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Ich hab mit Frankreich nichts am Hut...
Vorgeschichte
Im Oktober des Jahres vor der Seuche
Wir sitzen gemütlich mit Käffchen und Apfelkuchen...„Schatz! Schau doch mal bei Secret Escapes!“
„Wieso das denn?“
„Die haben ein 25hours günstig im Angebot!“
Hm. Ich mag die Hotels dieser Kette, und seitdem sie bei Accors Vielschläferprogramm integriert sind, noch viel mehr.
„Welches?“
„Paris, Schatz! Paris! Stell Dir vor!“
Das hatte ich befürchtet. Paris… ich habe, anders als die Holde, so überhaupt keine Beziehung zu Frankreich. Mich zieht es nicht nach Paris, wirklich nicht. Aber was tut man nicht alles, um der Holden gefällig zu sein. Ich mustere das Angebot bei Secret Escapes: Nicht schlecht, alles was Recht ist: vier Nächte in einem Zimmer der Large-Kategorie, Frühstück inkludiert, und das zu einem Preis, zu dem man sonst in Paris mit Glück eines der besser gelegenen IBISse gebucht bekommt. Deal!
„Willst Du buchen oder soll ich?“
Mach mal. Also macht die Holde und bucht für Ende März 2020. Wir haben jetzt ein halbes Jahr Zeit, uns zu freuen. Die Flüge buchen wir bei der Gelegenheit auch gleich mit: von RLG über MUC nach CDG und das ganze retour. Die zwei Rotationen, die es jetzt fast täglich von Rostock nach München gibt, sind wirklich perfekt. Okay, manchmal ist das Overlay in München etwas lang, aber die Zeit kann man ja maximierend in der Lounge abhängen.
Im Frühjahr des Jahres der Seuche
Seit zwei Wochen schaffe ich im Homeoffice. Man gewöhnt sich dran, notgedrungen. Man gewöhnt sich auch an tägliche Telkos mit dem Chef, genannt Die Morgenlage.„Bis morgen dann!“
„Nö. Ich lasse mich in den nächsten Tagen vertreten.“
„Wieso?“
„Ich bin in Paris, Chef!“
Ich kann die Panik in der Stimme des Chefs tatsächlich hören, als er nachfragt: Paris, das könne ich doch nicht ernst meinen - so, wie die neue Seuche dort wüte, das sei doch lebensgefährlich!
„Nö. Aber wir wären nach Paris geflogen, wenn nicht die Seuche… Und den Urlaub hab ich nunmal eingetragen.“
Wir hatten in den letzten Tagen versucht, das Zimmer über Secret Escapes zu stornieren, aber Secret Escapes wimmelte ab, als wir tatsächlich mal jemand an die Strippe bekamen: man möge das Hotel kontaktieren. Das Hotel wiederum stellte sich tot. Die Hansa hatte es geschafft, alle vier Segmente unserer Buchung zu streichen, irgendwann würden wir sicher die Kohle erstattet bekommen, da war ich sicher - aber dem könnte man nachgehen, wenn das Leben wieder einigermaßen funktionieren würde.
Im Frühsommer des Jahres der Seuche
Das Leben funktioniert wieder einigermaßen. Langsam. Man macht sich locker. Die Hansa hat die Tickets tatsächlich ohne Murren und Zicken, nur halt erst Wochen später, erstattet, und das Hotel schickt uns unverhofft eine Mail: Man bedauere, dass wir nicht hätten anreisen können, und man würde sich freuen, uns zu einem späteren Zeitpunkt begrüßen zu können. Da freuen wir uns doch mal gleich mit.„Zu Deinem Geburtstag, Schatz?“
„Hmm… im Dezember isses auch in Paris duster.“
Und es sind vielleicht nicht so viele Touristen in der Stadt. Gut, dann halt im Dezember nach Paris, warum auch nicht. Und ich hab es endlich hinter mir. Das Hotel bekommt eine Mail, und die Lufthansa eine Buchung. Dumm nur: die Rotation zwischen MUC und RLG hat den Weg zurück in den Flugplan noch nicht gefunden... und wir befürchten, dass die Buletten das mit BER tatsächlich hinbekommen und wir unser geliebtes TXL verlieren. Wir erinnern uns dunkel: vor neun Jahren hatten wir auch schon mal Tickets ab BER...
Im Winter des Jahres der Seuche
Die Seuche hat Europas Politiker wieder voll im Griff, und diese wiederum halten ihre Völker mehr oder weniger effektiv in Einzelhaft. Die Hansa würfelt ihre Flugpläne lustig durcheinander, die automatischen Umbuchungen zaubern die eine oder andere Lachfalte ins Gesicht des Lesers. Die Tickets stellen wir erst einmal auf Standby, wir glauben an den kommenden Sommer und an To-Big-To-Fail in Sachen Lufthansa. Auch das Hotel meldet sich: Man bedauere, dass wir nicht anreisen dürften, aber aufgrund behördlicher Auflagen und so weiter und so fort müsse man leider zusperren… Man würde sich freuen, uns zu einem späteren Zeitpunkt begrüßen zu können. Da freuen wir uns doch mal gleich mit.Ach ja: Wir mögen unsere Buchung doch bitte bis Ende des kommenden Jahres irgendwie abschlafen. Kriegen wir hin. Wir glauben an den kommenden Sommer.
Im Sommer des zweiten Seuchenjahres
Wir haben das 25hours in Paris gebucht für Mitte August.Wir haben die Tickets von der Hansa auf Mitte August umschreiben lassen.
Wir haben Tickets bei SNCF gekauft, für’n Appel und ’n Ei, von Paris nach Bordeaux mit dem Unerhörten TGV und mit dem popeligen InterCite von Bordeaux nach Marseille.
Wir schauen gebannt auf die Inzidenzen, die viel früher nach oben klettern als im letzten Jahr.
Wir schauen täglich bei SPON, ob LeGroDAF, der Letzte Grosse Deutsche Arbeiterführer, seine Truppen im Vergleich zu den Piloten der Hansa keineswegs auskömmlich bezahlter Lokvögel mal wieder in einen Streik hetzt - und buchen sicherheitshalber schon mal einen Parkplatz am BER statt eines Bahntickets dorthin. Sorry, liebes Klima. Und:
Wir schauen hier immer wieder im Flugstreichungen-Thread nach dem Rechten.
Dann packen wir das Auto voll und düsen los…