Flying French Air Force (Niger evac)

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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
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Eigentlich sollte es ein ganz normaler Sommerurlaub im Kreis der Familie im Niger werden. Aber die Politik hatte andere Pläne. Daher will ich diesen kurzen tripreport schreiben. Bilder wird es keine geben. Warum, dazu später.

Begonnen hat alles mit dem ARS-deal im Januar, man kam an tickets mit ca. 42% discount. Ich habe dann für mich, +1 und 2 mal 0,5 tickets mit Air Algérie gebucht für die Strecke ETZ-ALG-NIM.

Los ging es am 14.7., ein schöner Sommertag. Für uns aus dem Saarland ist der Flughafen Metz einfach optimal: kurze Anreise und wenig Streß an diesem winzigen Provinzflughafen. In der Umgebung gibt es eine große algerische community und daher fliegt Air Algérie täglich außer samstags von Metz nach Algier. An jenem Freitag war es auch der einzige Flug des Tages an diesem airport.

Über den Flug nach Algier gibt es nicht viel zu berichten, ungewöhnlich war vielleicht nur, dass er pünktlich war. Ich muß aber sagen, dass AH beim catering ordentlich eingespart hat. Früher, vor Corona, wurde selbst auf dieser 2h-Strecke ordentlich aufgetischt. Jetzt gab es nur noch ein abgespecktes Tablet. Und es gibt wahrscheinlich niemand der so gerne bei der Landung klatscht wie die Algerier.

Der Flughafen Algier gibt mir nach wie vor Rätsel auf. Ein riesiges terminal, vor ein paar Jahren neu eröffnet. Aber selbst als transit-PAX muß man eine Einreisekarte ausfüllen und Namen von Vater und Mutter angeben sowie eine Adresse in Algerien. Wenigstens lassen sie jetzt den Blödsinn, dass man die bereits vorhandenen boardingcards für das nächste leg wegwerfen kann und auf neue wartet, wozu man namentlich aufgerufen wird. Airside ist man dann schließlich in einer völlig überdimensionierten Halle. Es gibt kein einziges Restaurant, lediglich 2 kleine snackbars mit Getränken und ein paar Kleinigkeiten. Dazu einige Souvenirshops und eine unglaubliche Vielzahl leer stehender Läden. Durchsagen zu fehlenden Passagieren abgehender Flüge kommen in gellender Lautstärke und Aggressivität.

Der Flug AH5324 nach Niamey ging dann mit fast 3 Stunden Verspätung raus. Wieder war das catering abgespeckt. Am Ziel waren es noch + 2 1/2 Stunden, leider zu wenig für einen claim.

Die Einreise war schnell erledigt, das Gepäck kam vollständig an. Unser Fahrer holte uns mit einem Landcruiser ab und wir fuhren zur Verwandtschaft in die Stadt, wo wir schließlich gegen 04:30 ankamen. Übermüdet fielen wir in die Betten.
 
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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Am Samstag, 15.7., war dann chillen angesagt. Niamey ist für uns nur Durchgangsstation, das eigentliche Ziel ist die Wüstenstadt Agadez. +1 besuchte ein paar Bekannte und organisierte 3 Bustickets. Für mich gab es ein Flugticket mit der Niger Airlines, da für uns "Weiße" von der Reise auf dem Landweg abgeraten wird.

In der Hauptstadt Niamey nimmt die Straßenkriminalität seit einigen Jahren zu, daher machte ich nur ein paar kleine Spaziergänge um das Haus herum, versuchte mich zu akklimatisieren und mußte mir ansonsten das Geschrei der kleinen Kinder vom houseboy anhören. Er hat 5 Stück, wie die Orgelpfeifen.

Am Sonntag, 16.7., ging es dann morgens um 03:30 Uhr weiter. Die Busleute wurden bei Sonitrav abgesetzt, mich brachte unser Fahrer wieder zum Flughafen. Ich war natürlich für den Flug um 8 Uhr viel zu früh, aber organisatorisch ging es nicht anders. So konnte ich zufällig noch eine anreisende Filmcrew aus Österreich treffen, die gerade mit Air Maroc ankam. Sie drehen in Agadez die Dokumentation "On the border", ein Projekt in Zusammenarbeit mit arte. Der Film soll 2024 auf festivals gezeigt werden und im TV kommen.

Pünktlich um 08:00 ging es dann mit der alten Fokker 50 in 2 Stunden nach Agadez. Wir haben dort unser eigenes Haus, welches nach 11 Monaten Leerstand nun aus dem Dornröschenschlaf geholt werden musste. Dort betreibe ich auch einen FR24-receiver, im Niger gibt es insgesamt 3 feeder, 2 in Niamey und ich in Agadez. Abends kam dann auch die Buscrew an, etwas durchgerüttelt und verstaubt.

Nun waren verschiedene Dinge zu erledigen und am Haus gab es auch Renovierungsbedarf. Da kein Anschluß ans Stromnetz besteht kommt die Energie von 12 Solarmodulen mit einem großen Batteriespeicher für die Nacht. Nach über 10 Jahren war aber der inverter kaputt, er macht aus 48V DC 230V AC. Eigentlich ein gutes Gerät der Marke Victron, aber die Elektrolytkondensatoren waren nach Jahren unter Hitze hinüber. Ersatz zu finden war nicht einfach. Das nächste Problem waren die Bleibatterien. Nach 4 Jahren Nutzung gaben sie langsam auf, speicherten keine Energie mehr. Eigentlich vertragen sie nur 25°C, aber wie soll das hier gehen, man müsste sie im Kühlschrank lagern! Nun gab es Energie leider nur noch tagsüber.

So vergingen die Tage. Regen gab es kaum, die Temperaturen lagen immer zwischen 40°C und 44°C. Es gab Tauffeste, Hochzeiten, +1 feierte ihren 40. Geburtstag mit einem Tuareg-E-Gitarrenkonzert ("Wüstenrock"). Die Sicherheitslage in Agadez war unproblematisch, man konnte sich völlig frei bewegen und wir waren viel mit Tuctucs unterwegs. Jeden Tag konnte man auch die Drohnen sehen und hören, die von der amerikanischen air base 201 nebenan betrieben werden und immer ins Grenzgebiet zu Mali fliegen.

Mein Cousin in Schweden hatte Geburtstag, wir quatschten etwas am Telefon. Da kam der Schwager von +1 etwas aufgeregt vorbei, ebenfalls telefonierend. Es würde Berichte geben, dass aktuell im Präsidentenpalast in Niamey merkwürdige Dinge passieren. Das Gelände sei abgeriegelt. Es war der 26.7.2023.
 
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Langstreckenpendler

Erfahrenes Mitglied
28.12.2021
925
1.278
@Afreaka
Willkommen zurück.

So ein Evakuierungsflug ist doch weit exklusiver als ein buchbares First Class-Erlebnis oder so ein oller Privatjet.
Da hat man noch Jahre später von zu erzählen (wenn man denn mag).
Aber wenn man die Chance bekommt - einfach machen ;-)

Sorry, ist mein spezieller Humor… ich hoffe Du kannst darüber wenigstens Schmunzeln.

Bei mir hat sich eine solche Gelegenheit einmal 2008 in Goma ergeben.
Solche Evakuierungen sind aber wie ein Sechser im Lotto, es wird bei weitem nicht so häufig in solchen Lagen evakuiert und dann ist man auch nicht immer die passende Zielgruppe. Auch für die deutsche Luftwaffe war Afghanistan erst der 3. Einsatz überhaupt in dieser Art. Anlässe hätte es weit häufiger gegeben.
2006, wo es an einem anderen Ort auch Sinn gemacht hätte, hat nur die UN und diese nur ihr eigenes Personal evakuiert.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.927
4.385
BER
Sehr sehr spannend, Danke für's Teilen! Schreib gerne mehr zum Alltag in Agadez, das würde mich brennend interessieren. Inverter vor Ort gefunden?
Dito! Superspannend!
Beitrag automatisch zusammengeführt:

So vergingen die Tage. Regen gab es kaum, die Temperaturen lagen immer zwischen 40°C und 44°C. Es gab Tauffeste, Hochzeiten, +1 feierte ihren 40. Geburtstag mit einem Tuareg-E-Gitarrenkonzert ("Wüstenrock"). Die Sicherheitslage in Agadez war unproblematisch, man konnte sich völlig frei bewegen und wir waren viel mit Tuctucs unterwegs.
Bitte sehr gern mehr dazu berichten, Alltag in Agadez. Vielen Dank für den Bericht. Eine echte Bereicherung.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Ok, ihr habt mich. Ich werde mal später mein Material sichten und Bilder aus Agadez hochladen. Fotografisch sind aber keine Wunder zu erwarten, da ich vor Ort nur ein Zweithandy benutze und die Kamera keine hohe Qualität hat. Ich glaube user journey war mal im Niger, aber "nur" in der Hauptstadt.

Vor Ort war also zunächst nicht klar was genau los war und das Leben ging einfach ganz normal weiter. Niamey ist hier sehr weit weg, auf dem Landweg sind es rund 1000km.

Am 27.7. wurden dann in den frühen Morgenstunden neue NOTAMs veröffentlich. Alle Flughäfen wurden geschlossen, der gesamte Luftraum über dem Niger gesperrt. Nun mussten alle Flugzeuge einen Bogen um den Niger machen. Normalerweise gibt es für die Nord/Süd Route 3 vielbeflogene Flugrouten, eine führt genau über VOR Agadez, eine andere weiter östlich über VOR Dirkou. Und auch via Niamey weiter westlich geht eine Route. Nun mussten also neue routings her. Weiter östlich via Tschad ging nicht, denn dann muß es auch über Libyen gehen, wo sich keine airline hintraut. Also wurde nach Westen ausgewichen via Mali. In jenen Tagen gab es zahlreiche Umwege und eigentlich alle Afrikaflüge hatten Verspätungen.

Nicht nur der airspace war komplett zu, auch die Landgrenzen wurden geschlossen. Nun begannen auch emails über den Landsleutebrief der deutschen Botschaft einzutrudeln, da wir dort in der Krisenvorsorgeliste "Elefand" eh registriert sind. Man solle seinen Datensatz auf den neuesten Stand bringen. Außerdem wurde die Botschaft wegen ihrer exponierten Lage geschlossen und verlagerte ihren Standort auf den Lufttransportstützpunkt der Bundeswehr am Flughafen, aber die telefonische Erreichbarkeit rund um die Uhr sei gegeben.

Wir konnten zunächst nichts machen und warteten einfach wie sich die Lage in den nächsten Tagen weiter entwickelt. Ursprünglich war geplant Agadez am 6.8. auf dem Luftweg zu verlassen.

Und so wurde weiter gefeiert. Am 27.7. fand das große "Bianou"-Fest statt, der Höhepunkt des Sommers. Gruppen festlichst geschmückter Männer ziehen mit Trommelmusik durch die Stadt. Extra zu diesem Fest war auch das Filmteam aus Österreich inklusive deutschem Kameramann angereist und drehte für ihren Film. Am Nachmittag wurde noch eine Szene im Haus meiner Schwiegermutter mit einigen Frauen inklusive +1 gedreht und über Themen wie Migration und Drogen geredet...und natürlich auch die aktuellen Ereignisse. Mal sehen ob es die Szene in den Film schafft.

Das Filmteam, insgesamt 5 Personen, wohnte in einem Hotel und hatte Polizeischutz rund um die Uhr. Das ist auch das normale Vorgehen für Aufenthalte von Ausländern vor Ort. Da ich aber eigentlich nur mit Familienmitgliedern im Kontakt bin ist das für uns keine Option. Die Kosten für Begleitschutz liegen bei ca. 20.000 CFA pro Person und Tag, etwa 30€.

Am 28.7. erklärte sich dann General Tchiani zum neuen Präsidenten, der alte Präsident Bazoum sei weiterhin unter Arrest im Präsidentenpalast. Tchiani war der Chef der Präsidentengarde, Bazoum wurde also von der Person gestürzt, die ihn eigentlich beschützen sollte. Der airspace wurde für Überflüge ab flight level 245 wieder geöffnet. Nach wie vor geschlossen waren aber alle Grenzen, Flughäfen und der airspace unter FL245. Auch die Amerikaner durften auf ihrer air base keine Operationen mehr durchführen. Eigentlich haben sie eine Art Freibrief und dürfen machen was sie wollen. Nun gab es auch keine Drohnenflüge mehr.

Es folgte der Sonntag, 30.7., und nun begannen die Ereignisse etwas dramatischer zu werden, die Sicherheitslage verschlechterte sich zunehmend. Aber zunächst sollen im nächsten Beitrag ein paar Bilder folgen, aus der "guten" Zeit.

Sehr sehr spannend, Danke für's Teilen! Schreib gerne mehr zum Alltag in Agadez, das würde mich brennend interessieren. Inverter vor Ort gefunden?
Der alte inverter war ein Victron Multiplus 3kW. Wir fanden zunächst ein anderes (gebrauchtes) Gerät 24V -> 230V. Nicht optimal da wir 4 Batterien in Reihe betreiben als 48V System. Das Ding war aber Mist, die Sinusspannung unterirdisch schlechter Qualität. Wir nahmen dann einen uralten gebrauchten inverter für 48V, das Ding ist ein Monster, kann 5kW und wiegt über 60kg. Leider auch sehr hoher standby-Verbrauch.
 

chrini1

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26.03.2013
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HAM
Danke für den Bericht. Würde mich auch über Bilder freuen, gleich welcher Qualität. Und Victron ist super. Habe auch die Multiplus 5000 mit Speicher im Einsatz.
 
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journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
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Berlin
Ok, ihr habt mich. Ich werde mal später mein Material sichten und Bilder aus Agadez hochladen. Fotografisch sind aber keine Wunder zu erwarten, da ich vor Ort nur ein Zweithandy benutze und die Kamera keine hohe Qualität hat. Ich glaube user journey war mal im Niger, aber "nur" in der Hauptstadt.
Du erinnerst dich korrekt. Hatte mir dato gut gefallen.

Wie ist das bei den Franzosen mit Haustieren - wurden die mitgenommen? Bei der Sudan Evak war es wohl so, dass sie Tiere mitgenommen haben, andere Länder nicht.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Du erinnerst dich korrekt. Hatte mir dato gut gefallen.

Wie ist das bei den Franzosen mit Haustieren - wurden die mitgenommen? Bei der Sudan Evak war es wohl so, dass sie Tiere mitgenommen haben, andere Länder nicht.
Bei den Franzosen durften keine Tiere mitgenommen werden. Für das Gepäck galt eigentlich: nur Handgepäck, sonst nichts. Letztendlich konnte aber doch 1 (nicht zu großes) Gepäckstück pro Person eingecheckt werden. Insgesamt gab es:
5 Flüge der Franzosen, A330
1 Flug der Italiener, B767
1 Flug der Spanier, A330
1 Flug der Bundeswehr, A400
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
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CPT / DTM
Nicht nur der airspace war komplett zu, auch die Landgrenzen wurden geschlossen. Nun begannen auch emails über den Landsleutebrief der deutschen Botschaft einzutrudeln, da wir dort in der Krisenvorsorgeliste "Elefand" eh registriert sind. Man solle seinen Datensatz auf den neuesten Stand bringen.

Das ertinnert an die Rückholaktionen während der Corona-Lockdowns. Elefand war heillos überlastet und alle Daten mussten nochmals in eine Excel-Datei für die Botschaft eingetragen werden....
 
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IL62M

Erfahrenes Mitglied
13.01.2022
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2.412
Vielen Dank fuer diesen hochinteressanten Bericht. Auch wenn die Begleitumstaende natuerlich traurig sind.

Bilder aus Agadez wuerden mich auch sehr interessieren. Die Stadt hat mich schon lange fasziniert. Waehrend meinen Afrikareisen hatte ich ernsthaft einen Besuch geplant. Am Ende kam es leider nicht dazu und auch in Mali habe ich es nicht bis in den Norden nach Gao und Timbuktu geschafft. Werde ich fuer immer bereuen. Zumindest bei Agadez besteht noch die Hoffnung, dass es irgendwann in weiter Zukunft mal klappen koennte.
Damals flog Air Algerie sogar noch von Alger nach Agadez, mit Stop in Tamanrasset oder Djanet wenn ich mich recht erinnere. Ist aber schon lange her.

Bei der Sudan Evak war es wohl so, dass sie Tiere mitgenommen haben, andere Länder nicht.

Für das Gepäck galt eigentlich: nur Handgepäck, sonst nichts. Letztendlich konnte aber doch 1 (nicht zu großes) Gepäckstück pro Person eingecheckt werden.

Habe in Larnaca zufällig mehrmals Passagiere der Britischen Sudan Evac gesehen. Dort wurden die Evakuierten von RAF A400/Hercules auf zivile Charter nach UK umverteilt. Da hatte niemand mehr als eine Handtasche, Rucksack oder auch nur eine Plastiktüte als Gepäck dabei. War recht bedrückend zu sehen.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Ja das stimmt. Anfang 2000 gab es noch eine Verbindung der Air Algérie Tamanrasset-Agadez mit kleinem Flugzeug. Außerdem flog noch eine 737-200 einer libyschen airline einmal pro Woche von Sabah aus.

Die Fokker 50 der Niger Airlines, 5U-NAA, auf der apron in Agadez. Vor jedem Abflug wird eine Sure aus dem Koran gebetet.
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Unser Haus
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mit Garten
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Oben auf der Terrasse geht der Blick in die Ferne, mal mehr, mal weniger schön
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Hier ist der "Technikraum", die Verkabelung ist ortsüblich, VDE-Normen gelten hier nicht. Auf dem Tisch steht der Ersatz-inverter, darunter router und FR24-receiver
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oben die ADS-B Antenne, rechts darunter 4G
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Hund und Katze gibt es auch
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wobei die Tischmanieren der Katze unter aller Sau sind
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Um die Ecke liegt das Monument "Flamme de la Paix". Nach einer Tuaregrebellion wurden hier vor Jahren die Waffen niedergelegt und verbrannt.
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Fangen wir gleich mit dem Bianou-festival an. Geschmückte Männer gehen mit Trommelmusik in die Stadt, begleitet von Zuschauern, die Palmwedel schwenken
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Am Filmset
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Andere Stellen in der Stadt sehen nicht so schön aus, hier ein sporadisch wasserführender Fluß direkt an der Polizeistation, der Plastikmüll ist wirklich ein Problem
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Reyhan

Erfahrenes Mitglied
30.09.2017
1.011
1.313
FMO
Das ist ja mal ein TR. Wirklich interessant !
Eine Ecke der Welt zu der ich, im Gegensatz zu anderen Leute hier , gar keinen Bezug habe.

Vielen Dank dafür und bitte weiter schreiben.

PS Ich musste ja doch ein wenig grinsen als ich das LIDL-Logo gesehen habe
 

chrini1

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26.03.2013
7.550
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HAM
Nun, auch wenn es keine VDE gibt, nen Batterie Wächter / Abschalter hätte ich schon verbaut ;-).
 

Afreaka

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29.01.2017
496
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SCN/AJY
Die Lidl-Schokolade hatten wir mitgenommen, da unsere kids etwas empfindlich sind und die fake-Schokolade vor Ort vom Geschmack ablehnen. Der deutsche Apfeltee wurde aber vor Ort gekauft.
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Im Stadtkern gibt es das historische Zentrum mit Lehmbauten. Dort steht auch das Haus vom Deutschen Heinrich Barth, der 1850 als erster Europäer in der Stadt gewesen sein soll. Auch die alte Moschee ist dort, Bilder dazu später. Die alten Lehmhäuser sind natürlich am zerfallen, da sie dem sporadischen Regen im Sommer ausgesetzt sind und nicht immer renoviert werden. Dieses Zentrum ist auch sehr eng und verwinkelt, max. Tuctucs können es befahren. Es gab das Projekt dieses ganze Zentrum abzureißen, dazu wurde bereits außerhalb der Stadt ein neues kleines Dorf im Nirgendwo erbaut. Weil es aber so weit draußen liegt lehnen alle Bewohner einen Umzug ab, das Dorf ist ein Geisterdorf.
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Außerhalb vom Kern gibt es keine Bauvorschriften oder Bauaufsicht, da macht jeder was er will.

Beim Strom ist das Problem, dass die Leitung vom Haus noch relativ weit weg ist. Das nächste ans Netz angeschlossene Haus ist ca. 180m Luftlinie entfernt. Man kann sich dranhängen, muß aber die Leitung und die Masten selber zahlen. Das würde in diesem Fall so um die 3000€ kosten. Wir wollen aber nun, da die Batterien platt sind, diesen Anschluß realisieren. Neue Batterien wären ähnlich teuer. Stromausfälle sind natürlich ein tägliches Thema, wobei bei uns im Viertel der Vorteil ist, dass es eine priorisierte Leitung ist, da noch ein Armeecamp dranhängt.

Und weil es gerade um Stromausfall geht: Nigeria hat als Folge des Militärputsch seine Hochspannungsleitung (Export) in den Niger gekappt. Damit fehlen 70% der Kapazität im Niger, in der Hauptstadt sollen die Stromausfälle sehr stark zugenommen haben. Agadez ist davon nicht betroffen, hier kommt der Strom von 1 Kohlekraftwerk, Solarzellen und Dieselgeneratoren. Das Netz ist eine Insel zusammen mit der Uranstadt Arlit nördlich.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
So sehen die Häuser in der Altstadt aus
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Und hier ist auch das Haus des Afrikaforschers Heinrich Barth
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Er war im Oktober 1850 3 Wochen in Agadez und trat im Gegensatz zu vielen anderen Forschern vorurteilsfrei auf. Im Haus sollen sich Originalgegenstände befinden
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Das Fortbewegungsmittel in der Stadt ist das Tuctuc, "Adedeta"
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Nicht weit um die Ecke liegt die Moschee. Früher durfte kein Haus höher sein als sie, heute wird sie aber von Funkmasten überragt
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Man kann sie besteigen, wenn man den Wärter mit dem Schlüssel findet. Durch eine Tür beginnt der enge Aufstieg
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an Fledermäusen vorbei
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oben bietet sich dann dieses Panorama
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Ein Gewitter nähert sich der Stadt
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Kurz bevor es losgeht kommt meistens eine Staubwolke und verschlingt alles
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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
Es soll nun weitergehen mit den aktuellen Ereignissen. Es war also Sonntag, 30.7.

In Niamey wurde zu Demonstrationen aufgerufen, die im Zentrum auch stattfanden. Dabei wurden auch russische Fahnen geschwenkt, ein gefundenes Fressen für die internationale Presse. An der französischen Botschaft wurde auch protestiert, dabei wurde der Eingangsbereich verwüstet und ein Feuer gelegt.

In Abuja, Nigeria, trafen sich die Führer der CEDEAO-Länder. Sie stellten Niger ein Ultimatum: wenn nicht in 7 Tagen bis zum 6.8. der alte Präsident Bazoum rehabilitiert werde, behalte man sich ein militärisches Eingreifen vor. Nicht enthalten in dieser Allianz sind Mali, Burkina Faso und Guinea, die alle selber durch einen Putsch an die Macht gekommene Militärregierungen haben. Außerdem hat die CEDEAO ihrerseits die Grenzen zu Niger geschlossen.

In Agadez war die Lage nach wie vor ruhig. Aber so langsam stellte sich doch die Frage, wie und wann wir hier wegkommen.

Am Montag, 31.7., war der Angriff auf die Botschaft der Franzosen natürlich DAS Thema der Weltpresse. Frankreich kündigte jedoch an, nach wie vor keine Evakuierung seiner Staatsbürger zu veranlassen. Gleichlautendes kam aus Deutschland. Neben ca. 100 Bundeswehrsoldaten sollen sich ca. 90 deutsche Zivilisten im Niger aufhalten.

Am Abend erhielt ich jedoch eine email der deutschen Botschaft, die zu denken gab. Man solle nochmals seine Elefand-Kontaktdaten überprüfen und sicherstellen jederzeit erreichbar zu sein. Man solle eine Tasche packen mit allen wichtigen Dokumenten und Sachen sowie Verpflegung für 3 Tage. Die Grenzen seien nach wie vor geschlossen, eine Ausreisemöglichkeit nicht gegeben. Man solle aber bereit sein, sollte sich eine Möglichkeit ergeben.

Und so begann der Dienstag, 1.8. - nach dem Frühstück checkte ich flightradar und entdeckte einen Flug der französischen Luftwaffe über dem Mittelmeer mit Kurs Richtung Süd. Es war der Flug FAF405 mit der F-UJCU. Gegen 9 Uhr rief ich die Botschaft an. Diese zeigte sich zunächst unwissend, bestätigte aber, dass 1 Tag später, also Mittwoch, die Evakuierung der Franzosen beginnen sollte.

Gegen 11 Uhr klingelte dann das Telefon. Die Evakuierung habe begonnen und die Frage gestellt ob wir in Niamey seien. Leider nein, wir sind 1000km entfernt, der Luftweg abgeschnitten. Ok, wann bzw. ob überhaupt eine weitere Möglichkeit besteht wußte die Botschaft nicht.

Mittags tauchte eine weitere Militärmaschine bei FR24 Richtung Süd auf, FAF4053, die F-UJCH. Inzwischen war auch klar, dass der erste A330 nach Niamey ging. Die Welle hatte also schneller als gedacht begonnen und wir saßen in dieser Wüstenstadt fest!

Wir diskutierten verschiedene Optionen und so fiel dann die Entscheidung den Aufenthalt abzubrechen und morgen, also Mittwoch, mit einem Fahrzeug auf dem Landweg nach Niamey aufzubrechen. Hastig bereiteten wir das Haus wieder für einen längeren Leerstand vor. Das Fahrzeug, ein Landcruiser der Verwandtschaft, wurde fit gemacht. Passagiere sollten wir 4 sein, dazu Kouna, Schwager von +1 und mein bester Freund, sowie Moussa, der Fahrer.

Die Stimmung war am Boden, der Abschied fiel schwer, es wurde viel geweint. Abends sah man auch, wie die beiden A330 in Niamey starteten Richtung Paris.

Nachts kam Moussa mit dem Auto, wir bepackten es und versuchten uns etwas auszuruhen bevor am 2.8. gegen 4 Uhr der Wecker klingelte. Wir verabschiedeten uns von houseboy, Hund und Katze, fuhren durch die Stadt um Kouna einzusammeln. Kurz nach 5 Uhr standen wir außerhalb an der barrage mit ein paar Autos und 4 Bussen. Die Fahrstraße ist nachts aus Sicherheitsgründen gesperrt, erst kurz nach 5 darf man die Stadt verlassen.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.927
4.385
BER
Grossartiger Bericht. Vielen, vielen Dank! Ich hab letztens mal wieder dieses Video von und mit Bombino gesehen (Ausschnitt eines Dokufilms), wo er vor der Moschee in Agadez (?) Die Menge rockt. Aber Hintergrund zum Alltagsleben wie von dir hier berichtet gibt es ja selten.

Ich werde hier weiter fasziniert mitlesen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Wir standen also kurz nach 5 an der Sperre und warteten. Ausländern wird normalerweise dringend vom Landweg abgeraten und die offizielle Regelung ist auch, dass dann eine Eskorte obligatorisch ist. Die besteht aus 2 pickups, einer mit einer Langwaffe bestückt, der andere mit Soldaten, die Kosten sind selbst zu tragen (ca. 1500€).

Die Gefahren der Strecke sind vielfältig. Zum einen schlechte Straßen, Fahrzeuge mit technischen Defekten, Tiere auf der Fahrbahn (Kamele, Rinder, Esel, Ziegen), Übermüdung. Zum anderen Banditentum, Gefahr von Entführungen. Das Risiko ist hier in einem Bus größer, da Mitreisende möglicherweise Komplizen anrufen könnten. In einem Privatfahrzeug mit locals ist das Risiko geringer. An den Straßenkontrollen muß ich dann einen Turban tragen ("Tagelmoust"), um möglichst wenig aufzufallen.

Etwas verspätet gegen 05:20 ging die Kordel runter, die Busse fingen sofort an zu hupen, das Rennen begann. Zunächst waren wir die Nr. 1, aber schon bald kamen von hinten die Busse mit 120 km/h angedüst und überholten uns und sich gegenseitig, jeder wollte der erste sein. Das ist das nächste Risiko und bei den Bussen gibt es immer wieder schwere Unfälle.

Wir ließen es mit 100 km/h laufen, die Straße war in bestem Zustand, erst kürzlich neu gebaut worden. Irgendwan tauchten wieder die ersten Busse auf, anscheinend müde und langsamer geworden nach ihrem Rennen
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Flightradar zeigte 2 weitere A330 der Franzosen, eine im Landeanflug auf Niamey, FAF4050, F-UJCS, sowie FAF4053, F-UJCU über Nordafrika Kurs Süd. Das waren die Flüge Nr. 3 und 4

Irgendwann hinter Amaltaltal hörte die Neubaustrecke auf, die Straße wurde ruppiger
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Wir kamen aber immer noch gut voran
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Nun wurde die Straße immer schlechter, ein Versorgungstruck der amerikanischen air base begegnete uns
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Das Telefon klingelte, die Botschaft war dran und wollte wissen ob wir noch in Agadez seien oder schon in Niamey, es gebe die nächste Ausreisemöglichkeit. Leider waren wir noch viel zu weit weg, vereinbarten uns wieder zu melden wenn wir Niamey erreichen. Ob dann noch eine Möglichkeit bestünde wisse man nicht, anscheinend gehe die Aktion der Franzosen schon dem Ende entgegen.

In Abalak machten wir dann Pause, stärkten uns mit einem Frühstück und Kaffee.

Die Straße war nun nur noch eine Piste
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Ein Bus steckte auch noch im Sand fest, mußte vermutlich zuvor einem Hindernis ausweichen
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So erreichten wir den großen See Tabalak
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2 Bilder aus früheren Jahren
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Sogar Palmen wachsen am Ufer
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Ab hier war die Straße wieder nagelneu und wir erreichten gegen 11:30 Tahoua, tankten, das gefährlichste Stück der Strecke lag nun hinter uns, fuhren ein Stück nach Süden Richtung Birnin N'Konni, bogen dann aber rechts ab in den kleinen Ort Illéla. Hier gab es die nächste Pause. Wourou, der Bruder von Kouna, erwartete uns, wir konnten duschen und tranken Tee. Wourou und Kouna verstrickten sich in endlosen politischen Diskussionen, so drängte ich zum Aufbruch, wir wollten weiter. Moussa blieb zurück, nun war Kouna der Fahrer, wir hatten etwas mehr Platz im Auto.

Wir wählten dann eine neue wenig befahrene Strecke, kamen nach Dandadji, dem Heimatort des Vorgängers von Bazoum, Mahamadou Issoufou. Seine Partei hat die Farbe rosa und in diesem Ort ist sogar die Moschee rosa angestrichen.

Wir durchquerten eine kaum besiedelte Landschaft, es gab nur winzige Orte mit Namen wie "Goumbi Kano", in denen kaum ein Mensch zu sehen war, die Bewohner scheinbar alle mit der Arbeit auf den Hirsefeldern beschäftigt waren.
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Wir kamen auf die Hauptstraße nach Dogondoutchi, sahen Palmen
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und erreichten schließlich die roten Berge von Dogondoutchi.
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Es war 15:00, Zeit für eine Mittagspause. Flightradar zeigte, dass A330 Nr.3 bereits auf dem Rückflug war, Nr.4 stand noch am Flughafen.

Hinter Dogondoutchi wählten wir zunächst eine Sandpiste
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die dann auch in eine Neubaustrecke überging. Kouna wurde nun immer müder, wollte mich aber nicht fahren lassen. Es ging durch die Orte Loga, Baléyara und dann nur noch geradeaus Richtung Niamey. Unterwegs konnte noch eine in Freiheit lebende Giraffe bestaunt werden
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Es war nun kurz nach 19:00 und am Horizont tauchte die Stadt Niamey auf. Eigentlich war der Plan erstmal bei Verwandtschaft unterzukommen. Ich rief die Botschaft an und teilte mit, dass wir nun im Großraum Niamey seien, ab jetzt sozusagen stby auf Abruf. Wir bekamen die Anweisung sofort zum Flughafen zu fahren, ein A330 stehe noch immer dort. Man wolle den Kollegen vor Ort Bescheid geben, dass noch 4 Nachzügler unterwegs seien, notierte nochmal die Namen.

So quälten wir uns durch den Abendverkehr im Stadtviertel "Niamey 2000", dann über die Schnellstraße weiter und um genau 19:50 trafen wir am Flughafen ein.

Vor dem Flughafen stand das rote Kreuz, es gab Getränke, Snackbeutel für die Kinder. Am Eingang war eine Vielzahl an Tischen aufgebaut, es wimmelte nur so an französischen Soldaten. Es gab einzelne mit Bändchen abgesperrte Bereiche. Wir bekamen die Anweisung uns hinten zusammen mit einer brasilianischen Gruppe anzustellen. Beim Blick auf das Gepäck wurde uns schon gesagt, dass nur kleine Koffer als checkin gehen. Wir hatten noch 2 Teppiche dabei, je ca. 20kg, aber das war zu groß.

Die Soldaten notierten nochmals unsere Namen und Nationalität, wir sollten warten. Nun startete auch A330 Nr.4, aber es hieß ein weiteres Flugzeug sei schon im Anflug. Korrekt, es war die F-UJCI.

Eine große Gruppe Amerikaner erschien, alle mit blauen T-shirts und Aufdruck "Link", sie durften in einen Bereich vor uns.

2 Mitarbeiter der deutschen Botschaft erschienen, darunter der Konsul. Man war über unsere Ankunft informiert, sicherte uns zu, dass wir Plätze bekämen, wir redeten etwas.

Irgendwann ging es dann los, zuerst vorne die Franzosen, dann die US-Gruppe. Der Konsul kam und zog uns an den Brasilianern vorbei, wir durften an die Tische.

Die Tische standen in einer langen Reihe und Soldaten fotografierten zuerst den Pass, am nächsten Tisch wurden Daten in den laptop getippt, schließlich wurden handschriftliche Zettel ausgefüllt. Die 2 Teppiche durften nicht mit, wurde gesagt.

So gaben wir die Teppiche Kouna, der noch wartete, wir verabschiedeten uns. Vor der Eingangstür zum Flughafen wurden nochmals von einem Soldaten die Pässe gecheckt, dann durften wir hinein.

Die Stimmung im Flughafen war bizarr. Wegen dem tröpfchenweise Betreten praktisch ohne Passagiere, aber alle paar Meter stehen Soldaten in einem Großaufgebot. So ging es ohne zu warten durch die Zutrittssecurity zum checkin, es gab sogar eine boardingcard nach Paris
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Weiter immigration, security, das boarding war schon offen. In einer Rekordzeit unter 15min waren wir vom Betreten des Flughafens in der gangway.

Flugzeug war die F-UJCI in der grauen Lackierung "Armée de l'Air". Es war aber kein A330 sondern die militärische Version A330-MRTT, gedacht als Truppentransporter und für Luftbetankungen. Der vordere Bereich des Airbus bis zu den exit-doors hinter den Flügeln war komplett leer, ohne Sitze.

Gesessen wurde also ganz hinten in der config 2-4-2. Müde fielen wir in die Sitze, hatten eine Viererreihe für uns. Im Kopf ging ich nun die Optionen durch, wie wir von Paris am besten ins Saarland kommen und dabei nicht das Auto vergessen, welches ja am Flughafen Metz stand.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass das eigentliche Abenteuer dieser Rückreise erst noch kommen sollte.
 
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