Die Postbank begründet den Wegfall kostenloser Girokonten in dem Schreiben an User "crobunj" damit, dass sie selbst die Sichteinlagen ihrer Kunden bei der EZB anlegt und dafür keine Habenzinsen mehr bekommt , sondern Strafzinsen bezahlen muss.
Die Postbank hat dem VFT-User "crobunj" offenbar ferner geschrieben, dass er ab 3000 Euro monatlichem Geldeingang keine Gebühren bezahlen muss.
Wenn man annimmt, dass der typische Gehaltsempfänger am Monatsanfang über die volle Summe G verfügt und dann im Verlauf eines Monats peu à peu in annähernd "feiner Körnung" die Miete, die Krankenversicherung, die GEZ usw. abgebucht werden so dass am Monatsende "Null" herauskommt, so liegen im statistischen Mittel (S + 0 ) / 2 = 0,5* S als Geld-Pegel auf dem Konto. (das Modell ist vereinfacht). Bei G = 3000 Euro ist der Sockelbetrag dann 1500 Euro, womit die Bank arbeiten kann. Bei Negativzinsen der EZB ist das natürlich der Betrag, der der Bank zu den Ohren rausquillt und den sie zu vermindern bestrebt sein müsste ;-)
Dieser Sockelbetrag ist also das Geld mit dem Banken bislang wirtschaften konnten und das nun, glaubt man der Argumentation der Postbank, zu ihrem Nachteil gereicht.
Nun möchte man aber folgendes meinen:
Wenn der Betrag von 0,5 * G recht groß ist, dann ist der von der Postbank an die EZB zu entrichtende Strafzins -z*0,5*G auch größer.
Wenn der Betrag von 0,5 * G kleiner wird, dann muss sie auch weniger bezahlen.
Wird G --> 0 (Grenzwertbetrachtung), dann muss die Postbank auch nichts an die EZB bezahlen.
Wenn die Postbank Strafzinsen vermeiden will, dann muss sie verursachungsgerecht gerade die Konten "besteuern" , die am meisten einen Überschuß an Liquidität verursachen.
Kurzum:
Die Argumentation der Postbank hinkt auf beiden Beinen!
Es ist vollkommen unlogisch, sich auf den Strafzins der EZB zu berufen, und dann ausgerechnet denjenigen Einlegern, die am meisten überschüssige und damit strafzinspflichtige Liquidität in die Postbank bringen, Kostenfreiheit einzuräumen! Das stiftet angesichts der Negativzinsen die total falschen Anreize und wäre im Gegenteil zu vermeiden!
Und es geht noch weiter:
Was ist das nur für ein Eingeständnis unternehmerischer Untätigkeit, zuzugeben dass man die Kundengelder, anstatt damit die Realwirtschaft zu fördern, sprich, Kredite an Existenzgründer , kleine und mittlere Unternehmen auszureichen, - dazu müsste freilich eine Kreditabteilung mehr auf diese zugehen - , dass man diese Gelder bei der EZB vergammeln läßt? Das ist doch Fantasielosigkeit im Quadrat!