Some like it cold - mal wieder Skandinavien im Winter

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shauri

Erfahrenes Mitglied
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Some like it cold - mal wieder Skandinavien im Winter

Jetzt habe ich vor einigen Wochen schon unsere Neufundland-Tour im Mai angekündigt, wohlwissend, dass möglicherweise noch etwas zur Verkürzung der Zeit eingeschoben werden könnte.
In "normalen Jahren" nutzen wir ja bekanntlich den vom Arbeitgeber im Rahmen der Brauchtumspflege geschenkten Rosenmontag, um unser eigenes Brauchtum "Karnevalsflucht" zu pflegen. Nachdem seit letztem Jahr wegen coronabedingten Karnevalsausfalls eben auch der geschenkte Rosenmontag ausfällt, müssen wir uns Alternativen überlegen. Was läge hier näher, als statt eines Kurztrips über Karneval einfach einen längeren Aufenthalt mit viel Natur in weitgehender Unabhängigkeit von Corona und den zugehörigen Beschränkungen zu planen. Fliegen ist uns in dem Fall mit zu vielen Planungsunsicherheiten behaftet, wir haben weder Lust, ständig umgebucht zu werden, noch kurzfristig wegen positiven Tests nicht fliegen zu können oder, noch schlimmer, krank nach einer Infektion im Flugzeug nichts vom Urlaub zu haben. Im eigenen Auto ist das Ansteckungsrisiko gering, also fahren wir diese Mal wieder mit dem Auto in Urlaub. Das schränkt den Radius der Ziele zwar ein, erhöht aber die Flexibilität bei der Auswahl. Frau braucht wie immer im Winter die Option auf Schnee, hat aber keine Lust in die klassischen Alpen-Skigebiete zu fahren, da wir maximal wieder ein bisschen Langlauf machen wollen. Frau hat außerdem ja immernoch eine Rechnung mit den Elchen offen, daher fällt die Wahl schnell und einfach mal wieder auf Skandinavien. Für zwei Wochen lohnt sich eine Fahrt bis nach Mittelschweden. Dort ist es nicht unbedingt schneesicher, dafür ist die Chance auf Elchsichtung mindestens 100 % größer als in den Alpen.

Ein kleines Problem haben wir allerdings noch: Ich kann für die zwei Wochen Aufenthalt Überstunden abfeiern und Resturlaub verwenden, der Gatte hat keine Überstundenregelung und daher nur noch wenige Resturlaubstage zur Verfügung. Sein Arbeitgeber erlaubt allerdings Homeoffice im EU-Ausland, und so kann er mich dennoch auf eine zweiwöchige Reise begleiten, auch wenn er eine Woche davon im Homeoffice arbeitend verbringen muss. Unsere Skandinavien Tour gliedert sich also aus organisatorischen Gründen in zwei Teile:

Teil 1: Die Schweden Lösung
Wir haben ein geräumiges Ferienhaus im schwedischen Nirgendwo nahe der norwegischen Grenze gebucht, der Gatte macht fünf Tage Homeoffice, während ich mit meiner Kamera die umliegende Natur und optimalerweise Elche belästige. Für wen das zu langweilig klingt, für den habe ich Teil 2 zumindest etwas reißerischer betitelt:

Teil 2: Im Schatten des Monsterbakken
Es geht nach Vikersund, ein etwa 100 km westlich von Oslo gelegenes Wintersportgebiet, in dem sich der "Vikersundbakken" befindet. Man erinnert sich vielleicht noch an eines meiner liebsten schwedischen Wörter vom Sommer 2020, der "Hopbacken". Das norwegsiche Äquivalent dazu ist der "Hopbakken", was beides so viel heißt wie Skisprungschanze. Da es sich beim Monsterbakken (der eigentlich offiziell Vikersundbakken heisst) allerdings nicht nur um eine einfache Skisprungschanze handelt, sondern um die weltgrößte Skiflugschanze (norwegisch "Skiflygingsbakken"), wären die Superlative für den Urlaub schonmal abgehandelt und der Bakken hat es in den reißerischen Titel geschafft. Zu weiteren Vorhersehungen, was der Urlaub so bringt, sehe ich mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage, ich hoffe aber auf ein wenig Schnee und Elche.

Wem das jetzt nicht zu langweilig ist, wer Natur- und Landschaftsfotos aus dem (hoffentlich) winterlichen Skandinavien mag und sich nicht von zweitägigen Autoreisen anstelle von Flügen abhalten lässt, ist herzlich eingeladen, mitzureisen.

Die geplante Route (Quelle: Google Maps), absichtlich im südlichen Bereich zwecks Wohnortverschleierung abgeschnitten, sieht immerhin wie eine Rundreise aus. Somit wäre dieser Gewohnheit auch Genüge getan.

Kurz zusammengefasst: Der Hinweg erfolgt (noch wohlbekannt vom Sommer 2022) mit der Fähre von Fehmarn über Kopenhagen, Malmö, Göteborg bis zum "Cottage Stenbäcken" in Vämland, unmittelbar an der norwegischen Grenze. Nach einer knappen Woche wechseln wir dann auf die norwegische Seite der Grenze und verbringen noch eine knappe Woche in Vikersund. Der Rückweg erfolgt dann mit der Fähre von Larvik nach Hirtshals, bei stürmischem Wetter erlaube ich mir allerdings, umzudisponieren und den längeren Landweg analog zum Hinweg zu wählen.

Damit wir alle noch genügend Zeit zum Packen haben, geht es auch erst in gut einer Woche los. Wir freuen uns schon!
 

jumbolina

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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2.887
MUC/STR
Und was ist mit opulenten Launtscherlebnissen und Kaviardiners, warmen Nüsschen mit Schampus und roten Kofferanhängern? Müssen die nicht Teil eines Reiseberichtes hier sein? :unsure:
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Und was ist mit opulenten Launtscherlebnissen und Kaviardiners, warmen Nüsschen mit Schampus und roten Kofferanhängern? Müssen die nicht Teil eines Reiseberichtes hier sein? :unsure:
Bisher hat sich noch keiner beschwert, wenns mal nicht so war. Lasse mir aber gerne vom Gatten ein paar warme Nüsschen und heiße und kalte Getränke während der Fahrt anreichen. Auf Kaviar werde ich dieses Mal verzichten, der bröckelt so und riecht spätestens im nächsten Sommer übel, wenn er in die Rillen neben dem Sitz fällt.
Ich mache das alles aber mit opulenter Bebilderung wieder wett.
 

jumbolina

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Bisher hat sich noch keiner beschwert, wenns mal nicht so war. Lasse mir aber gerne vom Gatten ein paar warme Nüsschen und heiße und kalte Getränke während der Fahrt anreichen. Auf Kaviar werde ich dieses Mal verzichten, der bröckelt so und riecht spätestens im nächsten Sommer übel, wenn er in die Rillen neben dem Sitz fällt.
Ich mache das alles aber mit opulenter Bebilderung wieder wett.
;)
Weitermachen!
 
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shauri

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TimoKoni

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22.09.2014
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DUS
Sehr schöne Route!

Ich liebe Skandinavien und wünsche Euch viel Spaß. Genießt die Zeit!

Freue mich auf den Bericht und Fotos.

Lieben Gruß
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied

Some like it cold - The Final Countdown​


Auto winterfest machen:

Waschen und Heiswachs - Check!

Scheibenwasch-Wasser mit Frostschutz auffüllen - Check!

Das natürlich ausgerechnet heute kaputtgegangene Wischergummi mit Sekundenkleber festkleben und hoffen, dass es den Urlaub noch hält, weil keine Zeit noch neue Wischerblätter zu besorgen - quietscht ein bisschen, aber wischt wieder, also: Check!

Liebevoll bis zärtlich alle Gummmidichtungen an sämtlichen Türen unter den irritierten Blicken der Nachbarn mit Fett einreiben gegen Zufrieren - Check!
Volltanken mit Winterdiesel - ... besser nicht, ist ein Benziner.

Probelauf Kofferraum-Tetris - Check!


Wohnung in einen Zustand bringen, dass die Nachbarin keinen Schock bekommt - Check!

Kamerazubehör, das man seit Wochen wohl organisiert bis chaotisch auf dem Sofa im Arbeitszimmer sammelt, einpacken und Akkus auf Vollzähligkeit prüfen - Check, wenn man bei den Akkus nicht so genau nachzählt. Zwei von drei sind definitiv dabei, der dritte ist auf dem Sofa unauffindbar, was dafür spricht, dass er irgendwann in den kommenden Tagen auch noch in den unendlichen Tiefen des Fotorucksacks auftauchen wird. Sonst reichen auch zwei.

Nochmal kontrolliert, dass Auto-Kamel Friedbert nach seinem nervenaufreibenden Einsatz als Maskottchen beim Liga-Schießen am vergangenen Wochenende wieder seinen angestammten Platz im Auto eingenommen hat -Check!

Wegzehrung - Check!


Wettervorhersage kündigt starken Wind bis stürmische Böen zur Überfahrt nach Dänemark an. Große Freude!

Morgen werden wir einfach unspektakulär und stumpfsinnig nach Norden fahren, dank Flex-Ticket, das uns allzeitige Abfahrt garantiert, quasi nahtlos vom Ende der A1 auf die Fähre fallen (und uns kurz aber kräftig ärgern, dass der Bordershop dank des deutschen Pfandsystems an Deutsche kein Bier verkauft) und dann in Roskilde kurz vor Kopenhagen übernachten. Angedacht sind also ca 8 Stunden gemütliches im Auto sitzen, unterbrochen von 45 min hoffentlich nicht allzu heftigem mit der Fähre nach Dänemark schaukeln.

Das Elchbarometer steht für morgen noch auf Null, ab Sonntag steigen dann gefühlt stündlich die Chanchen.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it Cold - Anreise Teil 1

Dachten wir, die Anreise im Sommer 2020 sei unkompliziert gewesen, ist man hinterher dennoch schlauer und die diesjährige Anreise gestaltet sich noch entspannter. Gemütlich fahren wir gegen 8 Uhr los und nach etwa fünfeinhalb Stunden auf der fast leeren A1 erreichen wir bereits die Fehmarn-Sundbrücke, wo wir heute dank einer Baustellenampel einen kurzen, unfreiwilligen Fotostop einlegen und ein wenig die Aussicht von der Brücke genießen dürfen.


Trotzdem erreichen wir gegen 14:15 Uhr den Fährhafen in Puttgarden, denn dieses Mal sind wir ja wie erwähnt schlauer und verkneifen uns die Übernachtung im "traumhaften Luxushotel" direkt an der Fähre und fahren weiter bis Dänemark. Dank Super-Flex-VIP-wasimmer-Ticket ist mal wieder da, wo wir sind, vorne. Wir bekommen sogar eine eigene VIP-Spur, auch wenn diese im Laufe der Jahre ein wenig Farbe und Glamour verloren hat.

Diesmal wird uns nach den dänischen Fähren beim letzten Besuch zur Abwechslung die deutsche Fähre "Schleswig Holstein" über den Fehmarn-Belt bringen. Auch das wieder in erster Reihe, allerdings fühle ich mich hier an den Winterbetrieb der Waschanlage von gestern erinnert. Wo man im Sommer 2020 mit Aussicht parkte (Erinnerungsfoto) ...

... ist im Winterbetrieb auch hier das Tor geschlossen. Aber Hauptsache, vorne sitzen.

Entgegen der Vorhersage ist es relativ windstill und so genehmigen wir uns unseren inkludierten Kaffee bei angenehm frischen 6 °C an Deck, natürlich mit obligatorischem Foto der entgegenden kommenden Fähre "Deutschland".

Als Kind kamen mir die Fähren hier größer vor. Aber da wurden auch noch ganze Züge darin transportiert.

Die Einreiseprozedur in Dänemark verläuft in etwa wie folgt:
"Guck mal, sind da Kontrollen?" - "Ja ich glaub, die machen stichprobenartige 2G Einreisekontrollen." Es folgt hektisches Kramen nach Personalausweis und Impfnachweis, während wir zeitgleich langsam auf den Grenzbeamten zurollen, der uns, just in dem Moment, wo wir alles gefunden haben, freundlich lächelnd durchwinkt. Velkomin in Denmark.

Fun fact: An dieser Stelle entscheidet sich mein Handy, die Außentemperatur in der Auto-App ab sofort in Fahrenheit anzuzeigen. Wen es interessiert, die Temperatur betrug zum Zeitpunkt der Einreise demnach 37° F.

Unser heutiges Zwischenziel ist das Comwell Hotel Roskilde, das uns im Sommer 2020 schon gut gefiel aber leider ausgebucht war. Wir hatten dann auf dem Rückweg im Schwesterhotel in Køge Strand übernachtet, wo wir sehr zufrieden mit unserem Zwischenstop waren. Also diesmal das Comwell Roskilde getestet, das noch ein bsischen schicker aussieht, und bisher nicht enttäuscht worden:


Die Lage ist sehr ruhig in einem Wohngebiet, das Zimmer hat wie gebucht Meerblick und scheint sehr ruhig. Das Abendessen nehmen wir im Hotelresaurant ein, wo der Gatte seine Kürbiscremesuppe mit Chorizo vernichtet, bevor ich ein Foto machen kann. Wenigstens darf ich probieren. Meine Vorspeise beschränkt sich auf mein wohlverdientes "Willkommensbier", es handelt sich hier um das, ebenfalls bereits 2020 getestete und für gut befundene, dänische Kulturgut "Royal Classic".


Zur Hauptspeise bin ich weiterhin einfach gestrickt und nehme einen sehr guten Burger, der Gatte das Ribeye Steak. Diesmal schaffe ich ein Foto vor der Raubtierfütterung:

Wer meine Reiseberichte kennt, weiss: Urlaub bedeutet bei uns Nachtisch. Der Gatte entscheidet sich für eine dänische Käseplatte, ich nehme Tunesischen Mandelkuchen mit Orangensorbet.

Danach geht es noch auf ein weiteres Kulturgut in die leere Bar. Wäre das hauseigene Corona-Risk-Management noch mit an Bord, es würde frohlocken:

Danach wird eine frühe Bettschwere zeitnah erreicht sein, und damit beende ich den Bericht an dieser Stelle für heute. Morgen folgen 600 km Fahrt durch Schweden, das Elchbarometer zeigt daher leicht steigende Tendenz.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
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Ich bedanke mich auch für das mitnehmen!
Ich wünsche euch einen guten Schlaf!

Bis morgen!
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it cold - Anreise Teil 2

Allzu spektakulär war der Tag jetzt, wie erwartet, nicht. Fahrtag halt. Dennoch werden wir um halb acht auf dem Weg zum Frühstück nach einer ruhigen Nacht von einem spektakulären Sonnenaufgang begrüßt.




Beim Frühstück wird unser guter Eindruck vom Hotel noch einmal bestätigt. Zwecks Dokumentation konsumiere ich eine Auswahl an süßen


und salzigen Speisen

sowie die beiden Smoothie-Varianten "Smoothie" und "Gurke Holunder". Letzteres wird nur in homöopathischer Menge getestet und ist besser als befürchtet, was vor allem am nur dezenten Holundergeschmack liegt.

Gegen 9 Uhr brechen wir auf, überqueren zunächst den Öresund und dann die Grenze nach Schweden, wo wir wieder eine neue Variante der unspektakulären, aber sehr liebenswürdigen Grenzkontrolle erleben: Eine freundliche, schwedisch-klischee-blonde Grenzbeamtin fragt uns, ob "Animals? Hund? Katze?" ... Wir verneinen und fragen uns kurz darauf, ob wir Autokamel Friedbert nebst seinem Begleiter "Opabärchen" (ein Erbstück aus Opas Auto, mit dem ich schon als Kind dort gespielt habe) hätten anmelden müssen. Naja, sind ja weder Hund noch Katze.
Danach fahren wir zunächst gähnend langweilige 400 km südschwedische Autobahn, unterbrochen von einem Tankstop und einem kurzen Einkaufstop zwecks Beschaffung von Backwaren und schwedischen Kulturgütern zum Abendessen.

Die letzten 200 km gestalten sich landschaftlich interessanter durch felsige Hügellandschaft zum Teil mit riesigen Eiszapfen und -skulpturen an den Felswänden. Auch eine Elchsichtung gibt es zu vermelden, allerdings nur bei Vorbeifahrt an einem Elchpark. Elche in Gefangenschaft zählen nicht. Immerhin geben sie keine Minuspunkte, wie tote oder noch dazu gehäutete. Das Elchbarometer bleibt bei etwa 50 % Sichtungswahrscheinlichkeit (oder, wie das Elch-Orakel sagen würde: vielleicht, vielleicht auch nicht). Mit Stolz können wir aber die Sichtung von insgesamt 8 Rehen vermelden. Rehe statt Elchen konnten wir 2020 schon gut.
Der letzte Kilometer ist dann glatt (im wahrsten Sinne des Wortes) nochmal abenteuerlich, die Zufahrt zur Hütte geht über vereisten Schotter. Dem Allrad und der guten Winterbereifung macht das zum Glück wenig. Am Haus angekommen, ist es schon fast dunkel und wir ziemlich müde. Schnee gibt es keinen, aber die Landschaft gefällt mir und ich freue mich auf meine Fototouren in den nächsten Tagen, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Es soll erst regnen, dann schneien. Man wird sehen.

Haus ist gemütlich und entspricht Beschreibung und Erwartungen.

Zum Abendessen gibt es Brötchen, von zu Hause mitgenommene Wurst und Käse und die schwedischen Kulturgüter des Abends: salzige Butter und Höga Kusten Bier (sowohl Region als auch Bier sind uns von 2020 in bester Erinnerung).

So unspektakulär der Tag sich liest, so anstrengend war für mich die doch recht lange Fahrt, also machen wir frühen Feierabend und hoffen, dass das Wetter morgen nicht ganz so regnerisch wird, wie vorhergesagt.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it cold - Es wird weißer.

Nach etwa 12 Stunden Schlaf ist die Anreise dann auch wieder verkraftet. Der morgendliche Blick aus dem Fenster offenbart immerhin leichten Schneefall. Nach einem kleinen Frühstück mit frischem Kaffee und den restlichen Muffins machen wir zunächst einen Einkaufsausflug zum örtlichen ICA-Supermarkt, um uns mit Verpflegung für die kommende Woche einzudecken. Hier wird dann mal untypisch für unsere Urlaube selbst gekocht. Ist ja nicht so, als könnte ich das zuhause nicht auch. Das Ferienhaus wurde daher unter anderem auch aufgrund seiner schönen und sehr zweckmäßigen Küche ausgewählt.

Wir shoppen uns also durch mehr oder minder einheimische Lebensmittel, was genau gekauft wurde, wird natürlich auch bei Selbstgekochtem an den kommenden Abenden fotografisch dokumentiert. Nur so viel, das Elchbarometer hat sich dank der Elchwurst blutrot gefärbt und auch ein paar Rentiere sind uns zum Opfer gefallen.
Danach lasse ich den Gatten mit seinem Arbeitselend alleine und mache mich gut verpackt trotz Schneefalls, der im Laufe des Nachmittags in Regen übergehen soll, zu einem kleinen Schneespaziergang in die nähere Umgebung auf. Mal ein Foto von der Lage der Cottages am See gemacht und dabei mehrfach auf der Wiese mit Schneematsch beinahe hingeglitten:

Das mittlere ist unseres. Der Blick über den See ist auch nicht zu verachten und immerhin recht winterlich:



Ich wandere zunächst bis zum Ende der Straße, das ist schnell erreicht und geht in einen Waldweg über. Das Warnschild wegen Jagdbetriebs hält mich allerdings davon ab, dem Weg weiter zu folgen, bevor ich noch ein ebenso trauriges Ende wie viele Elche in Schweden nehme.
Ich folge also einfach der Straße, wie wir sie schon mehrfach gefahren sind, am See entlang. Ich hatte unterwegs ein paar schöne Stellen zum Fotografieren ausgemacht. Aufgrund des unwirtlichen Wetters und, da es schon früher Nachmittag ist, spare ich mir heute noch weitere Auflüge. Mein kleiner Spaziergang fühlt sich dank einiger ordentlicher Steigungen auf der Straße doch recht sportlich an, zumal ich dick in wasser- und winterfester Kleidung inklusive Neoprenstiefeln verpackt und mit 5 kg Kameraequipment im Rucksack unterwegs bin. Zum Glück ist kein Verkehr, sonst würde man mich vermutlich für bekloppt halten. Die Kamera wird auch seltener ausgepackt, als geplant, da der ohnehin schon nasse Schneefall langsam in Regen übergeht. Ein Foto mit Blick zum nächsten See gibt es noch...

... und einem kleinen Wasserfall kann ich auch nicht widerstehen.

Mein persönliches Highlight sind aber die Eisskulpturen, die sich hier an einigen Stellen auf den Felsen gebildet haben. Diese habe ich schon gestern auf der Fahrt mehrfach bewundert, jedoch bot sich anhalten dort nirgends an. Diese hier befindet sich direkt am Wegrand und wird natürlich sofort mitgenommen, wenn man kein unhandliches Auto irgendwo parken muss, um ein Foto zu machen.

Zwischenzeitlich beklagt sich mein sonst sehr duldsamer Reiseelch am Rucksack über eine ziemlich kalte Nase. Zurecht!

Auch ich bin inzwischen ähnlich nass, wenn auch nicht so verschneit, und so legen wir den restlichen Rückweg eher zügig zurück. Zu Hause gibt es dann eine warme Dusche und trockene Klamotten für mich, der Reiseelch wird danach liebevoll trockengeföhnt. Winterspaziergänge machen Hunger, auch wenn es nur 5,5 km waren. Zum Glück haben wir heute morgen ein paar Teilchen eingekauft.

Der restliche Nachmittag verläuft dank des regnerischen Wetters eher unspektakulär, aber man muss es ja auch nicht gleich am ersten Tag übertreiben.
Gegen 18 Uhr verkrümelt sich die brave Hausfrau in die Küche und bereitet ein buntes Abendessen zu.

Zu mediterranen Gemüsenudeln mit Feta gibt es ein Döschen Mariestads Kulturgut, auch bereits bekannt aus 2020. Zwecks gemütlicher Atmosphäre wird der Kaminofen entzündet und der Abend ausklingen lassen.
 

Travel_Lurch

Erfahrenes Mitglied
15.09.2009
2.414
759
Merci für die ersten Posts zu Skandinavien im Winter. Gerne wieder virtuell dabei!
Ist schon mal schön, nicht ganz so lang auf Kanada warten zu müssen. Oder habe ich was verpasst und das kommt nicht mehr im weiteren Verlauf des Frühjahres?
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Vielen Dank, lese - wie immer - deine eure Berichte gerne
Danke freut mich 🙂

Merci für die ersten Posts zu Skandinavien im Winter. Gerne wieder virtuell dabei!
Ist schon mal schön, nicht ganz so lang auf Kanada warten zu müssen. Oder habe ich was verpasst und das kommt nicht mehr im weiteren Verlauf des Frühjahres?
Freut mich, dass du auch wieder dabei bist.
Dochdoch, in drei Monaten kommt Kanada. Aber ich brauchte dringend noch Winter vorher (und hatte noch Resturlaub).
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it cold - no snow no fun?

Ich schlafe heute wieder etwas länger, da bis 11 Uhr Regen gemeldet ist. Regen bedeutet auch, der Schnee ist heute wieder weg. Da sich das Wetter aber gegen 11 Uhr nach einem gemütlichen Frühstück wie versprochen drastisch bessert, wie der obligatorische Blick aus dem Fenster zeigt, tut dies meinem Ausflug keinen Abbruch.

Ich fahre gegen Mittag im wetterbedingten und wörtlichen Sinne ins Blaue, nachdem meine Recherchen keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, dafür aber viel Landschaft ergaben. Stört mich erfahrungsgemäß nicht wirklich und so stelle ich als Ziel einfach mal einen der vielen Seen in etwa 50 km Entfernung beim Ort "Sillerud" als Ausgangspunkt ein. Die geplante Strategie: Ich fahre bis hierhin und schaue mir auf dem Hinweg an, wo man auf dem Rückweg anhalten könnte, und schaue ansonsten am Ziel, ob ich ein wenig wandern kann. Sillerud erweist sich als weder wahnsinnig schön gelegen noch als sonderlich wandertauglich, aber auf dem Weg dorthin habe ich mindestens 2 Stellen ausgemacht, die lohnend sein könnten. Also drehe ich um und fahre ein paar Kilometer zurück zum Parkplatz des Sandaholm Restarang & Camping, das natürlich erwartungsgemäß

ist. Macht aber nichts, mein Auto kann dort trotzdem parken und ich ein paar Schritte gehen. Zunächst weht es mich allerdings fast weg, denn vom See weht ein strammes Lüftchen. Aber das Licht ist immerhin vielversprechend spektakulär und am Ende des Pakplatzes führt hier auch ein gut begehbarer Weg (ohne spiegelglattes Eis, wie auf den meisten Waldwegen zur Zeit) am See entlang.


Man kann den Wind förmlich sehen.

Ich lasse mich davon nicht abhalten und gut verpackt wandere ich den schönen Weg am See entlang...

... und genieße die Aussicht.



Dort drüben liegt also das von Weezer besungene "Island in the sun".

Irgendwann zweigt der breite Weg vom See weg Richtung Straße ab, und ich entscheide mich für einen links weiter am Ufer verlaufenden kleinen Wanderpfad, wo ich kurz darauf auf diese schöne, von Gletschern abgerundete kleine Klippe treffen.

Kurz darauf kommt ein Feriendorf mit kleinem Strand in Sicht.

Hier endet der Weg leider auch schon und ich gönne mir eine kleine Pause mit einem heißen Tee am Strand. Dank des Windes kann man sogar ein paar kleine, brechende Wellen fotografieren.



Nach meiner Teepause gehe ich den selben Weg wieder zurück, weil er mir deutlich schöner erscheint, als der oberhalb verlaufende, breitere Weg, der sich kurz vorm Feriendorf wieder mit meinem Pfad vereint hat. Auf dem Rückweg mache ich auch noch ein Foto von meinem schönen, kleinen Wanderpfad.

Kurz darauf kommt auch der Parkplatz mit Restaurant und Camping wieder in Sicht.

Nach einer knappen Stunde und nur etwa 3.5 km komme ich schon wieder am Auto an. Dank des kalten Windes reicht das aber auch erstmal als Wanderung und ein paar Dinge wollte ich mir auch noch auf dem Rückweg anschauen. Am Nordende des gerade erwanderten Sees habe ich auch noch eine schöne Stelle auf der Hinfahrt ausgemacht, dort gönne ich mir noch einen Fotostop, ich habe ja Urlaub und Zeit. Hier ist der See deutlich ruhiger und daher noch gefroren. Es bietet sich ein wunderbares Fotomotiv mit spiegelndem Eis.


Gegenlicht... ich kann nicht anders.

Hier ist auch eine gute Gelegenheit für das obligatorische Mietwagenfoto mit dem eigenen Auto. Macht sich nicht nur auf dem Foto, sondern bisher auch im Wintereinsatz ziemlich gut.

Ich stelle fest, dass es sich bei der hier gefundenen Straße um eine Nebenstraße handelt, die ebenfalls nach Årjäng, meinem nächsten geplanten Stop führt. Landschaftlich schön schaukele ich gemütlich und verkehrsarm Richtung Årjäng. Ohne Verkehr kann man hier auch einfach mal auf "gefahrlose Fotogeschwindigkeit" abbremsen.



In Årjäng habe ich tatsächlich eine Art Wahrzeichen bei meinen Nachforschungen gefunden. Ob es sich hierbei um Wildlife oder einen Native handelt, bin ich mir nicht sicher. Der Årjängs Trollet muss jedenfalls besichtigt und dokumentiert werden.

Im Sommer finden auf seinem Balkon noch künstlerische Darbietungen statt, momentan ist er sicherlich "Stängt för Vintern" und ich muss mir jegliche künstlerische Darbietung meinerseits leider verkneifen. Neben dem Troll befindet sich noch ein hübsches, rotes, schwedisches Haus mit Steinskulpturen, die vermutlich Dalapferde darstellen.

Gegenüber an einer Hauswand findet sich noch ein schönes Wandgemälde, von denen ich noch zwei weitere auf der Durchfahrt gesehen aber nicht fotografiert habe. Das hier muss natürlich von mir als Hobby-Vogelfotografin abgelichtet werden.

Viel mehr hat Årjäng dann auch nicht zu bieten und so fahre ich zu meinem letzten Stop für heute, der Kirche von Töcksfors, die ebenfalls als so ziemlich einzige Sehenswürdigkeit in Töcksfors zu finden war. Immerhin ist sie wirklich hübsch anzusehen und liegt auch idyllisch mit ihrem Friedhof am Dalslandskanal. Das Licht ist mit der Nachmittagssonne noch dazu sehr einladend zum Fotografieren.




Die hier so einladend und gepflegt aussehenden Schotterwege gleichen aufgrund des Tauwetters eher Treibsand als festen Wegen und so ärgere ich mich ein wenig, dass ich für meinen kleinen Fotostop nicht nochmal die dicken Wanderschuhe angezogen habe, als ich mit meinen Trekkingschuhen fast komplett im nassen Schotter versinke. An diese Erfahrung sollte ich mich auf der Heimfahrt gleich nochmal an anderer Stelle leidvoll erinnern. Vorher muss aber noch die wunderschöne Trauerweide im Gegenlicht aufs Foto gebracht werden.

Danach trete ich endgültig die Heimfahrt an, die wie üblich ab dem Abzweig zu unserem Cottage ziemlich abenteuerlich wird. Haben mich bisher nur die spiegelglatten Eisflächen unter leichten Stress gesetzt (kurz vor der Eisfläche gefahrlos auf festem Boden fürs Foto angehalten)...





...zeigt sich jetzt, dass diese im Vergleich zu den - ebenso wie den Friedhofswegen - auftauenden Schotterstraßen geradezu angenehm zu fahren sind. Der Schotter taut hier nämlich in ähnlicher Treibsandmanier auf, wie der Friedhofsweg und mein Auto verhält sich zwischenzeitlich eher wie ein Stück schwimmendes Treibgut. Mit ein bisschen angepasster Fahrweise lässt sich aber auch das gut bewerkstelligen, auch wenn es sich nicht angenehm anfühlt. Heute Nacht soll es schneien, danach ist man dann wieder froh, wenn man überhaupt noch eine Straße findet. Generell fährt sich der Weg auf Schnee aber ganz angenehm.

Zum alsbald anstehenden Abendessen gibt es "internationale Pizza" aus schwedischem Pizzateig mit Västerbotten-Käse (wenn man den Reibekäse beim Einkaufen vergisst, muss man eben den guten reiben), schwedischen, roten Zwiebeln, spanischer Chorizo, griechischem Feta und Champignons aus Litauen. Es lebe die Globalisierung und der EU-Binnenmarkt.

Ich bin gespannt, ob der für heute nacht vorhergesagte Schneefall eintritt und ich morgen wieder ein bisschen Winter-Wonderland fotografieren kann. In Vikersund scheint es die ganze Woche zu schneien, daher bin ich ziemlich optimistisch, es kommt noch genügend Schnee in Norwegen.
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
5.271
21.703
MUC
Skandinavien im Winter wäre so gar nicht meins. Aber gerade deshalb genieße ich Deinen opulent bebilderten Bericht umso mehr. (y)

Und der Fakt, dass Du offenbar genauso gerne Essen auf Deinen Reisen fotografierst wie ich, erfreut mich. :)

Danke, dass Du Dir die Mühe machst, uns auf Deine Reise mitzunehmen!
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Skandinavien im Winter wäre so gar nicht meins. Aber gerade deshalb genieße ich Deinen opulent bebilderten Bericht umso mehr. (y)

Und der Fakt, dass Du offenbar genauso gerne Essen auf Deinen Reisen fotografierst wie ich, erfreut mich. :)

Danke, dass Du Dir die Mühe machst, uns auf Deine Reise mitzunehmen!
Danke fürs Mitlesen, ich reise ebenso nur lesend in sehr warme Gefilde und kann das daher völlig nachvollziehen 😁

Ich fotografiere es nicht nur gern, ich esse es auch ebenso gern 🤣 momentan koche ich auch aufgrund der Lage der Hütte (und generell auch nicht ungern), das wird sich dann kommende Woche in Norwegen ändern 😉
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it cold - Winterabenteuer

Der versprochene Schnee ist leider nicht eingetroffen, dafür ist die Wettervorhersage ansonsten gut und ich gönne mir einen Ausflug nach "Morokulien" (http://www.morokulien.de/). Klingt, als wäre es eine totale Bildungslücke, diesen Ort nicht besucht zu haben, und wir haben schon seltsamere Orte in Schweden besucht. Die Fahrt gestaltet sich gemütlich durch schöne Landschaft ohne Verkehr, so dass auch mal ein Foto vom Fahrersitz möglich ist.

Ich habe das Gefühl, es wird ein wenig winterlichter. Nach meiner einsamen Fahrt trifft mich bei der Einfahrt nach Charlottenburg fast der Schlag, auch hier mehrere Einkaufscenter hintereinander. Es muss sich für Norweger extrem lohnen, in Schweden einzukaufen. Nachdem ich Schweden unspektakulär gen Norwegen verlassen habe, furte ich zunächst zwecks Toilettenpause die Zufahrt zur Tankstelle, die in unmittelbarer Nähe zum Friedensdenkmal liegen soll. Zumindest der Straßenzustand hier ist noch recht winterlich.

Der Blick nach Norwegen ist auch winterlich aber nicht sonderlich einladend. Daher lasse ich die Grenzüberquerung heute mal noch sein.

Ich folge der etwas undurchsichtigen Beschilderung zu Friedensmonument und Touristeninfo, die in mehrere Richtungen gleichzeitig zu zeigen scheint, und finde mich bei meinem ersten spektakulären Wintererlebnis für heute wieder. Ich schaffe es tatsächlich ohne größere Rutschpartie auf den komplett vereisten Parkplatz und finde ein aufgetautes Plätzchen zum Parken. Wer weiss, ob ich von der Eisfläche wieder wegkomme, wenn ich einmal darauf anhalte. Gutes Winterauto, schöner Allradantrieb, feine Winterreifen!!!

Zumindest weiss ich jetzt, dass mein Auto auch auf blankem Eis relativ stabil fährt. Das sollte sich nachher noch belohnen (oder rächen, ich bin mir nicht sicher).
Im Gegensatz zu meinem Auto habe ich keine vier Räder, sondern nur zwei Beine, die zwar mit festen und gut profilierten Wanderschuhen ausgestattet sind, aber wohl fühle ich mich auf der Eisbahn trotzdem nicht so richtig. Ich suche mir einen halbswegs sicheren Weg zur ausgeschilderten Touristeninformation, die gleichzeitig in Norwegen und Schweden, genau auf der Grenze, liegt und natürlich "Stängt" ist. Ob "för Vintern", "Säsongen" oder weil-halt, geht aus dem Schild nicht hervor, dafür ist es sogar auf Deutsch untertitelt. Sicher für die hunderte anderen deutschen Touristen, die sich hier außer mir nicht rumtreiben. Eigentlich treibt sich hier gar niemand außer ein paar an der Grenze rastenden LKWs und ein paar Einkaufstouristen aus Norwegen rum. Könnte auch ein Grund sein, warum die Touristeninfo geschlossen hat. Langer Rede, kurzer Sinn, ein Foto hab ich davon auch nicht gemacht. Fun Fact: 90 % der anderen Fahrzeuge, die hier parken, sind mit Spikes ausgestattet. Aber halt auch nicht alle, das beruhig mich irgendwie total. Ganz ohne Touristeninfo finde ich heraus, dass das Friedensmonument auf der anderen Seite der Straße, genau hinter der eben besuchten Tankstelle steht. Ich könnte jetzt lebensmüde durch eine spiegelglatte Unterführung auf die andere Straßenseite schlittern, oder mich darauf verlassen, dass das winterbereifte Allrad-Fahrzeug den Rückweg zur Tankstelle wieder ebenso gut schafft wie den Hinweg. Ich entscheide mich für letzteres und werde nicht enttäuscht. Danach muss ich nur noch einen halbwegs sicheren Weg durch die Eiswüste finden. Ich entscheide mich für den schlammigen Weg durch das Feriendorf, bei dem ich nur einen kleinen Schmelzwassersee umlaufen muss,

und schaffe es, irgendwie lebend am Friedensmonument anzukommen und mache sogar ein paar Fotos von meinem touristischen Highlight des Tages.



Es wäre jetzt sicher schön, ein bisschen im Friedenspark (irgendwie muss ich dabei immer an die Grenzzone zwischen Nord- und Südkorea denken) herumzuspazieren, aber die winterlichen Bedingungen sind dafür nicht optimal. Ich möchte weder auf dem Eis ausgleiten, noch irgendwo in einer unbemerkten Schmelzwasserpfüte versinken. Also beschränke ich mich auf ein paar weitere Fotos, unter anderem vom norwegischen Glockenturm, dessen zugehörige Kirche auf schwedischem Boden steht. Bei welchem Gebäude es sich jetzt um selbige Kirche handelt, kann ich leider nicht genau sagen.



Ich nehme vor der Weiterfahrt noch mein mitgebrachtes Mittagessen ein, statt isländischem dunggeräuchertem Lamm gibt es schwedischen vindelrökt Skinka. Klingt ja irgendwie auch fast wie dunggeräuchert, ist aber einfach normaler (und sehr leckerer) Räucherkochschinken.

Für den Rückweg habe ich mir - wie gestern auch - noch 2 Haltepunkte ausgeguckt, wo ich ein bisschen fotografieren wollte. Wandern scheint aufgrund des Wegzustands ja eher suboptimal zu sein. Hier spiegelt es mal wieder schön im See:

Auch an einer schön an einem See gelegenen Kirche halte ich nochmal an, inzwischen ist das Wetter auch ziemlich gut geworden.



Nach meiner gestrigen Erfahrung mit Friedhofswegen ziehe ich auch hier für meinen kurzen Spaziergang wieder festes Schuhwerk an. Zum Glück muss ich mir hier keine Gedanken über matschige Wege machen, die meisten sind noch fest vereist und teilweise spiegelglatt. Dennoch ist es hier wunderschön. Wer möchte nicht gern mit dieser Aussicht begraben sein...

Ich versuche, einen nicht allzu lebensgefährlichen Weg zum Seeufer zu finden und schaffe es einigermaßen, indem ich durch den der Kirche angehörigen Fuhrpark mit Baumaschinen laufe und dann über eine ziemlich hart gefrorene Wiese bis zum winterlich leeren Bootsanleger. Wirklich schön hier.



Dank Sonne im Rücken, mache ich ein paar "Selfies".





Auch die Eisfläche hinter mir im Gegenlicht ist ein schönes Motiv und wird daher - nicht nur zur Dokumentation des Wegezustandes - abgelichtet.

Auch diese Perspektive der Kirche mit Bäumen ist fotografierenswert:

Noch ein Foto für den Rückweg und dann mache ich mich wieder auf den Weg, noch nicht ahnend, was noch so alles auf mich zu kommt.

Zunächst fahre ich eine kurze, landschaftlich schöne Alternativstrecke, die ich nicht so richtig genießen kann, weil mir ein Schulbus zeitweise ziemlich im Nacken klebt. Also fahre ich zügig weiter, um dann prompt am Abzweig zurück auf die 177 in die falsche Richtung abzubiegen. Macht aber nichts, es ist sehr schön hier. Und wieder kein Verkehr also Fotomöglichkeiten "aus dem Auto".



Nach einigen Minuten kommen mir die Perspektiven doch sehr vom Hinweg bekannt vor, ich bin also wieder Richtung Norden statt Süden abgebogen. Hätte einem auch am Stand der Sonne, die ja inzwischen aus südlicher Richtung hinter mir scheint, auffallen können. Ich wende also und genieße die Landschaft nochmal aus anderer Perspektive.

Was ich auch nicht mehr auf dem Schirm hatte, war, dass ich bewusst auf dem Hinweg nicht den kürzesten Weg durch Norwegen gewählt hatte, weil ich in Schweden bleiben wollte. Die Option "Norwegen" scheint mein Navi auch nicht mehr auf dem Plan zu haben, dafür hat Google Maps wohl die letzten Jahre mein Fahrverhalten und meine Streckenvorlieben ausreichend analysiert, um mir eine Straße vorzuschlagen "die mir, basierend auf meinen bisher gefahrenen Straßen bestimmt gefallen würde" (zumindest würde es Google Analytics sicher bei einem Werbevorschlag so formulieren, wenn maps nicht einfach "hier links abbiegen" sagen würde). Ich biege also auf eine gut ausgebaute, schon vielfach in gleicher Art befahrene Schotterstraße in sehr gutem Zustand. Gut, leicht winterlich sieht sie aus, aber das tut unsere Zufahrt ja auch, also wird schon passen für die nächsten 20 km.

Die Straße wird dann doch recht bald sehr winterlich, aber da mein Auto bereits mehrfach optimale Wintertauglichkeit in verschiedenen Situationen bewiesen hat und ich mich fahrerisch recht sicher fühle, lasse ich es drauf ankommen. Mehr oder minder langsam geradeaus fahren geht sicher besser als wenden. Und ich liebe ja fahrtechnische Herausforderungen.

Von weiß über sehr weiß bis hin zu spiegelglatt weiss ist alles dabei.



Dennoch sind Fahrzeug und Fahrerin zu keinem Zeitpunkt überfordert, ich huldige nur mehrfach meinen Schaltwippen, die mir hinter Kuppen bei steileren Abfahrten mit Kurven (sahen spektakulär aus, aber dort wäre es unverantwortlich gewesen, noch Fotos zu machen) erlauben, die Hände am Lenkrad zu lassen und schnell in den zweiten Gang zwecks Aktivierung der Motorbremse zu schalten. "Richtiges" Bremsen vermeide ich auf derartigem Untergrund tunlichst. Nennt sich wohl angepasstes Fahren. Irgendwann ist dann auch der Handyempfang weg und ich sinniere kurz darüber, wie es wohl ist, hier nach einem Fahrfehler bis zum Frühling festzuhängen, als mir diverse Jogger und Spaziergänger begegnen. Ich grüße total souverän und werde freundlich und unbeeindruckt zurückgegrüßt. Kurz darauf lande ich auch trotz des abenteuerlichen Straßenzustandes für die letzten 10 km in erstaunlich dicht besiedeltem Gebiet. Die Straße ist hier auch nicht mehr komplett vereist, aber dafür gibt es wieder diesen lustigen, schwimmenden Schotter. Nicht zu vergessen, die ganzen Blindheads, die hier einfach mal so ohne Ankündigung vor einem auftauchen.

Erstaunlich viel Verkehr ist hier jetzt auch, ich habe einen mit rotem Warndreieck markierten Fahranfänger, mehrere Firmenfahrzeuge von Handwerksbetrieben, einen Kleinbagger sowie einen mittelgroßen Schulbus auf der Sichtungsliste. Außerdem fängt es an zu regnen. Ich wünsche mich auf die entspannte Eispiste im Wald zurück, aber hilft ja nichts. Immerhin komme ich noch an einem schönen See vorbei, wo es gerade wieder ausreichend verkehrsarm für ein Foto ist.

Drei Kilometer vor der nächsten Abzweigung geht der Schotter netterweise auch wieder in Asphalt über, nur dass mich Google Maps nach einem kurzen Rendezvouz mit einer Hauptstraße schon wieder auf die Schotterpiste nach Stenbäcken schickt. Zuerst denke ich noch, es ist einfach die frühere Einfahrt zu der Piste, die es irgendwo nördlich unserer Standardeinfahrt geben müsste. Irgendwann dämmert es mir aber, dass ich mich auf der anderen Seite des Sees befinden muss, wohl wissend, dass die Brücke, zu der mich Maps gerade führt, im Winter gesperrt ist. Diesmal bleibt mir nichts als Wenden übrig, aber es gibt eine breite und eisfreie Einfahrt, auf der sich das gut bewerkstelligen lässt. Also die steile, abenteuerliche Schotterpiste mit allen Kurven und Blindheads wieder zurück zur Hauptstraße.

Danach finde ich recht schnell den richtigen Abzweig und schwimme entspannt durch den Schotter mit Eisflächen zum Ferienhaus. Zum Abendessen habe ich mir heute ein Entrecote verdient, das ich mir alsbald mit Ofenkartoffeln und kleinen Paprika in die Pfanne werfe. Da das Fleischstück riesig war, wird es nach dem Braten brüderlich geteilt. Brät sich halt schöner am Stück und im Foto sieht man dann auch das perfekt Medium gegarte Fleisch.

Jetzt habe ich mir den gemütlichen Abend auf dem IKEA-Poäng-Sessel redlich verdient.

Das Elchbarometer stand heute auf Pferd, denn die meisten gesichteten Elche waren Pferde (der Rest Kühe).
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Some like it cold - Eis

Nachdem wir am Vormittag unsere Vorräte aufgestockt haben, entscheide ich mich, heute auf größere Touren zu verzichten und den Tag ganz in das Zeichen des Eises zu stellen. Zunächst nutze ich den Bodenfrost für ein paar Makroaufnahmen des Eises in unserer Einfahrt und im Vorgarten. Zum Glück kommt auch niemand vorbei, der sich darüber wundern könnte, wieso ich mit der Kamera auf dem Boden rumliege. Ein paar Ergebnisse gefallen mir ganz gut und schaffen es daher in den Reisebericht.














Danach widme ich mich den "Eisskulpturen" in unmittelbarer Nähe, bei denen ich auch eine Parkmöglichkeit gesichtet habe. Direkt an einem Waldweg befinden sich diverse Felswände mit Eiskkulpturen, eine schöner und spektakulärer, als die andere.





Fast hätte ich das wunderschöne gefrorene Bäumchen neben der vereisten Wand übersehen, ich gönne ihm ein paar extra Fotos.





Direkt daneben findet sich eine traumhafte Eishöhle:



Es lohnt sich auch hier, den Blick von der Hauptattraktion abzuwenden und diesmal ein wenig nach oben zu richten:

Sogar unmittelbar am Wegrand befinden sich ganze Eiswände.

Wo Eis ist, ist aber auch Schatten und das bedeutet, mehr Eis. Heißt: Der gesamte Weg ist gefroren und überwiegend ebenfalls glatt vereist. Also entweder gehen oder sicher stehen und Fotos machen. Erstaunlicherwiese gelingt mir das Ganze unfallfrei. Dennoch sind meine Jacke und Hose hinterher stellenweise etwas feucht, schließlich muss frau sich gelegentlich zu Boden werfen, um die beste Perspektive zu erwischen.

Auch eine kurze Kletterpartie einen bewaldeten (und zum Glück nicht mehr vereisten) Hang hinauf gönne ich mir für weitere Eisgebilde.

Auch für diese Perspektive muss ich mich mal kurz zu Boden werfen. Sieht ja keiner, bin ja im Wald.

Wo ich schonmal hier bin, kann ich auch noch die Eisskulpturen entlang der Straße mitnehmen.

Diese sind zum einen auch nicht zu verachten, zum anderen bekommen sie teilweise etwas Sonne ab.







Die schwedischen Autofahrer, die in respektvollem Abstand an mir vorbeifahren, scheinen sich nicht an der seltsamen Frau in schmuddelig feuchten Thermoklamotten mit Lederhut und Kameraausrüstung zu stören, man grüßt sich freundlich. Trotz der Sonne ist es nur um Null Grad und wird irgendwann frisch, gerade an den feuchten Stellen meiner Winterkleidung. Da das Wetter immer noch schön ist, trockne ich mich während der etwa zehnminütigen Fahrt zum Cottage mit Hilfe der Sitzheizung und kann so gleich noch ein paar Fotos vom Cottage und dem See machen,...



... bevor der Gatte bereit ist, seine Arbeit für eine kurze Kaffeepause mit heute Morgen gekauften Teilchen zu unterbrechen. Wienerbröd für mich und Maple Walnut für den Gatten.

Das Wetter ist immernoch schön sonnig, und so gehe ich noch auf die Suche nach ein paar Vögelchen. Die sind hier allerdings noch etwas schüchtern, nur die Kohlmeisen sitzen schön gelb und prall in der Nachmittagssonne.

Die Schweden stehen mir in der Fütterung von Gartenvögeln in nichts nach, in jedem Garten stehen und hängen diverse Futterstellen. Das erfreut und verschafft mir vielleicht in den nächsten Tagen vielleicht noch ein paar Fotoobjekte. Jetzt muss ersteinmal der Falke auf der "Falcon"-Bierdose von einer Brauerei in Falkenberg herhalten. Dort wollten wir eigentlich auf dem weg hierher nochmal ein paar leckere Zimtschnecken kaufen, aber die Bäckerei hatte sonntag geschlossen. Also gibt es eben nur heute im Supermarkt gekauftes, getreidehaltiges Braugut aus Falkenberg. Es schmeckt mild-malzig nach Lager und hat sogar nur 2,8 % statt der bisherigen 3,5 % bei den anderen Bieren aus dem Supermarkt. Dazu gibt es zweierlei Nudeln mit zweierlei Fisch in Tomatensoße mit Oliven.

Auch wenn ich gefühlt nicht viel bzw. nur in der unmittelbaren Umgebung unterwegs bin, bin ich irgendwie müde und werde zeitnah - wie jeden Abend - eins mit dem Poäng-Sessel.
 
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