Air Traffic Control über Africa

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herward1

Erfahrenes Mitglied
02.04.2011
3.026
779
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Hallo! Vielleicht liegt meine Frage etwas neben diesem Forum; ich könnte mir jedoch vorstellen, daß der eine oder andere auch interessiert ist.
Die Frage richtet sich an die fliegende Zunft:
vor Jahren erzählte man sich in Luftfahrtkreisen gar wunderliche Dinge bzgl der Überquerung des afrikanischen Kontinentes. So wurde offen gesagt, daß man kurz hinter Luxor auf dem Wege nach Kenia/Südafrika auf Kurzwellenempfang ging und dort die Piloten untereinander den Verkehr abstimmten, weil die Radar-/Funküberdeckung und alles andere keine Flugsicherung (wie gewohnt) ermögliche. Ebenso das Verfahren nach Verlassen des tunesischen Luftraumes auf der Strecke südwärts über Chad, Zentralafrikanische Republik, Congo...
Ist das heute noch so? Oder, wie sieht das heute aus?
 

Piedra

Erfahrenes Mitglied
28.08.2012
5.118
22
Teilweise wird noch selbst koordiniert, da die ATC mit ihrer veralteten Technik oft nur schwer erreichbar ist.
 

linuxguru

Erfahrenes Mitglied
01.09.2009
3.241
3
ZRH
Paging foxyankee.
Der könnte sowas aus (nahezu) erster Hand recht zuverlässig wissen...
 

SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
64
Nordpfalz
Da gab's doch 1997 die Kollision einer TU-154 der Luftwaffe mit einem Starlifter der USAF:

ASN Aircraft accident Tupolev 154M 11+02 Namibia

PROBABLE CAUSE: "The primary cause of this accident, in my opinion, was GAF 074 flying a cruise level (FL350) which was not the level they had filed for (FL390). Neither FL350 nor FL390 were the correct cruise levels for that aircraft's magnetic heading according to International Civil Aviation Organization regulations. The appropriate cruise level would have been FL290, FL330, FL370, FL410, etc."

A substantially contributing factor was ATC agency Luanda's poor management of air traffic through its airspace. While ATC communications could be improved, ATC agency Luanda did have all the pertinent information it needed to provide critical advisories to both aircraft. If ATC agency Luanda was unable to contact GAF 074, it should have used other communication means (HF radio, telefax or telephone) to contact REACH 4201 through ATC agency Windhoek, as outlined in governing documents.

Another substantially contributing factor was the complicated and sporadic operation of the Aeronautical Fixed Telecommunications Network (AFTN).

Lange Zeit flog man bspw.über dem indischen Subkontinent immer mit Landelichtern, um besser gesehen zu werden; ob das auch (noch) für Afrika gilt, weiß ich nicht.
 

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.668
736
Großherzogtum
Ich wurde gerufen?

Ja, es stimmt dass in vielen Bereichen Afrikas Flugsicherung nicht so funktioniert wie bei uns. Ist eben anders.
Und ja, die Piloten denken dort viel selbst mit und reporten wie beim VFR-Flug über Neuseeland oder die USA positionen selber über Funk. Wenn dann andere mithören kann man also selbst plotten wo sich der andere Verkehr befindet. Dies hat aber natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch wird oft immer noch etwas off-track geflogen, falls sich mal einer Verrechnet fliegt man also 1 oder 2 Meilen abseits des Airways.
Kurzwelle habe ich im Frühjahr nicht erlebt als ich via Nairobi Richtung Südafrika bin, aber die Quailtät des normalen UKW-Funks war sehr schnwankend. Es ist eben ein großes Gebiet und auch bergig, je nach dem wo der Sender steht ist das von Belange.
Aber die Kollegen dort wissen das und geben mit einer Freigabe auch gleich die neue Funkfrequenz bekannt. Wenn ein Pilot den Lotsen dann beim Ausflugpunkt nicht mehr erreichen kann weiß er schon auf welcher neuen Frequenz er dann erwartet wird.

Radar gibt es nicht überall, auch das stimmt. Ist aber ehrlich gesagt in spärlich beflogenen Gebieten auch gar nicht weiter schlimm. Dort wird so wie über dem Atlantik konventionell gestaffelt - beim Flug in die USA macht sich darüber ja auch keiner Gedanken.

Mit einer vorherbestimmten Flugroute, Höhe und Geschwindigkeit in Kombination mit den vorausberechneten Überflugpunkten ist eine konventionelle Staffelung gar kein Problem und Radar wäre fast schon überflüssiger Luxus.
Das kann der Lotse auch im Kopf!
 

bursche99

Erfahrenes Mitglied
14.07.2011
2.992
896
MUC, near OBAXA
Auch wird oft immer noch etwas off-track geflogen, falls sich mal einer Verrechnet fliegt man also 1 oder 2 Meilen abseits des Airways.
Interessant, bzw. verstehe ich nicht (ganz?)
Bedeutet das "man" (d.h. Du oder andere) fliegen versehentlich abseits der Route?
Oder macht man das aus Selbstschutz um anderen sicherheitshalber aus dem Weg zu gehen? (und wie würde sowas dann prinzipell funktionieren? Konventionen? Versetzt nach links wenn südwärts, versetzt nach rechts wenn nach Norden?)
curious...
 

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.668
736
Großherzogtum
Nix versehentlich, sondern absichtlich.
Falls nämlich jeder ganz genau fliegt und sich jemand vertut mit der Zeit rettet einen nur noch TCAS. Wenn man aber ganz leicht abseits der Route fliegt.....:)
Ja, und du hast auch Recht mit deinem Weiterdenken: Wenn jeder abseits fliegt bringts auch nicht so viel außer man teilt es nach Richtungen auf.
Unwritten Law würde ich sagen.

Aber die Crews beobachten den Luftraum ja trotzdem weiterhin auch mit TCAS, in der dortigen Gegend geht das ganz gut aufgrund der nicht ganz so vielen Flugziele in der Luft.
 
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shortfinal

Erfahrener Maximierer
28.05.2010
3.725
503
STR
Offset zu fliegen ist ein gebräuchliches Verfahren auch in anderen Teilen der Welt (z.B. östliches Russland), in denen man möglicherweise unzuverlässige Staffelung zu anderen Verkehrsteilnehmern erwartet und/oder dass der entgegenkommende seine Flughöhe nicht genau einhält.
In der Regel fliegt man m.W. 1-2 NM rechts vom Track, dort ist im Vergleich zu europa so viel Platz im Luftraum, dass es absolut nichts ausmacht.
 
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foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.668
736
Großherzogtum
Achso, was vergessen:

Das wichtigste im Funkverkehr mit Afrika ist dass die Registration des Fliegers übertragen wird.
Dann können die Jungs nämlich ne Rechnung schreiben :)