Nicht live: Retro-Tripreport: meine Concorde Flüge

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concordeuser

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01.11.2011
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Habe gestern auf dem Laufband im Fitnessstudio auf N24 einen Bericht über die Concorde gesehen.

Da ich ziemlich lange gelaufen bin, kam mir der Gedanke, meine Erinnerungen und meine Erinnerungsstücke an meine Concorde Flüge als Retro Tripreport einzustellen.
Würde mich freuen, wenn es jemanden hier interessiert. Anybody out there?

19.11.1995 BA 004 Concorde JFK LHR
31. 8.1998 BA 001 Concorde LHR JFK
01. 9.1998 BA 002 Concorde JFK LHR
18.11.2001 BA 001 Concorde LHR JFK
11.05.2002 BA 001 Concorde LHR JFK
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Danke, werde mit Freude schreiben:

Vorab einen Gruss aus "der Küche", aus der ich anrühren werde:


concorde 3.jpeg

Man beachte wie niedrig Taxes und Zuschläge damals noch waren. Es ist der Ausdruck einer der späteren Flüge, aber ich werde alles chronologisch erzählen...........


Retro Trip-Report: Meine Concorde Flüge TEIL 1

1979 war ich mit der Universität fertig. Schnell hatte ich meinen ersten Job. Von nun an sollte ich Flugzeuge benutzen wir die U-Bahn. Mein Vorgesetzter verkündete, eine Arbeitsstunde von mir sei zu teurer als nicht zu fliegen. Also hatte ich das Flugzeug zu nehmen und sollte in den nächsten Jahrzehnten sicherlich mehr als 2000 Legs hinter mich bringen. Als Kind armer Eltern war fliegen für mich immer etwas Besonderes, auch wenn die Entwicklung der Luftfahrt zum Massentransportmittel schon begonnen hatte. Meine meisten Flüge waren so unerotische Strecken wie Hamburg – München - Berlin - Düsseldorf.

Ich war gerne unterwegs und schnappte einiges über Luftfahrt auf. Eine Affäre mit einer Stewardess (so hießen die Ladys damals) hatte mein Interesse noch vergrößert. Ich glaubte noch, es wären die schönsten und klügsten, die im Himmel arbeiteten. Jeden jungen Mann drängt es einmal zum Hauspersonal. Auch wenn ich Nicht-Raucher war, ich war vom Duft der großen weiten Welt infiziert. Ein Flug in der Concorde gehörte immer zu meinen großen Träumen.

Der Weg ist das Ziel

Für meinen ersten Concorde-Flug traf es zu. Mich rief das Reisebüro meines Vertrauens an (so etwas gab es damals auch in HAM) und bot mir ein Special: HAM-LHR-JFK-LHR-HAM. Zubringer und Hinflug in der C, Transatlantik zurück in supersonic, also mit der Concorde. Aufgerufen waren etwa 1400 DM. Ohne nachzudenken griff ich zu. Ich hatte schon größere Dummheiten im Leben gemacht.

18.11.1995 HAM-LHR-JFK

Als es losging war ich aufgeregt wie ein kleines Kind. Die Flüge in C mit BA nach LHR und JFK waren so, wie solche Flüge eben damals waren. Über den Atlantik ging es mit einer 747, es war das Museumsmodell mit der runden Wendeltreppe nach oben, also 747-100 oder -200 wenn ich mich nicht irre. In JFK ging ich ins Marriott und schlief einige Stunden. NY kannte ich, ich wollte mit der Concorde fliegen.

19.11.1995 JFK-LHR BA 004

Unerfahren als Concorde-Reisender beherrschte ich das „Travelling in style“ noch nicht, wie supersonic die Concorde damals von BA vermarktet wurde. Zu der Zeit machte BA 2 tägliche Rotationen mit der Concorde zwischen LHR und JFK, die legendären Flugnummern BA 001 bis 004. Mit BA 004 hatte ich den Nachmittagsflug zurück auf die Insel erwischt. Unerfahren wie ich war, tauchte ich natürlich schon Stunden vorher beim Check In auf (meine innere Uhr war ohnehin verstellt). Langsam bibberte ich vor Freude und Aufregung. Wie wird es mit doppelter Schallgeschwindigkeit sein, wie ist es in fast doppelter Höhe eines konventionellen Jets?

Sicherlich 2 Stunden saß ich alleine in der Lounge, dort damals in NY auch Concorde Room oder ähnlich genannt. Der erfahrene Concorde Reisende, Typ Willy-Wichtig, tauchte natürlich erst zum Abflug auf, warum sollte er sonst in 3,5 Stunden für viel Geld mit Mach 2 fliegen wollen. Als sich etwa 60 People versammelt hatten, durften wir an Bord.
 

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concordeuser

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01.11.2011
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Retro-Tripreport Concorde: 1. Fortsetzung

Beim Start hatten wir Priority, wegen der knappen Fuelreserven. Später lernte ich, dass die Concorde immer Priority hatte, denn langes Stehen in dem üblichen line up in JFK oder lange Warteischleifen hätten Transatlantik schnell einen Tankstopp erfordern können, was nicht Sinn der Sache war.

Wir wurden freundlich von älteren englischen Ladies begrüsst. Drinnen gab es zwei Abteile mit je knapp 50 Sitzen, 2 und 2 in einer Reihe. Ich fand die Concorde nicht so klein wie immer geschrieben wurde. Nach vorne war viel Platz und die Decke kam mir auch nicht niedriger vor als im Avro, den Focker 50,70, 100 oder vergleichbar. Für mich mit 1,78 war es bequem. Nur beim Ein- und Aussteigen musste man aufpassen, sich nicht den Kopf zu stoßen.

Vorne in jedem Abteil wurden Geschwindigkeit und Höhe angezeigt. Dazu gab immer das Machmeter, wo groß die Schallgeschwindigkeit angezeigt wurde. Natürlich habe ich immer ganz gebannt geguckt, wenn wir Mach 1 und Mach 2 erreichten. Das Durchstoßen des Schallkegels konnte man Innen nicht wahrnehmen. Das Schnellste was ich erreicht habe, waren Mach 2,3 (entsprechend 2000 und etwas Kilometern pro Stunde. Für mehr war die Concorde wohl auch nicht zugelassen. Sie startete mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit als herkömmliche Jets. Schon beim Start wurde das Reheat-System genutzt (Nachbrenner wie bei Kampfjets). Steil ging es hinaus auf den Atlantik bis wir etwa 53. 000 feet erreicht hatten. Durch den Fuelverbrauch und das damit leichtere Gewicht sollten wir bis zum Abstieg über der Irischen See noch auf etwa 58.000 feet steigen, also fast doppelt so hoch wie ein herkömmlicher Jet.. Weiter bin ich nie in den Weltraum gelangt.

Nach unten konnte man aus den kleinen Fenstern trotz des Weitwinkel Effekts nicht viel sehen. Der Ausblick ähnelte dem aus den ersten Raumkapseln als ich den Sechzigern als Schüler die Gemini Kapseln verfolgt habe. Ja, die Erde ist eine Kugel und nun sah sie aus wie auf den Fotos der Astronauten. Faszinierend war der Blick in den Weltraum. Der Himmel war tiefblau und auch bei Tageslicht sah man die Sterne. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge mit der ersten Spielzeugeisenbahn oder beim Zusehen bei einer Geburt. Jeder meiner Concordeflüge hat mich emotional bewegt.

Für mich war die Menschheit nun geteilt in solche, die Concorde flogen und solche, die es nicht taten.

Screens oder Inflight Entertainment gab es nicht. Wäre auch höchst stillos gewesen. Die Concorde war die Show. Wenn man seine vier Gänge verputzt, den Champagner und den Weinkeller durchprobiert und seine Geschenke ausgepackt hatte, war man da. Zwischen 3:20 und 3:40 dauerte es in der Regel zwischen LHR und JFK.

Eigentlich war die Concorde nur ein aerodynamischer Kerosintank, der auch fliegen konnte.

Fortsetzung folgt.
 
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01.11.2011
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Retro Tripreport: Concorde 2. Fortsetzung

Nach dem Begrüßungsdrink aus Frankreich wurden zunächst die Speisekarten verteilt, fein in dunkelblau gebunden. Den Inhalt habe ich fürs Forum eingescannt. (Es muss nach den Weinjahrgängen zu urteilen ein späterer Flug gewesen sein.)

concorde 6.jpg

concorde 5.jpg


concorde 4.jpg


Das sind nur Auszüge der Speisekarte. Dazu erhielt man ein Zertifikat, dass man zu den supersonic people gehört. Wenn man wollte unterschrieb es der Kapitän.

coccorde Urkunde.jpg


Fortsetzung folgt
 

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01.11.2011
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Retro Tripreport Concorde Teil 3

Guten Morgen Ladies und Gentlemen,
es ist Zeit für eine weitere Fortsetzung.

Linienflüge der Concorde hatten immer die Buchungsklasse R, was für supersonic oder ssc stand. Ob es die regulären First Meilen oder einen erhöhten Betrag gab kann ich nicht mehr erinnern, bevor einige Foristen danach fragen.Ein Meilenprogramm bei BA hat es auch erst auf meinen späteren Concorde Flügen gegeben. In Flugklasse R wurde man mit Miles vollgeschissen - für die damaligen Verhältnisse !!

Nach dem Marketing von BA war der Service „a class of it’s own“ well above first. An jedem Platz lag immer ein Geschenk aus, bei Gentlemen immer eine wertvolle Brieftasche mit dem Concorde-Signatur. Was die Ladies bekommen haben kann ich nicht mehr erinnern. Dazu gab es wertvolle Ledermappen, und ein Notizbuch, wertvolle Kugelschreiber, alles mit Concorde Emblem. Weiterhin gab es eine edle Broschüre, die den Flug mit der Concorde erklärte. Ich werde raussuchen was ich noch habe, es fotografieren oder scannen und später einstellen.
Es gab trotz des kurzen Fluges jedes Mal ein gutes 4 Gänge essen (aber das war damals selbstverständlich. Es waren die Zeiten als man auch in Y zwischen FRA und HEL für 2:50 Flugzeit ein warmes Essen bekam, das sogar gut schmeckte, nicht den heutigen Billigfrass. Die Älteren erinnern sich daran.)

Auch Besteck, Servietten, Gläser etc waren mit Concorde gelabelt. Champagner, Wein etc wurden nicht vom Trolley gereicht, sondern von der FB in einem Korb durch die Kabine getragen.
Bis Nine Eleven durfte man auch das Cockpit besuchen, was ich jedes Mal getan habe. Ab etwa der Einstiegstür kam man an meterlangen Schalttafeln im Retrodesign von 1970 vorbei. Ob es wirklich noch Transistoren oder Dioden waren, kann ich nicht sagen, aber es sah aus wie mein Kosmos Elektronik Baukasten aus den späten Sechzigern. Davor saß der Ing. also quer zu Flugrichtung. Sein Sitz war auf einer kräftigen Schiene befestigt auf er vor der meterlangen Technik hin- und herrutschen konnte. Wenn man in der Nase weiter hineinging – nun war es wirklich schon wie in einer Röhre – gelang man zu den beiden Piloten. Für mich hatten sie immer die Ausstrahlung und Würde von Kapitänen der Queen Elisabeth. Ähnlich wie auf einem Ozeandampfer machte der Kapitän immer eine Begrüßungsrunde durch die Maschine. Für jeden Pax gab es einige freundliche Worte und den vielfachen Gebrauch des Wortes Sir. Um nicht von oben herab zu erscheinen hockten sie sich immer hin und redeten mit uns auf Augenhöhe. Die Jungs hatten wirklich Stil.

Die ersten zwei Reihen waren immer für die Königsfamilie oder besondere VIPs bestimmt. Im vorderen Abteil war es etwas leiser als hinten. Auf meinem ersten Flug war der britische Schauspieler Bob Hoskins an Bord. Besonders seinen Film Mona mit Lisa Sigourney Weaver als cooles Callgirl der Reichen und Schönen (von 1986) mag ich.

Die Physik der Concorde lass ich erst einmal aus, aber wenn man im Überschallflug die Hand auf die Wand legte, war es ziemlich warm, bedingt durch die enorme Reibungshitze die erzeugt wurde. Vor Abflug konnte man etwa gegenüber der Einstiegstür am Übergang zur Nase einen Spalt sehen, vielleicht etwa zwei bis Finger breit. Dort konnte ich Teile meiner Hand hineinstecken (schlank und schmal, keine Wurstfinger). Im Reiseflug hatte sich dann der Spalt durch die Materialausdehnung durch die erzeugte Wärme geschlossen. Nachlesen kann man, das sich die Concorde hitzbedingt im Reiseflug um etwa 14 cm !!! verlängert hat.

Was ich später begreifen sollte, das Concorde Programm war so etwas wie das Raumfahrtprogramm der NASA, ein gigantisches Projekt um technisches Neuland zu betreten und die Wirtschaft im Kalten Krieg anzukurbeln. Wirtschaftsförderung und Konjunkturprogramm. Es hat funktioniert, ohne das technische Wissen der Concorde würde es heute Airbus nicht geben und Europa wäre technologisch noch weiter abgehängt..

Meine Flugzeiten mit der Concorde zwischen LHG und JFK waren immer so um 3:30 Einmal bin ich mit 3:10 oder so an den Streckenrecord heran gekommen, der bei 2:52 (habe ich nachgeguckt) lag. Ich habe auch noch einmal nach nachgeguckt, die maximale Geschwindigkei lag bei 2400 Stundenkilometern, also haben meine Erinnerungen mich nicht betrogen.

Der Abstieg (so nannten die das) aus 18 km Höhe wurde immer brutal schnell vollzogen. Bei der Landung wurde die Nase steil aufgerichtet, so dass der ganze Deltaflügel seine Bremswirkung gegen den Wind entfalten konnte.

Dann hatte die Erde mich wieder. Nach meinem ersten SSC Flug fühlte ich mich fast "postkoital" Ich war wieder sterblich. Es war ein großes Abenteuer.

Weitere Fortsetzungen folgen

unter anderem: Willkommen im Club, wissendes Lächeln, Die Reichen und Schönen, Lisa Minelli an Bord, Startbruch, Plastikgabeln nach 9/11, der größte Fehler meiner Fluggeschichte, ein schmutziger Politiker an Bord
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Retro Tripreport Concorde Teil 4

Time marches on, es ist Zeit für eine weitere Fortsetzung der Erzählung meiner Concordeflüge.

Vielleicht sollte ich zu meinem Erstflug noch ergänzen, dass wir die Nacht einholten, diejenige, die vor uns lag, nicht diejenige, die uns erwartete, wären wir in NY geblieben. Die des vorherigen Tages. Wir waren eben schneller als Zeit und Schall.

Im Herbst 1997 musste ich eine üble Augen OP über mich ergehen lassen. Wochenlang lag ich im Universitätsklinikum, monatelang konnte ich nicht arbeiten. Ich wusste nicht ob und wie ich weiterleben würde. Sollte ich diesen Scheiß überstehen, würde ich nur noch Dinge machen, die mir Spaß bringen. Things that matter. Also noch einmal mit der Concorde fliegen. Mit dem Rücken an der Wand halten einen die Träume am Leben.

Zunächst war ich monatelang reiseunfähig und durfte wegen des Luftdrucks im Flieger nicht fliegen. Dann brezelte ich als temporär Sehbehinderter mit meinem Zimmernachbar aus der Klinik ("wie ein Zellennachbar im Knast") im Porsche durch Hamburg. Wir betranken uns und erzählten dummes Zeug. Unsere Psyche heilte uns. Es war so, als hätten wir die die Krebsstation überlebt. Dann traute ich mich im Frühjahr mit meiner "Affäre Maria“ für ein Wochenende nach Paris. Erstmals durfte ich wieder fliegen, aber HAM-CDG waren nun keine Flüge to talk about. (vorher durfte ich nicht fliegen wegen des Augendrucks). Meter um Meter traute ich mich, mich von der Klinik zu entfernen.

Als ich Anfang 1998 wieder arbeitete, war es Zeit, den Flug mit einem Speedbird (callsign der Concorde) zu planen, den ich mir selbst versprochen hatte.:


31. 8.1998 BA 001 Concorde LHR - JFK

Diesmal sollte ich die legendäre BA 001 nehmen und in die richtige Richtung fliegen: nach Westen.

Hing ging es mit der üblichen 737 nach LHR in C, F hat es dort nie gegeben. Der übliche Flug 7:05 ab HAM, 7:45 an LHR (Zeitunterschied!) Schon beim Check In in HAM gab es die SSC Bordkarte und Gepäcklabels. Ab jetzt war man etwas ganz besonderes und wurde groß angeguckt. Zwar sollte es in LHR einen Direkt Limo Service für SSR Paxe geben, mir wurde dies jedoch nie angeboten. Ich fand es auch schöner, zu Fuß zum Concorde Room zu gehen und Einlass zu begehren. Anders als heute, nur für SSR Paxe. Aus dem Concorde Room gab es einen direkten Finger, der nur für den Speebird war. Beim Betreten wurden Mantel oder Sakko abgenommen und in einem rollbaren Kleiderständer untergebracht. Nach der Landung wurde der Kleiderständer in JFK aus dem Flugzeug gerollt und man konnte seine Sachen wieder anziehen.

Los ging es dann um 10:20 London time (also wenn alle Zubringer da waren, es gab also so etwas wie einen Concorde Knoten). Ankunft in JFK war dann planmäßig um 9:50 NY time.
Man kam am identischen Tag an, also vor sich selbst , zeitlich bevor man abgeflogen war. Concorde war eine fliegende Zeitmaschine. Man überholte die Zeit des selben Tags., wenn man so sagen will.

Dass man durch den überschallflug so wie Einstein vorausgesagt hat, einige google-milli-nano Sekunden jünger wird konnte ich nicht feststellen. Aber es wird so gewesen sein

Ideal wenn man arbeiten musste: Man war sechs Stunden unterwegs und hatte den ganzen Tag in NY vor sich

Ich war genau so aufgeregt und begeistert wie bei meinem ersten Flug. Ab diesem Flug gewöhnte ich mir an, in edlen Anzügen in der Concorde unterwegs zu sein. Aus Respekt vor dem Wundervogel, passend zur Atmosphäre: travelling in style


01. 9.1998 BA 002 Concorde JFK - LHR

Ich machte eine Besprechung in NY, etwas an den Haaren herbeigezogen, aber der Zweck heiligt bei der Concorde die Mittel. Dann schlief ich einige Stunden in einem Hotel am Airport und ging zur Frühmaschine zurück nach LHR. Mich begrüßte die Crew die mich hingeflogen hatte. Sie wussten sogar noch meinen Namen. Welcome back. Nun erntete ich das tiefe Lächeln des Mitwissenden. Ich war in den erlauchten Kreis der Concorde User aufgenommen. Es war wie ein Ritterschlag.

Wieder war ich vom Flug begeistert und habe lange in das dunkle Blau des Alls geguckt. Es war wie ein Trip wenn das Wortspiel erlaubt ist.

Der Rückflug von LHR nach HAM war dann so wie solche Flüge eben sind: desillusionierend wenn man vorher SSC unterwegs war.

Wird fortgesetzt:

Was noch folgt: Die dutchess of pork, Die Reichen und Schönen, Lisa Minelli an Bord, Startbruch, Plastikgabeln nach 9/11, der größte Fehler meiner Fluggeschichte, ein schmutziger Politiker an Bord
 
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embraer

Guest
Super cooler Reisebericht!!! Ich möchte so gerne das Rad der Zeit zurück drehen können, um auch einmal SSC zu fliegen :( :( :(
 
N

no_way_codeshares

Guest
Hast Du alte Notizen gefunden oder ist Dein Gedächtnis so phänomenal?

5.9.2002 BA002 und wenn mir beim Lesen Deiner Fortsetzungen wieder Fragmente einfallen, werde ich mir erlauben sie zu ergänzen.
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Ja, ich habe ein fast fotografisches Gedächtnis, auch wenn durch das Älterwerden gelegentliche kleinere Löcher und Verzerrungen auftreten.
Ich habe mehrere Jahrzehnte ein flight log geführt. Meine Concordeflüge erinnere ich als herausragend "once in a lifetime" (auch wenn es 5 legs waren)

eigene Fotos habe ich leider nicht, aber noch etwas Material, was ich einscannen werde, wie Boardingpass oder Zeitungsschnipsel über einen Startabbruch, bei dem ich dabei war und der auch noch geschildert wird.

Ich kenne mich in dem Concordematerial mittlerweile ganz gut aus und werde fehlende eigene Fotos durch Hinweis und Einbettung von Links ergänzen. Damals gab es leider noch keine mobile phones mit Kamera, zumindest hatte ich keines

Freue mich über Resonanz und Interesse. Bin heute Mittag mit einem großen Projekt fertig geworden. Ein wenig über die Concorde zu schreiben ist ein guter downer, bevor ich in das Loch "fertig sein" falle.
 
M

MRHN

Guest
Sehr nice. Freue mich auf mehr. Als junger Mensch, ist das echt interessant, solch "Historie" kennen zu lernen :)
 

concordeuser

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01.11.2011
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@ no way codeshares

alle Ergänzungen sind willkommen
dann haben wir uns ja nur knapp um einige Monate an Bord verpasst.
 
N

no_way_codeshares

Guest
dann haben wir uns ja nur knapp um einige Monate an Bord verpasst.

Ja, das war bei mir kurz vor der Einstellung (in Folge von 9/11 und dem AF-Crash), aber schon nach der letzten Renovierung (incl der Kevlar-Matten). Wurde seinerzeit vom Exec Club Gold Mitgliedern zum reduzierten Meilensatz angeboten (ich glaube, der Oneway für 60.000) um die Flüge wieder zu füllen.
So langsam kommen die Fragmente wieder, aber leg Du mal vor, bei Dir scheint ja bei 5 Legs auch Drumherum mehr Erzählenswertes losgewesen zu sein.
 
E

embraer

Guest
Ja, das war bei mir kurz vor der Einstellung (in Folge von 9/11 und dem AF-Crash), aber schon nach der letzten Renovierung (incl der Kevlar-Matten). Wurde seinerzeit vom Exec Club Gold Mitgliedern zum reduzierten Meilensatz angeboten (ich glaube, der Oneway für 60.000) um die Flüge wieder zu füllen.
So langsam kommen die Fragmente wieder, aber leg Du mal vor, bei Dir scheint ja bei 5 Legs auch Drumherum mehr Erzählenswertes losgewesen zu sein.

GEIL!!! :D oh Mann, wieso bin ich nur 5 Jahre zu jung dafür...:-(
 
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Airsicknessbag

Erfahrenes Mitglied
11.01.2010
19.746
10.790
Vielen Dank, ich finde es sehr interessant, von einem Transatlantik-Flug zu lesen, und dann auch noch BA, da ich selber "nur" auf einem Rundflug war, mit AF.

Wenn ich hier so die Resonanz sehe, muesste ich fast einmal die alten Papierbilder heraussuchen und einscannen oder abfotografieren.

Hier bzw. hier war ich an Bord, hier stand ich im Publikum, und auch hier war ich faszinierter Zuschauer. Und ab und zu besuche ich "meine" Fox Bravo :kiss: noch heute.

Jeder meiner Concordeflüge hat mich emotional bewegt.

Ging mir auch so, auch wenn es mir nur einmal vergoennt war.
 

MANAL

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29.05.2010
14.043
8.083
Dahoam
Danke dass Du uns einen Einblick in eine Ära gewährst die nur wenige erleben konnten und die keiner von uns mehr erleben wird. Ich bin ja schon froh die Concorde beim Besuch im München 1996 gesehen (und vor allem gehört :D) zu haben.

Bin schon gespannt auf Deine weiteren Erzählungen!
 
A

Anonym38428

Guest
Am Ende des Tripreports kann ich dann mit "was danach geschah" weitermachen. Da mir ein Flug mit der Concorde vergönnt blieb, habe ich den "Masterplan" die verbliebenen zu besichtigen.
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Kann evtl. mit Menü / Einsteigekarten dienen; Bilder habe ich gemacht (analog - waren wohl Dias, muss ich lange suchen...). Hatte 2002 einen Return FRA-LHR-JFK gebucht, da es recht günstig offeriert wurde und das Ende absehbar war. Beide Flüge waren nur halb voll. Das einzige Mal, dass ich nach / (und vor allem) von Nordamerika keinen Jetlag verspürte.
 
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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
10.794
3.316
Frage an die Experten. AF und BA hatten meines Wissens jeweils 8 Maschinen. Wenn beide nur zwei Tägliche Flüge hatten, was haben die mit den anderen Maschinen gemacht? Bzw. Wie viele hatten sie tatsächlich einsatzbereit?
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.804
Hamburg
Für BA: Transport der Königsfamilie, und des PM, Charter, dazu hatte BA auch eine Strecke in die Karibik nach Bardados.

Anfänglich gab es auch Flüge von LHR nach Washington

zum Flugplan von AF kann ich nichts sagen
 
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A

Anonym38428

Guest
Was aber unter dem Strich immer noch heisst, dass die Utilization der einzelnen Maschinen stark überschaubar blieb. Inwieweit die Wartungsintensität da rein gespielt hat, vermag ich nicht zu bewerten. Unstrittig ist aber wohl, dass die Menge an Concordes je Airline politisch bestimmt war und weitere Prestigestrecken neben New York nicht dauerhaft existierten.
 
Moderiert:

SuperConnie

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18.10.2011
5.018
56
Nordpfalz
M.W. hatten die alle letztlich nur sehr wenige Flugstunden auf dem Buckel, irgendetwas war doch immer zu reparieren (abgefallene Seiten- und Höhenruderteile bspw.).

Also, nachgeschlagen: Auf der BA-Seite steht: 7 Maschinen, 50'000 Flüge. Bei je 3,5 Std. pro Flug macht das im Schnitt 25'000 Flugstunden - das ist nichts.
 
A

Anonym38428

Guest
Die eine Maschine die zu den 8 von Mr. Hard fehlt ist die G-BBDG, die im Brooklands Museum bei London steht und iirc Anfang der 80er "abgestellt".