Lebensmittelverschwendung in der Luftfahrtindustrie

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on_tour

Erfahrenes Mitglied
01.08.2010
8.714
1.375
Und ich dachte HONs essen im Flugzeug nicht, da Schlaf, Arbeit oder das Essen in der FCL/ im FCT wichtiger sind. :confused:

ja, das gilt für einfache Flugstrecken. Bei komplexeren Zusammenhängen wie im Beispiel muss man das den Segmenten zuordnen:

Ausschlafen auf Langstrecke in F, in der Erwartung, ein kleines Frühstück gibt es ja noch auf dem Europaanschluss. Leider nicht mit LH6.99 gerechnet. Nachträglich wird nichts mehr "geladen", Aussage: "wir haben das gestern bereits für den heutigen Rückflug nach Frankfurt mitgebracht".

Mahlzeit!
 

MS.PANAM

Erfahrenes Mitglied
14.09.2010
961
0
SRQ/HAM
Gibt es jemandem im Forum der aus der Branche kommt?


Auch wenn es schon eine Weile her ist - die Grundlage ist wohl bei fast allen Airlines gleich geblieben. Uebliches procedere : Load control setzt den Flug auf. Heisst, fuer den naechsten Tag wird neben der Anzahl der gebuchten Passagiere auch eine moegliche Zahl gelisteter Stand-bys erfasst. Nach Buchungsklasse wird geordert - bei LSG laeuft das automatisch - allerdings wird - wenn nicht voll gecatered wurde - waehrend des check-ins dauernd upgedated. Meist werden trays geordert- heisst, es sind Einheiten - bei y meist 4 - bei C 2 bei F einzeln. Das sind dann jeweils die Hauptgaenge. Bei C und F wird sehr darauf geachtet, dass es nicht zu einem overcatering kommt. Nur der "main course' wird so moeglichst genau der tatsaechlichen Anzahl angepasst. Die "sides" bzw. was vom Trolley kommt, wird auch immer auf jeweils mehrere Personen angepasst. Hier hat die Crew ja duchaus die Moeglichkeit, das Angebot zu variieren. Fuer Y werden trays einzeln geordert. Sie sind meist in der Nacht vorher bereits vrobereitet. Der Hauptgang wird - wie man ja immer leicht beobachten kann - extra zusammengestellt. Es wird versucht, meoglichst nicht zu overcatern. Schwierig wird es bei upgrades am Gate - da muss dann entsprechend rechtzeitig geordert werden. "Deadlines" sind immer abhaengig davon, wer catered - und wie weit catering in der Lage ist, noch eventuel nachzuliefern. Alles eine Erfahrungssache... Bei ausgebuchtem Flug wird man sowieso fast ausschleisslich gleich komplett "full" ordern. Der load-agent arbeitet immer fuer mehrere Fluege gleichzeitig. Ist natuerlich auch fuer andere Belange des Fluges zustaendig. Die Koordination laeuft meist elektronsich - aber durchaus eben auch direkt. Ein "undercatering" "Vorne" fuehrt meist dazu, dass bei ploetzlich sich stark veraendernder Anzahl ( es durchaus sein kann, dass es keine upgrades - trotz Platz - gibt...). Das handhaben auch heute noch eigentlich die meisten Airlines so...
 

paarlman

Erfahrenes Mitglied
10.07.2009
2.113
1.006
unweit LSTA
Ich hatte Gelegenheit, mir einige Betriebe anzuschauen und habe eine teaching case study zu "food safety in airline catering in an emerging market" geschrieben (wurde akzeptiert und wird in den kommenden Monaten im JHTC veröffentlicht werden); bei Interesse gebe ich per PN gern Details weiter.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
das passiert auch in Business. Beim Boarding: "leider haben wir nicht ausreichend Essen geladen, Sie haben leider kein Essen, da Sie ja erst jetzt (um)gebucht (wurden)haben".
First Book, first Eat. Last Book, NOT Eat. Ist ein neues HON Benefit für Leute, die im Flugzeug eh zu oft essen.

Ist aber keine böse Hinterlist, sondern - wie Tirreg schon schrieb - es geht eben logistisch in diesem Fall einfach nicht.
 

ANK660

Erfahrenes Mitglied
01.09.2009
3.603
103
Durch personalisierte Aufzeichnungen bei Statuskunden über Essen und Getränkeverbrauch könnt man die Beladung sehr optimieren.

Eine Weitere Option wären Profileinstellungen im Vielfliegerprofil. Ware eine Hilfe um die Beladung zu optimieren. Wichtig dabei ist aber dass man an seine Voreinstellung nicht gebunden ist. Auch bei den Getränken wäre es Hilfreich, z.B Auswahl zwischen Bier oder Weintrinker.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Wen's interessiert, es gibt dazu auch Dokumentationen, einfach 'mal im Internet bei N24, Youtube und den üblichen Verdächtigen suchen.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Durch personalisierte Aufzeichnungen bei Statuskunden über Essen und Getränkeverbrauch könnt man die Beladung sehr optimieren.

Eine Weitere Option wären Profileinstellungen im Vielfliegerprofil. Ware eine Hilfe um die Beladung zu optimieren. Wichtig dabei ist aber dass man an seine Voreinstellung nicht gebunden ist. Auch bei den Getränken wäre es Hilfreich, z.B Auswahl zwischen Bier oder Weintrinker.

Das ist dieser Pseudo-Big-Data-Quatsch. Ich buche einmal einen Flug für meinen Cousin nach Taka-Tuka, und ab sofort meint Google, ich will grundsätzlich und immer nur noch nach Taka-Tuka fliegen... :doh:
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
15.015
10.597
Dahoam
Man merkt, dass hier nur wenige Ecoflieger sind. Häufig genug in Eco erlebt dass am Ende keine Essensauswahl mehr vorhanden war. Das wird schon sehr knapp kalkuliert und vermutlich ist das Essen zahlreicher das für alle Glaubensgruppen am verträglichsten ist, also entweder Huhn oder gleich nur vegetarisch. Bei allen anderen Fleischsorten mäkelt irgendeine Gruppierung rum.


Übrig gebliebenes Essen nimmt auch gerne die Crew (nicht das angebrochene ;)). Ansonsten darf das - auch wenn noch verpackt - leider nicht weiterverwendet werden aus Hygenegründen. Wenn irgendetwas dran ist und sich jemand eine Lebensmittelvergiftung holt, will wohl keine Airline das Risiko übernehmen.

Schade um die Lebensmittel!

In vielen Ländern kommt ja auch noch hinzu dass keine Lebensmittel eingeführt werden dürfen. Dann muss das Essen sogar vernichtet werden.

Das übrige Essen aus F und C geht in der Regel an die Crew, wobei der CPT sich häufig das Beste aus der F noch krallt. Gibt aber auch welche die mit beiden Füßen am Boden geblieben sind und sich nicht so wichtig nehmen.
 

rainer1

Erfahrenes Mitglied
29.07.2010
1.402
225
ich hatte mal einen tagflug von ZRH-CAI mit LX während des ramadans mit vielen ägyptern an bord. es gab schweinegeschnetzeltes und wie es schien , alles planlos übercatert. da fragt man sich wirklich , was für eine logistik dahintersteckt.
 
S

Sitting Lawyer

Guest
Hallo,

schon öfters habe ich mir Gedanken gemacht, wie Airlines eigentlich die Essen für Flüge kalkulieren - wie viele Essen werden pro Flug geladen?

Angenommen wir haben einen Jet mit 350 Eco Plätzen und 2 Gerichten zur Auswahl - werden in Summe rund 350 Gerichte auf Basis von Erfahrungswerten (z.B. 75 % Chicken, 25 % Pasta) geladen, oder wird 70 % Chicken, 70 % Pasta und damit definitiv 40 % "vorproduzierter Müll" geladen?

In Business und vor allem First wird sicherlich eine höhere Rate an "vermutlich nicht genutztem Essen" geladen, ist aber besonders in First vermutlich aufgrund der geringen Gesamtanzahl der Passagiere fast vernachlässigter.

Ich bin kein Öko-Terrorist, aber rein aus Interesse würde mich das interessieren - und vor allem: Wieso wird bei Buchung nicht einfach festgelegt, welches Essen, welcher Passagier möchte - es würde ja schon ausreichen in Geflügel und Vegetarisch o.ä. zu unterscheiden und vll eine geringe Anzahl von "Puffer-Gerichten" an Board zu haben.

Was meint ihr dazu? Wie sieht die Praxis aus?

Sehr interessante Frage! Als außenstehende Fluggäste können wir wohl nur mutmaßen (oder ist hier ein Mitarbeiter von Sky Chefs, die z.B. vor 4 Wochen meinen Flug mit AB v. MIA nach DUS gecatered haben?).
Also Mutmaßung: selbst als Statuskunde erlebe ich es bei LH in F, daß das von mir geschätzte Walnußbrot alle oder bei OS und AB nur noch eine der beiden Vorspeisen verfügbar ist.
Ich glaube daher, daß die Carrier ihre Essenskalkulationen ebenso gut kalkuliert haben, wie die Überbuchungen, es also nur in Ausnahmefällen zu Problemen kommt.

Wahrscheinlich ist der Schwund nicht größer als der in jedem anderen Restaurant oder Supermarkt auch.

Ich weiß, relativieren ist dumm, aber ich kanns mir nicht verkneifen: ist es per se verwerflicher, Lebensmittel wegzuwerfen als z.B. Möbel? Ich glaube, die Prolos, die sich alle 5 Jahre bei Ikea neu einrichten, schädigen die Umwelt viel mehr als die, die Lebensmittel in die "Refood-Tonne" wandern lassen.

Mal provokativ gefragt: was ist so schlimm daran, mehr Lebensmittel zu produzieren, als man verbraucht?
 
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on_tour

Erfahrenes Mitglied
01.08.2010
8.714
1.375
Ist aber keine böse Hinterlist, sondern - wie Tirreg schon schrieb - es geht eben logistisch in diesem Fall einfach nicht.

wohl kaum. Das ist Geschäftsstrategie (aka Hinterlist), denn dass man in ZRH innerhalb einiger Stunden für einen LH-Flug nichts mehr nachladen kann, ist kein Logistikproblem. Das ist so gewollt.

Einige Tage später wurde in VIE gewartet, da für einen 3 Stunden OS-Flug nachgeliefert wurde: Die Menuekarten ;)
 

paarlman

Erfahrenes Mitglied
10.07.2009
2.113
1.006
unweit LSTA
wohl kaum. Das ist Geschäftsstrategie (aka Hinterlist), denn dass man in ZRH innerhalb einiger Stunden für einen LH-Flug nichts mehr nachladen kann, ist kein Logistikproblem. Das ist so gewollt.

Einige Tage später wurde in VIE gewartet, da für einen 3 Stunden OS-Flug nachgeliefert wurde: Die Menuekarten ;)

In ZRH becatert LSG in einem JV mit First die LH; deren Produktionsanlage ist ausserhalb des Flughafens, ein paar Kilometer entfernt. Umso schwieriger ist es dort für sie, auf last-minute requests zu reagieren.
Heisst aber nicht, dass an anderen Stationen wo die Küchen airside sind, alles bis zum letzten Moment machbar ist. Es gibt auch da cut-off times für Nachlieferungen.
 
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MS.PANAM

Erfahrenes Mitglied
14.09.2010
961
0
SRQ/HAM
Man merkt, dass hier nur wenige Ecoflieger sind. Häufig genug in Eco erlebt dass am Ende keine Essensauswahl mehr vorhanden war. Das wird schon sehr knapp kalkuliert und vermutlich ist das Essen zahlreicher das für alle Glaubensgruppen am verträglichsten ist, also entweder Huhn oder gleich nur vegetarisch. Bei allen anderen Fleischsorten mäkelt irgendeine Gruppierung rum.




In vielen Ländern kommt ja auch noch hinzu dass keine Lebensmittel eingeführt werden dürfen. Dann muss das Essen sogar vernichtet werden.

Das übrige Essen aus F und C geht in der Regel an die Crew, wobei der CPT sich häufig das Beste aus der F noch krallt. Gibt aber auch welche die mit beiden Füßen am Boden geblieben sind und sich nicht so wichtig nehmen.


Uebriges Essen in der C/F wird weitestgehend vermieden - zumindest "main course" . Crewmitglieder, die etwas mitnehmen, sind heutzutage in der Regel ihren Job los ! "Frueher"war es ein Eldorado und es haben sich viele maechtig ins Zeug gelegt, den Kaviar und die Austern samt der angebrochenen Spirits und auch gern einem Flaeschchen Champus in Gewahrsam zu nehmen. Von den Einfuhrbestimmungen einmal abgesehen - heute muessen alle "Reste " in die galley carts verstaut werden und meist sogar gesiegelt werden. Die kleinen Plomben dafuer hat man sicher schon an den Carts gesehen.... Crewessen - die es frueher selbstverstaendlich kostenlos gab, muessen heute bezahlt werden ! Lediglich das Cockpit ist davon ausgeschlossen....


Uebriegens sitzt load-control fuer LH,OS und SR in Pakistan... von dort werden z.B. alle Anfragen fuer special services und auch fuer special meals von dort gesteuert....
 

hannes08

Erfahrenes Mitglied
19.08.2011
3.914
388
GRZ
Uebriges Essen in der C/F wird weitestgehend vermieden - zumindest "main course" .
Ja wie soll den das funktionieren?
Nimm an, in der F sind 3 Pax und es gibt wie üblich 4 Hauptspeisen. Ohne deutlich zu viel mitzuhaben wirds wohl nicht gehen, auch wenn es natürlich nur ein paar Essen sind.

Crewessen - die es frueher selbstverstaendlich kostenlos gab, muessen heute bezahlt werden ! Lediglich das Cockpit ist davon ausgeschlossen....
D.h. der Mix aus irgendwelchen Essensbestandteilen, die sich die FAs in den Galleys nach den Hauptservicegängen reinziehen wird abgerechnet?
 

MS.PANAM

Erfahrenes Mitglied
14.09.2010
961
0
SRQ/HAM
Ja wie soll den das funktionieren?
Nimm an, in der F sind 3 Pax und es gibt wie üblich 4 Hauptspeisen. Ohne deutlich zu viel mitzuhaben wirds wohl nicht gehen, auch wenn es natürlich nur ein paar Essen sind.


D.h. der Mix aus irgendwelchen Essensbestandteilen, die sich die FAs in den Galleys nach den Hauptservicegängen reinziehen wird abgerechnet?


...ich haette bei meinem post natuerlich beruecksichtigen muessen,dass es Leute gibt, die so merkwuerdig denken wie du ...oder worum geht es dir ? Du weisst also mehr ? Dann lass es uns wissen ....

Was die Crews aus dem Essen der Paxe fuer sich "abzweigen" und vor Ort konsumieren - das koennte natuerlich moeglicherweise zu absoluter Voellerei bei der Crew fuehren ... da gebe ich dir voellig Recht ! Dann bedenke aber bitte, dass bei der Crew sich nicht immer alle unendlich liebhaben und auch durchaus untereinander hinschauen, ob die Kollegen sich auch vorschriftsmaessig verhalten...

Sehr schoenes Beispiel dafuer : Gespraech letzte Woche mit zwei ehemaligen Kolleginnen, die fuer mich "zustaendig" waren... Schon beim boarding nur knappe Begruessung durch den Purser. Zeigte er sich dann anschliessend als absolutes "Kollegenschwein" , der die gesamte Crew staendig kontrollierte, und eine sehr eigene "policy" hatte, wie das "Programm" abzulaufen habe. Die Crews koennen "crew meals" ordern - die dann auch gecatered werden - aber dann entsprechend verrechnet werden... Das mag nicht bei allen Airlines so sein, aber da ich noch immer einige ehemalige Kollegen habe, die bei verschiedenen Airlines arbeiten, ist mein Einblick kaum kleiner, als zu meinen "aktiven" Zeiten. Wobei ich niemals selbst galley cards geschoben habe ... nur mal so zur Info... Aber die Ablaeufe durch Inspektionsfluege sehr genau beobachtet habe und es auch heute noch mit einem etwas anderen Blickwinkel mache, als jemand, der "nur" Passagier ist....

Ganz sicher gibt es einige Paxe, die durchaus einige Ablaeufe recht gut kennen - aber die Zusammenhaenge hinter den Kulissen eben nicht...
 
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Snappy

Erfahrenes Mitglied
23.07.2010
4.399
266
Bielefeld
In der Vergangenheit habe ich es bei z.B. Condor oft erlebt das die Flugbegleiter nach der 1. Runde nochmal durchgelaufen sind und alle übrigen Essen verteilt haben. Finde ich auf jeden Fall besser als das wegzuwerfen.
 

Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
Das Thema erinnert mich an Mütter in Grundschulen, die ihre Kinder mit dem SUV bringen und mit dem Starbucks-Becher in der Hand eine Petition gegen Pausenbrote in Alu-Folie fordern.

Wie im Eingangspost geschrieben, geht es hier nicht um die ökologischen Nachteile der Sache sondern eher wie die Luftfahrt das ganze logistisch auf die Beine stellt.