Ruf des Glückes - Eine Reise in den Yukon und nach Alaska mit dem Wohnmobil

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MFox

Erfahrenes Mitglied
10.06.2016
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0. Epilog

In 2019 stand im Juni unsere bereits 4te Tour mit dem Wohnmobil durch Nordamerika an. In der Zwischenzeit ist die Wohnmobilreise Nummer 5 auch beendet und die 6te Reise (die dann auch unsere Flitterwochen werden sollten) war schon gebucht - und damit wird es Zeit, mal dem Vorum etwas zurückzugeben. Geht mit uns auf die Spuren von Jack London und den Goldsuchern auf eine Reise entlang der "klassischen Yukon-Acht" und sucht mit uns den Reichtum und das Glück.

In den letzten Jahren hat es sich bei uns beiden eingebürgert, eine abendfüllenden Reisedokumentation aufzunehmen und wenige Monate nach der großen Reise alle Freunde und Verwandte zu einem Open Air Kinoabend auf großer Leinwand bei uns zuhause einzuladen. Frau MFox und ich sind begeisterte Videografen und mit insgesamt sechs irgendwie zu koordinierenden Kameras, muss ich gestehen den klassischen Fotografien nicht wirklich die Aufmerksamkeit zugetragen habe, die sie eigentlich bei einer solchen Reise verdient hätten. Seht es mir also nach, wenn das ein oder andere Bild nicht so perfekt ist, wie von manch anderem großartigen Künstler hier.

Dadurch das wir bereits den ein oder anderen Filmabend veranstaltet haben sind wir in unserem Freundeskreis bekannt für die Amerika-/Wohnmobilaffinität. Und so nahm bald das Schicksal seinen Lauf: Freunde meiner Eltern wollten sich den Lebenstraum von einer Reise in den Yukon erfüllen und baten uns darum, sie bei der Buchung zu unterstützen. Schon bald war klar das wir uns beide ihnen anschließen würden. Somit konnte man diese Reise durchaus als Mehrgenerationen-Experiment werten. Nicht ohne Stolz können wir vermelden, das dieses Experiment nicht nur alle Erwartungen gesprengt hat sondern sich bereits eine mögliche Wiederholung weiterhin geplant ist [sobald Corona mitspielt...]

Die 'Senioren' mit denen wir Reisen wollen, werden vier Wochen unterwegs sein während unser Urlaubsplan leider nur 3,5 Wochen zuließ. So flogen die beiden bereits eine Woche mit dem Condor Direktflug vor uns ab und wir kamen eine Woche später mit Air Canada mit einen Transfer in Vancouver hinterher. Mir war der Direktflug zu nicht nur zu teuer, sondern vor allem als begeisterter Luftfahrtenthusiast zu langweilig (sehr zum Leidwesen von Frau MFox).

Genug trockenes Geschwafel auf dem Niveau alá "Mein schönstes Ferienerlebnis" der dritten Schulklasse (hab ich schon erwähnt das ich viele Autoren hier im Forum absolut Beneide, für Ihre Art, Reiseberichte unterhaltsam und kurz auf den Punkt zu bringen?) - ich lasse jetzt die Bilder sprechen!

Vorweg: Ich hoffe ich halte durch mit allen Teilen.

1. Der Ruf der Ferne - Die Anreise

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Unsere Reise begann 14 Stunden vor Abflug mit dem Fahrt zum Flughafen. Frisch gestyled in Anzug und Abendkleid, türmten wir von der Hochzeit auf der wir am Vorabend noch dinierten und parkten stilsicher an dem Ort an dem Reiseträume wahrwerden - dem Frankfurter Flughafen.

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Wir entschieden uns aufgrund unserer folgenden Reisekette dazu, eine Nacht vorher am Flughafen im Park Inn zu bleiben das ich noch auf meine gesammelten Rewardpoints buchen konnte. Leider ist mir beim "getting ready" vor der Hochzeit, der bisher schwerste Kardinalsfehler meiner Semi-Vielfliegerkarriere passiert. Ich habe tatsächlich den Check-In für den Air Canada Flug nach Vancouver völlig verschlafen. So dass der Frust groß war, als Herr MFox nur noch einen Mittelplatz und einen Gangplatz in der Y ergattern konnte. Aber das sollte meine Vorfreude nur kurz trüben.


Am nächsten Morgen landen wir also in Reihe 39 des nur wenige Jahren alten 787-9 Dreamliners der kanadischen Fluggesellschaft. Neben uns saß eine junge Asiatin auf dem Fensterplatz, die ich beim Anflug über die grandiosen Fjorde vor der kanadischen Metropole schwer beneidete.

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Um 11 Uhr Ortszeit betraten wir kanadischen Boden in YVR. Unser geplantes Layover betrug damit knappe 9 Stunden bis zu unserem Anschlussflug nach YXY Whitehorse. Da die Reisekette zu diesem Zeitpunkt immer noch zu unkompliziert schien, haben wir uns in ein Stopoverhotel eingebucht. Trotz mühevoller Vorplanung waren wir natürlich wieder viel zu früh am Flughafen. Wir waren sehr erleichtert als unsere CRJ-900 von Air Canada Express mit 30 Minuten Verspätung als Gate rollte. Das sich diese Verspätung bald vervierfachen sollte, konnten wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Aufgrund eines defektes am "Fuel Computer" hob sich die Nase der kleinen, mir doch so verhassten Röhre erst gegen 22.15 Uhr Pacific Time gen Himmel.

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Schon im Anflug fiel die Abstinenz sämtlicher menschengemachter Lichter auf (bis auf die des kleinen Städtchens Whitehorse). Wir waren dem Ruf der Wildnis gefolgt. Und da lag sie nun unter uns, unberührt und geheimnisvoll, immer niedriger unter uns. Und obwohl der nächste Tag bereits angebrochen war, war es so, als würde die Zeit, einen Moment lang stillstehen.

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Mittlerweile völlig übernächtigt, erreichten wir den Flughafen von Whitehorse und konnten unser Gepäck zügig vom winzigen Gepäckband abholen. Whitehorse hat nur ein Hotel, was sich irgendwie als Flughafenhotel bezeichnen lassen hätte können. Praktischerweise lag dieses direkt gegenüber fußläufig von unserem Wohnmobilvermieter CanaDream. Es war schon kurz nach 1 Uhr nachts, als wir endlich völlig erschöpft einchecken konnten.

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Das Hotel bot kein eigenes Frühstück, daher gingen wir in das benachbarte Diner und gönnten uns ein zukünftig amerikanisches Frühstück! Unser erster echter Glücksmoment:

Dadurch das wir direkt neben dem Vermieter nächtigten, konnten wir noch vor allen anderen direkt morgens zu CanaDream aufschlagen. Aus Budgetgründen hatten wir uns für die Buchungsklasse "Run of Fleet 4" entscheiden. Heißt, wir bekämen ein Womo zwischen 22 - 33 Fuß das gerade da ist. Dieses Paket sagte uns am meisten zu, da wir mit den klassischen Class C Modellen zwischen 22 - 27 Fuß die letzten Jahre sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Und dann kam es wie es kommen musste, wir bekamen die größte Kiste vom Hof. 33 Fuß und damit über 10 Meter lang und einige Tonnen schwer übernahmen wir fix unser "Mutterschiff". Dadurch das dass bereits die 4. Wohnmobilmiete in Nordamerika in den letzten Jahren für uns war, baten wir darum uns nur die wesentlichen unterschiede zu den Vorjahresmodellen zu zeigen, was die Service Agentin sichtlich erfreute, so kann eine Übernahme bei Ersttätern doch gut und gerne mal mehrere Stunden dauern. Bei uns als "Repeaters" war der ganze Prozess in gerade mal 30 Minuten abgeschlossen und der ganze Papierkram war schnell erledigt. Wir schließen schnell noch eine Steinschlagversicherung ab, was sich als lohnend später herausstellen sollte.

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Nach einem üppigen Ersteinkauf in verschiedensten Supermärkten und Outdoorausrüstern (hab ich schon erwähnt das Shoppen mit massivem Jetlag kein Spaß macht?) konnten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Campground "Takhini Hot Springs" etwa 30km nördlich von Whitehorse machen ...
 

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Andie007

Erfahrenes Mitglied
08.09.2014
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New York & DUS
Danke und super interessant.
Vor solchen Karren habe ich noch etwas Respekt - aber ein Trip ganz nach oben in den Norden steht bei mir auch noch auf der Liste
 
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Anonym38428

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Ohje, was ein Schlachtschiff :p In NZ würde einen das Gefährt schon ein "wenig" einschränken ob der Ausmaße - ist das in Kanada unproblematischer?
 
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Realmeister

Erfahrenes Mitglied
11.05.2015
318
-1
Ot: ich sehe via Safari auf den iPad nur das erste Bild in klein, die Folgenden nur mehr als „attachemend.php“ zwischen dem Text und nur ganz am Schluss die Bilder alle in klein unter „Anhänge“...

Geht das noch jemand so?
 
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MFox

Erfahrenes Mitglied
10.06.2016
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Das ist wohl nach der Umstellung der Forenumstellung zerschossen worden. Ich kann euch aber beruhigen, es gibt nicht mehr Bilder als die die unten angehangen sind.

Die Gute Nachricht ist aber, das offenbar sich Bilder hier in der neuen Software deutlich komfortabler einbetten lassen. Im ersten Teil war im Bezug auf die opulente Bebilderung noch Luft nach oben. Das holen wir jetzt schrittweise nach :D
Ohje, was ein Schlachtschiff :p In NZ würde einen das Gefährt schon ein "wenig" einschränken ob der Ausmaße - ist das in Kanada unproblematischer?

Es war zumindest hart an der Grenze. Für Kalifornien und den ganzen Südwesten würd ich son Schiff sofort wieder nehmen. Der Saftverbrauch von ca. 30l/100km Super ist auch nicht unwesentlich mehr als bei den etwas kleineren Modellen. Die Straßen und Gelände geben die Größe in Nordamerika in der Regel her. Für Alaska und den Yukon war die Kiste allerdings sehr grenzwertig, viele Gravelroads, viele Einfahrten und Turnouts mit massiver Aufsetzgefahr. Dadurch das ich bis vor Corona noch ab und zu als Hobbybusfahrer am Wochenende ausgeholfen habe, komme ich persönlich ganz gut mit den großen Abmaßen klar. Aber auch +1 hat als zierliche junge Frau sehr schnell den Dreh rausgehabt, die Kiste in Lücken zu manövrieren.

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2. Heading North

Wer nun bei Takhini Hot Springs an sprudelnde, natürliche Hot Pools denkt wird bitter enttäuscht sein. Ein etwas abgerocktes altes Freibad gespeist durch 39° Grad heißes Wasser. So wie das Badeerlebnis war auch das Wetter. Im Regen sprangen wir ins heiße nass. Aber was solls, hier hätte es durchaus auch noch schneien können.

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Der angeschlossene Campingplatz in einem dichten Birkenwald gelegen, war nichts besonderes, aber ganz ordentlich. Für einen privaten Platz, große Sites und der Preis so erinnere ich mich war auch noch ganz in Ordnung.

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Campground Takhini Hot Springs (Screencapture)

Da wir ja zu unseren Freunden möglichst schnell aufschließen wollten nachdem die schon eine Woche Vorsprung hatten, wollten wir heute ordentlich Meter noch schaffen auf unserem Weg in die Goldgräberstadt Dawson City. Dem langen Tageslicht war es geschuldet, das wir tatsächlich heute über 550km zurücklegen mussten. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit auf den einspurigen Highways von max. 80 km/h dauerte es bis zum späten Abend als wir schließlich vor den Toren der Stadt Dawson City aufschlugen. Zumindest waren die Highways auf der gesamten Strecke aber asphaltiert. Zwischendrin holten wir uns an einem Truckstop noch das "World largest Cinnamon-Bun". Bevor ihr fragt. Ich musste fahren, keine Zeit zum Foto davon zu machen ;)


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Fox Lake (Screencapture von Drohnenaufnahme)

Wir übernachten also kurz vor Dawson wiedermal auf einen privaten Platz. Mindestens die nächsten zwei Nächte war Dry-Camping angesagt. Also stehen ohne Strom, Wasser, Abwasser. Daher wollten wir sicherstellen nocheinmal alles aufzuladen, aufzufüllen und zu entleeren um die nächsten Nächte auf jeden Fall aus den "vollen schöpfen zu können".

Das erste Highlight was wir ansteuerten war der "Thombstone Terriotorial Park" der auf etwa Kilometer 60 des legendären Dempster Highways liegt. Der Dempster ist einer der Traumstraßen in Kanada, führt er doch nicht zuletzt auch nach Inuvik und seit wenigen Jahren nun sogar auch bis Tuktoyatuk. Uns reichen die ersten 60 Kilometer-

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Der Dempster Highway ist auf seiner kompletten Strecke eine Gravelroad. Mit dem Wohnmobil dank der zahlreichen "Querrillen" durch die Befestigungsmaschinen nur äußerst langsam zu befahren ohne das Geschirr neu zu sortieren. Wir brauchen über zwei Stunden und werden währenddessen von zahlreichen Trucks und Einheimischen überholt, was das mitunter recht abenteuerlich sein kann.

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(Screencapture aus Video)

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(Screencapture aus Video)

Auf dem Dempster sollte uns auch das erste mal die schiere Länge unseres Mutterschiffes zum Verhängnis werden. Ein großer Parkplatz neben der Straße wollte von mir angesteuert werden. Die Einfahrt - abschüssig in einer Senke. Blinker gesetzt, eingebogen - KNARZ, KRACH. Der Motor heult kurz auf aber es geht nicht mehr vorwärts. Trotz diagonalem Anfahren und äußerster Vorsicht waren wir mit dem Heck aufgesetzt. Ein Teil des Stoßfängers (genau genommen der Adapter für die Anhängerkupplung) hatte sich in den harten Untergrund eingegraben. Wir steckten fest.

Mit vereinten Kräften, und einer Axt die mir zwei Tage davor noch die CanaDream Station geschenkt hatte (war wohl übrig) gelang es uns den Koloss wieder auszubuddeln.

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(Screencapture von Drohne)


Auf dem staatlichen Campground im Thombstone angekommen, mussten wir feststellen das wir ganz schöne Saubären geworden sind. Der Verschmutzungsstand war aber nur ein Vorgeschmack, auf dass was da noch kommen sollte.

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Im benachbarten VIsitor Center gab es an diesem Nachmittag Bannock und Tea was wir auch prompt probierten. Bannock ist klassisches Brot, das zu Zeiten des Goldrausches häufig von den Trappern zubereitet wurde. Ich frage mich nur, wie man auf den Hundeschlitten die Friteuse transportiert hat...

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Ein kleine kleine Wanderung entlang des Klondikes...


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Am Abend gabs dann auf der Siteeigenen Feuerstelle natürlich mehr oder weniger zünftiges, dafür aber gut durchgegartes vom Grill zum Klondike Brew. Fragt mich aber bloß nicht mehr welche Sorte das war..

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Wanderung "Golden Sides" im Thombstone


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Es dauerte gerade mal 3 Tage, als uns mitten in der Wildnis nach unserem Aufbruch in Deutschland eine geführte deutsche Reisegruppe aus der heimischen Nachbarstadt entgegenkam...

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Lookout vom "Grizzly Bear Hike"


Nach mehreren teilweise doch recht strapziösen Hikes verließen wir komplett geflasht den Thombstone Territorial Park. Unser nächster Halt wird ein mehrtägiger Aufenthalt in dem - so früher bezeichnet - "Paris des Nordens".

Dawson City.