Airlines verklagen Gewerkschaft der Flugsicherung auf Schadensersatz

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west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.032
3.291
CGN
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Das wird mal interessant.

FRANKFURT - Lufthansa, Air Berlin und Ryanair verklagen nach einem Zeitungsbericht die Gewerkschaft der Flugsicherung auf 3,2 Millionen Euro Schadensersatz. Grund seien die Schäden, die der Arbeitskampf der Fluglotsen im vergangenen Jahr angeblich verursacht habe, berichtete die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». Die Lufthansa bestätigte die Klage, machte aber keine Angaben zur Höhe des geforderten Schadensersatzes.

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foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.668
736
Großherzogtum
Ja, das wird sicher interessant.

Jetzt soll man schon jemanden verklagen weil jemand etwas nicht gemacht hat - Respekt!

Hier ein Ausschnitt aus der Pressemitteilung/Mitgliederinfo der GdF die um Einiges detailierter ist:

...
Die Post kam letzte Woche vom Arbeitsgericht Frankfurt am Main.

Es gibt eine Klage der Deutschen Lufthansa AG, Air Berlin PLC &Co. Luftverkehrs KG sowie Ryanair Ltd., welche gemeinsam die GdF auf angeblich entstandenen Schaden verklagen, der ihnen allein durch die bloße Ankündigung von zwei zeitlich befristeten Streiks im August 2011 entstanden sein soll.


Wenn man Kenner der Luftfahrtszene ist, so versetzt einem schon diese Allianz der drei vorgenannten Unternehmen in großes Erstaunen. So verbünden sich Lufthansa und Ryanair, zwei absolut konträre Unternehmen, die es bislang zu keinerlei Gemeinsamkeiten gebracht haben, um es mal vornehm auszudrücken. Und genau diese beiden Unternehmen sowie auch noch deren große Konkurrenz von Air Berlin lassen sich nun gegenseitig in ihre Bücher schauen und schmieden eine Allianz gegen die Effektivität der GdF und verklagen sie unisono.



Dabei geht es nicht nur um ein paar Peanuts:



- Lufthansa hätte gerne € 1.684.492,86 nebst Zinsen und weiteren Folgeschäden, die noch zukünftig entstehen werden oder könnten,

- Air Berlin bringt die Summe von € 1.516.868.83 nebst Zinsen und Folgekosten in die Waagschale,

- Ryanair klagt die fast schon bescheidene Summe von € 43.790,86 ein, nebst den Zinsen und zukünftigen Schadenssummen, aber da zählt wohl schon allein der Gedanke, einmal im Konzert der Großen mitspielen zu dürfen.



Also insgesamt geht es um Forderungen von mehr als 3,2 Millionen Euro.



Wir und unsere Anwälte werden uns der Aufgabe stellen, die vielen hundert Seiten an Papier, welche uns das Arbeitsgericht Frankfurt überstellt hat, zu lesen und zu erwidern.



Und wir werden uns mit der Frage befassen, was es mit dieser Aktion eigentlich auf sich hat:



- Will man hiermit versuchen, sich einer dieser sogenannten Spartengewerkschaften (die wir gar nicht sind) zu entledigen?

- Will man mit dieser Sache Aufmerksamkeit in den verschiedensten Lagern für eine erneute politische Initiative zur Beschneidung und Reglementierung von Spartengewerkschaften erreichen?

- Hat man mal wieder die Unterstützung der Arbeitgeberverbände und ihres Vorsitzenden Hundt, der seit Jahr und Tag einen schon fast persönlichen Kampf gegen die „Kleinstgewerkschaften“ führt?

- Hat man sich die Unterstützung unseres Arbeitgebers, der DFS, gesichert, die ja auch mehrfach in der Klageschrift genannt wird und mit noch zu ladenden Zeugen zur „Verfügung“ steht?

- Startet man einen Angriff auf das Streikrecht aller, wie es im Artikel 9 Grundgesetzes verankert ist?



Dies alles sind Fragen, die wohl in einem langen Prozess und – wenn nicht anderweitig Vernunft einkehrt - wahrscheinlich durch mehrere Instanzen zu klären sind, über deren Verlauf ich Euch aber bei jeder Weiterentwicklung berichten werde.



Ach ja, am vergangenen Montag haben in Süddeutschland die Busfahrer gestreikt. Ich gehe davon aus, dass sich die dortigen lokal betroffenen Unternehmen zusammentun und die streikaufrufende Gewerkschaft ver.di verklagen werden.



Hinsichtlich einer Rechtsberatung, wie das funktionieren könnte, kann man ja bei den drei o. g. Airlines anfragen…
 
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west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.032
3.291
CGN
Ja, das wird sicher interessant.

Jetzt soll man schon jemanden verklagen weil jemand etwas nicht gemacht hat - Respekt!

Hier ein Ausschnitt aus der Pressemitteilung/Mitgliederinfo der GdF die um Einiges detailierter ist:

Ich finde das wirklich interessant, ich kann mich kaum an einen solchen Fall erinnern. Wenn würde es ja auch Schadensersatz nicht wegen eines (gar nicht stattgefundenen) Streikes, sondern wegen der Drohung mit einem solchen geben, insofern wird die Gewerkschaft tatsächlich für etwas verklagt, was sie gemacht hat.

Ich habe leider aber gar keine Ahnung von Kollektivarbeitsrecht&Co, vielleicht kann ein anderes Forumsmitglied was dazu schreiben (TXLover, noch da?! :D )
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.032
3.291
CGN
Die Klage hätte von vornherein abgelehnt werden müssen. Unfassbar....

Wie stellst du dir das vor?! Wir sind hier im Zivilrecht und nicht im Strafrecht, wo das Gericht entscheiden kann, ob es die Anklage überhaupt zur Hauptverhandlung zulässt.

Ein Zivilprozess beginnt verinfacht damit, dass der/die Kläger eine Klage einreichen, d.h. ein entsprechenden Schriftsatz zum Gericht schicken. Das Gericht schickt dann erstmal den Schriftsatz an den/die Beklagten, damit ist die Klage zugestellt. Dann geht es entweder erstmal im schriftlichen Verfahren weiter oder das Gericht bestimmt einen sogenannten frühen ersten Termin.
 

TXLover

Erfahrenes Mitglied
13.08.2010
1.488
1
Moinmoin! :D
Ich geb den Stab auch gleich weiter, da ich in Sachen Arbeitskampfrecht vollkommen ahnungslos bin.
AntonBauer, meilenfreund, pimpcoltd, airsicknessbag, any idea?
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.032
3.291
CGN
Moinmoin! :D
Ich geb den Stab auch gleich weiter, da ich in Sachen Arbeitskampfrecht vollkommen ahnungslos bin.
AntonBauer, meilenfreund, pimpcoltd, airsicknessbag, any idea?

meilenfreund hat uns glaube ich leider verlassen.
Die Sache ist schon interessant, aber weiter als bis zu, dass LH nachweisen werden muss, dass ein potientieller Streik (und damit wohl auch die Drohung damit) rechtswidrig gewesen sein muss (Es wird ja auch im Privatrecht kaum Schadensersatz geben, wenn jemand von seiner grundrechtlich geschützen Rechtsposition Gebrauch macht) und die Gewerkschaft das fahrlässig nicht erkannt hat bin ich spontan nicht gekommen :D
 

Triple3

Erfahrenes Mitglied
19.03.2009
2.483
1
FRA
In der Tat schade. Arbeitgeber können also weiterhin straffrei erpresst werden.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
22.005
13.577
FRA/QKL
In der Tat schade. Arbeitgeber können also weiterhin straffrei erpresst werden.
Das sagt das Urteil nicht unbedingt. Das Gericht sieht nach meinem Verständnis die Airlines als nicht berechtigt für die Forderungen an, da diese nicht bestreikt wurden, sondern die DFS.

Das Urteil finde ich nicht überraschend, da ansonsten jeder mittelbar Betroffene klagen könnte. Das wird es in Deutschland mit dem verbrieften Streikrecht nicht geben.

Prinzipiell müsste also in dem Fall die DFS klagen, aber die hatten ja auch keinen wirklichen Verlust. :eek:
 

FlyingT

Erfahrenes Mitglied
17.11.2010
2.777
0
In der Tat schade. Arbeitgeber können also weiterhin straffrei erpresst werden.

Ich bekenne mich dazu, dass ich auch grundsätzlich auf Seite der Arbeitgeber stehe. Ja.

Was du aber implizierst, ist die Abschaffung des Streikrechtes.
So unangenehme Folgen und so hohe Kosten Streiks verursachen können, so sind sie dennoch ein essentieller Bestandteil unseres gesamtgesellschaftlichen Gefüges.
Die Abschaffung des Streikrechts wäre, sehr überspitzt formuliert, eine komplette Entmündigung der Arbeitnehmer und der Wiedereinstieg in Verhältnisse wie im 18. und 19. Jahrhundert.
Willst du das wirklich?
 

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
11.224
1.122
im Paralleluniversum
Ich bekenne mich dazu, dass ich auch grundsätzlich auf Seite der Arbeitgeber stehe. Ja.

Was du aber implizierst, ist die Abschaffung des Streikrechtes.
So unangenehme Folgen und so hohe Kosten Streiks verursachen können, so sind sie dennoch ein essentieller Bestandteil unseres gesamtgesellschaftlichen Gefüges.
Die Abschaffung des Streikrechts wäre, sehr überspitzt formuliert, eine komplette Entmündigung der Arbeitnehmer und der Wiedereinstieg in Verhältnisse wie im 18. und 19. Jahrhundert.
Willst du das wirklich?

Ja.
Noch Fragen?



Im Ernst: So unsinnig wie Du das formulierst ist meine Antwort genauso überzogen.
Wie immer trifft man sich in der Mitte.... ;)
 

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
4.107
992
CGN
So unangenehme Folgen und so hohe Kosten Streiks verursachen können, so sind sie dennoch ein essentieller Bestandteil unseres gesamtgesellschaftlichen Gefüges.
Die Abschaffung des Streikrechts wäre, sehr überspitzt formuliert, eine komplette Entmündigung der Arbeitnehmer und der Wiedereinstieg in Verhältnisse wie im 18. und 19. Jahrhundert.
Willst du das wirklich?

Das Thema hatten wir ja hier schon mal: http://www.vielfliegertreff.de/airp...-siko-streik-div-airports-d-2.html#post766339 ... und solange (viele) Streiks so ablaufen wie derzeit, bin ich für eine deutliche Überarbeitung des Streikrechts
 

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
11.224
1.122
im Paralleluniversum
Danke, daß Du schon an mich gerichtete Fragen beantwortest. :) Brauchst Du noch den Job als Vorzimmerdame? :kiss:

Is mir doch wurscht, ob das für Dich war.
Ich musste eh davon ausgehen, dass Du tönerne Hohlbirne ( ;) ) die Frage nicht verstehst.
Abgesehen davon wollte ich einfach mal wieder meinen überflüssigen Senf abgeben... ;)

Ich nehme gerne einen Job als Vorzimmerdame an. Aber Du musst die OPs zahlen, meine Familie entschädigen und mein aktuelles Gehalt weiterbezahlen.. Dann können wir drüber reden :D
 
F

feb

Guest
Ein Gericht hat durch erstinstanzliches Urteil, das keinen Juristen wirklich erstaunt, entschieden. Die tragenden Gründe sind dem Artikel von aero.de zu entnehmen.

Was machen meine werten Mitforisten? Randalieren in der Verfassung herum und kippen Grundrechte auf den Müll. Respekt.
 

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
11.224
1.122
im Paralleluniversum
Ein Gericht hat durch erstinstanzliches Urteil, das keinen Juristen wirklich erstaunt, entschieden. Die tragenden Gründe sind dem Artikel von aero.de zu entnehmen.
Was machen meine werten Mitforisten? Randalieren in der Verfassung herum und kippen Grundrechte auf den Müll. Respekt.

In meinen Augen (aber ich bin ja auch Arbeitgeber) sind Streiks heute einfach nur ein legetimiertes Mittel der Erpressung.
Wenn man sich anschaut, wie das heute teilweise abläuft, habe ich Null Verständnis für manche Streiks. Schau Dir doch mal grade das Thema mit den Vorfeldmitarbeitern an... Das war doch einfach nur dreist.
 

NCC1701DATA

WM-Tippgott 2010
07.03.2009
6.183
6
Duisburg
Ich würde mir als Arbeitgeber wünschen, ein ähnlich wirksames Druckmittel wie "Streik" an die Hand zu bekommen um meine Forderungen gegenüber der Belegschaft durchzusetzen.
Ob es wohl möglich wäre, einfach mal eine Zeit lang kein Gehalt zu zahlen und hinterher eine bessere Arbeitsleistung bei gleicher Bezahlung zu bekommen als vorher?
Im Prinzip ist es das ja, was umgekehrt der Arbeitnehmer nach einem "Streik" erwartet.

(y)
 

FlyingT

Erfahrenes Mitglied
17.11.2010
2.777
0
Halloooo???? :eek:

Ich habe doch geschrieben, dass ich mich auf Seiten der Arbeitgeber sehe.

Und ja, teilweise ist das Streikrecht mit Sicherheit zu hinterfragen.
Aktuell besteht es aber nun mal in seiner jetzigen Form und das Streikrecht per se begrüße ich, sogar als Anti-Fan von Gewerkschaften.

In den letzten Jahren konnten wir in unserer wie in der globalen Wirtschaft eine massive Trendwende beobachten, speziell bei sehr großen Unternehmen, am besten noch börsennotiert:
Der Mensch, der AN wird nicht mehr als Mensch, sondern nur mehr als Kostenstelle gesehen. Dementsprechend wird inzwischen sehr häufig mit Menschen umgegangen - um bessere Zahlen vor legen zu können.
Natürlich sind die Grundwerte und -Funktionsweisen einer kapitalistisch aufgebauten Gesellschaft nicht anzugreifen.
IMHO ist aber speziell Deutschland in den letzten Jahrzehnten mit der sozialen Marktwirtschaft in Verbindung mit einer gelebten Unternehmer-Ethik sehr gut gefahren.
In Zeiten, in denen die Ethik auf Seiten der Unternehmer flöten geht, steht es den AN durchaus zu, zu reagieren.
Und welches andere Mittel als den Streik haben AN denn?
 

Triple3

Erfahrenes Mitglied
19.03.2009
2.483
1
FRA
Und welches andere Mittel als den Streik haben AN denn?
Kündigen und woanders anfangen. Das tut der AN nur nicht, weil er weiß, seine Gehaltssteigerungsforderung gibt es im freien Markt nicht. Ergo betreibt er Besitzstandswahrung via Erpressung.

Und solange es möglich ist, daß 100 ANs Milliardenschäden und Umsatzverluste mit Vorsatz herbeiführen dürfen, um ihren kleingeistigen, marktfernen Egoismus durchzusetzen, hat das nichts mehr mit Grundrechten zu tun, oder haben AGs keine Grundrechte?
 
F

feb

Guest
IMHO ist aber speziell Deutschland in den letzten Jahrzehnten mit der sozialen Marktwirtschaft in Verbindung mit einer gelebten Unternehmer-Ethik sehr gut gefahren.
In Zeiten, in denen die Ethik auf Seiten der Unternehmer flöten geht, steht es den AN durchaus zu, zu reagieren.
Und welches andere Mittel als den Streik haben AN denn?

So isses.