Meine Anerkennung vor den Teilnehmern, die hier täglich ihre Reiseberichte "opulent bebildert" von unterwegs aus zwischen dem jeweiligen Tagesprogramm aktualisieren, obwohl sie nicht allein unterwegs sind. Ich habe in den knapp 48hseit dem Flug gemerkt, wie aufwändig das ist, zwischen Terminen vor Ort und Weiterreise, obwohl ich gerade allein unterwegs war.
Vorab: wenn ich irgendetwas nicht kann, ist das Photographieren, insofern habe ich mich jetzt vor dem Aufwand gedrückt herauszufinden, wie ich sie hier vergrössert einstellen kann und innerlich gehofft, dass doch noch einer von Euch an Bord war.
Als Anne auf diesen Flug im VFT aufmerksam gemacht hatte und ich einige Tage später vom Marco Polo Club ebenfalls die Mail erhielt, habe ich gleich geprüft, ob der Flug sich in meine Terminplanung in Asien Ende September einbauen liess. Mit einer Verschiebung um wenige Tage und einer etwas unlogischen Reihenfolge meiner Termine in Asien ging das, sonst wäre ich nicht allein dafür angereist (747 fliegen kann ich auch noch bei KL, BA oder LH), zumal ich zu dem Zeitpunkt diesen Flug schon nur noch in Eco buchen konnte, aber noch nach SIN weiter musste.
Seit 21 Jahren war ich regelmässig geschäftlich in Asien, zeitweise 6-7x im Jahr allein in Hong Kong (mittlerweile gerade noch 1x) und meine erste Reise (in Eco) hat mich von einer anderen Welt begeistert. Anlaufpunkt für viele der ersten Reisen war immer Hong Kong und die Flüge vor Ort waren immer mit Cathay. Ich war begeistert und durch die spätere Oneworld-Gründung liess sich CX natürlich auch gut für meinen BA bzw. dann AB-Status nutzen.
Laut Flightmemory hatte ich 132 Flüge mit der 747 (wahrscheinlich gut 3/4 davon mit der 400er), 95 Flüge unter Cathay Flugnummer, davon aber nur 14 mit einer CX 747 (gefühlt waren es mehr).
Ich war nie auf irgendeinem Airline- oder Flugzeugevent, bestenfalls beim VFT-Stammtisch. Wir hier sind sicherlich für Aussenstehende schon etwas merkwürdig hinsichtlich der Zeit, die wir im VFT verbringen. Alles völlig harmlos, ich weiss jetzt, wie echte Freaks aussehen
Ich habe versucht zum Abflug einmal mit mehr als meinen 30min Luft anzureisen in der Hoffnung auf ein paar schöne Bilder vom Wasserkanonensalut beim Eintreffen der Maschine, konnte sie aber von der Lounge aus regulär am Gate stehen sehen. (aus mir unbekannten Gründen kann ich gerade wieder einmal keine Fotos einfügen und versuche es später nochmals).
In der CX Lounge in HND wurde durchgesagt, dass es eine kleine Verabschiedungsfeier am Gate vor dem Boarding gebe.
Spätestens jetzt kamen jede Menge Kameras raus und es war klar, dass auf diesem Flug wohl kam ein Mensch gebucht war, der einfach nur von A nach B wollte.
Leider kam ich einige Minuten zu spät am Gate an, um noch weit genug nach vorne im Blitzlichtgedränge zu kommen und freien Blick (oder überhaupt einen Blick) auf die nun von einem Mitglied der Unternehmensleitung (er wurde vor meinem Eintreffen vorgestellt, aber sollte dies Ivan Chu gewesen sein, hätte Cathay ihm mehr als eine neue Brille verpasst) vorgestellte Crew von Flug CX543 unter Captain John Graham. In mehreren Redebeiträgen wurde auf die lange Verbindung von Cathay und der 747 verwiesen und deren Bedeutung für Hong Kong und man stellte den Ingenieur vor, der bei der Überführung der ersten Maschine nach Hong Kong dabei war, dazu wurden Softdrinks und Champagner gereicht und im Anschluss zuerst die eingeladenen Pressevertreter und dann die Passagiere zu musikalischer Untermalung geboardet.
Jeder Fluggast bekam bei Boarding eine Stofftasche mit einem kleinen Notizbuch (die erste Seite enthält nur wenige Angaben zur Cathay 747), einer nicht personalisierten Urkunde mit Unterschrift des Piloten und der ISM und einem grünen "remove before Flight" Schlüsselanhänger.
Der Boardingprozess zog sich etwas hin, da jeder ein Selfie mit den Crewmitgliedern an der Türe wollte. Fast jeder an Bord hatte eine Kamera.
Mittlerweile konnte ich der Berichterstattung entnehmen, dass viele der mit mir Priority-Boarder auch Zugang zu Cockpit und Crew-Bunk bekamen, aber nachdem ich gleich brav nach hinten getrabt war, bekam ich davon nichts mit.
Die Durchsage von Captain Graham war dann in der Tat etwas bewegend, aber nicht so sehr, wie ich nach dem Beitrag von Genfersee erwartet hätte, was auch daran lag, dass er sich dabei selbst kaputtzulachen schien. Diese letzte Cathay 747, B-HUJ war die erste Maschine, die seinerzeit am neuen Airport Chek Lap Kok gelandet sei und die erste, die die 15:35h-Strecke nach New York im Liniendienst geflogen sei und er habe seine Frau an Bord dieser Maschine kennengelernt (und sie sei nun auch bei ihm).
Von meinem Gangplatz aus hatte ich leider keinen freien Blick auf die kleine Abschiedsaufstellung der Bodencrew in Haneda
Cathay ends Boeing 747 passenger services | Australian Aviation. Eine Verabschiedung durch Löschfahrzeuge gab es nicht, was mir angesichts meines 75min -Anschlusses in HKG mit Gepäck auf eine andere Airline ganz lieb war.
Ich hatte aber den Eindruck, dass man die Triebwerke beim Vorbeirollen an den Hangars bewusst ein wenig fauchen liess und der Takeoff war bestimmt schnell und kurz.
Im Flug dann die verhängnisvolle Ansage, alle dürften sich frei im Flugzeug bewegen, alles fotographieren und sich mit den Crewmitgliedern fotographieren (zu diesem Zweck waren auch zusätzliche Crewmitglieder in alten Uniformen mit Autogrammkarten an Bord).
Von da an glich der komplette Flug einer Reise nach Jerusalem, immer in unterschiedlichen Richtungen an meinem Gangplatz vorbei. Manche Gäste fotographierten jedes Gepäckfach geschlossen und geöffnet, andere lauerten ekstatisch zu Gruppen vor dem Bordservice und fotografierten und bejubelten jeden alltäglichen Handgriff zur Safttüte. Und gleich mehrfach wurden unterschiedlichste Stofftiere in Pilotenuniform auf dem Selfiestick an mir vorbeigetragen und dabei gefilmt, wie sie sich im Flugzeug bewegten. Viel zu spät merkte die Crew, was sie angerichtet hatten, die Trolleys kamen nicht mehr vorwärts, mussten immer wieder zurückrollen um Fussgängergruppen durchzulassen. Die Durchsagen, sich bitte wieder hinzusetzen, blieben recht wirkungslos, zumal die Cabincrew die Aufmerksamkeit zu geniessen schien, die hatten sich dafür ja intern beworben.
Der Landeanflug erfolgte dann völlig frei von Schubveränderungen, wir sind also nicht allzu weich oder langsam vom Meer her reingekommen und auf Grund des Regens und der schlechten Sicht dürfte es niemand mitbekommen haben.
Aber immerhin meine erste Cathay-Landung, nach der Geklatscht wurde.
Auch in Hong Kong kein Empfang durch Löschflugzeuge (das hätte bei dem Regen auch wenig Sinn gemacht). Captain Graham meinte zum Abschied, der Himmel weine um die 747.
Auch nach dem Verlassen des Flugzeuges kein weiterer Empfang am Airport, was mir aus genannten Anschluss-Gründen ganz lieb war. Einige Eco-Plus Passagiere schienen aber noch an Bord zu bleiben, dto weiter vorne und oben. Womöglich gab es da noch einen kleinen Event, aber in Eco mit AB-emerald erfuhr man dazu nichts.
Für mich sollte es ein stiller Abschied von alten Zeiten und Erinnerungen werden.
Das ist nun nicht ganz gelungen, weil ich unterschätzt habe, mit welcher Euphorie manche Fangroups auf diese Gelegenheit gewartet hatten.
Cathay dagegen hat alles richtig gemacht: tagelang alle Plätze der letzten Flüge zu Höchstpreisen gefüllt auf einer Route, auf der in Zukunft deutlich kleinere Muster ausreichen und dabei für die Teilnehmer minimalen Aufwand betrieben (zumindest die Fluggastdaten waren ja im Voraus bekannt und hätten in die Erinnerungsunterlagen aufgenommen werden können). Und im Nebel der ganzen Abschiedspublicity liess sich die Ankündigung, in Zukunft 10 Sitze pro Reihe in die 777 zu stopfen, recht unauffällig platzieren.
Beim Boarding für meinen Weiterflug stand B-HUJ noch am Gate, beim Vorbeirollen war sie schon weggeschafft und stand dann beim Start neben einer weiteren Passagier 747 von Cathay (auf den ersten Blick aber mit P&Ws) vor dem Hangar auf dem Weg zur Coladose.
Danke, Cathay's 747s für viele problemlose Flüge und angenehme Erinnerungen.