Lufthansa nach der Rettung - Diskussion zu Zukunft, Sparmaßnahmen und Firmenpolitik

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rickroll

Erfahrenes Mitglied
04.05.2020
353
3
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[/LEFT]

100% Gewinnspanne, 200% Gewinnspanne?

Wenn ich mir deine Prognosen, Kalkulationen und Schlussfolgerungen so ansehe, darf ich höflich empfehlen, deine Budgets noch einmal verifizieren zu lassen..., nur um sicher zu gehen.
Natürlich ist es Fehl am Platze, so zu tun, als wisse man, wie sich eine Buchung quantitativ auf die - ich sag mal bewusst untechnisch - "bottom line" der LHG auswirkt.
Denn vermutlich weiß es die LHG - gerade auf der Langstrecke - noch nicht einmal selbst.

Deren Modelle sind nicht für die heutige Zeit gemacht worden. Grob vereinfacht dargestellt schauen die bei der Bereitstellung einer Langstrecke wie FRA-PVG vielleicht zunächst einmal, was aus dem (z.Zt relativ wichtigen Frachtgeschäft) hängen bleibt.

Und beim Passagiergeschäft auf der Langstrecke wird vermutlich etwas öfter unterstellt als in "normalen" Zeiten, dass der Buchende einen gewichtigen Grund hat zu fliegen (denn er will trotz covid-19 und den ganzen Einschränkungen fliegen). Somit werde ich niedrige BK tendenziell etwas früher zumachen als "normal", um Kannibalisierung entgegenzuwirken.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
2.906
1.184
Nein, ich bin nichr BWLler, ich bin Ingenieur. Ich kenne die DOCs des Flugzeugs, nicht die KPIs der Routen. Ich weiss was es kostet x Quadratmeter Bodenfläche und y kg Masse über z km zu befördern. Somit kann ich die tatsächlichen Kosten des reinen Transports in den entsprechenden Kabinenklassen ziemlich genau abschätzen, und die weiteren Kosten für Wartung, Abfertigung, Ticketing... sind einach zu ergoogeln. Und ich weiss als Kunde, für welche Preise man die Route auch anbietet. Somit brauche ich keinen Doktortitel um zu wissen, dass €7188 kein Angebot, sondern eine Abschreckungsmaßnahme ist.
Ich sehe sehr genau wenn man mir Flüge für deutlich unterhalb meiner Zahlungsbereitschaft anbietet, und freue mich natürlich drüber, verstehe aber nicht warum LH das macht. Am Ende mache ich halt meine eigene Mischkalkulation, fliege die selbe Strecke einmal für €1600 und einmal für €5800 und finde es völlig albern, nicht zweimal €4400 gezahlt zu haben (ein typischer Preis eines Mitbewerbers mit viel verlässlicheren Preisen und in etwa der in meinem Budget verplante Wert). Was für mich einfacher gewesen wäre und für LH €1200 mehr bedeutet hätte. Ich kann auch ohne KPIs sehen, dass LH hier €1200 liegen gelassen hat, die da waren um für den Flug ausgegeben zu werden.
Wenn man es sich leisten kann, Kunden vom freien Markt zur Konkurrenz zu treiben und die Sitze stattdessen für signifikant geringere Erlöse an Vertragspartner und Schnäppchenjäger zu verkaufen, von mir aus.

Ich bin weniger als Kunde am Wohlergehen von Lufthansa interessiert, als als Steuerzahler. Ich komme schon bequem zu einem angemessenen Preis von A nach B. Ich fliege auch LH Economy wenn es denn €6400 spart, das sind mehr als €350 pro Stunde, so einfach verdient man selten Geld, und diese Preisdifferenz ist für die Qualitätsdifferenz einfach lächerlich. Für Statuskunden schon mal sowieso. Wenn LH verschwinden würde, würden andere Airlines die Routen bzw. Rotationen betreiben, der Bedarf ist ja da. Ich will nur ungern am Ende für den Nationalen Chamption geradestehen müssen.

Darf ich noch einmal höflich empfehlen, sich dann für die Buchung von Reisen in die Hand von Experten zu begeben, es soll hier einige geben, die das durchaus können und ihre Dienstleistungen sogar anbieten, auch mit Bahnzubringer.

Es gab in der Tat mal eine Airline, welche deinem Ansatz gerecht geworden wäre (RIP Hinrich)

Die GEXX hat eine Zeit lang alle Tickets zu einem Preis verkauft (#Transparenz # Fairness)

Und hat das Experiment schnell angeblasen und die F100 lieber wieder verleast.

Ein Flieger ist grundsätzlich immer komplett isoliert zu betrachten, von daher machen Beschwerden warum du in KW 31 weniger gezahlt hast als in KW 42 wenig Sinn. Als Gelegenheitsflieger wie Du gewinnt man mal und mal verliert man. Wir haben alle schon gute Deals schießen können und eine Woche später, hat uns die Hansa wieder ausgenommen.

Aber kaum ein Key Account lässt seine MA wegen ein paar Euros in der Nacht in der Wüste umsteigen oder das WE vor Ort verbringen. Und alternativ gab es ja immer KLM oder jetzt auch LOT oder TAP, wenn man wirklich enge Reiseetats hat
 
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Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
2.906
1.184
Du scheinst aber selbst Probleme mit den Begriffen Schulden und Guthaben zu haben? Vielleicht erst mal Deine eigene Wahrnehmung an die Realität anpassen, statt hier immer nur LH's Lage zu bejubeln?

Ich lausche gerne zu deinen Ausführungen wie man ein Unternehmen finanziert.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
2.906
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Natürlich ist es Fehl am Platze, so zu tun, als wisse man, wie sich eine Buchung quantitativ auf die - ich sag mal bewusst untechnisch - "bottom line" der LHG auswirkt.
Denn vermutlich weiß es die LHG - gerade auf der Langstrecke - noch nicht einmal selbst.

Deren Modelle sind nicht für die heutige Zeit gemacht worden. Grob vereinfacht dargestellt schauen die bei der Bereitstellung einer Langstrecke wie FRA-PVG vielleicht zunächst einmal, was aus dem (z.Zt relativ wichtigen Frachtgeschäft) hängen bleibt.

Und beim Passagiergeschäft auf der Langstrecke wird vermutlich etwas öfter unterstellt als in "normalen" Zeiten, dass der Buchende einen gewichtigen Grund hat zu fliegen (denn er will trotz covid-19 und den ganzen Einschränkungen fliegen). Somit werde ich niedrige BK tendenziell etwas früher zumachen als "normal", um Kannibalisierung entgegenzuwirken.

Die LH ist nach ihrer Privatisierung bis zu Corona eine Erfolgsgeschichte.

Für die Zeit aktuell wäre eine amerikanische Lösung (wir als Steuerzahler subventionieren Verbindungen, welche systemrelevant sind) der Optimalfall gewesen.

Kommentare oder Prognosen was man in KW 46 etc. anbietet und fliegt und was dabei finanziell herauskommt, sind aktuell nicht möglich.

Wenn es aber die Topairline nicht schafft, dann schafft es keiner
 
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Airsicknessbag

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11.01.2010
22.022
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LH Insolvenz? Strategie? Die Erde ist flach? Franz inkompetent?

Gääähnnn.

Wenn sich die LH der Insolvenz genähert hätte, dann hätte sie erst einmal die Fixkosten massiv gesenkt, sprich eine Menge MA vor die Tür gesetzt. Bei 4 Milliarden Cash und allein Flugzeugen im Wert von 15 Milliarden, ist die Insolvenz so weit entfernt wie eine Champions League Teilnahme des HSV.

Insolvenz ist zuvoerderst ein juristischer Zustand, kein wirtschaftlicher. LH war insolvent, ob sie es jetzt noch ist, weiss ich nicht (wie ist der Stand der Rueckerstattungen?).

In diesen Zustand hat sie sich durch ihre Strategie, von der Hand in den Mund zu leben, selbst gebracht. Wenn sie, wie jeder solide wirtschaftende Werkunternehmer, Zahlungen erst nach Leistungserbringung erhielte (oder wenigstens dann erst ausgaebe), waere ihr diese Situation erspart geblieben.

Ich hoffe, dass der Gesetzgeber jetzt taetig wird. Die Gelegenheit ist (wahrscheinlich einmalig) guenstig.
 

rickroll

Erfahrenes Mitglied
04.05.2020
353
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Wenn es aber die Topairline nicht schafft, dann schafft es keiner
Bis hier habe ich Deine Ausführungen ja unterschrieben. An diesem Satz aber bleibe ich hängen.

Wer ist denn für Dich die Top-Airline?

Ich nehme man an, wir reden von Europa. Da war vielleicht vor Corona die LHG der größte Player. Da waren aber die größten Player alle finanziell, ich sag mal, "solide genug" aufgestellt.

Eine Krise wie die jetzige, die halt nur ein-, zwei- oder dreimal pro Jahrhundert auftritt, relativiert aber, was für eine Bilanz als "solide" gelten kann.

Eine Behauptung, die LHG wäre aktuell die Top-Airline, wäre für mich mit vielerlei Fragezeichen zu versehen. Was die liquiden Assets angeht, sind sie definitiv nicht top. Was den Verschuldungsgrad angeht, sind sie zumindest nicht Nr. 1.

Andererseits gibt es natürlich Faktoren, die der LHG tendenziell helfen sollten wie der bislang vergleichsweise glimpfliche Verlauf der Pandemie in DACH.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
2.906
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Ich bin weniger als Kunde am Wohlergehen von Lufthansa interessiert, als als Steuerzahler. Ich komme schon bequem zu einem angemessenen Preis von A nach B. Ich fliege auch LH Economy wenn es denn €6400 spart, das sind mehr als €350 pro Stunde, so einfach verdient man selten Geld, und diese Preisdifferenz ist für die Qualitätsdifferenz einfach lächerlich. Für Statuskunden schon mal sowieso. Wenn LH verschwinden würde, würden andere Airlines die Routen bzw. Rotationen betreiben, der Bedarf ist ja da. Ich will nur ungern am Ende für den Nationalen Chamption geradestehen müssen.

Der Vergleich von restriktiver Eco und voll flexibler Business bietet sich an..., vor allem wenn die Gegenseite den Termin absagt, spart man richtig! Oder doch nicht? Und noch einmal, wenn du dir die LH nicht leisten willst oder kannst, dann fliege doch bitte Aer Lingus, aber erzähle es nicht allen Kunden, die vor den LH Countern stehen.

Kannst du Beispiele nennen, wer dann Routen übernimmt, wenn der Platzhirsch nicht mehr fliegt?

Die Resultate seriöser Forschung gehen eher in die andere Richtung, wie man in Städten wie Memphis, Cinci oder Cleveland nach Abzug der Platzhirsche erfahren musste. Da hätten einige Ingenieure lieber mehr zahlen sollen.
 
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rickroll

Erfahrenes Mitglied
04.05.2020
353
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Insolvenz ist zuvoerderst ein juristischer Zustand, kein wirtschaftlicher.
Bei einer Airline, von der bedeutende Teile als systemrelevant angesehen werden, wohl kaum.

Natürlich würde eine Insolvenz juristische Fragen aufwerfen, z.B. in Bezug zu Kartellrecht und Subventionen. Aber das wären Formsachen, die gelöst werden müssten und würden.

Betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche, wirtschaftspolitische und politökonomische Erwägungen sind m.E. das, was entscheidend sein wird.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
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Bis hier habe ich Deine Ausführungen ja unterschrieben. An diesem Satz aber bleibe ich hängen.

Wer ist denn für Dich die Top-Airline?

Ich nehme man an, wir reden von Europa. Da war vielleicht vor Corona die LHG der größte Player. Da waren aber die größten Player alle finanziell, ich sag mal, "solide genug" aufgestellt.

Eine Krise wie die jetzige, die halt nur ein-, zwei- oder dreimal pro Jahrhundert auftritt, relativiert aber, was für eine Bilanz als "solide" gelten kann.

Eine Behauptung, die LHG wäre aktuell die Top-Airline, wäre für mich mit vielerlei Fragezeichen zu versehen. Was die liquiden Assets angeht, sind sie definitiv nicht top. Was den Verschuldungsgrad angeht, sind sie zumindest nicht Nr. 1.

Andererseits gibt es natürlich Faktoren, die der LHG tendenziell helfen sollten wie der bislang vergleichsweise glimpfliche Verlauf der Pandemie in DACH.

Die Hansa hat ja in der Branche schon einen gewissen Ruf und wenn die Kollegen die Leistung auch noch respektieren, dann ist das per se auch nicht so schlecht:

https://edition.pagesuite-professio...me=&edid=dec765e8-0e2e-47a1-a567-9f337f7306dd

Wer die meisten Competitive Advantages besitzt , der setzt sich im Regelfall durch.
 
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Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
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Insolvenz ist zuvoerderst ein juristischer Zustand, kein wirtschaftlicher. LH war insolvent, ob sie es jetzt noch ist, weiss ich nicht (wie ist der Stand der Rueckerstattungen?).

In diesen Zustand hat sie sich durch ihre Strategie, von der Hand in den Mund zu leben, selbst gebracht. Wenn sie, wie jeder solide wirtschaftende Werkunternehmer, Zahlungen erst nach Leistungserbringung erhielte (oder wenigstens dann erst ausgaebe), waere ihr diese Situation erspart geblieben.

Ich hoffe, dass der Gesetzgeber jetzt taetig wird. Die Gelegenheit ist (wahrscheinlich einmalig) guenstig.

Ich komme aus dem Gähnen nicht mehr raus und erspare mir daher den Spekulatius, der kommt erst in wenigen Monaten. Ich empfehle aber dennoch Publikationen zum Thema Insolvenz, gerade strategischer Insolvenz von Airlines. Dann kommentiere ich gerne in einigen Monaten, gestärkt mit Spekulatius von der Hand in den Mund.
 

Airsicknessbag

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11.01.2010
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Ich hingegen empfehle die Lektuere von BGH, Urteil vom 12.10.2006 - IX ZR 228/03, Rnn. 13, 15 und 19.


Bei einer Airline, von der bedeutende Teile als systemrelevant angesehen werden, wohl kaum.

Auch fuer die gilt die InsO. Und zu ihrem Glueck derzeit auch das sie rettende COVInsAG.


Betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche, wirtschaftspolitische und politökonomische Erwägungen sind m.E. das, was entscheidend sein wird.

Wieso Futur? Praeteritum. Genau so hat der Gesetzgeber bereits argumentiert, als er das COVInsAG verabschiedete, vgl. die Gesetzesbegruendung:

Deutscher Bundestag Drucksache 19/18110 meinte:
Ziel des vorgeschlagenen Gesetzes ist es, die Fortführung von Unternehmen zu ermöglichen und zu erleichtern, die infolge der COVID-19-Pandemie insolvent geworden sind oder wirtschaftliche Schwierigkeiten haben. Den betroffenen Unternehmen und ihren organschaftlichen Vertretern soll Zeit gegeben werden, um die notwendigen Vorkehrungen zur Beseitigung der Insolvenzreife zu treffen, insbesondere um zu diesem Zwecke staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen oder Finanzierungs- oder Sanierungsarrangements mit Gläubigern und Kapitalgebern zu treffen. Auch sollen durch die Einschränkung von Haftungs- und Anfechtungsrisiken die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass solchen Unternehmen Sanierungskredite gewährt werden können und dass die Geschäftsverbindungen zum Schuldner nicht abgebrochen werden.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
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Ich hingegen empfehle die Lektuere von BGH, Urteil vom 12.10.2006 - IX ZR 228/03, Rnn. 13, 15 und 19.




Auch fuer die gilt die InsO. Und zu ihrem Glueck derzeit auch das sie rettende COVInsAG.




Wieso Futur? Praeteritum. Genau so hat der Gesetzgeber bereits argumentiert, als er das COVInsAG verabschiedete, vgl. die Gesetzesbegruendung:

Du argumentierst also, wenn ich die Urteile und Kommentare richtig deute, dass die LH juristisch insolvent war, da sie gewisse (möglicherweise völlig unberechtigte) angeforderte Rückzahlungen nicht geleistet hat?

[FONT=&quot]Eine Zahlungseinstellung ist das äußere Verhalten eines Schuldners, in dem sich typischerweise eine Zahlungsunfähigkeit ausdrückt. Liegt eine Zahlungseinstellung vor, so besteht eine gesetzliche Vermutung für die Zahlungsunfähigkeit.[/FONT]
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
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Dann solltest du vielleicht besser mal ausschlafen, bevor du hier so ein substanzloses Gesülze auf die Tastatur hackst. :idea: :sleep:



400px-Graham%27s_Hierarchy_of_Disagreement-en.svg.png
 

rickroll

Erfahrenes Mitglied
04.05.2020
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Ich hingegen empfehle die Lektuere von BGH, Urteil vom 12.10.2006 - IX ZR 228/03, Rnn. 13, 15 und 19.



Auch fuer die gilt die InsO. Und zu ihrem Glueck derzeit auch das sie rettende COVInsAG.
Das ist alles nicht kriegsentscheidend.

Die LHG wird den Corona-Schock überleben, genau so wie VW das DieselGate überlebt hat. Behaupte ich, dass die LHG langfristig überleben wird? Nein. Es ist zumindest möglich, dass politische Einmischung, ein Bilanzskandal oder juristische Fehler epischer Ausmaße dazu führen, dass LHG in 10 oder wie viel Jahren übernommen wird und dann langsam bis zur völligen Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Aber wie Keynes schon sagte: "in the long run, we're all dead".

Mein Punkt ist, dass es bei Corona für LHG nicht um Leben und Tod geht. Ja, die Presse spricht von Rettung, die Juristen von Insolvenzszenario. De facto ist aber die LHG bedeutsamer für Deutschland als es, sagen wir, eine Commerzbank war bevor dort alles den Bach runter ging.

Der politische Wille zur Rettung ist da. Der notwendige Rückhalt in der Bevölkerung ist da. Die volkswirtschaftliche Systemrelevanz ist gegeben (Stichwort Airbus, Stichwort Arbeitsplätze, Stichwort Großflughäfen, Stichwort notwendige Infrastruktur für die deutsche Exportwirtschaft).

Ob uns Corona 3, 5 oder 7 Jahre beschäftigt, die LHG wird es überleben. Das wird nicht an Insolvenz-/Europa-/Wettbewerbsrecht scheitern. Notfalls wird gemauschelt und die Kassen von Herrn Scholz werden etwas erleichtert. Und wenn überbezahlte Rechtsverdreher keine juristisch saubere Spitzfindigkeit finden, werden halt im schlimmsten Fall das ein oder andere Gericht oder die eine oder andere Aufsichtsbehörde LHG zu ein paar Mrd. Euro an Strafzahlungen verdonnern.

Aber die LHG wird zumindest kurz- und mittelfristig überleben, davon bin ich fest überzeugt. Die Frage ist also nicht die von Leben und Tod, die Frage ist die, ob man gestärkt oder geschwächt aus der Krise herauskommen wird.
 
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Airsicknessbag

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11.01.2010
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Du argumentierst also, wenn ich die Urteile und Kommentare richtig deute, dass die LH juristisch insolvent war, da sie gewisse (möglicherweise völlig unberechtigte) angeforderte Rückzahlungen nicht geleistet hat?

Jein: Die Argumentation kommt aus dem Gesetz, vgl. § 17 Abs. 2 InsO: "Der Schuldner ist zahlungsunfähig, wenn er nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel anzunehmen, wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat." Meine Argumentation, angelehnt an das zitierte BGH-Urteil, ist, dass die Nicht-Erstattung von Tickets eine Zahlungseinstellung darstellt. Und es geht nicht um "möglicherweise völlig unberechtigte", sondern völlig unstreitige und fällige Forderungen. Und beim "war" bin ich mir auch nicht sicher: Ich habe noch nicht mitbekommen, dass LH fröhlich bekanntgegeben hätte, jetzt die Milliarde Kundengelder, auf der sie sitzen, unverzüglich auszuzahlen.
 

Threy

Erfahrenes Mitglied
05.05.2020
2.906
1.184
Jein: Die Argumentation kommt aus dem Gesetz, vgl. § 17 Abs. 2 InsO: "Der Schuldner ist zahlungsunfähig, wenn er nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel anzunehmen, wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat." Meine Argumentation, angelehnt an das zitierte BGH-Urteil, ist, dass die Nicht-Erstattung von Tickets eine Zahlungseinstellung darstellt. Und es geht nicht um "möglicherweise völlig unberechtigte", sondern völlig unstreitige und fällige Forderungen. Und beim "war" bin ich mir auch nicht sicher: Ich habe noch nicht mitbekommen, dass LH fröhlich bekanntgegeben hätte, jetzt die Milliarde Kundengelder, auf der sie sitzen, unverzüglich auszuzahlen.

Danke für die Ausführungen.

Das setzt aber schon eine recht extreme Interpretation der vergangenen Monate voraus, die wohl auch an der Realität vorbei geht und so auch von Seiten der LH argumentiert werden würde.

Hier ging es allerdings in erster Linie um die wirtschaftliche Substanz der Hansa und als Brot und Butter Airline einer der Exportnationen und Reiseweltmeister oder Runner Up in dieser Hinsicht, ist man sehr gut aufgestellt, so dass diverse andere Airlines von Aer Lingus bis Tap zuerst in die Insolvenz gehen, bevor es die Hansa treffen würde.

Und alles auch aufgrund von ausgezeichneter Leistungen in Sachen Strategie. Jetzt noch die Condor in die große Leisuresparte eingliedern und die Segel sind gesetzt!

Darauf ein Rührei auf Schwarzrot und Cocktailtomate (wenn das nicht zeitgleich mindestens 5 Sterne und spottbillig ist) und einen billigen Gin! Prost, Carsten!
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.913
10.889
Ein Flieger ist grundsätzlich immer komplett isoliert zu betrachten, von daher machen Beschwerden warum du in KW 31 weniger gezahlt hast als in KW 42 wenig Sinn.
Dessen bin ich mir voll bewusst. Es gibt zweifesohne bestimmte kritische Reisetage. Aber warum Montag KW40 hin, Freitag KW40 zurück oder Montag KW41 hin, Freitag KW41 zurück €5800 kostet (reale Kosten + 200% Gewinn), Montag KW39 hin, Freitag KW40 zurück, Montag KW40 hin, Freitag KW41 zurück oder Montag KW41 hin, Freitag KW42 zurück nur €1600 kostet, liegt nicht an den bestimmten Flügen an bestimmten Tagen (denn alle Kombinationen sind abgedeckt) sonders einfach daran, das die Airline aus der Aufenthaltsdauer den Zweck und die Dringlichkeit der Reise abschätzt, und den einen Kunden lockt weil sie denkt er zahle seine Urlaubsreise selbst, während sie den zweiten abzockt weil sie denkt, sein Chef zahle die Dienstreise so oder so. Es geht nicht um Angebot und Nachfrage, es geht nicht um Saison, es geht nicht um gefragte Reisetage, es geht nur um (vermeintliche) Gewinnmaximierung durch Abschöpfung einer (vermuteten) Zahlungsbereitschaft.
Und es gibt Airlines die sind da moderat, und es gibt Airlines wie LH da sind die Faktoren schnell mal bei 4 oder darüber.
Auf der LH Homepage kann man das ja sehr schön mit der Bestpreissuche nachvollziehen, unter welchen Umständen man welche niedrigsten Preise bekommt. Auf diese fixe Differenz kommen dann noch Unterschiede wegen den speziellen Terminen.

Das hat so lange gut funktioniert, wie es genug Leute gab die keine Ahnung davon hatten was ihre Flüge kosten. Nach Corona (und nach den vielen virtuellen Meetings) wird aber vermutlich jetzt so manche Firma viel genauer darauf achten, was die Flüge ihrer Mitarbeiter kosten. Und dann sieht LH ganz alt aus.

Ich muss im Prinzip nur mit meinem Jahresetat hinkommen, der basiert auf der Meetingplanung und den Durchschnittspreisen die im Vorjahr auf den Routen bezahlt wurden (das gibt mir auch immer einen sehr guten Überblick über die Preisentwicklung am Markt).
Ich kann also in der Tat einmal für €1600 und einmal für €5800 fliegen, solange ich übers Jahr im Durchschnitt bleibe. Nur bedeutet das immer viele Diskussionen, und man bekommt gegenüber dem Management schnell den Ruf ein Verschwender zu sein. Also mache ich doch nur den €1600 Flug mit LH zu dem Zweiwochenmeeting, und statt dem €5800 LH Angebot beim Einwochenmeeting den EI Flug für €1600. Und Lufthansa gehen einige Tausender durch die Lappen. Ich wäre auch zweimal Lufthansa für €4000 geflogen (unsere Durchschnittspreise liegen relativ hoch, weil wir viele kurzfristige Flüge haben, während ich in meiner Abteilung immer wenigstens 6 Wochen Vorlauf habe). Auch schon bei nur einer Reise, die ich stattdessen jetzt für €1600 gemacht habe. Da hat man meine Zahlungsbereitschaft grob falsch eingeschätzt, und ich sage Danke, bzw. bekomme ein Lob vom Chef.

Solange es genug preiswerte Mitbewerber gibt, kann LH das Spiel von mir aus gerne so weitertreiben. Solange das Geschäftsmodell mir nicht als Steuerzahler auf die Füße fällt...

Aber kaum ein Key Account lässt seine MA wegen ein paar Euros in der Nacht in der Wüste umsteigen oder das WE vor Ort verbringen. Und alternativ gab es ja immer KLM oder jetzt auch LOT oder TAP, wenn man wirklich enge Reiseetats hat

Wir reden hier aber z.B. bei LH und EI nicht von "ein paar Euros", sondern von €4000 Preisunterschied. Und dafür lässt man Mitarbeiter schon einiges an Kröten schlucken! Und so schlimm ist umsteigen in DUB mit US Immigration und Ankunft in den USA domestic gegenüber Umsteigen in FRA und Immigration am Zielort nun auch nicht... Vom Kabinenprodukt mal ganz zu schweigen. Bei den Zeiten nehmen sich die Flüge nicht viel, wir reden hier von deutlich unter 4 Stunden, und damit von deutlich über €1000 pro gesparter Stunde. Da kann ich jeden Key Account Manager verstehen, der das nur für das obere Management als gerechtfertigt ansieht.

Ich mache gerade eine ähnliche Erfahrung mit den Tankstellen, seit ich wegen Corona nicht mit dem Zug zur Arbeit fahre.
Seit Pfingsten sind die Spritpreise praktisch konstant, und die Tankstelle vor meiner Haustür hat morgens um 7:30 €1.37-1.39, abends um 18:00 €1.17-1.19. 20 Cent Preisdifferenz! Die Tankstelle neben meiner Arbeit hat morgens und abends €1.20-1.23. Ab 19:00 gehen bei "meiner" Tankstelle die Preise rapide hoch und erreichten gegen 22:00 die selben Werte wie morgens. Wohlgemerkt erreichte. Die bisher 24 Stunden Tankstelle macht nämlich inzwischen nur noch von 07:00-21:00 auf. Der Pächter erklärte mir daraufhin, nachts lohnt nicht mehr, zu den ihm von der Mineralölfirma diktierten Preisen kommt da sowieso kein Kunde mehr. Und wenn sich mal einer verirrt, tankt er nur für €20, aber nicht voll. Und Nachmittags hat er nicht genug Zapfsäulen für den Andrang, da fahren regelmäßig Kunden durch die keine Lustr haben zu warten. Vermutlich wird er bald ganz schließen, es lohnt nicht mehr.
Der vermeintliche Versuch der Gewinnmaximierung durch Preisspreizung funktioniert nur, wenn es dem Kunden tatsächlich egal ist, man ein Monopol hat oder der Kunde eine Zwangslage. Wenn nicht, geht es nach hinten los. Man verramscht das meisste zu Schnäppchenpreisen, und vertreibt die Kunden die die teuren Preise sehen.

Aber solange man immer einen anderen Schuldigen kennt (Ölpreis, Gewerkschaften, Corona...) kann es ja am Geschäftsmodell nicht liegen, wenn die Gewinne seit Jahren schrumpfen, und die Gewinnmargen nie Gesamtindustriedurchschnitt waren, der Aktienkurs im Keller ist...
 
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