FRA-ZRH-CAI-IST-NRT-IST-CAI-ZRH-FRA

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
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Nachdem man sich nun entschieden hat, dass Reiseberichte nicht Blog tauglich sind, ziehe ich meinen Reisebericht vom blog hier her um und erweitere ihn bei Gelegenheit.

Dies ist ein Reisebericht in dem es nicht um Segmente, maximale Meilenausbeute und oder gar um das Erreichen eines Status geht. Es geht um das "wirkliche" Reisen, um die vielen kleinen Geschichten die man als wacher Beobachter unterwegs so erlebt.

Inhaltsverzeichnis

1. Prolog zur Sommerreise 2010
2. FRA-ZRH oder wie eine Waffel nicht schmecken sollte
3. Auf nach Kairo
4. In der Servicewüste Marriott Cairo
5. Ramadan in Kairo
6. Vom nächtlichen Besuch um viertel vor drei
7. Im Geschwindigkeitsrausch auf dem Weg zum Flughafen
8. Auf nach Istanbul
9. Von Wartesälen und Wodka
10. Erste Klasse türkisch
11. Im Land der aufgehenden Sonne
 
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04.04.2009
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Prolog zur Sommerreise 2010

Mittwochabend. Endlich ruft der Apple Store Frankfurt an und bringt die erlösende Nachricht: "Ihr MacBook ist fertig und kann abgeholt werden." Ohne diesen Anruf würde es keinen Reisebericht geben, die Bilder der Reise ohne Sicherung auf der Speicherkarte bleiben und die Informationsbeschaffung unterwegs sich sehr schwierig gestalten. Also mache ich mich auf in die Mainmetropole um ihn wieder in Besitz zu nehmen. Dreizehn Tage vor Garantieende ging der Akku, irgendein Steuerboard und die Festplatte kaputt. Das letzte Backup war auch schon viel zu lange her und so befürchte ich mit der neuen Festplatte auch einen herben Datenverlust.

Nach einer guten halben Stunde ereiche ich den Apple Store der heute von einem Weinfest umringt ist. An der "Genius Bar“ genannten Theke hinter der sich Apple-Mitarbeiter um solche Fälle kümmern werde ich ein extrem positiv überrascht. Ich habe nicht nur Glück im Unglück wegen der Garantie, ich habe extremes Glück. Die Festplatte ist völlig unbeschädigt, lediglich das Kabel war kaputt. So muss ich weder alle Programme neu installieren noch irgendwelche Daten zusammen suchen.

Nach einem Abendessen mit meinem Bruder in einer echten Sachsenhausener "Appelwoi“ Kneipe mache ich mich auf den Weg nach Hause. Wie immer ist nichts gepackt. Ich habe die schlechte Angewohnheit solche Dinge immer auf den letzten Drücker zu tun. Es ist schon weit nach 23:00 als ich wieder daheim ankomme. Zu meinem größten Erstaunen habe ich vergessen die Wäsche von der Waschmaschine in den Trockner zu packen - also mindestens eine Verzögerung um 40 Minuten. Während dessen suche ich alle Dinge zusammen die ich mitnehmen möchte.

Es zieht sich hin, ich bin abgelenkt und nicht bei der Sache. So dauert das ganze zehnmal länger als es müsste. Um viertel vor zwei bin ich endlich mit allem fertig. (Was nicht immer noch auf den letzen Drücker erledigt werden muss...) Ich fahre zu meiner Freundin. Dort übernachten wir gemeinsam. Ich sollte besser schreiben: "Ein Nickerchen machen", bevor uns ihr Bruder in der Früh gegen sechs Uhr zum Flughafen bringt.

Auf der Fahrt zum Flughafen will so recht kein Gespräch in Gang kommen. Erstaunlicherweise bin ich im Trio der wacheste und fitteste. Nach zwei oder vielleicht auch drei Versuchen kapituliere ich wegen der müden Gesichter und der Blicke die mich erahnen lassen: "Komm sei doch bitte noch eine Weile einfach ruhig“. Die Anzeige im Auto meldet stumm 8°C und das an einem Morgen im August. Einziger Lichtblick ist die Sitzheizung und die Gewissheit, dass uns am Tagesziel 30°+ erwarten. Weiterhin stumm zieht draußen die 15km lange Baustelle auf der A5 an uns vorüber. Erstaunlicherweise gibt es nicht einmal Stau, wir kommen zügig voran. Wir lassen uns gleich ganz vorne in A absetzen. So sind wir zügig beim First Class Check-In wo wir „mein“ Gepäck aufgeben. Eigentlich haben die Kleider von uns beiden jeweils in unsere Bordtrollies gepasst - jedoch hat die Herzdame spontan den Rahmen mit Gastgeschenken, Büchern und Magazinen gesprengt.
 
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04.04.2009
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FRA-ZRH oder wie eine Waffel nicht schmecken sollte

Dank der Baustelle für den neuen Flugsteig A-West gibt es eine größere Priority Sicherheitskontrolle. Zu dieser haben alle Gäste der Business Class, First Class und Inhaber des Star Alliance Gold Status Zutritt. Dadurch entkommen wir dem Trubel der Passagiere und sind schnell fertig mit der Kontrolle. Unser Abfluggate ist A26, sehr praktisch denn die Lounge ist direkt gegenüber - nicht mal eine Minute Gehweg. Zu meinem größten Erstaunen finden wir dort sofort zwei freie Sitzplätze nebeneinander am selben Tisch. Das erste Mal seitdem ich einen zugangsberechtigenden Status innehabe. So lassen wir uns von der “Brotfrau” ein Frühstücksbrot schmieren das wir uns aus Zeitgründen daheim gespart haben.

Wenig später besteigen wir die Boeing 737-300 der Lufthansa die uns nach Zürich bringt. Die Maschine ist richtig voll, besonders vorne bleibt bis Reihe 10 kein Platz frei. Vor einiger Zeit fragte ich die in der Nachbarschaft wohnende Flugbegleiterin wie lange denn der Flug nach Zürich dauern würde. Ihre Antwort: “Ach, das ist einfach die Startbahn 18 runter dann kurz und links und schon bist du da.”

Genau so verläuft der Flug. Die Lufthansa beleidigt zwischendurch noch unsere Geschmacksnerven mit einer Waffel die nach einem Hauch von nichts schmeckt, bevor wir pünktlich in Zürich landen.

Trotz der Lufthansa-Übernahme benutzt die Swiss und die Muttergesellschaft immer noch zwei unterschiedliche Buchungs- und Check-In Systeme. Aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund konnte meine Reisepartnerin bis Kairo eingecheckt werden, ich jedoch nur bis Zürich, weshalb ich mich gleich nach einem Transfer Schalter umsehe. Dort erhalte ich die Berechtigung durch die Sicherheitskontrolle und ins E Pier zu wechseln. Wie lange sind Swiss und Lufthansa gleich noch mal ein Unternehmen?

Wir fahren mit dem Untergrundbähnchen in den internationalen Bereich. Unterwegs gibt der Zug komische Geräusche von sich. Heidi und Kühe sind zu hören. Besonders die asiatischen Mitreisenden kringeln sich vor Lachen. Schon ein ulkiges Bild. Wir können nicht anders und grinsen nun auch vor uns hin. In E angekommen schlendern wir noch kurz durch die Abflughalle. Wir sind auf der Suche nach einer Erweiterung der Geschenke die wir für die Gastgeber in Tokio mitgenommen haben. Allerdings vergeht uns die Lust angesichts von 18€ für die kleinste verfügbare Packung. Wir geben unseren Shoppingwunsch auf und gehen noch kurz in die Panorama Lounge. Dort bekommen wir freudig mitgeteilt, dass das Welcome Bistro seit gestern geöffnet hat. Uns reicht die Zeit nur zum E-Mails abrufen und zum auf die Toilette gehen. Ohne das Bistro gesehen zu haben gehen wir zum Gate eine Etage unterhalb der Lounge.
 
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04.04.2009
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Auf nach Kairo

Als letzte ersichtliche Passagiere steigen wir ein. Der Flieger ist recht leer, so wird es auch bleiben. In der First finden sich drei Reisende ebenso in der Business Class die noch immer über die alten Sitze verfügt. In der Holzklasse ist der Airbus 340-300 zu gut 2/3 gefüllt. Noch weitere zwei Gäste steigen merklich abgehetzt zu ehe über die Lautsprecher „Boarding completed“ ertönt. Die Crew erledigt allerlei Handgriffe, überall hört man Metallverschlüssel und wie die leichten Türen der Stauräume auf- und zuklicken. Wir haben uns Plätze am Notausgang 3R sichern können, was uns eine extra Portion Beinfreiheit und eine Flugbegleiterin gegenüber beschert. Mittlerweile werden wir zurück geschoben und rollen langsam zur Startbahn. Wir sind Nummer drei für den Start teilt uns der Kapitän mit. Als der Pilot die Maschine auf die Mitte der Startbahn ausrichtet setzt sich unsere kurzzeitige Sitznachbarin auf den “Klappstuhl” gegenüber. Der Flug selbst geht im ersten Abschnitt parallel zu den Alpen ehe dann Kurs auf Venedig genommen wird. Auf einem hübschen Sightseeing-Flug der Küste entlang überfliegen wir griechische Inseln bevor wir wenig später die Küste von Ägypten überfliegen.

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Weiter folgen wir dem Lauf des Nils bis die Stadt auftaucht. Der Nil ist umgeben von einem beidseitgen grünen Streifen, der Lebensader des Landes.

Abseits dieses Streifens ist es sandig und von oben betrachtet ziemlich gelb. Als wir uns der Stadt nähern wird es dunstiger. Nach einem großen Bogen über Kairo schwenkt die Maschine auf den Flughafen ein. Der Blick auf die Pyramiden bleibt der anderen Seite vorbehalten. Nach einer mittelgroßen Flughafenrundfahrt kommen wir in F5 an. F5 ist Teil des relativ neuen Terminals 3. Selbst die Fluggastbrücken sind klimatisiert. Angesichts der 38° die draußen herrschen sicher keine schlechte Idee. Der erste Kontakt mit Land und Leuten ist ziemlich symptomatisch für das, was später folgen wird.

Lange Schlangen bilden sich vor nur zwei geöffneten Einreiseschaltern. Die Uniformierten tragen mit reichlich Stolz eine schneeweiße Uniform und versprühen den Charme des Unantastbaren. Sie bestimmen das Tempo, die Art und natürlich ob man einreisen darf. Ungefähr 50% der Ankömmlinge werden unwirsch zum Bezahlschalter zurückgetrieben. Nicht ohne eine gewisse Show bauen sie sich jedes mal hinter ihrem Schalter kurz auf und zeigen in gönnerhafter Geste wo in etwa die benötigten Visa gekauft werden können. Wir haben das ganze wegen einer Mehrfacheinreise per Post beim Konsulat erledigt. Deshalb können wir die Ablassabteilung auslassen und direkt zur Einreise gehen.

Für uns werden 30° Temperaturunterschied deutlich als wir vor das Terminalgebäude treten. Mit einigen ägyptischen Pfund bewaffnet handeln wir wie auf dem Basar um den Fahrpreis ins Hotel. Um uns versammeln sich mehrere Fahrer und “Agenten”. Die Preise sind so abenteuerlich wie verschieden. Auf flyertalk.com haben wir uns im vorfeld nach dem Tagespreis erkundigt. So suchen wir uns einen Festpreisanbieter aus, der uns nun in einem Höllentempo durch den genauso höllischen Verkehr von Kairo fährt. Es ist rappelvoll auf den Straßen. Der Verkehr scheint gänzlich ohne Regeln zu funktionieren. Ein wildes Gewühl an Menschen, Autos, Lastwagen, Kleinbussen, Eselkarren und Mopeds prägen das Straßenbild. Ein nützlicher Begleiter scheint die Hupe zu sein. Besonders kurz bevor radikal geschnitten wird, gibt man mit dieser ein Warnzeichen ab. Die Lichthupe ist ein schöner Platzräumer für jene die nicht über eine Blaulichtausstattung verfügen. Nach ca. einer Stunde erreichen wir unser Hotel. Dieses liegt auf einer Insel im Nil. Verwundert schauen wir der Sicherheitskontrolle an der Hoteleinfahrt zu, ehe unser Auto mit Spiegeln und einem Hund kontrolliert wird. Später müssen wir samt Gepäck durch eine Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen: alles aufs Band und durch das Röntgtengerät. Nachdem wir den Metallbogen passiert haben, erreichen wir die Eingangshalle die früher einmal ein Palast war.
 

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04.04.2009
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In der Servicewüste Marriott Cairo

An der Rezeption erleben wir ein Erwachen der besonderen Art. Unseren Online-Voucher möchte man hier nicht anerkennen. Wir bleiben hart und warten ab. Aber die Dame bleibt störrisch und verweigert hartnäckig ein Zimmer. Ich bleibe unnachgiebig und lasse Sie ihr Tänzchen aufführen. Nach dem ersten Akt verlange ich ihren Chef. Dies verweigert die gute Frau eine ganze Zeit lang, denn bei diesem Fall gäbe es nichts zu diskutieren. Eine Gruppe Amerikaner macht sich am Schalter neben mir breit. Dies kann ich wunderbar für meine Zwecke nutzen.

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Etwas lauter als nötig verlange ich ein weiteres mal nach ihrem Vorgesetzten. Die Amerikaner werden sofort aufmerksam. Den kalifornischen Slang scheine ich gut getroffen zu haben. Alle drehen sich zu mir. Noch einmal frage ich höflich und oh Wunder - sie greift zum Hörer. Ganz augenscheinlich bekommt Sie dort etwas zu hören was ihr gar nicht ins Konzept passt. Sie versucht das zu unterdrücken, muss aber mit ihrem Chef in Englisch sprechen. Noch einmal bekomme eine Standpauke und ein “das ist eine einmalige Ausnahme” mit auf den Weg, ehe wir die Schlüsselkarten überreicht bekommen.

Wir machen uns also frohen Mutes auf den Weg, teilen dem Doorman noch mit wohin das Gepäck gehen soll und beziehen endlich unsere Herberge. Leider ist der Bereich der Zimmer, nicht annähernd so hübsch und gepflegt wie das alte Palastgebäude. Ebenso sind sie etwas abgewohnt. Wenn man mit höheren Mächten kämpft, muss man bereit sein Gegenwehr oder gar eine Niederlage zu kassieren. Die Rache der Hoteldame lässt nicht lange oder besser sehr lange auf sich warten. Wir beide gehen duschen und wollen uns in unsere Sommersachen werfen. Dazu bräuchten wir aber unsere Koffer. Die sind auch nach mehrmaligen Anrufen noch immer nicht zu uns hochgekommen. So mache ich mich schlussendlich genervt auf den Weg um das ganze persönlich anzutreiben. Nach einer zweiten 20 Minuten Wartezeit trudelt dann unser Gepäck ein. Schnell beschwere ich mich bevor wir in frischem Gewand den Rufen des Muezzin folgend in die Stadt laufen.
 

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04.04.2009
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Ramadan in Kairo

Es herrscht eine super Stimmung. Endlich ist die Sonne untergegangen. Zur Erleichterung des täglichen Lebens, während des Ramadan hat man die Zeit extra um eine Stunde verschoben. So bleibt auch am Morgen noch genug Zeit um noch etwas zu essen und zu trinken.


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Überall in den Gassen werden Bänke, Stühle und Tisch aufgebaut. Die Männer stehen an den Restaurants und Imbissstuben Schlange um allerlei Gerichte zu kaufen. Überall sammelt man sich um gemeinsam zu essen. Für einige Minuten legt sich die Hektik der Stadt und man sitzt zusammen. Wir laufen ohne richtiges Ziel einfach drauf los. Abseits der Touristenströme sind wir unterwegs und dort die einzigen Europäer.

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Wir laufen durch Gassen, die von Marktständen gesäumt sind. Überall kann man kleine Köstlichkeiten kaufen. Das Gewusel der vergangenen Stunden kommt nun fast vollends zum erliegen. Überall sitzt man nun an den provisorischen Tischen und Stühlen, die nicht selten aus Kisten und Brettern bestehen. Erstaunlich festlich aussehende Tafeln werden zusammen werden mit den einfachsten Mitteln zusammen gebaut. Jeder bekommt einen Becher und eine Teller. Auf großen Platten tragen die Gastgeber allerlei arabische Köstlichkeiten auf.

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Nicht nur einmal lädt man uns in Moscheen oder zum Essen ein. Unterwegs an den Straßenständen kaufen wir, oft ohne zu wissen was, drauf los und setzen uns schlussendlich dazu. Wir verstehen kaum ein Wort, englisch spricht man hier kaum. Trotzdem gelingt es uns eine rudimentäre Unterhaltung zu „führen“. Herkunft, Familienstand, Hungergefühl und wie es uns gefalle wird abgefragt.

Es ist schier erstaunlich. Für die ersten 30 Minuten nach Sonnenuntergang scheint die Stadt zum erliegen gekommen zu sein. Nach ca. 30 Minuten verwandelt sich dann die relative Ruhe wieder in das typische Chaos und durcheinander. Nachdem sich auch unsere Tafeln aufgelöst hat und jeder versucht schnell nach Hause und ins Bett zukommen, spazieren wir durch das nächtliche Kairo zurück über den Nil in Richtung Hotel.

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Für weniger als 3 Euro haben wir soviel Essen gekauft und geschenkt bekommen, wie wir beide nicht verdrücken können. Auf dem Weg treffen wir eine Frau, die mit ihren Kindern auf einer Nilbrücke bettelt. Noch immer haben wir reichlich Essen in unseren Tüten. Wir geben ihr unseren Proviant da wir einfach nicht mehr essen können. Ein junger Ägypter beobachtet das ganze und raunt im Vorbeigehen: „truely you got the spirit of ramadan“.
 
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04.04.2009
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Vom nächtlichen Besuch um viertel vor drei

Trotz wiederholter Versuche von Motoristen, uns ins Jenseits zu befördern, erreichen wir nach einiger Zeit unser Hotel. Skurrile Gefährte pilotieren sie. In der schwarzen Nacht werden die Frontscheinwerfer abgeklemmt und stattdessen LED Röhren unter dem Fahrzeug mit Strom versorgt. Das nächtliche City Limit scheint sich grundlegend von dem tagsüber zu unterscheiden.

Erneut müssen wir uns beim Betreten des Hotels einer recht “laschen” Sicherheitskontrolle ergeben. Es piepst und blinkt, doch die Wachen winken uns einfach durch. “Du bist nicht einer der Bösen”, lächelt der Sicherheitsbeamte, ehe er uns eine gute Nacht wünscht.

Wir schauen noch einmal in der Hotelbar vorbei. Ein lustiger Mix aus betrunkenen Amerikanern erwartet uns dort. Diese Gäste haben offensichtlich jede zeitliche und geografische Orientierung verloren. Warum sonst grölt man Klassiker wie “Sweet home Alabama” oder “Ring of Fire” – "Walk like an Egyptian" wäre viel passender. Außerdem sehen wir einige Renter, die sich sichtlich für ihre Landsleute fremdschämen. Nur kurz geben wir uns den Gesängen hin, dann brechen wir auf.

Gerade als wir die Tür öffnen, klingelt das Zimmertelefon. Es meldet sich der Zimmerservice. “Dürfen wir Ihnen nun Ihre bestellte Flasche Wein auf das Zimmer bringen?” Ich schaue meine Reisebegeiterin kurz fragend an, sie schüttelt mit dem Kopf. Ich erwidere, dass ich nichts bestellt hätte. Ohne weitere Worte wird aufgelegt.

Draußen bemerken wir ein Feuerwerk und schauen uns das Ganze vom Balkon aus an. Noch immer hat es über 30 Grad, ohne schwül zu sein. Das Telefon klingelt erneut. Wieder ist es der Zimmerservice. Wieder sollen wir eine Flasche Wein bekommen, nun sei sie in unserer Rate inkludiert. Auch das verneine ich. Ich schaffe es nicht einmal zurück auf den Balkon, ehe es erneut klingelt. Leicht genervt hebe ich ab. Doch jetzt ist eine andere Stimme dran: “Sie bekommen von uns wegen des Ärgers rund um Ihren Check-in und das Gepäck die Flasche als kleine Aufmerksamkeit des Hauses.”

Nun bin ich verwirrt, doch die dritte Variante klingt am nettesten. “Rot- oder Weißwein?” Ich entscheide mich für den weißen, bedanke mich und wende mich wieder dem Feuerwerk zu. Auch dreißig Minuten später ist noch niemand aufgetaucht. Wir bemerken, dass wir ganz schön erschlagen sind. Nur halb bekleidet schlafen wir auf dem nicht abgedeckten Bett ein.

Eine Tür schlägt laut ins Schloss. Wie von der Tarantel gestochen fahre ich hoch. Mit einem breiten Grinsen steht ein uniformierter Mann vom Zimmerservice vor mir, in der Hand eine Flasche Wein. Es ist 2:44 Uhr morgens. Erst weiß ich nicht so recht, was ich sagen soll. Völlig verdattert zeige ich auf die digitale Anzeige des Weckers. Gemeinsam schauen wir zu, wie die Anzeige auf 2:45 wechselt. Ich drehe mich wieder zu dem immer noch grinsenden Mann um. Erst jetzt bemerke ich, dass ich keine Hosen mehr an habe und das Hemd 3/4 aufgeknöpft ist. Es dauert noch einige Sekunden, bis sich diese Information den Weg ins Gehirn bahnt, und ich verstehe was los ist. Schlagartig bekommt die Situation etwas Groteskes. Während ich noch überlege, wie man die Situation galant löst, steht er nach wie vor stumm, aber grinsend mit seiner Flasche mitten im Zimmer. Hose anziehen? Bademantel schnappen oder einfach tun als wäre nichts? Auf Grund der einfachen Umsetzung entscheide ich mich für letzteres. "Was eine Überraschung", bringe ich raus – er scheint sich sichtlich zu freuen, dass ich die Sprache wieder gefunden habe. "Sie ist für Sie, Sir" folgt. Leise denke ich bei mir, dass das wohl den Umstand erklärt, wieso er in meinem Zimmer steht. Als wäre es das normalste auf der Welt, fragt er mich, ob er die Flasche öffnen dürfe. Der junge Mann scheint wirklich zum Spaßen aufgelegt zu sein. Dankend lehne ich sein Angebot ab. Er stellt die Flasche ab, bevor ich ihn aus dem Zimmer verweisen kann.

Es ist Rotwein.
 

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04.04.2009
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Im Geschwindigkeitsrausch auf dem Weg zum Flughafen

Am nächsten Morgen frühstücken wir im Hotel. Dort bietet man eine große Auswahl. Das meiste ist lecker und schmeckt. Der Service ist aufmerksam, alles andere ist recht ägyptisch. Beim Checkout finden sich trotz Voucher Kosten für eine Übernachtung auf der Rechnung. Nach einer verhältnismäßig kurzen Diskussion löst sich das Problem. Gemeinsam schimpfen wir auf die IT Systeme bis wir uns verabschieden. Mit dem Taxi geht es zum Airport. Was gestern noch Stunden dauerte geht nun ganz flott.

Nach nur 23 Minuten sind wir bereits am Flughafen. Mit bis zu 140km/h fuhr der Fahrer durch die Stadt. Nichts für schwache Nerven, denn die Straßen werden auch von Eselkarren, Lastwagen, Fußgängern und Radfahrern bevölkert. Dank der großen Reserve sind wir also recht früh am Flughafen. Dort gehen wir durch die erste Kontrolle - eine Art Einlasskontrolle ins Termial. Es gibt eine seperate Kontrollstelle für C, F und Star Alliance Gold Gäste. Wild wird nach unserem Ticket gefragt. Mit einem Achselzucken sage ich “Online Ticket – der Check In liegt hinter der Kontrolle, deshalb habe ich noch keine Boardkarte.” Erst als wir unsere Senatorkarten zeigen, legt sich die Aufregung und man sucht unseren Namen auf einer Passagierliste.

Heute geht es mit Turkish Airlines (TK) von Kairo über Istanbul nach Tokio. Am Checkin sitzt Egypt Air Personal, dass am Business Class Schalter nichts zu tun hat. Nach einigem hin- und herfragen gelingt es der Dame mit Kopftuch unser Gepäck bis nach Tokio durchzuchecken. Ausgestattet mit einer Lounge-Einladung und einem Ausreiseformular bekommen wir den Weg zum Priority-Ausreiseschalter gewiesen. Lustlos und merklich gelangweilt kümmert man sich hier um unsere Papiere. Die Stempel werden in die Pässe geknallt, wir trollen uns Richtung Lounge, die erste auf unserem Weg nehmen wir. Am Eingang zeigen wir die Bordkarten. Die Dame schaut uns erstaunt an und meinte: “Sir, wir haben eine, die viel näher an ihrem Gate liegt. Bitte warten Sie einen Moment”. Eine ältere Dame in einem Businesskostüm erscheint und begrüßt uns freundlich. Nach Kontrolle unserer Boardkarten eskortiert sie uns zu einer Lounge genau gegenüber von unserem Gate. Nachdem Sie uns dort eine Sitzgruppe zuweist, begrüßt sie persönlich jeden Gast und fragt nach dem Zielflughafen.

Nur noch einmal zur Erinnerung: wird reden über Business Class Lounges. Die Lounge ist groß, modern, sauber und recht leer. Und das, obwohl in Kürze Flüge nach München, Frankfurt, Istanbul und Singapur abfliegen. Dank der 5 C Lounges scheinen sich die Passagiere gut zu verteilen.

Die Anzeigetafel zeigt keine Verspätung, aber am Gate erfahren wir dass es mindestens eine halbe Stunde später werden wird. Wir bleiben am offenen Fenster stehen und sehen unsere 737 ans Gate rollen.

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Sofort beginnen die Servicekräfte alle Klappen, Türen und Stecker zu öffnen oder einzustecken. Zu meinem großen Erstaunen kommen als erstes große Thermoboxen zum Vorschein. Diese werden eilig in den Cateringwagen geladen. Dieser dockt wenig später am Flugzeug an. TK bringt sich sein Essen für den Rückweg selbst mit – erstaunlich.

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Hier einige Eindrücke von der Business Class Lounge die auch für Star Alliance Gold Inhaber offen steht. Dies ist die Lounge gegenüber von F2. Diese Gates werden nur von Star Alliance Partnern genutzt.

Genau wie das Terminal drei ist diese Lounge sehr neu. Das Interieur wie auch die Sanitärenanlagen sind super in Schuss und es ist sehr sauber. Es gibt auch genug Steckdosen, die sogar unsere Schuko Stecker aufnehmen können.

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04.04.2009
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Auf nach Istanbul

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Nach dem Start gibt es erneut Getränke – erst jetzt bemerke ich, dass nur wir etwas zu trinken bekommen. Nicht einmal der Trolley wird in die Kabine gerollt. Ramadan – wie konnte ich das nur vergessen! Wir sind im vorderen Teil der Maschine die einzigen "Ungläubigen". Für das Essen ziehen wir in Reihe eins um. So sind wir nicht direkt umringt.

Das Essen ist schmackhaft und bietet einen Querschnitt der türkischen Küche. Der Service ist sehr gut, aber etwas mechanisch. Alles wird wie aus dem Lehrbuch durchgeführt, und deshalb bekommt das Ganze keine persönliche Note. Die Flugroute führt uns von Kairo nordwärts über das Mittelmeer, ehe der Pilot kurz vor der türkischen Küste in Richtung Westen abbiegt. Wir passieren einige griechische Inseln und erreichen schließlich über Izmir das Marmara-Meer. Viele Schiffe liegen vor Anker. Sie scheinen auf die Durchfahrt ins Schwarze Meer zu warten.

Planmäßig landen wir in Istanbul. Nach einer kleinen Flughafenrundfahrt erreichen wir unser Gate. Ich liebe diese Momente: Man geht auf einen vollkommen fremden Menschen zu, der offensichtlich jemand ganz anderen erwartet. Schon an der Flugzeugtüre steht der Herr mit einem Schild. Er trägt eine rote Uniform. Auf einem goldenen Schild in Höhe seiner Brust steht "Prime Class". Er zupft sich noch schnell seine Krawatte und das Sakko zurecht, bevor er zu einem professionellen "Meet and Greet"-Gesichtsausdruck wechselt. Ich steuere direkt auf ihn zu. Ganz kann er sein Erstaunen nicht verbergen. Er fühlt sich offensichtlich ertappt. Schnell guckt er noch einmal auf seinen Zettel. Auch dieser scheint ihm keine befriedigende Antwort zu liefern. So richtig scheint er nicht zu wissen, was er zu mir sagen soll. Er ringt sich aber letztendlich zu einer freundlichen Nachfrage durch und nimmt sich unser an. Der Dame nimmt er freundlich lächelnd den Koffer ab, und spricht einiges in sein Walky-Talky. Außer unseren Namen verstehen wir nichts.

Der Erlebnis "First Class" nimmt seinen Lauf. Wir sind seine einzigen Gäste aus Kairo und werden zu einem Golfcart gebracht. In flottem Tempo fährt man uns zur Einreise, wo wir an der Schlange wartender Menschen vorbei geführt werden. Dank eines Flughafenmitarbeiterausweises öffnet sich für uns ein Drehkreuz, wo alle anderen Passagiere ihre Pässe vorzeigen müssen. So sind wir nach Verlassen des Flugzeugs in nicht einmal fünf Minuten in der Lounge.
 

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04.04.2009
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Von Wartesälen und Wodka

Die Lounge selbst ist recht klein und bereits mit einer handvoll Gästen gefüllt. An einer kleinen Rezeption fragt man bemüht nach unseren Wünschen. Anschließend führt uns eine Dame in einem roten Kostüme durch die Lounge und erklärt uns die verschiedenen Bereiche. Dieser „Rundgang“ ist recht kurz. Es ist eng. Ebenso werden wir mit dem kostenfreien Wlan-Service vertraut gemacht. Auf einem Portal muss man seine Handynummer eintragen und wenige Sekunden später, erreicht einen, eine Kurzmitteilung mit einem Code. Wir bekommen gesagt, dass wir uns entspannen sollen und zur rechten Zeit würde man uns abholen. 10 Minuten vor Abflug wird uns als Richtwert genannt. Dass erscheint mir recht knapp aber das soll heute nicht meine Sorge sein.

Wir nehmen erst einmal auf modischen Ledersofas platz und genießen einen Aperitif. Freundlicherweise hat man uns einen Tisch im Restaurantbereich reserviert. Dort sitzt bereits ein freundlich lächelnder Asiate, mittleren Alters, ausgesprochen gut gekleidet. Er lässt es sich ganz augenscheinlich schmecken. Erfreulicherweise gibt es kein Buffet. Es wird à la Carte geordert und frisch zubereitet.

Freundlich nickt uns der Asiate beim hinsetzen zu. Sekunden später taucht ein Ober auf und versorgt uns mit Speise- und Getränkekarten. Die Auswahl ist üppig und steht einem besseren Restaurant in nichts nach.

Wir wählen eine mediterrane Vorspeisenplatte, die einige Momente später durch die Eingangstür der Lounge hereingetragen kommt. Noch etwas später, kommt ein russisches Päarchen in die Lounge. Meine Oma würde wohl sagen „Neureiche mittelsibirische Schickeria. Auf Englisch versuchen die Mitarbeiter den beiden alles zu erklären. Das einzige was sie aber verstehen und sagen können ist: „More Champagner and Wodka“. So lümmeln sie nun auf den Ledersofas und trinken ohne unterlass. Die Kellner verdrehen nun schon die Augen sobald ein „more Wodka“ durch die Lounge schallt. Ich hoffe inständig, dass diese Passagiere nicht mit uns nach Tokio fliegen.

Etwa 20 Minuten vor unserem Abflug verlassen die Beiden dann ordentlich betüddelt die Lounge. Nicht nur innerlich atme ich auf. Dieser Kelch scheint an uns vorüber zugehen. 7 Minuten vor Abflug kommt eine blonde Dame, wieder im Prime Class Dress, zu uns und teilt uns mit, dass das Flugzeug für uns nun zum einsteigen bereit sei. Mit uns wird auch der Japaner informiert. Wir 3 steuern auf einen der Golfcarts zu ehe, eine Mitarbeiterin einschreitet. Man habe doch für alle einen Wagen bereit gestellt. Wir wenden ein, dass es uns nichts ausmacht wenn wir zu dritt auf einem Wagen mit 7 Passagierplätzen fahren würden. Wir können die Damen jedoch nicht von unserem Vorhaben überzeugen. Ein kleiner Teilerfolg ist jedoch, dass nur zwei statt drei Wagen genutzt werden. Bescheidenheit ist wohl nicht das, was hier zählt
 
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04.04.2009
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Mit flottem Tempo fährt man uns durch das Gewusel an Passagieren. Eine kleine Hupe lässt wiederholt Leute aufschrecken. Der Dame scheint es merklich Spaß zumachen die Menschen zu erschrecken. Dieser Scherz kann nur durch große Rampen getoppt werden, die das Gefährt ordentlich beschleunigen, Steigungen hingegen werden mit einem Stöhnen quittiert. Wohl eine Spaßbremse. Nach einigem gegurke durch das Terminal erreichen wir als zweites Golfcart das Abfluggate. Nur noch eine TK Angestellte und ein Sicherheitsmann warten dort. Es wirkt wie ausgestorben. Man wartet wirklich nur noch auf uns drei. Der Japaner ist begeistert, und grinst uns ein „ach wie stressfrei“ entgegen. Am Röntgengerät kommen wir ins Gespräch, jeden Monat fliege er zwei Mal nach Istanbul. Nun sei er auf dem ersten TK Trip. Wir tauschen uns über weitere Belanglosigkeiten aus. Merklich freut er sich, dass wir in „seine“ Stadt fliegen. Einige Insider Tipps lässt er sich dann noch entlocken, ehe wir wieder von unseren „Damen“ in Beschlag genommen werden.

Am Ende der Jetway steht eine prächtige Boeing 777-300ER. Dieses Flugzeug zeigt stolz im golden Abendlicht das Turkish Airlines Logo. Das Flugzeug jedoch gehört gar nicht der Airline. Insgesamt hat man sich 6 Flugzeuge dieses Typs von Jet Airways aus Indien ausgeliehen. Weshalb man hier auch die Sitze der Jet Airways findet. Unser Flugzeug wird im Frühsommer Turkish Airlines wieder verlassen und wird nach Thailand wechseln um dort für den Flag Carrier zufliegen.

Ich betrete als letzter Passagier das Flugzeug, Sekunden später ertönt das „boarding completed“. Eine Purserin nimmt uns noch in der Galley unser Handgepäck ab und führt uns zu unseren Suiten.

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Ein kurzer Schock durchfährt mich, während ich die Kabine betrete. Das russische Paärchen sitzt bereits in Reihe eins. Am Platz angekommen versorgt man uns mit einem Drink, Kulturbeuteln, Zeitungen, Magazinen, Speisekarten und Schlappen. Noch einige Zeit steht das Flugzeug auf der Parkposition, ehe man uns informiert, dass der Slot verschoben wurde. So bringt man uns noch einen kleinen Happen zu essen und trinken. Anders als bei anderen Airlines gibt es das volle Angebot und das noch aus echten Gläsern.

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Wir inspizieren die Speisekarten, die in silberner Schrift mit unseren Namen verziert ist. Das Catering übernimmt wie auf allen Flügen ex IST DO & CO Turkey. Dieser Caterer ist ein Ableger von DO&KO Österreich, welcher uns bereits auf einem Trip nach Peking mit in Flugzeugmasstäben gerechneten Gaumenfreuden verwöhnt hat.

Man nimmt unsere Wünsche auf und erklärt uns das Tagespezial welches nicht auf der Karte sei (kein Scherz). Ich lehne den Kaviar ab, der angeboten wird. Man notiert unsere Wünsche.

Endlich setzt sich dann mit einem Ruck das Flugzeug in Bewegung. Der Kapitän informiert uns vor dem Abflug schon, auf welcher Seite man die schönste Stadt der Welt sehen könne. Selbstbewusst scheint vorhanden zu sein – das kann man ihm nicht absprechen. Wir stecken aber erst einmal im Stau fest. Einige Privat- und Regierungsjets sind vor uns, in einen können wir beim vorbei rollen hineinschauen, ehe er uns wieder überholt. Man warte auf den Start des Präsidenten ehe, man nun endlich nach Tokio starten könne, lässt man uns wissen. Wenig später erhebt sich der Flieger nach einem ordentlichen Anlauf in den Himmel ehe wir mit einem wirklich traumhaften Ausblick über die Stadt fliegen. Die Route führt uns weiter direkt Richtungen Norden.

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Der Service beginnt recht zügig, die Speisen sind erstklassig auch wenn die Portionen zu groß sind. Aber man scheint wie überall das Gefühl zu haben, auf gar keinen Fall solle es an irgendetwas fehlen.

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„Unsere“ Russen haben sich schon vor dem Start wieder mit dem klaren Wasser versorgen lassen. Im Steigflug sind sie so Hacke, dass sie nicht mehr klar mitbekommen, was so passiert. Verzweifelt versuchen sie den Sitz in ein Bett zu klappen. Nach einigem hin und her gelingt das dann doch. Das hinlegen ist schon schwieriger. Falsch herum kommt er nun zum liegen. Kurze Zeit später schläft er im Rausch mit dem Glas in der Hand ein.

Die Stewardess greift über in um das Glas zu entfernen, in diesem Moment langt er ihr eine. Völlig erschrocken stolpert sie in den Gang. Entsetzt sehen wir uns an, ihre Reaktion ist prompt. Mit einem Griff in seinen Nacken und durchgestrecktem Arm hält sie ihn nun unten, während sie das Glas und das amenity kit im zweiten Anlauf zugreifen bekommt. Mittlerweile scheint ihm warm zu werden, er beginnt sich auszuziehen. Als Schutz vor dem Anblick entriegeln die Damen die Schiebetüren der Suiten (ja ein echter Vorteil!). Kurz verschwindet die Stewardess in der Galley. Als sie zurück kommt wirft sie über die Türen der Suite wahllos eine Decke, eine Unterlage und ein paar Kissen hinein Ein zufriedenes „Service done“ mit einem erleichterten Lächeln lässt sie fallen. Bis kurz vor der Landung sieht und hört man gar nichts mehr von den Beiden. Man ist versucht zu sagen: „Gut so!“. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich kurz nach dem Essen auf dem sehr guten Bett bis 50 Minuten vor der Landung tief und fest schlafe.

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Ungefähr 30 Minuten vor der Landung wache ich auf. Der Blick nach draußen ist sehr erfreulich.

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Der Mt. Fuji sticht durch die niedrige Wolkendecke. Es muss kurz vor der Landung sein, schließe ich aus diesem Anblick. Dieser Berg, der lange im Jahr eine weiße Kuppe trägt, ist eines der Wahrzeichen Japans. Zusehen ist der Berg nicht nur auf Geldnoten sondern bei klarer Sicht sogar von den Hochhäusern Tokyos aus.

Ich schlüpfe in die Lederlatschen und stolpere noch etwas schlaftrunken Richtung WC. Erfreulich sauber und aufgeräumt präsentiert sich das WC. Auf dem Weg habe ich noch ein hot towel erhalten was merklich meine Laune ankurbelt. Bei Rückkehr zum Platz ist schon das Bett verschwunden und der Tisch ist ausgeklappt und mit vielen frischen Früchten, kleinen süßen Tartes und O-Saft gedeckt. Genau wie ich es mir gewünscht habe.

Nachdem Frühstück wird es recht hektisch. Viel Zeit bleibt auch nicht mehr, da die Boeing bereits recht tief über der Küste auf die Landebahn eindreht. Eine der schönsten Dinge am Fliegen finde ich den Anflug auf ein unbekanntes Ziel. Man kommt von weit oben, erkennt kaum etwas und je tiefer man sinkt je mehr Details kann man erkennen. Bis man letztendlich völlig in die neue Umgebung eintaucht. So ist es natürlich auch jetzt, Häuser, Autos, Reklame und die Felder kommen in Sicht. Wir passieren den Flughafenzaun, ich sehe einige Arbeiter, die an den Rollwegen arbeiten. In dem Moment als ich das Aufsetzen der Maschine spüre, verneigen Sie sich synchron. Das kann ja nur ein reiner Zufall sein, denke ich bei mir. Vielleicht ist der Flughafenchef gerade mit dem Auto vorbei gefahren.

Langsam rollen wir zum Terminal wo bereits einige kleinere Trucks und einige Menschen auf uns warten. Und auch hier verbeugen sich die Menschen kurz bevor das Flugzeug auf die Position rollt. So ganz Zufall kann es nicht sein ...

Die Business Kabine wird von den FB’s beim Aussteigen durch einen geschlossenen Vorhang blockiert. „Wie cool“ denke ich bei mir, kein Fluggast hat einen F Gast zusehen bekommen der in der Business oder Eco Kabine mit uns geflogen ist. In der Jetway steht breits eine freundlich lächelnde ANA Angestellte die unseren Namen auf eine Tafel gemalt hat. Auch sie verbeugt sich höflich, wir erwidern ebenso. Voller Freude beginnt Sie Smalltalk, während Sie uns zur Einreise eskortiert. Sie kann uns hier nicht richtig helfen, jedoch führt sie uns zu einem Schalter der keine Schlange hat. Wir trennen uns kurz, da sie durch einen separaten Eingang muss. Der Einreisestempel ist eine herbe Enttäuschung für meine Reisebegleitung. Ein liebloser Barcode wird in den Pass geklebt. Merklich enttäuscht kommentiert sie den technisch schnöden Aufkleber.

Unsere PA wartet einige Schritte hinter der Kontrolle bereits auf uns. Wir werden ans Gepäckband geführt, wo bereits ein Gepäckwagen mit unseren Koffern auf uns wartet. Die Label der Gepäckstücke wurde ganz augenscheinlich ausgetauscht. Die roten Egypt Air Priority Label wurden durch edel anmutende schwarze „First Class“ Anhänger ersetzt. Wir werden noch bis zum Ausgang geleitet, wo wir die ANA PA gegen unseren guten Freund Maito tauschen.
 

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blizzman

Erfahrenes Mitglied
21.01.2010
352
0
BKK, ZRH
Danke für den netten Bericht. Da kommen auch wieder Erinnerungen hoch, bin letztes Jahr ZRH-IST-HKG mit TK in F geflogen. Es war alles so wie geschildert mit einer Ausnahme: Es gab keine betüdelten Russen :cool:

Ach so: Ich fand die Suite etwas klapprig!
 
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