Land des goldenen Zeitalters - Turkmenistan zum Unabhängigkeitstag

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Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
526
79
DXB
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Internationale Ruhnama Konferenz, das klingt spannend !
Wie kam man damals an eine solche Einladung, und was ist auf der Konferenz passiert ? Klingt äußerst interessant.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Wer Lust auf Turkmenistan hat, kann auch einfach seine Parabolantenne (60cm reichen aus) auf 52°Ost drehen, den TürkmenÄlem Sat. Dort sind alle Staatssender frei und in HD aus Mitteleuropa empfangbar. Oft kommen auch Schleifen aus Asgabat mit seinen Prachtbauten, leeren Straßen und sporadisch fährt auch mal ein weißes Auto...

Zum Jahreswechsel erstrahlte Asgabat im TV bunter denn je, der Präsident hielt kurz vor Mitternacht seine Rede an's Volk, dann folgte der countdown mit einer auf das gläserne Riesenrad projizierten Uhr. Und als Höhepunkt sang der Präsident vor Publikum höchstpersönlich und spielte dazu auf der schneeweißen Wersi-Orgel.
 
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StephanESS

Aktives Mitglied
05.01.2012
102
5
Vielen herzlichen Dank auch von mir für diesen Reisebericht, ich freue mich schon auf die nächsten Teile :)

Eine Frage/Bitte: kannst Du ggf ergänzen, was Deine Reisegruppe zu essen bekommen hat (so im allg meine ich, ohne Dir jetzt viel Arbeit machen zu wollen). Weil essen ja ein Teil der Kultur ist, finde ich das immer sehr interessant. Danke!
 

Zocker1899

Erfahrenes Mitglied
27.05.2016
462
120
@Pascal1101 Hammer Bericht! Sehr spannend. In der Tat war auch mir nicht Bewusst wie Reguliert das Land ist.
Habt ihr das "Tor zur Hölle" bewusst ausgelassen oder passte es nicht in den Reiseplan?
Lässt sich sagen wie hoch die Aussagen vor Ort waren? Wiele Tage warst du eigentlich da oder habe ich das überlesen?

Beste Grüße
 

Zocker1899

Erfahrenes Mitglied
27.05.2016
462
120
Über diese Möglichkeite hatte ich auch mal gelesen? Das dürfte doch eine Fährverbindung, etwas außerhalb von Baku, gewesen sein, die so 1-2x die Woche geht oder? Wohin wäre es denn dann nach dem Aufenthalt in TM gegangen? Habs mir gerade mal auf der Karte angeguckt und habe mich gefragt inwiefern man mit einem Transitvisum über den Landweg nach Maschhad in den Iran reisen könnte..
 

PhileasFogg

Erfahrenes Mitglied
29.03.2012
596
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FRA
Wir waren anscheinend ein paar Tage vor dem TO in Turkmenistan. Zu der Zeit war ein Transitvisum mit Ausreise in den Iran möglich (zumindest Grenzübergänge bei Ashgabat und bei Ak-Yaila). Letzterer ist der den die meisten LKW auf dem Weg von Turkmenistan in die Türkei nehmen. Allerdings hat bei uns die Zeit nicht gereicht, so dass wir letztendlich ein normales Visum beantragt und von Ashgabat heimgeflogen sind.

Ob dies allerdings nach den Ereignissen der letzten Tage noch so ist, weiß ich nicht.
 
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Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
526
79
DXB
Guten Abend zusammen !

Zunächst einmal, bitte ich um Nachsicht dass es doch so extrem lange gedauert hat, bis der Reisebericht fortgesetzt wird.
Erst jetzt komme ich dazu weiterzuschreiben, und hoffe, dass ich den kompletten Bericht in den nächsten Tagen fertigstellen kann.

Wir erinnern uns zurück, im letzten Teil hatten wir gerade das Abendessen im luxuriösesten Hotel von Aschgabat abgeschlossen.

Am nächsten morgen hieß es früh aufstehen.
Heute stand ein weiteres Event an. Nicht irgendein Event, sondern ein Event bei dem der Präsident höchstpersönlich anwesend sein wird.
Bedeutet die Anwesenheit einer solchen Person auch in "normalen" Ländern schon Sicherheitsmaßnahmen etc., so kann man sich vorstellen was das in einem Land wir Turkmenistan bedeutet.

Das Pferderennen beginnt um 8 Uhr früh, und die Sportanlage ist ca. 40 Minuten entfernt.
Das bedeutet für uns, Punkt 4 Uhr muss abgefahren werden. Hintergrund ist, dass die Ankunft der Gäste am Sportkomplex strikt getaktet ist und die Straßen in Aschgabat an diesem Tag (wir erinnern uns, wir sind in der Woche des Nationalfeiertags) ab 5 Uhr morgens größtenteils für Delegationen etc. gesperrt sind.
Wir müssen also definitv vorher "raus" sein. Da wir sonst feststecken.

In unserem Fall hat alles super geklappt,
Nun erleben wir hautnah, was es bedeutet in einem totalitären Staat zu sein. Ab 7km vor dem Stadion (7 ist die Lieblingszahl des Präsidenten) steht eine Menschenkette bereits jetzt um 04:30 Uhr komplett in Trachten und mit Winkelementen am Straßenrand. Man sagt mir, die Leute würden schon seit 2 Uhr Nachts dort stehen und würden aus ihren Dörfen und Gemeinden dort hingebracht, um dem Präsidenten zuzujubeln.

Wir erreichen als VIPs als letzte (ja, 3 Stunden vorher) das Stadion, wo bereits alle artig auf ihren zugewiesenen Plätzen sitzen.
Jetzt passiert erstmal nichts. Ab 7 Uhr werden wir gebeten ab jetzt auch sitzen zu bleiben, da es gleich los gehen würde. Um Punkt 8 trifft der Präsident ein.
Er wird nicht auf Bildschirm o.ä. gezeigt und ist auch nicht zu sehen, dennoch weiß die Masse scheinbar dass er jetzt dort ist, denn es bricht spontan Applaus aus. Sofort beginnt das Pferderennen. Im wahrsten Sinne des Wortes haben alle, über Stunden, auf den Stargast gewartet.

Des Nachts, auf der Pferderennbahn außerhalb von Aschgabat


Bei unserer Ankunft, alle sitzen bereits


Menschen, die das Publikum "spielen"


Sofort nach Ankunft des Präsidenten, das Pferderennen beginnt


Eine der Zahlreichen Siegerehrungen, insgesamt werden 12 Rennen duchgeführt.


Möchte man Wetten, so ist es sehr einfach hier einen guten Schnitt zu machen, falls der Wettpartner unwissend ist. Im ausliegenden Heft, sind die Eigentümer der Pferde angegeben. Bei jedem Rennen ist auch ein Pferd aus der Stallung des Präsidenten dabei, welches natürlich rein zufällig, in jedem Rennen gewinnt.

Die Jockeys bekommen jeweils 10k USD Preisgeld. Hauptpreis ist ein brandneuer, weißer, Audi Q5.
Dann kommt es zum Eklat. Eines der Pferde stürzt zu Boden. Das Rennen läuft normal weiter, dann nach Erreichen des Ziels, wird sofort ein Sichtschutz herbeigebracht. Ein Krankenwagen (für das Pferd, der Jockey scheint wohl auf) kommt. Mehr ist nicht zu sehen. Das Pferd wird es wohl nicht überlebt haben, der Kollaps sah wohl nicht gesund aus. Solche Sachen können passieren, in jedem anderen Land wäre die Sache erledigt gewesen.
Nicht so in Turkmenistan. Nun bekommen wir, obwohl wir als VIPs, die nicht nur die besten Plätze in der Mitte der Tribüne haben, sondern unter den neidischen Blicken der anderen Besucher (die selbstverständlich nicht aufstehen oder essen und trinken dürfen), permanent mit Snacks und Getränken versorgt werden, doch noch die unangenehme Seite des Staats zu spüren.

Sofort nach dem Unfall rings um uns herum, vermeintliche andere Zuschauer die aufspringen und uns die Sicht zusätzlich versperren. Auf einmal wildes hantieren mit Funkgeräten und auf einmal sind wir von Stasi-Leuten im schwarzen Anzug umgeben.
Eine Person unserer "Auslaender" Gruppe (wieder bestehend aus Geschaeftsleuten, einigen Touristen etc.) hatte wohl im besagten Moment seine Kamera in der Hand. Das führt nun zum riesigen Drama, was sichtlich zur Unterhaltung (keine Schadenfreude, sondern mehr ein peinliches berührt sein, dass die ausländischen Besucher so etwas erleben müssen) der anderen Gäste beiträgt. Man sah, dass es den Turkmenen unangenehm ist, dass wir als Gaeste nun "so" behandelt werden.
In einem unmöglichen Ton werden wir gebeten sofort mitzukommen. Unsere lokalen Begleiter sind in voller Aktion, um die Situation zu beruhigen, sicherlich sind sie in ihremLeben schon öfter in einer solchen Lage gewesen und koennen damit besser umgehen als wir.

In einem Raum wird uns erklärt, dass es nicht erlaubt ist Fotos des Unfalls zu besitzen oder zu veröffentlichen. Sollte dies passieren, wird das Konsequenzen für unsere loakeln Kontakte haben, und weitere auslaendische Gruppen dürfen keinem Pferderennen mehr beiwohnen.

Unabhängig davon, hat jeder seine Fotos einem der Beamten zu zeigen. Sollte ein Foto des Unfalls vorhanden sein, muss dies sofort gelöscht werden. Offiziell sind Pferde die Heiligtümer des turkmenischen Volkes und müssen dementsprechend behandelt werden.

Alle von uns haben die Nase gestrichen voll von diesem Land. Letztlich hatte niemand ein Foto, sodass man uns wieder zurück auf unsere Plätze brachte, wo wir mit schlechter Laune den Rest des Rennens ansahen.

Hier sieht man dann auch wie ein solcher Staat funktioniert, und dass es entgegenlaufende Interessen gibt. Ein Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, zu welchem der Pferdekomplex gehört, kommt vorbei und versucht uns aufzuheitern, bringt weitere Snacks und Getränke. Der Mann setzt sich einzeln zu dem ein oder anderen von uns, und unterhält sich über Gott und die Welt. Der Mann spricht sehr gutes deutsch und unterhielt sich einige Zeit mit mir über die Städte die er in Deutschland beruflich schon gesehen hat. (Den Anlass hierfür habe ich nicht erfragen können) Das Fernsehen kommt für die üblichen Propaganda-Aufnahmen, fürs Nationale Fernsehen. Unsere Gesichter sind wohl nicht positiv genug, denn am Abend ist zwar das Rennen im TV zu sehen, wir sind jedoch nicht zu sehen. Normalerweise, wenn man sich die turkm. Nachrichten bei Youtube ansieht, wird eigentlich jede noch so kleine auslaendische Gruppe oder Delegation bis zum bitteren Ende propagandistisch im Fernsehen ausgeschlachtet.

Kurz bevor das Rennen zu Ende ist, werden wir wieder als erste sehr hektisch gebeten die Plätze zu verlassen und uns zum Ausgang zu begeben. Nachdem unsere Gruppe die Halle der Rennbahn betreten hat, werden die Türen zur Tribüne wieder geschlossen und unsere Gruppe wartet zusammen mit den turkm. Regierungsbeamten und den anderen internationalen Gästen (einfach zu erkennen an den Schildchen die getragen werden, man kommt auch ins Gespräch, konnte eine bekannte türkische Baufirma, eine französische Baufirma, sowie einen großen deutschen Mischkonzern, als auch einen deutschen Automobilhersteller ausmachen) auf die Abfahrt des Präsidenten.
Von Sicherheitskräften werden wir von den großen Fensterscheiben zurückgedränkt, jedoch können wir trotzdem das Spektakel draußen verfolgen.
Wie auf Knopfdruck fangen Menschenmassen an zu jubeln und spulen eine Art tänzerische Einlage ab. Und dann kommt der große Augenblick, der Präsident schreitet auf den Vorplatz des Stadions, schaut sich den Tanz 1-2 Minuten lang an, und steigt dann in seinen bereitstehenden weißen Mercedes GLS und fährt eigenhändig davon. Die Menge ruft noch einige Zeit "Arkadag Shohrat" ("Ehre unserem Beschützer" - der Präsident lässt sich mit dem Titel "Arkadag" zu deutsch, Beschützer, anreden).

Dann werden die Türen geöffnet und unter strikter Reihenfolge darf die Rennbahn verlassen werden. Zuerst eine Handvoll, vllt. 10-12, turkm. Politker.
Die Menge ist jetzt komplett still, der Grund warum die Menschen hier sind ist soeben abgefahren, kein Grund noch weitere Energie zum Jubeln für irgendwelche Minister zu verschwenden.

Dann darf unsere Gruppe das Stadion verlassen. Und nun die Überraschung, wir bekommen den gleichen Jubel wie der Präsident. Und ich glaube, dass das nicht einstudiert war, die es ist keine stumpf abgespielte Choreografie, sondern es scheint wirklich, dass die Menschen (hauptsächlich Schüler und Studenten) sich einfach freuen uns zu sehen. Wir wollten anhalten und uns bedanken, werden aber von hinten weiter gedrängt.
Die Menschenkette ist die ganze Auffahrt der Rennbahn bis zur oben liegenden Hauptstraße entlang. Auf den letzen Metern sind links und rechts, natürlich zu Ehren des Präsidenten, verschiedene Darstellungen der turkm. Traditionen zu sehen, z.B. Teppichknüpferei, Musikdarbietung usw.
Es ist einfach unglaublich (und unerträglich) wie der Staat über die Zeit dieser Menschen verfügt.

Beim Heraustreten aus der Halle der Rennbahn




Auf dem Vorplatz der Rennbahn. Bereitstehende Menschen um dem Präsidenten (und uns) zuzujubeln.




Entlang der Auffahrt bis zur Hauptstraße








Beim warten auf die Weiterfahrt, komme ich mit der rechten Hand des Präsidenten ins Gespräch. Ein Mann, der mit seiner weltoffenen, charismatischen Art, sowie seinem perfekten Englisch, modernster und teuerster Kleidung und dem gesamten Auftreten, eher wie ein Manager eines internationalen Konzerns anmutet.
Sämtliche Veranstaltungen bei welchen der Präsident beiwohnt, werden von ihm persönlich geplant und vorher abgenommen. Ihm gehört auch die (wirklich) eindringliche Stimme, welche die Propaganda-Losungen bei sämtlichen Events vorträgt (durften wir ja 2x live miterleben).

Nun fahren wir ca. eine Stunde lang zurück nach Aschgabat, in die dortige Shopping Mall, um uns mit Lebensmitteln für unseren Campingtrip einzudecken.
Hierüber werde ich meinen Bericht in den nächsten Tagen ergänzen.

Wie immer freue ich mich über jeden Kommentar und beantworte gerne jede Frage.

Bis dahin,

viele Grüße,

Pascal
 
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Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
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Nun möchte ich auch nochmal auf die Fragen der vorherigen Posts eingehen.

Wie gut ist es Euch gelungen authentische Gespräche mit normalen Menschen dort zu führen? In Nordkorea ist das ja bekanntermaßen fast völlig unmöglich

Im Grunde gar nicht. Das ist ja einer der Gründe, warum Auslaender eigentlich immer (Ausnahme ist die Nutzung des Überland-Transitvisas) mit lokaler Kontaktperson unterwegs seien müssen. Außerdem hat man mir auch erzaehlt dass z.B. russische Staatsbürger (oder generell Staatsbürger aus russisch sprechenden Ländern) oftmals kein Visum bekommen, ebenso verhält es sich mit türkischen Staatsbürgern. Das hängt wohl damit zusammen, dass man hier die Sprachbarriere hier wohl doch aufrecht erhalten möchte.

Ich persönlich spreche ein wenig türkisch, und habe mich daher mit meinen Sitznachbarn bei den Propagandaevents mal ein bisschen unterhalten. In solchen Situationen unterhält man sich, wie eigentlich in jedem Land, unabhängig von der demokratischen Lage, mehr über oberflächliche Themen.



Eine Frage/Bitte: kannst Du ggf ergänzen, was Deine Reisegruppe zu essen bekommen hat (so im allg meine ich, ohne Dir jetzt viel Arbeit machen zu wollen). Weil essen ja ein Teil der Kultur ist, finde ich das immer sehr interessant. Danke!

Das ist relativ einfach erklärt. Ich würde sagen, man kann das Hotel Essen (hauptsaechlich Fruehstueck) mit anderen Hotels in staatlicher Hand in ähnlich strukturierten Ländern vergleichen. (z.B. Kuba)
Trockenes Brot, trockener Käse, einfachste Wurst, Milch, Orangensaftkonzentrat.

Mittagessen und Abendessen an den Tagen in denen ich in Aschgabat war, in privatgefuehrten "normalen" Restaurants.
Hier ist das Essen auf westlichem Level, Preise für ein Hauptgericht mit Getränk (softdrink oder Bier) zwischen 2 und 5 EUR.
Mag für uns wenig sein, wenn man bedenkt dass viele Menschen dort wohl jedoch nur 80-250EUR im Monat verdienen, jedoch sehr teuer. Dementsprechend auch das Publikum in diesen Lokalen, die "Mittelschicht", sprich, dem Aussehen nach angehörige des Verwaltungsapparates, die es sich hier gerne mal gut gehen lassen.

Auf dem Markt gibt es für 50 Cent bis 1 EUR ein vollwertiges Mittagessen (Reisgericht mit Fleisch o.ä.) inkl. Getränk.



Würde gerne mal so ne Ruhnama auf deutsch lesen. Dazu braucht es wohl viel Popcorn.​

In der Tat, es braucht eine Menge Popkorn. Und das liegt nicht nur an der teilweise holprigen Übersetzung, die übrigens von einem deutschen Großkonzern zum Zwecke der Auftragserteilung für Regierungsprojekte arrangiert wurde, der auch heute in TM noch sehr gute Geschäfte macht, sondern auch am eigentlichen Inhalt, der völlig wirr (teilw. wird ähnlicher Inhalt in mehreren Kapiteln des Buches wiederholt, jedoch so geschrieben, als ob er jeweils zum ersten Mal Erwähnung fände) und grundsätzlich auch einfach völliger Quatsch ist, da es sich zum größtenteil um eine erfundene Historie handelt, auf der dann die nationalistische Ideologie (bis heute) propagandistisch aufbaut. Das ganze ist dann vermengt mit väterlichen Ratschlägen a la "am Sonntag sollst du ein gebügeltes weißes Hemd tragen".
 
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hollaho

Erfahrenes Mitglied
22.10.2016
1.092
637
Im Grunde gar nicht. Das ist ja einer der Gründe, warum Touristen eigentlich immer (Ausnahme ist die Nutzung des Überland-Transitvisas) mit Tourguide oder Tourgruppe unterwegs seien müssen.

Sehr sehr schade und traurig. Also wirklich Nordkorea mit was mehr Geld.
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.063
1.577
Freue mich schon auf den Erfahrungsbericht zu Darweze. Ist immer schön solche Reiseerlebnisse zu erlesen und mit seinen eigenen zu Turkmenistan zu vergleichen...
 

Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
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DXB
Guten Nachmittag zusammen,

nach fast einjähriger Pause, finde ich nun im 'Jahresendurlaub' endlich die Zeit, meinen Reisebericht fertigzustellen.

Nachdem wir das Pferderennen mit Anwesenheit des Präsidenten und der polit-Prominenz verlassen hatten (siehe letzter Part des Reiseberichts) fuhren wir zurück nach Aschgabat, ins dortige Luxus Einkaufszentrum 'Berkarar' um in den dortigen Schnellrestaurants zum Mittag zu essen und auch um unsere Vorräte für den Campingtrip nach Derweze zu kaufen.

Das Einkaufszentrum ist in der gleichen luxuriösen Architektur wie alle anderen Gebäude in Aschgabat gestaltet. Weiß und Gold sind die dominierenden Farben.
Was auffällt ist, dass es kein einziges internationales Geschäft gibt. Alle Geschäfte und Restaurants sind ausnahmslos lokale Unternehmen.





Im Supermarkt gibt es alles was das Herz begehrt. Man muss sich natürlich im klaren sein, dass diese Mall für die Elite des Landes gedacht ist.
Die Produkte im Supermarkt sind alle importiert und wesentlich teurer als in Deutschland. Ein normaler Angestellter kann sich hier von seinem Monatslohn vielleicht eine Tafel Schokolade kaufen.
Dementsprechend sind diese Menschen auf die staatlichen Läden angewiesen, in welchen je Haushalt eine bestimmte Menge an Lebensmitteln zu subventionierten Preisen abgegeben wird. Hier kommt es natürlich in alter sowjetischer Tradition regelmäßig zu Engpässen, Streitigkeiten und stundenlangen Warteschlangen. Derartiges bekommt man als Auslaender aber natürlich niemals zu sehen.

Im Anschluss machen wir uns auf den Weg nach Derweze, dem allseits bekannten Gaskrater. Ich denke die Geschichte wie dieser entstanden ist, ist mittlerweile bekannt. Grob zusammengefasst, handelt es sich um eine schiefgelaufene Gasexploration in der Wüste.

Die insgesamt 4 Stündige Fahrt verläuft über eine Straße in desaströsem Zustand. Sobald man aus Aschgabat mit seinen 10 spurigen glatten Straßen und von hunderten Straßenreinigern saubergehaltenen Straßen heraus ist, sieht man die andere Seite des Landes.
Die Straße, ursprünglich 2 baulich voneinander getrennte Seiten mit je 2 Spuren je Richtung, wurde augenscheinlich seit der Unabhängigkeit nicht mehr in Stand gesetzt. Schlaglöcher so groß, dass man wenn man diesen nicht ausweicht, auch den stabilsten Geländewagen dauerhaft beschädigt. Zudem wird der gesamte Verkehr auf einer der beiden Seiten geführt, sodass je Fahrt-Richtung nur eine Spur ist und das ausweichen vor den Schlaglöchern somit durchaus gefährlich ist.

Kurz vor der Ortschaft 'Yerbent' ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Aschgabat und Derweze, wird die Straße wieder besser, bleibt aber eine Rüttelpiste.
In Derbent halten wir kurz an einem kleinen Laden an, wo es Getränke und Snacks zu kaufen gibt. Auch können wir uns in der Ortschaft die beine vertreten.
Ein nicht unerheblicher Kontrast zur übermäßig sauberen und luxuriösen Hauptstadt.









Nach weiteren 1,5 Std. erreichen wir den berühmten Gaskrater. Für mich persönlich war es in Ordnung, aber ich habe mich auch schnell satt gesehen.












Nach einer sehr ruhigen Nacht im Zelt in der Wüste, und nach einem kleinen Frühstück am Lagerfeuer, brechen wir langsam wieder zurück in Richtung Hauptstadt auf.
Im gleichen Dorf machen wir wieder einen kurzen Stopp an einer kleinen Tankstelle. Dann geht es auf geradem Weg in Richtung Aschgabat.
Kurz vor der Stadtgrenze erreichen wir eine riesige Autowaschanlage (manuell) an welcher jedes Auto das in die Hauptstadt einfahren will gewaschen werden muss.
An der Grenze zur Hauptstadt ist dann ein Kontrollposten welcher jedes Auto kontrolliert. Es ist ja allseits bekannt, dass nicht jeder Bürger dort einfach in die Hauptstadt fahren kann, sondern zunächst eine interne Reiseerlaubnis besorgt werden muss.

Bei uns reicht ein Blick der Beamten in die Fahrzeuge. Als Auslaender werden wir ohne jegliche Kontrolle durchgewunken.

Im nächsten Part dann der letzte Tag, in welchem ich in Aschgabat zu Fuß unterwegs bin.
 
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globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.624
9.151
CPT / DTM
Das Einkaufszentrum ist in der gleichen luxuriösen Architektur wie alle anderen Gebäude in Aschgabat gestaltet. Weiß und Gold sind die dominierenden Farben.
Was auffällt ist, dass es kein einziges internationales Geschäft gibt. Alle Geschäfte und Restaurants sind ausnahmslos lokale Unternehmen.

Danke für die sehnlichst erwartetet Fortsetzung!

Ehrlich gesagt: Eine schöne Abwechslung zu dem monotonen Angebot der uniformen Shopping Malls rund um die Welt!
 

Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
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Da mein Rückflug nach Dubai erst für den späten Abend anstand, hatte ich noch den ganzen Tag Zeit Aschgabat auf eigene Faust zu erkunden.


Nach einem ausgiebigen Mittagessen, haben wir uns auf den Weg quer durch die Stadt gemacht um zum Vergügungspark zu laufen.
Es war toll einmal normale Menschen zu sehen, die einfach nur Ihre Freizeit genießen und nich in Anzug und Krawatte ihre offizielle Pflicht erfüllen.
Zum staatlich subventionierten Eintrittspreis kaufen wir bei einem netten älteren Herrn, der fließend Deutsch und Französisch spricht für ein Paar Cent unsere Eintrittskarten und genießen unsere Fahrt auf dem Riesenrad.


Überblick vom Riesenrad auf den Freizeitpark


Überblick vom Risenrad auf die Regierungsgebäude




Nach einer schönen Stunde im Park, machen wir uns auf den noch recht weiten Rückweg zum Hotel, während die Sonne bereits langsam verschwindet.

Vor dem Freizeitpark befindet sich eines der üblichen riesigen und immer menschenleeren Monumenten, inkl. Springbrunnen und Beleuchtung.
Was für ein Kontrast zu dem Dorf, welches wir auf unserem Weg nach Derweze gesehen haben.



Der Präsident grüßt von der LED Wall




Gegenüber auf der gleichen Achse wie die LED Wall, liegt im dunkeln bei abgeschalteter Beleuchtung, das Monument des ehemaligen Präsidenten. So schnell kann's gehen ...



Rückweg durch den perfekt gepflegten Park



Nach 1,5 Stunden Fußmarsch sind wir zurück am Hotel, wo wir nach kurzem frischmachen auschecken und unser Wagen zum Flughafen von Aschgabat bereits wartet.
Am Flughafen angekommen, wird mir bereits direkt von einem Polizeibeamten 'no Photo' entgegengerufen, obwohl ich nur mein Handy in der Hand hatte. Über die Fotophobie am Flughafen hatte ich bereits vorher gelesen und hatte nicht vor hier großartig Bilder zu machen.
Der Flughafen ist ein wirklich monumentales Gebäude welches laut Internet mehrere Millarden USD gekostet hat.
Zutritt haben nur Passagiere, man muss sein eTicket vor dem Betreten vorzeigen, danach erfolgt bereits eine Kontrolle des Gepäcks und Handgepäcks, bevor man dann in der Check-In Halle steht, in welcher ich dann doch noch ein kleines Bild erhaschen konnte.



Der Check-in für meinen flyDubai Flug geht ohne Probleme von statten, und ich kann die diversen Kontrollpunkte über mich ergehen lassen.
Zunächst Bordkartenkontrolle mit Namensabgelich vom Reisepass. Dann Zollkontrolle (auch bei Verlassen des Landes) mit Fokus auf Bargeld.
Dann die eigentliche Handgepäckkontrolle. Dann eine Kontrolle deren Zweck mir nicht bekannt ist, ich wurde gefragt wie es mir gefallen hat und man wollte einige Fotos von meiner Kamera sehen. Der Mitarbeiter sitzt dabei an einer Art Campingtisch, sehr obskures Szenario.
Danach die eigentliche Passkontrolle und 'schon' war ich aus Turkmenistan ausgereist.

Im Anschluss steht man dann in der länglich gestalteten Halle an welcher links und rechts die Gates abgehen. Ich kaufe noch eine turkmenische Schokolade um meine letzten Manat auszugeben.
Etwas irritierend, dass ich hier von 2 verschiedenen Beamten während des Gehens zu meinem Gate (Ganz am Ende des Gebäudes) um Kontrolle meines Reisepasses und (explizit) 5 USD Bestechungsgeld gebeten wurde. Habe natürlich nichts gegeben und man hat mich dann auch in Ruhe gelassen.

Da nützt dann auch der größte Protzbau nicht um Ausländer zu beeindrucken, wenn man dann seine Beamten innerhalb des Flughafens nicht im Griff hat. Pünktlich nehme ich meinen Flug zurück nach Dubai und bin dann doch froh, dieses zwar sehr interessante, aufgr. der vielen Einschränkungen, Vorschriften usw. aber auch sehr anstregende Land wieder verlassen zu haben.

Als Fazit bleibt, dass wir in Europa froh sein können, in einer freien und offenen Gesellschaft zu leben, in der man ohne Angst seine Meinung äußern kann und in welcher man nicht z.B. durch in Ungnade Fallen 'alles' verlieren kann.
In Punkto 'Ordnung und Sauberkeit' wird es auf der ganzen Welt keine Stadt geben, welche sauberer, ordentlicher oder besser gepflegt ist als Aschgabat. Hier ist wirklich jeder Grashalm mehrfach manikürt und abgestaubt.

Damit verabschiede ich mich und hoffe, dass es im Jahr 2021 wieder einfacher wird zu reisen, sodass ich weitere Erfahrungen mit euch teilen kann. In diesem Sinne einen guten Rutsch in das neue Jahr.

Euer,

Pascal
 
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Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
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Ich kann mich an den genauen Preis tatsächlich nicht mehr zu 100% erinnern, dürften aber ungefähr 900€ + 400 € für die Flüge gewesen sein. Konnte diese erst nach finaler Visumerteilung ca. 3 Wochen vor Reise buchen, da es wohl viele unbegründete Ablehnungen gibt.
Man muss beim Visumantrag allerlei Infos abgeben, incl. social media accounts usw.
wenn da dann was dabei ist, was nicht passt, gibts auch kein Visum.
Aufgr. dieses Berichts werde ich auch keines mehr bekommen (wurde ganz klar so kommuniziert), habe allerdings sowieso nicht vor nochmals dorthin zu reisen.
 
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xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
3.824
1.089
KUL (bye bye HAM)
Aufgr. dieses Berichts werde ich auch keines mehr bekommen (wurde ganz klar so kommuniziert), habe allerdings sowieso nicht vor nochmals dorthin zu reisen.

Sind veroeffentlichte Reiseberichte grundsaetzlich nicht "erwuenscht" oder funktioniert der Ueberwachungsapparat so gut das man sogar in einem deutschsprachigen Forum die Inhalte sichtet und wertet?
 

schlepper

Erfahrenes Mitglied
31.08.2016
3.516
2.913
FRA
Ich hoffe, ich habe es nicht überlesen, erinnerst du dich noch an den Anbieter?
 

Pascal1101

Erfahrenes Mitglied
31.12.2013
526
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DXB
Sind veroeffentlichte Reiseberichte grundsaetzlich nicht "erwuenscht" oder funktioniert der Ueberwachungsapparat so gut das man sogar in einem deutschsprachigen Forum die Inhalte sichtet und wertet?

Definitiv beides. In Punkto Internetüberwachung ist man dort ganz weit vorne, genauso in allen anderen Bereichen der Überwachungstechnik. Nordkorea und China sind nichts dagegen. Es redet im Westen nur niemand drüber.
 
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mariomue

Erfahrenes Mitglied
23.10.2014
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Sachsen
Im 'Westen" wissen die meisten vermutlich nichtmal wo Turkmenistan liegt. Irgendwo zwischen Deutschland und China. :)
Definitiv beides. In Punkto Internetüberwachung ist man dort ganz weit vorne, genauso in allen anderen Bereichen der Überwachungstechnik. Nordkorea und China sind nichts dagegen. Es redet im Westen nur niemand drüber.
 
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