@ GoldenEye:Du stellst die Thematik auf den Kopf. Exakt umgekehrt ist es.
Gut bezahlte, hochqualifizierte Piloten will ich haben - und erkenne, dass ich gleichwohl dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten ausgeliefert bin.
Unterbezahlte Piloten, die sich "not fit for flying" ins Cockpit schleppen, weil sie um ihren Kontostand fürchten müssen, will ich NICHT haben - die Problematik mit dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten habe ich freilich dort ebenfalls.
Selten habe ich eine schlechtere Argumentation von dir gesehen, werter GoldenEye.
feb, wir sind uns ja beide absolut darin einig, dass wir nicht wollen, dass sich jemand krank in's Cockpit schleppt, der nicht fit dafuer ist.
Worin wir uns unterscheiden, ist die Frage, ob ein kausaler Zusammenhang besteht zwischen der juristischen Konstruktion, die in dem Artikel beschrieben wurde, und einem Piloten, der sich krank zur Arbeit schleppt.
Betrachten wir die beiden Themen nacheinander:
1) Ryanair.
Die Frage ist, hat Ryanair hier zulaessige Gestaltungsmoeglichkeiten genutzt, oder (moeglicherweise vorsaetzlich?) gegen bestehende Gesetze verstossen? Das werden wohl die Gerichte entscheiden muessen. Und ich komme mir fast schon vor wie feb, wenn ich sage: Ich habe hier volles Vertrauen in das deutsche Rechtssystem, dass die Gerichte das zuverlaessig tun werden. Deswegen verbieten sich auch Vorverurteilungen. Allerdings muss ich hinzufuegen: Lieber waere mir, wenn Gesetze so eindeutig formuliert waeren, dass es gar nicht erst so weit kommen muesste.
Dreh- und Angelpunkt scheint hier die Frage zu sein, dass nicht eindeutig klar zu sein scheint, ob die Sozialversicherungspflicht am Sitz des Unternehmens oder am Ort der Leistungserbringung ansetzt. Wohl vor allem deshalb, weil man sich zu bismarck'scher Zeit nicht vorstellen konnte, dass beides nicht zwingend identisch sein muss.
Im Zeitalter der Globabalisierung stellt sich diese Frage wohl in vielen Branchen, da ist die Airline-Branche vergleichsweise nur eine Randnotiz.
Aber vielleicht wissen andere mehr ueber diese Thematik.
2) fit for flying?
Wenn ich mich nicht taeusche, variiert wohl auch beim fest angestellten Piloten die Bezahlung mit dem Einsatz. Zwar nicht im gleichen Ausmass, aber Zulagen, Pauschalen etc. haengen doch auch hier vom Flugeinsatz ab.
Darueber hinaus gibt es ja - man verfolge nur die aktuelle Presse - durchaus Leute mit noch hoeheren Einkommen als Piloten, die Geldsorgen haben. Konsequent waere es dann, nicht nach dem Vertrag zu fragen, sondern ueberhaupt nach den finanziellen (und sonstigen!) Verhaeltnissen des Piloten.
zu hohe Schulden? Flugverbot!
Frau hat ihn verlassen? Flugverbot!
Vater gestorben? Flugverbot!
zu oft im Spielcasino? Flugverbot!
usw..
3) zur Thematik insgesamt
Ich kenne persoenlich Leute ausserhalb Europas, die halten eine Krankenversicherung fuer ueberfluessig (fuer sich selbst, nicht fuer die Gesellschaft. Und nicht etwa deswegen, weil sie reich waeren). Mein Standpunkt ist da zwar anders, wie bereits oben erwaehnt halte ich eine Versicherungspflicht fuer solche Elementarrisiken fuer richtig (auch wenn wir in Europa da gelegentlich ueber's Ziel hinausschiessen), aber ich muss auch zur Kenntnis nehmen, dass es andere gibt, die das anders sehen, und die genauso ein Recht auf ihre Sichtweise haben, wie ich auf meine. Was ich damit sagen will: Es ist keineswegs nur poehse Gewinnmaximierung der poehsen Konzerne, die hier am Werk ist, sondern auch oftmals die Arbeitnehmer selbst, die das so sehen, und deren Sichtweise genauso gut oder genauso schlecht sein kann wie unsere eigene.