Kennt sich jemand im Rettungswesen aus?

ANZEIGE

hch

Erfahrenes Mitglied
25.05.2009
1.735
571
INN
ANZEIGE
Dann hoffe ich, dass Du nie nach einem Unfall von US Paramedics behandelt werden musst. :D
Aber die zivilisierten Zeiten der USA sind ja eher Geschichte. :D

Oder generell in den USA behandelt. Ich musste in den USA mal zum Artz um ein simples Antibiotikum fuer ne Halzentzuendung zu bekommen. Als ich die Rechnung fuer den 10 Minuten Arztbesuch (ca $200) und fuer die 14 Antibiotika-Tabletten (ca $500) gesehen habe wurde mir einfach nurnoch schlecht. Die gleichen Wirkstoff gibts uebrigens in Malaysia fuer eine handvoll dollar ohne Rezept in der Apotheke. Nur um mal das andere Extrem zu erwaehnen, dass mir genauso wenig gefaellt.
 

steffen0212

Leiter der Irrenanstalt
12.03.2009
1.729
8
www.cura-it.de
Als ehemaliger Rettungssanitäter habe ich natürlich KTW- und RTW-Erfahrung. Hätte ich einen KTW hätte ich einen RTW plus NEF nachgeordert. Wenn man das so am Funk verlangt bekommt man das auch. Wenn kein NEF verfügbar ist und es irgendwie Sinn hat kommt halt der Christoph.

In allen KTWs die ich je gefahren habe gab es eine Vakuummatratze und eine Schaufeltrage, Stifneck sollte ja sogar jeder Dorfsani haben. Von daher finde ich das schon seltsam.
Wenn man dann im KTW/RTW die Luftfederung der Trage weich genug einstellt und der Fahrer langsam fährt sehe ich dann bei einem Patient auf der Vakuummatratze kein Transportproblem. Und da ja dann auch mindestens sechs qualifizierte Leute da sind (mind. 1xNA, 2xRA, 2xRS, 1xRH) kann man den Patient auch sehr gut tragen.

Normalerweise hätte immer ein NEF+RTW oder Heli kommen müssen und ein RTW ohne Vakuummatratze und Schaufeltrage gibt's eigentlich nicht.
Da es anscheinend eine dörfliche Gegend war und ein möglicher HuLaPla vorhanden ist (Sportplatz) hätte ich ggf. am Funk darauf hingewiesen, dass man auch einen Heli plus Polizei und ggf. RTW schicken kann. Prinzipiell wäre aber auch RTW+NEF absolut ok gewesen.

Anmerkung: Nicht überall gibt's NEFs, in manchen Orten gibt es stattdessen NAWs, bei denen man sich den RTW dann natürlich sparen kann.
 
  • Like
Reaktionen: freqtrav

meilenfreund

Erfahrenes Mitglied
10.03.2009
6.802
5.573
Wer Rettungsdienst oder Feuerwehr ruft (und dies nicht aus Jux), der wird dafür NICHT haftbar gemacht, auch wenn es sich im Nachhinein als Fehlalarm herausstellt. Also IMMER lieber anrufen, als sich irgend welche Gedanken um Kosten zu machen. Fehlfahrten sind normales Geschäft, und letztlich eigentlich etwas sehr erfreuliches.

*zustimm*

Ich habe in 2008 zum ersten Mal überhaupt den Rettungsdienst gerufen. Ich fuhr die X-Straße in HAM entlang zum Supermarkt, an einem Zebrastreifen hielt sich eine heftigst herumtorkelnde männliche Person an einem Laternenmast fest. Der war mir da schon aufgefallen. Einige Minuten später kam ich aus der Gegenrichtung zurück, er war immer noch da... Bin dann erst 2 - 3 mal die Straße auf dem Abschnitt hin- und hergefahren, weil ich nicht richtig wußte, was ich tun sollte. Habe schließlich angehalten und die 110 angerufen, von dort wurde ich dann nach Schilderung des Sachverhalts weiterverbunden zur 112. Bin an Ort und Stelle verblieben, bis der Rettungswagen eingetroffen war. Beim Wegfahren sah ich dann, wie die Besatzung auf den Mann einredete, da er scheinbar nicht freiwillig mitkommen wollte. Von der Sache habe ich nie wieder gehört, schon gar nicht wurde mir ein Kostenbescheid geschickt.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Nach welchen Kriterien schicken die denn einen Heli, wenn nicht bei sowas?

Heli muss nicht unbedingt immer die 1. Wahl sein.

Bei der Bo105 war es zum Beispiel so, dass der Patient während des Fluges nur am Kopf und Hals für den Arzt zugänglich war. Da galt es dann vorher abzuwägen, ob der schnelleren Verbringung in eine Klinik, oder die Möglichkeit zur Durchführung eine möglichen Reanimation, der Vorzug zu geben war.

Im geschilderten Fall war der Junge wohl ansprechbar, wenn ich das jetzt richtig verstehe. Schon hier kann die Landverbringung gegenüber der Luftverbringung von Vorteil sein, da man sich so die "Scheißegalmedikation" spart. Ein Flug, besonders im RTH, dürfte für jeden eine belastende Ausnahmesituation darstellen.

Ich frage nochmal, bitte nicht falsch verstehen: Ist es sicher, dass wirklich kein Arzt vor Ort war. Es muss ja nicht immer gleich ein Notarzt sein.


Huey
 

Weltreisender

Erfahrenes Mitglied
05.04.2009
3.174
496
LEJ
Hier in Oesterreich scheint das aber nicht zuzutreffen. Gerade bei Alpinunfaellen wird der Heli sehr gerne benutzt. Und zumindest hier in Tirol zahlt die Kasse nur fuer noetige Fluege, fuer "unnoetige" braucht man auf jeden Fall eine Zusatzversicherung. Mal ganz zu schweigen von Menschen die im Ausland versichert sind.

Ja klar, weil Du mit dem Rettungswagen schlecht in die Hochlagen der Alpen kommst. Da wird in Deutschland dann auch gerne mal der Hubschrauber eingesetzt. Diese sind aber anders ausgestattet.
 

freqtrav

Reguläres Mitglied
19.01.2010
95
0
Nach mehr als 1000 Rettungseinsätzen als verantwortlicher Hubschrauberarzt hätte ich ja schon längst den "MED-HON" verdient...
Zur Sache: Wenn ein Patient nach einem Unfall Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule und Lähmungserscheinungen hat, ist dies klar eine Sache für den Notarzt (-wagen oder bevorzugt, wenn möglich Hubschrauber). Ist hier wirklich eine korrekte Meldung an die Rettungsleitstelle erfolgt (Telefonat ist in der Regel ja "mitgeschnitten")?. Die Notfallversorgung ist allgemein hierzulande vorbildlich, wie viele Besucher aus verschiedenen Länden incl./insbes. USA bestätigen. Der Versicherungs-Status des Unfallopfers interessiert hier weder den Mitarbeiter der Rettungsleitstelle noch den Notarzt im Rettungsdienst. Tip: bei einer Meldung immer den Gesprächspartner notieren (Namen oder Mitarbeiter-Nummer).
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.565
9.086
FRA/QKL
@Sleepovergreenland:
Notarzt und RTW müssen nicht aus eigener Tasche bezahlt werden, wenn sie wieder abfahren ohne Patient. Bin selbst jahrelang als Notarzt unterwegs gewesen und in über 50% der Fälle habe ich die Pat. nicht ins Krankenhaus eingewiesen.
Auf Grund der vielen getätigten Aussagen hier bin ich geneigt diesen Ausführungen zu glauben. Allerdings habe ich es anders erlebt und auf Grund der Diskussion hier Gestern Abend auch mal mit Bekannten darüber gesprochen. Es gibt mindestens VIER bestätigte Fälle alleine in meinem engeren Bekanntenkreis. Es könnte allerdings sein, dass es sich jedesmal um den gleichen (privaten) Rettungsdienst hier in der Stadt gehandelt hat. Was auf Grund der Aussagen in diesem Forum nur den Schluss zulässt, dass diese ihre ganz eigenen Regeln aufstellen und die Notfallsituation am Einsatzort ausnutzen. :eek:
 

macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Auf Grund der vielen getätigten Aussagen hier bin ich geneigt diesen Ausführungen zu glauben. Allerdings habe ich es anders erlebt und auf Grund der Diskussion hier Gestern Abend auch mal mit Bekannten darüber gesprochen. Es gibt mindestens VIER bestätigte Fälle alleine in meinem engeren Bekanntenkreis. Es könnte allerdings sein, dass es sich jedesmal um den gleichen (privaten) Rettungsdienst hier in der Stadt gehandelt hat. Was auf Grund der Aussagen in diesem Forum nur den Schluss zulässt, dass diese ihre ganz eigenen Regeln aufstellen und die Notfallsituation am Einsatzort ausnutzen. :eek:


Naja, du hast erlebt das mit Kosten GEDROHT wurde. Gezahlt hat aber keiner oder? Ein vielleicht nicht ganz netter Trick der Rettungsteams die Eltern dazu zu bewegen selber zu fahren. ;)
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.565
9.086
FRA/QKL
Naja, du hast erlebt das mit Kosten GEDROHT wurde. Gezahlt hat aber keiner oder? Ein vielleicht nicht ganz netter Trick der Rettungsteams die Eltern dazu zu bewegen selber zu fahren. ;)
Gerade das Gegenteil war der Fall, der angefahrene Rettungswagen wollte unbedingt gefüllt zurückfahren und hat deshalb mit privat zu tragenden Kosten gedroht.

Und es deckt sich nun mal mit meiner persönlichen Erfahrung mit einem kleinen Kind am Wochenende bei Problemen in die Kinderklinik eines Krankenhauses zu fahren. Statt sich der Probleme direkt anzunehmen wurde erst mal intensiv die AUFNAHME in die Klinik diskutiert und die Eltern sollten unterschreiben, dass das Kind unabängig von der Untersuchung garantiert (mindestens) eine Nacht im Krankenhaus bleibt.

Das hat zwar nicht direkt was mit dem Einsatz eines Krankenwagens zu tun, aber es deckt das immer gleiche Dilemma im deutschen Gesundheitswesen auf: Wieviel kann von wem abgerechnet werden und wer übernimmt welche Kosten. Da kommen massive Interessenskonflikte ins Spiel und der Patient ist häufig das schwächste Glied in der Kette.
 

Mr. Muir

Neues Mitglied
09.05.2010
19
0
MHG/STR
Gerade das Gegenteil war der Fall, der angefahrene Rettungswagen wollte unbedingt gefüllt zurückfahren und hat deshalb mit privat zu tragenden Kosten gedroht.

Hier gibt es eine kleine Differenzierung zu beachten:

a) Fehlfahrt: Einsatzfahrt scheint aufgrund der ersten Meldung gerechtfertigt und wird dementsprechend von der Leitstelle ausgelöst, stellt sich nach Eintreffen des Rettungsteams (oder ggf. bereits während der Anfahrt) als unnötig heraus.

b) Hilfeleistung: Ein Rettungsmittel ist zu einem Patienten ausgerückt und vor Ort wird eine Leistung erbracht, ein Transport erscheint jedoch nicht angebracht.

c) Verweigerung der Mitfahrt: Ein Rettungsmittel ist ausgerückt, hat eine Leistung vor Ort erbracht und rät eine Mitfahrt ins Krankenhaus zur Abklärung oder weiteren Behandlung an, der Patient verweigert die Mtifahrt jedoch entgegen des medizinischen/ärztlichen Rates.

Im ersten Fall wird niemand bezahlen müssen, weder Anrufer noch Patient.

Im zweiten Fall könnten dem Patienten Kosten für die erbrachte Leistung anfallen, ihnen steht jedoch ja auch eine erbrachte Leistung gegenüber. Allerdings verzichten in vielen Fällen die Einsätzkräfte darauf, weil sie mal nur ein Pflaster kleben und dafür dann eine Fehlfahrt schreiben.

Im dritten Fall wäre der Einsatz von der Kasse zu tragen, wenn ein Transport erfolgt. Erst durch die Verweigerung des Patienten entsteht hier ein Rechtsanspruch auf Kostenübernahme durch den Patienten. (vgl. hier) Wiederum: Hier wurde eine Leistung erbracht, die auch vergütet werden sollte.

Der von Dir geschilderte Fall entspricht wohl Fall c), so weit der Rettungsdienst betroffen ist. Es liegt anscheinend eine Verweigerung vor, obwohl eine Abklärung im Krankenhaus bei einem Kind durchaus angeraten erschien, wenn ich den Sachverhalt richtig gelesen habe. Insofern war die Auskunft des Teams korrekt, könnte aber auch eher als "wohlwollend" denn als Drohung interpretiert werden.

Der Anteil an Fehlfahrten (Variante a) steigt übrigens nachweislich mit der anscheinenden Dringlichkeit des Einsatzgeschehens, wie die Leitstelle sie aus der Alarmierung entnimmt (vgl. hier, letzter Absatz zu Fehlfahrten). Das spricht ja dafür, dass hier im Notfall Hilfe vor Kostenüberlegungen zu gehen scheint.

Insofern: IMMER anrufen, keine Angst vor irgend welchen Kosten. Wenn dann eine Leistung erbracht wird, ist es auch ok, wenn dafür eine Abrechnung geschrieben wird.
 

Weltreisender

Erfahrenes Mitglied
05.04.2009
3.174
496
LEJ
Auf Grund der vielen getätigten Aussagen hier bin ich geneigt diesen Ausführungen zu glauben. Allerdings habe ich es anders erlebt und auf Grund der Diskussion hier Gestern Abend auch mal mit Bekannten darüber gesprochen. Es gibt mindestens VIER bestätigte Fälle alleine in meinem engeren Bekanntenkreis. Es könnte allerdings sein, dass es sich jedesmal um den gleichen (privaten) Rettungsdienst hier in der Stadt gehandelt hat. Was auf Grund der Aussagen in diesem Forum nur den Schluss zulässt, dass diese ihre ganz eigenen Regeln aufstellen und die Notfallsituation am Einsatzort ausnutzen. :eek:

Private Anbieter wollen natürlich den Profit maximieren. Es könnte also ein Grund sein, dass sie zur Mitfahrt aufgefordert haben.
Eine weitere Erklärung könnte auch das Folgende sein:
Wenn ich als Notarzt dem Patienten anrate sich im Krankenhaus behandeln zu lassen, kann dieser natürlich von seinem recht auf Selbstbestimmung Gebrauch machen und sagen er bleibt zu Hause.
In diesem Fall muss er dies unterschreiben und ich bin als Notarzt verpflichtet ihn darauf hinzuweisen, dass falls die Krankenkasse nachweisen kann, dass ihr durch die Verweigerung zusätzliche Kosten entstanden sind, sie diese Kosten ganz oder anteilig auf den Patienten umlegen kann. In der Praxis ist das jedoch ein wenig wirksame Drohung, da der Kasse dieser Nachweis in den meisten Fällen nicht gelingen wird (Mir ist noch kein Fall bekannt.).
 

peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.210
1.033
Zweifelsfrei ein Fall von "Experten" bei der Arbeit. Ein Bekannter von mir arbeitet in einer Leitstelle und dessen Geschichten hinsichtlich Anforderungen von "Hobby"-Sanitätern die in ihrer Freizeit Veranstaltungswachen schieben sind abenteuerlich. Was da teilweise auf Leute los gelassen wird ist erschreckend. Im konkreten Fall ist die fragwürdige Leistung aber wohl eher vom Zentralisten und der RTW Besatzung als von den Sanis vor Ort erbracht worden.

Die Sanitäterausbildung entspricht der der Betriebssanitäter (ca. 2 Wochen Vollzeit plus jähtliche HLW-Auffrischung).
 

peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.210
1.033
Auf Grund der vielen getätigten Aussagen hier bin ich geneigt diesen Ausführungen zu glauben. Allerdings habe ich es anders erlebt und auf Grund der Diskussion hier Gestern Abend auch mal mit Bekannten darüber gesprochen. Es gibt mindestens VIER bestätigte Fälle alleine in meinem engeren Bekanntenkreis. Es könnte allerdings sein, dass es sich jedesmal um den gleichen (privaten) Rettungsdienst hier in der Stadt gehandelt hat. Was auf Grund der Aussagen in diesem Forum nur den Schluss zulässt, dass diese ihre ganz eigenen Regeln aufstellen und die Notfallsituation am Einsatzort ausnutzen. :eek:

Ich vermute mal, dass es tatsächlich an dem Faktum privater Rettungsdienst und den Vorgaben an die RAs lag. Bei uns fahren zum Glück fast nur die normalen Hilfsdienste.
 

phxsun

Erfahrenes Mitglied
02.01.2010
1.733
44
OWL
Zweifelsfrei ein Fall von "Experten" bei der Arbeit. Ein Bekannter von mir arbeitet in einer Leitstelle und dessen Geschichten hinsichtlich Anforderungen von "Hobby"-Sanitätern die in ihrer Freizeit Veranstaltungswachen schieben sind abenteuerlich. Was da teilweise auf Leute los gelassen wird ist erschreckend. Im konkreten Fall ist die fragwürdige Leistung aber wohl eher vom Zentralisten und der RTW Besatzung als von den Sanis vor Ort erbracht worden.
Da ich selbst "Hobby"-Sanitäter bin, kann ich ein paar Worte hierzu verlieren.
Die Qualität ist - egal welche Organisation (DRK, JUH, MHD, ASB, usw.) - sicherlich unterschiedlich. Die Zeiten wo ein etwas besserer Erst-Helfer San-Dienst auf einer Veranstaltung macht sollten vorbei sein.
Deshalb haben wir - ich bin ehrenamtlich beim DRK in Führungs- & Leitungsfunktion mit Ausbildung und auch Erfahrung als RettSan - auch in unserem Kreisverband Qualitätssicherung in Form von verbindlichen Prüfungen und mindestens jährlichen Fortbildungen mit Erfolgskontrolle festgeschrieben. Sanitätsdienste sind nur mit qualifiziertem Personal zu besetzten, andernfalls wäre mir als Leitungskraft die Haftung aus Organisationsverschulden deutlich zu riskant. Mir ist aber durchaus bewußt, daß es hier von Ortsverein zu Ortsverein z.T. große Unterschiede gibt. Allein die Reaktion der Leitstelle zur Rückmeldung per Funk lassen oft schon Bände erzählen.
Fehler oder Fehleinschätzungen können jedem - egal ob ehrenamtlicher Kraft (Hobby-Sanitäter), hauptamtlichem Rettungsdienstler oder Notarzt passieren. Es darf jedoch keine Unterschiede am grundsätzlichen Anspruch an einen einfachen Sanitäter, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten oder Notarzt - egal ob ehrenamtlich oder hauptberuflich - geben; jeder muß im Rahmen seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten professionell denken und vor allem handeln.

Dazu gehört im Fall des OP, aus meiner Sicht den
aktuellen Stand der Technik anzuwenden und sein eigenes Wissen und die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen.
 

phxsun

Erfahrenes Mitglied
02.01.2010
1.733
44
OWL
Ich vermute mal, dass es tatsächlich an dem Faktum privater Rettungsdienst und den Vorgaben an die RAs lag. Bei uns fahren zum Glück fast nur die normalen Hilfsdienste.
Der qualitative Unterschied liegt aus meiner Sicht eher in der Ausbildung.
Ohne konkrete Firmen bzw. Organisationen zu nennen, ist die Ausbildung - tendenziell - an den Rettungsdienstschulen der Hilfsorganisationen strenger und fundierter als z.B. bei kommerziellen Anbietern. Hintergrund hier ist sicherlich, daß kommerzielle Anbieter gewinnmaximierend arbeiten (müssen), die Hilfsorganisationen bzw. die staatlichen/kommunalen Studieninstitute i.d.R. jedoch nur die Kosten decken wollen. Wenn ich z.B. eine Ausbildung als Rettungsassistent selbst bezahle und bei einem privaten Anbieter bin, ist das ja eher ein Kunden- / Dienstleisterverhältnis. - Ich bezahle den Anbieter dafür, daß er es schafft mich durch die Ausbildung zu bringen, so bekomme ich auch zukünftig neue Klienten, nach dem Motto, da schafft das fast jeder.
 

MichaelFFM

Hertz-loses Mitglied
Teammitglied
Ich finde es wirklich schlimm, das wir hier überhaupt über dieses Thema diskutieren müssen.
Ein schwerverletztes Kind und eine Diskussion über Kosten gehen einfach nicht zusammen! Das macht angesichts der hohen Beträge, die wir alle monatlich für KV und PKV aufwenden extrem wütend. (n).

Allerdings kann ich mich daran erinnern, dass es in den 90er Jahren viele solcher Fälle in den neuen Bundesländern gab. Die Mitarbeiter der Leitstellen hatten einfach noch nicht verinnerlicht, welches Portfolio an Resourcen tatsächlich jetzt zur Verfügung steht. Deshalb gab es in den neuen Ländern erheblich weniger Heli-Einsätze als im Westen.
Als absoluter Laie war ich bisher der Meinung, dass bei Kopf- und Wirbelverletzungen in eher ländlichen Gegenden immer ein Heli angefordert wird.
 

peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.210
1.033
Ich finde es wirklich schlimm, das wir hier überhaupt über dieses Thema diskutieren müssen.
Ein schwerverletztes Kind und eine Diskussion über Kosten gehen einfach nicht zusammen! Das macht angesichts der hohen Beträge, die wir alle monatlich für KV und PKV aufwenden extrem wütend. (n).

Allerdings kann ich mich daran erinnern, dass es in den 90er Jahren viele solcher Fälle in den neuen Bundesländern gab. Die Mitarbeiter der Leitstellen hatten einfach noch nicht verinnerlicht, welches Portfolio an Resourcen tatsächlich jetzt zur Verfügung steht. Deshalb gab es in den neuen Ländern erheblich weniger Heli-Einsätze als im Westen.
Als absoluter Laie war ich bisher der Meinung, dass bei Kopf- und Wirbelverletzungen in eher ländlichen Gegenden immer ein Heli angefordert wird.


Wie gesagt primär ist da Vakuummatraze angesagt.

Und die Behandlungsmöglichkeiten im Heli sind sehr eingeschränkt, da zu wenig Raum.
 

peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.210
1.033
Nehmen wir einmal, man erlebt wieder eine ähnliche Situation, wie es leider dem Kleinen passiert ist. Kann man dann darauf bestehen, eine "angemessene" bzw sicherere Versorgung (Vakuummatratze bzw Heli-Transport) zu erhalten? Wie sollen zB Eltern reagieren - einen anderen Notarzt rufen bzw welche Argumente gibt es?

Es gibt zumindestens Stichworte mit denen zu sicherstellst, dass ein NA kommt,
erstmal Verdacht auf Herzinfarkt/Schlaganfall, dann Bewusstlosigkeit und eigentlich reicht sogar HiLoPe.
 
  • Like
Reaktionen: macdoc

jubo14

Erfahrenes Mitglied
29.03.2010
1.027
0
zwischen DTM und PAD
Also nach meiner Erfahrung, als Patient, ist der geschilderte Fall ein prima Beispiel, was man bei einem Unfall alles falsch machen kann.

Ich selber bin im Oktober 2008 zu meinem kürzesten, aber heftigsten Flug abgehoben.
Im vollen Galopp ist mein Pferd nach rechts, ich jedoch nach links abgebogen.
Der Flug war nach 5 Metern im Graben neben dem Reitplatz zu Ende.

Da ich selber für den Moment nur bedingt ansprechbar war, habe ich die eigentliche Alarmirrung des Rettungsdienstes nicht selber mitbekommen, doch das Ergebnis sehr wohl.
In kurzer Zeit waren Rettungswagen und Notarztwagen vor Ort.
Nachdem ich ein Bein überhaupt nicht bewegen konnte, das andere nur eingeschränkt hat man mich vorsichtig auf ein Vakuum-Matratze gebettet und dort dann weiter versorgt.
Nach wenigen Minuten kam dann der Heli und ich wurde ins nächste Unfallkrankenhaus verfrachtet.

Ich hatte vor meinem Sturz um 13:15 Uhr auf meine Uhr geschaut. Als ich ins CT geschoben wurde konnte ich dort wieder auf eine Uhr sehen, die 13:58 zeigte. Und erst nach dem CT wurde mir die Frage gestellt, wie ich denn wohl versichert sei!

Aus Sicht des Patienten stelle ich mir genau so eine optimale Versorgung vor!

Am Ende hatte ich übrigens richtig Glück im Unglück, weil ich am Samstag mit dem Heli ins Krankenhaus gekommen bin, und es am Dienstag, zwar auf Krücken, aber mit dem Taxi verlassen konnte.
 
  • Like
Reaktionen: HONig und Mr. Burns

macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Es gibt zumindestens Stichworte mit denen zu sicherstellst, dass ein NA kommt,
erstmal Verdacht auf Herzinfarkt/Schlaganfall, dann Bewusstlosigkeit und eigentlich reicht sogar HiLoPe.

Wobei das Stichwort "Kind mit Unfall" "Kind mit Lähmung" "Kind mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung" wie hier imFall eigentlich auch dreimal reichen sollte...:mad:

Im Zweifelsfall sagt man halt: Ich glaube der atmet nicht mehr.

?HiLoPe klär mich mal auf:confused:
 
  • Like
Reaktionen: Mr. Burns

FREDatNET

Erfahrenes Mitglied
11.07.2010
8.302
7
VIE
@Kingair:
Der Rettungswagen hätte einen Notarzt anfordern müssen. Die Leitstelle hätte dies nicht verweigern können. Vorrichtungen zum Transport von Wirbelsäulenverletzungen sind auf Rettungswagen gesetzliche Vorschrift.
als ex sanitäter (zivi) kann ich nur über die vorschriften in österreich berichten...

in ö (und da denke ich in d ist es nicht anders) obliegt es einzig dem rtw team dies zu entscheiden ob der transport durchgeführt wird oder ein arzt hinzugezogen wird. und ich denke keiner kann jetzt von der ferne sagen ob ein 5 minütiger schohntransport im rtw schlechter war als 15 minuten auf einen arzt zu warten. (der kann in dem fall genauso wenig wie ein guter notfallsani vor ort machen!) eher vermute ich sogar option 1 war schon die bessere und "hätte einen notarzt anfordern müssen" kann man so pauschal nicht sagen... und du als arzt wirst mir schon recht geben dass neben der stabilisierung die ZEIT bis zur diagnose und behandlung im spital der wichtigste faktor in so einem fall ist. obwohl du recht hast, die handelnden sanis hätten wohl besser einen arzt gerufen...

was allerdings sein hätte müssen, ist eine mechanische stabilisierung an ort und stelle des auffindens und wenn die wiese zu holprig war die zufahrt des rtw auf die wiese!!!

@kingair
solltest du den patienten kennen kannst du der familie empfehlen rechtliche schritte einzuleiten. in dem fall liegt doppelte fahrlässigkeit vor, da keine stabilisierung gemacht wurde und der rütteltransport, da haftet definitiv wer für ev folgeschäden (sani und/oder der rtw dienst). dass kein arzt gerufen wurde ist sekundär, denn der sani entscheidet über die transportfähigkeit...
 
  • Like
Reaktionen: peter42

FREDatNET

Erfahrenes Mitglied
11.07.2010
8.302
7
VIE
Naja, eine adäquate Schmerztherapie ist nach Stürzen häufig notwendig und für die ist schließlich der Doktor zuständig. :idea:
keine angst, ich will eh nicht die herren doktoren durch hilfsarbeiter ersetzen... ;)

ich wollte nur aufzeigen, dass es unter bestimmten umständen die bessere option ist nicht auf den arzt zu warten...
 

macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Sehe ich anders. Die prinzipielle Vorgehensweise ist in Deutschland/Ö doch gerade auf den Doktor zu warten um den Patienten vor Ort zu stabilisieren. Der hätte hier in dem Fall dringend nötig getan. Analgesie, Lagerung und nicht zuletzt für den Fall einer Verschlechterung, sprich Atemstillstand. In dem Fall hätten die RA schon alt ausgesehn.
 
  • Like
Reaktionen: Mr. Burns