Antarktis - Erfüllung eines Lebenstraums

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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
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Da unser letzter Reisebericht zu Neuseeland bei einigen Erinnerungen geweckt hat und unser Bericht zu Indien für mindestens zwei Foristen hilfreich war, möchten wir nun gerne auch einen Bericht zu unserer Antarktisreise aus letztem Jahr schreiben.

Der folgende Reisebericht ist jedoch, im Gegensatz zu unseren bisherigen Berichten, nur zu einem kleinen Teil während der Reise entstanden.
Leider waren wir hier weniger konsequent das Erlebte direkt zu verschriftlichen. Daher sind einige Tage nur aus unserer Erinnerung oder anhand von Fotos sowie dem offiziellen "Logbuch" der Reederei entstanden.

Dennoch hoffe ich, dass unsere Erlebnisse der Reise von Interesse sind und die Lücken nicht allzu groß sind.

Prolog:

Wir schreiben das Jahr 2014. An einem Tag im Februar bin ich meiner heutigen Frau (S.) zu unserem ersten Date verabredet. Im Laufe des Abends, stelle ich ihr die Frage, wohin sie denn unbedingt in ihrem Leben einmal Reisen möchte. Wie aus der Pistole geschossen antwortete sie "In die Antarktis".
In dem Moment bin ich ziemlich baff, mit der Antwort hätte ich nicht gerechnet. Denn zum einen, ist das jetzt nicht unbedingt ein übliches Reiseziel, zum anderen war dies, aufgrund einiger Dokus und Berichte, die ich gesehen bzw. gelesen hatte, tatsächlich auch für mich ein absoluter Traum. Einmal den weißen Kontinent sehen.

Da wir beide zu dem Zeitpunkt noch Studenten waren, war aber klar, dass dies für lange Zeit noch ein Traum bleiben wird. Zu mehr als einem Bildband, welchen S. mir im August 2014 schenkte, reichte es damals nicht.

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Dennoch ließ uns der Gedanke nie los. - "Irgendwann machen wir das". Das haben wir uns immer wieder gesagt. Aufgrund des Preises einer solchen Reise, schien dies aber eher ein Plan "für die Rente".

Wir spulen einmal einige Jahre vor. Wir haben April im Jahr 2022. Wir sind beide schon lange keine Studenten mehr und sind seit 8 Jahren sehr viel gemeinsam gereist. Der Gedanke an die Antarktis ist noch immer in unseren Köpfen. Mittlerweile haben wir auch das Privileg beide recht gut zu verdienen. Und so scheint der Traum Antarktis plötzlich gar nicht mehr all zu fern zu sein. Wir beschäftigen uns das erste Mal ernsthaft mit den möglichen Touren, Reedereien und Routen.

Im Mai 2022 stehen wir am Hafen von Vancouver vor der Roald Amundsen, einem Expeditionsschiff von HX (Hurtigruten Expeditions), welches ebenfalls Touren in die Antarktis unternimmt und fangen an uns schon bildlich vorzustellen, wie es wohl sein wird mit dem Schiff durch die Antarktis zu kreuzen.

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Wir spulen nun nochmal gut eineinhalb Jahr vor. Es ist Mitte Januar 2024 - und wir sind kurz vor der Abreise in die Antarktis. Nach einigen Überlegungen haben wir im Februar 2023 die Reise gebucht. Anstelle von HX, Quark Expeditions, oder einer der anderen Reedereien, ist es am Ende Hapag Lloyd Cruises geworden. Unser Traum sollte tatsächlich wahr werden - und das viel früher, als wir uns 2014 jemals hätten erträumen können.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 1

Endlich ist der große Tag gekommen.
Nach monatelangem Warten mit größter Vorfreude geht es heute endlich los.

Ich stehe heute etwas später gegen 7 Uhr auf und sitze dann relativ direkt auch vor dem Rechner. Denn im Gegensatz zu S., habe ich heute noch einen Arbeitstag vor mir. Wobei dieser am Ende sehr ruhig ausfällt. Alles ist vorbereitet und die offenen Themen alle übergeben.
So vergeht der Tag recht schnell. S. entspannt sich noch etwas und gegen 15 Uhr lasse auch ich final den Stift fallen und verabschiede mich in drei Wochen Urlaub.

Um dem Kopfzerbrechen von S. ein Ende zu bereiten, fahre ich noch ihr Auto aus der Tiefgarage mit welchem wir uns später an den Flughafen fahren lassen. Da es gestern und in der Nacht geschneit hat, befürchtet sie bereits den ganzen Vormittag, dass das Auto nicht aus der Tiefgarage kommen würde. Obwohl ich das zwar als Schwachsinn abtue, lässt es ihr keine Ruhe. Auch, dass wir zur Not einfach mit dem Auto ihrer Eltern fahren können, ändert an ihrem unguten Gefühl nichts. Daher gehe ich unter einem Vorwand bereits einen Koffer ans Auto bringen zu wollen in die Tiefgarage und fahre das Auto einfach raus. Wobei mich S. natürlich schon am Fenster stehend beobachtet. Egal, sie ist am Ende erleichtert und das ist die Hauptsache. Happy wife, happy life usw. 😅

Wir machen uns gemütlich fertig, schließen den letzten Koffer, bevor wir um kurz nach 18 Uhr abgeholt werden um an den Flughafen gebracht zu werden.
Dort angekommen, verabschieden wir uns von den Eltern von +1, ehe wir unsere drei Koffer am fast leeren First Class Checkin (aufgrund des Sen-Status) aufgeben.

Auch am Security Check ist an allen Linien nichts los. So spazieren wir freiwillige an die hinteren Kontrollspuren im Bereich B um uns ein auspacken des Handgepäcks zu sparen. Auch wenn hier nichts los ist, schafft es das Frankfurter Personal wieder einmal einen bleiben Eindruck zu hinterlassen.

Noch schnell durch die elektronische Passkontrolle und ab in die Senatorlounge.
Hätten wir gewusst, dass es trotz des Chaos der letzten Tage so reibungslos funktionieren würde, hätten wir auch später starten können. Aber wo wir nun auf den Abflug warten, ist am Ende auch egal. Und so stoßen wir zum ersten Mal auf unsere anstehende Reise an.

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Pünktlich zur veranschlagten Boardingzeit von LH510 nach Buenos Aires laufen wir in Richtung Gate, wo bereits sehr reges Treiben herrscht. Es werden Freiwillige für Downgrades aus der Business sowie aus der Premium Eco in die Eco gesucht. Zudem gibt es noch eine Warteliste. Wohl noch die Auswirkungen der Wetter- bzw. schneebedingten Streichungen der letzten beiden Tage.

Was geboten wird hätte uns zwar interessiert, da wir bei LH jedoch sicher sind, dass es zu wenig ist, fragen wir erst gar nicht nach.

Der Rest lässt sich wohl in Kürze zusammenfassen. Ein Standard-Langstreckenflug in der LH C. Meine vorbestellten Ravioli zur Hauptspeise waren ok. So wie der Rest. Der Service generell auch typisch Lufthansa. Professionell jedoch recht unpersönlich.

S. hat ganz gut geschlafen, ich wurde leider immer wieder wach, da der Sitz für mich einfach einen Tick zu kurz und im Fußbereich zu eng für mich ist.
Zum Frühstück bleibt S. bei einem Croissant und einem Orangensaft, während ich es, wie meistens im Flieger, lieber ganz ausfallen lasse.

Dennoch landen wir nach 13:20h recht ausgeruht und hoch motiviert bei 23°C in Buenos Aires.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 2

Die Einreise verläuft schnell und auch die Koffer landen kurz nach unserem Toilettengang bereits auf dem Gepäckband. Ich schreibe kurz mit dem vorab bestellten Fahrer, welcher wenige Augenblicke später am Terminalausgang vorfährt. Und so sitzen wir rund 40 Minuten nach Landung bereits im Auto.

Mit einem Englisch/Spanisch Mix kommen wir mit dem netten Fahrer ins Gespräch, welcher uns Dank wenig Verkehr in einer guten halben Stunde zum Intercontinental Buenos Aires fährt. Hier waren wir auch bei unserem letzten Aufenthalt recht zufrieden. Das Hotel ist zwar bereits in die Jahre gekommen, aber nach wie vor gut gepflegt und sauber. Bei der aufgerufenen Rate von 120€ inkl. Frühstück gab es da nicht viel zu überlegen.

Bei Ankunft werden wir freundlich begrüßt und schnell eingecheckt. Unser Zimmer ist um diese Uhrzeit natürlich noch nicht fertig, daher deponieren wir nur das Gepäck, machen uns kurz frisch und trinken einen Kaffee, bzw. einen Cappuccino im Innenhof des Hotels.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zu einer nahegelegenen Western Union Filiale, um etwas Geld zu tauschen.
Wir erhalten 1.290 Pesos für einen Euro und damit sogar einen minimal besseren Kurs als der tagesaktuelle Blue Dollar Kurs.

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Mit einigen Scheinen Bargeld laufen wir gemütlich in Richtung des Mercado San Telmo. Wir haben ein bisschen Hunger und wollen eine Kleinigkeit essen. Jedoch haben noch einige der Läden geschlossen bzw. öffnen gerade erst. Und so schlendern wir noch etwas umher, bis ca. 12:15 Uhr. Am Ende entscheiden uns für zwei Empanadas und für mich gibt es dazu ein eiskaltes Quilmes.

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Die Atmosphäre im Markt ist aufgrund der vielen geschlossenen Läden etwas ungemütlich und so laufen wir weiter mit dem groben Ziel Puerto Madero. Da wir noch immer etwas Hunger haben, teilen wir uns auf dem Weg dorthin bei Parrilla Del Carmen in Monserrat noch ein Choripán. Als wir gerade unsere frisch mit Chimichurri bestrichene Portion essen, beobachten wir einen anderen (einheimischen) Gast, der erstmal die Chimichurri mit dem darin befindlichen Löffel probiert und diesen genüsslich abschleckt, ehe er ihn wieder zurück in die Salsa steckt. Zum Glück haben wir uns noch vor ihm bedient. ;)

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Am Hafen Puerto Madero angekommen setzen wir uns etwas in den Schatten und beobachten das Treiben um uns herum. Wahnsinn, was sich hier seit meinem ersten Besuch 2011 verändert hat. Auch S. ist von BA dieses Mal etwas mehr angetan, nachdem es bei ihrem letzten Besuch in 2019 nur regnete.

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Von dort laufen wir über die Casa Rosada / Plaza de Mayo zurück in Richtung Hotel.

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Dort kommen wir gegen kurz nach 16 Uhr an. Wir beziehen unser Zimmer, wo unsere Koffer bereits auf uns warten. Wir machen uns frisch und ruhen uns etwas aus. Durch die Anreise sowie das Laufen in der prallen Sonne sind wir nun doch etwas k.o..

Gegen kurz nach 19 Uhr bestellen wir ein Uber, welches uns zum Restaurant Fogón Asado in Palermo bringt. Hier hatten wir bereits vor ein paar Monaten einen Tisch reserviert und auch schon bezahlt.

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An dieser Stelle würde ich die Fotos für sich sprechen lassen. Zu dem neungängigen Menü bestellen wir zwei Weinbegleitungen. Einmal die "normale" und einmal die etwas "bessere". Das Essen ist sehr gut, die Unterhaltung dazu mit den Informationen zur Zubereitung ebenfalls interessant und kurzweilig.

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Zusammengefasst haben wir einen sehr schönen Abend mit viel und sehr leckerem Essen.
Gegen kurz nach 22:30 Uhr bestellen wir uns wieder ein Uber zurück zum Hotel, wo wir müde ins Bett fallen.

Gute Nacht Buenos Aires.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 3

Wir sitzen gegen 9 Uhr im doch recht vollen Frühstücksraum. Ein Großteil der Gäste sind amerikanische Touristen, die von Buenos Aires aus ebenfalls eine Kreuzfahrt starten.
Woher wir das so genau wissen? Beim Verlassen des Hotels später werden wir mind. 3 Reedereien im Foyer sehen, die die Gäste auf Listen abhaken und auf Busse verteilen.

Daher ist es beim Frühstück etwas ungemütlich, aber wir genießen dennoch den Start in den Tag in Buenos Aires.

Bei Buchung hatten wir uns ursprünglich für das von Hapag Lloyd angebotene Vorprogramm entschieden. Zwei Tage vor Kreuzfahrtbeginn nach Ushuaia fliegen und dann Feuerland erkunden.
Leider wurde das Vorprogramm mangels Mindestteilnehmerzahl recht früh abgesagt. Da wir jedoch bereits einmal in Puntas Arenas waren und von dort eine Rundreise durch Patagonien gestartet haben, haben wir uns am Ende dann dagegen entschieden unser "eigenes Vorprogramm in Feuerland" zu organisieren.

Insofern haben wir den heutigen Tag einfach nochmal selbst gestaltet.

Nach dem Frühstück laufen wir bei bestem Wetter los in Richtung Teatro Colón, vorbei am berühmten Obelisken und dem Cartel BA Verde.

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Wir haben für 11 Uhr Tickets für eine Führung in einer der berühmtesten Opern der Welt. 1908 eröffnete das Teatro Colón mit Verdis Oper Aida die Türen für die Öffentlichkeit. Der eklektische Stil des Gebäudes kombiniert verschiedene europäische Elemente und so erinnert die gesamte Oper mit dem großen Marmoranteil und den vielen glänzenden Kronleuchtern an europäische Prunkbauten.

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Und auch der Zuschauerraum selbst imponiert. In hufeisenförmiger Anordnung gibt es 2.500 Sitz- und bis zu 500 Stehplätze. Aufgrund seiner Bauweise ist die Akustik auf jedem Platz bestens.

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Die rund 1-stündige Tour ist sehr informativ und auch die Oper selbst ist wirklich schön anzusehen.

Im Vorfeld hatten wir uns schon überlegt, im Anschluss eine Tour mit dem Hop-On Hop-Off Bus zu machen und wir haben Glück. Ca. 200m vom Teatro ist eine Haltestelle mit einem wartenden Bus. Wir legen einen kurzen Sprint ein, kaufen zwei Tickets und setzen uns oben auf das Deck.

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Wir genießen die Tour und steigen in La Boca am berühmten Stadion "La Bombonera" der Boca Juniors aus.
Ich zeige +1 ein bisschen die Gegend, denn bei meinem ersten Besuch in BA durfte ich hier sogar ein Spiel im Stadion sehen.

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Viele Touristen und vermeintliche Fans schieben sich durch die Straße und so verlassen wir die Gegend rund um das Stadion und laufen weiter durch das Viertel La Boca.

Es ist mittlerweile 13:30 Uhr und wir verspüren einen leichten Hunger. In der nahegelegenen Parilla La Estación setzen wir uns an einen der freien Tische und bestellen mal wieder ein Choripán zum Teilen sowie ein eiskaltes Quilmes für mich und eine Coke Zero für S.

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Nach der kurzen Stärkung laufen wir weiter zur wohl zweiten Berühmtheit von La Boca, den bunten Wellblechhäusern am Ende der Künstlerstraße El Caminito. Es ist hier unfassbar voll, uns sogar zu voll. Wir kaufen uns daher in einem kleinen Kiosk zwei Flaschen Wasser und laufen zur nächstgelegenen Hop-On Hop-Off Station.

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Die Bustour führt uns weiter vorbei an der Küste, dem städtischen Flughafen Jorge-Newbery (AEP)in Richtung dem Estadio Más Monumental von River Plate. Das Stadion wurde zuletzt etwas umgebaut und erneuert. Seitdem trägt es den Zusatz Más. Auch hier durfte ich bereits ein Spiel gegen den Erzrivalen CABJ live verfolgen.

Wir fahren weiter zurück in die Altstadt und der Casa Rosada. Hier steigen wir aus und laufen die paar Meter zurück zum Hotel.

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Es ist jetzt später Nachmittag/früher Abend und wir haben für 19:15 Uhr eine Reservierung. Wir machen uns nur kurz frisch und verlassen gegen 17:30 Uhr erneut das Hotel und kehren an der Avenida 9 de Julio in die Sportsbar Triumph ein. Dort werden die NFL-Playoffs übertragen und es ist klimatisiert. Perfekt für einen kühlen Aperitif.

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Wir laufen weiter zur Grandes Carnicerias del Plata. Hier war ich bisher bei jedem meiner BA-Aufenthalte, zuletzt natürlich auch mit S. in 2019. Wir bestellen zwei Bife de lomo mit Blattspinat und Parmesan-Rucola als leichte Beilage.

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Die knapp 70.000 Pesos zahlen wir in bar, da wir bisher doch besser mit der Kreditkarte durchgekommen sind als gedacht.

Gegen 21 Uhr sind wir zurück im Hotel und packen unsere Koffer zusammen, bevor es morgen früh endlich weiter nach Ushuaia geht.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 4

Heute ist es endlich soweit - Antarktis wir kommen.

Wir fahren gegen 04:30 Uhr mit dem vorab bestellten Fahrer zurück an den Flughafen EZE.
Von nun an sind wir nicht mehr auf uns allein gestellt, denn der Flug von Buenos Aires nach Ushuaia ist bereits Bestandteil der Kreuzfahrt. Es handelt sich um einen Vollcharter von Hapag Lloyd, der die Kreuzfahrtgäste an den An- und Abreisetagen zwischen Buenos Aires und Ushuaia hin und her bringt.

In der Check-In Halle steht eine Mitarbeiterin einer argentinischen Incoming-Agentur mit einem Schild von Hapag Lloyd mit der Aufschrift "Hanseatic Inspiration". Wir werden freundlich empfangen und an den Check-In Schalter geführt. Da wir als Individual-Reisende scheinbar die ersten am Check-In Schalter sind, gibt es zunächst noch Unstimmigkeiten bei der Gepäckanzahl. Die Check-In Dame versucht uns klarzumachen, dass wir zu viel Gepäck dabeihätten. Erlaubt sei ein Gepäckstück pro Person. In den Reiseunterlagen waren jedoch ganz klar 2 Gepäckstücke pro Person angegeben. Nach einer kurzen Klärung mit der Incoming-Agentur können wir unsere 3 Gepäckstücke aufgeben.

Kurz herrscht bei uns noch Verunsicherung, wie es nun weiter geht. Es ist für uns das erste Mal, dass wir nicht in Eigenregie weiterreisen. +1 erkundigt sich daher nochmal bei der netten Dame und wir laufen allein durch die Security Kontrolle. Das erste Zusammentreffen mit dem Rest der Reisegruppe wird erst am Gate sein.

Die Security ist schnell durchlaufen. Wir holen uns zwei Kaffee und suchen uns einen Platz mit Blick auf das Vorfeld.

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Gegen 07:15 Uhr starten wir mit dem Boarding und S. ist ziemlich nervös. Natürlich auch wegen der Kreuzfahrt, aber im Vordergrund steht aktuell noch die "Angst", das erste Mal für 3h in eine Boeing 737-Max zu steigen. Bisher konnten wir das immer gut vermeiden bei unseren Reisen, diese Mal bleibt uns leider kaum eine andere Wahl.

Im Flugzeug sitzen wir Gang-Gang und können uns ein erstes Bild von den restlichen Passagieren machen. Wir reißen den Altersdurchschnitt schon um einiges nach unten und sind am Ende mit die jüngsten Gäste an Bord.

Der Flug selbst ist unspektakulär. Vor mir sitzt eine Dame, die vermutlich besser ins Bett gehört hätte. Frierend, triefende Nase, Husten - das volle Programm. Was mich etwas ärgert, ist, dass sie keine Maske zum Schutz der anderen trägt.
Wir haben uns seit Silvester weitestgehend versucht zu isolieren. Wir konnten glücklicherweise das Office meiden und auch größere Einladungen haben wir dankend abgelehnt. Zu groß war uns die Gefahr, dass wir DIE Reise aufgrund einer Grippe nicht antreten können.
Da wir selbst ein paar Masken dabeihaben und Corona auch noch nicht ganz aus den Köpfen verschwunden ist, sind wir am Ende nicht die einzigen, die während des Fluges eine Maske tragen. Wir fühlen uns damit zumindest etwas wohler.

Gegen 11:20 Uhr landen wir nach 3:19h bei strahlend blauem Himmel in Ushuaia. Ganz schön selten, wenn man bedenkt, dass im Jahresdurchschnitt die Sonne nur etwa 1.200 Stunden scheint und Ushuaia als die sonnenärmste Stadt der Südhalbkugel gilt. Also startet die Reise in der (je nachdem wen man fragt) südlichsten Stadt der Welt schon mal unter sehr guten Voraussetzungen.

Wir holen unsere drei Koffer vom Gepäckband und geben sie am Ausgang direkt wieder ab. Unser Gepäck wird separat zum Schiff gebracht. Dazu haben wir die im Voraus den Reiseunterlagen beigefügten und nicht zu übersehenen orangen Kofferanhänger mit unserer Kabinennummer an den Gepäckstücken befestigt.

Vor dem Ausgang stehen diverse Busse bereit, die die abreisenden Gäste bereits an den Flughafen gebracht haben. Es herrscht freie Wahl und so sitzen wir kurze Zeit später in einem der Busse.

Die Einschiffung ist erst für 16 Uhr geplant, bis dahin hat die Reederei für ein Programm gesorgt.

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Unser erster Halt ist ein Mittagessen im Hotel "Las Hayas Ushuaia Resort", wo wir gegen 12:45 Uhr ankommen. Im großen Bankettsaal ist ein Buffet aufgebaut. Die Auswahl ist ganz in Ordnung, dennoch fühlen wir uns nicht ganz so wohl. Wir sind solche "Massenveranstaltungen" mit gut 190 Gäste und verlegene Tischgespräche einfach nicht gewohnt. Unsere Tischnachbarn machen aber alle einen netten Eindruck. :giggle:

Die Aussicht vom Hotel auf die Stadt ist allerdings sehr schön.

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In abgestimmter Taktung fahren die Busse nach gut 50 Minuten Aufenthalt wieder weiter. Nächstes Ziel ist der Nationalpark "Tierra del Fuego". Unser erster Stopp ist die Bahia Ensenada Zaratiegui.

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Wir steigen aus und laufen etwas die Wege entlang. Die Sonne strahlt nach wie vor, allerdings ist es furchtbar windig.
Und so sind wir froh, dass wir unsere dicken Winterjacken anhaben.
Von 0 Grad in Deutschland, nach Buenos Aires mit ca. 28 Grad und zurück zu knapp 10 Grad in Ushuaia. Das alles in knapp 72 Stunden. Unsere Körper fragen sich bestimmt auch, was wir hier genau vorhaben.

Die Landschaft ist wunderschön und wir genießen etwas abseits der anderen Reisenden den Ausblick.

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Nach gut 20 Minuten fahren wir bereits weiter die Ruta Nacional 3 entlang bis zum Ende eben dieser. Bis ans sprichwörtliche Ende der Welt an der Bahía Lapataia.

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Auch hier vertreten wir uns ein bisschen die Füße und laufen die Wege etwas ab.

Es ist mittlerweile 15:45 Uhr und wir machen uns auf den Weg Richtung Hafen. Unser beide Vorfreude steigt dabei immer mehr. Endlich ist es soweit. Heute Abend noch werden wir in Ushuaia ablegen.

Nach gut 45 Minuten Fahrt kommen wir am Hafen von Ushuaia an und da steht sie erstmals vor uns: die Hanseatic Inspiration - unser Zuhause für die nächsten 18 Nächte.
Beim Betreten des Schiffes werden wir sehr freundlich begrüßt und an einem der "Checkin-Schalter" schiffen wir offiziell ein. Wir bekommen einen kleinen Farbaufkleber auf unsere Bordkarten, der unsere "Ausflugsgruppe" ausweist. In den nächsten 2,5 Wochen werden wir zur pinken Gruppe gehören.
Anschließend werden wir von einem Angestellten auf unsere Außenkabine auf Deck 6 gebracht.

Beim Betreten der Kabine kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Bisher waren wir erst einmal auf einer Kreuzfahrt, einer Außenkabine auf der Aida. Das, was wir hier vorfinden, lässt sich damit allerdings überhaupt nicht vergleichen.

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Die Kabine ist sehr großzügig gestaltet und bietet enorm viel Stauraum, selbst im Badezimmer. Das Raumkonzept ist clever durchdacht und so bekommen wir locker den Inhalt unserer 3 Koffer verstaut. Überall ist ein Fach mit zusätzlichem Stauraum. Die Koffer selbst finden unter dem Bett Platz.

Im Anschluss laufen wir eine erste Runde über das Schiff, um zumindest eine grobe Orientierung zu bekommen. Hier betreten wir auch zum ersten Mal den Inspiration Walk, einen begehbaren Deckumlauf am Bug des Schiffes und mein absoluter Lieblingsplatz für die nächsten zweieinhalb Wochen. Hier können wir auch einen Blick auf das Schwesterschiff der Roald Amundsen, welche wir in Vancouver gesehen hatten, werfen.

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Die Inspiration ist mit einer max. Passagierkapazität von 230 Gäste, auf Antarktisreisen sogar nur 199 Gäste, aufgrund behördlicher Vorgaben, ein im Vergleich sehr kleines Schiff. Es dürfen immer nur max. 100 Gäste gleichzeitig an Land und so schafft es HL Cruises die Anlandungen auch kleiner und individueller zu organisieren als die größeren Schiffe.

Ansonsten bietet das Schiff noch 3 Restaurants, einen Fitnessbereich, Spa- und Wellness, ein Atrium sowie die große Observation-Lounge mit einem fantastischen Panorama-Ausblick.
Alles ist sehr geschmackvoll eingerichtet, sauber und in sehr gutem Zustand. Wir fühlen uns direkt wohl.

Gegen 18:30 Uhr findet noch die obligatorische Seenotrettungsübung statt, weshalb wir nochmal kurz auf der Kabine unsere beiden Rettungswesten holen.

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Nach der erfolgreichen Übung stellt sich erstmals die Frage, welches Restaurant wir heute besuchen werden.
Da wir noch absolut keine Vorstellung vom Essen hier haben, entscheiden wir uns um 19 Uhr ins Buffetrestaurant "Lido" zu gehen und uns dort einen ersten Überblick zu verschaffen.

Es gibt eine sehr große und vielfältige Auswahl und das Essen ist wirklich sehr lecker

Das eigentlich für 18 Uhr geplante Auslaufen ist aufgrund eines fehlenden Koffers eigentlich auf 20 Uhr verschoben worden. Wir sitzen gerade noch beim Essen, als wir merken, dass das Ablegemanöver wohl doch etwas eher beginnt. Und das wollen wir unter keinen Umständen verpassen.
Daher beenden wir recht übereilig unser Abendessen und suchen uns ein schönes Plätzchen am Außendeck.

Mit der Auslaufmusik schauen wir auf das immer kleiner werdende Ushuaia und können selbst jetzt noch immer nicht glauben, wo wir uns gerade befinden. Ein unbeschreibliches Gefühl für uns beide.

Er wird einfach wahr: unser Lebenstraum.

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Als wir bereits einige Seemeilen auf dem Beagle Kanal hinter uns gelassen haben, können auch wir uns vom Deck losreißen, um auf unsere Kabine zu gehen. Es war ein langer Tag. Schnell, aber überglücklich schlafen wir innerhalb weniger Minuten ein.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 5

Gut erholt und ausgeschlafen wachen wir gegen 07:30 Uhr auf. Die Betten sind sehr bequem und wir haben über Nacht - die HANSEATIC inspiration hat in der Zeit den Beagle Kanal verlassen und die hohe See erreicht - nichts mitbekommen.

Heute steht ein Seetag an. Wir sind auf dem Weg zu den Falkland-Inseln. Unser erster Stopp dieser Reise, den wir planmäßig morgen erreichen werden.

Wir machen uns fertig und werfen noch einen Blick ins heutige Bordprogramm. Als wir gestern Abend auf die Kabine kamen, lag das Bordprogramm für den nächsten Tag auf dem Bett.

Als erster Programmpunkt steht um 9 Uhr die Ausgabe der Expeditionskleidung an. Die Reederei stellt jedem Passagier für die gesamte Reisedauer ein Paar Gummistiefel sowie einen Parka zur Verfügung.

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Gegen 8:15 Uhr laufen wir (erneut) ins Buffetrestaurant zum Frühstücken. Es ist voll, aber wir bekommen noch einen schönen Tisch am Rand. Die Auswahl an Speisen ist sehr groß und hier wird definitiv jeder fündig. An der offenen Küche können warme Speisen bestellt werden. Kaffeewünsche werden vom Personal direkt am Tisch aufgenommen.

Mit einer Bordansage wird die Kleiderausgabe auf dem Pooldeck nochmal angekündigt. Wir frühstücken noch gemütlich zu Ende und treffen gegen 9:15 Uhr ein.

Die passenden Stiefel und Parka sind schnell gefunden. Die Jacke dürfen wir direkt mitnehmen, die Stiefel werden im Schuhraum auf Deck 3 direkt für uns deponiert. Dort hat jede Kabine ihr eigenes Fach.

Bis zum nächsten interessanten Programmpunkt um 11.30 Uhr bleibt noch etwas Zeit. Erneut schlendern wir über Bord und erkunden nochmal das Schiff. Über die Observation Lounge auf Deck 8, landen wir am Ende unserer Tour wieder auf dem Inspiration Walk.

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Ich kann mittlerweile behaupten eine recht gute Orientierung zu haben. Das sieht bei S. noch etwas anders aus. Ihr Orientierungssinn kann auch hier nicht unbedingt punkten :D Aber in wenigen Tagen wird auch sie sich dann prima allein zurechtfinden. Bei der Schiffsgröße ist das Risiko sich zu verirren zum Glück auch recht gering.

Als wir so auf dem Inspiration Walk stehen und auf die Weite des Südpolarmeers blicken, können wir bereits einige Sturmvögel beobachten, welche im Wind rund um das Schiff gleiten. Der Himmel zeigt sich leicht bedeckt, doch das Meer bleibt ruhig – ideale Bedingungen, um sich gedanklich auf das bevorstehende Abenteuer einzustimmen.

Und plötzlich tauchen vorne am Bug sogar zwei Delfine auf.

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Einige Zeit tummeln sich die beiden vor dem Bug herum. Wir beobachten das Treiben etwas, ehe wir uns auf in Richtung HanseAtrium machen. Dort machen wir es uns gegen kurz vor halb 12 am Rand in zwei Sesseln gemütlich. Gleich wird sich das gesamte Expeditionsteam vorstellen und einige Informationen zum Ablauf der Anlandungen geben. Das HanseAtrium auf Deck 4 dient als multifunktionaler Bereich für verschiedene Aktivitäten wie Vorträge, Veranstaltungen und auch als gemütlicher Barbereich.

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Bei der Vorstellung des Expeditionsteam wird klar, das hier Fachwissen aus verschiedensten Gebieten und einiges an Erfahrung aus vorherigen Antarktisreisen vertreten sind. Noch sind alle Gesichter neu, doch das wird sich schon bald ändern und es wird eine entfernte Form von familiärem Gefühl entstehen.

Nach dem Vortrag nutzen wir kurz die Möglichkeit und fragen direkt einmal nach, um welche Delfine es sich hier gehandelt haben könnte, die wir kurz vor der Veranstaltung gesehen haben. Die Expertin ist ganz überrascht, dass wir bereits die ersten Delfine gesehen haben und identifiziert diese anhand unseres Videos sofort als Stundenglasdelfine.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät uns, dass es auch schon wieder Zeit für das Mittagessen ist und so sitzen wir kurze Zeit später erneut im Buffetrestaurant, wo wir jedoch nur eine Kleinigkeit essen.

Nach dem Mittagessen schlendern wir eine weitere kleine Runde über das Schiff in Richtung der Ocean Academy. Hierbei handelt es sich um das "Wissenszentrum" auf dem Schiff, das rund um die Uhr spannende Einblicke in die Antarktis, andere Fahrtgebiete sowie eine Vielzahl naturwissenschaftlicher Themen ermöglicht. Ausgestattet mit Mikroskopen und Binokularen kann man hier vieles auch genauer unter die Lupe nehmen.

In einer der Infokarten entdecken wir auch nochmal unsere am Mittag gesichteten Delfine.

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Allzu viel Zeit haben wir nicht, denn um 16 Uhr steht bereits die obligatorische Zodiac Einweisung an. Man verfällt also fast in Stress an diesem ersten Tag ;)
Und so sitzen wir kurze Zeit später wieder im HanseAtrium, wo die für alle Gäste verpflichtende Einweisung zur Benutzung der Zodiacs erfolgt. Diese werden wir bei fast all unseren geplanten Anlandungen und Ausfahrten nutzen.

Im Anschluss stellt unser Expeditionsleiter das Programm auf den Falklandinseln in einer Vorausschau vor, dem sogenannten Precap, damit wir wissen, was uns dort erwartet.
Das Precap, also die Vorschau auf den nächsten Tag findet immer dann statt, wenn für den nächsten Tag Anlandungen geplant sind. Im Gegenzug erfolgt dann abends meistens auch das Recap, also eine kurze Zusammenfassung des Tages mit allen Erlebnissen rund um die stattgefunden Anlandungen. An Seetagen gibt es weniger zu berichten, weshalb hierfür kein Aus- bzw. Rückblick stattfindet.

Ehe wir der "Einladung des Kapitäns" zum traditionellen Kapitänscocktail um 18:30 Uhr auf dem Pooldeck folgen, machen wir uns auf der Kabine nochmal kurz frisch und ziehen uns eine Jacke an.

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Hier wird die Crew vorgestellt und bei einem Gläschen Sekt auf die kommende Reise angestoßen.

Im Anschluss ist es schon wieder Zeit für das Abendessen. Zum ersten Mal nutzen wir heute das Hauptrestaurant "Hanseatic" auf Deck 4. Hier hat man die Auswahl aus täglich wechselnden Menüs sowie einer kleinen Auswahl an á la Carte "Standardgerichten" wie Wiener Schnitzel, Rinderfilet, Tartare etc. Wir bekommen erklärt, dass man auch die einzelnen Gerichten im Menü, um die Angebote der á la carte Speisen ergänzen bzw. ersetzen kann.
Heute bleiben wir beide aber beim Tagesmenü.

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Nach dem sehr guten Essen laufen wir nochmal eine letzte Runde auf dem Inspiration Walk, der sich quasi vor unserer Kabine befindet. Hier sind wir ganz alleine. Wir genießen die Stimmung und versuchen uns erneut bewusst zu machen, wo wir hier gerade sind.

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Gegen 22 Uhr sind wir zurück auf unserer Kabine. Wir nutzen noch einige Minuten, um heute einen ersten längeren Blick ins Handy zu werfen. Jeder Passagier hat pro Tag 60 Minuten kostenlosen Zugang zum Internet. Gegen Zahlung ist natürlich auch mehr möglich. Wir melden uns kurz in der Heimat und schicken ein paar Bilder, ehe wir im Reich der Träume sind.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 6

Die Nacht verläuft wieder ruhig und wir schlafen sehr gut.
Bei bestem Wetter erreichen wir gegen 7 Uhr die Reede vor New Island auf den Falkland Inseln.

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Bis die ersten Zodiacs anlanden können, dauert es noch einen kurzen Moment.

Die Anlandungen laufen meistens nach dem ähnlichen Schema ab:
Als erstes fährt das sogenannte Scoutboot vom Schiff zu dem angedachten Anlandungsplatz, sofern dieser bereits feststeht, um die Bedingungen an der Landestelle zu erkunden. Ist dies nicht der Fall, begibt sich dieses Boot zunächst auf die Suche nach einem geeignet Anlandungsplatz. Ist dieser gefunden, bzw. sobald es das Go gibt, folgt dann in der Regel etwas später das Boot mit den Experten, welche sich entlang der Wegstrecke, auf der man sich bewegen darf, positionieren.

Die Gäste sind, wie bereits erwähnt, in unterschiedliche Farbgruppen unterteilt. Die Farbgruppen sind wiederum zwei Hauptgruppen zugeordnet. Diese wechseln sich immer ab, genau so wie die Reihenfolge der Farbgruppen, die innerhalb dieser Hauptgruppen rollieren. So wird für "Gerechtigkeit" gesorgt und jeder ist Mal als erstes, letztes oder eben zwischendurch an der Reihe.

Die Passagierbegrenzung von Hapag Lloyd auf max. 199 Passagieren hat hier einen klaren Vorteil gegenüber den größeren Schiffen mit mehr Passagieren. Denn gem. dem internationalen Antarktis-Vertrag dürfen ohnehin immer nur max. 100 Passagiere gleichzeitig anlanden oder auf eine Zodiac-Cruise gehen. Und so schafft HL Cruises meist bis zu zwei Anlandungen pro Tag. Das war auch einer der Gründe, weshalb wir uns am Ende für Hapag Lloyd entschieden haben.

Wir sind heute erst etwas später an der Reihe und können noch gemütlich frühstücken. Wir entscheiden uns heute für das Hauptrestaurant auf Deck 4. Die Auswahl dort ist zwar etwas geringer als im Buffet-Restaurant, für uns dennoch vollkommen ausreichend. Auch hier kann man sich noch frische Süß- und Eierspeisen sowie eine täglich wechselnde asiatische Suppe bestellen.
Gut gestärkt ziehen wir uns auf der Kabine um und warten, bis unsere Farbgruppe über die Lautsprecher aufgerufen wird. Mit Aufruf schnappen wir uns die kleine rote Schwimmweste, welche bei jeder Zodiac-Fahrt verpflichtend zu tragen ist, und begeben uns auf Deck 3. Dort befindet sich der Gummistiefelraum, die "Stiefelwaschanlange" (mehr hierzu in den kommenden Tagen) sowie die Zugänge zu den Sidegates, an denen der Einstieg in die Zodiacs erfolgt.

Um Punkt 9 Uhr erreichen wir die erste Anlandungsstelle dieser Reise.

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Bei jeder Anlandung wird man von einem der Experten empfangen. Man erhält kurz ein paar Informationen zu dem Ablauf, möglichen Wegen die man nutzen kann sowie ein Zeitfenster, bis wann man spätestens wieder an der Anlandungsstelle zurück sein soll. Dadurch wird sichergestellt, dass auch jeder Gast die gleiche Zeit zur Verfügung hat und auch alle Gäste an Land kommen können.

Der Ausstieg erfolgt über die Nase des Zodiacs mit einem beherzten Tritt in das Wasser. Daher auch die Gummistiefel und keine Wanderschuhe oder Sneaker. ;) Am Strand angekommen kann man die Schwimmweste an einem Sammelplatz ablegen.

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Bei dieser Anlandung gibt eigentlich nur ein Ziel: rund einen Kilometer auf der gegenüberliegenden Seite der Insel befindet sich eine Steilklippe, auf der es sich einige Tiere gemütlich gemacht haben.

Bei erstaunlich frühlingshaften Temperaturen laufen wir gemütlich den Weg entlang und kommen knapp 20 Minuten später an der Steilklippe an.

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Wow, was für ein Anblick. Die optischen und akustischen Eindrücke sind einfach überwältigend. Die Gerüche aber auch. 😅

Auf der Klippe befindet sich eine gemischte Brutkolonie von Felsenpinguinen, Schwarzbrauenalbatrossen und Königskormoranen. Egal wo man hinschaut, sitzen die Vögel auf ihren Nestern und kümmern sich um die vor einigen Wochen geschlüpften Küken.

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Wir beobachten das Treiben etwas über eine Stunde, ehe wir uns langsam auf den Rückweg zurück zur Anlandestelle machen.

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Etwas später sitzen wir wieder im Zodiac, welches uns zurück auf die Hanseatic INSPIRATION bringt.

Wir schlüpfen wieder in etwas normalere Kleidung und entspannen kurz auf der Kabine, ehe wir zum Mittagessen ins Hauptrestaurant aufbrechen. Hier kann man sich mittags aus einer täglich wechselnden Karte sein drei Gänge Menü zusammenstellen, welches dann am Tisch serviert wird. Aufgrund des Frühstücks belassen wir es heute aber beide bei einem Hauptgang.

Das Schiff fährt in der Zwischenzeit von New Island durch die beeindruckende Meeresenge der Westpoint Narrows nach Westpoint Island.

Nach dem Essen nutzen wir das absolut traumhafte Wetter auf den Außenbereichen des Schiffes.

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Wir genießen die Sonne, die Aussicht, lesen etwas und S. gönnt sich noch eine Kugel Eis (ebenfalls im Reisepreis inkludiert).

Um kurz vor 16 Uhr heißt es dann wieder: Die rosa Farbgruppe ist an der Reihe, also ab auf Deck 3.
Erneut werden wir mit den Zodiacs innerhalb weniger Minuten an Land gebracht.

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Dieses Mal erfolgt die Anlandung an einer kleinen Pier, wo wir von Kiki und Thies begrüßt werden, zwei Norddeutschen, die seit vielen Jahren hier eine Schafzucht betreiben. Wir haben bis 19 Uhr Zeit. Man kann entweder am Strand bleiben oder aber eine rund 2,5 Kilometer lange Wanderung zur gegenüberliegenden Steilküste der Insel unternehmen. Wir entscheiden uns für die Wanderung und laufen gemütlich los.

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Knapp 40 Minuten nach der Anlandung erreichen wir die Steilküste und laufen durch das teils sehr hohe und dichte Gras etwas umher. Die hügelige Landschaft über die wir wandern, wird durch eine dicke Schicht Torf bedeckt, der durch das ehemals weitverbreitete Tussock-Gras im Laufe vieler hundert Jahre gebildet wurde.
Die Szenerie an der wunderschönen Steilküste ist ähnlich wie am Vormittag: Felsenpinguin- und Albatros-Nester, die sich in die steile Landschaft einfügen, diesmal jedoch mitten zwischen Büscheln von Tussock-Gras, das Höhen von bis zu zwei Metern erreicht, so dass man beim Durchgehen fast darin verschwindet.

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Etwa 1:20 Stunde später sind wir wieder am Strand der Anlandung. Auf dem Weg zurück hat sich bei mir ein Kratzen im Hals, sowie ab und an ein Husten bemerkbar gemacht. Hoffentlich bleibt es dabei und wird nicht schlimmer.

Wir laufen noch etwas am Strand entlang und nehmen dann eines der Zodiacs zurück zum Schiff.

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Dort kommen wir gegen 18:30 Uhr wieder an. Nachdem wir uns geduscht haben, entscheiden wir uns erneut für das Abendessen im Hanseatic Restaurant und beenden den ersten wirklichen Expeditionstag. Ansonsten passiert nichts mehr und wir fallen müde und zufrieden ins Bett.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 7

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Heute betreten wir zum ersten und letzten Mal seit dem Verlassen des Hafens in Ushuaia auf dieser Reise eine richtige Zivilisation, denn wir sind in der Hauptstadt der Falkland Inseln: Stanley.

Beim frühmorgendlichen Blick aus dem Fenster müssen wir leider feststellen, dass die Wetterfrösche sich diesmal ein wenig verrechnet haben. Aus dem angekündigten warmen, sonnigen Tag ist ein bedeckter und äußerst windiger Morgen geworden, so dass wir mit der HANSEATICinspiration vorsichtshalber nicht durch die schmale Einfahrt in die natürliche Hafenbucht Stanleys fahren können, sondern vor der Engstelle ankern.

Das heißt, dass wir eine doch etwas längere Strecke mit den Tenderbooten zurücklegen müssen, um dann, zum ersten und einzigen Mal auf dieser Reise, trockenen Fußes und ohne Gummistiefel an einer richtigen Pier an Land zu gehen. Zum Wandern und das Städtchen besichtigen passt das Wetter aber dennoch sehr gut.

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Nach dem Frühstück schaue ich kurz in der täglichen Bordzeitschrift nach den Öffnungszeiten der Schiffsärztin. Mein Husten und Halsweh sind leider stärker geworden und ich möchte nicht riskieren, dass es mich weiter einschränkt.
Daher lassen wir auch eine angebotene, rund 11km lange Wanderung entlang der Küste ausfallen.

Ein kurzer Anruf und die nette Arzthelferin aus dem Krankenzimmer lädt mich direkt auf Deck 3 ein, wo ich ohne Wartezeit von der Schiffsärztin behandelt werde.
Sie schaut mir kurz in den Hals und gibt schnell Entwarnung. Der Besuch selbst ist amüsant. Die Ärztin begrüßt mich sehr herzlich und duzt mich während der Anamnese. Mich stört das in keiner Weise, wundere mich aber etwas, weil hier eigentlich sehr viel Wert auf die korrekte und persönliche Ansprache mit Herr/Frau Nachname gelegt wird.

Während wir im Behandlungszimmer sitzen kommt die freundliche Arzthelferin nochmal rein, um kurz mit der Ärztin etwas zu klären und während die beiden Damen recht leise miteinander sprechen, sagt die Ärztin auf einmal zu mir:
"Ach du bist gar kein Crew-Mitglied? Aufgrund deines Alters habe ich dich für ein Crew-Mitglied gehalten. Aber wenn wir jetzt schon beim Du sind, ich bin die R.". Wir lachen beide und ich fühle mich wirklich wohl und wir kommen etwas in private Gespräche. Den Rest der Reise grüßen wir uns bei jeder Begegnung und halten immer wieder ein bisschen Smalltalk.

Beim Rausgehen frage ich noch, ob ich besser eine Maske tragen soll, um die anderen Gäste zu schützen. Die Antwort kommt auch mit einem leichten Schmunzeln. Also wenn ich eine tragen wollen würde, dann nur zum Eigenschutz und nicht für die anderen. Es hat wohl leider einige an Bord erwischt, zum Glück aber kein Corona. Mein "Problemchen" sei wohl eher nicht ansteckend. Und so verlasse ich mit einem Blister Tabletten für die oberen Atemwege nach kurzer Zeit wieder das Bordhospital.

Durch meinen kleinen Ausflug kommen wir heute etwas später von Bord uns so sitzen wir gegen kurz nach halb 11 im Tenderboot nach Stanley.

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Am Hafen angekommen steht ein Shuttlebus bereit, der die Kreuzfahrtgäste zu einem kurzen Ausflug nach Gypsy Cove bringt.
An dieser kleinen Halbinsel zeigt sich dann überdeutlich, dass die Geschichte der Falklandinseln nicht nur während der Auseinandersetzungen mit Argentinien im Jahr 1982, sondern auch während der Weltkriege durch militärische Konflikte geprägt war.

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Der Strand selbst war aufgrund des zwar marginalen aber noch immer vorhandenen Minenrisikos aus der Zeit des Falklandkrieges bis vor einigen Jahren für Besucher gesperrt, inzwischen sind jedoch auch diese letzten Minen geräumt. Für die Pinguine galt dies Betretungsverbot allerdings nie, da sie zum Glück nicht schwer genug sind, um eine der eventuell noch vorhandenen Minen auszulösen. Neben den faszinierenden Ausblicken auf die schneeweißen Strände mit azurblauem Wasser bietet der Rundgang bei Gypsy Cove auch noch ein letztes Mal während dieser Reise die Möglichkeit, Magellanpinguine aus nächster Nähe zu beobachten.

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Der ca. 45-minütige Rundgang ist wirklich schön. Es ist sehr windig und damit auch recht frisch. Wir haben heute das erste Mal unsere Mützen auf. Die Sonne versucht sich dennoch immer wieder einmal durch die Wolken zu drücken, was für ein schönes Farbspiel sorgt.

Mit dem Shuttle geht es zurück ins Zentrum von Stanley. Wir schlendern nochmal durch das kleine Städtchen mit seinen typische Rowhouses, netten Souvenirläden, einigen Cafés, Restaurants und typisch englischen Pubs, sowie den beiden kleinen Kirchen des Ortes und dem Post Office.

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Etwas versteckt liegt zudem das kleine, aber feine Museum in einer ehemaligen Schiffsreparaturwerkstatt. Abgesehen von der Geschichte des Lebens und Arbeitens auf den Inseln wird hier vor allem die Geschichte des Falklandkrieges aus der Sicht der britischen Inselbewohner präsentiert, aber auch die Geschichte der britischen Polarforschung, für die Port Stanley einer der wichtigsten Ausgangshäfen war. Der Eintritt war für uns Kreuzfahrtgäste kostenfrei bzw. vermutlich im Reisepreis inkludiert.

Wir laufen gemütlich zurück zum Pier und halten nochmal kurz am einzigen Supermarkt der Stadt. +1 ist sich nicht sicher, ob ihr Deo für den Rest der Reise reichen wird. Unser einzig gekauftes Souvenir von den Falklands bleibt deshalb ein Deoroller :D

Gegen 13:30 Uhr steigen wir wieder im Tenderboot ein und laufen im Anschluss direkt eine kleine Runde über das Buffet im Lido Restaurant, welches bis 14 Uhr geöffnet hat. Anschließend machen wir es uns auf der Kabine etwas gemütlich.

Kurz nach 14:30 Uhr ist dann auch der letzte Tender zurück und wir nehmen wieder Fahrt auf. Unser nächstes Ziel: Südgeorgien. Die Überfahrt für die 790 nautischen Meilen soll planmäßig zwei Seetage dauern.

Wir freuen uns schon auf unser heutiges Abendessen. Wir haben eine Einladung zum Offiziersdinner - wie wir im Nachgang erfahren aufgrund unseres Status als "Ersttäter" - im Spezialitätenrestaurant "Nikkei". Hier begegnen sich feine japanische Kreationen und Perus Kulinarik.

Mit der Abfahrt des Schiffes und dem Erreichen des offenen Meeres nimmt jedoch auch der Wind spürbar zu.
Das erste Mal merken wir, wie das Schiff schwankt. Unsere Kabine befindet sich im vorderen Teil des Schiffs und dort merkt man die Schiffsbewegungen auch nochmal etwas mehr als in der Schiffsmitte. Noch lachen wir, aber es dauert nicht lange und bei +1 macht sich das erste Mal Unwohlsein bemerkbar.

Daher entscheiden wir uns auch dazu den Vortrag "Die Falklandinseln - Geschichte und Gegenwart" um 16 Uhr im Fernsehen und nicht im HanseAtrium zu verfolgen. Denn alle Vorträge können auch live aus der Kabine verfolgt werden.

+1 geht es mittlerweile leider immer schlechter. Sie verkriecht sich im Badezimmer und versucht gegen die Übelkeit anzukämpfen.
Das Offiziersdinner habe ich mittlerweile auch abgesagt, man versucht einen Ersatztermin für uns zu finden.

Nach dem Vortrag döse ich tatsächlich auch kurz weg, ehe ich gegen 18:30 Uhr durch eine überraschende Durchsage aufgeschreckt werde 😅
Die General Expedition Managerin fordert alle Gäste auf, die Kabinen zu verlassen und sich in die Flure des Schiffes zu begeben. Hintergrund für diese ungewöhnliche Durchsage ist jedoch weder ein unerwarteter Notfall, noch eine erneute Sicherheitsübung. Auf den Fluren steht das Hotelpersonal mit Champagnerflaschen bereitsteht. „Meet your neighbour“ ist das Motto der spontanen kleinen Party, bei der es darum geht, einfach mal diejenigen Menschen kennenzulernen, die in den benachbarten oder gegenüberliegenden Kabinen wohnen.

Da es S. noch immer nicht besser geht, entscheiden wir uns dazu nicht an der Veranstaltung teilzunehmen. Bei meinem kurzen Blick aus der Kabine sind jedoch auch nicht all zu viele zu sehen. Im Nachhinein bekommen wir mit, dass wohl mehrere Kabinentüren geschlossen blieben. 🙈

Der Tag endet für uns dann am Ende ohne Abendessen und wir bleiben auf den Rest des Abends auf der Kabine. Weshalb ich nicht den kostenfreien Roomservice in Anspruch genommen habe, kann ich rückblickend betrachtet nicht mehr beantworten. Ein Abendessen allein kam für mich nicht in Frage und an den Roomservice habe ich vermutlich einfach nicht gedacht.

Am späten Abend ist das Schwanken dann leichter geworden und das Pflaster gegen Reiseübelkeit, welches S. sich zwischenzeitlich hinters Ohr geklebt hat, scheint ebenfalls zu helfen. Die Pflaster hat uns unsere Hausärztin empfohlen und sie sollen sich bis zum Ende der Reise für +1 als sehr wertvoll und vor allem wirksam herausstellen. Ich werde sie glücklicherweise nicht brauchen müssen.

Mit laufendem TV-Programm schlafen wir beide irgendwann bei leichtem Schaukeln ein.
 

ftl789

Reguläres Mitglied
26.02.2025
69
60
Spät aber doch steige ich noch zu, schon auch ein Traumziel von mir.....super Bilder 👍
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 8 - Seetag mit Kurs auf Südgeorgien

Der Morgen beginnt im Nebel, der sich aber schnell lichtet. Den Rest des Tages werden wir bei strahlend blauem Himmel über den Südatlantik schippern.
Die Nacht verlief zum Glück recht ruhig. S. hat mehr oder minder fast durchgeschlafen und ihre Übelkeit ist am Morgen einem leicht flauen Gefühl gewichen. Das liegt aber ggf. auch an dem leeren Magen. Auch mir geht es gut und der Husten ist deutlich besser.
Daher ist es höchste Zeit für Frühstück. Wir entscheiden uns heute wieder für das HANSEATIC Restaurant. Wir bevorzugen die ruhigere und leerere Atmosphäre hier, weshalb wir - bis auf eine Ausnahme - für den Rest der Reise unser Frühstück hier einnehmen werden.

Während des Frühstücks kommen wir mit den Kellnern ins Gespräch, insbesondere zum Thema "seekrank". +1 hat beim Smalltalk die Frage gestellt, ob man sich als Crew-Mitglied über die Zeit an das Schaukeln gewöhnt oder wie man es sonst aushält. Der ultimative Tipp bei Seekrankheit: immer etwas im Magen haben, am besten Brot, dass die Magenflüssigkeit aufsaugen kann. Dadurch reduziert man die Übelkeit. Ein guter Tipp, den S. auch direkt noch befolgt.

Gut gestärkt und mit weniger flauem Magen ist es danach bereits fast Zeit für den ersten Programmpunkt des Tages:
Denn um 10:15 Uhr erfolgt die obligatorische Einweisung der IAATO und die Naturschutzregeln für Südgeorgien und die Antarktis im HanseAtrium.
Der Expeditionsleiter erzählt einiges über die Voraussetzungen und „Spielregeln“ für den Besuch in Südgeorgien und der Antarktis. Auch wenn die meisten dieser Regeln selbstverständlich sein sollten, finden wir es gut, dass die Informationen nochmal für alle erklärt werden. Jedem Reisenden sollte bewusst sein, welche Folgen und Auswirkungen eine Nicht-Beachtung haben können. Schließlich werden wir in den kommenden Tagen in einer besonders schützenswerten und empfindlichen Region unterwegs sein.

Bei der Antarktis handelt es sich um das größte Naturschutzgebiet der Erde und auch wenn es keine nationale Regierung gibt, so regelt doch ein komplexes Vertragssystem (Antarktis-Vertrag) alle menschlichen Aktivitäten auf diesem Kontinent, auf dem es weder ökonomische noch militärische Aktivitäten gibt.

In diesem Jahr sind durch den Ausbruch der Vogelgrippe in der Antarktis noch einige zusätzliche Regelungen hinzu gekommen, denn es soll schließlich vermieden werden, dass diese Krankheit sich schneller und weiter ausbreitet, als es auf natürlichem Weg (d.h. ohne den Menschen) erfolgt. Auch eingeschleppte Pflanzen werden, gerade im Rahmen des Klimawandels, immer mehr zu einem Problem.

Nach dem Vortrag schlendern wir noch etwas über das Schiff und genießen die Sonne sowie den Ausblick auf das weite Blau unter strahlend blauem Himmel.

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Am späten Mittag nehmen wir wieder ein sehr leichtes Mittagessen im HANSEATIC Restaurant zu uns. Anschließend verschwinden wir kurz auf die Kabine, um uns für den nächsten Programmpunkt vorzubereiten.

Denn ab 14 Uhr findet der BIO Security Check für Südgeorgien im HanseAtrium statt. Auch hierfür erfolgt der Aufruf nach den einzelnen Zodiac-Farbgruppen. Hierbei ist die gesamte Oberkleidung (Regenhose, Jacke, Mütze, Schal, Handschuhe) die man an Land tragen will, sowie Rucksack, Fototaschen, Wanderstöcke, Fotostative etc. mitzubringen.

Es wird gemeinsam mit dem Experten-Team geprüft, dass alles, insbesondere auch Klettverschlüsse, frei von Erde und organischem Material ist. Sofern sich noch etwas findet, stehen Staubsauger, Bürsten etc. bereit.
Die Behörden auf Südgeorgien achten hierauf sehr genau und führen bei einigen Gästen auch Stichproben durch.

Die Gummistiefel werden anschließend direkt im Stiefelraum geprüft und man muss am Ende auch persönlich am Sidegate unterschreiben.

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Hier ein Foto der "Stiefelwaschanlange". Dahinter befindet sich der Raum, in dem die Gummistiefel gelagert werden. Bei jeder der folgenden Anlandungen sowie Zodiac-Ausfahrten, werden wir vor und nach dem Verlassen des Schiffs mit unseren Stiefeln durch diese Waschanlage laufen.
Südgeorgien sowie viele Inseln und Orte der Antarktis verfügen über endemische Lebensformen, darunter Mikroben und andere Kleinstorganismen. Um zu verhindern, dass die als blinde Passagiere im Profil eines Schuhs von einem Ort zum anderen reisen, gibt es die Stiefelwaschanlage.
Ziel ist es, die Gummistiefel gründlich zu reinigen, um solche „Verschleppungen“ zu verhindern. Schließlich ist es das Ziel, das man vor Ort keine Spuren hinterlässt.

Nach dem BIO-Check bringen wir unsere Sachen wieder auf die Kabine, ehe wir es uns bei weiterhin traumhaft strahlend blauem Himmel, dick eingepackt und mit einem Buch bewaffnet, auf zwei Liegen auf Deck 9 gemütlich machen.
In der ein Deck tiefer gelegenen Observation Lounge kann man sich den ganzen Tag über an Kaffeespezialitäten und Tee bedienen und so holt uns S. zwei heiße Getränke. Tee für mich und Latte Macchiato für S.

Traumhaft…

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Gegen 17:30 Uhr gehen wir erneut auf die Kabine, um uns für den Abend fertig zu machen. Denn um 18:15 Uhr findet im HanseAtrium der Recap mit kurzen Beiträgen zu verschiedenen Themen rund um unsere Erlebnisse auf den Falklandinseln statt.

Direkt nach dem Racap laufen wir die wenigen Meter zum Nikkei, dem Spezialitäten-Restaurant, wo wir für heute eine Tischreservierung haben. Das Essen ist ebenfalls im Reisepreis inkludiert. Da das Restaurant nur 44 Plätze hat, muss man jedoch vorab reservieren und man achtet bei der Tischvergabe darauf, dass jeder Gast auch immer wieder mal einen Tisch erhält.
Während der Reise wechselt das Menü alle paar Tage, sodass man in der Regel nie das gleiche Menü erhält.

Wir verbringen einen schönen Abend mit sehr, sehr leckerem Essen. Da wir kein Foto von dem Menü gemacht haben und nicht mehr alle Komponenten aus der Erinnerung zusammenbekommen, lasse ich die Bilder einfach unkommentiert.

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Nach dem Essen setzen wir uns erneut ins HanseAtrium, wo um 21:30 Uhr der Küchenchef sowie der Hotel Inventory Controller einige interessante Informationen und Geschichten rund um die Kulinarik und Logistik auf dem Schiff teilen. Hierbei wird ein bisschen aus dem Nähkästchen eines Expeditionsschiffes geplaudert und mit einigen Zahlen und Fakten ergänzt. Super spannend, wie eine 18-tägige Reise, ohne Möglichkeiten nochmal nachzuordern, organisiert wird.

Danach ist es dann aber wieder Zeit für das Bett. Die HANSEATICinspiration hat inzwischen bereits etwas über die Hälfte des Weges nach Südgeorgien hinter sich gebracht.

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Weltenbummler42

Erfahrenes Mitglied
08.06.2010
3.709
1.085
noch TXL
Das wäre auch ein Traum von mir.
Aber in diesen Leben nicht mehr..
Hm, mir würde auch diese abgespeckte Klein Kreutzfahrt (von Ushaja nach Punta Areanas /MS Australis) reichen.
Aber in diesem Leben werden wohl beide Träume nichts.
Trotzdem schön - auf diese Weise - mitgenommen zu werden.
Danke und Gruß Weltenbummler
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 9 -Seetag

Der heutige Tag ist ein reiner Seetag mit nur einem Highlight. Nachdem wir gestern noch Glück hatten und sich der morgendliche Nebel recht schnell auflöste, bleibt uns das dichte Grau heute leider den ganzen Tag über erhalten.

Da der erste Programmpunkt erst um 11:30 Uhr geplant ist, lassen wir es heute etwas ruhiger angehen und starten später in den Tag.
Nach dem Frühstück vertreiben wir uns die Zeit mit lesen, bevor wir uns pünktlich zum Vortrag "Wale - faszinierende Giganten" im HanseAtrium einen Platz suchen. Die zugehörige "Live-Demo" wird es dann etwas später am Mittag geben. :cool:

Nach dem Vortrag gibt es für uns ein kleines Mittagessen, bevor wir uns ein Plätzchen auf dem Inspiration Walk suchen. Denn für die Mittagszeit ist unsere Ankunft an dem heutigen Tageshighlight geplant. Gespannt halten wir im dichten Grau, begleitet von immer mehr Vögeln, Ausschau.
Und dann tauchen sie plötzlich wie ein Geisterschiff aus dem Nebel auf: sechs winzige Felsen, die Shag Rocks.

Die Shag Rocks sind eine Gruppe von sechs Felsen im südlichen Atlantik, etwa 240 Kilometer westlich von Südgeorgien gelegen und Teil der Britischen Überseegebiete Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln.

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Bis zu 75 Metern ragen die Überreste eines kleinen Kontinentalplattenstücks, dessen größter Teil heutzutage unter dem Meeresspiegel liegt, aus dem Wasser.
Markant ist der weiße Belag auf den Felsen, bei dem es sich weder um Schnee noch Flechte handelt, sondern um die Hinterlassenschaften (Guano) von Generationen zahlreicher Südgeorgienscharben (engl.: shags). Ausschließlich diese Vogelart brütet dort und gab folglich den Felsen ihren Namen.

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Die Tiefen der umliegenden Gewässer erreichen bis über 3.000 Meter, was für starke Strömungen und anspruchsvolle Navigationsbedingungen sorgt. Die Region der Scotia-See ist reich an mariner Biodiversität und Walarten wie Buckelwale und Seiwale werden hier häufig gesichtet, angelockt von der Fülle an Nahrung.
Und auch wir haben Glück und es tauchen immer wieder Buckelwale und riesige Seiwale auf, die in der Anfahrt auf die Inseln und auch nach dem Abdrehen um die HANSEATIC inspiration herum im Wasser spielen und dicht vor dem Bug herschwimmen. Leider gelingt uns mit dem Handy kein allzu gutes Foto. Die Kamera hole ich aber nicht, da wir uns mittlerweile angewöhnt haben, solche Momente eher zu genießen. Fotos können die Profis eh viel besser machen. :giggle:

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Die Buckelwale sind besonders aktiv und zeigen uns ihre Schwanz- und Brustflossen, mit denen sie öfters laut auf die Wasseroberfläche klatschen.

Wer dennoch gute Fotos von Seitenansichten der Rückenfinne der Seiwale sowie Fotos der Unterseite der Buckelwal-Fluke gemacht hat, kann diese auf der Webseite Happywhale (https://happywhale.com) hochladen und so der Wissenschaft dabei helfen, die Wanderungen der Tiere nachzuverfolgen.
Wir beobachten das Treiben einige Zeit, bis wir die Shag Rocks wieder hinter uns lassen und auch die Walsichtungen abnehmen. Auch wenn es den gesamten Nachmittag immer wieder Infos hierzu über die Lautsprecher gibt.

Auf der Kabine wärmen wir uns kurz auf und trinken einen Kaffee. Neben dem (antialkoholischen) Inhalt der Mini-Bar, der täglich aufgefüllt wird, sind auch Kaffeekapseln für die auf dem Zimmer befindliche Nespresso-Maschine im Reisepreis inkludiert. In den Suiten sind auch alkoholische Getränke inkludiert.

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Um 17:15 Uhr machen wir es uns erneut im HanseAtrium gemütlich, um der Vorschau auf die geplanten Anlandungen und Zodiac-Cruises auf Südgeorgien zu folgen. Die Neugier auf diese grandiose Landschaft und deren Tiere ist damit geweckt. Wobei die Faszination Südgeorgien bei mir schon vor einiger Zeit mit dem Buch "Mit der Endurance ins ewige Eis - Meine Antarktis-Expedition 1914-1917" geweckt wurde.

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Nach dem Vortrag machen wir uns kurz auf der Kabine frisch, bevor wir zum Abendessen aufbrechen.

Um 21:30 Uhr präsentiert die promovierte Pinguin Expertin uns dann im HanseAtrium noch die Arten und das Verhalten der Pinguine, die wir auf unserer Reise mit aller Wahrscheinlichkeit antreffen werden.

So endet der Tag und unsere Vorfreude auf das, was die kommenden Tage kommt ist inzwischen riesig.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Das wäre auch ein Traum von mir.
Aber in diesen Leben nicht mehr..
Hm, mir würde auch diese abgespeckte Klein Kreutzfahrt (von Ushaja nach Punta Areanas /MS Australis) reichen.
Aber in diesem Leben werden wohl beide Träume nichts.
Trotzdem schön - auf diese Weise - mitgenommen zu werden.
Danke und Gruß Weltenbummler

Es freut uns, wenn wir dich zumindest auf diese Weise mitnehmen können.

Ab dem morgigen Reisetag gibt es auch deutlich mehr Bilder rund um Eis, Pinguine und vieles mehr :giggle:
 

flykai

Erfahrenes Mitglied
02.04.2010
1.285
305
TXL
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. So eine Tour ist wirklich etwas ganz besonderes. Die meisten Leute werden nicht mehr als einmal eine Antarktis Reise unternehmen. Da werden bei mir die Erinnerungen an meinen Trip in 2010 wach. Wen es interessiert, es gibt davon einen Report hier im Forum:
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. So eine Tour ist wirklich etwas ganz besonderes. Die meisten Leute werden nicht mehr als einmal eine Antarktis Reise unternehmen. Da werden bei mir die Erinnerungen an meinen Trip in 2010 wach. Wen es interessiert, es gibt davon einen Report hier im Forum:

Vielen Dank. Deinen Bericht habe ich vor einigen Jahren ebenfalls gespannt gelesen. ;)

Whoop whoop - da lese ich doch gern mit. Dein NZ Bericht hat mir schon sehr gefallen und das hier ist auch ein Lebenstraum von mir :)

Das freut mich, vielen Dank! :giggle:
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
321
2.008
Tag 10 - Salisbury Plain – Possession Bay – Hercules Bay – Leith

Was für ein Anblick heute Morgen! Nach einer ruhigen Nacht haben wir wie geplant Salisbury Plain auf Südgeorgien erreicht. Bereits beim Blick aus unserem Fenster können wir die schroffe Felsküste mit den dahinter hoch aufragenden und von Schnee und Gletschern bedeckten Berge erkennen.

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Da wir um 8 Uhr als erste Gruppe an diesem Tag zu einer 1:15h langen Zodiac-Rundfahrt aufbrechen sollen, stehen wir früh auf, um noch vor der Tour schnell im Lido Restaurant zu frühstücken. Hieraus wird jedoch leider nichts.

Während sich der Nebel zwar langsam auflöst und die Sonne immer wieder durch die sich rasch bewegenden Wolken schaut, peitschen heftige Winde die Gischt der Wellen auf. Der Wind macht ein Ausbooten und unser geplantes Zodiac-Cruising vor dem Strand des Salisbury Plain unmöglich.
Doch auch das ist bei einer solchen Reise zu erwarten. Wir sind hier die Gäste und müssen uns nach der Natur richten. Auf einer Expeditionsreise gibt es daher immer einen Plan B. Und C. Manchmal sogar D. Und wenn es sein muss, noch ein paar mehr.😅

Daher bleibt uns nur übrig mit dem Schiff an der Küste entlangzufahren, um zumindest von hier aus einen Blick auf die große, sich weit den Berghang hinaufziehende Königspinguin-Kolonie zu werfen. Salisbury Plain ist mit ca. 200.000 Königspinguinen die zweitgrößte Kolonie Südgeorgiens. Aber selbst aus dieser Entfernung kann man die enorme Anzahl an Pinguinen erkennen.

Nach kurzer Beratung wird entschieden, dass wir ein wenig Richtung Osten weiterfahren und in der Possession Bay eine Anlandung versuchen, was eigentlich für den Nachmittag geplant ist.

Wir nutzen die Zeit, um noch doch im HANSEATIC Restaurant zu frühstücken. Währenddessen können wir aus dem Fenster immer wieder einen Blick auf die wunderschöne Küste werfen.

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Nach dem Frühstück zieht es uns daher auch direkt wieder auf die Außendecks und wir genießen einfach den Ausblick.

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Als wir in der Possession Bay ankommen, müssen wir aber auch hier feststellen, dass die Bedingungen zu schlecht sind, um die Zodaics ins Wasser zu lassen. Also wird es Zeit für Plan C und der Expeditionsleiter entscheidet, in Richtung Hercules Bay aufzubrechen. Auf dem Weg dorthin wird der Himmel immer klarer und endlich können wir sie sehen: die ersten Eisberge.

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Mittags haben sich die meisten Wolken aufgelöst, die Sonne scheint und auch der Wind hat ein wenig nachgelassen, weht aber immer noch mit über 40 Knoten (ca. 75km/h). Die Böen sind sogar noch stärker, so dass sich öfter Windhosen ausmachen lassen und der Anker des Schiffs auch keinen Halt findet, insofern muss Plan D aufgerufen werden und wir setzen die Fahrt nach Leith Harbour fort, wieder in der Hoffnung, dass die Bedingungen dort besser sein werden.

Abgesehen von einem kurzen Mittagessen verbringen wir die gesamte Zeit auf den Außendecks.

In Leith Harbour angekommen herrscht gespanntes Warten.

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Zum Glück sind die Bedingungen, trotz weiterhin starkem Wind, gut genug und eine Ausbootung und Anlandung an dieser alten Walfangstation ist tatsächlich möglich. Und so sitzen wir kurze Zeit später in einem der ersten Zodiacs zu unserem ersten Landgang auf Südgeorgien.

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Am Strand werden wir unter anderem von Seebären und sogar Königspinguine begrüßt.

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Die Walfangstation, die von 1909 bis 1965 betrieben wurde, darf aufgrund der Einsturz- und Asbestgefahr nicht betreten werden. Das macht aber gar nichts. Wir freuen uns vielmehr zu sehen, dass die Natur sich hier langsam, aber sicher diesen Ort wieder zurückholt.

Wir bleiben jedoch nicht nur am Strand, sondern starten eine kleine Wanderung hinter der Walfangstation entlang, mitten durch den tierischen Trubel, auf eine Anhöhe hinauf, von der man einen wunderbaren Überblick über das ganze Gletschertal und die Stromness Bay hat.

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Die schroffen Berge und saftig grünen Moos- und Grasböden bieten eine faszinierende Kulisse. Wir sehen eine Vielzahl an Seebären, See-Elefanten, mausernden Königspinguinen sowie zahlreiche Eselspinguine, die es zu dem im hinteren Talbereich liegenden See zieht, wo erst mal ausgiebig im Süßwasser gebadet wird.

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Es ist teilweise echt schwer den Mindestabstand von 5 Metern einzuhalten, da die Pinguine fast genauso interessiert an uns, wie wir an ihnen zu sein scheinen.

Wir müssen den Einheimischen daher immer wieder Platz machen und Vorfahrt gewähren, wie man hier sehen kann: Eselspinguine
Ich habe zum ersten Mal versucht ein Video hochzuladen und hoffe, dass es klappt.

Über einen steilen Schotterhang geht es dann auf der gegenüberliegenden Seite des Tales zurück an den Strand, um das Zodiac zurück zum Schiff zu nehmen.

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Dabei begegnen wir auch noch diesem kleinen, hellen Seelöwen.

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An den Zodiacs angekommen, verzögerte sich unsere Abfahrt aufgrund eines etwas zu neugieren Besuchers dann noch etwas. :giggle:

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Am Ende kommen wir aber doch noch zurück aufs Schiff. Und das nach dieser Anlandung überglücklich.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir dann wieder gut eingepackt auf dem Außendeck mit Lesen und dem ein oder anderen Blick auf die vor uns liegende Kulisse, während die restlichen Gruppen noch unterwegs sind.

Da Wind und Wetter sich, wie wir nun selbst bereits gelernt haben, gerne schnell ändern in diesen Breiten, zieht der Kapitän es vor, nachdem alle wieder an Bord sind, die Anker zu lichten und die Nacht vor der Küste zu verbringen.

Beim Abendessen zieht die schöne Kulisse der Stromness Bay noch einmal an uns vorbei, bevor wir dann den Abend mit einer Partie Rummikub und einem Cocktail/Bier ausklingen lassen.

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SDanie

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24.03.2013
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2.008
Tag 11 - Hercules Bay – Nordenskjöld Gletscher – Grytviken

Die Nacht verlief wieder ruhig und wir haben wunderbar geschlafen. Da wir heute erst als letzte Gruppe für die planmäßige Zodiac Ausfahrt durch die Hercules Bay an der Reihe sind, haben wir auch keine Eile und gehen etwas später frühstücken.
Aber wie das so mit den Plänen auf einer Expeditionsreise ist, haben wir gestern ja bereits gelernt. 😅

Zwar haben wir auch heute Morgen wunderbares Wetter, aber leider ist der Schwell zu heftig und unvorhersehbar, so dass das Einsteigen in die Boote gefährlich wäre, da immer wieder große Wellen den Landeponton am Sidegate des Schiffes überspülen. So bleibt uns mal wieder nichts anderes übrig als abzudrehen und es woanders zu versuchen.

Die Wahl fällt auf den Nordenskjöld Gletscher in der Cumberland East Bay, in der praktischerweise auch gleich unser nächstes Ziel liegt: Grytviken.
Die Fahrt dorthin ist eine wahre Pracht: blaues Meer im Vordergrund, hohe Schneebedeckte Berge im Hintergrund und dazwischen steile Felsküsten und begrüntes Hügelland. Das alles bei blauem Himmel und klarer Luft. Und so verbringen wir den gesamten Morgen wieder, mit spektakulären Aussichten, auf den Außendecks.

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Zwischendurch gibt es dann auch nochmal einen Kaffee bzw. Cappuccino, welchen wir uns in der Bar der Observation Lounge im Self-Service holen. Die hier den ganzen Tag angebotenen Speisen und Getränke (Kaffee, Tee) sind im Reisepreis inkludiert. Morgens gibt es bereits sehr früh eine kleine Frühstücksauswahl, zu Mittag kleine Snacks und gegen Nachmittag, passend zu den täglich angebotenen Waffeln, auch Kuchen, Eis oder ähnliches.

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Das wurde zu einem unserer Lieblingsplätze, da man hier windgeschützt sitzen kann und dennoch einen wunderbaren Ausblick auf die faszinierende Umgebung hat.

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Während der Überfahrt findet noch ein PreCap des Expeditionsleiters im HanseAtrium statt, der uns die nächsten Ziele am letzten Tag in Südgeorgien vorstellt.

Gegen 11 Uhr erreichen wir die Cumberland East Bay und vor uns liegt eine wunderschöne Kulisse.

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Nach Süden begrenzt durch die Bergkette mit der höchsten Erhebung Südgeorgiens, dem Mount Paget (2934 m), liegt etwas entfernt der Nordenskjöld Gletscher vor uns. Die Bedingungen für ein Ausbooten sind gut genug und so werden direkt die Zodiacs zu Wasser gelassen und die ersten Gruppen starten zu Ihrer Rundfahrt, um sich den Gletscher und die im Fjord treibenden Eisberge aus nächster Nähe anzuschauen.

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Zwei Typen von Eisbergen sind hier relativ einfach auseinanderzuhalten. Einerseits die gänzlich weißen, vom antarktischen Schelfeis oder Gletschern losgebrochenen und in den Fjord gedrifteten Brocken, bei denen man vereinzelt sogar die jährlich abgelagerten Schneeschichten beobachten kann.

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Andererseits die vom Nordensjköld-Gletscher gekalbten, von Gesteinsschutt und -mehl der umgebenden Berge durchsetzten, „dreckigen“ Eisberge.

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Das durch die Gletscher bei ihrer Bewegung von der Gesteinsoberfläche abgeriebene Gesteinsmehl, die sogenannte Gletschermilch, trübt auch das Wasser des Fjords und färbt es.

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Zwischendurch frischt der Winder wieder auf, wodurch sich das Ein- und Aussteigen etwas verzögert. Dennoch stehen auch wir um kurz nach 13 Uhr dann am Sidegate um in das Zodiac zu steigen. Gerade als die Wellen wieder etwas zunehmen und das Sidegate immer wieder einmal überspült wird.

Video: Einstieg am Sidegate

Es ist wahnsinnig beeindruckend so nah an den Eisbergen entlang zu fahren. Natürlich wird dabei immer auf einen gewissen Sicherheitsabstand geachtet, denn man weiß nie, wann ein Stück abkalbt oder ob sich der ganze Eisberg dreht.
Die vielen Eisberge sahen vom Schiff deutlich kleiner aus. Wir bekommen erklärt, dass die Eisberge hier teilweise eine Höhe von über 30m haben.
Wir sind völlig fasziniert - genau so haben wir uns das immer erhofft. Die Realität ist aber noch wesentlich beeindruckender.

Die Temperaturen sind angenehm. Wir ziehen irgendwann sogar unsere dünnen Handschuhe aus. Überall leuchtet und funkelt die Sonne im Wasser und Eis, sodass auch die Sonnenbrille nicht fehlen darf.

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An spannenden Stellen machen wir immer mal wieder Stopps. So wie hier in Mitten vieler kleiner Eisplatten, die eindrucksvolle Geräusche von sich geben.

Video: Zodiac Tour Cumberland East Bay Eis

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Video: Zodiac Tour Cumberland East Bay

Nach gut 50 Minuten endet die Fahrt durch die Cumberland East Bay - leider. Wir hätten hier noch ewig verweilen können. Der verschobene Zeitplan und die nächste Anlandung sorgen allerdings dafür, dass wir zurück an Bord müssen.

Es ist schon 14:15 Uhr als wir nochmal eine Runde über das Buffet im Lido Restaurant laufen. Aufgrund der Verzögerungen im Tagesablauf bleibt das Restaurant heute länger geöffnet, damit alle Gäste noch ein Mittagessen bekommen. Wegen des späteren Frühstücks bleiben wir heute Mittag bei einer Kleinigkeit.
Bei bestem Wetter ist sogar der Außenbereich eingedeckt und so nutzen wir die Gunst der Stunde für ein Mittagessen im Freien auf der Terrasse mit bester Aussicht.

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Noch während wir am Mittagessen sind, nimmt die inspiration wieder Fahrt auf, um den kurzen Weg nach Grytviken überzusetzen. Aufgrund des perfekten Wetters können wir sogar bis in die hinterste Bucht fahren und direkt vor dem unbewohnten Ort vor Anker gehen.

Grytviken ist die älteste Walfangstation Südgeorgiens (1904 bis 1964 in Betrieb). Die Mitarbeiter der Verwaltung, des Museums, der Post sowie einige Wissenschaftler wohnen alle in einer Station im nur wenig entfernt liegenden King Edward Point. Bevor wir das Schiff verlassen dürfen, kommen zunächst die britischen Behörden an Bord und das Schiff wird nicht nur einklariert, sondern es wird vor allem auch sorgfältig geprüft, ob die strengen Biosecurity Regelungen wirklich von allen Gästen und der Crew eingehalten werden.
Die stichprobenartige Kontrolle der Gummistiefel, Klettverschlüsse und Taschen führt zu keinerlei Beanstandungen und damit kann es dann auch an Land gehen. Somit hat sich das gründliche Reinigen der gesamten Ausrüstung gelohnt und wir erhalten von den Behörden die Bestätigung, dass die strengen Regelungen zu 100% erfüllt sind.

Da unsere Farbgruppe erst später an der Reihe ist, gibt es für S. noch eine Waffel mit bestem Ausblick.

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Kurze Zeit später geht es aber auch für uns los und wir werden mit dem Zodiac an die Anlandungsstelle gebracht, wo wir bereits von ein paar Einheimischen empfangen werden.

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Wie auch in Leith ist der Zutritt zu der ehemaligen Walfabrik untersagt. Zwar wurden hier, aus Gründen des Umweltschutzes und der Besuchersicherheit, alle asbesthaltigen Materialien entfernt, es besteht jedoch Einsturzgefahr.
Um den sogenannten Flensplan, die hölzerne Plattform auf der die gefangenen Wale geflenst und geschlachtet wurden, sind die verschiedenen Kochereien (Speck, Fleisch, Knochen) angeordnet und diesen folgen dann im etwas weiteren Abstand die Werkstätten, die Wohngebäude und schließlich die Tanks für das hier produzierte Walöl.

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Neben den Resten der Walfabrik gibt es auf Grytviken unter anderem noch ein Museum, in dem nicht nur die Geschichte der Station erläutert, sondern auch eine Rekonstruktion eines der Quartiere der hier beschäftigten Saisonarbeiter gezeigt wird.

Auch eine Replika der James Caird ist hier aussgestellt. Die James Caird war das Rettungsboot, mit dem Ernest Shackleton und seine Crew 1916 eine waghalsige Seereise von Elephant Island nach Südgeorgien unternahmen, um Hilfe zu holen, nachdem ihre Expedition gescheitert war. Die rund 1.300 Kilometer lange Reise durch die rauen Gewässer des Südpolarmeers gilt als eine der beeindruckendsten Leistungen der Seefahrt. Für mich unvorstellbar, welchen Lebenswillen, aber auch Glück diese Männer gehabt haben müssen, diese Odyssee mit einem solchen Boot überlebt zu haben.

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Anhand des ausgestellten Wanderalbatros kann man auch die Größe einmal etwas besser einschätzen.

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Bei einer Führung durch den Ort durch Mitarbeiterinnen des Museums erhalten wir zudem einen tieferen Einblick in die Geschichte und den Alltag der Menschen in Grytviken. Auch der 1913 im norwegischen Stil errichtete Kirche, sowie dem Post Office statten wir noch einen Besuch ab.

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Nach etwas über zwei Stunden sind wir wieder zurück am Strand und fahren mit einem der letzten Zodiacs zurück zum Schiff.

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Der kleine Friedhof etwas abseits der Ansiedlung, auf dem sich auch das Grab von Sir Ernest Shackleton befindet, der hier nach seinem unerwarteten Tod während der Quest-Expedition beigesetzt wurde, ist aufgrund der Vogelgrippe leider für uns gesperrt. Und so bleibt uns vom Schiff nur ein Blick darauf zu werfen.

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Der Friedhof befindet sich Rechts unten.

Zurück auf dem Schiff machen wir uns für das Abendessen im Lido Restaurant fertig, in dem es heute einen italienischen Abend gibt.
Dem Ruf nach Ruf nach Pizza und Pasta konnte S. einfach nicht wiederstehen. ;)

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Nach dem Essen genießen wir bei einer grandiosen Lichtstimmung noch etwas die Aussicht auf den Außendecks. Immer wieder ziehen auch Eisberge mit Teils skurrilen Formationen an uns vorbei.

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Mit einem Schlenker über Deck 8 beenden wir den Abend in der Observation Lounge bei einer Runde "Mensch Ärger dich nicht", während die HANSEATIC inspiration für unseren letzten Tag in Südgeorgien Kurs in Richtung der Südostecke Südgeorgiens genommen hat.

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SDanie

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24.03.2013
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2.008
Tag 12 - Gold Harbour – Cooper Bay – Drygalski Fjord

Guten Morgen Südgeorgien! Heute heißt es früh aufstehen, wir haben viel vor.
Der Wecker ist für 7 Uhr gestellt, da wir gem. des geplanten Tagesprogramms heute die 4. Gruppe für die Zodiac-Rundfahrt durch Gold Harbour sind. Jedoch sind wir bereits um 6:40 Uhr durch die Meldung über die Lautsprecher wach. Sonne, ruhige See und die perfekten Voraussetzungen für eine Rundfahrt. Und kurz darauf geht es auch schon mit der ersten Farbgruppe los.

Gold Harbour liegt wundervoll in der goldenen Morgensonne vor uns und auch der Blick zur anderen Seite des Schiffs bietet ein malerisches Bild, denn eine Vielzahl von großen Eisbergen, die durch die Strömung in diesem Bereich Südgeorgiens zusammengetrieben wurden, driften neben der HANSEATICinspiration im Wasser.

Wir machen uns schnell fertig, ziehen uns dieses Mal dicker an, da es noch recht frisch ist und warten auf den Aufruf unserer Farbgruppe. Gegen 7:15 Uhr betreten wir das Zodiac und unser Staff Captain bringt uns Richtung Küste, um die etwa 100.000 Königspinguine und jede Menge Seebären und See-Elefanten aus der Nähe zu betrachten. Wir sitzen ganz vorne an der Spitze im Zodiac. Von den letzten Anlandungen wissen wir, dass das die nassesten Plätze sind, aber wieder gut geschützt mit der Wasserhose ist das kein Problem.

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Eine Anlandung ist hier in diesem Jahr wegen der Vogelgrippe nicht möglich. Aufgrund der Vielzahl und Dichte der Tiere, hätte diese aber heute ohnehin nicht stattfinden können, da der nötige Abstand nicht hätte eingehalten werden können.
Aber auch vom Wasser aus ist der Anblick der Menge an Königspinguinen über dem Strandabschnitt verteilt sehr beeindruckend und wirkt so surreal. Wir genießen die Fahrt und lauschen den wilden Tierstimmen.

Nach guten 20 Minuten erhalten wir plötzlich die Anweisung unseres Staff Captains uns gut festzuhalten sowie in Deckung zu gehen.
Im ersten Moment denken wir, er habe ein Manöver mit dem Zodiac geplant. Doch beim Blick über die Bucht, sehen wir wie das Wasser am anderen Ende der Bucht aufgewirbelt wird und sich eine Gicht-Wand auf uns zubewegt.

Das Wetter schlägt binnen Sekunden um, als plötzlich die berüchtigten katabatischen Winde einsetzen und wir uns mitten in einem Sturm mit Böen von bis zu 60 Knoten(± 110 km/h) befinden. Es peitscht, windet und wir müssen uns tatsächlich gut festhalten und nach vorne bücken. Alle Zodiacs drehen direkt von der Küste ab, um weg vom Strand zu kommen.
Es dauert nicht lange und wir merken zum ersten Mal wie eine Welle uns insbesondere am Rücken und der Seite trifft. Das war eine ordentliche Portion.

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Nachdem sich die Böen gelegt haben, wagen wir einen weiteren Versuch wieder die Küste zu erreichen. Es dauert jedoch nicht lange und wieder nimmt der Wind ordentlich an Fahrt auf. Kurz danach kommt der Befehl von der Brücke "sofortiger Abbruch". Zu gefährlich sind die orkanartigen Winde, um weiterhin eine sichere Rundfahrt zu gewährleisten. Kurz macht sich etwas Enttäuschung breit, weil wir gerade erst so richtig nah an den Haufen an Pinguinen kamen. Aber bei den Bedingungen scheint es auch für uns natürlich das Vernünftigste zu sein.

Nach und nach versuchen alle Zodiacs wieder Richtung Schiff zu fahren, was bei den Wellen und dem Wind aber gar nicht so einfach ist. Mit unserer Poleposition auf dem Zodiac bekommen wir jede Menge Wasser ab, noch nie waren wir so froh uns doch noch für eine sehr gescheite Regenhose entschieden zu haben. 😅

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Platsch und schon die nächste Welle, welche in unseren Gesichtern landet und uns über den Hals auf die innenliegenden Kleidung läuft.
Im Windschatten der HANSEATICinspiration warten wir darauf ans Sidegate zu gelangen, welches aber immer wieder von Wellen überspült wird und ein sicher Aussteigen unmöglich macht.

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Immer wieder sehen wir mit an, wie die anderen Boote kämpfen, die Gäste wieder sicher an Bord zu bringen. Die Zodiacs heben und senken sich aber so sehr, dass das Aussteigen nur mit großer Mühe gelingt.
Und so sind wir doch froh, dass unser heutiger Fahrer auch direkt der erfahrene Staff Captain ist. Die Stimmung auf unserem Boot ist gut, mit jeder Welle, die uns trifft, lachen wir und irgendwie haben wir doch alle auch etwas unseren Spaß.
Auch für die Passagiere, welche erst der zweiten Ausflugsreihe angehören, scheinen wir eine echte Attraktion zu sein. Immer wieder werden wir vom Schiff aus dabei fotografiert, wie unser Boot vor sich hinschaukelt und gegen die Wellen kämpft.

Wir sind mittlerweile klatschnass und trotzdem haben wir alle unseren Spaß. Total verrückt ist, dass die Sonne sich trotzdem weiterhin von ihrer besten Seite zeigt. Mit der Dauer werden die Hände durch das Wasser dann aber doch sehr kalt und das Festhalten an dem Seil hinter dem Rücken dadurch irgendwann tatsächlich schwerer.

Am Ende dauert es fast 40 Minuten, bis wir als vorletztes Boot versuchen das Sidegate zu erreichen, schaffen es aber nicht beim ersten Versuch. Aufgrund einer großen Welle müssen wir einmal mit Vollgas abdrehen und einen erneuten Versuch starten. Dabei werden wir natürlich mal wieder ordentlich nass.

Beim zweiten Versuch gelingt es uns aber, auch wenn die Matrosen sichtlich ihre Schwierigkeiten haben und das Festmachen viel Kraft abverlangt bei den Verhältnissen. Nach und nach steigen wir aus. Erst zurück an Bord wird uns die Situation wohl so richtig bewusst. Denn wir blicken in jede Menge besorgte Gesichter der Besatzung. Man ist froh, dass bisher alle wieder unbeschadet zurück an Bord sind. Am Ende kommen zum Glück alle zwar nass, aber gesund und ohne Blessuren wieder zurück an Bord.

In der Kabine ziehen wir erst einmal die nasse Kleidung aus und waschen die Salzkrusten von unseren Regenhosen ab. Die durch Hapag Lloyd gestellten, blauen Jacken können vor die Zimmer gehängt werden. Dort werden sie eingesammelt und getrocknet. Am frühen Mittag werden sie wieder zurück aufs Zimmer gebracht.
Zwar gibt es in der Dusche eine beheizte Wand, an der man Jacken, Schals und Handschuhe im Zimmer trocknen lassen kann, dafür waren die Jacken heute aber zu durchnässt. Das Trocknen hätte wohl doch zu lange gedauert.

Anschließend brechen wir zum Frühstück auf. Obwohl das Hanseatic Restaurant nur bis 9 Uhr zum Frühstück geöffnet hat, dürfen wir uns um 09:10 Uhr noch setzen und auch noch á la Carte bestellen. Man fragt uns auch direkt, ob wir das nicht in dem Zodiac gewesen seien. Denn auch von hier hat man das Treiben gespannt verfolgt.
Mal wieder gibt es zwei Egg Benedict, dazu einen Latte Macchiato für S. und zur Abwechslung mal einen schwarzen Tee für mich. Wir laufen eine kleine Runde übers Buffet und frühstücken noch ganz in Ruhe.

Zurück auf der Kabine ruhen wir uns kurz aus und schauen uns die Bilder vom bisherigen Tag an, bevor wir uns wieder dicker einpacken und uns nach draußen aufmachen. Das Wetter ist herrlich.
Nach wie vor scheint die Sonne, ringsherum sind Eisberge und auch der Wind hat deutlich abgenommen.

Und so entscheidet die Führung des Expeditionsteams, noch ein wenig zu warten und alles zu versuchen, um natürlich auch der zweiten Gruppe diese Ausfahrt zu ermöglichen. Tatsächlich finden sich dann auch noch einige Unerschrockene, die es in die wieder zu Wasser gelassenen Boote zieht.
Währenddessen stehen wir einige Zeit einfach nur auf Deck 9 und beobachten die Szenerie um uns herum. Der Anblick des Gletschers, das Farbspiel des Meeres und die vielen kleinen Eisberge lassen uns einfach nur fasziniert zurück. Was sind wir wieder einmal so froh, all das erleben zu dürfen.

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Als dann alle wieder zurück auf dem Schiff sind, verzögert sich die ohnehin schon verspätet Abfahrt kurioserweise noch ein wenig durch einen hartnäckigen Eisberg, der es sich auf dem Anker bzw. der Ankerkette gemütlich gemacht hat und so schnell nicht wieder loslässt. Erst ein beherztes Manöver des Kapitäns bringt uns dann wieder frei und wir nehmen Kurs auf das nächste Ziel, Cooper Bay, welches etwa 18 Seemeilen entfernt ist.

Wir überlegen, wie wir nun die weitere Zeit bis zur nächsten geplanten Zodiac Rundfahrt überbrücken. Auf Mittagessen haben wir beide keine Lust, da wir durch das späte Frühstück noch relativ satt sind. Also beschließen wir uns einfach auf Deck 8 zu setzen, zu lesen und etwas Reisebericht zu schreiben.

Irgendwann entscheiden wir uns mal auf der Brücke vorbeizuschauen. Diese ist meistens für die Gäste geöffnet und kann besucht werden. Ob die Brücke geöffnet ist oder nicht wird anhand eines Schildes angezeigt. Wir suchen uns den Weg auf Deck 7, können aber nicht direkt den richtigen Weg finden. Da kommt es uns gerade recht, dass die Sporttrainerin uns begegnet und ebenfalls auf die Brücke will und uns einfach direkt mitnimmt. :giggle:

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Die Atmosphäre auf der Brücke ist einzigartig. Es ist ruhig und die Aussicht einfach unbeschreiblich.
Vor uns liegt rechter Hand die Cooper Bay. Das nächste Ziel ist also erreicht. Über Funk kommuniziert die Brücke mit den Matrosen und so geht der Anker wieder von Bord. Da nun eine Rundfahrt geplant ist, geht der Kapitän auf die seitliche Nok, um das Wetter zu inspizieren. Sofort wird klar, das wird hier heute nichts. Viel zu windig. Die Anzeige auf einem der Monitore zeigt knapp 40 Knoten.

So schnell wie der Anker fallen gelassen wurde, so schnell wird er auch wieder hochgezogen. Nun kommt Plan B zum Tragen. Eine Fahrt in den Drygalski Fjord.

Der Weg dahin ist allerdings auch schon spektakulär, denn wir fahren durch den Eisberg-Friedhof, den wir schon den ganzen Tag am Horizont gesehen haben. Der Sturm, die Wellen und die immer wieder durch die Wolken brechende Sonne schaffen eine dramatische Kulisse für die fantastisch skulpturierten, blauweißen Giganten. Wir erfahren auf der Brücke, dass die vielen Eisberge in der Region sehr ungewöhnlich sind.

Video: Auf dem Weg von Cooper Bay zum Drygalski Fjord

Wir passieren einen riesigen Eisberg zur rechten Seite und fahren in den Fjord, der nach dem Leiter der ersten deutschen antarktischen Expedition, Erich von Drygalski benannt wurde. Drygalski selbst hat den Fjord jedoch nie besucht, da seine Expedition in anderen Regionen der Antarktis tätig war.

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Video: Eisberg vor dem Drygalski Fjord

+1 zieht es nach draußen in den Sturm und so trennen sich kurz unsere Wege.
Was für ein Spektakel. Der Wind ist so stark, dass man sich festhalten muss, hinzu kommt noch die Gischt, welche einem ins Gesicht peitscht.

Video: Blick von der Brücke auf den Inspiration Walk.

Ein paar Minuten später "sammle" ich S. auf dem Inspiration Walk ein und wir entscheiden uns die Fahrt durch den Fjord von der Observation Lounge aus anzusehen und dabei eine Waffel zu essen. Mittlerweile ist es ca. 16 Uhr und ein kleiner Hunger macht sich bemerkbar.

In der Lounge ist es proppenvoll. Geradeso ergattern wir noch einen Sitzplatz, wir fühlen uns dennoch nicht wohl, denn ist es laut und einfach zu voll. Dies war jedoch das erste und einzige Mal während der Reise, dass wir dieses Gefühl auf dem Schiff hatten.
Und so gehen wir nach der Waffel auch direkt wieder raus und setzen uns mit einer Decke unter einen Heizstrahler und genießen von dort aus die mächtigen Gletscher, die sich ihren Weg in den Fjord bahnen.

Der enge Fjord mit seinen steilen, schroffen Wänden, deren Gipfel bis in über 1.000m Höhe aufragen, bietet ein spektakuläres Panorama, wobei uns Wolkenschleier die Aussicht ein wenig drüben. Geologisch ist der Drygalski Fjord insofern interessant, als die Gesteine der linken und rechten Seite eine völlig unterschiedliche Herkunft haben und auch verschieden alt sind.

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Während unserer Fahrt bis an das hintere Ende des Fjords erhalten wir immer wieder Information zur Geologie über die Lautsprecher.

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Für das Auslaufen aus dem Fjord entscheiden wir uns wieder auf die Brücke zu gehen. Vorbei geht's an den Eisbergen hinaus aufs offene Meer.

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Wir nehmen endgültig Abschied von Südgeorgien.

Als wir die Südspitze Südgeorgiens umfahren haben, dauert es nicht lange und wir merken, wie sehr uns die Insel vor dem von Westen kommenden Schwell des Zirkum-Antarktischen Stroms geschützt hat.
Der Wellengang nimmt deutlich zu. Wir bekommen noch auf der Brücke mit, wie der Kapitän seine abendliche Durchsage hält. Für die Nacht ist ein Wellengang von 4-5 Meter angekündigt und es könnte etwas unruhig werden.

Und dem ist tatsächlich auch so. Beim Duschen müssen wir uns schon festhalten, so stark schwankt das Schiff mittlerweile. S. trägt nach wie vor ihr Pflaster hinterm Ohr und ist heilfroh. Denn ihr ist zwar nicht übel, aber das ständige Auf und Ab des Magens strengt an und ist einfach unangenehm.

Zum Abendessen gehen wir mal wieder ins HANSEATIC. Heute haben wir Lust auf Wiener Schnitzel und S. merkt relativ schnell nach dem Brot und der Vorspeise, dass es ihr besser geht, bzw. das Schwanken ihr weniger ausmacht.

Wieder zurück auf der Kabine stolpern wir von einer Seite auf die andere. Die Wellen brechen am Schiff und hinterlassen ein ordentliches Schaukeln. Und so sind wir froh, als wir gegen 22:15 Uhr im Bett liegen. Wir machen uns noch einen Film über die Mediathek an und schlafen bei ordentlichem Wellengang recht zügig ein.

Die Nacht über schlafen wir beide sehr unruhig. Durch den Wellengang sind wir starken Bewegungen ausgesetzt und wir spüren richtig wie ins Bett gedrückt werden. Die ganze Nacht über dröhnt und vibriert das Schiff, als es durch die 5 m hohen Wellen mit Kurs Südwest stampft.
Alles in allem eine unruhige Nacht, aber glücklicherweise ohne körperliche Beeinträchtigung.
 
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SDanie

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24.03.2013
321
2.008
Tag 13 - Seetag

Heute steht ein Seetag an, von dem es nicht viel zu berichten gibt.

Gegen 7:40 Uhr klingelt der Wecker und wir wachen etwas gerädert auf. Die Nacht war aufgrund des Seegangs sehr unruhig. Die Schiffsbewegungen waren so stark, dass wir heute Nacht beide senkrecht im Bett standen, als eine Flasche Sekt vom Schreibtisch gefallen ist. Zum Glück ist die Glasflasche nicht zu Bruch gegangen. Teilweise hatten die Schiffbewegungen schon etwas von einer Achterbahnfahrt. :D
Trotz aller Schaukelei geht es uns beiden aber gut und auch S. hat seit den Falklands keine Probleme mehr mit Übelkeit.

Auch am Morgen hat sich die See noch nicht wieder beruhigt.
Im Gegenteil: die Wind- und Wettervorhersage für heute und morgen ist so miserabel, dass der Kapitän heute Nacht schon entschieden hat, den Kurs und auch unseren Expeditionsplan zu ändern.
Eine Anlandung ist unter den angekündigten Bedingungen auf den Südorkneys einfach nicht möglich. Um Zeit zu sparen, die wir dann lieber im Weddellmeer bei besseren Bedingungen verbringen können, und auch um dem ziemlich windigen Zentrum des Sturms mit Wellenhöhen von bis zu 7 m zu entkommen, fahren wir nun einen etwas weiter westlichen Kurs.

Das neue Ziel lautet: A23a. Der zur Zeit größte Eisberg der Welt.
Bereits seit einigen Wochen hatte ich zuhause den Verlauf des Eisbergs verfolgt und wir haben beide sehr gehofft, dieses einmalige Ereignis erleben zu dürfen. Umso mehr freuen uns nun auf den morgigen Tag.

Ansonsten gibt es heute nicht viel zu berichten. Wir befinden uns Mitten auf dem Ozean und außer ein paar Eisbergen wird uns heute nichts begegnen, was ein Foto wert gewesen wäre.

Nach dem Frühstück besuchen wir um 10 Uhr den Vortrag "Robben des Südpolarmeeres - Meister den Anpassung".

Zu Mittag gibt es für S. einen Salat und eine Portion Gulasch mit böhmischen Knödeln, sowie geräuchertes Aaltartar und Nudeln mit Muscheln für mich.

Um 14:15 Uhr geht es mit dem Vortrag "Sir Ernest Shackleton - Der vergessene wieder entdeckte Polarforscher" weiter.
Wie schon geschrieben fasziniert mich seine Geschichte, insbesondere die Endurance-Expedition, die das Ziel hatte, als erste den antarktischen Kontinent zu durchqueren. Die Expedition scheiterte zwar, jedoch überlebten alle Expeditionsmitglieder der Gruppe unter äußerst widrigen Umständen.

Im Anschluss steht schon wieder der nächste Vortrag auf der Agenda. "Camping in der Antarktis". Wir entscheiden uns zwar dagegen und werden nicht an dem Losverfahren teilnehmen, wir sind aber neugierig wie das Ganze geplant ist.

Am Abend erfolgt dann noch das übliche Recap mit der Zusammenfassung unserer Erlebnisse auf Südgeorgien und das Precap mit der Vorschau auf das, was uns am nächsten Tag erwarten wird.

Den Abend lassen wir nach dem Abendessen erneut mit einer Runde Rummikub im HanseAtrium ausklingen.