Nocturne no.20

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Der Graue Herr

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HighHopes

Erfahrener Killepitscher
08.03.2009
3.300
3
DUS
Zeit an morgen zu denken, wenn das gleißende Sonnenlicht die Schneekristall funkel lässt und die Tautropfen an den Eiszapfen das Licht brechen und Kinderlachen durch den Pulverschnee tobt.

In diesem Sinne: Guten Nacht und bis morgen :)
 

Maria

Erfahrenes Mitglied
12.08.2009
863
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VENUSBERG
Tja, was ist "schön". In Traueranzeigen katholischer Familien findet man oft die Formulierung "Dem Herrn hat es gefallen, ....". Das finde ich schön. Es verleiht dem Tod die Leichtigkeit, die er als Erlösung eines schweren Leidens (körperlich, oder an der Welt) haben sollte. Es hat ihm lediglich "gefallen". Mehr nicht. Kein Donnerschlag, kein Handstreich im Zornesaffekt. Nein, "gefallen".

Und so leicht, so beinahe erlöst fühlt es sich an. Die Nocture oszilliert noch zwischen Moll und Dur, endet sogar in Dur, ist aber bittersüß und fragil, so beliebig und vergänglich.

Wie der Spaziergang im laubfeuchten Park der Klinik, am Hang die Elbe, ein Stück Kuchen im Witthüs, nur für den Besucher, der junge Besuchte darf schon lange nicht mehr. Weisst Du noch. Ja, das war bevor. Als wir. Und dann verebbt das Gespräch, der norddeutsche Januarhimmel ist unerbittlich. Es ist doch alles schon gesagt. Und alles viel zu spät. Ich fahr dann mal. Und für beide gibt es kein Zurück.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit.

Ich hätte dazu noch eine Literaturempfehlung. Im Tagesspiegel gab es jeden Freitag eine Seite mit Nachrufen. Daraus ist ein schönes Buch entstanden, das wohl hier ganz gut reinpasst.

Geschichten vom Leben: Das Buch zur Nachrufe-Seite - Berlin - Tagesspiegel

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Der Graue Herr

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Maria

Erfahrenes Mitglied
12.08.2009
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VENUSBERG
Ich hätte dazu noch eine Literaturempfehlung. Im Tagesspiegel gab es jeden Freitag eine Seite mit Nachrufen. Daraus ist ein schönes Buch entstanden, das wohl hier ganz gut reinpasst.

Geschichten vom Leben: Das Buch zur Nachrufe-Seite - Berlin - Tagesspiegel

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Oh, wenn ich die letzte Seite des Threads noch gelesen hätte, wäre ich vielleicht doch nicht auf die Idee gekommen, etwas über "Geschichten vom Leben" und einem "schönen Buch" zu schreiben.
 

krypta

Erfahrenes Mitglied
23.05.2009
3.493
2
Das allerdings kann Dimensionen erreichen, für die hier nicht der richtige Platz ist und die dann überhaupt nichts mehr mit fast wohliger Melancholie zu tun haben. Und dann auch nicht mehr Chopin oder Schubert ...

Für diesen Post kann ich Dir gar nicht genug danken :kiss:

In diesem Sinne, wer den Schwerpunkt eher auf schaurig schön bzw Melodram legen möchte, dem empfehle ich das Buch: Aus die Maus - ungewöhnliche Todesanzeigen.
http://www.kiwi-verlag.de/files/livebook/leseprobe_sprang_noellke_aus die maus_kiepenheuer_witsch/

Auszüge:

- Wie im Leben - Oma rief - Opa kam.

- Wenn man sich das so richtig überlegt,
dann war das Allerhand...
... Werner K. ist tot.

- Aus die Maus - Elmar L.

- Jagd vorbei! Halali! Hahn in Ruh!
Ludwig Z., unser langjähriger, stets mit außergewöhnlichem Arrangement
um seine Bläser bemühte Erste Hornmeister, hat uns für immer verlassen.
Insbesondere durch seine eigens für uns geschriebenen Kompositionen
wird er seinen Bläsern unvergessen bleiben.

- Wir nehmen Abschied von unseren Freund, Kameraden und Bruder
Georg H. (Junggeselle)
der durch einen schwerwiegenden Entschluß im blühenden Alter von
28 Jahren aus unserer Mitte in das "Joch der Ehe" gerissen wird.
In stiller Trauer: 1. Binokel-Club Ruit

- Zum letzten Start wurde aufgerufen
Flugkapitän Hans B.

- Ich bin umgezogen
Roland J.
Meine neue Adresse ist: Urnen-Reihengrab 4276.
Über Besuche freue ich mich.

- Gott, dem Herrn, hat es gefallen, unsere Mutter
Ilse von Hinten
zu sich zu nehmen.


Diese rührt mich besonders:
- Die Bahnhofsbank ist leer, Du fehlst uns sehr.
Warst immer da, bei jedem Wetter
"Tüten Alfred"
Du warst ein Netter.
Nun hast Du Deinen Frieden,
mögest Du im Himmel auch ein Körbchen kriegen.
Mach's gut!
 
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Der Graue Herr

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Neben dem Chickenkotzer ist "Aus die Maus" ganz bestimmt einer der Highlights in diesem Thread, den ein verständnisvoller Moderator doch nun bitte schliessen möge.
 
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Mantegna

Erfahrenes Mitglied
21.05.2009
3.025
17
MUC

Nochmals Chopin - Nocturnes: Nocturnes: Maria Joao Pires, Frederic Chopin: Amazon.de: Musik

Noch nicht reingehört - hier die Rezension aus Gramophone:

Those of us fortunate enough to have attended Maria Jo?o Pires's Wigmore Hall recital earlier this year were given a hint of the recorded greatness to come when she ended her programme with a memorable selection of Chopin Nocturnes. And now, listening to the complete set, in bold recordings of demonstration quality, one is made doubly aware of the most concentrated eloquence and pianistic mastery. Passion rather than insouciance is Pires's keynote. Here is no soft, moonlit option but an intensity and drama that scorn all complacent salon or drawing-room expectations. How she relishes Chopin's central storms, creating a vivid and spectacular yet unhistrionic contrast with all surrounding serenity or 'embalmed darkness'. The con fuoco of Op.15 No.1 erupts in a fine fury and in the first Nocturne, Op.9 No.1, Pires's sharp observance of Chopin's appassionato marking comes like a prophecy of the coda's sudden blaze. Such resolution and psychological awareness make you realize that Chopin, like D. H. Lawrence, may well have thought that "there must be a bit of fear, and a bit of horror in your life". Chopin, Pires informs us in no uncertain terms, was no sentimentalist.

More intimately, in Op.15 No.3 (where the music's wavering sense of irresolution led to the sobriquet 'the Hamlet Nocturne') Pires makes you hang on to every note in the coda's curious, echoing chimes, and in the dolcissimo conclusion to No.8 (Op.27 No.2) there is an unforgettable sense of 'all passion spent', of gradually ebbing emotion. Not surprisingly, given her general approach, Pires is drawn to No.9 (Op.32 No.1), where an outwardly meek and Field-like demeanour is constantly menaced and thwarted, while in No.13 in C minor, one of Chopin's most sombre masterpieces, her sense of strength in adversity is overwhelming. Her emotional force in the concluding doppio movimento will surely bring tears to the eyes of even the hardiest, most seasoned listener. And since she is no less successful in the following, wistful F sharp minor Nocturne (always among Chopin's favourites) and in the rich and fragrant pastures of Op.62 Nos.1 and 2, I can safely say that you will look far and wide for performances of greater poetic command and authority.

Just as Krystian Zimerman so startlingly re-evaluated the Debussy Préludes (DG, 3/94), more than proving that there is life after Gieseking, so Pires with her burning clarity has reinforced our sense of Chopin's stature, created a new range of possibilities (showing us that there is life after Rubinstein). Naturally, Rubinstein's legendary cycles possess a graciousness, an ease and elegance reflecting, perhaps, a long-vanished belle epoque. Yet moving ahead, as we all must, I have no hesitation in declaring Maria Jo?o Pires – a pianist without a trace of narcissism – among the most eloquent master-musicians of our time.


-- Gramophone Magazine
 
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