Retro Tripreport Concorde Teil 3
Guten Morgen Ladies und Gentlemen,
es ist Zeit für eine weitere Fortsetzung.
Linienflüge der Concorde hatten immer die Buchungsklasse R, was für supersonic oder ssc stand. Ob es die regulären First Meilen oder einen erhöhten Betrag gab kann ich nicht mehr erinnern, bevor einige Foristen danach fragen.Ein Meilenprogramm bei BA hat es auch erst auf meinen späteren Concorde Flügen gegeben. In Flugklasse R wurde man mit Miles vollgeschissen - für die damaligen Verhältnisse !!
Nach dem Marketing von BA war der Service „a class of it’s own“ well above first. An jedem Platz lag immer ein Geschenk aus, bei Gentlemen immer eine wertvolle Brieftasche mit dem Concorde-Signatur. Was die Ladies bekommen haben kann ich nicht mehr erinnern. Dazu gab es wertvolle Ledermappen, und ein Notizbuch, wertvolle Kugelschreiber, alles mit Concorde Emblem. Weiterhin gab es eine edle Broschüre, die den Flug mit der Concorde erklärte. Ich werde raussuchen was ich noch habe, es fotografieren oder scannen und später einstellen.
Es gab trotz des kurzen Fluges jedes Mal ein gutes 4 Gänge essen (aber das war damals selbstverständlich. Es waren die Zeiten als man auch in Y zwischen FRA und HEL für 2:50 Flugzeit ein warmes Essen bekam, das sogar gut schmeckte, nicht den heutigen Billigfrass. Die Älteren erinnern sich daran.)
Auch Besteck, Servietten, Gläser etc waren mit Concorde gelabelt. Champagner, Wein etc wurden nicht vom Trolley gereicht, sondern von der FB in einem Korb durch die Kabine getragen.
Bis Nine Eleven durfte man auch das Cockpit besuchen, was ich jedes Mal getan habe. Ab etwa der Einstiegstür kam man an meterlangen Schalttafeln im Retrodesign von 1970 vorbei. Ob es wirklich noch Transistoren oder Dioden waren, kann ich nicht sagen, aber es sah aus wie mein Kosmos Elektronik Baukasten aus den späten Sechzigern. Davor saß der Ing. also quer zu Flugrichtung. Sein Sitz war auf einer kräftigen Schiene befestigt auf er vor der meterlangen Technik hin- und herrutschen konnte. Wenn man in der Nase weiter hineinging – nun war es wirklich schon wie in einer Röhre – gelang man zu den beiden Piloten. Für mich hatten sie immer die Ausstrahlung und Würde von Kapitänen der Queen Elisabeth. Ähnlich wie auf einem Ozeandampfer machte der Kapitän immer eine Begrüßungsrunde durch die Maschine. Für jeden Pax gab es einige freundliche Worte und den vielfachen Gebrauch des Wortes Sir. Um nicht von oben herab zu erscheinen hockten sie sich immer hin und redeten mit uns auf Augenhöhe. Die Jungs hatten wirklich Stil.
Die ersten zwei Reihen waren immer für die Königsfamilie oder besondere VIPs bestimmt. Im vorderen Abteil war es etwas leiser als hinten. Auf meinem ersten Flug war der britische Schauspieler Bob Hoskins an Bord. Besonders seinen Film Mona mit Lisa Sigourney Weaver als cooles Callgirl der Reichen und Schönen (von 1986) mag ich.
Die Physik der Concorde lass ich erst einmal aus, aber wenn man im Überschallflug die Hand auf die Wand legte, war es ziemlich warm, bedingt durch die enorme Reibungshitze die erzeugt wurde. Vor Abflug konnte man etwa gegenüber der Einstiegstür am Übergang zur Nase einen Spalt sehen, vielleicht etwa zwei bis Finger breit. Dort konnte ich Teile meiner Hand hineinstecken (schlank und schmal, keine Wurstfinger). Im Reiseflug hatte sich dann der Spalt durch die Materialausdehnung durch die erzeugte Wärme geschlossen. Nachlesen kann man, das sich die Concorde hitzbedingt im Reiseflug um etwa 14 cm !!! verlängert hat.
Was ich später begreifen sollte, das Concorde Programm war so etwas wie das Raumfahrtprogramm der NASA, ein gigantisches Projekt um technisches Neuland zu betreten und die Wirtschaft im Kalten Krieg anzukurbeln. Wirtschaftsförderung und Konjunkturprogramm. Es hat funktioniert, ohne das technische Wissen der Concorde würde es heute Airbus nicht geben und Europa wäre technologisch noch weiter abgehängt..
Meine Flugzeiten mit der Concorde zwischen LHG und JFK waren immer so um 3:30 Einmal bin ich mit 3:10 oder so an den Streckenrecord heran gekommen, der bei 2:52 (habe ich nachgeguckt) lag. Ich habe auch noch einmal nach nachgeguckt, die maximale Geschwindigkei lag bei 2400 Stundenkilometern, also haben meine Erinnerungen mich nicht betrogen.
Der Abstieg (so nannten die das) aus 18 km Höhe wurde immer brutal schnell vollzogen. Bei der Landung wurde die Nase steil aufgerichtet, so dass der ganze Deltaflügel seine Bremswirkung gegen den Wind entfalten konnte.
Dann hatte die Erde mich wieder. Nach meinem ersten SSC Flug fühlte ich mich fast "postkoital" Ich war wieder sterblich. Es war ein großes Abenteuer.
Weitere Fortsetzungen folgen
unter anderem: Willkommen im Club, wissendes Lächeln, Die Reichen und Schönen, Lisa Minelli an Bord, Startbruch, Plastikgabeln nach 9/11, der größte Fehler meiner Fluggeschichte, ein schmutziger Politiker an Bord