Wenn ich denke, ich müsste alles, was ich bisher geflogen bin, mit dem Auto fahren, das macht mir Angst.
Das Schlimme an einer (echten) (Flug)-Angst, man kommt verstandesmäßig nicht einfach ran. Ich bin früher (ca. 20 Jahre her) sehr viel beruflich geflogen (3-4x Woche), war für mich wie Bus fahren, also eher langweilig. Irgendwann sind dann in Folge paar seltsame, vermutlich harmlose Sachen passiert und ich entwickelte in kürzester Zeit eine panische Flugangst. Damit meine ich nicht Schweißhände oder ein flaues Gefühl im Magen. Bereits Tage vor dem Flug konnte ich nichts mehr essen, spätestens am Flughafen dann durchgeschwitzt und "Darmprobleme". Schweißhände bekam ich, wenn ich nur im Fernsehen einen startenden Flieger sah. Ich lag nach Turbulenzen auch schon mal malerisch vor der Galley und es wurde nach Ärzten an Bord gefragt usw., usw...
Ich flog irgendwann Kurzstrecken gar nicht mehr, wozu auch Rußland, Marokko und Türkei zählten

. In der Firma hatte ich wegen den vielen Flügen gekündigt.
Langstrecken hab ich mit verschiedenen "Medikamenten" versucht zu überstehen, habe bis zum knockout mich und meine armen Mitreisende beschimpft. Kaum außen, wars vergessen und ich habe neuen Flug gebucht.
Bei einem Transfer auf den Malediven war es dann so weit, 1 Woche zuvor war ein Helikopter abgestürzt und eine ganze Schweizer Familie umgekommen. Wir hatten ein Wasserflugzeug gebucht, es kam ein Helikopter. Mein Tauchkollege, gleichzeitig Pilot bei der LH hat mich schreiend reingezerrt, mit "Hochprozentigem" abgefüllt, alle mußten Plätze tauschen, weil ich ganz vorne sitzen mußte, mit Blick auf die Piloten. Er hat sich richtig "fremd geschämt" und hatte blau gedrückte/gebißene Oberarme. Danach flog ich länger gar nicht mehr.
Dann hab ich mutig 2003 eine Weltreise gebucht, mit gesamt 13 Flügen und hab eingehalten, was ich im Helikopter versprochen hatte. Rechtzeitig an meinen Piloten-/Tauch-Freund weiter gegeben hat er den Flug FRA SIN requestet und bekommen.
Ich habe dann den kompletten Flug im Cockpit verbracht, keine Medikamente eingenommen und auch nichts dabei. Hatte zum Start den 3. Piloten neben mir sitzen. Mir wurde alles, jedes Geräusch, jede Sicherheitsvorkehrung, jede Handlung erklärt. Ich erlebte die ruhige Zeit in der Luft, die Möglichkeit Höhe zu wechseln bei Turbulenzen, Wolkenbilder beschrieben, Erklärungen zu Wind/Wetter und allgemein zum Fliegen. Vor und bei der Landung dann wieder die Erklärungen von dem 3. Piloten.
Ich hatte noch Angst, ich schätze mal, die erste Stunde und bei den ersten Wacklern, dann war die Angst wirklich wie weg geblasen.
Die nächsten Flüge war meine größte Angst, daß die Angst wieder kommt.
Dann kam Kyrill und mit dem kam ich aus der Karibik in AMS an. Es waren Turbulenzen, hatte ich so noch nie erlebt, die Kotztüten waren aus, wir sind dann auch noch 1x durchgestartet, was mich beruhigenderweise nur wütend machte, weil mir auch langsam schlecht wurde.
Ich bin ausgestiegen, wollte an dem Tag zwar nicht mehr fliegen, wäre aber eh nicht gegangen, da dann bereits der Flughafen dicht war.
Seit dieser Zeit bin ich mir ziemlich sicher, daß meine Flugangst weg ist, ich esse, trinke, lache, auch wenns grauslig wackelt und freu mich jedes Mal darüber.
Ich hab das jetzt nicht so ausführlich beschrieben, weil ich mich so gerne "reden" höre. Ich wollte a) zeigen, wie schnell Flugangst kommen kann, auch bei (beruflichen) Vielfliegern b) daß man trotz allem Wissen "Fahrt zum Flughafen gefährlicher als jeder Flug", der Angst machtlos ausgeliefert ist. Ich hab wirklich alles probiert, Bücher gelesen, FBs gebeten nach mir zu gucken, autogenes Training gemacht, seltsame Flugzeuge geflogen (JU52) in der Hoffnung die innerdeutsche 737 dann nett zu finden, Medikamente verschiedenster Art, von pflanzlich bis Knock out.
Ich muß sagen diese Angst hat mich wirklich erschreckt, ich kenne sonst eigentlich keine Angst, wer mich kennt, weiß was ich meine

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Zahnarzt stört mich, bis auf das ewige Mund offen halten nicht im geringsten. @ Rorschi: Hast Du schon mal an Behandlung mit Vollnarkose gedacht? Bei Angstpatienten bezahlen das auch die meisten Kassen oder irre ich mich. Bei uns in der Gegend gibt es auch spezielle Hilfe in der Zahnklinik der Uni Erlangen. Leb nicht mit der Angst, unternimm was.
