(...) außer einer erzieherischen Maßnahme oder die aufgestaute Wut rauszulassen(...)
Die meisten mir bekannten Wecker wecken über eine akustische Benachrichtigung und signalisieren mir, dass ich etwas tun sollte. Aus meiner Sicht wird entschieden zu wenig gehupt. Es hat überall eine Lethargie eingesetzt, das empfinde ich als bedenklich.
Jemand blockiert die Kreuzung obwohl absehbar war, dass er das tun würde? Keine hupt.
Man kommt nicht auf den Abbiegerstreifen (Fachterminus wird anders sein), weil die Leute an der roten Ampel lächerlich große Lücken lassen und man das oft genug sehen kann. Reaktion anderer Verkehrsteilnehmer? Keine.
Vor einem fährt ein anderes KFZ. Ohne erkennbaren Grund geht jemand auf die Bremse, die Bremsleuten leuchten so schön rot. Manchmal geht kurze Zeit später ein Blinker an, manchmal nicht. Reaktion von mir? Ich hupe!
Ich möchte an einer Kreuzung ohne Ampel geradeaus fahren oder an einer T-Kreuzung (von unten kommend) links abbiegen. Ich muss allerdings warten, weil von links jemand kommt. Ohne zu blinken bremst der abrupt ab und biegt rechts (sein rechts) ab. Ich stehe da also schön blöd rum und darf ausbaden, dass der andere zu dumm für die Befolgung der Verkehrsregeln oder zu faul zum Blinken ist. Also hupe ich auch da.
Ich hupe auch, wenn jemand mit 30 durch eine 50er-Zone fährt, weil er bei höherer Geschwindigkeit das Telefon so schlecht ans Ohr halten kann.
Wenn es eine Verjüngung von zwei Fahrstreifen gibt und ich auf dem rechten fahre, lasse ich den von links kommenden Wagen selbstverständlich einscheren. Wenn aber ein direkt hinter mir fahrendes KFZ sehr knapp vor der Verjüngung extra noch ausschert und mich derart knapp überholen will, dass ich ankern müsste, um eine Kollision zu vermeiden, dann trete ich aufs Gaspedal. Soll der andere dann doch bremsen oder von mir aus in irgendetwas hineinfahren. Wenn jemand eine Gefahrensituation derart dumm, egoistisch und dreist erzeugt, dann darf er sie auch ausbaden. Die Hupe bleibt in dem Moment dann aber stumm.
Dieses ganze "entspann dich mal" dient aus meiner Sicht nur denjenigen, die die Verkehrsregeln nicht befolgen können oder wollen. Mir wurde eine defensive Fahrweise beigebracht, das Konzept empfinde ich auch als schlüssig. Defensiv heißt für mich aber nicht, dass man anderen alles durchgehen lässt. Defensiv heißt für mich, dass man sich an die Regeln hält und im Zweifel, um Mängel anderer Verkehrsteilnehmer auszubügeln, ausweicht, beschleunigt oder bremst.
Das Nichtbefolgung von Verkehrsregeln ist für mich nicht defensiv, es ist eine Aggression.