Vorankündigung: Demo wegen Fluglärm am Samstag, 04.02.2012 in Frankfurt, Terminal 1!

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nhobalu

Forumskater
18.10.2010
11.108
805
im Paralleluniversum
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Dasselbe Problem gibt's hier in der Innenstadt. Am schlimmsten ist es nach einem starken Regenfall, dann fahren fast ununterbrochen laute Feuerwehrfahrzeuge vorbei, auch tief in der Nacht. Und ich vermute nicht um Leib und Leben zu retten, sondern um Keller abzupumpen. Tausende Menschen werden aus dem Schlaf gerissen und ihr Leben dadurch verkürzt, nur damit bei ein paar Egoisten ihre Kartons in Kellerräumen nicht ganz nass werden!

Das Problem ist halt, dass Du als Fahrer eines Einsatzfahrzeuges bis vor ganz kurzer Zeit nur dann Sonderrechte in Anspruch nehmen konntest, wenn Du sowohl die Rundumleuchte als auch das Martinshorn einschaltest. Lässt Du als Fahrer das Martinshorn aus und wirst in einen Unfall verwickelt, bist Du der Dumme. Also schalten die Fahrer aus reinem Eigenschutz das Martinshorn mit ein.
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.347
3.042
FRA
Das Problem ist halt, dass Du als Fahrer eines Einsatzfahrzeuges bis vor ganz kurzer Zeit nur dann Sonderrechte in Anspruch nehmen konntest, wenn Du sowohl die Rundumleuchte als auch das Martinshorn einschaltest. Lässt Du als Fahrer das Martinshorn aus und wirst in einen Unfall verwickelt, bist Du der Dumme. Also schalten die Fahrer aus reinem Eigenschutz das Martinshorn mit ein.

Ich habe kein Problem mit dem Martinshorn in lebensrettenden Situationen. Aber wenn es einen gefluteten Keller/Wasserschaden gibt, geht's nur um Eigentum, und ich sehe überhaupt keine übergeordnete Dringlichkeit. Feuerwehrfahrzeuge die zum Wasserabpumpen fahren sollen einfach nach den üblichen Verkehrsregeln fahren und an roten Ampeln halten.
 
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Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
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Na ja... kommt ja vielleicht noch ;)


Das wird nicht stattfinden. Punkt. Und zwar aus einem ganz einfachen grund. In Anbetracht der existierenden Flugfenster und der notwendigen Umlaufzeiten kann ein so langer Stillstand am Flughafen nicht stattfinden. Außerdem wäre sehr wahrscheinlich ein so langer Stillstand wirtschaftlich nicht vertretbar. Und das führt zu Deiner zweiten Frage:



Nehmen wir nur einmal an, die Forderungen würden umgesetzt. Die neue 4. Bahn wird stillgelegt. Das Nachtflugverbot wird wie von Dir gewünscht umgesetzt und die Flugfrequenzen - auch schon gefordert, hier aber bisher noch nicht diskutiert - werden reduziert. Das hätte nach meiner festen Überzeugung zur Folge, dass die Bedeutung des Flughafens Frankfurt sich innerhalb weniger Jahre dramatisch in Luft auflösen würde. Es würde dazu führen, dass Fluglinien - und damit meine ich nicht nur die Lufthansa - sich anderweitig orientieren würden und könnten. Strukturschwache Gegenden beweisen schon heute, dass sie Wirtschafstkraft zu sich holen indem sie das Nachtflugverbot teilweise ganz abschaffen (man nehme nur Leipzig). Die Auswirkungen auf Frankfurt und Umland wären fatal. Denn die Anzahl der Arbeitsplätze, die unmittelbar und mittelbar mit dem Flughafen zusammenhängen darf keinesfalls unterschätzt werden. Erhöhte Arbeitslosigkeit und fehlende Kaufkraft wären die fatale Folge.

Ganz emotionslos und ohne Wertung der persönlichen Schicksale betrachtet muss es in der Konsequenz einfach dazu führen, dass die Anliegen der Demonstranten nicht erfolgreich sein können. Das ist letzten Endes einfach eine Frage von wirtschaftlichen Interessen, die sich in Dimensionen bewegen, die einfach dazu zwingen, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

Hallo,

ich hatte auf Deinen Beitrag im allgemeinen ja schon in meinem Roman geantwortet.

Was Du anregst, ist eine mentale Zeitreise. Und diese endet bei Dir quasi alternativlos im Abstieg der Rhein-Main-Region, wenn die Forderungen der Ausbaugegner erfüllt würden.

Genauso könnte man eine solche Reise aber für den Ausbau und die Zukunft des Flughafens anstellen: Bei der Genehmigung der Startbahn West ging man von 380.000 Flugbewegungen/a aus. Geworden sind es dann knapp 500.000. Mit dem Ausbau sollen es 700.000 werden. Menschen, die sich damit besser auskennen, gehen von einer „Betonkapazität“ von 900.000 aus. Genau mit diesen Zahlen wird ja das Anflugsystem begründet, weil es wohl gar nicht so einfach ist, diese Mengen dann auch koordiniert an- und abfliegen zu lassen.

Das Lärm gesundheitsschädlich ist, ist ein Allgemeinplatz. Also werden Menschen, die die Möglichkeit haben, diese Gebiete meiden. Dies wird zu Veränderungen im sozialen Gefüge führen. Unternehmen, die von den logistischen Möglichkeiten des Flughafens nur wenig profitieren, werden ihren Standort verlagern. Die Tourismusbranche – in Spessart Rheingau, Rheinhessen, Wiesbaden ein echter Faktor – wird schrumpfen. Der Ruf der Weine wird um eine feine Kerosin-Note erweitert (einige Winzer engagieren sich stark gegen den Ausbau).

Nun können wir ja beide nicht in die Zukunft gucken. Aber wirtschaftliche Interessen werden ja letztendlich von Menschen gemacht und können sich damit auch ändern.

Aber denken wir mal noch weiter: schon jetzt kann man z.B. in Berichten von Aktienanalysten lesen, dass es in fünfzehn bis zwanzig Jahren den Bedarf für die nächste Erweiterung, die nächste Bahn geben wird. Und wo soll diese dann hin? Und wie ist das denn: gibt es da überhaupt eine Grenze, oder wächst der Flughafen quasi unendlich? Muss man sich nicht ganz unabhängig vom aktuellen Ausbau Gedanken über das letztendliche Ziel machen? Kommt man dann noch an alternativen Konzepten vorbei?

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
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Kannst du den Namen deines Wohnortes hier mit uns teilen (Nachbarort mit gleicher Belastung reicht auch)? Keine Angst, ich will niemanden aufspüren oder besuchen, aber ich will bei Gelegenheit mal eine Tour in einige Städte machen, wo sich die Leute besonders deutlich beschweren um mir nochmal ein Bild von der Lage zu machen. Da wäre dann gerade ein solcher 40km entfernter Ort interessant, und da sind ja nicht alle gleich betroffen (bin 35km weg Richtung Nordwesten mit Über-&Vorbeiflughöhe von 10.000 ft, da geht es auf jeden Fall). Eine Info, bei welcher Anflugrichtung es denn besonders nervt wäre da natürlich auch ganz praktisch. ;)


Da habe ich jetzt eine Weile drüber nachgedacht und möchte das zumindest jetzt nicht tun. Vielleicht bin ich ja doch noch länger hier, dann können wir uns gerne mal auf unserer Terrasse zum Kaffee treffen. Ist aber nur bei der „richtigen“ Windrichtung spannend. Sonst ist es einfach nur tierisch ruhig.

Eine Flughöhe von 10.000 ft wäre hier quasi das Paradies. Die Überflughöhen gehen hier runter bis unter 4.000 ft. Und wir liegen nicht auf n.N.

Ich weiß nicht, ob Du die Seite des DFLD kennst? www.dfld.de Wenn Du einen vergleichbaren Ort suchst: Gehe auf die Seite unter -> Messwerte –> Frankfurt anklicken (Achtung: nicht Egelsbach) -> im oberen Bereich links „Flugspuren“ anklicken -> „Weiter“. Jetzt siehst Du die kumulierten Flugspuren für jeden Tag. Suche Dir einen Ort, der schön satt in der Farbe der Höhe „3000 – 4000 ft“ leuchtet. „Hanau-Steinheim“, „Mainz-Lerchenberg“, „Ober-Olm“, „Schabenheim“ sind da passende Orte. Natürlich je nach Betriebsrichtung.

Auch hier wieder: je nach Ortslage variiert der Lärm durch die unterschiedliche Höhe über Grund.

Und falls gerade nur ab und zu einer fliegt: Versuche Dir vorzustellen, wie das ist, wenn es alle zwei Minuten so wäre. Täglich. Von 5:00 bis 23:00.

Mir wird immer mehr klar: ein Flieger die Stunde, selbst wenn es eine MD11 ist: kein Problem. Aber alle zwei Minuten: so muss sich Chinesische Wasserfolter anfühlen.

Der, der Montags auf die Demo geht
 
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Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
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@ Montagsdemonstrant: Ich verstehe auch die Forderungen der Flughafengegner teilweise nicht (d.h. ich verstehe sie natürlich schon, wenn es fliegen ohne Lärm gebe, würden wir das sicher alle am liebsten wollen), aber manche erscheinen mir doch sehr unrealistisch (auch in Bezug auf die Rechtslage) und ich frage mich, warum man sie noch aufrecht erhälht?

Das betrifft vor allem folgende:

1) Komplette Schließung der neuen Bahn: Der VGH hat entschieden, dass der Bau und Betrieb der Bahn grundsätzlich ok ist (mit der offenen Nachtflugfrage). Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber wenn ich das den Medien richtig entnommen habe, hat nur das Land Hessen den Beschluss des VGH in Bezug auf die nachtflugregelung beim BVerwG angegriffen, die Gegner sind überhaupt nicht in Revision gegangen?? (Denn dann wäre die Sache bzgl. der Bahn eh schon durch und man könnte da nix mehr machen).

So oder so ist es aber auch politisch kaum relaistisch, dass das dort hingestellte Betonteil nun plötzlich nicht mehr genutzt wird.

2) Forderung: Keine Nachtflüge zwischen 22-6 Uhr: Das ist im Verfahren nirgends zur Sprache gekommen, selbst beim BVerwG wird derzeit nur überprüft, ob es ein komplettes Nachtflugverbot 23-5 geben soll/muss. Es ist doch kaum anzunehmen, dass die Fraport, die Inhaber der Genehmigung ist, sich noch auf mehr einlassen wird?

Ich frage mich auch, warum sich die Gegner, nicht relaistischere Forderungen aneignen. Jendefalls in der Medienberichterstattung geht es "lediglich" darum, entweder die Bahn ganz zu schließen, oder ein Nachtflugverbot 23-5/22-6 zu haben.

Bzgl. der Ausgleichsfragen für Wertverluste habe ich noch kaum was vernommen? (Das müsste doch auch im Planfeststellungsbeschluss geregelt sein?!) Auch interessante Sachen, wie Nachtflugerlaubnis nur für besonders leise Flugzeuge etc. könnte man da doch mal nachdenken. Oder die Bündelung von allen nachtflügen in einem bestimmten Zeitfenster (z.B. 2-2:30 oder so), das nicht die Nacht über dauernd welche fliegen.

Hallo,

in den rechtlichen Details kennst Du Dich offenbar deutlich besser aus, danke für die Darstellung.

Nur ein Detail möchte ich ergänzen: Soweit ich weiß, ist die Bahn und ihr Betrieb noch nicht endgültig rechtskräftig genehmigt. Zum einen ist die Revision noch offen, zum anderen gibt es noch eine Vielzahl von Einwendungen (ich bin nicht sicher, ob das der korrekte Begriff ist), die noch nicht abschließend entschieden sind.

1) Schließung der Bahn

Neben der Revision des Landes Hessen vor dem BVG Leipzig ist auch die Revision mehrerer Umland-Kommunen anhängig. Daher wird ja auch das Land Hessen aufgefordert, seine Revision zurückzuziehen. Das Argument „Rechtssicherheit“ ist fadenscheinig, weil eben durch die anderen Revisionen das BVG sowieso entscheiden muss.

Die Forderung nach der Schließung folgt aus der Erfahrung, dass der Flughafen durch die neue Bahn deutlich an viele besiedelte Flächen herangerückt ist und damit viele dicht bewohnte Gebiete massiv neu betroffen sind.

Bzgl. der Frage, ob es realistisch ist: man muss sich nur trauen. Kalkar ist jetzt glaube ich ein Vergnügungspark?

2) Nachtflugverbot

Im Verfahren geht es aktuell tatsächlich nur um das Nachtflugverbot in der sogenannten „Mediationsnacht“.

Die Forderung nach einem Nachtflugverbot in der gesetzlichen Nacht resultiert aus den weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen über die schädlichen Auswirkungen von nächtlichem Lärm und nicht zuletzt aus der persönlichen Erfahrung.

Letztendlich ist es eine politische Forderung. Und die Manager von RWE, Vattenfall und EON fanden die kurzfristige Entscheidung der Bundesregierung über den Ausstieg aus der Atomkraft bestimmt auch nicht wirklich prickelnd.

3) Realistische Forderungen

Was sind denn realistische Forderungen? Wessen Realität wird dafür als Maßstab genommen? Wie leitet man einen Paradigmenwechsel ein? Der Ausbau folgt einem bekannten Muster: immer mehr Wachstum, immer mehr vom Gleichen, immer weiter in die gleiche Richtung. Funktioniert das wirklich? Als Günther Schabowski vor den Kameras sagte: die Mauer ist offen. Sofort. War das realistisch?

4) Wertausgleich etc.

Ich kenne keine Details über Wertausgleiche. Die begrenzte, nachträgliche Erstattung von Schallschutzmaßnahmen in eng begrenzten Bereichen ist wohl Teil des Planfeststellungsbeschlusses.

Dein Vorschlag zur Bündelung von Nachtflügen:
In allen Ehren, aber willst Du jede Nacht für eine halbe Stunde geweckt werden? Jede Nacht? Wirklich?

Das ganz grundsätzliche Problem: das Vertrauen ist weg. Die Auswirkungen wurden im Vorfeld als weniger schlimm dargestellt, das Nachtflugverbot nachträglich durchlöchert, Flugrouten sind sakrosankt, Beschweren kann man sich nicht wirklich, weil irgendwie am Schluss keiner verantwortlich ist. In diesem Klima ist es natürlich schwer, über neue Lösungen nachzudenken. Und neues Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Vielleicht kann man ja wirklich so leise fliegen, dass es in der Nacht nicht stört. Ich hatte den Kanzlerinnen-Airbus schon erwähnt.


Und danke für die Auflärung über „HON“. Nein, diesen Status habe ich nicht. LOL. Erinnert mich an den Film mit George Clooney.

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.017
3.243
CGN
Hallo,

in den rechtlichen Details kennst Du Dich offenbar deutlich besser aus, danke für die Darstellung.

Nur ein Detail möchte ich ergänzen: Soweit ich weiß, ist die Bahn und ihr Betrieb noch nicht endgültig rechtskräftig genehmigt. Zum einen ist die Revision noch offen, zum anderen gibt es noch eine Vielzahl von Einwendungen (ich bin nicht sicher, ob das der korrekte Begriff ist), die noch nicht abschließend entschieden sind.


1) Schließung der Bahn

Neben der Revision des Landes Hessen vor dem BVG Leipzig ist auch die Revision mehrerer Umland-Kommunen anhängig. Daher wird ja auch das Land Hessen aufgefordert, seine Revision zurückzuziehen. Das Argument „Rechtssicherheit“ ist fadenscheinig, weil eben durch die anderen Revisionen das BVG sowieso entscheiden muss.

Die Forderung nach der Schließung folgt aus der Erfahrung, dass der Flughafen durch die neue Bahn deutlich an viele besiedelte Flächen herangerückt ist und damit viele dicht bewohnte Gebiete massiv neu betroffen sind.


2) Nachtflugverbot

Im Verfahren geht es aktuell tatsächlich nur um das Nachtflugverbot in der sogenannten „Mediationsnacht“.

Danke für diese Infos, dass war genau meine Frage. Denn in den Medien wurde immer nur über die Revision des Landes Hessen berichtet, was natürlich nicht heißt, dass es nicht noch weitere gibt. Was mich zusätzlich noch sehr interessieren würde, da das sowohl Auswirkungen auf das Verfahren vor dem BVerwG als auch darauf, ob die Sache möglicherweise noch in Karlsruhe weitergeht, haben könnte/hat: Haben neben den von dir genannten Kommunen auch noch Privatpersonen (oer von mir aus auch irgendwelche privatwirtschaftlichen Unternehmen) Revision eingelegt?

Die Beschwerde wegen Nichtzulassung der Revision des BUND ist ja zB bereits in Leipzig zurückgewiesen worden, genauso wie die Beschwerde Offenburgs (und einer weiteren Gemeinde, die ich gerade vergessen habe) gegen den im Vorfeld des Ausbaus geänderten Landesentwicklungsplan.

Im Endefekt widersprichen sich deine Infos aber etwas gegenseitig. Beim BVerwG sollte jetzt nur noch die Revision in der Hauptsache anhängig sein. Wenn es auch Revisionen von "Bahngegnern" betreffend der Forderung der völligen Stillegung gibt, müsste das eigentlich auch alles mitentschieden werden, sprich: Es würde nicht nur um das Nachtflugverbot gehen (wäre ja eigentlich auch unsinnig, denn wenn der ganze Planfeststellungsbeschluss rechtsfehlerhaft ist und die Bahn somit nicht betrieben werden darf, brauch ich über das Nachtflugverbot nicht entscheiden; ich weiß gerade gar nicht, ob dann der alte Planfeststellungsbeschluss wieder auflebt, sodass es nur 3 Bahnen aber mit Nchtflügen unbegrenzt gibt? Dann hätten die Gegner ja gar nichts gewonnen).

edit: In der Pressemitteliung hier: Bundesverwaltungsgericht | Pressemitteilung steht auch, dass es um vollständige Aufhebung geht, das Land Hessen will halt weiterhin 17 Nachtflüge. Leider geht daraus auch nicht hervor, ob alle genannten (also auch die Privaten) Revision eingelegt haben, oder nur die Kommunen.


3) Realistische Forderungen

Was sind denn realistische Forderungen? Wessen Realität wird dafür als Maßstab genommen? Wie leitet man einen Paradigmenwechsel ein? Der Ausbau folgt einem bekannten Muster: immer mehr Wachstum, immer mehr vom Gleichen, immer weiter in die gleiche Richtung. Funktioniert das wirklich? Als Günther Schabowski vor den Kameras sagte: die Mauer ist offen. Sofort. War das realistisch?

4) Wertausgleich etc.

Ich kenne keine Details über Wertausgleiche. Die begrenzte, nachträgliche Erstattung von Schallschutzmaßnahmen in eng begrenzten Bereichen ist wohl Teil des Planfeststellungsbeschlusses.

Dein Vorschlag zur Bündelung von Nachtflügen:
In allen Ehren, aber willst Du jede Nacht für eine halbe Stunde geweckt werden? Jede Nacht? Wirklich?

Das ganz grundsätzliche Problem: das Vertrauen ist weg. Die Auswirkungen wurden im Vorfeld als weniger schlimm dargestellt, das Nachtflugverbot nachträglich durchlöchert, Flugrouten sind sakrosankt, Beschweren kann man sich nicht wirklich, weil irgendwie am Schluss keiner verantwortlich ist. In diesem Klima ist es natürlich schwer, über neue Lösungen nachzudenken. Und neues Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Vielleicht kann man ja wirklich so leise fliegen, dass es in der Nacht nicht stört. Ich hatte den Kanzlerinnen-Airbus schon erwähnt.


Und danke für die Auflärung über „HON“. Nein, diesen Status habe ich nicht. LOL. Erinnert mich an den Film mit George Clooney.

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht

Mit realistische Forderungen meinte ich Forderungen, die auf die aktuelle Situation (also die Realität) bezogen sind. Die Bahn ist da, sie wird genutzt. Wenn das jetzt auch noch in Leipzig Gegenstand ist (siehe oben), wird das also eine relaitische Forderung sein.
Forderungen wie 22-6 Uhr, die aber nirgendwo Gegenstand sind, sind eben aus meiner Sicht "unrealistisch". Das heißt nicht, dass das nicht theoretisch doch machbar wäre, sondern nur, dass es eben eine absolute Maximalforderung ist, mit der man kaum durchkommen wird. Dann wird es eben parallel zum "ewigen Wachstum" ewige Proteste geben, was aber an der Lärmsituation für die Anwohner nix ändern wird.

Natürlich will auch am liebsten gar niemand Lärm, aber wie wir schon festgestellt haben, gibt es ihn in der einen oder anderen Form. Natürlich will jeder Anwohner am liebsten nur Flüge von 14-15 Uhr Mittags, aber da es das wohl nicht geben wird, wird es in irgendeiner Form auch von Seiten der Fluglärmgegner Entgegenkommen geben müssen - in diese Richtung zielte mein Vorschlag der Bündelung der Nachtflüge oder der Beschränkung der Nachtflugerlaubnis auf besonders leise FLugzeuge.

Vergleiche mit DDR/Mauer, etc. fand ich - wie bereits am Thema "Montagsdemonstration" ausgeführt -absolut absurd und unpassend.
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Bisher war es ja alles ganz sachlich, gesittet und zivil. Insofern finde ich es schade, dass Du jetzt in Spoekenkiekerei und/oder Polemik abgleitest.


Du hast Recht, die Formulierung war etwas provokant bzw. polemisch und ich hatte mir vorgenommen, gerade hier so sachlich wie mir möglich zu bleiben. Auch wenn mir das manchmal durch persönliche Betroffenheit wirklich schwer fällt.

Im Rheingau und Rheinhessen gibt es viele Winzer, zu deren Geschäftsmodell es gehört, die Weine im Rahmen einer Weinprobe zu verkosten und dafür auch entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten sowie Gastronomie unter freiem Himmel. Sie fürchten zum einen, dass die Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie niemand mehr nutzen wollen wird, wenn man die Zeit unter einem Fluglärmteppich verbringen muss. Zum anderen fürchten sie, dass der Ruf der Weine leidet und dieses dann ganz schnell zu Umsatzeinbußen führt.

Und hier ist eine Umsiedlung eigentlich ausgeschlossen.

Quelle z.B.: http://www.echo-online.de/region/rh...ss-sie-viele-Kunden-verlieren;art7943,2439492

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.347
3.042
FRA
Im Rheingau und Rheinhessen gibt es viele Winzer, zu deren Geschäftsmodell es gehört, die Weine im Rahmen einer Weinprobe zu verkosten und dafür auch entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten sowie Gastronomie unter freiem Himmel. Sie fürchten zum einen, dass die Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie niemand mehr nutzen wollen wird, wenn man die Zeit unter einem Fluglärmteppich verbringen muss.

Das sind aber rein wirtschaftliche Aspekte, die mit der Nachtruhe der betroffenen Winzer nichts zu tun haben. Sie sind nicht wichtiger, als die wirtschaftlichen Interessen der Fraport AG oder etwa von Fluggästen, die wegen des Nachtflugverbots ihre Nacht in einem Flughafenhotel statt schon im Flieger verbringen müssen. Warum sollen geldgierige Winzer den Urlaub von Flugpassagieren ruinieren können?

Bald argumentieren wahrscheinlich sogar Flughafenhotels für das Nachtflugverbot, weil ihnen bei der Aufhebung dann Übernachtungsgäste wegbleiben :rolleyes:
 

Alligator

Erfahrenes Mitglied
11.07.2011
1.712
6
FRA
Ich denke, unser guter Rheingau Riesling ist auch ein Kulturgut. Allerdings flog man ja auch früher schon über z.B. Hochheim an, geschmackliche Veränderungen würde ich also mal anzweifeln.

Lange nicht mehr um fünf geweckt worden, die Ostwetterlage hält...
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
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Danke für diese Infos, dass war genau meine Frage. Denn in den Medien wurde immer nur über die Revision des Landes Hessen berichtet, was natürlich nicht heißt, dass es nicht noch weitere gibt. Was mich zusätzlich noch sehr interessieren würde, da das sowohl Auswirkungen auf das Verfahren vor dem BVerwG als auch darauf, ob die Sache möglicherweise noch in Karlsruhe weitergeht, haben könnte/hat: Haben neben den von dir genannten Kommunen auch noch Privatpersonen (oer von mir aus auch irgendwelche privatwirtschaftlichen Unternehmen) Revision eingelegt?

Die Beschwerde wegen Nichtzulassung der Revision des BUND ist ja zB bereits in Leipzig zurückgewiesen worden, genauso wie die Beschwerde Offenburgs (und einer weiteren Gemeinde, die ich gerade vergessen habe) gegen den im Vorfeld des Ausbaus geänderten Landesentwicklungsplan.

Im Endefekt widersprichen sich deine Infos aber etwas gegenseitig. Beim BVerwG sollte jetzt nur noch die Revision in der Hauptsache anhängig sein. Wenn es auch Revisionen von "Bahngegnern" betreffend der Forderung der völligen Stillegung gibt, müsste das eigentlich auch alles mitentschieden werden, sprich: Es würde nicht nur um das Nachtflugverbot gehen (wäre ja eigentlich auch unsinnig, denn wenn der ganze Planfeststellungsbeschluss rechtsfehlerhaft ist und die Bahn somit nicht betrieben werden darf, brauch ich über das Nachtflugverbot nicht entscheiden; ich weiß gerade gar nicht, ob dann der alte Planfeststellungsbeschluss wieder auflebt, sodass es nur 3 Bahnen aber mit Nchtflügen unbegrenzt gibt? Dann hätten die Gegner ja gar nichts gewonnen).

edit: In der Pressemitteliung hier: Bundesverwaltungsgericht | Pressemitteilung steht auch, dass es um vollständige Aufhebung geht, das Land Hessen will halt weiterhin 17 Nachtflüge. Leider geht daraus auch nicht hervor, ob alle genannten (also auch die Privaten) Revision eingelegt haben, oder nur die Kommunen.




Mit realistische Forderungen meinte ich Forderungen, die auf die aktuelle Situation (also die Realität) bezogen sind. Die Bahn ist da, sie wird genutzt. Wenn das jetzt auch noch in Leipzig Gegenstand ist (siehe oben), wird das also eine relaitische Forderung sein.
Forderungen wie 22-6 Uhr, die aber nirgendwo Gegenstand sind, sind eben aus meiner Sicht "unrealistisch". Das heißt nicht, dass das nicht theoretisch doch machbar wäre, sondern nur, dass es eben eine absolute Maximalforderung ist, mit der man kaum durchkommen wird. Dann wird es eben parallel zum "ewigen Wachstum" ewige Proteste geben, was aber an der Lärmsituation für die Anwohner nix ändern wird.

Natürlich will auch am liebsten gar niemand Lärm, aber wie wir schon festgestellt haben, gibt es ihn in der einen oder anderen Form. Natürlich will jeder Anwohner am liebsten nur Flüge von 14-15 Uhr Mittags, aber da es das wohl nicht geben wird, wird es in irgendeiner Form auch von Seiten der Fluglärmgegner Entgegenkommen geben müssen - in diese Richtung zielte mein Vorschlag der Bündelung der Nachtflüge oder der Beschränkung der Nachtflugerlaubnis auf besonders leise FLugzeuge.

Vergleiche mit DDR/Mauer, etc. fand ich - wie bereits am Thema "Montagsdemonstration" ausgeführt -absolut absurd und unpassend.

Hallo,

ob es zum Planfeststellungsbeschluss Privatklagen gibt, weiß ich leider nicht. Aktuell werden Klagen gegen Flugrouten vorbereitet. Daran beteiligen sich auch Privatkläger.

http://www.ad-hoc-news.de/kommunen-in-hessen-und-rheinland-pfalz-klagen-gegen--/de/News/22783004

Wie gesagt habe ich ganz deutlich den Eindruck, dass Du in den juristischen Details sattelfester bist. Wenn ich also etwas falsch oder ungenau oder widersprüchlich schreibe, ist das kein böser Wille und ich sollte auch nicht als Quelle zitiert werden. Ich höre nur immer wieder, dass noch nicht alle Einwände gegen den Planfeststellungsbeschluss endgültig abgearbeitet sind. Und damit sind nicht die sechs oder sieben Revisionen am BVerG gemeint.

Sorry, dass ich da gerade nicht mehr beitragen kann. Die Pressemitteilung verstehe ich auch so, dass es nicht nur um das Nachtflugverbot sondern um den Planfeststellungsbeschluss als Ganzes geht. Vielleicht finde ich die Zeit, mich da mehr einzuarbeiten, dann würde ich mich nochmal melden.

Realistische Forderungen:
Ich habe Dich jetzt so verstanden, dass Du den Realitätsbezug an den aktuellen Rechtsstreitigkeiten fest machst.

Das ist einerseits naheliegend. Aber andererseits werden auch erst jetzt durch den Flugbetrieb die Konsequenzen und Auswirkungen deutlich. Vorher hat man über eine abstrakte Zahl wie „60 dB“ diskutiert. Wer kann sich darunter konkret etwas vorstellen?

Natürlich hast Du Recht: in einer idealen Welt hätte keiner den Lärm. Nun gibt es aber das berechtigte(!) Bedürfnis nach Flugbetrieb, aber eben auch das mindestens ebenso berechtigte Bedürfnis nach Ruhe bzw. der Abwesenheit von übermäßigem Lärm. Wobei das letztere in bestimmten Zeiten eine biologische Notwendigkeit ist.

Und ich bin ganz persönlich gerade wieder extrem verstimmt und persönlich „betroffen“: gestern Abend über mehrere Stunden alle zwei Minuten 65 – 70 dB, immer im Wechsel: laut – leise – laut – leise usf. Gott sei Dank hörte es irgendwann gegen ca. 22:00 auf. Dafür fing es heute Morgen pünktlich um 4:55 wieder an.

Wenn Du mich ganz persönlich fragen würdest, womit ich dauerhaft leben könnte: In einer Entfernung von 40 km sollten Einzelpegel von 60 dB nur für eine definierte Anzahl von Überflügen überschritten werden. Und zwischen 22:00 und 6:00 ist Ruhe. Das ist jetzt aber nur meine ganz, ganz persönliche Meinung und Betroffenheit. Ich denke, dass diese Maßnahmen sogar möglich wären. Nur dass Sie den direkten Flughafennachbarn – Flörsheim etc. – nicht helfen würden.

Und nochmal zum Realitätsbezug: Die Maueröffnung meinte ich in diesem Fall einfach nur als ein weiteres Beispiel für eine vollkommen unwahrscheinliche, unrealistische Entwicklung. Die Aussage, dass etwas nicht anders gemacht werden kann wie aktuell denkbar, zementiert immer den Status-quo. Und manchmal ist das ja auch sinnvoll und wünschenswert: „Ein Mensch darf nicht getötet werden.“ Aber manchmal ist es eben auch nur ein Symptom für Bequemlichkeit.

Andere Beispiele:
Ein Atomkraftwerk in Japan explodiert.
Die Bank Lehmann Brothers geht Pleite.
FDP-Politiker erklären sich zu Vertretern des Nachtflugverbots.
Atomkraftwerke werden vom Netz genommen, weil eine CDU-FDP-Regierung das anordnet.
Frieden in Nordirland.
Ein Schwarzer wird Präsident der USA.
Ein Grüner wird Ministerpräsident in Baden-Würtemberg

Von all den Innovationen, die die Technik heute möglich macht, gar nicht zu reden. Aus dem Blickwinkel „heute“ alles total selbstverständlich. Aus dem Blickwinkel von damals vollkommen unwahrscheinlich bis unmöglich.

Und um zum Thema zurückzukommen: Letzten Sommer hieß es bei Nachfragen bei DFS und Fraport: Das hat alles seine Richtigkeit, ist total korrekt und im Übrigen sowieso nicht anders darstellbar. Jetzt gibt es eine „Task-Force“, man überschlägt sich mit der Forderung nach anderen, leiseren Anflugverfahren, die DFS prüft jetzt schon im Februar das CDA-Verfahren statt erst in fünf Jahren etc. Will sagen: es kommt eine Bewegung in die Sache, von der man vorher immer gesagt hat, da ginge nichts.

Nochmal und ich hoffe abschliessend: ich vergleiche die aktuellen Zustände selbstverständlich nicht mit dem Unrechts-Regime der DDR und ich will da keine Parallele ziehen. Und spätestens nach Besuchen im Stasi-Knast in Hohenschönhausen kriegt man wieder mal eine Vorstellung, was Menschen Menschen antun können. Und falls ich dieses Beispiel „Maueröffnung“ noch einmal bringen sollte: ich bin selbst in Berlin aufgewachsen und es ist in meiner Welt einfach das größte Wunder. Niemand hätte das gedacht. Und „schwupss“ war es Realität und es gab keinen Weg mehr zurück.

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Das sind aber rein wirtschaftliche Aspekte, die mit der Nachtruhe der betroffenen Winzer nichts zu tun haben. Sie sind nicht wichtiger, als die wirtschaftlichen Interessen der Fraport AG oder etwa von Fluggästen, die wegen des Nachtflugverbots ihre Nacht in einem Flughafenhotel statt schon im Flieger verbringen müssen. Warum sollen geldgierige Winzer den Urlaub von Flugpassagieren ruinieren können?

Bald argumentieren wahrscheinlich sogar Flughafenhotels für das Nachtflugverbot, weil ihnen bei der Aufhebung dann Übernachtungsgäste wegbleiben :rolleyes:


Das Argument „Winzer“ spricht ja auch nicht ausschließlich für das Nachtflugverbot. Gäste, die zur Erholung und zur Weinprobe in die Weinbaugebiete kommen, wollen sich dort am Tage entspannen und natürlich ungestört ihre Nächte verbringen. Und wenn dieses nicht möglich ist, werden sie sich eben anderen Urlaubsregionen zuwenden. Damit geht es also nicht nur um die Frage „mehr oder weniger Umsatz“, sondern ganz schnell auch um die Frage der Existenz.

Der Punkt ist hier, das Argument der vielen Arbeitsplätze, die durch den Flughafen neu geschaffen werden sollen, zu relativieren, weil der Ausbau eben auch Arbeitsplätze vernichtet.

Dann wird oft gefragt „Wer war denn zu erst da?“. Und da es den Flughafen wohl seit 1936 gibt, wird damit begründet, dass man in einer leider nicht näher definierten Zone um den Flughafen am besten keinerlei Siedlungstätigkeit vornehmen sollte. Und wenn man das dann doch tat, ist man eben selber schuld.

Winzer sind oft Familienbetriebe, die seit Generationen am Standort sind. Und sie sind in ihrer Ortswahl ja nicht frei sondern eben da, wo die Weinberge liegen. Und sie lassen sich aus diesen Gründen auch nicht wie ein Chemiewerk verlegen.

Ob man Winzer, die mit ihrer Tätigkeit ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Löhne ihrer Angestellten verdienen deshalb gleich als geldgierig bezeichnen sollte, weiß ich nicht.

Grüße
Der, der Montags auf der Demo ist
 

Alligator

Erfahrenes Mitglied
11.07.2011
1.712
6
FRA
ein Weingut kann doch umziehen, wie die Geschichte einer der besten nun von der neuen Landebahn betroffenen Winzerfamilien zeigt:

Weingut
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
ein Weingut kann doch umziehen, wie die Geschichte einer der besten nun von der neuen Landebahn betroffenen Winzerfamilien zeigt:

Weingut

Zitat aus der verlinkten Seite:
"Nach Enteignung und Ausweisung aus der Jahrhunderte langen Heimat gründete Franz Künstler das Weingut 1965 in Hochheim Main/Rheingau neu."

Sorry, ich finde Deine Antwort zynisch.

Dann sind wir nämlich von diktatorischen Systemen wirklich nicht mehr weit entfernt, wenn Entscheiungen von Mächtigen oder einfach "der Mehrheit" dazu führen, das andere faktisch enteignet oder entschädigungslos vertrieben werden. Aber vielleicht hast Du mit Deiner Anmerkung mehr Recht, als ich wahrhaben will.

Würdest Du das auch so entspannt sehen, wenn Dein eigener Lebensmittelpunkt betroffen wäre?

Fragt
der, der Montags auf die Demo geht

P.S.: Und: Landwirte und Winzer sind auch Pfleger unserer Kulturlandschaft. Wollen wir darauf verzichten?
 

Alligator

Erfahrenes Mitglied
11.07.2011
1.712
6
FRA
Sorry, das war nicht zynisch gemeint, es ging nur um den "technischen" Aspekt, dass beim Weingut eben auch viel im Know How des Winzers liegt und somit eine Neuansiedlung grundsätzlich möglich ist. Irgendwann sind ja auch mal europäische Winzer nach Kalifornien, Südafrika oder Australien gegangen und haben da neu angefangen. Schon wegen der fabelhaften Lagen Domdechaney und Hölle soll der Künstler mal schön dableiben!

Mein Lebensmittelpunkt ist übrigens stärker betroffen als Deiner. Früher war die Ostwetterlage die "schlechte" wegen der lauten Starts, jetzt ist sie die bessere, weil man nicht um 5 aus dem Bett fällt. An den Sommer möchte ich noch gar nicht denken.
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
In diesem FAZ-Artikel wird der Gegenstand des Verfahrens am BVerG dargestellt:

http://www.faz.net/aktuell/rhein-ma...ghafens-haengt-von-landebahn-ab-11641677.html

Danach geht es doch "um alles".

In einigen Kommentaren wird die Problematik der Lärmmessung nach gesetzlichen Vorgaben vs. empfundene Lärmbelastung angerissen.

Wenn ich den Artikel richtig interpretiere, wäre als Ergebnis auch ein erweitertes Nachtflugverbot bzw. andere Lärmbeschränkungen nicht ausgeschlossen.

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

Alligator

Erfahrenes Mitglied
11.07.2011
1.712
6
FRA
Selbstverständlich.

Mehr informationen bekommst Du auf den Websites von BIS und FAG. Die acht genannten Kläger repräsentieren übrigens viel grössere Gruppen, so stehen hinter dem "Ehepaar vom Lerchesberg" über die BIS vermutlich die Hälfte der Sachsenhäuser Familien.
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Danke für die Infos. Obwohl ich mich jetzt ein Jahr mit dem Thema beschäftige, gibt es weiter viel zu lernen. Ich mußte bei dem Artikel an die Fragen hier denken & habe den Link daher hier gepostet. Und die FAZ ist doch eher pro-Flughafen eingestellt und damit unverfänglich

Der, der Montags auf die Demo geht
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Hallo alle zusammen,

ich hoffe, es ist ok, wenn ich Themen rund um den Ausbau Frankfurt hier weiter reinposte? Oder jedes Mal ein neues Thema starten? Und in welchem Unterforum? Sorry, ich bin bei Euch halt wirklich neu. Sollte das nicht passen, bin ich für einen Mod-Hinweis dankbar bzw. für eine entsprechende Verschiebung des Beitrages.

Die Lufthansa verlegt ihre Nachtflüge von Bonn zurück nach Frankfurt und fliegt hier außerhalb des Nachtflugverbotes. Entsprechende Überflugrechte sind jetzt wohl vorhanden.

Ich hatte hier geschrieben, dass ich das Brimborium mit „Flugzeuge fliegen von FRA nach Bonn und wie furchtbar ist das alles“ für Mediengeklingel halte. Und sehe in der Rückverlegung nach FRA einen Beweis für diesen Standpunkt.

Das Nachtflugverbot wurde immer als wesentlicher Teil des Ausbau-Beschlusses kommuniziert. Nun hat die Landesregierung Hessen diesen Minimalkonsens gekündigt und 17 Nachtflüge genehmigt. Dass dieses nicht ohne auch juristischen Widerspruch hingenommen wird, war wohl jedem klar.

Die Lufthansa hat gepokert und gehofft, dass es bei der Lösung aus dem Planfeststellungsbeschluss mit 17 Nachtflügen bleibt. Und verloren. Das kann man bedauerlich finden, ist aber eben das Risiko, wenn man sich auf ein solches Spiel einlässt. Das ist so, als wenn man in einen Boxring steigt und sich hinterher über das blaue Auge beschwert und sagt, dass der Gegner ja wirklich ein ganz böser ist.

Und wenn dann der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Franz im Spiegel-Interview sinngemäß sagt: Wenn wir gewusst hätten, dass es tatsächlich ein Nachtflugverbot gibt, hätten wir nie den Ausbau des Flughafens angestrebt, wird endgültig klar, dass das sogenannte Mediationsverfahren als Beruhigungspille gedacht war und selbst die minimalen Ergebnisse aus diesem Verfahren nicht viel Wert haben.

Der, der Montags auf die Demo geht
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Wir hatten hier schon einige Male über das Thema „Umsiedlung“ als Lösung für die Probleme des steigenden Flugverkehrs gesprochen.

Für den Berliner Flughafen Schönefeld hat man das für ein ganzes Dorf gemacht:

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/nahaufnahme/201202/169662.html

Wobei es hier nur um 330 Einwohner ging. Laut Artikel hat der Umzug der Flughafengesellschaft über 80 Millionen EUR gekostet. Also rein rechnerisch rund 240.000 EUR pro Nase. Dafür würde ich Rhein-Main wohl auch verlassen. Wobei die Umsiedlung hier unausweichlich war: Da, wo vorher das Dorf war, steht jetzt das Terminal.

Wäre das vielleicht auch eine Lösung für das Rhein-Main-Gebiet?

Allerdings: Die Bewohner von Diepensee hatten zur Bedingung gemacht, dass sie nach dem Umzug von Fluglärm nicht mehr betroffen sein werden und haben danach auch den neuen Standort für das Dorf ausgesucht. Sie mussten sich außerdem vertraglich verpflichten, nicht mehr gegen Fluglärm aufzubegehren.

Und müssen jetzt zur Kenntnis nehmen, das eine neu geplante Flugroute doch wieder über ihr Dorf geht. Isn't it ironic?

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.017
3.243
CGN
Die Lufthansa verlegt ihre Nachtflüge von Bonn zurück nach Frankfurt und fliegt hier außerhalb des Nachtflugverbotes. Entsprechende Überflugrechte sind jetzt wohl vorhanden.

Ich hatte hier geschrieben, dass ich das Brimborium mit „Flugzeuge fliegen von FRA nach Bonn und wie furchtbar ist das alles“ für Mediengeklingel halte. Und sehe in der Rückverlegung nach FRA einen Beweis für diesen Standpunkt.

Dann ziehst du die Gegebenheiten im Luftverkehr nicht in Betracht. Ich habe ja oben schonmal darauf hingewiesen, dass das Nachtflugverbot ja quasi über Nacht vom VGH kam. Gerade in Asien sind die Flughäfen aber proppevoll und dort interessiert sich aber gelinde gesagt keiner für irgendwelche deutschen Gerichte, die jetzt nachts Flughäfen schließen. Flugpläne sind etwas, was länger im Vorraus gemacht werden muss und was man wegen Slots&Co mal nicht von heute auf morgen ändern kann. Die Flüge nach CGN haben LH Cargo - wie schon von mir ausgeführt - ne Stange Geld gekostet und das war natürlich auf Dauer nicht Wettbewerbsfähig, sodass klar war, dass man bei entsprechender Slotverfügbarkeit in Asien nach FRA als Tagflug zurückkehrt. Natürlich kann man nun einige Produkte den Kunden nicht anbieten und einiges der "Abendfracht" hat nunmehr keinen Anschluss, dass geht jetzt halt mit der Konkurrenz über ausländische Standorte, womit wir wieder bei den wirtschaftlichen Interessen wären.

Ich versuche hier wirklich sachlich zu bleiben - aber genauso wie du da bei Lärm Schwierigkeiten hast, habe ich da manchmal Schwierigkeiten, wenn man sich anschaut wie wir im internationalen Wettbewerb manchmal unsere wirtschaftlichen Interessen mit Füßen treten - in D gibt es keine großen Rohstoffvorkommen oder ähnliches - wir müssen also woanders punkten.

Das Nachtflugverbot wurde immer als wesentlicher Teil des Ausbau-Beschlusses kommuniziert. Nun hat die Landesregierung Hessen diesen Minimalkonsens gekündigt und 17 Nachtflüge genehmigt. Dass dieses nicht ohne auch juristischen Widerspruch hingenommen wird, war wohl jedem klar.

Die Lufthansa hat gepokert und gehofft, dass es bei der Lösung aus dem Planfeststellungsbeschluss mit 17 Nachtflügen bleibt. Und verloren. Das kann man bedauerlich finden, ist aber eben das Risiko, wenn man sich auf ein solches Spiel einlässt. Das ist so, als wenn man in einen Boxring steigt und sich hinterher über das blaue Auge beschwert und sagt, dass der Gegner ja wirklich ein ganz böser ist.

Ob LH gepokert hat oder nicht oder was sie sich gedacht haben kann ich persönlich nicht sagen. Verloren haben sie jedenfalls noch nicht.
Ich kann dir aber nur erneut Recht geben, dass es natürlich großer Schwachsinn war in der Mediation etwas zu vereinbaren, was man später nicht einhält und rechtlich vielleicht sogar nicht darf.

Ein anderer Punkt was mich persönlich noch interessieren würde: Wie macht ihr Fluglärmgegner das eigentlich untereinander? Das ist doch komisch, dass das als so eine homogene Masse auftritt?? Denn es gibt ja nicht mehr Lärm, der ist jetzt nur teilweie woanders oder breiter verteilt. Sollte das BVerwG jetzt die gesamte Bahn kippen, dann wäre ja der "alte" Flughafen wieder da. Klar dann hätten die konkreten Kläger sicher keinen Lärm mehr, aber es gäbe wieder wie vorher unbegrenzte Nachtflüge, sodass es für andere sicher schlimmer als jetzt wird.
 
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peter42

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09.03.2009
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Also zu LH Cargo muss ich MD zustimmen, das sind Krokodilstränen, weil völlig überraschend kam das verbot nicht, und ein gutes Riskmanagement muss da vorsorgen.

@Nachflugverbot allgemein und der Aussage, dass sei typisch deutsch, da muss ich widersprechen in SYD gibt es sowas z.B. auch.
 
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west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
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CGN
Also zu LH Cargo mus ich MD zustimmen, das sind Krokodilstränen, weil völlig überraschend kam das verbot nicht, und ein gutes Riskmanagement muss da vorsorgen.

@Nachflugverbot allgemein und der Aussage, dass sei typisch deutsch, da muss ich widersprechen in SYD gibt es sowas z.B. auch.

Naja die Entscheidung das VGH Kassel bzgl. des vorläufigen Nachtflugverbotes kam ja doch eher kurzfristig.
Nachtflugverbot gibt es auch in ZRH & vielen anderen Flughäfen, aber was hat das mit meinem Argument zu tun? An den wichtigen Konkurrenzfughäfen (innerhalb Europas) was Fracht angeht gibt es Nachtflüge. Die Briten haben ja letztens in einer Studie erst herausfinden müssen, wieviel potientielles wirtschaftliches Wachstum ihnen wegen der Beschränkungen in Heathrow durch die Lappen geht.
 

umsteiger

Erfahrenes Mitglied
22.01.2012
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Berlin
www.kanzlei-woicke.de
Immer das gleiche Dilemma, das ja auch dazu führt, dass Großprojekte bei uns dermaßen lange brauchen, bis sie realisiert werden können.

Mein Vorschlag, das Problem zu lösen: In jeder Hinsicht transparente Diskussion des Projekts auf Grundlage von neutraler Seite erhobener Gutachten, was wirtschaftlichen Nutzen auf der einen und individuelle Belastungen auf der anderen Seite anbelangt. Auf dieser Grundlage tatsächlich demokratische Entscheidung über die Realisierung. Diese darf dann aber nur noch sehr beschränkt rechtlich angegriffen werden.

Diese Lösung funktioniert aber nur, wenn gleichzeitig sichergestellt wird, dass tatsächlich Betroffene unbürokratisch und angemessen entschädigt werden. Jeder, der beispielsweise von einer neuen Startbahn objektiv betroffen ist, muss die Chance auf eine Umsiedlung haben. Wer finanzielle Einbußen deswegen hat, muss entschädigt werden.

Ob das den Steuerzahler im Endeffekt billiger oder teurer kommt, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Alternative ist aber, dass wir auch weiterhin Jahrzehnte für Großprojekte brauchen, denn das "chinesische Modell" wird unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten niemals eine Chance haben.