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Kaviar und Champagner in der Eco hätten mich weniger Überrascht, als meine neuerliche Erfahrung mit dem Ryanair-Groundservice in FRA. Deshalb dieser Mini-Reisebericht über einen Flug, der ansonsten eines Reiseberichts gar nicht würdig wäre.
Vorwort und Beichte: Ich habe meine Seele an Michael O'Leary verkauft. Ich habe Ryanair lange Zeit ignoriert, bin aber in diesem Jahr bei Roundtip-Preisen ex-FRA von teilweise unter 10 EUR schwach geworden und habe mehrere solche Tickets gekauft. Und fand Ryanair überhaupt nicht schlimm (bis auf nicht verstellbare Rückenlehnen - aber die kommen leider auch bei "Full Service" Airlines, BA hat diese Folter-Bestuhlung schon bestellt).
An jenem Tag wollte ich mit FR nach Porto. 2:20h vor dem Abflug klingelte bei mir der Wecker. Den Wecker stelle ich nicht zum Aufstehen, sondern zum Einchecken - denn je später man bei FR eincheckt, desto bessere Sitzplätze bekommt man. Diesmal habe ich einen Fensterplatz in der Exit Row erwischt - völlig gratis. Nach der Dusche und einem O-Saft bekomme ich ein ungutes Gefühl und renne aus dem Haus ohne zu frühstücken, um eine frühere S-Bahn zum Flughafen zu erwischen.
Am Flughafen funktioniert die "Skyline" zum Terminal 2 schon wieder nicht, der Bustransfer nimmt gut 10 Minuten in Anspruch weil der Fahrer erst einige Minuten auf andere Paxe wartet. Im Terminal 2 finde ich plötzlich eine riesige Schlange vor Security vor. Diese Schlange würde locker 40-50 Minuten verschlingen, und das Gate schließt bereits in 25 Minuten
Die Panik war aber nur kurz, denn zum Glück fliege ich mit Ryanair, und nicht mit irgendeiner Airline! Ich öffne schnell die Ryanair-App und buche "Security Fast Track" für 4,99 EUR dazu. Auf der Online-Bordkarte taucht automatisch "Fast Track Security" auf, ich gehe stolz und entspannt zum Fast Lane Eingang, scanne die Bordkarte, das Gerät leuchtet grün. Life is good!
Als ich wieder nach vorne blicke, sehe ich eine hübsche junge Dame in einer roten Uniform vor mir. Sie fragt mich, welchen Flug ich nehme.
"Ryanair nach Porto", sage ich.
"Ihr Flug steht nicht auf der Tafel. Sie dürfen hier nicht durch!"
"Auf welcher Tafel???
"
"Hier!" Sie zeigt mir eine kleine Anzeigetafel mit dem Titel "Fast Lane Flüge". 4 Flüge sind dort aufgelistet, mein Flug ist nicht drauf.
"Aber die Bordkarte wurde gescannt, es leuchtet grün! Warum darf ich nicht durch?"
"Weil Ihr Flug nicht auf der Tafel steht."
"Das ist doch eine von mir extra bezahlte Zusatzleistung. Hier steht Fast Track auf der Bordkarte, warum muss der Flug überhaupt erst auf der Tafel stehen? Das Gate schließt ja in 20 Minuten, ich muss jetzt durch oder ich verpasse die Maschine!"
"Hier dürfen nur Passagiere von Flügen durch, die auf der Tafel stehen!"
"An wen soll ich mich deswegen wenden? Kann ich Ihren Vorgesetzten bitte sprechen?"
"Fragen Sie doch am Ryanair-Schalter, sie haben Ihnen diese Leistung verkauft!"
Ich gehe zum Ryanair Checkin in der am weitesten entfernten Ecke der Halle E und freue mich auf den berühmten Ryanair-Servicegedanken. Die Uhr tickt.
"Entschuldigung, ich habe gerade bei Ihnen Fast Lane Security gebucht, aber die Leute dort lassen mich nicht durch, weil mein Flug nicht auf der Anzeigetafel für Fast Lane Flüge steht", erlange ich die Aufmerksamkeit einer Checkin-Mitarbeiterin.
"Sind das Ryanair-Mitarbeiter, die Sie nicht durchlassen?"
"Nein, das ist vermutlich Fraport-Personal".
"Dann wenden Sie sich bitte an die Fraport!"
"Die haben mich doch gerade hierher geschickt!"
"Gehen Sie dann bitte zum Schalter 938", findet sie endlich, wie sie den Ruhestörer loswird.
Am Schalter 938 steht "Ryanair Tickets" oben drauf. Eine Dame am Schalter bedient einen einzigen Kunden und füllt per Hand ein langes Formular aus. Sieht irgendwie wie das Ausstellen eines Papiertickets in früheren Jahren aus. Ich frage den Kunden, ob er es eilig hat, woraufhin die Dame am Schalter sofort antwortet, dass sie zuerst das Ticket zu Ende ausfüllen muss.
Am Nachbarschalter nimmt bald ein älterer Herr Platz, lächelt mich an und fragt, wie er mir helfen kann. Ich erkläre das Problem. "Bullshit", sagt er entsetzt, "das darf nicht sein", nimmt mein Handy mit der Bordkarte in die Hand und fängt an am Computer zu tippen.
"Ich brauche zudem wohl eine neue Bordkarte, weil diese schon gescannt wurde, und das Gate schließt bereits in 10 Minuten" - rede ich mir die Frust von der Seele. Ich habe mich schon damit abgefunden, dass mein nächstes Verkehrsmittel die S-Bahn nach Hause sein wird.
"Keine Sorge, das bekommen wir schon hin!" Na klar, und zum Gate darf ich auf einem Einhorn reiten!
Nach vielleicht einer Minute ist er fertig am Computer. "Ich gehe jetzt zusammen mit Ihnen zur Security, weil Ihre Bordkarte bereits gescannt wurde und man Sie sonst nicht durchlässt", sagt der freundliche Herr. Bin ich hier in einem Werbefilm gelandet?
Wir gehen gemeinsam zur Security, unterwegs sprechen ihn ein paar andere Ryanair-Passagiere an. Er beantwortet freundlich und kompetent ihre Fragen. Ich bedanke mich bei ihm und erwähne, dass seine Hilfsbereitschaft genau das Gegenteil von dem ist, was man von Ryanair erwartet. "Ich mache das, weil ich früher selbst an der Security gearbeitet habe", verrät er.
Er bittet mich kurz zurückzubleiben, redet mit der mir schon bekannten jungen Dame (wohl damit es nicht zum Gesichtsverlust kommt
), dann darf ich durch und erreiche noch den Flieger.
Der Rest des Fluges war relativ undramatisch - erst 1 Stunde warten auf den Slot dank streikenden Fluglotsen in Frankreich, dann war FRA plötzlich dicht weil jemand eine Drohne gesehen hat, aber 5 Minuten vor Ablauf des Slots durften wir abheben und drei stunden später in Porto landen.
Frage ans Publikum: soll ich einen Brief an seinen Arbeitgeber schreiben und ihn loben? Würde ich gerne tun, nur scheint er bei GSD Flughafen GmbH angestellt zu sein, und über die Firma liest man wenig gutes. Nicht dass er dann Ärger wegen einer nicht genehmigten Tätigkeit kriegt...
P. S. Hier noch ein Maximierer-Tipp für Porto. Am anderen Flussufer gibt's viele Portwein-Probierkeller (und -Läden) von etlichen Portwein-Herstellern. Wenn man in so einem Probierkeller in den Ladenbereich geht und halbwegs ernsthaft über alte (und teure) Portwein-Jahrgänge fragt, wird man manchmal auf eine gratis Kostprobe eingeladen. Habe so einen Colheita von 1975 und einen weißen Port von 1971 umsonst trinken dürfen - sehr lecker! Mein Kaufinteresse war zwar durchaus ernsthaft, aber das konnten die Leute im Laden nicht gewusst haben.
Vorwort und Beichte: Ich habe meine Seele an Michael O'Leary verkauft. Ich habe Ryanair lange Zeit ignoriert, bin aber in diesem Jahr bei Roundtip-Preisen ex-FRA von teilweise unter 10 EUR schwach geworden und habe mehrere solche Tickets gekauft. Und fand Ryanair überhaupt nicht schlimm (bis auf nicht verstellbare Rückenlehnen - aber die kommen leider auch bei "Full Service" Airlines, BA hat diese Folter-Bestuhlung schon bestellt).
An jenem Tag wollte ich mit FR nach Porto. 2:20h vor dem Abflug klingelte bei mir der Wecker. Den Wecker stelle ich nicht zum Aufstehen, sondern zum Einchecken - denn je später man bei FR eincheckt, desto bessere Sitzplätze bekommt man. Diesmal habe ich einen Fensterplatz in der Exit Row erwischt - völlig gratis. Nach der Dusche und einem O-Saft bekomme ich ein ungutes Gefühl und renne aus dem Haus ohne zu frühstücken, um eine frühere S-Bahn zum Flughafen zu erwischen.
Am Flughafen funktioniert die "Skyline" zum Terminal 2 schon wieder nicht, der Bustransfer nimmt gut 10 Minuten in Anspruch weil der Fahrer erst einige Minuten auf andere Paxe wartet. Im Terminal 2 finde ich plötzlich eine riesige Schlange vor Security vor. Diese Schlange würde locker 40-50 Minuten verschlingen, und das Gate schließt bereits in 25 Minuten
Die Panik war aber nur kurz, denn zum Glück fliege ich mit Ryanair, und nicht mit irgendeiner Airline! Ich öffne schnell die Ryanair-App und buche "Security Fast Track" für 4,99 EUR dazu. Auf der Online-Bordkarte taucht automatisch "Fast Track Security" auf, ich gehe stolz und entspannt zum Fast Lane Eingang, scanne die Bordkarte, das Gerät leuchtet grün. Life is good!
Als ich wieder nach vorne blicke, sehe ich eine hübsche junge Dame in einer roten Uniform vor mir. Sie fragt mich, welchen Flug ich nehme.
"Ryanair nach Porto", sage ich.
"Ihr Flug steht nicht auf der Tafel. Sie dürfen hier nicht durch!"
"Auf welcher Tafel???
"Hier!" Sie zeigt mir eine kleine Anzeigetafel mit dem Titel "Fast Lane Flüge". 4 Flüge sind dort aufgelistet, mein Flug ist nicht drauf.
"Aber die Bordkarte wurde gescannt, es leuchtet grün! Warum darf ich nicht durch?"
"Weil Ihr Flug nicht auf der Tafel steht."
"Das ist doch eine von mir extra bezahlte Zusatzleistung. Hier steht Fast Track auf der Bordkarte, warum muss der Flug überhaupt erst auf der Tafel stehen? Das Gate schließt ja in 20 Minuten, ich muss jetzt durch oder ich verpasse die Maschine!"
"Hier dürfen nur Passagiere von Flügen durch, die auf der Tafel stehen!"
"An wen soll ich mich deswegen wenden? Kann ich Ihren Vorgesetzten bitte sprechen?"
"Fragen Sie doch am Ryanair-Schalter, sie haben Ihnen diese Leistung verkauft!"
Ich gehe zum Ryanair Checkin in der am weitesten entfernten Ecke der Halle E und freue mich auf den berühmten Ryanair-Servicegedanken. Die Uhr tickt.
"Entschuldigung, ich habe gerade bei Ihnen Fast Lane Security gebucht, aber die Leute dort lassen mich nicht durch, weil mein Flug nicht auf der Anzeigetafel für Fast Lane Flüge steht", erlange ich die Aufmerksamkeit einer Checkin-Mitarbeiterin.
"Sind das Ryanair-Mitarbeiter, die Sie nicht durchlassen?"
"Nein, das ist vermutlich Fraport-Personal".
"Dann wenden Sie sich bitte an die Fraport!"
"Die haben mich doch gerade hierher geschickt!"
"Gehen Sie dann bitte zum Schalter 938", findet sie endlich, wie sie den Ruhestörer loswird.
Am Schalter 938 steht "Ryanair Tickets" oben drauf. Eine Dame am Schalter bedient einen einzigen Kunden und füllt per Hand ein langes Formular aus. Sieht irgendwie wie das Ausstellen eines Papiertickets in früheren Jahren aus. Ich frage den Kunden, ob er es eilig hat, woraufhin die Dame am Schalter sofort antwortet, dass sie zuerst das Ticket zu Ende ausfüllen muss.
Am Nachbarschalter nimmt bald ein älterer Herr Platz, lächelt mich an und fragt, wie er mir helfen kann. Ich erkläre das Problem. "Bullshit", sagt er entsetzt, "das darf nicht sein", nimmt mein Handy mit der Bordkarte in die Hand und fängt an am Computer zu tippen.
"Ich brauche zudem wohl eine neue Bordkarte, weil diese schon gescannt wurde, und das Gate schließt bereits in 10 Minuten" - rede ich mir die Frust von der Seele. Ich habe mich schon damit abgefunden, dass mein nächstes Verkehrsmittel die S-Bahn nach Hause sein wird.
"Keine Sorge, das bekommen wir schon hin!" Na klar, und zum Gate darf ich auf einem Einhorn reiten!
Nach vielleicht einer Minute ist er fertig am Computer. "Ich gehe jetzt zusammen mit Ihnen zur Security, weil Ihre Bordkarte bereits gescannt wurde und man Sie sonst nicht durchlässt", sagt der freundliche Herr. Bin ich hier in einem Werbefilm gelandet?
Wir gehen gemeinsam zur Security, unterwegs sprechen ihn ein paar andere Ryanair-Passagiere an. Er beantwortet freundlich und kompetent ihre Fragen. Ich bedanke mich bei ihm und erwähne, dass seine Hilfsbereitschaft genau das Gegenteil von dem ist, was man von Ryanair erwartet. "Ich mache das, weil ich früher selbst an der Security gearbeitet habe", verrät er.
Er bittet mich kurz zurückzubleiben, redet mit der mir schon bekannten jungen Dame (wohl damit es nicht zum Gesichtsverlust kommt
Der Rest des Fluges war relativ undramatisch - erst 1 Stunde warten auf den Slot dank streikenden Fluglotsen in Frankreich, dann war FRA plötzlich dicht weil jemand eine Drohne gesehen hat, aber 5 Minuten vor Ablauf des Slots durften wir abheben und drei stunden später in Porto landen.
Frage ans Publikum: soll ich einen Brief an seinen Arbeitgeber schreiben und ihn loben? Würde ich gerne tun, nur scheint er bei GSD Flughafen GmbH angestellt zu sein, und über die Firma liest man wenig gutes. Nicht dass er dann Ärger wegen einer nicht genehmigten Tätigkeit kriegt...
P. S. Hier noch ein Maximierer-Tipp für Porto. Am anderen Flussufer gibt's viele Portwein-Probierkeller (und -Läden) von etlichen Portwein-Herstellern. Wenn man in so einem Probierkeller in den Ladenbereich geht und halbwegs ernsthaft über alte (und teure) Portwein-Jahrgänge fragt, wird man manchmal auf eine gratis Kostprobe eingeladen. Habe so einen Colheita von 1975 und einen weißen Port von 1971 umsonst trinken dürfen - sehr lecker! Mein Kaufinteresse war zwar durchaus ernsthaft, aber das konnten die Leute im Laden nicht gewusst haben.