Kim Il-sung in Wien

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carlo

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Demokratie und Freiheit sind aber nicht gleichbedeutend mit Anarchie und Toleranz für Intoleranz. Das sehen höchstens irgendwelche ultraweichgespülten Weltverbesserer so, die gar nicht merken, dass sie mit ihrer "anything goes"-Rhetorik dafür sorgen, dass bald gar nichts mehr geht. Also da hätte ich von dir jetzt mehr erwartet als so ein Stammtischbeispiel. :kiss:

Mein lieber Fly,

vermutlich muß ich Dir den Begriff "Suggestivfrage" nicht näher erläutern, stimmts? :kiss:


Darüber hinaus freue ich mich über die offenbar bestehende Kongruenz, daß die Anwesenheit von künstlerischer Freiheit nicht automatisch die Abwesenheit von Grenzen ethischer, juristischer, humanitärer Natur etc. bedeutet. Damit können wir, gestützt auf GG Art.5 Abs.3, festhalten, daß eben NICHT alles gezeigt werden darf und manches de jure VERBOTEN gehört.

Die Rotgardistenkunst der Ausstellung "Blumen für Kim Il Sung" ist so unbedeutend, daß sie nicht einmal für einen Rechtsstreit taugt. Und nicht jede künstlerische Arbeit ist automatisch Kunst, vor allen Dingen, wenn es sich um staatlich bestellte Propaganda-Bilder eines machtneurotischen Potentaten einer Diktatur der Angst handelt - "Götzendienst" wäre wohl der treffendere Ausdruck. Aussteller, Kuratoren und Besucher dieser sozialistischen Leistungsschau wissen um diese Umstände - wo genau liegt also ihr Sinn?


Womit wir bei Joseph Beuys angelangt wären:

"Ob Werbung Kunst ist, hängt davon ab, wofür sie wirbt"

Für ein Land, in dem Frauen nicht Fahrradfahren dürfen, wo eine geschätzte Viertelmillion Nordkoreaner in Umerziehungslagern eigenständiges Denken abgewöhnt bekommt, für einen "Führer", der geschätzte 2 Millionen seiner Bürger verhungern ließ, während er sich synchron den Segnungen westlicher Luxusgegenstände hingab?


Zu hinterfragen, zu diskutieren, zu reflektieren - all das, was Kunst auslösen soll, erlaubt "Blumen für Kim Il Sung" nicht.

Die Verlogenheit, die Du anprangerst, ist diese Ausstellung selbst.
 

flysurfer

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Zu hinterfragen, zu diskutieren, zu reflektieren - all das, was Kunst auslösen soll, erlaubt "Blumen für Kim Il Sung" nicht.

Dass diese Behauptung falsch ist, belegt ja bereits dieser Thread. :idea: Oder der von dir genannte Artikel in der WELT.

Insofern ist diese Ausstellung ganz wunderbar, da sie sogar funktioniert, ohne dass man selber hingehen muss.
 
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carlo

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Dass diese Behauptung falsch ist, belegt ja bereits dieser Thread. :idea: Oder der von dir genannte Artikel in der WELT.

Insofern ist diese Ausstellung ganz wunderbar, da sie sogar funktioniert, ohne dass man selber hingehen muss.

Sie funktioniert nicht, ja provoziert nicht einmal. Wie denn auch?


Die Lüge am Pinsel, die Angst im Nacken, der Künstler auf Befehl - Ohne Kreativität keine Kunst.


DAS wiederum haben wir jetzt wirklich hinreichend diskutiert. :)
 

flysurfer

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Sie funktioniert nicht, ja provoziert nicht einmal. Wie denn auch?

Wieso, wir diskutieren doch, und die WELT schreibt. Ich weiß inzwischen wieder einiges mehr über Nordkorea (und Österreich) als vor zwei Wochen. (y)

Übrigens sieht offizielle Kunst in Südkorea nicht viel anders aus. Und die Rhetorik, gerade auch vieler normalen Bürger, ist genauso kämpferisch und kriegerisch, nur dass der Gegner dort der Norden ist. Von daher haben diese Länder noch einen sehr weiten Weg bis zu einer Wiedervereinigung vor sich.
 

flysurfer

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Welchen Künstler und welche "offizielle Kunst" meinst Du? Jo Seub? Ham Jin? Jeon Joonho?

Keine Ahnung, solche "Kunstwerke" sind uns halt immer wieder mal begegnet, gerade auch an offiziellen Stätten.

Ganz typisch sind auch Motive und Gestaltung auf dem offiziellen südkoreanisch-amerikanischen-Kriegsdenkmal:

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flysurfer

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Staatlicher verordneter Kitsch auch am Grenzbahnhof, dazwischen dekorativ das öffentliche Klo:

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Und wer bei seinem südkoreanischen Tourguide mal genauer zuhört, kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass das Versprechen auf dem großen Plakat nicht durch eine friedliche Wiedervereinigung, sondern durch einen Sieg über den Norden in Erfüllung gehen soll.

Die Lok gibt's übrigens tatsächlich:

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carlo

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Danke für die Bilder! (y)


Damit ist die Sache klar entschieden, und ich werde nicht weiter mit Dir über Kunst streiten müssen...;)
 

flysurfer

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Damit ist die Sache klar entschieden, und ich werde nicht weiter mit Dir über Kunst streiten müssen...;)

Über Kunst habe ich sicherlich keine Sekunde lang mit dir gestritten, da dieser Begriff in dieser Debatte für mich keine Rolle spielt, es geht ja alleine darum, dass die Ausstellung (das Event selbst) eine Diskussion mit interessanten Einsichten ausgelöst hat. Deshalb ist die Ausstellung eine feine Sache, die ihren Zweck selbst dann hervorragend erfüllt, wenn insgesamt nur 0 Personen sie besuchen und kein einziges Augenpaar irgendeines der dort ausgestellten Exponate sieht - oder auch nicht sieht, denn ob sie überhaupt vorhanden sind, können wir bei 0 Besuchern nicht stichhaltig nachprüfen, und es interessiert ja auch nicht wirklich. ;)

In der Praxis wurden die Exponate offenbar zumindest von einigen Medienvertretern gesichtet (siehe WELT-Artikel), heraus kam eine hilfreiche und erhellende Debatte in den Medien. Oder auch hier, obwohl keiner von uns bisher in der Ausstellung war.
 

kinderblumen

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17.03.2010
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saarbrücken
Hallo,

ich habe mir die Ausstellung angesehen und finde sie sehr interessant. Sie bringt nicht wirklich neue Erkenntnisse über das Land. Aber sehenswert, wie ein Land sich darstellt und möchte das der Bürger, wenn man ihn so bezeichnen will, den Führer des Landes sieht und wie die Wirklichkeit auseinanderklafft. Die Bilder sind alle schreiend bunt und man hat den Eindruck in als würde man in ein 3 D-Bild .
schauen.