[USA] [JP] Mit dem Skisprung-Zirkus um die Welt

ANZEIGE

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
ANZEIGE
Bedingt durch berufliche Veränderungen habe ich die Möglichkeit für eine viermonatige Auszeit wahrgenommen. Die Reise war mal für 2020 geplant und kam aufgrund der Pandemie nicht zu Stande. Aus dem ursprünglichen Plan Japan wieder einmal im Winter zu besuchen kam durch Prämien-Verfügbarkeiten noch ein Abstecher in die USA dazu, vor dem Skisprung-Weltcup in Sapporo am 17.+18.02. wird also noch der Event in Lake Placid am 10. + 11.02. besucht.

Flüge:
UA952 MUC - ORD (C, Prämienbuchung)
UA131 EWR - HND (Premium Plus, keine Prämienbuchung da nur in Y verfügbar)
NH71 HND - CTS (Y, keine Prämienbuchung)



Die Vorbereitungen (neuer Reisepass, internationaler Führerschein, Auslandskrankenversicherung, Abmeldung aus der deutschen Krankenversicherung...) sind allesamt erledigt, ein neuer Koffer sowie Literatur für die Reise erworben.

Nach einigen Tagen in Chicago geht's mit dem Mietwagen nach Osten. Mit Einwegmiete ca. 500 Euro, hatte überlegt eine Teilstrecke mit dem Zug zu fahren, das wird aber alles im Privatabteil und dem trotzdem nötigen Gefährt für den Abstecher in den Olympia-Ort von 1980 nicht günstiger, nur umständlicher.

Grobe Route: Chicago - Grand Rapids - Toledo - Cleveland - Buffalo - Syracuse - Lake Placid - Albany - New York

Gebucht ist bis auf die Unterkunft in Lake Placid (150 Euro für ein AirBNB-Zimmer pro Nacht) noch nichts. Mit Hotelverfügbarkeiten schaut's gut aus, werde erst kurz vor Abflug buchen. Der Februar ist für den mittleren Westen wohl nicht gerade die Hauptreisezeit.

Ob ich die restliche Reise bis in den Mai auch in einem Bericht verschriftliche hängt davon ab wie ich hier hinterherkomme, will daher auch noch keine weiteren Details "anteasern".
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Einen schönen guten Abend aus Chicago. Da Abload leider quasi-tot ist bin ich auf directupload umgestiegen, aber noch nicht so ganz glücklich damit. Verkleinere die Fotos jetzt vorab auf dem Handy und lade sie dann hoch, Post erfolgt per Tablet mit externer Tastatur. Bei meinem Japan-Reisebericht 2022 hatte ich die Tage im Nachgang zusammengefasst und dann noch ein paar Tage liegen lassen und verfeinert. Der Arbeitsaufwand wird dieses Mal leider nicht möglich sein, da komme ich ins Hintertreffen. Oder schreibe bis 2025 daran. Daher bitte schon vorab um Nachsicht wenn es dieses Mal nicht so eloquent und ausführlich wird, zumal ich nebenher noch mein Notizbuch mit händischen Einträgen fülle, in dem Glauben meinen Nachkommen hier einmal wertvolle Einsichten in das Reisen dann längst vergangener Tage zu hinterlassen.



Der FJS International Airport war vom Streik nicht direkt betroffen, aber man weiß ja nie, lieber etwas früher losfahren - und dann noch vor der Möglichkeit zur Gepäckabgabe im Erdinger Moos sein. Im T2 standen Zeugen Jehovas mit Zeitschriften, lässt die FMG die gewähren?
Nach einem Koffee für 4,90 EUR war dann auch der Checkin offen, bei der Vorbefragung wollte die Dame wissen was denn die Karte für den Weltcup in Lake Placid koste, am Samstag 55 Dollar für Einzel und Super Team, das sei aber nicht günstig, nunja es sind schließlich zwei Wettbewerbe. Was denn dieses Super Team sei, nunja das hat sich die FIS ausgedacht weil nicht alle Nationen immer vier Springer für den klassischen Teamwettbewerb stellen können, aha, viel Vergnügen in den USA.



Die 787 der Changrong Hangkong stand auch schon bereit. An der Siko war nichts los, musste überhaupt nicht anstehen und habe inklusive der Ausreise fünf Minuten gebraucht.



Ein Flug in die USA vom Francis J. Ostrich International Airport, für mich etwas ganz neues. 2011 war ich schonmal in den USA, allerdings damals aus Tokio-Narita kommend mit Singapore Airlines nach LAX. Bei der erneuten Befragung kein Nachbohren zum Skispringen, schade.


UA952 nach Chicago, eine 787. Zustände am Gate waren etwas chaotisch, ich hatte über M+M Business gebucht, in Gruppe 1 waren allerdings auch immer mal Passagiere aus der Y welche durchgewunken wurden.


Nun bin ich kein VIPVIELFLIEGER und durch eine langjährige Tätigkeit in der Sanitärinstallation wirklich nicht empfindlich, aber sauber war die Maschine nicht.


Auch die beigestellten Kopfhörer hatten schon Abnutzungserscheinungen. Toiletten waren immer picobello.


Essen war gut, Service in Ordnung aber nicht übertrieben aufdringlich. Personal teilweise nicht mehr weit von der Pensionierung entfernt. Meine einzigen United-Erfahrungen waren zwei Inlandsflüge in 2011, hatte das nicht so in Erinnerung.


Der Herr der Mark musterte die Rohirrim in Dunharg (ich weiß, das ist Elrond, aber wollte jetzt nicht extra für das Foto rumscrollen. Im Flieger nebenher kann man sich Peter Jacksons Machwerke schon ansehen, zu mehr reicht es nicht, war da im Kino schon nicht angetan), dazu gab es einen schon fast geschmolzenen Sundae. Eine Sahnesuppe mit Karamell.
Während des anschließenden Mittagsschläfchen bei verdunkelter Kabine wurden regelmäßig die Anschnallzeichen aus- und wieder eingeschaltet, es folgten Durchsagen "bitte anschnallen", wenn man will dass die Leute am hellichten Tag schlafen sollte man sie vielleicht nicht ständig stören?


Auch an den Luftauslässen könnte man mal etwas ausführlicher durchwischen.


Der Snack vor der Landung war sehr amerikanisch, ein Burger mit einem gegrillten Hendlfilet, Bacon und holländischer Sauce.


Im Anflug auf O'Hare vor der Überquerung des Lake Michigan.
Das Terminal 5 wird momentan umgebaut und ist eine Baustelle. Der Ausstieg erfolgte fast im Hauen und Stechen, die Crew hielt die Passagiere aus der Y nicht zurück bis die C ausgestiegen war.
Fazit: United würde ich für Geld in C eher nicht buchen, kenne das LH-Produkt auf gleicher Strecke zwar nicht, aber noch dreckiger wird es kaum sein...
Vom Finger bis zur Einreise dauerte es 25 Minuten, auch hier keine Fragen zum Super Team. Koffer war am Band, Zollkontrolle fand bei mir nicht statt. 45 Minuten nach dem Ausstieg saß ich in der Blue Line (ganz schönes Gegurke ist das in die Innenstadt). Wetter Top, leicht über dem Gefrierpunkt und strahlend blauer Himmel.


Im AirBNB in East Village. Der Gasraumheizer hat einen Lärmpegel wie ein alter atmosphärischer 300-kW-Gaskessel aus den 80ern.
Februar ist für Chicago keine Hauptsaison und es waren genug Hotelzimmer frei, habe mich dennoch für ein AirBNB entschieden. Preislich vergleichbar, mehr Platz, nicht direkt im Zentrum, wenn ich tagsüber zurückkomme ist nicht grad zufällig die Reinigungsdame zu Gange... meine ersten Erfahrungen mit dem Portal waren auch wieder 2011 in den USA, als man bei den Leuten noch zu Hause übernachtetet und mit den Gastgebern in Kontakt kam. Das ist mittlerweile leider nicht mehr so.

Jetzt hole ich mir ein amerikanisches Abendmahl und werde zu Bette gehen. Morgen... mal sehen.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Aus dem Abendmahl wurde nichts - bin eingeschlafen, erst um Mitternacht wieder aufgewacht und habe bis morgens vor mich hingedöst.



Der erste volle Tag begann mit einer Verspätung auf der Blue Line. Also wieder raus aus der schmuddeligen Ubahnstation und den 56er Bus von Division in's Zentrum genommen. Mit dert 24-Stunden-Karte für 5 Dollar kein Problem.



Die Busse der CTA haben eine andere Sitzaufteilung als die deutschen Nahverkehrsbusse. Bei zwei Kinderwägen wird's schon eng,



Am Ogilvie Transportation Center bin ich raus und die paar Blocks in Richtung Union Station gelaufen. Der Sears Tower steckte zeitweise in den Wolken.



Bei Arturo Express in der Canal Street gab's ein schnelles Frühstück aus einem Italian Sandwich (Chicken und Parmesankäse mit Tütchendressing) sowie einem Filterkaffee im Pappbecher mit Deckel, 14 Dollar. Der Laden war um die Uhrzeit fast leer.



Ein schnelles Foto in der Union Station, ein paar Amish warteten auf ihren Zug, sonst war hier nicht viel los.



In der Stunde darauf bin ich durch das Zentrum gelaufen, hier das Gebäude des Board of Trade, Es war kalt und windig, aber auszuhalten. Viel los war nicht, die meisten Geschäfte öffnen erst um 10 Uhr.



Panorama vom Millennium Park aus. Der Jahreszeit entsprechend war es kalt und grau.



Die "Bohne" welche eigentlich Cloud Gate heißt ist momentan nicht zugänglich, der Bereich drumherum wird saniert.



Nach einem Kaffee beim Ausbeuter mit der Nixe buchte ich kurzentschlossen eine Bootsfahrt mit Wendella, 90 Minuten Architektur-Schifferlfahrt für 44 Dollar. Sammelpunkt ist beim Wrigley building an der DuSable-Brücke. Ab dort geht es eineinhalb Stunden über den Chicago River.



Die Klappbrücke in der Mitte, die Chicago & Northwestern Railway Bridge, gehört der Union Pacific und bindet keine Nutzer mehr an, wird aber jährlich einmal heruntergelassen und auf Funktion geprüft.



Der Guide hat die ganzen 90 Minuten durchgeredet, unterbrochen von ganz kurzen Pausen in denen ein Schluck Kaffee inhaliert wurde. Sehr unterhaltsam und informativ, keine Wiederholungen.



Wendepunkt im Süden war die Amtrak South Branch Bridge.



Vor dem Abschluss ging's bis zum North Pier und an die Mündung in den Lake Michigan. Die Tour kann ich empfehlen, es gibt auch eine Rundfahrt in 60 Minuten, könnte auch reichen.



Nach der unterhaltsamen aber kalten Zeit auf dem Oberdeck hatte ich mangels Mittagessen doch Hunger und lief die Magnificent Mile hinauf, zu Gino's. Hier standen doch einige Bettler auf dem Trottoir, mit und ohne Kinder, mit Pappkartons auf welchen um Unterstützung gebeten wird. So ist das auch bei dem Target in der Nähe meiner Unterkunft, davor stehen Leute und bitten um Lebensmittelspenden.



Inklusive Trinkgeld 50 Dollar für eine kleine Deep Dish mit einem Bier.



Ob es da jetzt 25% Trinkgeld gebraucht hätte oder zwei, drei Dollar weniger gereicht hätte, geschenkt. Finde es trotzdem relativ teuer für ein Produkt aus einfachen Zutaten. Gut war es, die Sitze im Ginos sind ganz schön durchgesessen, übertrieben gesagt ist die Tischkante schon fast am Hals wenn man da sitzt. Hatte mich bei der Bestellung zudem vertan und bekam eine sehr pikante Pizza, nicht zu pikant, aber die Folgen durfte ich schon spüren.



Schnellste Verbindung zurück zur Unterkunft war mit dem 66er Bus. Der war bumsvoll, zwei Kinderwägen und ein Rollator, Ausstieg nur durch rauskämpfen möglich, Busfahrer fährt los bevor alle ausgestiegen sind, Busfahrer wird beleidigt, schreit zurück, andere Fahrgäste stimmen in das Geschrei ein.



Die Nachbarschaft ist in Ordnung aber nicht die Feinste, habe Geld abgehoben und in der Automatenfiliale der Bank of Amerika roch es nach Marihuana und Urin.



Die Unterkunft bietet einen Espressokocher, vom Vermieter gestellt wurde ein Starbucks-Kaffee welcher totgeröstet war. Mit viel Milch war der dann schon genießbar. Abendessen habe ich verpennt, um 17 Uhr kurz hingelegt, Wecker gestellt, Wecker klingeln lassen und ausgeschalten, um Mitternacht aufgewacht, angefangen in Buchheims "Die Festung" zu lesen, eingeschlafen, um sechs wieder aufgewacht.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Neuer Tag, neues Glück mit der Blue Line. Dieses Mal fuhr sie, bis zur Station Washington, von dort erreicht man zu Fuß den Bahnhof "Millennium" der Metra bzw. South Shore Line. Ziel: Das Museum of Science and Industry. Der Loop an einem Samstagmorgen, ausgestorben bis auf so manchen Obdachlosen.



Einladend ist der Stationsbereich der Millennium = Randolph Street Station nicht, es stehen einige Läden leer. Mir ist auch im ganzen Zentrum der Leerstand aufgefallen.



Der Bahnhof der South Shore Line. Düster und nicht angenehm. Die hat am Wochenende ausgedünnten Verkehr, musste mich erst orientieren und habe dann aber zur Metra gefunden. Fahrpreis nach 57th Street waren 3,25 USD.



Die Metra-Bahnsteige sind auch ein dunkles Loch, am Perron selbst keine Anzeigen, nur oberhalb im Sperrengeschoss. Der Zug fuhr ein, alle Fahrgäste wurden herausgeschmissen, die Türen geschlossen und erst nach Kontrolle des Zuges wieder geöffnet.



Für Doppelstockwagen ein interessantes Konzept: Die obere Etage hat in der Mitte nur eine Gepäckablage und keinen Gang. Es gibt zu jeder Seite eine Treppe. Die Vierergruppen im unteren Bereich haben so wenig Fußraum dass da doch gar keine vier Leute Platz haben, wie in der Münchner Trambahn, aber vielleicht sitzt man sich in der Metra auch gar nicht gegenüber. Fotos nach außen machen war aufgrund der grün getönten Scheiben wenig erfolgversprechend, an einigen Stationen konnte nur vorne ausgestiegen werden was der Kondukteur erklärte, der nuschelte ganz schön unverständlich in sein Mikrofon hinein. Fahrzeit waren ca. 20 Minuten.



Grund für den Museumsbesuch: Das einzige erhaltene deutsche Uboot vom Typ 9, U-505, 1944 von den Amerikanern aufgebracht und nach eingehendem Studium 1954 nach Chicago in's Museum geschleppt. Zu den 24 Dollar Eintritt kommen nochmal 18 Dollar für die Führung im Uboot, separat zu buchen, vier- bis fünfmal die Stunde in Gruppen von zehn Personen. In Bremerhaven kostet die Besichtigung der "Wilhelm Bauer" vier Euro, nicht dran denken!
Vor dem Tauchgang hatte ich mir noch einen Kaffee mit Donut (8 Dollar) besorgt und im Liveticker den ersten Wertungsdurchgang des Skispringens der Herren in Willingen verfolgt, der war so wild wie das spätere Endergebnis. Wenn die Wettervorhersage für Lake Placid so bleibt wird das am kommenden Wochenende wieder eine Windlotterie.



Ein imposantes Gerät. Durch Zufall hatte ich einen "privaten" Guide, einen Museumsführer dessen Tochter in Deutschland lebt, der selbst einigermaßen Deutsch spricht und sich SEHR darüber freute mal wieder die ganzen schönen Wörter wie Kompressor, Torpedovorhalterechner, Wintergarten, Zaunkönig etc. anzubringen.



Der Dieselmaschinenraum von U-505. Die Tour dauert ca. 20 Minuten. Das Innere erreicht man über zwei in den Druckkörper geschnittene Eingänge. Ein Mitbesucher der Tour kannte sich wohl recht gut mit amerikanischen Ubooten des 2. Weltkrieges aus und erklärte seiner weiblichen Begleitung ausführlich die Unterschiede, wofür aber nicht viel Zeit blieb. Die Führung ist schon knapp gehalten, die nachfolgende Gruppe saß uns auf der Pelle.



Der Kompressor wurde ausgebaut und ist inklusive Typenschild erhalten.



Im obersten Geschoss des Museums hängt eine Ju-87 "Stuka". Mit Ausnahme des Uboots würde ich das Museum allerdings nicht empfehlen: Sämliche interaktiven Parts wie Simulatoren muss man extra dazubuchen. Die Darstellungen im allgemeinen Teil sind entweder auf Kinder zugeschnitten oder sehr "klassisch", soll heißen veraltet. Diverse Exponate hinter Plexiglas mit ein paar Schildern.



Was mit dem halben Tag anfangen? Oh, da gibt es ja in der Nähe noch ein Museum, in Laufweite und Mittag ist auch. Da hinten kann man über dem Cornell Drive die im Bau befindliche Presidential Library von Barack Obama erkennen.



Als Stärkung gab es ein Fried Chicken Sandwich im Medici on 57th, inklusive Dosengetränk und Trinkgeld 25 Dollar.



Man befindet sich hier schon auf dem Campus der University of Chicago, an jedem Eck finden sich diese Notfernsprecher. Kenne mich mit dem US-amerikanischen Bildungssystem nicht so gut aus und habe nun gelernt dass die U of C eine der großen privaten Universitäten des Landes ist.



Der Campus ist im Sommer bestimmt noch hübscher als im kahlen Winter.



Ziel war das Museum im orientalischen Institut. Anstatt eines festen Eintrittspreises gibt es eine empfohlene Spende von zehn Dollar. Ein besonderes Exponat ist der Lamassu aus Dur Scharrukin in Assyrien, eine fünf Meter hohe, aus Gips gefertigte Statue einer Schutzgottheit.



Beeindruckend fand ich auch diese kleine Stele: So wurde vor Jahrtausenden Text überliefert. Die Arbeit kann man sich gar nicht vorstellen.



Eine Statue von Pharao Tutanchamun aus der 18. Dynastie. Alles Raubkunst kann man da jetzt sagen, wer sich erinnert wie der IS mit Bulldozern in Ninive gewütet hat ist aber vielleicht wie ich froh über die Möglichkeit solche Schätze besichtigen zu können.



Die Rückfahrt in die Unterkunft war ein ganz schönes Gegurke. Erst zum 55er Bus gelaufen und den Umstieg in Garfield in die Green Line knapp verpasst (meine Tagekarte für die CTA war mir davongeflogen, lief ihr nicht besonders geschickt nach), anstatt der angezeigen acht Minuten habe ich dann zwanzig Minuten auf die hübschen Blechdosen mit Rädern gewartet und musste in Clark/Lake noch in die Blue Line umsteigen. Vom Museum aus hat es über eine Stunde gedauert.

Abends habe ich es tatsächlich dann einmal rausgeschafft, zu Popeye's Louisiana Kitchen, schmeckt wie KFC, die Pommes sind aber besser. Jetzt zuzele ich an einem Pabst und werde morgen mit dem Zug auf einen Tagesausflug nach Milwaukee fahren. Bin am überlegen auf dem Weg nach Lake Placid das Museum der Air Force in Dayton mitzunehmen, auf der ursprünglich geplanten Route über Grand Rapids gäbe es das Museum von Gerald Ford und das US-Uboot der Gato-Klasse in Muskegon hat Dienstag und Mittwochs nicht offen... hmm.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Das Air Force Museum kann ich wärmstens empfehlen. Siehe hier:

Danke, Entscheidung ist gefallen. 2011 bin ich mit dem Auto Chicago - Cincinnati - Columbus - Cleveland - Washington D.C. gefahren und kann nicht mehr nachvollziehen warum das Museum damals nicht besucht wurde. Hatte aber noch kein Smartphone und war auch nicht so organisiert wie heute, vielleicht lag es daran 🤔

Also:
6. Fahrt Chicago - Indianapolis - Dayton
7. Air Force Museum, am Nachmittag Weiterfahrt in Richtung Cleveland.
Am 9. sollte ich gegen 16 Uhr in Lake Placid sein.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 4.



Anstatt dem dunklen Starbucks-Kaffee gibt es nun einen Blend von Dunkin Donuts, der ist gar nicht so schlecht. Wird während dem Schreiben des Berichtes gerade mit einem Chicago Flatbread verzehrt. Wollte erst Folgers kaufen weil the best part of waking up is Folgers in your cup, gab's nur in der ganz großen Vorratspackung und für die paar Tage in Chicago ist das dann doch zu viel.



Die Ankunftzeiten der Ubahn sind schon willkürlich, so mein Eindruck. Am Bahnsteig wird "Forest Park 5 min" angezeigt, ich warte aber zehn Minuten. Die Zeitangabe auf der Abfahrtstafel wird dynamisch angepasst. In der Ubahn schlafen Leute, mit Decken oder in ganz unblichen Körperhaltungen.



Ziel: Die Station Clinton, von dort sind es zwei Blocks bis zur Union Station. Der Sears Tower sticht in den klaren Morgenhimmel. 2011 hatte mir ein Guide beim Hop-on-hop-off-Bus erklärt dass das immer der Sears Tower bleiben werde, da fühle ich mich dran gebunden.



Am Schalter wurde ein Billet zu 24 Dollar für den Hiawatha um 8.30 Uhr nach Milwaukee erworben. Die Tickets sind personalisiert und man muss seinen Namen angeben, welcher im Zug aber nicht mit einem Ausweisdokument abgeglichen wurde.



Die Zeit bis zur Abfahrt verbrachte ich im Concourse, es gibt einen Food Court mit Schachtelwirt, Ausbeuter und Sburro's. Zutritt zu den Bahnsteigen ist erst 15 bis 20 Minuten vor der Abfahrt möglich.



Die Bahnsteige der Union Station befinden sich unter dem 222 South Riverside Plaza. Barrierefrei ist der Einstieg nicht.



Die Fahrt war mit 90 Minuten angesetzt, verzögerte sich aber um zehn Minuten aufgrund eines verzögerten Gegenzuges. Die Sitze sind komfortabel, es gibt Steckdosen, der Hiawatha dürfte zu ca. 60% belegt gewesen sein.



Kurz vor der Einfahrt in die Milwaukee Intermodal Station. Die Scheiben waren leider total verdreckt und vernünftiges fotografieren nicht möglich.



Herzlich Willkommen in Milwaukee an einem Sonntag um zehn Uhr morgens! Bewölkt bis heiter, zwei Grad plus, trocken.



Die Milwaukee Tool Company ist ein traditionsreicher Hersteller von Elektrowerkzeugen aller Art und schon seit Jahren zu einem chinesischen Konzern gehörig. Der Hauptsitz ist im westlichen Vorort Brookfield, die Niederlassung in der Stadt hatte am Sonntag geschlossen. In meiner ersten Firma wurde mir eine Schlagbohrmaschine von Milwaukee gestellt, so wie die durch mich geschunden wurde und brav ihren Dienst versah, kein schlechtes Produkt.



Links das 1928 erbaute Hilton Hotel, rechts das Wisconsin Center, wird momentan erweitert.



In Japan gab es in den 1950ern eine Werbekampagne der Sapporo-Brauerei, Sapporo wurde dort aufgrund seiner Lage am 45. Breitengrad in eine Reihe mit den beiden anderen großen Bierstädten München und Milwaukee gestellt. Mir ist dieses Dreigestirn außerhalb Japans nie begegnet, in Japan ist diese Verbindung aber nach wie vor bekannt. Wäre auch ein schöner Titel für den Reisebericht gewesen.



Das 1895 erbaute Rathaus von Milwaukee, an einem Sonntag leider nicht besuchbar.



Die ursprünglich 1847 erbaute katholisch St.-Johannes-Kathedrale am Cathedral square. Anhand der gut angezogenen Leute welche zur Türe strebten stand die heilige Messe bevor, ich habe auf einen Besuch des Inneren daher verzichtet.



Solomon Juneau war der erste Bürgermeister Milwaukees, im Sommer gibt es im Park oberhalb des Lake Michigan einen Biergarten.



Der Fünf-Sterne-General Douglas MacArthur besuchte in Milwaukee die Highschool, seine Statue rostet ein bisserl vor sich hin. Auf den Wiesen tummelten sich viel Gänse und die Bereiche abseits der Wege waren, vorsichtig ausgedrückt, stark verkotet. Neben dem Bier noch eine Verbindung zu Japan, der General hat dort deutliche Spuren hinterlassen.



Die Skyline vom Denkmal aus gesehen, links das Museum of Art sowie das War Memorial Center. Auch dort gibt's zur wärmeren Jahreszeit einen Biergarten.



Nach den gelaufenen Meilen machte sich mein Magen bemerkbar, Google versprach ein Reuben Sandwich im "Wicked Hop", leider war Brunch-Zeit und es gab kein Reuben. Dafür aber ein Croque Madame aus gezupftem Kassler, Greyerzer und Senf. Als Beilage leicht versalzene Bratkartoffeln. Da der Andi Wellinger in Willingen noch einen zweiten Sprung rausgehauen hatte durfte es ein "Lager" dazu sein, in einem Glas ohne Schaum leider nicht besonders attraktiv serviert. Croque und Bier beliefen sich auf 28 Dollar mit Trinkgeld.



Im nebenan gelegenen Public Market gab's noch einen Kaffee, die Sonne war herausgekommen und bestes Wetter, der Market voll mit Leuten. Im EG gibt's diverse Läden, Verzehr ist im Obergeschoss an Tischen möglich.



Die Idee das Public Museum zu besuchen verwarf ich, wollte keine 28 Dollar ausgeben. Hier das nebenan gelegene Milwaukee County Courthouse. Finde diese riesigen Verwaltungsgebäude in verhältnismäßig "kleinen" Städten schon beeindruckend.



Für was ist Milwaukee außer Elektrowerkzeug und Bier noch bekannt? Genau, für Motorräder. Hierzu muss man zurück zur Intermodal Station und einmal über den Menomonee River, am Downtown Post Office vorbei.



Habe selbst keinen Motorradführerschein und hätte das Harley-Museum auch nicht besucht, wäre es nicht direkt neben dem Bahnhof gelegen.



Neben dem Museum gibt es noch ein Outlet, einen Souvenir Shop (habe ein T-Shirt als Geschenk für einen Freund erworben) und ein Restaurant.



Die Besucher waren überwiegend männlich, habe auch deutsch vernommen.



Bis zur Abfahrt des Hiawatha nach Chicago um 15 Uhr war Zeit, genug Zeit um noch einen Kaffee an der Bar des Restaurants einzunehmen. Im Pappbecher mit Plastikdeckel bei Verzehr in der Lokalität, das kann man jetzt lustig oder absurd finden. Werde dran denken wenn ich in Deutschland dann wieder an einem Papphalm herumkaue.



Zum Kaffee gab es ein Ice Cream Sandwich, ein typisch amerikanisches Dessert, schmeckt nur süß, Portion groß, Diabetes Mellitus kommen kann und wird. Mir war danach tatsächlich nicht so ganz wohl. Kaffee und Dessert kamen mit Trinkgeld auf 17 Dollar.



Zur Intermodal Station muss man vom Museum über die Autobrücke, rechts der Bahnhof, links eine örtliche Kaffeerösterei welche ich aufgrund der Schlange dann nicht besucht habe, es waren zehn Leute vor mir und die Abfertigung lief zäh.



Wieder 24 Dollar für ein Rückfahrbillet nach Chicago. Boarding war um 14:45 Uhr, davor konnte man sich in einer Schlange einreihen.



Sitzaufteilung in einigen Waggons war 1 - 2, von der Breite mit der 1. Klasse im ICE vergleichbar. Es gab wieder eine kleine Verspätung, anstatt um 16:30 Uhr kam der Zug erst um 16:45 in Chicago an.



Fotografieren ging auf der Rückfahrt auch nicht viel besser als auf der Hinfahrt, hier ein Blick auf Downtown Chicago.



Ausstieg an der Union Station nur an Türen mit Schaffner, es dauert einige Minuten bis sich die Schlange im Gang aufgelöst hatte. Die verhältnismäßig kurze Strecke von 138 km wird mit schweren Diesellokomotiven und Waggons gefahren. Die Lokomotive alleine dürfte schon so viel wiegen wie ein in Deutschland auf vergleichbaren Strecken eingesetzter Stadler Flirt 3.



Was liegt fast direkt neben der Union Station? Genau, der Sears Tower. Der Himmel war klar, also die Chance genutzt.



Nun dauert es aber bis nach oben, zumindest mit einem normalen Ticket für 42 Dollar. Man bekommt eine Zeit zugewiesen, in meinem Fall 17:30 Uhr (Einlass ab 17:15 Uhr), musste also noch zwanzig Minuten warten. Einer Sicherheitskontrolle folgt ein Bereich mit Infos über die Geschichte Chicagos, einem Ubahnwaggon zum Fotos machen, mehrere Displays mit berühmten Chicagoanern wie den Obamas oder Oprah Winfrey. Alles darauf getrimmt sich selbst mit diesen zu fotografieren. Vor dem Aufzug musste man erneut anstehen, auf dem Skydeck war ich um 17:35 Uhr.



Mittlerweile war es leider bewölkt.



Mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages ergab sich eine tolle Stimmung.



Die Seite zur Union Station ist nur noch über "The Ledge" zu erreichen, Glaskästen welche über die Fassade hinausragen. Ohne Express-Eintritt muss man da erneut anstehen, habe ich mir gespart. Auch am Aufzug nach unten war wieder anstehen angesagt. Ich fand 42 Dollar zu teuer, die Aussichtsplattform im Hancock Center kostet mittlerweile allerdings auch 30 Dollar.



Am Board of Trade Building vorbei ging's zur Station Jackson an der Blue Line, die ist über einen Tunnel mit der Station Monroe verbunden.



Zurück in Division: Cheeseburger mit Pommes und einem Getränk bei Lawn Craft Burger, 18 Dollar. Würde in München bei Ruff's 19 Euro kosten. Die Pommes waren nicht so gut, ziemlich fettig, der Burger war super.

Nun habe ich noch einen Tag in Chicago. Werde erstmal die Waschmaschine anschmeißen und mich dann aufmachen ein Reuben Sandwich suchen. Das geht mir seit gestern nicht mehr aus dem Kopf.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 5.

Mir taten nach dem gestrigen Ausflug ein wenig die Füße weh, habe den Tag entspannt angehen lassen und eine Ladung Wäsche gewaschen. Wenn der Motor der Trommel lief flackerte das Licht in der Wohnung.



Das verpasste Reuben-Sandwich ging mir nicht aus dem Kopf, eine gute Adresse hierfür ist die "Corned Beef Factory" im Fulton Market. Achtung, Öffnungszeiten 06 - 15 Uhr.



Sandwich und Getränk aus dem Styroporbecher (!) für 19 Dollar. War gut, noch besser würde es mit einem etwas festeren Roggenbrot. Das hier sah aus wie mit 610er Nudelmehl gemacht. Jaja, fährt extra dahin und macht auch noch Verbesserungsvorschläge.



Der Fulton Market ist ein nettes Eck. Viele Cafes und Restaurant.



Dem Reuben folgte ein Cappuccino bei "Sawada Coffee" in der Green Street. Da wäre ich fast in die Tip-Falle getappt, die nehmen kein Bargeld und das Terminal wollte zunächst eine Gratuity vorschlagen. Das Cafe teilt sich die Lokalität mit den "Green Street Smokers", einem Barbeque-Restaurant in welchem man klassisch per Gewicht oder per Stück (bei Hendl oder Würsten) einkauft. Mmh, verführerisch, aber passt zum Kaffee nicht. Der war hier immerhin aus dem Pappbecher.



Bin dann schon zurück in die Unterkunft und habe noch einen Abstecher in die Ohio Street gemacht, das Diner "Ed Debevic's" war 2011 in River North, wurde zwischenzeitlich plattgemacht und durch ein Wohnhaus ersetzt. Markenzeichen ist der ironisch-unfreundliche Service, vor 13 Jahren sind wir da am zweiten Tag in Chicago unbedarft reingelaufen und waren total entsetzt ob das dieser berühmte freundliche Service in den USA sein soll. "Eat and get out" :D



Die Damen hatten keine Tanktops an. Möglicherweise der kalten Jahreszeit geschuldet?



Abends gab es einen Burrito bei "La Pasadita" an der CTA-Station Division. 19 Dollar (ohne Getränk). Den Bewertungen auf Google nach viel zu teuer, ich wollte nicht weit laufen und hatte noch nie einen richtigen Burrito gegessen. Sehr fein. Eine kleine Sauerei beim Essen und den Dampf der Dunstabzugshaube riecht man in der gesamten Nachbarschaft. Müsste auch gut selbst machbar sein, das waren 95% Carne Asada, eine Handvoll Petersilie und ein paar Zwiebeln.

Mittlerweile bin ich in Dayton und habe gerade für zwei Dollar Luft im rechten vorderen Reifen meines Mietwagens aufgefüllt. Stattt 36 waren 29 PSI drin, Druck wurde bei der Übergabe nicht geprüft, hoffe dass sich das damit erledigt hat. Habe bei einer Sichtkontrolle nichts am Reifen feststellen können und auch keine Lust auf eine Diskussion mit AVIS.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 6.

Ab heute war der Mietwagen reserviert, um nicht nach O'Hare hinausschippern zu müssen im Stadtzentrum an der Station Clark/Lake. Drei Ubahnen musste ich passieren lassen, in der vierten war dann endlich Platz. Da wäre ich schneller in O'Hare gewesen.
Der Mitsubishi Outlander (ca. 25 Meilen Pro Gallone also etwa 12 Liter pro 100 km?) war innen sauber, außen nicht. Erstmal die Spiegel gereinigt. Die Ausfahrt aus der engen Tiefgarage nicht so einfach. Riesenschiff mit Plugin-Hybrid.



Verwirrt durch Downtown Chicago auf den Interstate geeiert, erstes Ziel: Indianapolis.



Das Navi lotste mich über den Skyway nach Indiana, Maut 7,20 USD. Später noch einmal 4,20 USD sowie 1,70 USD für die Indiana Toll Road. Kann alles bar bezahlt werden, meine Kreditkarte wurde an den mit Menschen besetzten Schaltern nicht akzeptiert.



Beim Starbucks in Gary, Indiana. Sechs Leute hinter dem Tresen, Tassen aus Keramik nur zum Kauf als Andenken.



An der Kankakee Rest Area in Roselawn, Indiana. Saubere Raststätte mit sauberen, kostenlosen Toiletten. Hätte ich wirklich nicht erwartet. Überhaupt gab es auch an den Bahnhöfen in Chicago öffentliche Aborte ohne Zuzahlung bei Benutzung.



Mittagsimbiss bei Steak n Shake, hier bin ich den Großteil meines Kleingeldes losgeworden. Doppelter Cheeseburger mit Pommes und einem Wasser, 9,7x USD.



Indianapolis nennt sich selbst Racing Capital of the World, parken ist am Straßenrand gut möglich, man gibt die Nummer des Parkplatzes in einen Automaten ein und bezahlt mit Kreditkarte oder Münzen. 1,75 USD pro Stunde. Es gingen die verbliebenen Dimes hinein, für eine Stunde Zeit.



Downtown Indianapolis. Rechteckig angelegt, breite Straßen, großzügige Parkflächen. Der öffentliche Nahverkehr wird mit Bussen abgewickelt. Richtig amerikanisch.



Das Indiana Statehouse, Besichtigung im Rahmen einer geführten Tour möglich (nicht gemacht).



Der Bereich um das Soldiers and Sailors Monument wird gerade saniert. Errichtet hat man das Denkmal für die Gefallenen "Hoosier" von Unabhängigkeits- bis Sezessionskrieg.



Das War Memorial wurde für die Gefallenen des ersten Weltkriegs errichtet, kann besichtigt werden, leider nicht an einem Dienstag.



Vom Denkmal hat man einen schönen Rundumblick über Downtown "Indy". Viel los war nicht. Indiana ist einer der Staaten welche kein Nummernschild auf der Frontseite des Autos vorschreiben.



Auf dem Weg nach Dayton, Ohio. Die Qualität der Interstates ist teilweise echt holprig, immer wieder Baustellen mit reduzierter Geschwindigkeit von 55 mph.



Angekommen in Ohio. Fahren ist mit Tempomat sehr angenehm, der Outlander hat einen Spurhalteassistenten. Amerika so zu bereisen macht Spaß, hier und da mal abfahren, Kaffee trinken, was essen und dann gemütlich weiterrumpeln. Das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer ist nicht aggressiv, musste mich öfter an Interchanges mal konzentrieren um die Abfahrt nicht zu verpassen und war langsamer unterwegs, da hing keiner hinter mir und blendete auf weil's pressierte.



Im von @cas_de empfohlenen Steakhaus "Pine Club" in Dayton. Inkl. Tip 72 Dollar für ein 16 oz Strip Loin mit Kartoffel, Salat, Gemüse und Brot. War den Preis auf alle Fälle Wert, ein wirklich tolles und perfekt zubereitetes Stück Fleisch. Wagyu ist mir zu fett, aber so etwas hier, mmh... könnte ich jeden Tag essen.
War danach noch beim Supermarkt ("Kroger", diese Elektroeinkaufswägen für die Leute welche nicht so gut laufen können gibt's ja wirklich), tanken und Luft nachfüllen. Ich hoffe dass sich die Warnmeldung der Reifendrucksensoren damit erledigt hat, sonst bleiben drei Optionen:

- Nachfüllen bis New York, nervig. Vor allem nicht immer kostenlos. An allen vier Reifen fehlen die Ventilkappen, vielleicht liegt's ja daran. Sollten in einem Zubehörgeschäft für Autoteile erhältlich sein.
- Den Reifen prüfen und auf eigene Kosten reparieren lassen, 50 bis 70 Dollar.
- AVIS anrufen welches mich zu einer Werkstatt schicken und den Schaden bezahlen lassen. Wird mir für die nächsten Anmietungen eine Lehre sein, man muss einfach alles Durchsehen und nicht schnell schnell losfahren.
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
7.158
3.077
Z´Sdugärd
Was ich bisher (zuminderst in Michigan) gemerkt hab: Selbst "normale" Toiletten (also ohne Rastplatz) sind an den Highways in deutlich besserem Zustand als in D.

Und BTW (auch wenns jetzt schon zu spät ist), um die grossen Seen empfiehlt sich immer ein Abstecker im Airzoo: https://www.airzoo.org/ Kann man dann auch (sofern man sich damit identifizieren kann) in eines der tollsten Automuseen in Nord Amerika gehen: https://gilmorecarmuseum.org/
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Was ich bisher (zuminderst in Michigan) gemerkt hab: Selbst "normale" Toiletten (also ohne Rastplatz) sind an den Highways in deutlich besserem Zustand als in D.

Das ist auch in Ohio oder Upstate New York so. Auch an Tankstellen der Autohöfe entlang der Strecke. Hat mich wirlich positiv überrascht.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 7.



Guten Morgen aus Dayton, Ohio. Gebucht war das Comfort Inn in der Nähe des Museums, nicht das erste Haus am Platze aber für 106 USD inkl. Frühstück voll in Ordnung. Die Morgenspeise gab es nur von Einweggeschirr mit Einwegbesteck, das Toastbrot war extra in Zip-Beutel verpackt. Da werde ich dran denken, wenn in Deutschland ab Mai beim Schachtelwirt wieder an Pappstrohhalmen gesaugt werden muss.



Einen großen Bilderbogen zum Museum werde ich euch hier nicht bieten können, da gibt es genug andere Möglichkeiten im Web, Youtube, bei @cas_de ... die Flugzeuge sind auch fast immer nicht so positioniert dass man da tolle Fotos machen kann (was ich sowieso nicht könnte). Pünktlich zum Einlass im ersten Hangar (Haben Sie Waffen oder Messer dabei? Nein? Dann viel Spaß!) war ich gegen zwölf wieder draußen, habe bei weitem nicht alle Tafeln genau studiert (die Präsentation ist auch hier eher klassisch, mit Texttafeln und großen Bildern, wenig Interaktives) und nur das im Detail was mich persönlich interessiert, aber: Hui. So ein Museum kann man sich wirklich nicht vorstellen und muss man gesehen haben. Was da alles drin herumsteht! Allein die Laufwege um alle Exponate zu sehen! Unbedingte Empfehlung, wer mal in die Gegend kommt, ansehen. Es war ein Tag mit wenig Besuchern, zeitgleich fand im letzten Hangar noch eine Konferenz statt, die herumlaufenden Guides hatten dementsprechend wenig zu tun, wäre man bei jedem nur eine Viertelstunde stehen geblieben, die Öffnungszeit hätte nicht gereicht.



Mein persönliches Highlight war: Der B1-Lancer. Die Dimensionen dieser Kiste erfährt man erst wenn man direkt daruntersteht. Auch optisch ein attraktives Fluggerät. Bei den Messerschmitt-Flugzeugen wurde ich ein bisschen sentimental, mein Großvater hat ab 1935 in Augsburg eine Lehre als Flugzeugschlosser gemacht und oft aus der Zeit im Werk erzählt.



Im letzten Hangar gab es an einer Gemini-Kapsel einen Sticker mit einem Hinweis auf das Armstrong-Museum. Das lag fast auf dem Weg, also nichts wie hin.



Der Mittagsimbiss wurde bei Waffle House eingenommen. Kannte ich nur aus der Berichterstattung über tropische Wirbelstürme, weil die angeblich immer offen haben. Kulinarisch jetzt kein Hochgenuss, die Hashbrowns waren total fad und mussten nachgewürzt werden, das Steak-Bacon-Sandwich dafür etwas stärker gesalzen als es meine Geschmacksnerven gewohnt sind. Aber: Geschirr und Mehrwegbecher! Und sechs Angestellte auf vielleicht 50 Sitzplätze. So ein bisschen erinnert mich das an Japan, da ist auch immer eher mehr Personal da als zu wenig.



Wapakoneta / Ohio ist der Geburtsort Neil Armstrongs. Dieser blieb seinem Heimatort Zeit seines Lebens verbunden.



Die Präsentation ist klassisch bis veraltet, es gibt viele Originalexponate und ein Planetarium in welchem ein Film über die Mondlandung in Dauerschleife läuft. Für zwölf Dollar schon in Ordnung, der Shop ist eine kleine Goldgrube, dort werden Stoffaufnäher aller (!!) bisherigen Weltraummissionen der NASA (inkl. ISS) verkauft. Die Aufkleberauswahl ist nicht ganz so groß, für meinen Bruder erstand ich einen von Apollo 11, der hatte so eine Zeit, da wurde die Beendigung des morgendlichen Besuches auf dem Lokus ungefragt mit "Der Adler ist gelandet" kundgetan.



Hatte noch kein Hotel für den Abend gebucht und einem kurzen Besuch bei der Ridgid Tool Company in Elyria (unangekündigte Besuche eher schlecht, sind nicht drauf vorbereitet aber wollten den Namen meines Fachhändlers in Deutschland wissen, der wird sich wundern) folgte ein Kaffee beim Ausbeuter sowie die Hotelbuchung. Das Holiday Inn Cleveland South - Independence war mit 150 USD/Nacht etwas teurer als geplant, die günstigeren Hotels hatten aber durchgehend miese Bewertungen und mit dem Autofahren langte es mir für den Tag dann auch. Mit Umwegen waren es doch fast 300 Meilen gewesen. Das Hotel ist in Ordnung, die Rezeption wird umgebaut und ist auf einen Campingtisch ausgelagert. Abendessen beim Outback Steakhouse nebenan. Preislich 2/3 vom Pine Club, Qualität vielleicht ein Drittel, Steak durch das eigene "Seasoning" hart an der Grenze zum versalzen sein.
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
7.158
3.077
Z´Sdugärd
Ich persönlich finde diese gehaltvolle und abwechslungsreiche Frühstücksernährung in den USA immer wieder faszinieren. Mein Frühstück hat regelmässig mehr CO² erzeugt als mein Auto mit einer Tankfüllung ;)

52220951143_453548c180_b.jpg
 

cas_de

Erfahrenes Mitglied


Einen großen Bilderbogen zum Museum werde ich euch hier nicht bieten können, da gibt es genug andere Möglichkeiten im Web, Youtube, bei @cas_de ... die Flugzeuge sind auch fast immer nicht so positioniert dass man da tolle Fotos machen kann (was ich sowieso nicht könnte). Pünktlich zum Einlass im ersten Hangar (Haben Sie Waffen oder Messer dabei? Nein? Dann viel Spaß!) war ich gegen zwölf wieder draußen, habe bei weitem nicht alle Tafeln genau studiert (die Präsentation ist auch hier eher klassisch, mit Texttafeln und großen Bildern, wenig Interaktives) und nur das im Detail was mich persönlich interessiert, aber: Hui. So ein Museum kann man sich wirklich nicht vorstellen und muss man gesehen haben. Was da alles drin herumsteht! Allein die Laufwege um alle Exponate zu sehen! Unbedingte Empfehlung, wer mal in die Gegend kommt, ansehen. Es war ein Tag mit wenig Besuchern, zeitgleich fand im letzten Hangar noch eine Konferenz statt, die herumlaufenden Guides hatten dementsprechend wenig zu tun, wäre man bei jedem nur eine Viertelstunde stehen geblieben, die Öffnungszeit hätte nicht gereicht.



Mein persönliches Highlight war: Der B1-Lancer. Die Dimensionen dieser Kiste erfährt man erst wenn man direkt daruntersteht. Auch optisch ein attraktives Fluggerät. Bei den Messerschmitt-Flugzeugen wurde ich ein bisschen sentimental, mein Großvater hat ab 1935 in Augsburg eine Lehre als Flugzeugschlosser gemacht und oft aus der Zeit im Werk erzählt.

Danke für die Blumen. Ja, das Museum ist schon toll...

Ist zwar für @Tsuruhashi zu spät, aber falls mal jemand in der Gegend sein sollte. Das Grab der Wright Brothers liegt quasi ums Eck vom Pine Club:



PS: Obacht - die Adresse Glencoe Rd. stimmt nicht. Die Adresse des Friedhofs lautet

118 Woodland Ave, Dayton, OH 45409
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 8.



Frühstück hätte extra gekostet, also zwei Bananen aus dem Supermarkt verzehrt (die waren in Dayton gekauft worden). Der Reifen rechts vorne hatte wieder Luft verloren, aber weniger als befürchtet. Wird mit nachfüllen schon klappen. Als weiterer Mangel ist mir aufgefallen: Die Wischwassereinspritzung des fahrerseitigen Scheibenwischers funktioniert nicht, beim Outlander kommt die direkt aus dem Wischerblatt und wird über einen kurzen, flexiblen Schlauch versorgt. Der Schlauch war gerissen und lag in der Spalte zwischen Motorhaube und Frontscheibe. Sehr anfälliges Detail welches Spezial-Wischerblätter braucht, wem das wieder eingefallen ist. Was meint ihr, bei der Abgabe melden oder verschweigen?



Erste Station: Das Grabmal des 20. Präsidenten der USA, James A. Garfield. Der war 1881 für wenige Monate im Amt und erlag einem Attentat, das Grab wird momentan saniert und ist nicht zugänglich. Der Lakeview-Friedhof zu Cleveland kann mit dem Auto befahren werden, es waren einige Rehe unterwegs die sich von den Joggern nicht stören ließen.
Am Museum seines Vorgängers Rutherford B Hayes in Fremont / Ohio war ich am Tag zuvor vorbeigekommen, hatte Ruhetag.



Mein Navi lotste mich manchmal durch interessante Gegenden.



On the Road again.



Das kurze Stück durch Pennsylvania verlief ereignislos. Könnte mir gut vorstellen mal was anderes als den Nordosten der USA mit dem Auto zu bereisen, das macht schon Spaß. Am besten nicht alleine. Und mit einem auf Herz und Nieren geprüften Leihwagen. Alle Presidential Libraries abzuklappern wäre doch ein tolles Projekt.



Ab Upstate New York wird es dann wieder interessant, der Interstate 90 (Governor Thomas E Dewey Thruway) ist mautpflichtig. Anders als in Illinois oder Indiana gibt es keine klassischen Mautstellen, man muss das Kennzeichen online eintragen und bekommt eine Belastung auf die Kreditkarte. Bin gespannt ob das funktioniert. Zur Auswahl standen nur Kennzeichen der USA und Kanada, wie das wohl mit einem mexikanischen Nummernschild ist?



Kurzer Stop in Buffalo, das History Museum schlägt eine Spende von zehn Dollar als Eintrittsentschädigung vor. Und die Niagara-Fälle? Auf Maps sah es so aus dass die Wasserfälle von der US-Seite gar nicht gut einsehbar sind, der Beobachtungsturm war geschlossen. Ein Grenzübertritt wäre zwar zulässig gewesen aber wer weiß was da wieder passieren kann. Nein nein, lieber wieder auf den Interstate und weiter nach Osten.



Die Ausstellung ist nicht weitläufig, es gibt aber einen Teil der sich nur mit der Geschichte der Sportmannschaften der Stadt beschäftigt, hat mir gefallen.



Quartier für die Nacht war in Syracuse gebucht, in der Nähe der Mall "Destiny USA". An einem Donnerstagabend war sehr wenig los, der Leerstand in der Mall überschaubar, scheint also nicht so schlecht zu laufen. Habe einen Kaffee bei den Finger Lakes Coffee Roasters erworben und bin durch die Hallen spaziert. Irgendetwas zu kaufen kam nicht in Frage, das müsste ich noch wochenlang mit mir herumschleppen (oder in Japan dann deponieren).



Das für 106 Dollar gebuchte Comfort Inn bot bisher das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Beheizung per Klimatruhen aber nervig, die Kisten haben einen ordentlichen Lärmpegel. Und immer diese amerikanischen Duschköpfe! Handbrausen werden ständig geklaut, oder warum gibt's die nie?



Die nebenan gelegene Sportsbar "Tullys" war bumsvoll, am Parkplatz ein Pickup neben dem anderen, die Chicken Fingers sind die Spezialität des Hauses. Die Honig-Senf-Soße hat sehr gut dazugepasst!



Ein Pint Hauspils vier Dollar, das schmeckte den anderen Herren am Tresen auch. Mein Eindruck ist dass hier auch nach zwei Gläsern noch mit dem Auto gefahren wird.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 9.



Albany ist für seine gedämpften Huscheln (steamed Hams) bekannt, der Prospekt hier schwieg sich jedoch darüber aus. Hat Rektor Skinner dem Oberschulrat Chalmers (aus Ithaca stammend) womöglich eine Lüge aufgetischt?



Der Interstate 81 ist mautfrei und quert über dem St-Lorenz-Strom nach Kanada. Die Gegend da heißt 1000 Islands, der Kenner wird sagen ah, da kommt das Salatdressing her! Wahrscheinlich, aber nicht sicher.



In Watertown wurde das Kaffeehaus zur grünweißen Nixe besucht. Musste zehn Minuten auf meinen Cappuccino warten, die aus fünf Damen bestehende Belegschaft war mit der nicht kleiner werdenden Schlange am Drive-In sowie ständigen Abholern von Vorbestellungen beschäftigt.



An der Basis der 10. Gebirgsdivision in Fort Drum vorbei ging's über die State Route 3 gen Lake Placid. Die Straße durch die Adirondacks ist gut ausgebaut und fast durchgehend mit 55 mph befahrbar, Siedlungen sind spärlich und machen oft einen heruntergekommenen Eindruck. Außer Tourismus gibt's da nicht viel. Schöne Gegend, wie der bayerische Wald, nur weitaus weniger dicht bevölkert. Im Winter recht kahl. Empfehle einen Besuch im Sommer.



Erste größere Siedlung war Tupper Lake (ca. 3700 Einwohner).



Hamburger, Cola und Kaffee für 20 Dollar inklusive Tip in Rendeau's Swiss Kitchen.



In Lake Placid war die Hölle los, die Parkplätze voll. Nicht wegen des Weltcups, in den beiden Eishallen von 1932 und 1980 findet bis Sonntag ein Jugend-Eishockeyturnier statt. Pro Spieler/in ein Auto mit Familie.



Das olympische Museum hat eine übersichtliche Kollektion von Memorabilia, spart euch die 15 Dollar dafür lieber.



Da ist ein Zahlendreher drin, Törmänen hatte im zweiten Sprung 117 Meter. 177 wäre ein Meter mehr als der damals gültige Weltrekord von Klaus Ostwald gewesen.



Die wichtigsten Erinnerungsstücke des Miracle on Ice von 1980 sind kostenlos zu sehen: Die Anzeigetafel.



Oder der Zamboni.



Ob die Arenen auch begehbar sind wenn keine Eishockeyspiele stattfinden weiß ich leider nicht. Habe mir in der Herb Brooks Arena (Trainer der US-Olympiamannschaft von 1980) ein Drittel eines Jugendspiels angesehen und auf meinen Check-in im Airbnb gewartet. Die Hotels hier waren grotesk teuer, habe nun ein Zimmer bei einem reizenden Ehepaar in einem sehr gut gepflegten Haus, 150 Dollar die Nacht.



Von der Olympic Plaza an der Herb-Brooks-Arena verkehrt ein kostenloser Shuttlebus zum Mackenzie Intervale Ski Jumping Complex. Die Verwaltungsbehörde der Olympiastätten von 1980 hat in den letzten Jahren viel Geld investiert und 2023 zum ersten Mal seit über dreißig Jahren wieder einen Skisprungweltcup in die USA geholt. Eintritt für die Qualifikation (mit 51 Springern, Dean Decker aus den USA muss morgen leider zusehen) kostetet 30 Dollar, eine Dose Bier acht Dollar, Kaffee vier Dollar (ist bei Weltcups in GER oder AUT immer teurer). Es waren ca. 1000 Zuschauer vor Ort, 90% Polen welche so ziemlich alle in den USA ansässig sein dürften. Bei den polnischen Springern läuft es diese Saison nicht so gut, bin gespannt wie viele Fans sich morgen einfinden. Der momentan beste US-Amerikaner und Lokalmatador Tate Franz nimmt gerade an den Juniorenweltmeisterschaften in Planica teil und ist in Lake Placid nicht am Start.
Die Schlange am Shuttlebus zurück zur Olympic Plaza war überschaubar, die zum Sammelparkplatz auf der anderen Seite des Flughafens ca. 100 Meter lang. Dafür darf man dann 25 Dollar Parkgebühr bezahlen.



Die Restaurants in Downtown Lake Placid waren gut besucht, Chicken Parmigiana beim "Italiener" für 45 Dollar, ein Getränk sowie ein Salat waren mit dabei.

Morgen geht's zeitig raus, erster Wertungsdurchgang ist schon um 9.15 Uhr. Am Nachmittag um 17 Uhr folgt die erste Runde im Super-Team-Wettbewerb. Vorhergesagt sind Regen und Sturmböen, die Springer haben europäische Plusgrade mitgebracht.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 10.



Das Wetter verhieß nichts Gutes, starke Regenschauer und Windböen. Es war warm, also keine lange Unterhose angezogen und gegen halb acht losgelaufen. Auf dem Weg zu Olympic Plaza gab es einen Kaffee welcher, sofern normaler Blend, bisher überall relativ günstig war, zwei bis drei Dollar für einen mittleren Becher (der dürfte einen halben Liter fassen). Besonders stark ist der auch nicht. Vor der Herb Brooks Arena fuhr ein Schulbus vor, man hatte für die beiden Wettkampftage gefühlt alle Schulbusse der umliegenden Counties zusammengezogen.



An der Schanze merkte man von den Windböen wenig bis nichts und der Regen hielt sich zurück. Im unteren Bereich ist der Hang durch die Bäume geschützt, der Anlauf und der Tisch hatten dauernd Rückenwind, punktuell Böen von bis zu 10 m/s. Da die Veranstalter Lake Placid dauerhaft im Weltcupkalender etablieren wollen (und die jungen US-Springer durch ihre Kooperation mit den Norwegern gute Ergebnisse zeigen) wird man sicher über die Nachrüstung eines Windnetzes nachdenken.
Wettkampf war so lala, Wellinger konnte keinen guten Sprung bringen, die letzten Springer im zweiten Durchgang hatten damit zu kämpfen dass der leichte Aufwind im unteren Hang plötzlich weg war und Kraft hat dann noch einen Fehler gemacht und sich das Ergebnis versaut. Lovro Kos aus Slowenien hieß der verdiente Sieger.
Die beiden Stationsprecher waren gut informiert, haben sich ständig abgewechselt und Hintergrundinfos zu den Springern erzählt. So muss es sein.



Bratwurst für 12 Dollar. Geschmacklich OK, über Preis-Leistung brauchen wir nicht reden. Zum Vergleich: Leberkassemmel in Garmisch-Partenkirchen vier Euro, in Bischofshofen fünf Euro. Der Kaffee hat in Garmisch drei oder vier Euro gekostet, war aber auch nur die Hälfte verglichen mit Lake Placid (und man musste ewig anstehen).



Wo da nur die ganzen Polen herkommen?! Habe ein paar Norweger gesehen, die hatten Jacken mit "Hopp Norge" und waren daher Friends & Family oder vom Verband. Einen Slowenen mit einer Fahne, einen weiteren wackeren Schlachtenbummler aus Deutschland.



Die New York State Police hatte einen Infostand aufgebaut wo man sich einen Kugelschreiber schnorren konnte. Das erste Springen war gegen elf Uhr vorbei, bin wie die meisten Zuschauer zurück in den Ort, Bustransfer war sehr zackig und gut organisiert.



Am Mirror Lake von Lake Placid suchte ich mir ein nettes Plätzchen und aß mein Mittagessen: Ein Pulled-Pork-Sandwich mit Mac & Cheese. Die Nudeln haben mir gar nicht gefallen, das war eine weitere kulinarische Spezialität aus Nordamerika die ich mal probieren wollte. Schleim mit leichtem Käsegeschmack als Soße... puh. Habe es weggeworfen. Das Sandwich war gut. Anschließend ein kurzes Schläfchen in der Unterkunft.



Der abendliche Wettkampf im Super-Team-Modus war für 17 Uhr angesetzt. Also wieder zur Olympic Plaza gelaufen und den Schulbus genommen. Der Herr auf dem Foto hatte ein interessantes Trikot an.



Polnisches "Spezial": Kielbasa, Pirogi und dieses Sauerkraut müsste Bigos gewesen sein. 20 Dollar. Der freundliche Herr am Grill muss am Akzent erkannt haben wo ich herkomme und erklärte mir begeistert auf deutsch wo ich bezahlen müsse und er hoffe dass es mir schmeckt! Sehr nett.



Zuschauerzahlen habe ich noch keine finden können, letztes Jahr waren es 8000 am Samstag. Ich stand im Auslauf der Normalschanze recht nah am Hang, da sieht man die Landung am besten aber muss auf einen Blick auf den Schanzentisch verzichten. Es war noch etwas Luft, aber mehr als 10.000 Zuschauer dürften nicht Platz haben. Vor und nach dem Springen herrschte im Ort totales Verkehrschaos.
Mit dem Super-Team werde ich nicht warm. Die FIS hat sich das ausgedacht um mehr Nationen an Teamwettbewerben teilnehmen lassen zu können: Das klassische Teamspringen hat vier Springer pro Nation mit zwei Durchgängen. Österreich, Deutschland, Norwegen, Slowenien... dann wird es da schon dünn. Japaner und Polen sind momentan nicht konkurrenzfähig. Durch die Reduzierung auf zwei Athleten aber drei Durchgänge kann man das Feld etwas öffnen, aber nur die "großen" Nationen können dann zwei Teilnehmer auswählen welche mit der Schanze am besten zurechtkommen.



Das Ergebnis war versöhnlicher als am morgen: Philipp Raimund mit unerwartet konstanten Sprüngen, Andi Wellinger hat im dritten Durchgang noch einen guten Versuch rausgehauen so dass die Wertungsrichter mit den völlig unverständlich hohen Bewertungen für Hayböcks 114-Meter-Gurke den Österreichern den Sieg beschert haben. 0,2 Punkte Unterschied bei sechs Sprüngen pro Team, bei 1,8 Punkten pro Meter Sprungweite macht das... 11 Zentimeter?
Die polnischen Fans waren oft mit sich selbst beschäftigt. Scheint so eine Art Familientreffen da zu werden, beim Weltcup. Neben mir stand eine Gruppe jüngerer Fans, unterhielt sich in Englisch-Polnischem Mix und spielte sich lustige Memes auf dem Handy vor. Vielleicht kennt ihr ja die berühmten polnischen Wildtiere wie Bober, Pingwin, Homik, Panda etc.




Um der Wartezeit am Shuttle zu entgehen habe ich mir eine Dose Bier gekauft und im Festzelt noch "Fritz's Polka Band" gelauscht, nunja, für ein Event mit so vielen polnischen Fans vielleicht nicht ganz die passende Musikrichtung.



Falls ihr mal zum Weltcup nach Lake Placid kommt und nicht am Shuttle zum Parkplatz anstehen wollt: Nehmt den in den Ort und bittet den Busfahrer euch auf halbem Weg rauszulassen, da spart ihr euch Wartezeit und Fußweg...



Für den Rest des Abends machte es sich dieser Klassiker in meinem Kopf gemütlich: "Er säuft und er flucht auch und er hat einen Schmerbauch..."



Frage von zu Hause bei diesem Foto war: 8,50 Dollar? Ist das ein Kilosack? Nein, mehr als 150 Gramm waren das auf gar keinen Fall. Popcorn mit Karamell und Nüssen, handgemacht von der Adirondack Popcorn Co., mit einem Coors vor dem Einschlafen. Da fiel die Entscheidung den morgigen Wettkampf auf der Großschanze nicht mehr mitzunehmen und zeitig nach Vermont aufzubrechen. Philipp Raimund konnte auf seiner guten Leistung vom Samstag aufbauen und sprang zum ersten Mal aufs Podium, punktgleich mit Lovro Kos aus Slowenien auf dem zweiten Platz. Habe mich gefreut und hoffe ihn in Sapporo dann selbst auf dem Podium sehen zu dürfen. Am liebsten gemeinsam mit dem Altmeister Noriaki Kasai, der darf in der nationalen Gruppe starten.
 

rolandditz

Erfahrenes Mitglied
03.12.2012
1.247
1.350
53
Westfalen
Sehr schöner Bericht, vielen Dank fürs Teilen. Ich lese hier sehr interessiert mit, wie es mit dem Skisprung-Zirkus weiter geht, denn ich war am vorletzten Wochenende live an der Mühlenkopfschanze in Willingen, das von meinem Heimatort aus nur 15 km entfernt kurz hinter der hessischen Landesgrenze gelegen ist. Bei der Sonntäglichen "Wasserschlacht" konnte man live im Regen an der Schanze das Springen wenigstens bis zum Ende (völlig durchnässt) verfolgen, nicht wie im Fernsehen, wo die Übertragung kurz vor Wellingers Sieg abgebrochen wurde, um keine nachfolgenden Sendungen verschieben zu müssen. Unter den 12.000 Zuschauern waren auch hier im Sauerland auffällig viele Polen. Die An- und Abreise des Publikums passiert ja zu den großen Parkflächen teilweise mit Bussen, teilweise mit Zügen und auch mit Sonderzügen direkt bis ins Ruhrgebiet. Das klappte, was ich mitbekommen habe, auch recht reibungslos. Wir haben sowieso den Vorteil, dass wir mit dem Zug nach dem Parkplatz eine Station weiterfahren und dann direkt am heimischen Bahnhof aussteigen können. Das Tagesticket in Willingen kostet mittlerweile auch schon 60 Euro, also vergleichbar mit den US-Preisen. Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bericht vom japanischen Springen.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Wie ist es denn mit den Verpflegungspreisen in Willingen? Man hat das "Problem" die einzige Schanze im Weltcup ohne künstliche Anlaufspur zu sein (meine ich zumindest). Wenn's so warm ist natürlich ungünstig, die Bedingungen waren für alle Springer aber gleich schlecht :D . Und durch die zentrale Lage in Deutschland mit dem immer guten Zuschauerzuspruch macht die Veranstaltung ja auch nicht ersetzbar - man könnte schon stattdessen in Kuopio oder Falun springen, da kommt halt dann kaum jemand. In Lillehammer waren keine zweihundert Zuschauer an der Schanze, Eintritt 100 Kronen. In Bischofshofen hat es dieses Jahr ständig vor sich hingenieselt und meine Jacke war zwar wasserabweisend aber nach fünf Stunden an der Schanze trotzdem einige Kilo schwerer... eine Dose Bier hat da fünf Euro gekostet, auf dem Rückweg nur noch zwei.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 12.



Die heutige Route: Lake Placid - Montpelier in Vermont - Springfield in Massachusetts. Entspricht nicht ganz der tatsächlichen Route.



Der Druck im Reifen des Outlanders war während der Standzeit seit Freitag lediglich auf 27 psi abgefallen. Schnell zur Tankstelle, einen köstlichen Kaffee für zwei Dollar erstanden und Luft nachgefüllt (bei der Tankstellenkette Steward's Shops gratis!). Es begann leicht zu grieseln, an der Schanze war schon wieder Verkehrchaos und das Einzel endete mit einem zweiten Platz für Philipp Raimund, punktgleich mit Lovro Kos aus Slowenien! Ohne meine Anwesenheit.



Die Landschaft in den Adirondacks ist im Winter fest im Griff der Kälte, alle Seen sind zugefroren.



Das Navi wollte mich auf die Fähre Essex - Charlotte über den Lake Champlain lotsen, die legt am Westufer zur halben Stunde ab und das schaffte ich nicht mehr. Der Umweg führte über die Brücke am Fort ihrer Majestät zu Crown Point.



Es war ein sonniger Sonntag, das Fort wurde zur Zeit des siebenjährigen Krieges durch die Briten errichtet, daneben steht noch ein kleineres Fort der Franzosen. Besucherzentrum und Toilette hatten wie so vieles in Nordneuengland Winterruhe.



Falling Leaves, a Sycamore... Moonlight in Vermont. Dieser Schlager von Frank Sinatra trifft im Winter nicht ganz den Zustand der Landschaft. Aber die nächste Zeile, hört selbst:




Vermont ist stark landwirtschaftlich geprägt.



Auf der State Road 17 kann man erahnen warum Vermont den Beinamen "Green Mountain State" trägt.



Vermont ist einer der Staaten welche über zwei Senatoren, aber nur einen Sitz im Repräsentatenhaus verfügen. Das Statehouse zu Montpelier ist klein und übersichtlich, sehr süß.



Montpelier selbst hat als Hauptstadt des Staates nur 8.000 Einwohner. In diesem Gebäude ist das Gericht des Counties untergebracht.



Habe einen kleinen Spaziergang gemacht und einen Kaffee getrunken, das Mittagessen kommt später noch.



Der Interstate 89 nach Süden bietet tolle Aussichten und ein abwechslungsreiches Fahrerlebnis. Angenehmer als die hunderten Meilen durch Indiana ohne Höhenunterschied.



Mittagessen gab es verspätet bei Big Fatty's BBQ in White River Junction, VT.



Hier sehen sie jeweils acht Unzen Brisket, Pulled Pork und Coleslaw. Hat mit Trinkgeld 30 Dollar gekostet, Preis-Leistung ist spitze, keine Frage. Aber: Der Coleslaw war nicht angemacht. Das Brisket weich, aber schmeckte nur nach Rind, trotz des sichtbaren Rauchringes. Das Pulled Pork auch ohne Geschmack eines Rubs. Die Soße war gut, leicht scharf und schn fruchtig. Nun habe ich noch nie richtiges "Southern BBQ" gegessen und kenne das nur aus Youtube-Videos. Ist das immer so? Oder die Eigenheit dieses Restaurants? Der Geschmack kommt durch die Soß?



Kurz über den Connecticut River nach New Hampshire und erstmal abgeschnallt, hier gibt es noch mündige Bürger welche (sofern achtzehn Jahre alt oder älter) selbst entscheiden dürfen ob sie im Auto den Gurt benutzen möchten. Das Scheibenwischwasser war leer, eine Gallone für fünf Dollar an der Tankstelle, das ist ok. Toilette war nicht vom feinsten aber wie an allen Tankstellen zugänglich ohne vorher um einen Schlüssel betteln zu müssen.



Schöner Himmel auf dem Interstate 91 Richtung Süden.



Den Bee-Gees-Song kennt ihr ja sicher. Gebucht war heute Abend das Best Western in West Springfield, 105 Dollar, sauber und nicht so sehr abgenutzt. Eine gute Wahl. Der Superbowl lief abends nebenher, die ganzen Werbespots machen wahnsinnig. Vor fünfzehn Jahren hatte ich mal ein Abo für Premiere und NASN und damals auch viel Football gesehen, 2011 war ich bei einem Spiel Cleveland - Cincinnati, würde den Sport auf meiner Rangliste der großen US-Sportarten auf Platz zwei hinter Eishockey setzen. Im Whatsapp-Status sah ich dass zwei weitläufigere Bekannte in Vegas waren, nicht im Stadion aber in einer Sportsbar wo der Event verfolgt wurde. So weit fliegen und dann doch nur um Fernseher zuschauen, als Skisprungfan hat man es da leichter.

Jetzt lasse ich mir mal eine Badewanne ein und wenn der musikalische Herr im Nebenzimmer danach immer noch seine Tonleitern auf dem Akkordeon übt gibt's den heutigen Tag auch noch.
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
7.158
3.077
Z´Sdugärd
Der Superbowl lief abends nebenher, die ganzen Werbespots machen wahnsinnig. Vor fünfzehn Jahren hatte ich mal ein Abo für Premiere und NASN und damals auch viel Football gesehen, 2011 war ich bei einem Spiel Cleveland - Cincinnati, würde den Sport auf meiner Rangliste der großen US-Sportarten auf Platz zwei hinter Eishockey setzen.
War ich 2006 mal "aus versehen" in Detroit eingeladen...Hab mir damals nix bei gedacht weil ich es nicht kannte...Gut war man einmal im Leben dabei, fand ich die langweiligsten Stunden meines Lebens. Muss man halt mögen ;)
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 12.

Der Akkordeonspieler hat pünktlich um 22 Uhr aufgehört mit seinen Etüden, ist jetzt aber wieder am Werk. Bei so einem Trainingspensum möchte man meinen Fortschritte würden sich bald einstellen, für meinen Nachmieter in diesem Zimmer hoffe ich inständig darauf dass dies der Fall ist.



Die Strecke des letzten Tages. Springfield MA - quer durch Connecticut, durch Upstate NY und New Jersey zum Newark Liberty International Airport.



Musste doch tatsächlich die Frontscheibe des Outlanders freikratzen (Kratzer lag im Wagen, sogar ein Guter mit langem Griff und Besen). Dann zur Tankstelle fahren, nochmal den rechten vorderen Reifen aufpumpen und einen köstlichen amerikanischen Koffee erwerben. 1,38 USD für 16 Unzen des braunen Goldes, da kann man wahrlich nicht meckern und nimmt auch die 2,50 USD für die Luft in Kauf.



Erster Stop: Die Sweet Wind Farm in East Hartland, Connecticut. Dreimal acht Unzen Ahornsirup für zwanzig Dollar erworben (als Mitbringsel für japanische Freunde) und ein bisschen mit dem Ökonom geschmatzt, ich hätte Glück, dies sei der erste Sirup des Jahres, sie hätten eine Woche zuvor mit dem Abzapfen angefangen. Recht viel weiter südlich als bei Ihnen könne man auch keinen Saft mehr ziehen, dann werde es dem Zuckerahorn zu warm und der Boden gebe keine Süße mehr her. Gab mir einen Plastiklöffel und ließ mich aus einem Edelstahleimer ausgiebig probieren, schon fein, toller Geschmack. Der Sirup aus Connecticut sei der beste und der aus Kanada tauge allenfalls zum Verkauf im Supermarkt.



Was fehlt noch bei unserer Reise durch die US-Küche? Richtig, Pancakes. Hier die Speisekarte des New Hartford Diner im gleichnamigen Ort New Hartford, Connecticut. Am Tisch gegenüber bestellte doch tatsächlich jemand diese John Wayne Bowl, da wäre in meinem Bauch danach für einen Tag Sezessionskrieg.



Die Portion war üppig und Ahornsirup konnte man selbst aus einer Karaffe eingießen. Schon was Feines. War dann satt, an der Grenze zu mir war schlecht.



Das Wetter war wieder super. Am Rand des Highways warnten Schilder vor dem für den Folgetag angesagten Schneesturm.



Um New York großräumig zu umfahren wechselte ich in Katonah auf den Saw Mill River Parkway, eine vierspurig ausgebaute Schnellstraße mit gelegentlichen, durch Ampeln unterbrochenen Kreuzungen. Was für eine üble Rumpelpiste. Hatte nicht nur einmal die Befürchtung dass wenn es den rechten vorderen Reifen noch zerreißt, dann hier.



Die Governor Mario M Cuomo Bridge ist die einzige Querungsmöglichkeit über den Hudson zwischen der George-Washington-Brücke in New York und einer weiteren Brücke ca. 40 Meilen stromaufwärts. Die alte Tappan-Zee-Brücke wurde Mitte der 2010er abgerissen da nicht mehr sanierbar, ich kann mich dunkel erinnern auf N24 mal eine Doku über die marode Querung gesehen haben. Über den Namen der Brücke gibt es immer noch Streitigkeiten, eine Rückbenennung in Tappan Zee wird gelegentlich gefordert. Maut wird nur in der Ostrichtung fällig.



New Jersey war dann der letzte der auf meiner Reise durchfahrenen neun Staaten: Illinois, Indiana, Ohio, Pennsylvania, New York, Vermont, New Hampshire, Connecticut, wieder New York, New Jersey.



Auf dem Garden State Parkway muss bis Newark zweimal Maut bezahlt werden: Einmal 2,10 und einmal 1,05 Dollar.



Ein Stop an der Connie Chung Service Arena (die Eigenart der Amerikaner alles nach Personen zu benennen finde ich nett, ist bei uns ja nicht so, da sind es meist geographische Bezeichnungen) wurde die Schäs (umgangssprachlich bair. für Kinderwagen, auch abwertend für ein KFZ gebraucht) grobgereinigt und alles was im Kofferraum herumflog in den den Koffer gestopft. Wollte am Flughafen in Newark nur noch tanken und dem Reifen etwas Druck verpassen.



Vor Newark wurde der Verkehr sehr dicht, musste mich bei den ganzen Abfahrten wieder konzentrieren und bin zweimal falsch abgefahren.



Die Mietwagenrückgabe am EWR ist schon eine andere Größe als die am Francis J Ostrich International im Erdinger Moos. Besonders schlau wollte ich es machen und hatte das Holiday Inn Express Newark Airport gebucht, Luftlinie keine 300 Meter von der Mietwagenrückgabe entfernt. Dummerweise sind da zwölf Fahrspuren und eine Mauer auf dem Mittelstreifen dazwischen, laufen nicht möglich, vielleicht mit einem Riesenumweg. Also mit dem Air Train zum P4 gefahren und den Shuttlebus des Hotels genutzt, Taxi hätte 42 Dollar gekostet, nicht mit mir.

Der Tachometer des Outlanders hatte 1600 Meilen mehr als vor der Übernahme durch mich auf dem Zähler. Getankt wurde sechsmal, 56,5 US gal = 215 Liter Regular unverbleit zu 184 US-Dollar, das kommt auf etwa 80 Euro-ct pro Liter Sprit bei einem Verbrauch von ~12 Liter / 100km. 20 Dollar Maut (die Abbuchung der Gebühr für den Thomas E Dewey Thruway steht noch aus), 630 Euro Miete für den Outlander (300 Dollar Einweggebühr). 820 Euro. Ganz so groß hätte das Auto nicht sein müssen, ein Mazda 3 wäre ausreichend gewesen, aber man weiß ja nie wie die Straßenverhältnisse in den wilden Adirondacks so sind.



Das Hotel selbst ist in Ordnung, zwei Nächte für 220 Dollar, Zimmer ist sauber und schöne Musik aus der Quetschkommode gibt es gratis on Top. Das Frühstück ist der übliche amerikanische, na, es sind natürlich auch Lebensmittel die wo "Feeding America" machen aber die Bezeichnung "Fraß" passt hier schon. Sehne mich langsam nach einem schönen Vollkornbrot aus Schrot, an dem man ein bissl beißen kann und zwei Scheiben bis Mittag satt machen :-/ .
Achtung: Es gibt zum Hotel keinen Fußweg. Also keinen richtigen. Entweder läuft man an der Hauptstraße über den vermüllten Seitenstreifen bis zum Hilton und steigt hinter diesem über den Zaun um durch den Friedhof in das Wohngebiet zu kommen (Friedhof macht um halb fünf Nachmittags zu). Oder man läuft an der Hauptstraße nach Süden, quert das Wohngebiet bis zum Kellogg Park und steht dann am Bahnhof North Elizabeth. Die Gegend ist nicht sooo schlecht, die Häuser überwiegend gepflegt, nicht alle Gärten eingezäunt und trotzdem schön hergerichtet. Es stand die ein oder andere Rostlaube herum, Elizabeth hat eine überdurchschnittliche Kriminalitätsrate, nachts wäre ich vorsichtig. Außerdem waren es gute zwanzig Minuten zum Bahnhof. Fahrzeit bis Penn Station eine halbe Stunde, bin dann mit der Ubahn 1 bis zum Columbus Circle gefahren (zufällig vor dem Hotel des Donalds ausgestiegen) und zur Carnegie Hall gelaufen. In diesem traditionsreichen Konzerthaus haben u.a. Benny Goodman und Ernst Mosch mit seinen Egerländer Musikanten umjubelte Auftritte feiern dürfen. Davor traf ich einen Freund, zum ersten Mal seit 2011 wieder, wir gingen zu Burger Joint; https://maps.app.goo.gl/VaMF1roJUganYU5d9
80 Dollar für zwei doppelte Hamburger, einmal Pommes und einen Pitcher Brooklyn Lager. Mein Freund wohnt seit 2010 in New York und ist als Arzt fur gut verdienende Kunden tätig, verheiratet mit zwei Kindern. Dummerweise hatten sie ihm noch ein abendliches Meeting reingedrückt, das Wiedersehen fiel mit zwei Stunden viel zu kurz aus um sich über alles auszutauschen, aber der Kontakt ist wieder aufgefrischt und das nächste Wiedersehen gibt's garantiert nicht erst 2037. Als Arzt verdient man gut, aber die Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer und Kuchl kostet 8000 Dollar Miete pro Monat. In München gibt's dafür 370 qm Wohnfläche in einer Villa im Herzogpark.



Die 7th Avenue hinab zur Penn Station gefielen mir zwei Sachen gar nicht: Bei meinem Lauftempo hatte ich an JEDER Street rot und musste warten. Und die überall geparkten Foodtrucks mit den Tacos, Dönern und lärmenden Notstromaggregaten. 2011 war mein Eindruck von New York noch durch eine unangenehme Mittelohrentzündung beeinflusst, die war schon lang abgeheilt aber die Stadt, puh. In Chicago war's mit NY verglichen sauber. Sogar Berlin ist sauberer.



Bin kurz in die neue Moynihan Train Hall im James A. Farley Building, schöner Bahnhof (mit sauberen und kostenlosen Toiletten!! Wenn das in NY mit den ganzen herumlungernden Obdachlosen geht, warum nicht in München?!), die Züge nach New Jersey fahren nebenan unter dem Madison Square Garden.



Die Eigenart den Perron eines Zuges erst kurz vor Abfahrt bekanntzugeben kenne ich so auch nur aus Praha hlavi nadrazi.



Fahrkarte NY Penn - North Elizabeth: 7,25 USD, Fahrkarte NY Penn - Newark Airport (eine Station kürzer): 15 Dollar.



Hübsches Rollmaterial mit Ledersitzen. Laut Wiki handelt es sich um General Electric Arrow III aus den Siebzigern.



Fahrkarten werden vom Kondukteur einkassiert, vor den Sitz kommt ein Zettelchen. Kaufte man eine Fahrkarte nach Nort Elizabeth und würde eine Station früher am Airport aussteigen, ich wüsste nicht wie das kontrolliert werden sollte.
Bevor mir hier eine Beförderungserschleichung vorgeworfen wird: Ich bin zwei Stationen vorher ausgestiegen, in Newark Penn Station und mit dem Taxi in's Hotel gefahren, 20 Dollar. Auf die Rumeierei mit dem Airtrain zum Hoteltransferbus hatte ich keine Lust, und zu Fuß gehen, so gut hat mir die Nachbarschaft dann auch nicht gefallen.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 13.

Die Wanzenpresse im Nachbarzimmer verwöhnt mich immer noch mit ihrer Melodei. Morgen früh geht mein Weiterflug nach Japan. Stellt euch mal vor ihr habt einen ganzen Tag in New York City und seid euch relativ sicher, die Stadt werdet ihr nicht mehr besuchen, sie gefällt euch nicht. Was macht ihr? MoMA? Guggenheim? Nein, in die Bronx fahren zu einem Deli was ihr mal auf Youtube gesehen habt.



Der angekündigte Schneesturm hatte Newark mit einer dicken Schicht Pappschnee versehen. War froh über meine Bergstiefel, der "Weg" auf dem Grünstreifen an der Hauptstraße war matschig.



Gibt es in den USA Räumpflicht? Teilweise war von den Anwohnern ein Winterdienst durchgeführt worden.



Im Kellogg Park fuhr ein Jeep mit einer sich drehenden Bürste als Räumwerkzeug davor herum.
Der Fahrkartenautomat in North Elizabeth ist ungeschickt aufgestellt, der war zugeschneit und die Aufnahme für Scheine (diese Eindollarnoten sehen manchmal aus als hätte da George Washington noch persönlich sein Gesicht draufgemalt) funktionierte nicht. Verspätet fuhr der 10.47er ein, der Schaffner meinte ich solle reinhüpfen und bejahte meine Frage ob Bezahlung im Zug möglich sei. Später hat er bei der Billetkontrolle nur unauffällig abgewunken und mich so mitfahren lassen. Fahrzeit nach Penn Station waren 70 Minuten, im Hudson-Tunnel hatte es einen Feuerwehreinsatz gegeben und auf Schnee schien man nicht gut vorbereitet zu sein. Das US-Amerikanische Leitmedium meiner Wahl, die New York Post (die kann man nämlich kostenfrei lesen) schrieb von der ersten Schneedecke seit fast zwei Jahren.



Von der Penn Station ging's per Pedes zur Park Avenue um die Ubahn 5 in die Bronx zu nehmen.



Überall diese Foodtrucks.



An der Station 33th Street war der Boden besonders feucht gewischt worden.



Es kam die Linie 6, musste in Grand Central einmal Umsteigen. Die New Yorker Ubahn ist ein ganz schön schmuddeliges Verkehrsmittel, deren Nutzer nicht viel vom Kopfhörer als Gebrauchsgegenstand halten und lieber Bluetooth-Boxen oder den Lautsprecher des Mobiltelefons nutzen um Musik zu genießen.



Fahrzeit bis Morris Park in der Bronx 50 Minuten.



Im G & R Deli gibt es italienische Feinkost und Sandwiches. Der immer so nett "How ya Doin!!!" fragende Herr war leider nicht im Hause.




Hatte ein "G and R Chicken" mit paniertem Hendl, italienischen Paprika und Mozzarella. Schon Ok, 12 Dollar, auf dem Foto ist nur mehr die Hälfte zu sehen. Zweieinhalb Stunden von Newark da hinzufahren, vielleicht etwas lang. Der Laden ist ein Schlauch mit einer langen Theke ohne Sitzbereich, im Vorzelt gibt's drei Stühle, die dort schon sitzenden beiden Herren unterhielten sich unter einer "Trump 2024"-Fahne über Politik, Ukraine, die Migranten, dass man heutzutage Schwarz sein müsse oder Spanisch sprechen müsse dann bekomme man alles von der Regierung bezahlt und so weiter. In der Bronx, nicht in Tupper Lake. Die Unterhaltung wurde von den beiden Herren geführt, ich hatte ja mein Sandwich im Mund und konnte nur gelegentliche Einwürfe beisteuern. Irgendwann fing einer der beiden an von seinem BMW 2002 zu erzählen mit dem er in den 70ern durch New York gefahren sei, das Gespräch wurde angenehmer. Ich stelle mich dennoch auf den Donald als nächsten Präsidenten ein...



Der Schnee war schon am wegschmelzen, Müllfahrzeuge werden zum Winterdienst eingesetzt.



Von der Station Pelham Park folgte eine fast einstündige Fahrt zur Fulton Street in den Süden Manhattans. Irgendwo auf Höhe des Central Parks Stiegbein Obdachloser zu und fing an im Waggon zu rauchen.



Ein Parkhaus in New York City müsste man betreiben.



Dienstags haben viele Museen (= welche mich interessieren) geschlossen, 2011 war der Ground Zero noch im Bau, habe die Chance genutzt und bin ein wenig herumspaziert.



Das Oculus Center ist ein moderner Knotenpunkt für Ubahn, Eisenbahn und diverse Einkaufsmglichkeiten. An diversen Ecken standen Männer in Armeeuniform mit Sturmgewehren, vielleicht aufgrund der Schießerei in der Bronx mit mehreren Toten am Tag zuvor?



Federal Hall, einmal um die Wall Street und wieder zurück zum Oculus Center.



Der Bahnhof der Port Authority unter dem Oculus ist sehr ausladend geworden. Eine Fahrt nach Newark Penn Station kostet 2,75 Dollar.



Fahrzeit bis Newark: Eine halbe Stunde. Eine Verlängerung zum EWR ist in Planung.



Das Zentrum von Newark um das Prudential Center und den Military Park hat mir nicht gefallen, viele Obdachlose und eine deutlich wahrnehmbare Polizeipräsenz. Die Läden heruntergekommen.



Im Walgreens am Bahnhof waren alle höherpreisigen Sachen weggesperrt hinter Plexiglas. Kundschaft sprach überwiegend Spanisch, Tablettchen gibt's in der Vorratspackung (falsch einsortiert).



Am Hotel gab es keine Verpflegungmöglichkeit, am EWR etwas speisen um dann mit dem Shuttlebus in die Unterkunft zu fahren wäre eine Möglichkeit gewesen, das Angebot um Newark Penn Station sah erst nicht so toll aus. Aber: Es gibt ja das Ferry Street Barbecue! Ein portugiesisch-brasilianisches Grillrestaurant, Kommunikation mit der Bedienung auf Englisch nicht möglich, Speisekarte wurde nicht angeboten, habe auf Google geschaut. 1/2 Beef und 1/2 Chicken 18 Dollar (mit Beilage 25), dem in zwei Wochen erlangten Preisgespür nach sollte das eine schöne Portion sein. Es kam der Riesenhaufen auf dem Foto.



Nun bin ich wirklich kein schlechter Esser, aber diese Menge war völlig utopisch. Da kann man Matt Stonie oder japanische Wettesser wie Tomoko Miyake hinschicken. Kam mir bei diesem Haufen erst etwas dumm vor, zuviel bestellt und die Hälfte stehen lassen. Am Nachbartisch saß eine Familie aus Papa, Mama und Tochter, die hatten drei Teller bestellt. Die aßen nur das Fleisch und ließen sich den Rest einpacken. Amerikanische Meal Prep. Das Hendl war schön saftig und scharf gewürzt, das Rib auch gut aber ein ganz schöner Verhau, was eben so rauskommt wenn Suppenfleisch gegrillt wird.
Der Bedienung musste ich den Endbetrag inkl. Trinkgeld auf die Rechnung schreiben, "Thirty" verstand sie nicht.
Meine Jacke müffelt jetzt etwas nach Grill, hoffe das gibt sich bis morgen wieder. Febreze gibt's erst in Sapporo.



"King of Beer", der King des Bieres ohne Geschmack. Um den Bahnhof Newark Penn führte keiner der kleinen Märkte Alkohol, nur in der Station selbst gibt es einen Spirituosen-Fachhandel. Davor lungerten die Obdachlosen herum (wurde hier zum ersten Mal ausdrücklich nach Geld gefragt) und scherzten mit der Kassiererin. Das Angebot an Bier ist nicht gut. Budweiser, Heineken, diverse Light-Biere, Beck's, Corona. In der Wartehalle und davor auch viele Obdachlose, teilweise ihre Habe in Müllsäcken herumziehend. Starke Polizeipräsenz. Habe erneut ein Taxi zum Hotel genommen.

Würde ich nochmal in die USA fahren? Ja, mit dem Auto das Land zu bereisen macht Spaß. Die Landschaft ist toll, die Leute sehr freundlich und aufgeschlossen. Die großen Städte haben mir nicht gefallen. Momentan ist es auch einfach zu teuer um eine längere Reise bestreiten zu können. Habe viel gesehen, mehr als geplant und gefühlt bin ich schon einen Monat hier. In Sapporo gibt's erstmal einen Griabigen.

Jetzt wird der Koffer gepackt, morgen Vormittag geht's nach Cipangu. Endlich normale Leute.
 
Zuletzt bearbeitet:

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
1.640
Vvardenfell
Tag 14 + 15.



Guten Morgen vom Newark Liberty Interational Airport. Am Abend zuvor noch gepackt und fünf Stunden Schlaf bekommen, geduscht, die als Snack gekauften Chips im Zimmer liegen gelassen, hatte nach der kleinen Portion im portugiesischen Restaurant leider keinen Hunger mehr auf einen Snack. Kurz das Frühstück im Hotel betrachtet und an einem Toast gemümmelt. Einen Kaffee getrunken und den Shuttle um 0630 EST (2030 JST) genommen, außer mir noch ein weiterer Gast an Bord. Dem Fahrer habe ich mein restliches Kleingeld und ein paar Dollarnoten gegeben, hat sich gefreut. Vom P4 eine Station mit dem Air Train zum Terminal C gefahren. Relativ viel los, die gebuchte United PE "Premium Plus" beinhaltet Premier Access, am Check-in ging es trotz langer Schlange schnell da man mit viel Gepäck in den USA schon sehr locker ansteht.



An der Premier-Access-SiKo war wenig los, fünf Leute vor mir. Alle Leute mussten die Schuhe ausziehen, Pantoffeln wurde nicht gestellt. Der Nacktscanner zeigte an dass bei mir im Schritt nochmal kontrolliert werden müsse. Der TSAler erklärte mir wie er da jetzt vorgehen wolle und ob ich lieber ein privates Screening hätte, drukste etwas herum, der meinte wohl ich habe einen Keuschheitsgürtel an. Strich mir dann mit komischen Bewegungen über das Gemächt, alles in Ordnung, happy travels landstrider.



Schöner Morgen über Newark mit Manhattan im Hintergrund.



Gate für den Flug UA 131 nach Tokio Haneda war C125, am letzten Starbucks vor dem Flugsteig investierte ich in einen Blend Coffee (und warf das Wechselgeld in den Trinkgeldeimer, nur einen Quarter habe ich als Andenken behalten), rollte mit den Augen, wie voll kann man einen Becher machen. Vor mir bestellt eine Dame mit Tina-Turner-Gedächtnisfrisur amerikanischen Quatschkaffee für die ganze Familie und gab detaillierte Anweisungen was sie wie gern hätte, das Personal war total überfordert, die Schlange wuchs immer weiter.
Trotz "Medium Roast" war der Geschmack wie frisch aus dem Räucherofen, habe nach ein paar Schlucken den Rest weggegossen. War mir nicht geheuer. In Premium Plus gibt es keinen Zutritt zum United Club, Einzelticket hierfür 59 Dollar, war mir zu teuer. Ein paar Flaschen Wasser zu 1,99 USD erstanden und auf das Boarding gewartet.



Terminal C am EWR ist hell und ganz angenehm. Starker Kontrast zu Newark City.



Das Boarding war total konfus. Eigentlich nach Gruppen gedacht, die Business konnte aber noch nicht einsteigen da die Reinigung nicht abgeschlossen war. Also sind einfach Leute nach und nach vorbei, Business musste warten. Zutrittskontrolle erfolgte mittels Gesichtskontrolle, vorzeigen von Pass oder Flugschein nicht nötig.



Die United PE ist vergleichbar mit der PE von ANA. Breite der Sitze dürfte gleich sein. Die Steckdosen befinden sich von vorne gesehen rechts in der Armlehne versteckt. Die LH hat hier in 350 und 747 ein besseres Produkt, angenehmere Sitze, einziger "großer" Unterschied bei United ist die Trennwand zwischen der PE und der Y, da es da keinen Vorhang gibt kann man sich die aber auch schenken. Business war bis auf drei Sitze voll, PE ausgebucht, Y zu zwei Dritteln.

Die geflogene N-78002 ist 25 Jahre alt und das merkt man dem Vogel auch an. Hatte 20 L am Fenster gebucht (Sitzplatzauswahl ohne Aufpreis). Der Herr neben mir war nicht gesprächig und begann mit dem Projekt wie viele Harry-Potter-Filme kann man in 14 Stunden Flug schauen (hat nicht alle geschafft). Das IFE ist in der vorderen Reihe im Sitz untergebracht und muss hochgeklappt werden, wodurch die Breite des Sitzes etwas reduziert wird.

Die Toiletten hatten ganz seltsame Selbstschlussarmaturen, es kam fast nichts raus und man brachte die Hände nur einzeln darunter um sich am spärlich strömenden Nass die Seife abzuwaschen. Gegen Ende des Fluges sahen die Latrinen aus wie Dixies auf dem Oktoberfest.



Es wurde ein Mittagessen serviert, puh, gar nicht mal so gut. Anders als beim Hansen gab es kein Menü, die Auswahl wurde vom Servicepersonal mündlich mitgeteilt. Nach dem Essen Zapfenstreich und Rollo runter. Durch meine bei TravSIM erworbene SIM-Karte konnte ich (da T-mobile) das Internet im Flugzeug ohne Aufpreis nutzen. Mit meiner deutschen Nummer hat es nicht geklappt, konnte keine internationale Vorwahl eingeben. Via VPN war sogar ein streamen der Biathlon-WM im ZDF möglich, grieselig, aber gut genug um bei Benni Dolls letztem Schießen laut aufzustöhnen. Die restliche Zeit wurde mit Staffeln 6 und 7 von Polizeiinspektion 1 verbracht. Die Ansagen des Pursers oder des Kapitäns habe ich überhaupt nicht verstanden, schnelles Englisch mit starkem amerikanischen Akzent und das Mikro halb verschluckt.



Das Frühstück, auf die Quiche und Würscht habe ich verzichtet. Verpflegung bei LH besser, und nicht nur weil mir der Sandkuchen da so schmeckt. Während der Verdunkelung gingen die Flugbegleitenden alle eineinhalb Stunden mit Wasser oder Snacks durch, zwischendrin gab's eine Plastiktüte mit einem Sangweeech, habe abgelehnt da nicht vom G&R Deli aus der Bronx how ya doin.



Im Anflug auf Tokio-Haneda. Die 14 Stunden haben geschlaucht, Schlafen im Sitz ist für mich nicht wirklich möglich, habe zweimal eine Stunde gedöst.



Landung war um Punkt 1400 JST, dann gute zehn bis fünfzehn Minuten Taxi, Flugsteig am Terminal 3 in Haneda war die 105, ganz hinten. 20 Grad (Celsius! Kein Fahrenheit mehr! Endlich normale Leute und Maßeinheiten!), mit Winterstiefeln und Winterjacke (passte nicht mehr in den Koffer). Schwitz. Da unmittelbar hinter uns noch mehrere Maschinen aus den USA reinkamen zügig zur Einreise marschiert, musste keine fünf Minuten warten und stand um 1430 JST am Gepäckband. Das brauchte noch bis 1445 um den Koffer auszuspucken (beste Gelegenheit für einen Besuch auf dem Lokus). Zoll wie üblich ohne irgendwelche Nachfragen.



Für den Anschlussflug nach Sapporo musste das Gepäck neu aufgegeben werden, im T3 gibt es hierfür einen Check-in, der hat beschränkte Öffnungszeiten und machte erst um 15 Uhr auf. Abgabe des Koffers muss hier eine Stunde vor Abflug erfolgen, für mich nicht mehr möglich. Auf dem Weg zum Bahnhof lief ich am Schalter der Firma "Mobal" vorbei, hatte in Sapporo eine SIM-Karte reserviert, ob ich die jetzt schon abholen könnte, ja gerne, Reservierungs- und Passnummer bitte, gute Reise.
Die Transfersiko für innerjapanische Anschlussflüge, ganz hinten neben dem Annahmeschalter für den Gepäckversand hatte geöffnet, Zutritt aber nur mit Handgepck möglich.



Den kostenlosen Shuttlebus oder die Monorail hätte man auch nehmen können, habe mich für die elektrische Tokio-Yokohama-Express-Eisenbahn-Actiengesellschaft (Keikyu) entschieden. 150 Yen und drei Minuten vom T3 zum T1/T2. Die Melodei am Bahnsteig wurde vor Jahren schon geändert, das war mal der Schlager "Sekai ni hitotsu dake no hana" und ist jetzt "Paprika":




Im T2 wurde es kurz umständlich. Die Automaten für die Gepäckaufgabe nahmen den digitalen United-Boardingpass nicht an, also am Automaten den Pass eingescannt und den Thermopapierzettel bekommen welcher als innerjapanische Einstiegskarte fungiert. Zurück zum Gepäckautomat, leider über 20 Kilo, also umgedreht und an den bemannten Schalter, nur drei Leute vor mir aber Abfertigung sehr langsam, da stehen nur die Spezialfälle an dünkte es. Koffer hatte 22,3 Kilo, ah aus New York kommen Sie, internationale Umsteigeverbindung da sind bis 23 kg in Ordnung, die Dame stellte einen neuen Gepäckanhänger aus und schickte mich zur Sicherheitskontrolle B. Ab 40 Minuten vor dem Abflug kann man in Haneda die Fast Lane nutzen, war nicht nötig, an der normalen Siko keine Schlange.



JA-743A (777-200) war leicht verspätet angekommen und wurde noch herausgeputzt. Boarding statt 15.35 erst um 15.55. Mit den neuen Star-Wars-Filmen kann ich nichts anfangen (Ausnahme Rogue One), habe erst die ganze Yuuzhan-Vong-Reihe gelesen, es gibt schlechtere SciFi (und bessere).



Die beiden anderen Sitze in meiner Dreierreihe waren frei geblieben, es gab ein Freigetränk.



Interessante Einrichtung zum Öffnen der Tür.



Maschine dürfte zu zwei Dritteln gefüllt gewesen sein. Mussten noch eine Viertelstunde auf die Startfreigabe warten, Takeoff erst gegen 1650, Landung in Chitose um ~1805. Stand um 1815 am Gepäckband, mein Koffer kam doch tatsächlich als allererster daher.



Der Rapid "Airport" spie mich dann um 1910 JST am Bahnhof Sapporo aus, bin zwei Blocks zum Hotel gelaufen, habe eingecheckt und Tonkatsu (genau genommen Hirekatsu) bei der Kette "Wako" im Stellar Place am Bahnhof gegessen. Sehr viele Chinesen, Koreaner, Taiwaner unterwegs. Am Nachbartisch Diskussionen zwischen Kellner und Speisender aus dem englischen Sprachraum, die Dame hatte zu viel bestellt, wollte sich das einpacken lassen, nun einpacken müsse sie das selber, zur Mitnahme sei es doch immer günstiger und warum sie den vollen Preis bezahlen müsse, ja das sei halt so, da sind die Japaner gnadenlos.

Im Hotel noch an einer Dose Sapporo Classic rumgezuzelt, wollte waschen aber die Münzwaschmaschinen waren belegt. 2000 JST bis 1930 JST, 23,5 Stunden unterwegs, die DSV-Springer sind auch erst gestern eingetroffen, die hat die Reise hoffentlich nicht so geschlaucht. Werde mich bei der Quali heute davon überzeugen und freue mich den "alten Mann" Noriaki Kasai nochmal bei einem Weltcupspringen zu sehen, der hat es in die nationale Gruppe geschafft. Während der Single-Mixed-Staffel der Biathlon WM nun doch noch gewaschen und getrocknet, T-Shirts gehen in die Reinigung (mit Bügeln pro Stück 210 Yen), lege mich jetzt wieder hin. Zum Frühstück gibt's Nüdeli.