Freitag, 02. Juni
SFJ-GOH GL543 0750-0845 DH8-200 OY-GRM
Im Nachhinein betrachtet bin ich und sind wir froh, dass wir den unfreiwilligen Stop in Kangerlussuaq hatten. Ohne die stürmischen Winde in Nuuk hätten wir die tolle Tour an den beeindruckenden Russell Glacier nie erleben dürfen und ich/wir fand/en dieses Erlebnis viel besser, als bei Windstärke 10-11 in Nuuk zu sitzen. Wir haben also eine Bootsfahrt, wo wir unser eigenes Essen angeln hätten müssen gegen eine phantastische Wanderung eingetauscht. Das Hotel in Nuuk (gebucht via booking.com) hat übrigens auf freundliche Nachfrage die nicht (mehr) stornierbare Buchung storniert und gestern war der Betrag wieder auf dem Kreditkartenkonto gutschrieben. Da sag ich mal Daumen hoch für den Kundenservice!
Aufgrund der frühen Abflugzeit waren wir zeitig auf den Beinen, denn wir mussten noch im Hotel auschecken und die Koffer am Check in bei GL aufgeben. Hier hätte ich den einzigen Kritikpunkt an Air Greenland anzubringen:
Nachdem 1 1/2 Tage kein Flug nach Nuuk möglich war, waren entsprechend viele Leute in SFJ gestrandet und warteten auf ihren Weiterflug. Dazu kamen noch die Passagiere, die auf die anderen Flüge, die am Freitag morgens abgingen einchecken wollten. In Summe stand ich 1 Stunde in der Schlange. Das sah dann ungefähr so aus:
Die Schlange ging bis weit aus dem Terminal hinaus, denn es war nur 1 (in Worten ein) Check in Schalter besetzt. Ich habe mich mit unserem ganzen Krempel angestellt, während der Rest der Reisegruppe schon mal das Frühstücksbuffet geplündert hat. GL hat offiziell eine Check in / Gepäckaufgabe Deadline von einer Stunde vor Abflug. Ich habe unsere Koffer 40 Minuten vor Abflug auf das Band gestellt. Für einen kurzen Abstecher zum Frühstück hat es dann noch gereicht, bevor zum Boarding gerufen wurde. Wie man sehen kann, hatten wir mit unserer Wanderung am Donnerstag echt Glück, denn am Freitag war es in Kangerlussuaq auch kälter und es hat leicht geschneit, als wir - an unserer Maschine, die uns von Island hierher gebracht hat vorbei - zu unserem Flieger gelaufen sind.
Die Maschine war bis auf den letzten Platz besetzt und entweder der CEO oder der CFO von Air Greenland saß auf dem Jump Seat im Cockpit. An Bord gab es wieder die Auswahl zwischen Kaffee, Tee oder Wasser und das IFE bestand aus "nach draußen schauen". Im Anflug auf die (erste Hälfte der neuen) RWY04 konnte man gut sehen, dass es in Nuuk auch Neuschnee gegeben hat.
Um 9 Uhr morgens standen wir nun mit unserem Gepäck am Flughafen in Nuuk (endlich...) und überlegten, wie wir den Tag so gestalten können. Der einzige Fixpunkt war die Ablegezeit unseres Schiffs um 21 Uhr. Wir hatten also 12 Stunden Zeit in Nuuk. Nachdem weder das Cafe am Flughafen offen hatte und es keinerlei Infostand etc. gab sind wir mit dem Taxi auf gut Glück ins Hotel SØMA am Hafen gefahren und haben freundlich gefragt, ob wir unser Gepäck für den Tag dort deponieren können und gleich noch einen Tisch im dortigen Restaurant für das Abendessen reserviert. Selten hab ich ein so freundliches und herzliches Hotelpersonal erlebt. Das war alles kein Problem, wir wurden mit Sightseeing Informationen und den Einwahldaten für das hoteleigene WLAN versorgt. Wir haben uns erstmal mit Kaffee (Mrs. cas_de), Kakao (cas_de jr.) und Tee (ich) versorgt und überlegt wie wir was anschauen wollen. Die erste Empfehlung war, einfach alle Buslinien abzufahren um einen Überblick über Nuuk zu bekommen. Gesagt, getan. Zur nächsten Bushhaltestelle war ca. 10 Minuten vom Hotel entfernt. Dort haben wir bei recht kaltem Wetter auf den nächsten Bus gewartet.
Die Bustour war eine gute Idee. Wir haben ersten Überblick bekommen, schon einen ersten Blick auf unser Schiff im Hafen werfen können und sind dann - rechtzeitig zum Mittagessen - in der Innenstadt von Nuuk wieder ausgestiegen.
Nuuk ist auch nicht mehr das, was es mal war...
Die Reiseführer rühmen sich, dass in Nuuk die einzige Verkehrsampel Grönlands zu finden sei. Fake News! Mittlerweile gibt es mindestens 2 Ampeln und ein weitere ist gerade im Bau. Die Originalampel steht vor dem Hotel Hans Egede und das war auch der Startpunkt für unsere Suche nach einem Restaurant.
Fündig wurden wir im Tapasimut, einem Tapas Restaurant. Tapas in Grönland hat sich so absurd schräg angehört, dass wir das ausprobieren mussten. Die Kellnerin war sogar aus Spanien und es gab leckere Tapas mit grönlandischem Einschlag (z.B. Risotto mit Jakobsmuscheln und Fischsuppe). Gut gestärkt haben wir uns dann auf den Weg gemacht die Innenstadt zu erkunden. Durch die Fußgängerzone ging es in Richtung Erlöserkirche (Annaassisitta Oqaluffia), der Statue von Hans Egede und zum alten Kolonialhafen. Das Wetter wurde auch zunehmend schöner.
Im Kolonialhafen - und nur bei Ebbe sichtbar - befindet sich die Statue "Mother of the Sea" (Havets moder).
Weiter ging es am Schuppen des örtlichen Kanuclubs vorbei bis zum Nationalmuseum (und Archiv) Grönlands, welches wir besucht haben. Dort war die Geschichte Grönlands und die verschiedenen Einflüsse der Inuit bis hin zur Kolonialgeschichte Dänemarks anschaulich dargestellt. Bei einem Aufenthalt in Nuuk kann ich einen Besuch dieses Museums nur empfehlen!
Direkt hinter dem Museum beginnt der Boardwalk, ein Holzsteg, der direkt ein Stück am Meer entlang zu den brachialen Wohnbauten der Vergangenheit führt. Da hat sich die Regierung Grönlands nicht mit Ruhm bekleckert und die lokale Variante der Plattenbauten umgesetzt. Wenn man sich mit der Geschichte dieser Wohnblöcke auseinander setzt, erfährt man, dass dort Menschen aus kleinen Siedlungen zwangsweise nach Nuuk umgesiedelt wurden und dass es innerhalb dieser Blocks ziemliche Probleme mit Alkoholismus und (häuslicher) Gewalt gab.
Vorbei an der Inussuk Skulptur haben wir uns dann langsam auf den Rückweg in Richtung SØMA gemacht. Mittlerweile war es nur noch leicht bewölkt und die Sonne kam immer mehr zum Vorschein. Unterwegs haben wir noch einen Boxenstop im Cafe des Hotels HHE Express gemacht, wo meine Frau ihrer Meinung nach den besten Kaffee in Grönland getrunken hat. Für den Rest der Gang gab es wieder eine heiße Schokolade bzw. einen Tee.
Der Blick vom Pier gegenüber vom Hotel SØMA... die Vorfreude auf die Schiffahrt macht sich bemerkbar!
