Lufthansa schafft „Sehr geehrte Damen und Herren“ ab

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bytegetter

Erfahrenes Mitglied
11.01.2021
1.184
914
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Mir gefallen auch die Stellengesuche: m/w/d ... Männlich, weiß, Deutsch

Dafür hat sich der Fred gelohnt.

Allgemein ist ja die Tendenz sich vor der Wahrheit zu verstecken und das Offensichtlich zu ignorieren.

Gibts noch ein Land zum Auswandern, wo man diesen Dünnschiss nicht mitmacht?
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Nur zur Klarstellung: Ich habe keinerlei Vorurteile und schwule Freunde.

In dem Thema stecke ich nicht so drin.
 

bytegetter

Erfahrenes Mitglied
11.01.2021
1.184
914
Es wäre wünschenswert wenn eine große Mehrheit diesen Schwachsinn ablehnt, die Berichterstattung in TV&Printmedien erweckt aber leider den gegenteiligen Eindruck. 🤦‍♂️

Die Mehrheit tut das sogar, es wird nur in den Medien anders dargestellt. Die Leute fallen darauf rein, weil es ja im "Fernsehen" kam.
 
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Foxfire

Füchslein
10.09.2012
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MUC/EDMM
In den letzten Tagen bei DLH/CLH war es "Sehr geehrte Fluggäste."

Ooooh, welcher Fauxpas. Der Gast / die Gäste <--- (das böse, böse) generisches Maskulinum.
Politisch korrekt hätte dies nämlich heißen müssen: "Liebe Fluggäst*innen" <-- mit einem "Hicks" (ähnlich einem Schluckauf) gesprochen, wo der Asterix steht... :rolleyes:
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
6.107
31.422
MUC
Die richtige Anrede ist manchmal eine schwierige Angelegenheit, denn man möchte ja niemand vor den Kopf stoßen.
Da hats die Lufthansa im Kundenkontakt sehr einfach, der Kunde hat die richtige Anrede schon selbst angegeben. Im B2B-Verkehr kommt es aber regelmäßig vor, daß eine bislang unbekannte Person mails sendet auf die man antworten sollte.

Oft kann man unbekannte ausländische Vornamen über eine kurze Google-Suche dem Geschlecht zuordnen, in einigen Fällen ergibt sich keine Eindeutigkeit.
Ein allen bekanntes Beispiel: Andrea, der italienische Männername.
Wenn mir Andrea Calabrese schreibt, dann kann das auch eine geb. Müller sein.
Fettnäpfchen umschifft man dann durch Neutralität, also ein "Hallo" oder "Guten Tag". Das ist aber manchmal zu salopp und kann dann nur durch ein Telefonat geklärt werden.

Die Notwendigkeit, sich über das Geschlecht der Person, mit der man kommuniziert, im Klaren sein zu müssen, um sprachlich nicht in ein Fettnäpfchen zu treten, nervt mich persönlich auch. Ich suche daher häufig nach Möglichkeiten der geschlechtsneutralen Anrede.

Ein ähnliches Problem habe ich, wenn ich im Alltag von meinem Ehemann spreche, aber bei einem Erstkontakt vielleicht nicht direkt darauf hinweisen möchte, dass ich homosexuell bin. Ich verwende daher oft Bezeichnungen wie "mein Schatz" oder "meine bessere Hälfte", aber spätestens wenn mein Gegenüber dann von meiner Frau spricht, fühle ich mich genötigt, zu korrigieren, auch wenn ich nicht die Notwendigkeit sah, über meine sexuelle Orientierung Transparenz herstellen zu müssen.

Da es in den meisten Situation ja gar nicht erforderlich ist, über das Geschlecht einer Person Bescheid wissen zu müssen, würde ich mir wünschen, wenn unsere Sprache einfach nicht permanent die Unterscheidung in männlich und weiblich erfordern würde. Insofern wäre mir persönlich eine genderlose Sprache lieber als diese aus meiner Sicht holprigen Konstrukte wie Flugbegleiter*innen, aber so leicht findet man wohl keine Form, die nicht wahlweise als männlich oder weiblich interpretiert werden würde.

Genau aus diesen Gründen finde ich die neue geschlechtsneutrale Ansprache der Lufthansa gut.

Es hätte mich aber ebenso wie wohl die meisten Passagiere tatsächlich auch nicht gestört, wenn die alte Begrüßung der Damen und Herren geblieben wäre. Das Gros der Transsexuellen wäre meiner Einschätzung nach übrigens auch mit "Damen und Herren" weiterhin einverstanden gewesen, denn ein Transsexueller fühlt sich (zumindest nach seiner / ihrer (Warum gibt es eigentlich kein generisches Wort, das gleichzeitig für "seiner" und "ihrer" steht?) Transition) eindeutig als Frau oder Mann, so zumindest die drei Transsexuellen aus meinem Freundes- und Familienkreis. Und auch wenn ich selbst für Minderheitenschutz bin, wäre ich der Meinung, dass der verschwindend geringe Anteil an Menschen ohne eindeutigem Geschlecht sich mit "Damen und Herren" hätte weiterhin arrangieren können.

Für mich nehme ich daher die neue Begrüßung der Lufthansa weniger als "Genderwahnsinn" oder "von oben aufgezwungene LGBTQ-Agenda" wahr sondern mehr als eine moderne Form der Begrüßung, die bewusst auf die Unterscheidung der Menschheit bzw. der Passagiere in männliche und weibliche Personen verzichtet.

Insofern wundere ich mich schon über die ein oder andere sehr extreme Reaktion hier. Aber vielleicht wünscht sich hier ja so mancher auch die Unterscheidung zwischen Frau und Fräulein zurück?
 

Anonyma

Erfahrenes Mitglied
16.05.2011
16.568
9.939
BRU
Insofern wundere ich mich schon über die ein oder andere sehr extreme Reaktion hier. Aber vielleicht wünscht sich hier ja so mancher auch die Unterscheidung zwischen Frau und Fräulein zurück?
Dann aber bitte auch "Mann" und "Männlein". Plus analoge Unterscheidung für "Diverse". Wegen der Gleichberechtigung. :p

Das Gros der Transsexuellen wäre meiner Einschätzung nach übrigens auch mit "Damen und Herren" weiterhin einverstanden gewesen, denn ein Transsexueller fühlt sich (zumindest nach seiner / ihrer (Warum gibt es eigentlich kein generisches Wort, das gleichzeitig für "seiner" und "ihrer" steht?) Transition) eindeutig als Frau oder Mann

Genau das ist auch mein Eindruck. Insofern wird hier irgendwo künstlich ein Problem geschaffen, wo gar keines besteht (der von Dir angesprochene Punkt, bei Erwähnung seines Partners / seiner Partnerin nicht automatisch irgendwie seine sexuelle Ausrichtung zu "verraten", ist was anderes).

Ich denke mir ansonsten bei solchen Diskussionen um "gender-neutrale" Sprache eher, ob wir denn keine anderen Probleme haben. Bzw. ob es nicht wichtiger wäre, Diskriminierung im Alltag, im Arbeitsleben usw. zu bekämpfen, anstatt sich damit zu beschäftigen, wie man seine Gäste / Gästinnen jetzt neutral anspricht.
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
6.107
31.422
MUC
Ich denke mir ansonsten bei solchen Diskussionen um "gender-neutrale" Sprache eher, ob wir denn keine anderen Probleme haben. Bzw. ob es nicht wichtiger wäre, Diskriminierung im Alltag, im Arbeitsleben usw. zu bekämpfen, anstatt sich damit zu beschäftigen, wie man seine Gäste / Gästinnen jetzt neutral anspricht.

Für mich gehört zu einer Bekämpfung von Diskriminierung schon dazu, dass "von oben" ein Signal gesetzt wird. Spätestens seit der rechtlichen Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und später auch Ehen wird in meinen Augen schon ein Zeichen gesetzt, dass dies "normal" ist. Das stellt zwar die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung nicht sicher, schafft aber eine bessere Ausgangslage zur Akzeptanz als gäbe es keine Homoehe.

Das große Problem bei der Gleichstellung von Mann und Frau sehe ich darin, dass unsere Sprache sich über einen langen Zeitraum entwickelt hat. Viele grundlegende sprachliche Begriffe und Konstrukte stammen halt aus einer Zeit, in welcher dem Mann eine ganz andere gesellschaftliche Rolle zuteil wurde als der Frau. Früher dürfte es selbstverständlich gewesen sein, dass ein Bäcker, Busfahrer oder Handwerker männlich war, wohingegen eine Politesse, Putzfrau oder Hebamme natürlich weiblich war. Dass all diese Berufe heute von beiden Geschlechtern ausgeübt werden (können), stellt wohl niemand mehr in Frage. Aber sprachlich gab es dann leider nur die eindeutig männlich oder eindeutig weibliche Form.

In meinen Augen ist das Gender-Sternchen ein nicht ganz glücklicher Versuch, ein Bewusstsein und eine Akzeptanz zu schaffen, dass eben jede Berufsbezeichnung bzw. fast jede Personenbezeichnung beide Geschlechter einschließen sollte. Das wäre in meinen Augen die Keimzelle für wahre Gleichberechtigung. Aber leider ist genau dieser Versuch in meinen Augen bislang gescheitert, weil dieses Sternchen und das Sprachkonstrukt "generisches_Maskulinum*innen" einfach zu sperrig und unnatürlich wirken. Ganz sicher bin ich mir nicht, was da besser wäre. Aber vielleicht wäre "das Bäcker", "das Putzkraft" und "das Hebamme" eine Möglichkeit, Personenbezeichnungen ihr eindeutiges Geschlecht zu nehmen, so wie man es ja auch mit "das Mädchen" schafft. ;-)

Und für mich geht es bei dem Gender-Sternchen weiterhin weniger um Trans, Divers oder sonstige Variationen, wie gerne behauptet wird, sondern um die Gleichstellung von Mann und Frau.

Und ja, bzgl. Diskriminierung im Alltag muss noch einiges mehr getan werden, und ja, wir haben eindeutig größere Probleme als die genderneutrale Ansprache der Gäste (z.B. Putenbrustunfälle in der LH C), aber Hand auf's Herz: Ist die genderneutrale Ansprache der LH wirklich so dramatisch, dass sie auf der anderen Seite 160 Kommentare mit teils überzogener Kritik rechtfertigt?
 

BeyondTheCurtain

Erfahrenes Mitglied
29.05.2011
863
732
MUC
Für mich gehört zu einer Bekämpfung von Diskriminierung schon dazu, dass "von oben" ein Signal gesetzt wird. Spätestens seit der rechtlichen Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und später auch Ehen wird in meinen Augen schon ein Zeichen gesetzt, dass dies "normal" ist. Das stellt zwar die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung nicht sicher, schafft aber eine bessere Ausgangslage zur Akzeptanz als gäbe es keine Homoehe.

Das große Problem bei der Gleichstellung von Mann und Frau sehe ich darin, dass unsere Sprache sich über einen langen Zeitraum entwickelt hat. Viele grundlegende sprachliche Begriffe und Konstrukte stammen halt aus einer Zeit, in welcher dem Mann eine ganz andere gesellschaftliche Rolle zuteil wurde als der Frau. Früher dürfte es selbstverständlich gewesen sein, dass ein Bäcker, Busfahrer oder Handwerker männlich war, wohingegen eine Politesse, Putzfrau oder Hebamme natürlich weiblich war. Dass all diese Berufe heute von beiden Geschlechtern ausgeübt werden (können), stellt wohl niemand mehr in Frage. Aber sprachlich gab es dann leider nur die eindeutig männlich oder eindeutig weibliche Form.

In meinen Augen ist das Gender-Sternchen ein nicht ganz glücklicher Versuch, ein Bewusstsein und eine Akzeptanz zu schaffen, dass eben jede Berufsbezeichnung bzw. fast jede Personenbezeichnung beide Geschlechter einschließen sollte. Das wäre in meinen Augen die Keimzelle für wahre Gleichberechtigung. Aber leider ist genau dieser Versuch in meinen Augen bislang gescheitert, weil dieses Sternchen und das Sprachkonstrukt "generisches_Maskulinum*innen" einfach zu sperrig und unnatürlich wirken. Ganz sicher bin ich mir nicht, was da besser wäre. Aber vielleicht wäre "das Bäcker", "das Putzkraft" und "das Hebamme" eine Möglichkeit, Personenbezeichnungen ihr eindeutiges Geschlecht zu nehmen, so wie man es ja auch mit "das Mädchen" schafft. ;-)

Und für mich geht es bei dem Gender-Sternchen weiterhin weniger um Trans, Divers oder sonstige Variationen, wie gerne behauptet wird, sondern um die Gleichstellung von Mann und Frau.

Und ja, bzgl. Diskriminierung im Alltag muss noch einiges mehr getan werden, und ja, wir haben eindeutig größere Probleme als die genderneutrale Ansprache der Gäste (z.B. Putenbrustunfälle in der LH C), aber Hand auf's Herz: Ist die genderneutrale Ansprache der LH wirklich so dramatisch, dass sie auf der anderen Seite 160 Kommentare mit teils überzogener Kritik rechtfertigt?
Geht es um genderneutrale (?) oder gleichberechtigte (!) Sprache? Bisher ging es bei „Customer Centricity“ um die direkte Ansprache des Kunden/der Kundin. Bei einer wirmachenesallenrechtundtunniemandenweh-Policy wird das Gegenteil eintreten. Die Unternehmen müssen mit Werten aus sich selbst heraus auftreten. Alles andere ist ‘nice try‘ und geht womöglich langfristig nach hinten los.
 
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04.07.2019
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Ein ähnliches Problem habe ich, wenn ich im Alltag von meinem Ehemann spreche, aber bei einem Erstkontakt vielleicht nicht direkt darauf hinweisen möchte, dass ich homosexuell bin. Ich verwende daher oft Bezeichnungen wie "mein Schatz" oder "meine bessere Hälfte", aber spätestens wenn mein Gegenüber dann von meiner Frau spricht, fühle ich mich genötigt, zu korrigieren, auch wenn ich nicht die Notwendigkeit sah, über meine sexuelle Orientierung Transparenz herstellen zu müssen.
Warum eigentlich nicht? Heterosexuelle Paare sprechen doch auch von Ehemann/Ehefrau/Mann/Frau. Das wäre doch gelebte Normalität und dem Gegenüber würde ein eventuelles Fettnäpfchen erspart?? Wenn ich sage „ich bin mit meiner Frau nach Indien geflogen“ will ich ja auch nicht meine sexuelle Orientierung in den Vordergrund stellen, sondern das Ereignis.
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
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MUC
Warum eigentlich nicht? Heterosexuelle Paare sprechen doch auch von Ehemann/Ehefrau/Mann/Frau. Das wäre doch gelebte Normalität und dem Gegenüber würde ein eventuelles Fettnäpfchen erspart?? Wenn ich sage „ich bin mit meiner Frau nach Indien geflogen“ will ich ja auch nicht meine sexuelle Orientierung in den Vordergrund stellen, sondern das Ereignis.

Ja, in der Theorie ist es so. Leider habe ich es aber mehrfach erleben müssen, dass wenn ich ganz selbstverständlich von meinem (Ehe-)mann gesprochen habe, das Gegenüber irritiert war und sich die folgende Unterhaltung nur noch um meine Homosexualität drehte oder unangenehme Erklärungen notwendig wurden, weil man dachte, man hätte mich falsch verstanden.

Um genau derartige Unterhaltungen, die mir eben vor Augen führen, dass ich mit meiner Lebenssituation offenbar nicht für alle Menschen zur Normalität gehöre, zu vermeiden, würde ich halt abhängig davon, mit wem ich mich unterhalte, gerne möglichst geschlechtsneutral von meinem Partner sprechen können, um wie in Deinem Beispiel mich halt auf die Urlaubsreise nach Indien in der Erzählung fokussieren zu können, statt über meine sexuelle Orientierung reden zu müssen.

Aber ja, wenn mehr Homosexuelle im Alltag ihre Situation nicht verheimlichen bzw. diesbezüglich nicht rumdrucksen (Ein homosexueller Arbeitskollege hat z.B. allen von seiner Ex-Freundin erzählt, bei der es sich jedoch um einen Ex-Freund handelte, wie er mir im Vertrauen erzählte.) würden, würden vielleicht irgendwann die überraschten oder gar irritierten Reaktionen weniger.
 
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WiCo

Erfahrenes Mitglied
05.01.2014
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Ja, in der Theorie ist es so. Leider habe ich es aber mehrfach erleben müssen, dass wenn ich ganz selbstverständlich von meinem (Ehe-)mann gesprochen habe, das Gegenüber irritiert war und sich die folgende Unterhaltung nur noch um meine Homosexualität drehte oder unangenehme Erklärungen notwendig wurden, weil man dachte, man hätte mich falsch verstanden.

Um genau derartige Unterhaltungen, die mir eben vor Augen führen, dass ich mit meiner Lebenssituation offenbar nicht für alle Menschen zur Normalität gehöre, zu vermeiden, würde ich halt abhängig davon, mit wem ich mich unterhalte,
Wenn man nicht "normal" ist, muß man auch damit leben und gewisse Einschränkungen und Mißverständnisse tolerieren. Das geht mir so mit meiner Ehefrau, die als "Frau WiCo" angesprochen wird, aber ihren alten Namen behalten hat, ebenso wie jeder Chloe und jedem Maik, die nun jedem die Schreibweise erläutern müssen. Pech und selber oder Eltern Schuld.
 

spocky83

Erfahrenes Mitglied
21.12.2014
3.874
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MUC, BSL
Der Unterschied ist aber, dass keiner auf die Idee käme einer ungewöhnliche Schreibweise des Namens über den praktischen Bedarf hinaus Aufmerksamkeit zu schenken. Genau das ist aber hier der Fall, es wird sogar ein Politikum daraus gemacht.
ich kann z.B. durchaus verstehen, dass Personen wie Nitrus keine Lust mehr darauf hat sich erklären zu "müssen".

Letztendlich sehe ich erhebliche Teile dieser Debatte über Formulierungen als reichlich überflüssig an: es ist letztendlich eine Gegenreaktion auf jahrzehntelange, wenn auch vielfach auch unbewusste Diskriminierung diverser Gruppen und inzwischen sind wir eben an einem Punkt angelangt, wo ein signifikanter Teil der Gesellschaft nicht mehr mitspielt, auch als nicht Betroffene. Klar kommt es da auch stellenweise zu überzogenen Formulierungen aber solche Dinge verschwinden mit der Zeit ohnehin von selbst. Es ist schon fast zynisch, dass diejenigen, die sich jetzt am lautesten echauffieren oft auch die sind, die durch ihre menschenverachtende Einstellung all das überhaupt erst relevant haben werden lassen.

Vor 25 Jahren haben sich diese Leute maßlos über die Reformierung der Rechtschreibung verärgert, dann kam dieser lachhafte K(r)ampf gegen die Verwendung englischsprachiger Ausdrücke (Weltnetz....) und jetzt treibt man eben die nächste Sau durch's Dorf. In 10 Jahren kratzt das Niemanden mehr und viele dieser hier angeprangerten Formulierungen sind völlig normal. Sprache ist mitunter eines der demokratischsten Elemente der Welt. Und so verändert sie sich auch, ob man das jetzt will oder nicht.
 

steve20251

Aktives Mitglied
22.04.2011
155
509
HAM
Der Unterschied ist aber, dass keiner auf die Idee käme einer ungewöhnliche Schreibweise des Namens über den praktischen Bedarf hinaus Aufmerksamkeit zu schenken. Genau das ist aber hier der Fall, es wird sogar ein Politikum daraus gemacht.
ich kann z.B. durchaus verstehen, dass Personen wie Nitrus keine Lust mehr darauf hat sich erklären zu "müssen".

Letztendlich sehe ich erhebliche Teile dieser Debatte über Formulierungen als reichlich überflüssig an: es ist letztendlich eine Gegenreaktion auf jahrzehntelange, wenn auch vielfach auch unbewusste Diskriminierung diverser Gruppen und inzwischen sind wir eben an einem Punkt angelangt, wo ein signifikanter Teil der Gesellschaft nicht mehr mitspielt, auch als nicht Betroffene. Klar kommt es da auch stellenweise zu überzogenen Formulierungen aber solche Dinge verschwinden mit der Zeit ohnehin von selbst. Es ist schon fast zynisch, dass diejenigen, die sich jetzt am lautesten echauffieren oft auch die sind, die durch ihre menschenverachtende Einstellung all das überhaupt erst relevant haben werden lassen.

Vor 25 Jahren haben sich diese Leute maßlos über die Reformierung der Rechtschreibung verärgert, dann kam dieser lachhafte K(r)ampf gegen die Verwendung englischsprachiger Ausdrücke (Weltnetz....) und jetzt treibt man eben die nächste Sau durch's Dorf. In 10 Jahren kratzt das Niemanden mehr und viele dieser hier angeprangerten Formulierungen sind völlig normal. Sprache ist mitunter eines der demokratischsten Elemente der Welt. Und so verändert sie sich auch, ob man das jetzt will oder nicht.
Ich glaube eher nicht, dass sich das durchsetzen wird. Sprache verläuft überwiegend nach dem Prinzip der Ökonomie, die Gendersprache verkompliziert eher als dass sie vereinfacht. Dabei hätte die deutsche Sprache hier anderen durchaus etwas voraus: das generische Neutrum. Warum also nicht alles als Neutrum bezeichnen? Das Gast, das Schüler, das Vorstandsvorsitzende. Aber auch das Mutter und das Schokolade. Es gibt ja im Südeutschen der Schokolad - aber das nur am Rande. Und für "Mädchen" gibt es regional dort "das Mensch". Eigentlich ganz nett:
https://derschreiben.de/abbrevatives-generisches-neutrum-das-mensch/

Ansonsten noch etwas aus dem politisch unverdächtigen "Tagesspiegel" aus Sicht der Sprachwissenschaft:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/...-weg-vom-generischen-maskulinum/22881808.html
 
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3LG

Erfahrenes Mitglied
04.07.2019
7.426
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Ja, in der Theorie ist es so. Leider habe ich es aber mehrfach erleben müssen, dass wenn ich ganz selbstverständlich von meinem (Ehe-)mann gesprochen habe, das Gegenüber irritiert war und sich die folgende Unterhaltung nur noch um meine Homosexualität drehte oder unangenehme Erklärungen notwendig wurden, weil man dachte, man hätte mich falsch verstanden.

Um genau derartige Unterhaltungen, die mir eben vor Augen führen, dass ich mit meiner Lebenssituation offenbar nicht für alle Menschen zur Normalität gehöre, zu vermeiden, würde ich halt abhängig davon, mit wem ich mich unterhalte, gerne möglichst geschlechtsneutral von meinem Partner sprechen können, um wie in Deinem Beispiel mich halt auf die Urlaubsreise nach Indien in der Erzählung fokussieren zu können, statt über meine sexuelle Orientierung reden zu müssen.

Aber ja, wenn mehr Homosexuelle im Alltag ihre Situation nicht verheimlichen bzw. diesbezüglich nicht rumdrucksen (Ein homosexueller Arbeitskollege hat z.B. allen von seiner Ex-Freundin erzählt, bei der es sich jedoch um einen Ex-Freund handelte, wie er mir im Vertrauen erzählte.) würden, würden vielleicht irgendwann die überraschten oder gar irritierten Reaktionen weniger.
Das ist natürlich schade. Persönlich und ganz ehrlich gesagt würde ich vielleicht je nachdem etwas stutzen, würde aber niemals da irgendwie eine Diskussion daraus machen wollen, umgedreht ist das ja auch nicht. Ich denke wenn jeder sich „normal“ verhält dürfte das doch eigentlich heute kein Thema mehr sein.
 
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jumbolina

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04.07.2018
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MUC/STR
... In 10 Jahren kratzt das Niemanden mehr und viele dieser hier angeprangerten Formulierungen sind völlig normal. Sprache ist mitunter eines der demokratischsten Elemente der Welt. Und so verändert sie sich auch, ob man das jetzt will oder nicht.
Und demokratisch ist daran genau was, wenn die meisten Leute diese Verhunzung ablehnen ?? Sprache folgt anderen Prinzipien als politischen - im Normalfall ...
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
Wenn man die Welt verändern möchte, muss man bereit sein, andere zu überzeugen und zu erklären, was los ist. Auch als schwuler, verheirateter Mann. Einfach Formulierungen zu umschiffen, ändert in dieser Hinsicht gar nichts.
 

swungar

Erfahrenes Mitglied
06.05.2016
2.803
1.981
Vor 25 Jahren haben sich diese Leute maßlos über die Reformierung der Rechtschreibung verärgert, dann kam dieser lachhafte K(r)ampf gegen die Verwendung englischsprachiger Ausdrücke (Weltnetz....) und jetzt treibt man eben die nächste Sau durch's Dorf. In 10 Jahren kratzt das Niemanden mehr und viele dieser hier angeprangerten Formulierungen sind völlig normal. Sprache ist mitunter eines der demokratischsten Elemente der Welt. Und so verändert sie sich auch, ob man das jetzt will oder nicht.
Die erwähnte Rechtschreibreform habe ich gar nicht mitbekommen, jedenfalls habe ich an meiner über die Jahre nichts geändert. Danach soll angeblich auch immer wieder etwas "reformiert" worden sein und mittlerweile herrscht kaum Klarheit, was nun richtig oder falsch ist. Die Initiative "Schreiben nach Gehör" trägt dem wohl Rechnung.

Die fortschreitende Verseuchung des Deutschen mit englischem Dummschwatz ärgert dafür umso mehr. Natürlich müssen Bezeichnungen neuer Produkte nicht mehr in jede importierten Sprachraum übersetzt werden, Computer und Internet sind gerechtfertigt, so wie früher Portemonnaie und Trottoir. Über die französischen Anstrengungen zum Schutz der Sprache habe ich früher auch geschmunzelt, verstehe die Absicht aber immer mehr. Es gibt keinen Grund, alteingeführte deutsche Begriffe durch die englischen zu ersetzen, und die Schuld an der Entwicklung gebe ich primär der Werbewirtschaft und weiteren Blendern und Schaumschlägern. "Usability", ach ja, das ist ja was ganz anderes als Verwendbarkeit, und weils Englisch ist hört sich das doch gleich viel höherwertiger und akademischer und einfach cool an.

Und dann auch noch die Unstetigkeit der gerade angeblich richtigen Bezeichnung. In den 60ern schrieb der Spiegel noch über "Neger", dann waren es "Schwarze", dann "Farbige", danach wieder "Schwarze", dazwischen glaube ich Afrikaner und Afro-..., und heutzutage "PoC" als Gipfel der Sprachentfremdung. Dem Phänomen, daß über Sprache das Denken verändert wird, gebe ich Recht, aber mittlerweile sollte doch auch der Dümmste verstanden haben wie er mit Begrifflichkeiten manipuliert werden soll, und die Putzfrau sollte ihrer neuen Bezeichnung als "Junior Vice President of Sanitary Management" eher skeptisch gegenüber stehen wenn sich an Lohn und Arbeitsbedingungen nichts verbessert hat.
 
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Nightwish80

Erfahrenes Mitglied
07.02.2015
2.395
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Nürnberg
samclaudi.blogspot.de
Für mich nehme ich daher die neue Begrüßung der Lufthansa weniger als "Genderwahnsinn" oder "von oben aufgezwungene LGBTQ-Agenda" wahr sondern mehr als eine moderne Form der Begrüßung, die bewusst auf die Unterscheidung der Menschheit bzw. der Passagiere in männliche und weibliche Personen verzichtet.
Geht mir auch so. Ich finde meine Damen und Herren sehr aus der Zeit gefallen Und daher finde ich es daher gut.
Ich denke mir ansonsten bei solchen Diskussionen um "gender-neutrale" Sprache eher, ob wir denn keine anderen Probleme haben. Bzw. ob es nicht wichtiger wäre, Diskriminierung im Allt
Es gibt immer andere Probleme oder was schlimmere. Irgendwo muss man ja anfangen.
Warum eigentlich nicht? Heterosexuelle Paare sprechen doch auch von Ehemann/Ehefrau/Mann/Frau. Das wäre doch gelebte Normalität und dem Gegenüber würde ein eventuelles Fettnäpfchen erspart?? Wenn ich sage „ich bin mit meiner Frau nach Indien geflogen“ will ich ja auch nicht meine sexuelle Orientierung in den Vordergrund stellen, sondern das Ereignis.
Ja, dass wäre schön. Ich habe auch jahrelang auch um den hießen brei rum geredet und solche Formulierungen wie mein Schatz verwendet. Das kam auch nicht immer so gut an und irgendwann war es mir zu doof und dann habe ich nur noch meine Frau gesagt. Es wird einfach ignoriert bzw. überhör.
Mich stört diese ganze Verdruckstheit. Einfach alle "Randgruppen" im Alltag ehrlich integrieren und nicht die Sprache für alle verhunzen.
Naja so eine Integration ist halt nicht so einfach. Die Intoleranz hat in den letzten Jahren wieder stark zugenommen.
Wenn man die Welt verändern möchte, muss man bereit sein, andere zu überzeugen und zu erklären, was los ist. Auch als schwuler, verheirateter Mann. Einfach Formulierungen zu umschiffen, ändert in dieser Hinsicht gar nichts.
man möchte ja nicht die Welt ändern, sondern eher akzeptiert werden.
Andere überzeugen zu können hängt von vielen Faktoren ab.
 
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swungar

Erfahrenes Mitglied
06.05.2016
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Genau. Schließlich muss es "Juserinnen und Juser" heißen bzw. gegendert "Jusende".
Einspruch. Das ist Englisch und heisst "the user" ganz ohne Genderproblem. Das deutsche der die das wird vollkommen ungerechtfertigt hinzugefügt und schafft dann das absurde Problem es wieder genderneutral zu vergewaltigen. Die korrekte Verwendung ist bspw. "Yo homie, bist du the user von unser Service? Dann alles cool Alder"
Alternativ in Grimme-Preiswürdiger Raplyrik: "da user"
"Userette" wäre auch eine Alternative und dabei auch als weiblicher Vorname tauglich.
 
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