kenne ich die "zugesicherten Eigenschaften" eines Kaufvertrages nicht, aber:
- Steht dort, dass das Auto lt. Test XY CO2 ausstösst?
- Steht dort, dass das Auto im Alltag XY CO2 ausstösst?
Das ist ein kleiner, aber relevanter Unterschied.
Meiner Meinung nach haben es die Behörden verpasst/verschlafen, ihre Testvorschriften entsprechend der Möglichkeiten der Softwaresteuerung anzupassen und jetzt sind sie beleidigt.
- Steht dort, dass das Auto lt. Test XY CO2 ausstösst?
In welchen genauen Worten weiß ich nicht, aber Sinngemäß Ja. Es gibt in den USA ja zwei dominierende Zyklen: City und Highway. Für beides findet der US Amerikaner ein Verbrauchslabelauf seiner Sticker Card in Miles/ Gallon. Das Abgaslimit muss dabei erfüllt sein.
- Steht dort, dass das Auto im Alltag XY CO2 ausstösst?
Nein steht dort nicht.
Jetzt zur Software: Es wird erwartet dass die Abgasnachbehandlungseinrichtungen in gleicher Weise auch außerhalb des Fahrzyklus in Betrieb sind und funktionieren. Dabei ist aber nicht festgelegt wie die Fahrzeuge in jedem Lastpunkt außerhalb des Fahrzyklus abgestimmt sein müssen- und zwar weil das gar nicht machbar ist, denn jeder Motor kann im Prinzip in unendlich vielen Parametern abgestimmt werden und braucht auch ganz bestimmte Abstimmungen, z.B. zum Bauteilschutz, zur Partikelfilterbeladung etc.
Von daher herrscht in der Abstimmung da eine gewisse Freiheit, welche natürlich auch genutzt wird. Nicht jeder Lastpunkt ist auf geringsten Verbrauch, geringstes Geräusch, geringsten Schadstoffwert NOx, geringsten Schadstoffwert Partikel z.B. ausgelegt. Das Ganze ist ein Balanceakt in alle Richtungen, denn wenn man nach einem optimiert, dann verschlechtert man wieder andere Parameter. Eigentlich kann man als Faustregel sagen, dass ein optimierter Parameter immer zwei andere gerade irgendwie verschlechtert.
Was aber nicht geht ist, dass man manche Wirkkomponenten außerhalb des Zyklus komplett anders ansteuert, wie z.B. (hat VW nicht gemacht, aber mal als Beispiel) Katalysator oder Partikelfilter einfach zu 'bypassen', also Klappe auf, Auspuffgase drum rum.
Was aber jetzt bei VW aufgedeckt wurde ist natürlich ein regelrechter Tabubruch, nämlich eine Software die erstmal genau feststellt ob das Auto sich gerade im Test Zyklus befindet und danach das System so steuert dass der Lastpunkt entweder mit Zyklusparametern oder ganz anderen Parametern angesteuert wird. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders und klar Illegal.
Etwa so wie der Judoka, wo der 85kg Mann heimlich nur ein Bein auf die Waage stellt und damit in der Gruppe der 60kg Leute kämpft, während alle anderen Wettbewerber sich da lange zu hin gehungert haben.
Die Industrie ist gerade hoch nervös, weil doch gerade in diesem Zeitpunkt Verhandlungen stattfinden wie man das mit Euro 6.2 (ab 2018) eingeführte 'off cycle' verhalten testen soll. Da hat jetzt VW dem Rest der Autoindustrie einen Bärendienst erwiesen
Gruß
Flyglobal