Auf in die Fremde Usbekistans - Eine Rundreise in eine andere Welt

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Auf nach Buchara - Teil 1

Dienstag, 19. März 2019

Gegen 2:20 Uhr bringe ich meine Sachen runter, der „Nachtportier“ wird wieder wach und fragt, ob er mir ein Taxi rufen soll. Ja, na klar. Meine Registrierung macht er noch schnell fertig und stellt mir den Zettel dazu aus. Das Taxi ist binnen 10 Minuten hier und es sieht aus wie die letzte Klapperkiste. Abenteuer eben. Ich lade meine Sachen hinten ein, viel größer dürfte das Gepäck nun wirklich nicht sein, und steige vorne in die Blechbüchse. „Origin?“ Okay, es ist früh, ich könnte auch „Destination“ überhört haben und sage lediglich „Airport“. Taxameter wird noch aktiviert, 9.000 stehen schon dran. Den Gurt kannste hier gleich vergessen, fass ihn am besten gar nicht an. Eng ist es auch noch, den Sitz nach hinten machen? Unmöglich. Egal, es ist kein Verkehr und das wird schon reichen. Ich lache, er lacht. Und los geht’s, durch die teilweise miesen Straßen sind wir binnen fünfzehn Minuten am Flughafen von Samarkand. Den Preis von 15.000 So’m hätte ich gerne überall gehabt. Auch hier kann man nicht direkt vor dem Terminal rausgelassen werden, da man nochmal durch eine Passkontrolle bei der „Tourist Police“ muss. In Tashkent musste ich noch einen Scanner passieren, hier nicht, kann auch an der frühen Stunde liegen.


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Im Flughafen nochmal eine Passkontrolle und das gesamte Gepäck muss wieder auf ein Band gelegt werden. Der erste Sicherheitsscan. Der Flughafen wirkt verlassen, es ist schließlich erst Viertel vor drei. Gegen halb vier sollte doch eigentlich spätestens der Check-In beginnen und die Maschine aus Istanbul landen, just in dem Moment kommt der Hinweis auf der Tafel, dass der Flug 40 Minuten Verspätung hat. Es wird langsam voller, voll ist es jedoch noch lange nicht. Das Licht geht an und jemand setzt sich in Richtung Check-In Counter in Bewegung. Es ist doch recht frisch heute früh, so langsam kriege ich Hunger. Eine Crew erscheint auch noch.

Irgendwann wird dann endlich die Security geöffnet, jedes Ticket wird nochmal begutachtet und ein Passabgleich vergenommen. Stimmt alles? Dann gibt’s den Stempel auf’s Ticket. Die Security ist heute wieder sehr kleinkariert, alles will angesehen werden, wie öffnet man ein Objektiv? Dazu noch alles Akkus einmal ansehen, schlimm wenn man mit 5 Kamera-Akkus und zwei fetten Powerbanks dazu zwei Kameras und 3 Objektiven rumläuft.

Airside hat dieser Flughafen recht wenig zu bieten, im Obergeschoss befinden sich eine Lounge und ein Dutyfreeshop sowie eine Bar, die nur auf internationalen Flügen geöffnet haben, unten sind ca. 30 Sitze, ein ausgebuchter Widebody macht hier sicherlich keinen Spaß. Irgendwann wird die Tür geöffnet und man soll zum Flugzeug folgen, heute Nacht bringt mich die Boeing 767-300ER UK67003 zurück nach Tashkent. Ich ahne schon böses, die Maschine kommt aus Istanbul und wird vermutlich am Internationalen Terminal abgefertigt…


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Vor der Gangway wird das Ticket abgerissen und oben nochmal der Abschnitt kontrolliert, das übliche halt. Ich nehme auf 1A platz. Die Businesskabine ist nur mit Crew besetzt. Ich werde nach einem Getränkewunsch gefragt und nehme Cola, es wird nochmal nachgeschenkt, das wars dann allerdings mit Service auf dem Flug. Sehr schade. Die Sitze sind zwar etwas abgerockt, auch eine 2-1-2 Konfiguration ist mir bisher in keiner 767 untergekommen, aber bequem genug um schlafen zu können.


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Ich döse zwischendurch ein, vor der Landung werde ich wieder wach, in Tashkent bricht bereits die Morgendämmerung an und wir landen sehr weich… denkste! Jede Landung in Usbekistan war bisher alles andere als weich! Das arme Fahrwerk…

Wir rollen wie befürchtet zum internationalen Terminal. Beim Aussteigen frage ich unten nach meinem Endziel, also welchen der drei Busse ich nehmen soll. Obwohl mein Gepäck nur bis Tashkent gelabelt ist, ist mir etwas mulmig im zweiten Gedanken, ob ich wirklich richtig sitze. Der Bus fährt los, vorbei an 787 und Il-114 mit Kurs auf nationales Terminal. Unterwegs höre ich meinen Namen im Funk und frage, was los sei. „Er habe nur die Namen und das Gepäck der Transitreisenden durchgegeben und ich müsste hier das Gepäck holen und dann wieder zum Check-In laufen.

Es ist bereits viertel vor Sieben, als sich das Band endlich in Bewegung setzt. Man könnte es sich auch leicht machen und einen einfach durch die Tür zum Check-In Bereich lassen. Pustekuchen, einmal bitte raus und wieder durch die Terminal Security auch hier erwischt man mich auf dem falschen Fuß, endlos halte ich wohl alles auf, wegen Kleinkram in der Jacke. Ich wollte sie doch durch den Scanner schieben. Durfte ich nicht.

Ich nehme noch den letzten Bagtag ab und mache mich zum Check-In auf. Einen dedizierten für die Business Class gibt’s nicht. Auch keine Sonderbehandlung fürs Gepäck oder die Security. Vor letzterer wechsle ich nochmal 140€ zum Kurs von 9.390 UZS, bisher der beste Kurs. Die Security meint es nochmal ganz genau nehmen zu müssen und scannt alles im Hinterfach (Kamera & co) mit einem seltsamen Pistolenartigen Gerät, zeitgleich wird mein Pass und Ticket weitergereicht und es werden Notizen von der Passbildseite gemacht. Warum zur Hölle??

Das Boarding wird mündlich ausgerufen und die Halle stürmt los. Mit dem Bus geht’s dieses Mal zum A320 UK32016, leider keine neo, diese steht am anderen Terminal.


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Dieses Mal ist die Business Class gut gebucht, aber auch hier gibt’s nur ein Begrüßungsgetränk. Sehr schwach. Den Rest des Fluges schlafe ich, unterwegs gibt’s noch ein Bild vom Navoiy Airport, welcher unweit von Buchara entfernt liegt.


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Auch diese Landung ist gnadenlos hart. Das Gepäck braucht wieder seine Zeit und auch dieses Mal steht der versprochene Fahrer nicht am Ausgang. Gestern kam noch die Bestätigungsmail. Ich nehme also ein Taxi, der genannte Preis klang doch zu unglaubwürdig, denn am Ziel wächst der Betrag auf das fünffache. Verhandeln ohne Sprachkenntnisse, unmöglich. Unterwegs will mir seine Frau noch einen Ausflug über sein Handy andrehen, sorry aber wenn du mit dem Preis nicht ehrlich bist, siehst du von mir auch keinen weiteren Penny. Das letzte Stück zu Fuß durch eine schmale Gasse zum Rizo Boutique Hotel werde ich noch begleitet.

Man entschuldigt sich noch, dass kein Fahrer da war, es gab ein Problem. Getauschte Rollen? Die Oma spricht hier ein wenig englisch. Tausche Pass gegen Schlüssel, ich erwähne noch, dass mein Nachtzug um 4 Uhr abfährt, der Bahnhof von Bukhara liegt ca. 25 Minuten außerhalb der Stadt in Kogon. Ich verbringe noch eine Weile auf dem Zimmer und ruhe mich aus, lade meinen inneren Akku auf und breche mittags in die Stadt auf.

Fotos vom Hotel

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Weiter in Teil 2…
 

Siwusa

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"Ich hätte sie gerne eingeladen, aber bevor ich irgendwas sagen konnte hörte ich sie schon „ich bezahle“. Das nennt man wohl usbekische Gastfreundschaft."

Hast Du eine Vorstellung, was Lehrerinnen so verdienen in Usbekistan? Ich hoffe, Du hattest wenigstens ein kleines Geschenk für sie, dafür, dass sie Dich den ganzen Tag rumgeführt hat.

Da muss ich ihn aber auch mal beschützen, insb. die sie sich vermutlich mit dem Essen für seine Zeit bedankt hat, da er sich mit ihr auf Deutsch unterhielt...
 

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Buchara - Teil 2

Buchara ist eine sehr schöne „Kleinstadt“, alles liegt sehr nah beieinander. Zunächst gehe ich über den Platz des Toqi Sarrofon Basars, es ist der belebteste Platz der Stadt wie es scheint, Restaurants und Café, Schmuck und Teppich-Geschäfte findet man hier.


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Die Straße zieht mich in Richtung der Khoja-Gaukushan Madrasa, auch hier sind die Verzierungen ähnlich wie in Samarkand sehr schön anzusehen, vorbei an der Khoja Moschee geht’s zum nächsten Basar, dem Toqi Telpak Furushon Bazaar. Hier sind einige „fliegende Händler“ mit ihren Waren im Schutz der alten Gemäuer untergekommen. Zur Linken sieht man bereits das große Kalon Minarett. Mich zieht es zunächst zur Ulugbek Medrese.


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Durch das Toqi Zargaron geht’s die Straße hinab zur Kalan Moschee. Es ist wenig los, der Eintritt kostet lediglich 6.000 So’m, plus 2.000 für Fotos machen, also weniger als einen Euro. Das Gelände ist etwa wie ein Viertel der Größe des Registans in Samarkand, aber mindestens genauso schön gestaltet.


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Nach etlichen Fotos gehe ich zur nahen Festungsanlage „Ark“, es soll eine Zitadelle aus dem 4. oder 5. Jahrhundert vor Christus sein, sie diente als Residenz und Regierungssitz der Khane und Emire von Buchara. Im Lauf der Zeit wurden hier als Stadt in der Stadt auch Institutionen aufgenommen, wie z.B. die Münzprägung. Bei der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee 1920 gingen etliche Holzbauten in Flammen auf, ein paar wurden nach historischen Plänen wieder aufgebaut.


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Der Eintritt beläuft sich auf 15.000 So’m sowie weiteren 10.000 So’m für die Fotografie. Es werden entsprechend zwei Tickets ausgestellt und direkt daneben entwertet. Lediglich ein kleiner Teil der Anlage ist als Museum zu besichtigen. Zwischen Artefakten und Malereien kann man in die verschiedenen Bereiche der Institutionen schauen, z.B. den Krönungssaal, von der ehemaligen Überdachung ist nur ein kleiner Teil mit Säulen erhalten.


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Auf der nördlichen Seite befindet sich die Djami-Moschee (Freitagsmoschee).


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Weitere Teile des Museums

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Den Torbau und die Türme kann man leider nicht betreten. Als ich gerade im Aufbruch zurück in die Stadt war, wurde ich von einem Polizisten angesprochen, so wollte dieser wissen woher ich sei und ob ich einen Panoramagang machen wollte. Natürlich gegen Schmiergeld. Da ich bereits wusste, dass es auf der anderen Seite der Mauer nichts zu sehen gab, lehnte ich dankend ab. Ich habe bereits in meiner Vorbereitung gehört, dass dies je nach Laune für zehn oder fünfzehn Dollar angeboten wird. Viel sieht man nicht, lediglich ein paar Fotos aus der Höhe von der Kalan Moschee wären interessant gewesen. Jedoch nicht für den Preis.


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Auf dem Rückweg kehrte ich noch in einem Café ein, sehr skurril, wenn man auf dem Tisch, den Mannheimer Morgen von Januar 2018 lesen kann. Deutsch scheint in Usbekistan eine beliebte Fremdsprache zu sein. Die Auswahl war nicht schlecht von hausgemachten Kuchen bis hin zu Kartoffelwaffeln (sowas wie Puffer) und Omelett konnte man richtig satt werden.

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Die Preise waren sehr human und lecker war’s auch noch. Danach ging ich zurück ins Hotel, um nochmal ein wenig zu schlafen, es war doch eine anstrengende Anreise mit den Flügen durch die Nacht.

Am Abend suche ich mir noch was zu futtern und bezahle im Hotel noch den Preis des Zimmers und bitte um einen Transfer für halb 3 Uhr nachts zum Bahnhof. Der Bahnhof von Buchara liegt rund 25 Minuten außerhalb der Stadt in Kogon. Die Fahrt dorthin kostet knapp 100.000 So’m. Ich nehme mir noch ein Bier mit (15.000 So’m) und verbringe die letzten Stunden auf dem Zimmer.


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Mit dem Nachtzug geht es dann gegen 4 nach Khiva. Gebucht habe ich etwa 3 Wochen vor Abfahrt ein „Bett“ im Abteil der ersten Klasse für rund 21€. Ich bin gespannt…
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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BER
Da muss ich ihn aber auch mal beschützen, insb. die sie sich vermutlich mit dem Essen für seine Zeit bedankt hat, da er sich mit ihr auf Deutsch unterhielt...
War ja nicht böse gemeint, nur als Hinweis auf kulturelle Etikette. Kann man elegant lösen, in dem vorgibt, aufs WC zu gehen und stattdessen schon mal proaktiv und unauffällig bezahlt. Andernfalls wird der Gast natürlich immer eingeladen. Auch wenn man nur wenig selbst zum Leben hat.

Interessieren würde mich, warum Du von Samarkand nicht einfach ein Taxi oder Sammeltaxi nach Buchara genommen hast, statt den Umweg über Taschkent zu fliegen mitten in der Nacht? Dauert keine 4h und ist zu jeder Tageszeit möglich. Und kostet sicher nicht mehr als 5 Euro pro Sitzplatz.
 
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Interessieren würde mich, warum Du von Samarkand nicht einfach ein Taxi oder Sammeltaxi nach Buchara genommen hast, statt den Umweg über Taschkent zu fliegen mitten in der Nacht? Dauert keine 4h und ist zu jeder Tageszeit möglich.

weil ich fliegen wollte :p Ursprünglich war der Zug am Montag geplant (der Dienstag nicht verkehrte), aber ich fand später dann einen vollen Tag in Samarkand zu wenig und der Flug hat in der Business Class jetzt auch nur 100€ gekostet.
 
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unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
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Trans Balkan Express
Vielen Dank auch von mir für den Reisebericht. Die Fotos geben einen sehr guten Überblick. Buchara war meine Lieblingsstadt in Usbekistan. Aber wie bereits schon im Bericht von HON/UA zu sehen, wirkt sie lieblos saniert und irgendwie wie ausgestorben. Es scheint so, als ob die "Seele" der Stadt dabei verloren gegangen ist.
 

MaxPowers

Reguläres Mitglied
13.02.2017
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FRA
Vielen Dank für deinen Reisebericht und die wirklich tollen Fotos!
Ist ein sehr schöner Kontrast bzw. Ergänzung zum Bericht von HON/UA und so langsam bekomme ich Lust, mich auch mal in Zentralasien herumzutreiben. :)
 

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Vielen Dank auch von mir für den Reisebericht. Die Fotos geben einen sehr guten Überblick. Buchara war meine Lieblingsstadt in Usbekistan.

Vielen Dank für deinen Reisebericht und die wirklich tollen Fotos!
so langsam bekomme ich Lust, mich auch mal in Zentralasien herumzutreiben. :)

Danke. Es ist auch noch keine Saison gewesen, die soll den Hoteliers zufolge erst Mitte/Ende April starten, ich war ganz froh, dass es recht leer war
 

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Mittwoch, 20. März 2019

Gegen viertel nach zwei in der Früh klopft es an der Tür. Es ist mein Fahrer, oh Hölle auf Erden, warum ist es nur so früh, denk ich mir, packe noch meine letzten Sachen in die Jackentaschen und nehme beide Rucksäcke auf, bevor es die Treppe hinab geht. Die halbe Familie steht unten zum Verabschieden, das war doch nicht nötig gewesen. Ich überreiche der Lady noch den Schlüssel, bedanke und verabschiede mich. Ich wäre gerne länger geblieben. Die Kommunikation mit dem Fahrer ist schwer, so sprechen wir nicht die gleichen Sprachen. Die Straßen sind wieder katastrophal, zum Glück ist kein Verkehr. Die Autobahn nach Kogon ist jedenfalls nicht besser als ein asphaltierter Feldweg bei uns. Die Sicherheitsgurte haben in diesem Auto das Wort Sicherheit nicht verdient, nach knapp 25 Minuten sehe ich den Bahnhof „Buxoro Vokzal“. Kurz vor dem Zaun halten wir an, ich bedanke mich nochmal und verabschiede mich. An der Kontrollstelle zeige ich Pass und Ticket und lege meine Sachen in den Scanner.


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Alles in Ordnung und weiter geht’s zum Bahnhof zur zweiten Kontrolle, wieder Ticket und Pass zeigen und alles auf’s Band. Es piept, ich verweise auf den Gürtel und darf passieren. So richtig Lust haben die Beamten heute Nacht nicht. Einer isst Nüsse, ein anderer sieht Videos auf dem Handy, der dritte pennt.


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Nachdem ich bereits eine Stunde saß kamen zwei Angestellte der Eisenbahn, die mein Ticket sehen wollten und mir für 20.000 So’m einen Komfortraum anpriesen, ich lehnte dankend ab, die 30 Minuten bis zur Einfahrt des Zuges wollte ich mein Gepäck nicht zweimal quer durch den die Halle schleppen.

Und siehe da, da kommt einer den du schon kennst, es ist der Japaner aus Samarkand. Wir unterhielten uns, er sei mit dem Shared-Taxi gekommen und habe ab Buchara noch ein Ticket für die dritte Klasse nach Xhiva bekommen. Am Zug trennen sich unsere Wege für die nächsten Stunden. Ich beziehe nach der 3. Pass/Ticket Kontrolle mein Abteil der ersten Klasse. Der Zugbegleiter kommt nochmal mit Bettzeug. Später als ich bereits lag, fragte er was mit dem anderen Bett sei. Da ich nur Nr. 006 gebucht hatte, wusste ich von nichts. Er nahm sich das Bett dann selbst zwischen den Halten.


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Bettzeug

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Die Lok wurde noch getauscht, da die Strecke ab Buchara noch nicht elektrifiziert ist. Später sehe ich dann auch welche Schönheit uns gezogen hat. Irgendwann ruckeln wir los. Recht langsam, zwischendurch merke ich, dass wir hielten, scheinbar war etwas auf der Strecke oder diese ist nur selten mehrspurig.


Ich schlafe recht gut bis 7 Uhr. Ein Blick aus dem Fenster versichert mir, dass wir mitten in der Wüste sind, wir fahren etwa 40-50 km/h. Es wird kalt und ich nehme mir noch die dicke Decke aus der Ablage, stelle mir für 10 Uhr noch einen Wecker und schlafe weiter. Gegen halb 10 bin ich dann auch wach und mache mich langsam fertig. Gegen 10 erreichen wir Urgench und haben noch eine knappe Dreiviertelstunde vor uns.


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Am Ziel verlasse ich den Zug und mache noch ein Foto der Zugmaschine. Am Ausgang treffe ich den Japaner wieder, so gehen wir zusammen in die alte Stadt. Unterwegs helfe ich noch ein Band von einer Laterne zu lösen. Mein Gepäck stelle ich in seinem Zimmer unter und wir finden ein nettes Restaurant beim Weg durch diese magische Filmkulisse. Es wirkt einfach wie ein Traum. Chiva ist als Festungsanlage aufgebaut.


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Fortsetzung im nächsten Beitrag
 

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Ein Rundgang durch Xhiva (auch: Khiva, Chiva)

In der Saison wird wohl Eintritt über die beiden Haupttore fällig. Ich hatte davon bereits in meiner Vorbereitung gelesen, ca. 30.000 UZS, aber man soll auch über die Gassen an den Seiten wie die Einheimischen hineinkommen. Vollkommen kostenfrei.


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Rechts ist heute ein Hotel

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Vom Dach des Restaurants gibt’s einen wunderschönen Rundblick über den Hauptplatz der Stadt. Ein wenig vermisse ich einen richtigen Markt, es gibt zwar überall Stände, aber Gewürze, Obst & Co. sehe ich nirgends.


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Nachdem das Essen bestellt ist, dauert es eine Weile und teilen alles auf. Der Kellner macht noch ein nettes Foto und dann beginnt das große Fressen. Es war sehr lecker, wenn auch der Geschmack teilweise fremd war.


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Das gesamte Mahl kostete knapp unter 10€, ein sehr fairer Preis. Wieder kein Plov hier. Eine Chance habe ich noch das Nationalgericht zu probieren… Wir setzen unseren Rundgang fort,


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bis wir zum großen Minarett kommen, es ist das höchste in ganz Usbekistan mit 57 Metern, der Eintritt kostet lediglich 15.000 So’m, es müssen 180 Stufen überwunden werden. Kein Problem? Naja der Aufstieg erfolgt nach 10 Metern in absoluter Dunkelheit, die Stufen sind verdammt schmal und unterschiedlich hoch.


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Beste Möglichkeit ist der Hundegang, in einer Hand das Smartphone mit eingeschalteter Taschenlampe. Unterwegs muss ein paar Mal umständlich an den engsten Stellen Platz gemacht werden, da die wenigsten Leute warten, bis man 3-4 Stufen weiter an einer etwas breiteren Stelle ist.


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Der Ausblick ist phänomenal. Unglaublich. Und der Wind pfeift durch alle Fenster und Löcher.


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Der Abstieg ist schlimmer als der Aufstieg, besonders für große Menschen. Nach einigen Metern gebe ich aufrecht auf und nutze wieder den Hundegang, diesmal rückwärts. Unten angekommen geht’s direkt zum Hotel das Gepäck abholen und sich verabschieden.

Souvenirs?

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Ich gehe aus der Festung hinaus und nehme ein Taxi zurück zum Bahnhof. Der Preis von 10.000 So’m ist angemessen ehrlich. Der Fahrer interessiert sich natürlich wieder über die Herkunft und zählt etliche deutsche Städte auf, nur nicht Hamburg. Nie gehört?


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Meinen Zug nach Urgench erreiche ich noch, auch wenn mir gesagt wurde, dass ich mich beeilen soll. Es ist der gleiche Zug wie auf der Hinfahrt, dieses Mal habe ich ein Ticket der Kategorie Platzkart, ein Sitz bzw. eine Pritsche im Großraumschlafwagen.


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Es ist sehr leer, wir sind zu acht und ein junges Mädchen interessiert sich für meinen Pass, auch wenn wieder eine Sprachbarriere vorhanden ist, ein paar Brocken spricht auch sie deutsch und irgendwie verständigen wir uns. Sie zeigte mir noch Fotos von ihrer Familie und ich ihr vom heutigen Tag in Khiva.

Nach der Abfahrt des Zuges holt sie einen Topf mit essen raus und verteilt es an die Sitzgruppe. Sehr freundlich und vor allem sehr lecker. Kurz vor Urgench raffe ich mich auf und verabschiede mich von ihr und ihrer Oma.


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In Urgench überspringe ich die Taximaffia und gehe zu Fuß die anderthalb Kilometer zum Hotel. Es schaut sehr verlassen aus, interessant. Vom Chefrezeptionist werde ich empfangen, mein Pass wird eingescannt und ich werde auf’s Zimmer begleitet, auf dem Weg dorthin bietet er mir noch eine Tour zu den alten Festungsanlagen der Turkmenen an. Da ich vollkommen k.o. bin, ruhe ich mich heute lieber aus. Der Ausflug sollte 20$ kosten, die Anlagen liegen ca. 30-40km außerhalb der Stadt.


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Ich bin eigentlich satt, esse abends noch den Rest der Snacks, die ich nachts aus dem Automaten für weniger als 50 Cent gezogen habe und gehe später ins Bett.
 

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Donnerstag, 21. März 2019

Gegen halb acht klingelt mein Wecker, ich bin so gar nicht in der Laune mir Urgench noch anzusehen, da die Stadt nicht wirklich viel zu bieten hat und auch im Plan nur für den Zug vorgesehen war, mache ich mich fertig und gehe zum Frühstück.


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Das Buffet ist auf dem eigenen Tisch aufgebaut, mein Name wird noch auf einer Liste abgehakt. Ich werde noch auf usbekisch nach Extrawünschen gefragt und mir eine Tafel gezeigt, ich entscheide mich für Saft und Pancakes. Kaffee werde ich erst wieder zuhause trinken. Es ist gut mal eine Zeit lang abstand davon zu haben.

Ein kleines Highlight für mich sind die zwei Sorten Kaviar, so ist es das erste Mal für mich, diesen zu essen. Geschmacklich doch interessant und ungewohnt, jeden Tag brauche ich das jetzt wirklich nicht. Es ist reichhaltig und eigentlich alles da was man zum glücklich werden braucht.

Nach dem Frühstück gehe ich zurück aufs Zimmer und hole meine Sachen. Beim Checkout bezahlte ich in Bar. Als Kurs wird überwiegend 1$ = 8.400 So’m verwendet. Auch hier kommt wieder eine Tourismussteuer in Höhe von rund 2,50€ hinzu.

Ich lasse mir noch ein Taxi rufen — es soll in fünf Minuten kommen. Ich warte dann mal draußen. Etwas frische Luft schadet nie. Vor dem Eingang ist ein schicker Neuwagen geparkt, der Besitzer verstaut Bündelweise Geld im Handschuhfach. Er fragt mich was auf usbekisch. Schwer zu verstehen, ich sagte, dass ich auf ein Taxi warte. Zum Bahnhof. Gut, dass Wort kann ich inzwischen. Vokzal. Er deutet mir an meine Sachen einzuladen und mich hinzubringen. Sehr freundlich. Auf der Fahrt erzählt er, er sei der Manager des Hotels. Fragt mich wie es mir gefallen hat. Nach fünf Minuten sind wir am Ziel, ich bedanke mich für die Fahrt und gehe durch die Kontrolle.


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Ich hab vergessen vorher online zu schauen, wann der Zug in Urgench ankommt. Mit dem internationalen Fernzug Nr. 324 geht’s heute zu meiner letzten Station dieser Rundreise. Dieses Mal habe ich ein Ticket der zweiten Klasse. Nach der üblichen Kontrolle des Gepäcks wird noch mein Ticket auf der Rückseite abgestempelt. Im Kiosk kaufe ich noch zwei Liter Wasser (je 2.000 So’m). Ich schaue noch kurz auf die Tafel, welche nicht gerade aussagekräftig ist und mache mich dann mit meinen Rucksäcken zu den Zügen.


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Der vordere fährt nach Khiva, also könnte es der zweite sein. Ich frage nach, so stehe ich an Wagen 17 und werde ans andere Ende geschickt. Gebucht habe ich Wagen Nr. 5. Als ich online buchte war dies der einzig verfügbare Wagen. Mich kostete das Ticket mit Gebühren und Reservierung knapp acht Euro. Für die Dauer der Fahrt ein Witz. Fünf Stunden werde ich mich durch die usbekische Landschaft fahren lassen. Die Alternative war ein Shared-Taxi für rund 5-8€.

Auch wenn ich kein Fan vom Zugfahren bin, bin ich noch weniger ein Fan von langen Taxi Fahrten mit Wenig bis keinem Platz. Ich habe schließlich Zeit und Zugfahren in der Fremde kann ein Abenteuer für sich sein. So sind die Züge doch nicht so voll wie zuhause, es werden maximal so viele Tickets verkauft wie Plätze vorhanden sind.

Ich werde freundlich begrüßt, Pass und Ticket nochmal kontrolliert, irgendwie ist jeder begeistert einen deutschen Pass zu sehen. Ich werde ans Ende des Wagen geschickt. Es ist doch kompliziert in diesem kleinen Viererabteil Gepäck von alle zu verstauen, manche reisen mit ihrem kompletten Besitz, und das meine ich nicht scherzhaft. Ich sage Hallo und deute auf das untere Bett. Meine Abteilgenossen verstauen gerade ihre Sachen unter den Betten bzw. In der oberen Ablage, mein großer Rucksack wird auch oben verstaut. Zunächst sitzen wir alle unten, bis der Schaffner kommt und mich nochmal fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich lächle und bedanke mich. Im nächsten Gang kommt er mit dem Bettzeug rum. Okay auch wenn ich nicht schlafen möchte, beziehe ich die Liege mit dem Laken.


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Wir fahren zunächst Richtung Osten, denn Khiva und Urgench liegen auf einer Nebenstrecke, gegen zwölf kommt eine ältere Dame vorbei, fragt mich was auf russisch. So gut bin ich dann doch nicht darin. Okay es geht um’s Essen. Eigentlich habe ich keinen Hunger und versuche ihr anzudeuten, später essen zu wollen. Okay das ist dann doch nicht so leicht. Plov? Plov. Okay nehm ich. Sie strahlt und verschwindet wieder. Nach guten 30 Minuten kommt sie mit zwei Schüsseln auf dem Tablett zurück, ich nehme an es waren mehr.

Ich frage nach dem Preis, sie fängt an all ihr Englisch zu verwenden und bis „fifteen“ hochzuzählen. 15.000 So’m ist ein sehr fairer Preis. Ich bin immer noch am überlegen, wie ich die verbleibenden Millionen verwende. Vielleicht gibt es noch etwas nettes in Nukus zu kaufen? Ich habe ca. 400.000 So’m mehr als ich noch benötige.


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Wir ruckeln und tuckeln durch die Landschaft, nach rund anderthalb Stunden erreichen wir den ersten Halt und eine Lok wird vorne abgehängt und nach hinten gefahren. Einen Richtungswechsel gab es aber nicht, als wir nach zwanzig Minuten unsere Fahrt auf der Haupteisenbahnstrecke fortsetzten.

Das Plov war sehr lecker, und ehe ich mich versehen kann ist sie wieder da und nimmt die Tasse von einem der Jungs und kommt mit Tee zurück, für mich. Er lacht nur. Heißes Wasser tötet die Bakterien schon ab. Am Anfang jeden Wagens ist ein Wasserboiler. Wie ich auf der letzten Fahrt gesehen habe zwischen 80 und 100 Grad laut der Skala, sofern sie richtig funktionierte.

Mein neuer Freund deutet mir an, dass er essen möchte. Er klettert vom oberen Bett hinunter und gibt mir zu verstehen, dass sein Essen unter der Bank ist. Alles klar, ich rücke zum Gang, der Tisch ist nur am Fenster. Die Usbeken sind wirklich ein sehr offenherziges und freundliches Volk, auch wenn man sich sprachlich nicht versteht, irgendwie kommt man auch zurecht. Er bietet mir auch was von seinen Teigtaschen und dem leckeren Brot an. Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte.

Heute ist übrigens Nationaler Feiertag in Usbekistan, das Navroz. Wir tauschen wieder die Plätze und ich nutze die verbleibenden Stunden für den Reisebericht. Die Landschaft wechselt immer mal wieder. Zwischendurch bleiben wir mal kurz auf der Strecke stehen. Rund zwanzig Minuten warten wir und warten… Die Strecke scheint überwiegend einspurig zu sein und es ist ein Zug in Gegenrichtung unterwegs.


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Die Abteiltür steht dauerhaft offen — so erlebt man wenigstens etwas mehr. Stetig kommen fliegende Händler durch die Wagen, einer mit geräuchertem Fisch, der nächste mit Zigaretten, Nüssen oder sogar welche mit Schmuck und Badelatschen. Manch einer kommt auch ins Abteil, neugierig sind sie doch alle irgendwie, wer bist du und woher kommst du sind die häufigsten Fragen. Es ist scheint doch eine Seltenheit zu sein, einen Westler in einem solchen Zug anzutreffen. Immerhin wollte heute noch keiner ein Bild machen.

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Bis Nukus sind es noch rund 80 Kilometer, die wir quasi im Schneckentempo entlang rollen. Irgendwann bin ich von dem mit den Fischen genervt, jedes mal stinkt es, so lecker kann der jetzt auch nicht mehr sein.

Etwa 30km vor Nukus stoppen wir nochmal gute 20 Minuten, ein Güterzug kommt entgegen, pünktlich kommen wir jetzt nicht mehr an, aber der Zug soll einen Aufenthalt von gut 40 Minuten in Nukus haben. Ein paar Kilometer vorher kommt der Zugbegleiter zu mir, und deutet darauf, dass ich das Bett abziehe und ihm die Sachen gebe. Er bringt mir noch das Ticket, ich packe zusammen, nehme den Rucksack aus der Ablage und stehe kurz vor dem Bahnhof auf.


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Gegen 16:55 Uhr sind wir dann am Bahnhof von Nukus. Hiermit endet auch die letzte Zugfahrt in Usbekistan. Alle drei Fahrten konnten unterschiedlicher nicht sein, die kurze Fahrt im Großraumschlafwagen bleibt wohl noch lange in Erinnerung. Gastfreundlich waren alle meine Mitreisenden, es wurde immer etwas zu essen angeboten, was ich sehr erfreut mit einem Spasibo angenommen habe. Am Bahnhof nehme ich mir ein Taxi zum Hotel. Er möchte lediglich 15.000 So’m für die gut fünf Kilometer kurze Strecke. Desto weiter ich von Tashkent entfernt bin, desto günstiger werden die Taxis. Auch wenn’s nicht unbedingt Taxis sind.
 
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Hene

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27.03.2013
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Ich kenne den Feiertag als novruz auch aus Aserbaidschan und ist nicht nur ein Feiertag sondern Neujahr.
Nouruz, novruz, nauryz ist das aus dem persischen Kulturraum stammende Neujahrsfest, nach dem persischen Sonnenkalender schon bei den Archaemeniden begangen. Aber eine wirkliche Neujahrsbedeutung hat es in Zentralasien nicht, da ist es auch eher jüngeren Datums.
 
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immer noch Donnerstag…

Vor dem Hotel findet gerade das Navroz statt, heute ist "Neujahr" in Usbekistan wie mir erzählt wurde. Im Hotel werde ich erstmal verwundert angeschaut, ja ich habe eine Reservierung. Dann erinnert er sich. Ich bekomme Schlüssel 504. Er sagt mir noch die Zeiten für’s Frühstück und möchte wissen, wann ich morgen losfahren möchte. Gegen 9 klingt für mich in Ordnung bei 3 Stunden Fahrt wäre ich also passend zum Mittag am Ziel. Um das finanzielle kümmere ich mich dann beim Check-Out. Das Zimmer liegt im fünften Stockwerk, die Aussicht ist über den Fluss auf die Stadt, unten auf dem Platz sehe ich noch dem Spektakel zu und mache ein paar Aufnahmen.


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Wie anstrengend eine lange Zugfahrt sein kann merke ich bereits und entschließe mich dazu, heute nichts großes mehr zu machen. Da Nukus auch eine Stadt der Neuzeit ist, gibt es innerhalb der Stadt kaum historische Bauten und Denkmäler zu sehen, sie wurde erst 1930 gegründet. Etwa 20km außerhalb der Stadt sind alte Mausoleen und Festungsanlagen aus dem 9. und 12. Jahrhundert, vielleicht komme ich dort morgen auch vorbei, andernfalls werde ich meinen morgigen Guide für eine Tour am Samstag fragen.


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HDH Aviation

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25.02.2018
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Holy shit (Haha [emoji38]), die Toilette ist aber nicht für europäische oder amerikanische Hintern gemacht
 

FlyingHigh00

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23.09.2012
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Danke für die Informationen zu der Onlinebuchung der Zugtickets (Lektion 2). Woher weiß man, ob man bei der Buchung nur eine Buchungsbestätigung oder ein e-Ticket bekommt?
 

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Danke für die Informationen zu der Onlinebuchung der Zugtickets (Lektion 2). Woher weiß man, ob man bei der Buchung nur eine Buchungsbestätigung oder ein e-Ticket bekommt?

Eine richtige Buchungsbestätigung gibt es nicht, lediglich was du in deinem Onlinekonto siehst. eTickets sind soweit ich mitbekommen habe nur für den Afrosiyob und den Sharq (hier nicht unbedingt jede Verbindung) zwischen Tashkent und Buchara erhältlich, evtl. auch Richtung Temez und Ferghana, aber da weiß ich es nicht wirklich.

Das eTicket, welches ich wegen meiner Planänderung nicht nutzen konnte und daher storniert habe

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schlepper

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31.08.2016
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Die Waggons hatten doch Zuglaufschilder, auf dem von dir fotografierten steht Taschkent-Wolgograd. ;-)

Habe ich das richtig verstanden, dass du für die fünfstündige Zugfahrt nach dem Frühstück das Bett im Zug bezogen hast? Schlecht im Hotel geschlafen?
 

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Die Waggons hatten doch Zuglaufschilder, auf dem von dir fotografierten steht Taschkent-Wolgograd. ;-)

Habe ich das richtig verstanden, dass du für die fünfstündige Zugfahrt nach dem Frühstück das Bett im Zug bezogen hast? Schlecht im Hotel geschlafen?

ja haben sie aber wenn du es nicht auf Anhieb lesen kannst? Besser doof gefragt als falsch gefahren ;-)

nur die Liege, weil du es machen solltest. Versuch erst gar nicht zu diskutieren, es bringt dich nicht um das Bett zu beziehen ;)
 
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flo.e

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10.06.2009
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Cooler Reisebericht. Habe 2016 eine ähnliche Route gemacht allerdings in Nukus begonnen (mit Il-114 hingeflogen). Viel Spass.
 

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Freitag, 22. März 2019 - Der große Ausflug Teil 1

Früh um halb 8 klingelt mein Wecker. Mittlerweile bin ich das frühe Aufstehen ja schon fast gewohnt, mache mich fertig und gehe nach unten zum Frühstück. Es wird nochmal gefragt was ich denn wünsche, „ja was gibt’s denn?“. Ratlosigkeit. Worte suchen. Er kommt mit einem Aufgebot an Marmeladen, etwas undefinierbarem und Brot zurück, ein paar Minuten später gibt’s noch Spiegelei, etwas sehr kurz angebraten.


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Nach dem Frühstück will ich meine Sachen holen, der Manager spricht mich noch kurz an und sagt, dass mein Fahrer und Guide bereits da sind. Überpünktlich. Schnell die Sachen genommen und die beiden kennengelernt. Mit dem Wagen geht’s auf die Straßen von Nukus.

Mein Guide erzählt von seinem Plan und so fahren wir zunächst nach Mizdakhan, was ich bereits gestern gelesen hatte, er erzählt, dass dort der älteste Friedhof des Landes sei und die Leute daran glaubten, dass Adams Grab hier sei. Sein „Mausoleum“ soll für die Leute hier in Karakalpakstan die Uhr der Apokalypse darstellen, sobald der letzte Stein gefallen ist, soll sie eintreten.

„Uhr der Apokalypse“

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Wir gehen über den Friedhof, er erzählt mir die Geschichte, wie der Friedhof zu seinem Namen gekommen ist. Es sei der Name der Tochter eines reichen Mannes, die einen armen liebte, er sollte sie aber nicht heiraten, darauf hin stürzte er sich von dem höchsten Berg in den Tod und aus Trauer tat sie es ihm gleich. Ihr Mausoleum ist das erste große auf dem Hügel.


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Ein weiteres interessantes Grab ist das des „großen Mannes“, der Legende nach soll er ein Übermensch gewesen sein, und daher einen sehr langen Sarg bekommen haben. Auch dieses Mausoleum ist begehbar, die Schuhe sollten aus Respekt am Eingang ausgezogen werden.


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Sarg des "großen Mannes"

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Ein typisches Grab

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Der Friedhofswärter erzählte noch etwas, was mir übersetzt wurde. Wie viele Gräber es hier wirklich gibt weiß keiner so richtig, da viele nicht gekennzeichnet sind, vielerorts sind Löcher im Boden, mein Guide sagt, man solle vorsichtig auf den unbefestigten Pfaden sein, man könne jederzeit einbrechen. Klingt klasse, wollte schon immer mal mit dem Fuß in einem Grab stecken bleiben. Help..


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Die Ausmaße des Geländes sind unheimlich groß, um das vermeintliche Grab Adams herum sind lauter Steintürmchen aufgestellt.


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Hinter dem Tal auf dem nächsten Hügel liegt die Festung Gyaur-Kala, was so viel wie Festung der Ungläubigen bedeutet, sie hat diesen Namen während der Arabischen Zeit um 712 erhalten, entstanden sein soll sie im 4. Jh.v.Chr., sie soll Teil der einstiegen Stadt Mazda gewesen sein.


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Im Jahre 1220 wurde die Festung von khan Juchi, dem Sohn Genghis-khans, erobert und in Teilen zerstört. Unser Versuch durch die unbefestigten Pfade an den Fuß des Festungshügels zu fahren scheitert mit einem Drehen im Matsch. Ich steige kurz aus und mache Fotos, dann drehen wir um und versuchen ohne weitere Vorkommnisse zurück auf die Straße zu kommen.


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Unsere Fahrt geht weiter über die rauen Straßen nach Nordwesten, so fahren wir durch etliche kleine Ortschaften, an Baumwollfeldern vorbei bis zur „Autobahn“, welche uns nach Kungrad bringt, nach einem kurzen Stopp geht’s wieder über die Ruckelpisten weiter in den Norden.

Bahnhof von Kungrad - „wo das Salz auf der Straße liegt“

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Auf mehr oder minder direktem Wege nach Moynaq. Einen Stopp müssen wir zwangsläufig einlegen, denn Wildpferde blockieren die Straße. Es ist eine große Herde und es wird nicht die einzige bleiben.


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Dann geht’s ohne Zwischenstopp nach Moynaq, das Eingangsschild lassen wir aus, und werden dies beim Rückweg machen, da wir unterwegs einige Touristen überholt haben. Im Ort findet gerade das Nawroz vor dem Museum statt. Wir besuchen es kurz und sehen uns die Ausstellung an, der Eintritt beläuft sich auf 20.000 So’m. Fotografieren würde 30.000 extra kosten, als ich das hörte, hatte ich bereits ein paar Schnappschüsse gemacht und so spannend war’s jetzt nicht alles festhalten zu müssen.

Museum von Moynaq

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Nach dem Museum nehmen wir Kurs auf den See, also den ehemaligen. Die aktuelle Küstenlinie ist inzwischen mehr als 160km von der Stadt entfernt. Mein Guide, er heißt übrigens Ammam, erklärt, dass hier einst keine Straße herführte, man musste mit dem Boot über den Fluss nach Nukus fahren oder mit einem kleinen Flugzeug, der An-2 fliegen, es gab einen Flugplatz vor der Stadt, die Maschinen flogen im Dreieck zwischen Moynaq, Kungrad und Nukus, er erinnert sich gerne daran, 1986 sei seine Familie von Moynaq nach Nukus gezogen. Als kleiner Junge ist er an der Stelle des heutigen Schifffriedhofs noch geschwommen.


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Heute stehen hier zehn vor sich hinrostende Schiffswracks. Die anderen wurden zum Schrotthandel nach Nukus gebracht und verkauft. Zwei stehen etwas abseits im Sand, sie stand bis vor wenigen Jahren noch im Zentrum der Stadt sagt er.


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Ein wenig Wasser sammelt sich heute noch an, wird aber in den nächsten Wochen wieder versickern

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Weiter geht’s im nächsten Teil…