LINDRS' Jahresrückblick 2017 - von 0 auf 100 in wenigen Monaten

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LINDRS

Erfahrenes Mitglied
03.04.2013
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DRS
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Zur Einstimmung auf den heutigen Tag gibt es noch ein paar Impressionen aus Telavi, zunächst einmal der Blick über die Stadt bis hin zum Kaukasus, ein einmaliges Panorama:



Hier liefen wir durch die Innenstadt von Telavi, der Zustand des BMW im Vordergund ist alltäglich:



Doch es ging noch schlimmer. Wir sahen nämlich einige wirklich ramponierte Fahrzeuge herumfahren, die bei uns als Totalschaden gelten würden:



Dieser BMW 135i gehörte dem Sohn unserer Vermieterin, war mit temporären Kennzeichen ausgestattet und kam ursprünglich aus den USA (das sah man anhand der Sidemarker). Wir lasen später, dass die Georgier häufig schwer verunfallte Fahrzeuge aus den USA importieren, diese dann oberflächlich wieder reparieren und weiter in den europäischen Markt verkaufen würden. Ähnliches passiert wohl auch in Litauen, deshalb bei US-Importen über Osteuropa immer höchste Vorsicht walten lassen.

Für den heutigen Tag (Ostersonntag) hatten wir uns von unserer Vermieterin einen Fahrer organisieren lassen, der uns Kachetien näherbringen sollte. So standen wir nach einem leckeren Frühstück im Garten unserer Unterkunft pünktlich vor dem Tor, unser Fahrer war bereits eingetroffen. Nachdem wir irgendeinen halb verfallenen Opel Astra erwarteten, verschlug uns das Auto wirklich die Sprache:



Ein originaler Wolga aus den 70ern mit einer Million Kilometern auf dem Tacho! Unser Fahrer, Georgi (ungefähr 50 Prozent der georgischen Männer tragen diesen Namen), war ganz verwundert ob unserer Freude. Da er auch ganz passabel Englisch sprach, erklärten wir ihm, dass wir niemals mit so etwas gerechnet hätten und dies genau das war, das wir in Georgien suchten. Auf der Rückbank mit den Perlenunterlegern Platz genommen und die ersten Meter genossen. Mit seinen 100 PS muss der Wolga zur Zeit seiner Entstehung wirklich eine Rakete gewesen sein. Wir freuten uns, dass Georgi es ruhig angehen ließ und unterhielten uns mit ihm über Gott und die Welt. Als Professor verdiente er in Tiflis um die 300 Euro im Monat und besserte das Familieneinkommen mit Touren durch Kachetien auf, von hinten sah das dann so aus:



Wir fuhren an diesem Ostersonntag von Kloster zu Kloster, von Weingut zu Weingut, von Weinprobe zu Weinprobe...ein toller Tag mit super Wetter! Georgi war extrem freundlich und gebildet, erzählte uns eine Menge zur Geschichte der Region und zeigte uns die besten Seiten seiner Heimat. Wir besuchten mit ihm zusammen auch ein Weinmuseum, wo wir lernten, dass der Wein in Georgien in Lehmfässern im Boden fermentiert wird, was ihm den typischen Geschmack verleiht. Auch fuhren wir zu dem Tunnel im Berg, in dem über 20.000 Weinflaschen lagerten. Ursprünglich als Bunker im Krieg geplant, dient dieser Tunnel nun zivilen Genusszwecken. Abends schauten wir noch bei Schuchmann vorbei, einem großen deutschen Weingut in der Nähe von Telavi und genossen dort bei Käse und Wein die Aussicht, nachdem wir von einer Mitarbeiterin einmal durch die "Fabrik" geführt wurden. Leider gibt es von dieser Tour wenig Bilder, wir waren mehr mit Gesprächen und Wein beschäftigt.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich einmal einen Fahrer zu nehmen und durch Kachetien chauffieren zu lassen. Georgi gab sich dabei auch noch so bescheiden, dass es uns fast peinlich war. Beim Mittagessen wollte er für uns alle bezahlen, da haben wir uns aber durchgesetzt. Auch sollte der ganze Tag mit ungefähr 150 Kilometern (!) und fast 10 Stunden Fahrt nur umgerechnet 25 Euro kosten, sodass wir ein ordentliches Trinkgeld daließen.

Erschöpft von den vielen Eindrücken fielen wir recht früh ins Bett, sodass wir am nächsten Tag gut erholt das Frühstück im Garten zu uns nehmen konnten.
Es sollte wieder zurück nach Tbilisi gehen, wieder mit der Mitfahrgelegenheit. Nachdem wir über den Mittag noch einmal durch Telavi gelaufen waren, gingen wir zum Treffpunkt der Fahrer und waren sofort wieder belagert. "Tbilisi, Tbilisi, Tbilisi, only 50 Lari both!" - ja genau. Nachdem wir die völlig aus der Luft gegriffenen Preise ignorierten, verhandelten wir am Ende wieder 15 Lari pro Person und stiegen in einen (ehemals deutschen) Mercedes. Auch diesmal saßen wir wieder zu dritt hinten, mittlerweile schon dran gewöhnt. Im Gegensatz zu Georgi, der in seinem Wolga die pure Gelassenheit ausstrahlte, fuhr unser heutiger Fahrer wie von der Tarantel gestochen. In der einen Hand die Zigarette, in der anderen das Handy und bei über 100 km/h auf georgischen Landstraßen das Knie am Lenkrad. Als wir wieder in Tiflis ankamen, ohne Blessuren, waren wir ziemlich erleichtert. Mit der Metro sind wir wieder zum gleichen Hostel gefahren und bekamen sogar wieder das gleiche Zimmer. Auf der Suche nach einem Restaurant fiel uns auf, dass wegen Ostermontag die meisten Lokalitäten nur sehr spärlich besetzt oder ganz geschlossen waren. So landeten wir am Ende im zu der Zeit einzigen veganen Café in Tiflis - das Racha hatte auch zu. Das Essen war trotz fehlendem Fleisch (oder gerade deshalb?) wirklich gut. Auf unserem Verdauungsspaziergang kamen wir noch an der Talstation der Standseilbahn vorbei, sodass wir die Gelegenheit ergriffen und zum Vergnügungspark "Mtatsminda" hochfahren. Oben herrschte aufgrund der Dunkelheit eine gespenstische Stimmung, untermalt durch Musik aus Lautsprechern, die durch die Finsternis schallte. Vielleicht sollte man dort noch eimmal im Hellen hoch:



Da wir für den nächsten Tag noch eine Tour in die Qwareli-Region gebucht hatten, um uns unter anderem Stepantsminda anzusehen, wollten wir nicht allzu spät ins Bett. Kurz vorm Schlafengehen wollte ich nur noch schnell unseren Flug für den übernächsten Morgen einchecken, als das Unheil seinen Lauf nahm: der Online-Checkin brach ab mit der Meldung "leider kann Ihr Flug nicht erreicht werden, bitte wenden Sie sich an..." Da war ich erstmal bedient und wählte mittels WLAN-Call die Lufthansa-Hotline an, kam auch direkt durch. Wegen der schlechten Internetverbindung flog ich aber mehrfach aus der Leitung, sodass ich dann doch über das normale Telefonnetz anrufen musste. Was war passiert? LH hatte unseren Anschlussflug von München nach Stuttgart ein Stück nach vorn verschoben, sodass wir die MCT wieder unterschritten. Informiert wurden wir darüber vorher nicht und in der Infomail zum Flug stand auch der ursprünglich geplante Flug. An der Hotline konnte man das zunächst nicht nachvollziehen, wollte uns dann aber auf den nächsten Flug von München nach Stuttgart umbuchen, für den Abend. Das lehnte ich ab, meinen EW-Abbringer um circa 17 Uhr von Stuttgart nach Dresden im Hinterkopf. Im Endeffekt wurden wir dann über Frankfurt und dann mit dem ICE bis nach Stuttgart geroutet. Ärgerlich, aber ich verlor nicht wirklich Zeit, durch meinen großzügigen Puffer. Nachdem das alles geklärt war, wir uns endlich einchecken konnten, war es auch nach Mitternacht. Wir versuchten schnell zu schlafen, am nächsten Morgen klingelte der Wecker schon vor acht Uhr.
 

Hene

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27.03.2013
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BER
Das vegane Cafe ist vermutlich dieses hier, das vor einiger Zeit von Bratwurst werfenden georgischen Nationalisten attackiert wurde:)

https://www.theguardian.com/world/2...afe-attacked-by-sausage-wielding-nationalists

Der georgische Fuhrpark hat es euch/dir ja angetan. Gibt ja auch viele Perlen. Früher gab es in Tbilisi ein Taxi-Unternehmen, das ausschießlich mit durch Gasantrieb ausgestatteten schwarzen Wolgas operierte. Es war auch der günstigste Anbieter auf dem Markt, man zahlte nie mehr als 5 Lari (damals ca. 2,50 Euro), selbst auf Fahrten durch die ganze Stadt. Wo ward ihr in Kachetien?

Die georgische Gastfreundschaft ist atemberaubend, das habe ich immer sehr geschätzt. Aber was habt ihr da in die Pfanne geworfen? Sieht ja aus wie ein Stück Hammelschwanzfett:) Sowas bringe ich mir immer aus Zentralasien/Türkei mit, friere es portionsweise zu Hause ein und nehme es als Fettgrundlage für Pilaw/Plov/Palau/Osch, ist nämlich leider nicht durch Pflanzenfett ersetzbar, da sehr geschmacksintensiv und im übrigen auch sehr gesund!

Lese weiterhin sehr gern mit, danke für die Eindrücke!
 
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LINDRS

Erfahrenes Mitglied
03.04.2013
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Wo ward ihr in Kachetien?
Gute Frage! Ich kann die Orte nicht wirklich mehr benennen, aber wenn du mir jetzt Beispiele gibst, kann ich bestimmt sagen, ob "ja" oder "nein".

Genau dieses Café war es! Ist glaub auch immer noch das einzige - die Aktion war schon echt selten dämlich :D

Was das in der Pfanne war, kann ich nicht mehr so genau sagen, glaub irgendwas aus Schwein...
 

LINDRS

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03.04.2013
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Weiter geht's!

Morgens liefen wir schnellen Fußes durch die Tifliser Innenstadt, um unsere Kaffeefahrt in die Qwareli-Berge nicht zu verpassen. Am Treffpunkt waren außer uns noch ein paar Pärchen aus England, drei Ägypter und zwei junge, russische Mädels. Im bequemen Bus ging es schnurstracks aus Tiflis Richtung Norden, an einem Stausee wurde die erste Rast eingelegt:



Das Wetter war uns wohlgesonnen und nach kurzem Zwischenstopp ging es weiter in den Kaukasus hinein. Die drei ägyptischen Herren (alle um die 60) begannen sich zwischenzeitlich immer mehr für die beiden Russinnen zu interessieren, wir amüsierten uns köstlich über deren wiederholte Balzversuche. Die Landschaft wurde immer interessanter und kärger, Bäume waren Mangelware. Schließlich machen wir einen weiteren Halt am Denkmal der Georgisch-russischen Freundschaft, von wo aus man einen schönen Blick auf halb verschneite Berghänge hatte:



Nervig war der überall herumliegende Müll. Keinen Schritt konnte man gehen, ohne über leere Plastikflaschen oder umherfliegende Tüten zu stolpern. Auffällig waren die vielen Skigebiete, hier verbringen im Winter wohl vor allem Russen ihre Skiferien. Nachdem wir uns am Panorama satt gesehen hatten ging es über die schmale Straße wieder ein wenig ins Tal, wo wir nach kurzer Zeit Stepandsminda, den Ausgangspunkt zur Tour zur georgischen Dreieinigkeitskirche erreichten. Ursprünglich hatten wir den Plan, die Kirche zu Fuß zu erwandern, durch die kurz zuvor einsetzende Schneeschmelze war der Untergrund allerdings so matschig, dass wir uns diese Idee für später im Leben übrig ließen. Dies bedeutete aber auch, dass die Feilscherei um den Transport auf den Berg mittels 4x4-Van wieder losging. Am endete einigten wir uns auf 10 Lari (4 Euro) pro Person für den Return. Die Straße war wirklich spannend und wand sich in engen Kehren steil und voller Furchen den Berg hinauf. Man musste sich schon gut festhalten, um nicht mit dem Kopf gegen die Scheiben oder Türrahmen zu stoßen. Oben angekommen, entschädigte der Ausblick allerdings für die Strapazen:



Leider fing es dann recht stark zu regnen an, trotzdem liefen wir noch eine kleine Runde. Irgendwann muss ich noch mal im Sommer nach Georgien fahren und den Kaukasus zu Fuß erkunden. Aber, wie immer gilt: Kommt Zeit, kommt Flug.

Der Rückweg über die Bergstraße war nicht minder spektakulär, es kam uns eine russische Familie in ihrem SUV entgegen, die mittendrin umkehren musste, da das Fahrzeug die tiefen Gräben einfach nicht mehr bewältigen konnte. Unten angekommen nahmen wir wieder im Bus Platz und fuhren zurück. Wegen der kurzen Nacht und des warmen, schaukelnden Busses schlossen wir ein wenig die Augen. Als Highlight war noch ein Besuch in einem "typisch" georgischen Restaurant versprochen. Mitten im Nirgendwo hielten wir an der Fernstraße an und wurden in ein Etablissement geführt, das mehr an eine Baustelle erinnerte:



Furchtbar! Das Essen traf auch nicht so ganz unseren Geschmack, sodass wir nur leicht gesättigt wieder in den Bus nach Tiflis stiegen. Die Ägypter drängten sich natürlich wieder an den Tisch der Russinnen und gaben diesen alles Essen und Trinken aus, peinlich. Wieder in Tiflis angekommen, stecken wir in schönem Feierabendverkehr fest und nahmen uns dann aus Faulheit noch ein Taxi zum Hostel. Bei 3 Lari (1,20 EUR) für 10 Minuten Taxifahrt fühlten wir uns endlich mal nicht abgezockt, entsprechend fiel auch das Trinkgeld aus. Die beiden Russinnen, sichtlich genervt von ihren Interessenten, ergriffen schnell die Flucht - allerdings vergebens, einer der drei Herren rannte ihnen noch durch die Innenstadt hinterher.

In Anbetracht des Transfers um 3:30 Uhr zum Flughafen ließen wir den letzten Abend bei Bier und Teigtaschen auf der Terrasse des Hostels ruhig ausklingen. P. legte sich schlafen und ich lauschte dem Geplärr des Vaters und Sohnes unserer Gastfamilie, nebenbei lief nämlich ein Champions-League-Spiel der Bayern. Da sich Schlafen eh nicht mehr gelohnt hätte, beschloss ich, bis zur Abfahrt wach zu bleiben, was mir auch ganz gut gelang. Pünktlich um 3:30 Uhr wurden wir am Hostel abgeholt und zum Flughafen gefahren. Dort herrschte trotz der unchristlichen Uhrzeit reger Betrieb. Lustig auch, dass man im gesamten Terminal rauchen darf - überall!

Wir aßen dann noch eine Kleinigkeit und nahmen unsere Plätze in der vordersten Eco-Reihe des A321 ein. Aufgrund der durchwachten Nacht schlief ich sofort ein, verpasste auch das Frühstück. Untypisch für mich, normalerweise habe ich einen sehr leichten Schlaf. Kurz vor München erwachte ich und stellte fest, dass wir mit ein wenig Verspätung in dort ankommen würden. Da wir nur wenig Umsteigezeit hatten rannten wir nach Ankunft am Gate sofort los. So sehr ich den MUC normalerweise verteidige, aber das war leider nichts. Gang links, Gang rechts, ewig nach vorn, Treppe hoch, Treppe runter, es nahm kein Ende. Schnell durch die elektronische Passkontrolle, wenigstens das funktionierte. Das Boarding für unseren Anschluss lief schon und wir liefen noch schneller. Treppe runter und der Schock: Sicherheitskontrolle! Klar, Georgien ist ja unclean. Zum Glück war wenig los, aber ich zog natürlich den Jackpot einer Sprengstoffkontrolle. Nachdem das auch überstanden war direkt weiter zum Gate, glücklicherweise nicht weit entfernt.

Fast als letzte hüpften wir noch durch die Boardingpasskontrolle und standen dann natürlich zwischen lauter Businesskaspern im Finger. Die Gespräche über "Slides", "Leverage" und "Revenue" waren schon besonders amüsant anzuhören. Wieder in Reihe eins hinter der Business hatten wir jeder einen freien Nebensitz. Kurze Zeit später landeten wir in Frankfurt, wo wir mit der Bahn zum Terminal 2 fuhren, um vom Platz vor dem McDonald's die Aussicht auf die Flieger zu genießen (okay, eigentlich wollte ich das, P. erklärte mich für verrückt). Mittags bestiegen wir dann den ICE nach Stuttgart und kamen zwei Stunden später am Stuttgarter Flughafen an. Für P. endete die Reise dort, ich hatte noch ein Leg mit Eurowings nach Dresden zu absolvieren. Was die mit dem Aufgabegepäck trieben wusste keiner so genau, jedenfalls standen wir ewig im Bus und jeder musste seinen Koffer noch einmal persönlich identifizieren:



Quasi als Entschädigung war unser Flieger nur halb voll und ich hatte die komplette Exit Row für mich. So endete auch diese Reise mit vielen neuen Eindrücken und dem Vorsatz, Georgien auf jeden Fall noch einen Besuch abzustatten. Demnächst geht's hier weiter - dann wieder mit einer richtigen Langstrecke.
 

LINDRS

Erfahrenes Mitglied
03.04.2013
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Nicht lang vor der nächsten Reise für 2017 ging es noch einmal nach Südfrankreich, in das Ferienhaus von Fs Eltern. Viel gibt es zu diesem Kurztrip über Himmelfahrt nicht zu erzählen, aber das folgende Bild sollte die Stimmung gut wiedergeben:



Ein Traum! Aber darum soll es heute nicht gehen, denn sie stand an, die

3. Langstreckenreise 2017 - USA

Die Planung zu diesem Trip entstand mehr aus Zufall. Im August 2016 befand ich mich grad mit F. und einem weiteren Freund in Norwegen, auf den Lofoten, als wir um Mitternacht herum zu unseren Zelten liefen und ich, schon leicht vom Rotwein beduselt, eher nebenbei mein Handy nochmal aus der Tasche zog. Darauf eine Nachricht von K., hier im Forum auch bekannt unter spocky83: "Pfingsten nach Vegas?"
Nun, auf manche Fragen im Leben kann es nur eine Antwort geben, diese war eine davon. Nachdem er wieder irgendwo für einen Appel und ein Ei einen Flug von Salzburg via Frankfurt nach Los Angeles ausgegraben hatte, ging es jetzt nur noch um die Feinabstimmung. Die Daten waren schnell fixiert und die Flüge gebucht. Als wir nach circa einer Stunde damit durch waren und Mitternacht schon weit überschritten war, meinte K. nur zu mir: "Eventuell ist jetzt der Zeitpunkt dir zu sagen, dass ich bereits 8 Halbe getrunken hab" - zu spät, jetzt gab es kein Zurück mehr! Gebucht hatten wir folgendes Routing:

06.06.

OS263 SZG - FRA
LH450 FRA - LAX

15.06.
LH457 LAX - FRA
16.06.
OS264 FRA - SZG

Der Abflug rückte näher und näher und es galt noch, den Transfer von Dresden nach Salzburg und zurück zu organisieren. Dafür wählte ich dieses Mal die Bahn, mit jeweils einem Tag Puffer. Gegen geringen Aufpreis konnte ich mich sogar in der 1. Klasse platzieren, somit war die Reisekette komplett. Am Pfingstmontag fuhr ich also mit dem Regionalzug von Dresden über Hof nach München, das war ganz in Ordnung. Obwohl es im ALEX keinen 1. Klasse-Wagen gab und nur ein Abteil mittels DIN-A4-Zettel als 1. Klasse deklariert war, konnte man es gut aushalten. Abends bei K. angekommen trafen wir die letzten Vorbereitungen, packten final unsere Koffer und gingen relativ früh ins Bett. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 4:45 Uhr. Wir standen im Flur, schauten uns an und befanden synchron: "Was eine behämmerte Idee!"
Mit dem RailJet fuhren wir von München nach Salzburg, ebenfalls 1. Klasse, sehr bequem! Vom Salzburger Hauptbahnhof ging es dann mit dem Stangerlbus zum Salzburger Flughafen, mit genügend Puffer. Der SZG hatte etwas von meinem Heimatairport, kurze Wege, kaum Abflüge...

Am Flughafen frühstückten wir noch ein wenig und warteten auf unsere Maschine nach Frankfurt. In der Zwischenzeit sollte ein Eurowings-Flug nach Kroatien gehen. Pünktlich zur Abflugzeit kam ein Pärchen in Seelenruhe zum Gate und fragte die Agents, wo denn nun ihr Flug abginge. Währenddessen schob sich der Airbus im Hintergrund gerade auf die Runway - manchen ist wirklich nicht zu helfen! Wir jedenfalls waren pünktlich an unserem Gate und auch im Flugzeug. Mein erster OS-Flug verlief ereignislos, ob der frühen Aufstehzeit hatte ich sogar mal kurz die Augen zu. In Frankfurt landeten wir bei eher durchwachsenem Wetter, hatten genügend Zeit für die Passkontrolle. Irgendwann war die Zeit zum Boarding bekommen und ich schon leicht aufgeregt; mein erster USA-Besuch rückte immer näher. Wir hatten den Fenster- und Gangplatz in Reihe 16, die Spekulation auf einen freien Mittelplatz hatte leider nicht geklappt, war trotz Eco aber ganz in Ordnung:



Der Flug verlief weitesgehend ereignislos, ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, schaute viele Filme und scrollte auch mal eine Stunde mittels FlyNet im Internet herum. Irgendwie geht die Zeit ja dann doch immer vorbei. Eine Stunde vor der Landung flogen wir über Vegas und die Berge von Kalifornien, Los Angeles kam so langsam in Sicht. Für mich sehr beeindruckend wie sich die Straßen rechtwinklig scheinbar unendlich bis zum Horizont ziehen. Im Endanflug sah ich endlich den berühmten In-N-Out-Burgerladen am LAX und schon waren wir aufgesetzt. Laut K. waren wir dieses Mal echt schnell, inklusive erstmaliger Einreise in die USA meinerseits und Koffer holen standen wir eine halbe Stunde nach dem Andocken bereits an der Haltestelle des Hertz-Shuttles. Die Crew unseres Fluges lustigerweise ebenfalls. Nach kurzer Fahrt mit dem Bus nahmen wir am Hertz-Parkplatz unseren Chevy Camaro entgegen - als Cabrio mit V6-Motor. Nachdem wir das Koffertetris erfolgreich durchgespielt hatten, verbindeten wir mein Handy mit dem CarPlay (Navi gab es im Fahrzeug selbst keines) und begaben uns im schönsten Feierabendverkehr durch Los Angeles. Immerhin mussten wir noch nach Barstow, locker 3h Fahrt. Tja, hätte ich nicht irgendwann vorher aus Versehen die Autobahnen im Handynavi abgewählt...bis wir das merkten, waren wir aber schon eine ganze Weile durch die Stadt gekurvt. Mittlerweile meldete sich auch der Jetlag bei uns beiden, nicht nur, dass wir mitten in der Nacht aufgestanden waren, in Deutschland war es ja schon nach Mitternacht. Nichtsdestotrotz sog ich gierig die neuen Eindrücke auf, es war wie im Film. Breite, dicht befahrene Straßen ohne Gehwege, Suburbans überall, schäbige Bruchbuden neben todschicken Villen - welcome to America!

Nachdem wir den schlimmsten Teil hinter uns gelassen hatten, kamen wir nach einem kurzen Zwischenstopp im In-N-Out in Barstow endlich in unserem Hotel an. Noch nie hatte ich mich so sehr aufs Bett gefreut, immerhin waren wir mittlerweile über 24h auf den Beinen. So schliefen wir trotz der superlauten Klimaanlage innerhalb von Sekunden ein, erwachten aber natürlich um kurz vor 5 Uhr morgens. Nach ein wenig Kontakt nach Hause und mehrmaligem Umdrehen gingen wir gegen acht zum Frühstück. So etwas hatte ich noch nicht erlebt: Ein paar klebrige Waffeln, drei Joghurts und drei Plastiktische in einem Raum, kleiner als ein durchschnittliches Wohnzimmer. Dazu widerlich süßes Saftkonzentrat aus Einwegplastikbechern, es war wirklich pervers. Hunger und Durst trieben ein wenig davon die Kehle hinunter und wir checkten schnell aus. "Super 8" hieß das Etablissement im Übrigen, falls jemand Lust hat, das selbst mal auszuprobieren. An einem Einkaufszentrum in der Nähe bestückten wir unsere Handys noch mit je einer T-Mobile-SIM und machten uns auf den Weg in Richtung Vegas. Stay tuned!
 
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spocky83

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21.12.2014
3.631
970
MUC, BSL
Ich möchte diese infame Unterstellung bezüglich der acht Halben mal richtig stellen: es waren maximal vier oder fünf!!
 

ritesa

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14.05.2013
1.471
187
Planet Earth
Gab es dort nicht die Möglichkeit es sich zusenden zu lassen?
Meine +1 wollte das auch schon mal in Stockholm nutzen. Aber die Postgebühren waren mir selbst für das Leatherman Tool zu hoch.

Habe mein Schweizer Taschenmesser diesen Sommer von ARN nach Hause geschickt (Hinreise war über den Landweg) - Verpackung und Briefmarke haben im Pressbyrån 3,10€ gekostet, regulärer Versand als Brief.
 

LINDRS

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03.04.2013
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Erst einmal Entschuldigung dafür, dass ich hier so lange nichts geschrieben habe. Eine zweiwöchige Oman-Reise ist in meinen Augen allerdings eine gute Ausrede ;-)

Weiter geht es also in Barstow. Nachdem wir unsere Handys mit den SIM-Karten bestückt und ein wenig Wasser eingekauft hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung Nevada. Beim Verlassen des kleinen Städtchens erfüllte Barstow schon jegliches Klischee einer amerikanischen Kleinstadt:



Mit geschlossenem Dach fuhren wir durch sengende Hitze über die I-15, viel zu sehen gab es nicht, außer unendlicher Weite und viel Gestein. Interessant waren hier vor allem die Solarkraftwerke von Elon Musk, wo sonst außer in der sonnenreichen und kargen Umgebung des Südwestens sollte man solche Bauten errichten:



Für mich besonders beeindruckend war die schnurgerade Straßenführung, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Irgendwann kamen wir dann an der Grenze von Kalifornien nach Nevada an, stärkten uns bei TacoBell und shoppten uns erstmal durch das Primm Outlet. Beim Blick auf meine Kreditkartenabrechnung stellte ich fest, dass Levi Strauss ein gutes Geschäft an mir machen durfte.
Nach einer weiteren reichlichen halben Stunde Fahrt erreichten wir dann endlich das erste richtige Ziel auf unserer Reise: Fabolous Las Vegas!
Für die ersten beiden Nächte hatte K. uns im MGM Grand einquartiert, deshalb das Auto schnell in dem gigantischen Parkhaus abgestellt und ab zum Checkin - Laufwege wie an einem Flughafen. Im riesigen Checkin-Bereich erst einmal eine Schlange wie beim Boarding eines A380 - irre! Nichtsdestotrotz mussten wir gar nicht so lange warten und bekamen die Karten zu unserer Suite.
Das war schon echt ein deluxes Zimmer, zwei riesige Betten, Couch, Blick auf die von Norden landenden Flugzeuge des LAS-Airports...es konnte nicht besser kommen.

Allerdings setzte bei uns beiden dann doch recht zügig der Jetlag ein, weshalb wir den halben Nachmittag verschliefen. In den super Betten nicht die allerschlechteste Idee. Nach dem Aufwachen begaben wir uns noch eine Runde durch die Stadt (natürlich per Auto), aßen zu Abend und gingen dann doch wieder recht früh schlafen. Am nächsten Tag frühstückten wir dann erstmal reichhaltig (diese amerikanischen Buffets sind echt verrückt) und gingen noch eine Runde in die Las Vegas Premium Outlets. Abends gaben wir unserer Reise dann endlich den angedachten Sinn, fuhren mit der Monorail und dem Bus zur Fremont Street und gaben uns dem Gambling, vor allem Blackjack, hin. Für mich, der sonst nie solche Etablissements besucht, war das wirklich ein Erlebnis, ich fand Gefallen an dem Spiel und der dazugehörigen Atmosphäre. Im Casino ist jeder gleich, ob jung ob alt, ob arm ob reich, man sitzt zusammen und hat Spaß - so sollte es immer sein.

Aus der Monorail gelang mir folgender Schnappschuss:



Nach mehreren Stunden Spiel und Spaß war es für uns Zeit, wieder zum Hotel zurückzukehren, denn am nächsten Tag hatten wir eine weite Fahrt vor uns; zum Grand Canyon.
 

LINDRS

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03.04.2013
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Nachdem wir etwas länger als üblich geschlafen hatten (zumindest mir hing der Jetlag sehr in den Knochen), machten wir uns auf in Richtung Grand Canyon, dem South Rim. Auf dem Weg nahmen wir noch ein kleines Frühstück in einem Diner zu uns (ich glaube, die Portion Eggs mit irgendwas dazu kam nur 2$) und fuhren über Kingsman in Richtung Osten. Für mich, der vorher noch nie in den USA gewesen war, waren die unendlichen Highways mit kaum Orten dazwischen etwas sehr Besonderes. Immerhin sprechen wir von einer Strecke von über 400 Kilometern ohne wirkliche Zivilisation dazwischen. In Seligman machten wir einen kurzen Abstecher zur Historic Route 66, um Wasser nachzukaufen. Genau so stellte ich mir das ländliche Amerika vor:



Freight Trains, deren Ende man nicht erkennen kann, sengende Hitze, weite Steppe.

Gegen Nachmittag erreichten wir dann den Parkplatz des South Rim, wo wir mit gefühlt zwei Millionen anderen Touristen den Bus zum Canyon bestiegen. Am Ziel angekommen, entschieden wir uns, ein kleines Stück zu Fuß zu gehen, es gibt einen Trail am Rande des Kraters. Typisch Amerika: Keine zwei Minuten von der Bushaltestelle waren wir natürlich fast die einzigen. Am Rande des Kraters angekommen, verschlug es mir beinahe die Sprache. Ich glaube, jedem, der den Grand Canyon das erste Mal live sieht, geht es mehr oder weniger so. Der absolute Wahnsinn!



Wir wanderten den Pfad noch ein Stück weiter, der Ausblick war atemberaubend:



Die Wanderung zum Colorado River steht definitiv auf meiner Bucket List für den nächsten Besuch. Und der Hubschrauberüberflug - wenn schon, denn schon. Es herrschte zwar eine ziemliche Hitze, durch den leichten Wind und im Vergleich zu Vegas ein paar Grad weniger empfand ich es als sehr angenehme Abwechslung. Auch, dass es endlich mal wieder richtige Bäume zu sehen gab, in Nevada selbst sind diese ja eher Mangelware.

Als es auf den Abend zuging, machten wir uns per Bus auf den Rückweg zum Parkplatz und fuhren wieder in Richtung Vegas. Obwohl die 900 Kilometer für einen Tag schon ganz schön schlauchten, waren wir uns einig, dass sich dieser Besuch definitiv gelohnt hat. Autofahren in den USA ist sowieso viel entspannter als bei uns.

Kurz vor Sonnenuntergang nahmen wir in einem Diner an einer Tankstelle noch einen Burger zu uns, dabei gelang mir dieses Foto unseres Reisevehikels:



Wirklich überzeugt hat uns der Camaro allerdings nicht. Der Innenraum wirkte wie aus einem 15 Jahre alten VW Polo, sehr billig, und die Bedienung war etwas frickelig. Die Lenkung war nicht wirklich sportlich und die Automatik schaltete wild hin und her. Auch waren wir uns nicht sicher, wo sich die angeblich 340 PS versteckten - in einem vergleichbaren BMW 135i fühlen die sich nach deutlich mehr an, schade. Nichtsdestotrotz saßen wir bequem, konnten uns dank Apple CarPlay immer navigieren lassen und Spotify lief aufgrund der StreamOn-Option unserer T-Mobile-Karten in Dauerschleife.
Spät abends kamen wir wieder in der Stadt der Sünde an und bezogen unser nächstes Hotel, das Main Street Station in Downtown. Kein Luxusschuppen, aber mit netter Bar und reichhaltigem Frühstücksbuffet. Dazu aber später mehr!
 

LINDRS

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03.04.2013
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Für den heutigen Tag hatten wir uns den Besuch des Death Valley vorgenommen. Nach einer ausreichenden Menge Schlaf begaben wir uns zum Frühstücksbuffet, welches für die circa 10 Dollar wirklich reichhaltig war. Klischee-Amerikaner gab es natürlich auch, die mit ihren Elektro-Karts um die Auslagen herumfuhren und ihre Teller reichlich beluden. Der Service war (wie eigentlich überall auf dieser Reise) einsame Spitze. Kaum gesetzt kam die Frage nach den Getränken, keine zwei Minuten später stand der Orangensaft schon auf dem Tisch und wehe, er näherte sich dem Ende, schon kam der Refill!
Dummerweise überfraßen wir uns am Buffet so dermaßen, dass wir uns nur kurz noch einmal aufs Zimmer legen wollten. Tja, ganz kurz eingeschlafen und schon war wieder Nachmittag. Viel mehr außer Waschsalon, Abendessen und ein bisschen Gambling passierte an diesem Tag dann nicht mehr. Oh halt, doch, wir inspizierten den Pool des California, den man als Gast des Main Street Station mitbenutzen durfte. Nothing to write home about.
Unseren Trip zum Death Valley verlegten wir also auf den nächsten Tag, diesmal wirklich. Nach einem nicht mehr ganz so opulenten Frühstück begaben wir uns auf die Straße, wo wir zunächst einmal den fotografischen Beweis folgender These erbrachten; Holländer sind mit ihren Wohnmobilen echt überall!



Im weiteren Verlauf der Strecke gerieten wir in einen richtigen Sandsturm, die Wüste lässt grüßen:



Nach ein paar Kilometern bogen wir auf die Straße ins Valley ein, viel Verkehr war nicht, aber es wurde natürlich immer heißer. Der Temperaturfühler des Camaro maß zwischendurch mehr als 100 Grad Fahrenheit, keine Temperatur, bei der man gern aussteigt. Am ersten Aussichtspunkt fanden sich dann doch ein paar Touristen ein, die Luft war staubtrocken:



Nach einem kurzen Zwischenstopp (es ging ziemlicher Wind) fuhren wir weiter, direkt ins Valley hinein. Das war für mich, der Hitze normalerweise sehr kritisch gegenübersteht, ziemlich anstrengend. Nichtsdestotrotz stiegen wir, wie viele andere Touristen neben uns, am Badwater Basin aus und liefen ein Stück von der Straße weg. Mir war völlig unverständlich, wie manche dort hunderte Meter weit in der prallen Sonne bei 40 Grad (im Schatten, der nicht existiert) herumlaufen konnten, ohne zu schmelzen:



Wir jedenfalls waren gottfroh, nach kurzer Zeit wieder ins wohlklimatisierte Auto steigen zu können. Im weiteren Streckenverlauf waren wir oft für eine ganze Zeit die einzigen auf der Straße, dabei genossen wir den Ausblick über die endlose Weite:



Auf dem Rückweg hielten wir noch an einer typisch amerikanisch-kleinstädtischen Gas Station. Alte Limousinen mit "No Taxes!"-Aufkleber, Stars and Stripes überall und natürlich keine Bürgersteige. The real America. Wieder in Vegas angekommen aßen wir noch zu Abend, tranken ein paar Bier und spielten noch ein wenig im Casino. Für den nächsten Tag hatten wir wieder viel Strecke vor uns.
 

LINDRS

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03.04.2013
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Ich bitte für die Verzögerungen erneut um Entschuldigung - Privates, Arbeit und eine Woche NYC standen zwischen mir und der Fortsetzung des Reiseberichts. Weiter geht's!

Nachdem wir uns noch noch einmal beim Frühstück verausgabten, vollendeten wir wieder unser Koffertetris im Camaro (das nächste Mal will ich einen Suburban!) und begaben uns auf die Straße. Zunächst in die falsche Richtung, wir wollten unbedingt noch einmal am Hoover Dam vorbei. Dort tummelten sich natürlich die Massen, PKW, Wohnmobile und Reisebusse mit Touristen aus aller Welt. Wir fuhren einmal über den Damm und hielten auf der gegenüberliegenden Seite auf dem kleinen Parkplatz. Für den Ausblick und ein, zwei Fotos liefen wir ein paar Schritte, bis wir schließlich einen guten Überblick hatten:



Echt erschreckend, wie wenig Wasser sich im Becken befand.

Als wir uns genug umgeschaut hatten, traten wir wieder den Rückweg auf den Highway an. Auf der Interstate 15 fuhren wir Richtung Südwesten, an Los Angeles und seinem furchtbaren Verkehr vorbei bis nach...San Diego! Je näher wir der Stadt kamen, desto grüner wurde die Umgebung der Interstate. Ein wenig erinnerten mich die grünen Hügel mit dem Meer im Hintergrund an die Toskana. Im Gegensatz zum Sand und Staub der Wüste von Nevada eine echte Wohltat! Recht spät abends kamen wir im Four Points Sea World an - kein schlechtes Haus. In einem nahe gelegenen mexikanischen Fast-Food-Laden fuhren wir uns noch ein paar Burritos in die ausgehungerten Mägen, für eine schnelle Mahlzeit wirklich gut. Eigentlich wollten wir uns nicht weit davon entfernt noch ein Sixpack Bier besorgen, aber irgendwie war uns der Blick in die stockfinsteren Gassen nicht geheuer, also verzichteten wir fürs Erste.

Für den nächsten Tag hatten wir uns den San Diego Zoo vorgenommen. Nach einem schnellen Frühstück in einem Diner fuhren wir zum Zoo, bezahlten die mittlerweile 52 Dollar Eintritt und ließen uns an allen exotischen und unexotischen Tierarten vorbei treiben. Normalerweise bin ich kein großer Freund von Zoos (wenn mir auch deren Beitrag zum Artenschutz durchaus bewusst ist), hier jedoch hatte man das Gefühl, durch einen großen Dschungel zu laufen, fühlte sich wie in der Wildnis. Gut, bis auf die geschätzt 6 Millionen anderen Gäste um einen herum natürlich. Für einige Stunden schlenderten wir an allen möglichen Gehegen, Pools, Volieren und Aquarien vorbei - ich glaube, was es hier an Zootieren nicht gibt, gibt es nirgendwo. Die Giraffen hatten jedenfalls ihre helle Freude an ihrem Futter:



Und auch der Kollege hier ließ es an diesem Sommertag entspannt angehen:



Generell war das Wetter an diesem Tag wunderbar, 30 Grad und blauer Himmel, dazu ein laues Seelüftchen. So verbrachten wir einige Stunden im Zoo und fuhren dann wieder ins Hotel zurück. Dort ließen wir uns nicht nehmen, den Pool einmal ausgiebig zu testen, entspannten ein paar Stunden bei bestem Sonnenschein.

Für den Abend hatte K. den Besuch eines Basespallspiels ins Auge gefasst, ich erklärte mich bereitwillig, ihn zu begleiten. Wenn Amerika, dann auch richtig! So fuhren wir gegen Abend mit der Straßenbahn (ja, so etwas gibt es in den USA tatsächlich) ins Gaslamp Quarter, liefen in den Petco Park. Für mich, der schon das eine oder andere europäische Fußballstadion von innen gesehen hatte, war das eine komplett neue Welt. Zunächst einmal, dass es keinen Gästeblock gab, sondern alle friedlich beieinander saßen, eine sehr familiäre Atmosphäre herrschte. Dazu natürlich die Nationalhymne der USA (mit Untertiteln, damit auch ja jeder mitsingt) - sehr befremdlich, aber aufgestanden bin ich aus Respekt natürlich trotzdem. Es gab Tacos für 2 Dollar, die waren nicht mal schlecht, und Bier für 10 Dollar, welches ich bereitwillig verschmähte. Obwohl mir K. geduldig die Regeln und die wichtigsten Spielzüge des Baseball erklärte, saß ich da wie der erste Mensch und verstand drei Stunden lang absolut gar nichts. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch, für mich eine ganz neue Erfahrung. Schön, dass Sport auch so friedlich sein kann:



Nach dem Spiel nahmen wir wieder die Straßenbahn zu unserem Hotel, schauten dort bei ein paar Bier noch ein wenig amerikanisches Fernsehen und schliefen dann auch recht schnell ein.
 
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LINDRS

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03.04.2013
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DRS
An unserem letzten vollen USA-Tag teilten wir uns auf - K. besuchte einen Verwandten und ich fuhr mit der Straßenbahn wieder in Richtung Stadtzentrum. Vorher frühstückten wir natürlich noch (allerdings habe ich vergessen, wo genau). Ich stieg mit Absicht am Santa Fe Depot zu früh aus der Straßenbahn aus, um die Stadt ein wenig zu Fuß erkunden zu können. Zielstrebig begab ich mich in Richtung Wasser, das Wetter spielte wieder wunderbar mit. Am North Harbor Drive lief ich geradewegs direkt an der Kaimauer in Richtung Norden, immer die landenden Flugzeuge des San Diego International Airport im Blick. Hier fielen mir wieder die großen sozialen Unterschiede ins Auge; auf der einen Seite große Jachten und schicke Restaurants, auf der anderen Seite Bettler, die die vorbeigehenden Passanten um ein paar Dollar anschnorrten. Mich macht so etwas immer sehr nachdenklich. Nichtsdestotrotz setzte ich meinen Weg in Richtung Norden fort, an den Schiffen der US-Marine vorbei. Fast am Flughafen angekommen, setzte ich mich auf eine Bank, bräunte mich ein wenig und genoss den Blick auf die Wolkenkratzer (in Wahrheit befüllte ich natürlich nur meinen Instagram-Account).

Nach ein paar Minuten lief ich wieder gen Süden, vorbei am Waterfront Park, toll umgesetzt, ein Ort für Groß und Klein, um den Sommer mitten in der Stadt voll auszukosten:



Ich wartete extra, bis sich ein landendes Flugzeug ins Bild schob, am Ende wurde es diese Southwest-Maschine. Bis zum heutigen Tag wird mein Desktophintergrund von diesem Foto verziert - ohne mich selbst zu loben, aber ich könnte mir dieses Bild stundenlang anschauen.
Durch den Park lief ich weiter Richtung Innenstadt:



Einfach herrlich, dieses Grün. Sollte ich mal in die Verlegenheit kommen, meinen Aufenthaltsort in die USA verlegen zu müssen, San Diego stünde auf meiner Liste definitiv ganz weit oben!

Ein paar Schritte später befand ich mich dann schon in den Häuserschluchten nahe des America Plaza, mit Straßenbahn im Vordergrund. Fast schon europäisch. Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man die Ähnlichkeit des mittleren Wagens mit denen einer bekannten deutschen Großstadt:



Ich ließ mich noch ein wenig durch das Gaslamp Quarter treiben, mir gefiel es dort wirklich gut! Irgendwann kam ich wieder am Petco Park an, es war inzwischen Nachmittag. Von dort nahm ich die Straßenbahn zurück zum Hotel, wo ich vor K. ankam und mich erstmal an den Pool legte. Nach den ganzen Erlebnissen der letzten Tage taten ein paar Stunden Entspannung wirklich gut. Irgendwann gesellte sich K. dazu und als wir gegen Abend Hunger verspürten, besuchten wir ein letztes Mal eine - nicht nur hier im Forum - sehr berühmte westamerikanische Burgerkette (irgendwas mit "rein" und „raus"...):



Der Tag, an dem die irgendwann nach Deutschland expandieren, wird bei mir als eigener Feiertag zelebriert werden!
Nach dem Essen hatten wir noch Durst und liefen zu einem Liquorstore, für ein paar Dosen Bier. Dabei gelang mir folgender Schnappschuss:



Hach, California Sunset, I miss you...

Im Hotel ließen wir unsere Reise noch einmal Revue passieren, für die kurze Zeit hatten wir wirklich eine Menge gesehen und erlebt.

Am nächsten Morgen verließen wir das Hotel nicht allzu spät, fuhren an der Küste nordwärts Richtung Los Angeles. Unterwegs hielten wir noch für ein reichhaltiges Frühstück bei einem Diner, setzten komplett gesättigt unsere Fahrt fort. Der Verkehr wurde immer dichter, Gott sei Dank hatten wir genügend Puffer eingebaut. Zu zweit durften wir natürlich auch die carpool lanes nutzen, was uns den einen oder anderen zeitlichen Vorteil verschaffte. Den Mietwagen noch aufgetankt, ohne Komplikationen bei Hertz zurückgegeben und mit dem Shuttle zum LAX gefahren. Dies dauerte aufgrund von Fahrzeugkontrollen ziemlich lange, aber wir hatten genug Zeit. Dank K.s FTL mussten wir uns zum Glück nicht an der unendlichen Economy-Schlange anstellen, sehr angenehm. Die Sicherheitskontrolle war auch schnell erledigt und schon saßen wir am Gate, wo eine A380 in Form der D-AIMJ schon bereit stand. Der Flug war relativ voll, man suchte zwischendurch wohl auch Freiwillige für eine Umbuchung, es kamen dann aber wohl doch alle mit. Wir hatten uns die Plätze im hintersten Teil des Oberdecks reserviert, mein Tipp: Wenn ihr mit Lufthansa in Economy im A380 fliegt, nehmt die Plätze hinten oben! Die Reihen 95-99 müssten das sein. Nicht nur, dass man dank der 2-4-2 Konfiguration besser sitzt, man hat am Fenster auch noch zusätzliche Staufächer und zu allem Überfluss eine eigene FA für das kleine Compartment.
Ich jedenfalls fand den Flug sehr angenehm, auch wenn wir zu spät starteten und dadurch in Frankfurt unseren Anschluss nach Salzburg verpassten. Doch ein kurzer Besuch am LH-Schalter bescherte uns neue Bordkarten, direkt nach München. Damit sparten wir uns sogar die Zugfahrt von Salzburg nach München. Perfekt gelöst!

Nach einer ausgiebigen Dusche in der Lounge (das erste und einzige Mal, dass ich mich in eine Lounge einkaufte, hat sich aber in dem Fall gelohnt) machten wir noch den kurzen Hüpfer von Frankfurt nach München. Unser Gepäck hatte es natürlich nicht geschafft, wurde aber zwei Tage später problemlos nachgeliefert. Bei K. zu Hause schlief ich erstmal ein, trotzdem schafften wir es irgendwie, uns wieder in die heimische Zeit einzutakten. Am nächsten Vormittag bestieg ich den ICE in Richtung Heimat und kam am späten Nachmittag wieder in Dresden an.

Hat sich die lange und anstrengende Anreise gelohnt? Definitiv! Würde ich noch einmal nach Kalifornien fahren? Aber hallo!
Doch zunächst standen und stehen andere Ziele auf dem Plan - wie immer: stay tuned.
 
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