Ich habe im Familienkreis Kontakt zur Fliegerei. Dort wurde mir in einem Gespräch letztes Wochenende versichert, dass eine ganze Menge Piloten gibt, die fast jeden Job annehmen würden, solange sie nur fliegen können. Das Typerating wird demnach bei Einstellung gemacht. So zumindest die Aussagen.
Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass es "am Markt" so viele flugwillige Piloten ohne Anstellung gibt. Man lernt halt doch nie aus.
Bei mir ist es im Familien und Bekanntenkreis ähnlich und ich kann deine Aussage so bestätigen.
Jetzt kenne ich darüberhinaus durch die gleichen Fälle das was dann in der Praxis passiert und warum es zwar diese vielen sofort bereiten Leute gibt, es aber zu Einstellungen dann in der Praxis sehr selten kommt.
1) Die Bewerber sitzen nicht zuhause rum und sind in anderen Jobs beschäftigt um Kohle zu verdienen. Wenn eine Option zur Bewerbung besteht, dann sehr gehäuft in Richtung 'prekärer Arbeitsverhältnisse', also entweder als Pay Flyer, über Verleihfirmen (z.B. Ryanair) oder aber mit sehr niedrigem Gehalt. Also wegen ein Bisschen mehr, oder sogar weniger Kohle werden viele Piloten in Wartestellung dann doch nicht die Möglichkeit wahrnehmen und fallen raus.
2) Der übriggebliebene Teil wartet dann auf die Gelegenheit bei den eher etablierten (renommierten) Firmen. Letztens war z.B. eine bei Condor, bei der eine Bekannte meines Sohnes - selbst 5 Jahre in Wartestellung- teilgenommen hat und auch eine Aufforderung zur Vorstellung bekam.
Ergebnis: Sowohl im praktischen als auch besonders im psychologischen Test durchgefallen und nicht genug cool in stressigen Situationen.
Gleiches habe ich von einigen anderen Bewerbern gehört, obwohl ja nicht jeder gerne eigenes Schwächen eingesteht.
Also: wenn es zu echten Einstellungen kommt, dann legen die Airlines dann doch sehr viel Wert auf ihre erprobten Einstellungsprozeduren und aus den vielen Bewerbern schmilzt der riesige Kandidatenblock dann schnell wie Eis in der Sonne.
Das ist etwa (entfernt) vergleichbar wie mit dem Facharbeitermangel. In Harz 4 finden sich viele Facharbeiter. In der Praxis aber scheitert es an der Mobilität und am ungewohnten prinzipiellen Zusammenarbeiten mit zukünftigen Kollegen. Jahrelange Abwesenheit vom echten Job macht es dann umso schwerer reale Einstellungshürden zu nehmen.
Flyglobal