Nachdem hier ja in einem anderen Thread bereits lebhaft diskutiert wird, was "sich bei der Bahn aktuell so tut", mache ich hier mal mit meinen Erfahrungen weiter. Nachdem ich gestern einen Wisch im Briefkasten hatte, welcher mir fast die Tränen in die Augen schiessen lassen hat, berichte ich hier gerne, wie der aktuelle Stand ist.
Mitte Februar wurde von mir ein Fahrgastrechteformular ausgefüllt (mittlerweile habe ich um die 50 Stück ausgefüllt und kann das nun mittlerweile blind) und zusammen mit einer 4-seitigen Beschwerde eingereicht. In diversen Service-Centern wurde ich gebeten, doch bitte die Verspätungen bei Zeitkarten erstmal zu "sammeln" und dann gesammelt einzureichen. Gesagt, getan, meine Beschwerde enthielt eine Aufstellung der Verspätungen incl. letztendliche Züge, mit denen ich angekommen bin. Gestern erreichte mich dann ein Brief von den Fahrgastrechten, welchen ich mit großer Erwartungshaltung öffnete, schließlich habe ich ja freundlich und bestimmt um eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung für mein Anliegen gebeten. Den Brief geöffnet und dann erstmal sprachlos gewesen, wollte die Fahrgastrechte-Abteilung doch eine Kopie meines Semestertickets ... Der Sinn dahinter hat sich mir erstmal nicht erschlossen. Also angerufen (ja, das waren mal wieder meine 60ct für den Anruf) und nachgefragt. Man bräuchte mein Semesterticket, um die Reise als Ganzes zu betrachten und nicht nur eine Teilstrecke... Nach einem freundlichen Hinweis meinerseits, dass es hierbei letztendlich darum geht festzustellen, ob ich mit 136 oder 184 Minuten Verspätung ankomme und mir sich der Sinn dieses Schreibens nicht erschließt, wurde dann "eingelenkt" und man gab sich auch ohne Kopie des Semestertickets zufrieden. Ist letztendlich auch total wumpe, weil die 5€ Erstattung sowieso in beiden Fällen gezahlt werden müssen. Abgesehen davon, dass ich auf meine Beschwerde immer noch keine Antwort habe und die nette Dame am Telefon auch nur über die Verspätung am 16.02., nicht jedoch die am 18.2. (wir erinnern uns: Verspätungen bei Zeitkarten bitte gesammelt einreichen), informiert war, beschloss ich, hier doch genauer nachzuhaken. Nach kurzem Suchen wurde die Verspätung am 18.02. dann auch im System gefunden, verknüpft waren beide Verspätungen aber nicht. Und die Beschwerde? "Ja, die ist wohl mit eingegangen, aber da ist die Fahrgastrechte-Abteilung die falsche Adresse". Auf meine Frage, ob es denn hier keine internen Prozesse gibt, um die Beschwerde intern(!) in die richtige Abteilung weiterzugeben, fing man dann plötzlich an zu schwimmen und man bat mich, doch bitte nochmal beim Kundendialog anzurufen (wiederum für 60ct pro Anruf !!).
Doch deutlich angesäuert nach dem Telefonat habe ich mich erstmal beruhigt und dann 1 Stunde später beim Kundendialog nochmal angerufen. Das Telefonat gebe ich als Gedächtnisprotokoll wieder, so ist es wohl am besten
Ich: "Ich wollte mal nachfragen, wie es um meine Beschwerde steht."
Kundendialog-MA: "Ja, da haben Sie doch schon eine Antwort drauf bekommen."
Ich: "Ja, aber wenn Sie sich die Antwort einmal durchlesen fällt Ihnen schnell auf, dass hier vollkommen am Thema vorbei geantwortet wurde und auf meine Beschwerde überhaupt nicht eingegangen wurde."
Kundendialog-MA: "Okay, schildern Sie mir nochmal Ihr Anliegen."
** Anliegen geschildert **
Ich: "Ich erwarte von einem Unternehmen wie der Deutschen Bahn, dass man sich an die vorgegebenen Zeiten hält. Diese Verbindung wird nach wie vor so im Internet verkauft, von daher erwarte ich als Kunde, dass diese Verbindung auch gehalten wird. Ich für meinen Teil halte meinen Teil des Beförderungsvertrages ja ein, in dem ich pünktlich am Bahnhof bin und meinen Ticketpreis zahle. Dann kann ich auch erwarten, dass die Deutsche Bahn ihren Teil des Beförderungsvertrages einhält."
Kundendialog-MA: "Ja, das können Sie auch erwarten."
Ich: "Ja, und warum tun Sie das dann nicht?"
** MA sucht entsprechende Zugverbindung heraus **
Kundendialog-MA: "Ich sehe gerade, dass die ICs jeweils aus Amsterdam kommen. Hier muss ich sagen, dass es öfter zu wenigen Minuten Verspätungen kommen kann, wenn Züge aus dem Ausland übergeben werden.
Ich: "Diese Aussage trifft hier aber nicht zu. Bisher sind nur 10% meiner Verspätungen durch Übergaben aus dem Ausland verschuldet, 90% der angesprochenen (und eingereichten) Verspätungen sind hausgemacht, das heißt technische Störungen am Zug, Oberleitungsstören oder Weichenstörungen."
Kundendialog-MA: "Okay, ich gebe das so in die Fachabteilung weiter, ich kann Ihnen aber jetzt schon sagen, dass da vermutlich erst beim nächsten Fahrplanwechsel etwas passieren wird."
Ich: "Dann geben Sie mir doch einen Ansprechpartner in der Fachabteilung, damit ich mich bei denen melden kann und das Ganze mit der Fachabteilung besprechen kann."
Kundendialog-MA: "Das geht leider nicht, die Fachabteilung wird Ihnen nicht antworten. Die Fachabteilung hat in der Regel keinen Kontakt zu Kunden."
Ich: "Okay, wie gedenken Sie diese Beschwerde jetzt zufriedenstellend zu lösen?"
Kundendialog-MA: "Ich gebe das an die Fachabteilung weiter, ok?"
Nachdem ich dann gemerkt habe, dass es nichts mehr bringt weiterzudiskutieren, habe ich mich freundlich verabschiedet und aufgelegt.
long story short: Ich bin um 1,20€ ärmer, um 0,0 konstruktive Lösungen / Ergebnisse reicher und die Bahn ist -in meinen Augen- eines der inkompetentesten Unternehmen, die es gibt.
Die letzte Monatskarte habe ich bereits gekauft und sobald diese ausläuft, steige ich aufs Auto um. Bei der Bahn will man anscheinend keine Kunden halten, ist um Lösungen nicht bemüht und von irgendwelchen Kulanz-Regelungen hat man augenscheinlich auch noch nie was gehört. Außer Phrasendreschern ist an der Hotline niemand, der wirklich konkret weiterhelfen kann und der um eine Lösung bemüht ist.
Antworten gibt es in der Regel im Textbaustein-Format, was auch schon wenig kundenfreundlich ist.
Ich warte mal ab, wann die Fahrgastrechteabteilung gedenkt, mein mir zustehendes Geld zu überweisen oder ob vorher vielleicht nochmal ein schwachsinniges Schreiben kommt, dass einmal mehr die schiere Inkompetenz dieses Unternehmens beweist.