[USA] [JP] Mit dem Skisprung-Zirkus um die Welt

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Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell
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Tag 16.



Guten Morgen aus dem Odori-Park von Sapporo, hier sehen Sie das nicht besonders attraktive Rathaus wo der Bürgermeister immer noch daran zu beißen haben wird dass ihm der Herr Bach vom IOC seine Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung für die Austragung der olympischen Winterspiele zerlegt hat. Wo der Herr Bürgermeister schon selbst mit Schuld hat, die Bewerbung hatte nie die Unterstützung der Stadtgesellschaft und der Korruptionsskandal um Tokio 2020 gab dem Vorhaben dann den Rest.



Aus dem Frühstück wurde ein frühes Mittagessen beim Restaurant "Ikkyuu" in der Tanuki-Koji-Einkaufsstraße. Udon mit frittiertem Hendl, die "Zangi" genannte Spezialität Hokkaidos.



Das Wetter war ganz schön wechselhaft. Schneefall und Sonnenschein in kurzen Abständen.



Verfüge selbst über keinen Plattenspieler, stöbere aber gern in den Gebrauchtläden. Hier eine Platte des Schauspieler-Sänger-Frauenheld-Kettenrauchers Ishihara Yujiro. Von dem gab es früher in Otaru ein Museum, das ist mittlerweile aber geschlossen.



Geräumt ist teilweise, meist nicht. Habe oft genug Leute hinfallen sehen, besonders auf Fußgängerüberwegen wo der Schnee durch die Autos zu einer wunderbar glatten Eisplatte gemacht wird.



Zur Okurayama-Schanze verkehrt ein Bus von der Ubahnstation Maruyama-Koen. Für die Qualifikation am Freitag wurde kein kostenloser Shuttlebetrieb eingerichtet, der reguläre Linienbus kämpfte sich die Straßen zum Stadion hinauf und machte nicht nur einmal "El Drifto".

Aufgrund des Wetters war der Trainingsdurchgang mittlerweile unterbrochen, die für 16 Uhr angesetzte Qualifikation auf 18 Uhr verschoben. Die DSV-Adler spielten am Ende des Auslaufes Ball, sie hätten ja nicht Startnummer 1 und müssten noch nicht oben sein.



Nach einer halben Stunde besserte sich das Wetter und endlich war die Großschanze mit einer Hillsize von 137 m in ganzer Pracht zu sehen. Für die Quali wurde kein Eintritt verlangt. Habe vor Ort noch einen weiteren Schlachtenbummler aus Deutschland getroffen, der wohnt gerade in Fukuoka und besucht dort eine Sprachschule. Ein paar Trainingssprünge konnte ich sehen, musste aber den Bus um 16.30 zurück zur Ubahn nehmen da eine Verabredung in Susukino auf mich wartete.



Der "Wasserhandel" scheint in Susukino nach wie vor gut zu laufen.



Nach der Verabredung war ich noch nicht ganz satt und genehmigte mir ein paar Hefeklöße bei "Kaishoro". Die Kundenwerber waren aktiv wie eh und je.



Fünf waren viel zu viel und kalt am nächsten Tag schmecken die furchbar. So wie wenn man eine kalte Hackfleischpizza am nächsten Tag äße. Lieber Stück für Stück kaufen bis man satt ist.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
329
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Vvardenfell
Tag 17.

Habe jetzt endlich die Zeit gefunden weiterzuschreiben, mein für heute 10.40 Uhr geplanter Flug von Okadama nach Akita wurde annulliert, man hat mich auf den Flug um 17 Uhr umgebucht. Sitze jetzt in der Stadtbücherei am Odori-Park, dort hat man Tische eingerichtet welche von Studenten zum lernen genutzt werden, neben mir sitzt ein Geschäftsmann und schreibt eMails. Sehr nett, es gibt noch eine kleine Ausstellung zur Stadtplanung in Sapporo von den 1960ern bis jetzt.
Die Umbuchung des Fluges war gar nicht so einfach: Ich hatte den Flug über die deutsche Seite von JAL gebucht. Ein Login mit Ticketnummer über den Link in der Annullierungsmail war nicht möglich, habe erst mit verschiedenen Kombinationen beider Vornamen herumprobiert, über die internationale Seite hat der Login dann funktioniert. Nur konnten da keine Änderungen vorgenommen werden, also gewartet bis ab acht Uhr morgens die JAL-Hotline erreichbar ist. Wurde da von der Inlandshotline auf die für internationale Flüge weitergeleitet und umgebucht. Die Dame meinte es handele sich hier um eine Buchung bei einem Reiserveranstalter welche sie jetzt aber aufgrund des Abfluges am heutigen Tag bearbeiten würde, ich sollte mich in Zukunft aber an das Buchungsportal wenden... also bei JAL in Frankfurt anrufen? Das ist wieder sehr interessant.



Guten Morgen bei Dosenkaffee.



Die Schneehaufen werden nach und nach durch die Stadt entsorgt, da kommen dann eine Schneefräse und viele LKWs.



Bei Abbuchung in Yen war der Kurs der Sparkasse 160,9, selbst mit den fünf Euro Gebühr ist das noch um Welten besser als der Kurs den die Seven-Bank hier anbietet. Abgebucht wurden letztendlich 626,xx Euro.



Der erste Wertungsdurchgang sollte erst um 16 Uhr beginnen, also war Zeit um mit der Namboku-Ubahn ein Stück nach Norden zu fahren.



Das Croissant-Spezialgeschäft "Congarina" hat außer Croissants noch andere Süßspeisen, das ist ein ganz kleiner Verkaufsraum von vielleicht zwei Quadratmetern, die Kunden müssen nacheinander anstehen. Bin 15 Minuten für zwei Teilchen angestanden. 280 Yen Pro Stück, das ist in Sapporo der Einheitspreis für ein "Kurowassan" wie man es in Mondrunen schreibt. Kann man zu "Kurokawa-san", Herr Kurokawa, verballhornen.



Die älteren Bahnhöfe der Ubahn von Sapporo haben nach wie vor oft keine englischen Beschilderungen.



Im Kaffeehaus "Smooch Coffee Stand" am Nakajima-Park bei Susukino folgte auf das Croissant ein Kaffee, scheint ein angesagter Laden zu sein, die ebenfalls anwesenden Damen machten gemeinsam Selfies vor dem Geschäft.



Das ist das Maskottchen des Fernsehsenders HTB, "On-chan". Der Schauspieler Ken Yasuda begann seine Karriere als unfreiwilliger Teilnehmer der Sendung "Suiyo do desho" in den späten Neunzigern, da er aber bei einem anderen Sender unter Vertrag war durfte sein Gesicht nicht gezeigt werden und er musste als On-chan verkleidet herumlaufen.



Genug Zeit vertrieben, ab mit der Ubahn zum Bahnhof Maruyamakoen und für den Shuttlebus angestanden. Sieht schlimmer aus als es war, konnte in den nächsten Bus einsteigen, die Geschwindigkeit der Japaner beim be- und entladen könnte allerdings etwas zügiger sein.



Der Eintritt zu einem Weltcupspringen ist mit 2.000 Yen mit der günstigste im Weltcup (Lillehammer war mit 100 NOK noch preiswerter, aber da kommt auch niemand). Wie üblich für Japan einen Haufen Papier bekommen. Getränke gab es aus den Automaten zu den üblichen Preisen, ein paar Foodtrucks verkauften Karaage, Ramen etc., Preise 500 bis 700 Yen. In Bischofshofen habe ich 36 Euro bezahlt, wäre die Anreise nach Sapporo nicht so weit, der Weltcup ist ein Schnapper.



Man hatte sich die Mühe gemacht und versucht Biere aus den Ländern der teilnehmenden Athleten herbeizuschaffen.



Der Bereich unmittelbar am Auslauf wird gegen Aufpreis als "Exciting Zone" vermarktet. Besser oder schlechter als von anderen Bereichen sieht man da aber auch nicht. Die besten Plätze sind m.M.n. die direkt am Hang, da sieht man die Landung genau. Am Okurayama werden die Springer wie an vernünftigen Schanzen üblich durch einen Gong angekündigt.



Die DSV-Adler wurden bis auf Andi Wellinger leider gerupft, Kobayashi hat um ein paar Zehntelpunkte den Sieg verfehlt. Der Wind hat wieder eine Rolle gespielt, im ersten Durchgang gab es kaum Sprünge bis an die Hillsize und die Jury hat Geschiebe mit den Luken fabriziert. Bei den Punktrichtern gab's anscheinend eine Ansage und die hohen Wertungen für Sprünge um den K-Punkt wurden dieses Mal nicht vergeben.
Der Stadionsprecher war gut, Englische Ansagen gab es bis auf die Startnummer und die Weite wenig, aber der fachkundige Zuschauer hat eh immer die Ticker von FIS oder Berkutschi offen.

Star des heutigen Tages war Noriaki Kasai, der hatte sich für die nationale Gruppe der Japaner qualifiziert und konnte mit 51 Jahren noch einen Weltcuppunkt erringen.



Die Schlange am Bus zurück zur Ubahn zog sich bis in den Auslauf hinauf, es ging dennoch relativ zügig, sobald ein Bus vollbeladen war traf schon der nächste ein.



Abendessen in Susukino, gemeinsam mit dem zweiten deutschen Schlachtenbummler. Frittiertes Hendl und einige weitere gesunde japanische Spezialitäten. Der Kollege hatte Schuhe an welche die besten Tage lang hinter sich hatten, durch das Stehen im Schnee waren die durchgeweicht und wird gingen getrennter Wege zurück in unsere jeweiligen Unterkünfte.
 
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Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell
Tag 18.



Die Qualifikation begann am heutigen Sonntag schon um 9.30, für die Spezialspringer ungewohnt, wir sind ja nicht bei der Nordischen Kombination. Also wieder mit der Tozai-Ubahn zum Bahnhof Maruyamakoen und am Bus angestellt.



Das Wetter war perfekt, acht Grad plus, wie momentan in Europa.



Im Shop des olympischen Museums (neben dem Auslauf) gab es leider nichts von Interesse. Habe außerdem schon kistenweise Souvenirs daheim und kaufe allenfalls noch einen Aufkleber, oder Spezereien zum unverzüglichen Verzehr.



Die Schanze am Okurayama hat schon mit das beste Panorama aller im Weltcup vertretenen Orte. Die Sonne brannte herunter, habe mir einen Sonnenbrand geholt. Das Foto ist vom obersten Rang aufgenommen. Zuschauerzahl war mit 3.000 bei weitem nicht das was ich mir wünschen würde. In der Stadt selbst wurde der Weltcup kaum beworben.



Gegenüber des Kampfrichterturms hatten Fotografen Stellung bezogen.



Die Qualifikation war von wechselhaften und plötzlichen Aufwinden durchzogen, Karl Geiger konnte gewinnen. Das war aus deutscher Sicht der Höhepunkt des Tages. Auf dem Foto das Tretkommando vor dem ersten Wertungsdurchgang.



Die Geländerhöhe war für die Schneelange etwas zu niedrig. Die Wege zu den Stehplätzen am Hang waren nicht geräumt und eine glattgetretene Eisbahn.



Domen Prevc aus Slowenien hieß der verdiente Sieger, Kobayashi wieder auf der zwei und Kristoffer Eriksen Sundal aus Norwegen auf der drei. FIS-Ticker und Anzeigetafel hatten zunächst Sundal und den Österreicher Fettner auf dem dritten Platz, nun wurde nach Fettner die Luke um eins nach unten gesetzt und Sundal erst die Bonuspunkte für den geringeren Anlauf nicht gutgeschrieben.
Karl Geiger als bester Deutscher Zwölfter, Andi Wellinger kann die letzten noch verbliebenen Hoffnungen auf den Gesamtweltcup nach diesem Wochenende begraben. Es folgen noch das Skifliegen in Oberstdorf, Lahti, die Raw Air und der Saisonabschluss in Planica.



Anstatt mich wie der Kollege aus Fukuoka am Bus anzustellen ging ich zu Fuß zurück, es gibt hierzu eine praktische Rolltreppe zum Parkplatz hinab.
Für die Finnen und Slowenen ging es sofort nach Chitose und weiter nach Tokio, die waren anscheinend auf dem Finnair-Flug um 23 Uhr gebucht, allerdings fiel der Zubringer nach NRT aus. Aus Eetu Nousiainens Instastories interpretierend wurden die dann via HND auf NH nach MUC umgebucht.
Laut Buschfunk ist der DSV aus Lake Placid zurück nach Deutschland, nur um dann am Mittwoch wieder nach Fernost zu starten. Grund angeblich die Reisekostenrichtlinie der FIS, die Kosten für An- und Abreise werden erstattet, aber keine Aufwendungen für Unterkünfte in der Woche zwischen den Weltcups, die müssen von den Verbänden getragen werden. Kommt mir komisch vor - die Finnen sind direkt von Lake Placid nach Sapporo und deren Verband ist seit dem Lahti-Skandal der Langläufer notorisch klamm. In Norwegen gibt's mittlerweile eine Revolte der Springer gegen den Trainer Alex Stöckl, der war aus diesem Grund nicht bei der Überseereise dabei.



Durch die hohen Temperaturen war die Straße ganz schön matschig.



Hier versteckt sich eine Bäckerei. Habe es zuerst auch nicht gesehen und bin daran vorbeigelaufen.



Dieses von der "Boulangerie La fontaine de Lourdes" zu Sapporo hergestellte Croissant war bisher das Beste - durch die schmal eingedrehten Enden sind diese schön knusprig.



Mit einem Bild vom Hokkaido-Jingu soll dieser Reisebericht vorerst enden. Ich komme ja doch nicht hinterher und die restlichen Tage in Sapporo bestanden, bis auf einen Ausflug zur Nikka-Distillerie nach Yoichi aus Croissant essen, Kaffee trinken und die ein oder andere Attraktion besuchen welche schon seit Jahren auf der Liste stand. Am Abend sind mir noch die Polen über den Weg gelaufen, vollbepackt mit Souvenirs.

Heute geht's weiter nach Akita, wollte dort noch einmal die Schneeformationen am Moriyoshi sehen, leider sind die durch die hohen Temperaturen der letzten Tage zusammengeschmolzen.

Am 6. März folgt ein kurzer Ausflug nach Westaustralien (Verfügbarkeit auf NH über M&M gefunden), bevor es mit der Verwandtschaft über Singapur und Taiwan zurück nach Japan geht. Im April werde ich mir eine kleine Okinawa-Rundreise zusammenbasteln und im Mai noch die ausstehenden Besuche bei Freunden und Bekannten in der Pampas erledigen. Vielleicht folgt ein Bericht aus Australien - bis dahin bedanke ich mich für das Mitlesen und Liken.
 

Tsuruhashi

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11.07.2015
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Am Samstag war er 30. und damit letzter im zweiten Durchgang, am Sonntag 43., konnte sich nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren. Er hat Ryoyu schon die Show gestohlen... Im Shukan Bunshun, einer großen Wochenzeitung ist ein Artikel erschienen dass die Suppe seiner 12 Jahre jüngeren Frau das Geheimnis seines Erfolges sei 🤔

Für den japanischen Verband ist das auch kein Ruhmesblatt finde ich, die jungen japanischen Springer konnten auf der Heimschanze keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
 
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Tsuruhashi

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11.07.2015
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Habe jetzt endlich die Zeit gefunden weiterzuschreiben, mein für heute 10.40 Uhr geplanter Flug von Okadama nach Akita wurde annulliert, man hat mich auf den Flug um 17 Uhr umgebucht.

Der ist auch gestrichen worden. Saß schon am Gate, auf einmal hieß es der Flug falle aus weil der Schneefall in Akita zu stark sei 🙄

Neuer Versuch morgen Vormittag. Hotel wäre gestellt worden, übernachte jetzt aber bei Freunden. Die Stornogebühr für die bereits gebuchte Übernachtung im Hotel in Akita wird übernommen (bis 15.000 Yen), ich solle nach dem Checkout mit der Rechnung an einen JAL-Schalter gehen.

Okadama ist ja nett, zwei Schalter, eine Sicherheitskontrolle, Strom für die Maschinen am Boden wird mit einem Notstromaggregat auf einem kleinen Laster bereitgestellt.
 
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Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell
Meine Erlebnisse von gestern und heute möchte ich euch nicht vorenthalten.

Gebucht waren:
OKD - AXT JL2823 7200 Yen
AXT - ITM JL 2174 5000 Yen
An unterschiedlichen Tagen, wollte mir in Akita am Moriyoshi-Berg die Schneeformationen ansehen. Die waren durch den Wärmeeinbruch geschmolzen, meine Bekannte die Bergführerin aus Odate meinte sie sei trotzdem als Guide vor Ort, zu sehen gäbe es nichts aber wir könnten ja einen Tee trinken. Vor Bären bräuchte ich keine Angst haben denn es sei ein Jäger mit Knarre anwesend, wenn Meister Petz wirklich auf Futtersuche gehe komme der in den Kiritampo-Nabe, das ist ein Eintopfgericht bei dem der Reis wie Stockbrot um einen Stecken gedrückt und in einem Suppentopf mit Fleisch, Gemüse etc. in Brühe gegessen wird.

Geworden ist es CTS - ITM JL2016



Los ging es am Abend des 20.02. mit einer Mail von JAL, JL 2823 sei annulliert da der Flieger nicht bereitgestellt werden kann. Umbuchen war online nicht möglich, über die deutsche JAL-Webseite getätigte Buchungen für Inlandsflüge laufen als internationale Verbindung, die kann man zwar online einsehen aber nichts ändern. Hier muss man die Hotline anrufen, in Japan von 08 - 20 Uhr möglich. Es gibt eine extra Nummer für Buchungen heute, morgen und übermorgen, die habe ich angerufen und hatte gleich eine Dame am Apparat. Tatsächlich so ein Fall wo ich froh um eine japanische Mobilnummer war, die ganzen günstigen Hotels haben keine Telefone mit der Möglichkeit nach "außen" zu telefonieren mehr installiert, da kann man bestenfalls die Rezeption anrufen. Telefonzellen sind sehr spärlich geworden. Im Kombini kann man vielleicht noch telefonieren.
Die Dame buchte mich auf die Abendverbindung JL2825 um 1705 ab Okadama um. Eine Mail bekam ich nicht.



Habe den Tag wie weiter oben beschrieben in der Stadtbücherei am Odori-Park verbracht. Gegen zwei ging's zur Toho-Ubahn, ab deren Endstation Sakaemachi fährt der Bus zum Flughafen Okadama. Man kann es auch laufen, sind ca. 1,2 km. Neben dem Flughafenbus verkehren noch zwei normale Stadtbuslinien.
Okadama wird nur von Propellermaschinen genutzt, es gibt einen Schalter von Toki Air, zwei von JAL (bzw. Hokkaido Air System) und einen von Fuji Dream Airlines. Außer für den Passagierverkehr wird das Flugfeld hauptsächlich von der Armee genutzt, das 7. und 11. Geschwader der Nordarmee sind hier stationiert. Ein UH-1-Heli kreiste munter über dem Gelände. Das Gebäude ist mit dem des Flughafens Matsumoto vergleichbar, dort gibt es sogar einen Finger. Im 1. OG befinden sich Wartebereiche, ein Restaurant sowie die Sicherheitskontrolle. Als es dann Zeit zu boarden war wurde der Flug annulliert, man werde in Akita aufgrund von Schneefall nicht landen können.



Die Versorgung des Flugzeuges mit Strom findet wie bereits erwähnt über ein Notstromaggregat auf der Ladefläche eines Lasters statt.



Also raus aus dem Sicherheitsbereich und am Schalter angestellt. Die Dame buchte mich auf JL2823 am nächsten Morgen um. Hotel wäre gestellt worden, auf der Liste waren Businesshotels wie Toyoko Inn, ich habe die Gelegenheit genutzt und eine Nacht bei Freunden verbracht. Da ist der zweitälteste Sohn mittlerweile ausgezogen und ein Zimmer frei. Der war übrigens bei der Armee in der Transporteinheit und meinte, da der Bus zum Flughafen am Eingang der Armeebasis vorbeifährt und dort ein Soldat Wache stand, er habe auch öfter Wache gestanden und das sei ganz schön langweilig gewesen.



Neuer Tag, kein Glück: Es schneite stark, die Abfertigung der Flüge war vorerst ausgesetzt.



Habe mir ein Frühstückscurry gekauft und mich an das Fenster zum Flugfeld gesetzt. Der erste Flug nach Hakodate war noch rausgegangen.



Der erste Stock hat ein paar Modelle von diversen Flugzeugen herumstehen, es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Luftfahrt in Sapporo (nur auf Japanisch).



Der Schneefall wurde leider nicht weniger und mein Freund unkte per LINE schon wann er mich denn wieder abholen könne. Mittlerweile wurden die Passagiere des Fluges nach Hakodate wieder in das Abfertigungsgebäude gebeten, der Flug war nach einer Stunde Wartezeit auf dem Rollfeld gestrichen worden.



Sobald der Herr den Weg zur Maschine geräumt hatte musste er hinten wieder anfangen. Der Schneefall ließ leicht nach, schweres Gerät machte sich daran den Schnee von der Landebahn zu entfernen. Dann trudelte endlich die Annullierung sämtlicher Flüge bis in den Nachmittag hinein ein.



Also wieder am Schalter angestellt und gefragt ob man denn nicht aus den beiden Tickets eines machen könne, vielleicht wäre ja noch ein Platz von Chitose nach Osaka frei. Der Dame zeigte ich beide Tickets, sie sah im System nach und blockierte mir den letzten freien Platz auf JL 2016, 1730 ab CTS nach ITM. Das Zusammenführen der Reservierungen gehe nicht da es sich um die berüchtigten international gebuchten Inlandsflüge handle, ich solle wieder die Hotline anrufen. Habe ich gemacht, der Sachbearbeiterin dort die Reservierungsnummern durchgegeben (Wichtige Fähigkeit: Nato-Alphabet lernen!), die meinte sie müsse das klären und würde mich zurückrufen.
Im Shuttlebus zur Ubahnstation Sakaemache ereilte mich dann die Bestätigung, da der letzte freie Platz aber in Class J (Inlands-Business) sei müsse ich 2.200 Yen Differenz bezahlen, am Schalter 4 in Chitose, Abflugebene. Vielen Dank. Der Shuttlebus war übrigens nicht gratis und musste bezahlt werden (350 Yen).



Der Schneefall war nicht ohne. In Chitose verlief die Abfertigung weitgehend normal.



Also wieder mit der Toho-Ubahn von Sakaemachi nach Sapporo.



Der Fahrer des Flughafenbusses meinte "Nehmen Sie lieber den Zug, die Autobahn ist zur Schneebeseitigung teilweise gesperrt" und er wisse nicht wie lange es dauere.



Letzter Eindruck aus Sapporo: Der Bahnhofsvorplatz im Schneegestöber.



Der Zug zum Flughafen ist aufgrund der mit Schrankwänden reisenden Reisenden gern mal voll, hier ging es aber. Auf den ~40 Minuten bis Chitose wurden nur drei Minuten Verspätung angesammelt.



Nun stand ich bestimmt eine halbe Stunde am JAL-Schalter. Zunächst wurden die beiden Tickets nach/von Akita auf das Ticket nach Osaka umgeschrieben und die 2.200 Yen für Class J kassiert. Vor und nach mir viele Passagiere mit Skigepäck. Das Umschreiben scheint kein alltäglicher Vorgang zu sein, die beiden Angestellten bedienten sich hierbei eines händisch befüllten Notizbuches mit Arbeitsabläufen (das ist in Japan ganz oft der Fall).
Dann war ich noch so unschuldig und fragte wie es denn mit der Stornierungsgebühr des Hotels in Akita sei. Nun, der Flug gestern und morgen sei wegen schlechtem Wetter gestrichen worden, da könne man nichts machen, ich sei aber doch auf dem morgendlichen Flug gewesen welcher wegen der fehlenden Bereitstellung des Fluggerätes ausgefallen war, achso, haben sie denn eine Rechnung für das Hotel?
Am Tablet über Rakuten Travel die Rechnung aufgerufen, 7080 Yen waren das gewesen. Der Herr am Schalter verschwand nach hinten zum Supervisor und kam zurück, die Reservierung sei ja erst ab heute gewesen, nun, ich hatte die Reservierung gestern um die eine Nacht verkürzt da ich es ja nicht nach Akita geschafft habe. Zeigte ihm die ursprüngliche sowie die verkürzte Reservierungsbestätigung, er verschwand wieder nach hinten und kam einige Minuten später mit einem Kuvert, 7080 Yen in Bar darin sowie eine Quittung zurück welche ich bitte unterschreiben möge.



Die Sicherheitskontrolle war schnell passiert, das kulinarische Angebot am Gate ist überschaubar, da taten es ein paar Hirekatsu-Sandwiches. Bis zum Boarding waren es noch drei Stunden.



Mittlerweile war gutes Wetter. Es herrschte Hochbetrieb, der 23. Februar ist der Geburtstag seiner kaiserlichen Hoheit und daher ein landesweiter Feiertag, welcher in diesem Jahr für ein verlängertes Wochenende sorgt.



Das Boarding startete verspätet erst um 1735, Türe zu um 1755, war als letzter im Flieger - man hatte mir 1H freigehalten, vorne in der Mitte. Es flog JA349J, eine 737-800.



Taxi in Chitose war relativ lang. Während des Fluges gab es ein Getränk. Der Platz in Class J ist in einem etwas breiteren Sitz ok, für 2.200 Yen Aufpreis würde ich das jederzeit buchen. Mit Ausnahme des Videos zu Anschnallen, Fluchtwegen et cetera gab es keinerlei Englische Ansagen.




Landung in Osaka-Itami war um 20.10, Taxi war kurz, um 20.15 öffneten sich die Türen. Ein Herr hatte es besonders eilig und drängte sich vor mich. Itami ist um diese Uhrzeit schon leer, Geschäfte schließen um 20.20 Uhr, dann gehen die letzten Maschinen raus, bis 21 Uhr erfolgen noch Landungen. Von 21 bis 07 Uhr dürfen keine Flugbewegungen stattfinden.



Der Nordteil des Flughafens wird von JAL, der Südteil von ANA betrieben. So sind auch die acht Gepäckbänder aufgeteilt, vier für jede Fluggesellschaft. Es gibt ein paar für ANA durchgeführte IBEX-Flüge, Amakusa betreibt einen Codeshare mit JAL nach Kumamoto.
Neben der Werbung für das Cuttermesser findet sich der Hinweis: Dieses darf nicht mit in den Flieger genommen werden.



In Osaka wird auf der Rolltreppe rechts gestanden.
Hatte für die zwei zusätzlichen Nächte in Osaka ein Hotel in Shin-Osaka gebucht, also mit der Monorail bis Senrichuou, von dort mit der Midosuji-Ubahn bis Nishinakajimaminamigata. Das Hotel ist so ein typisch neues Touristen-Business-Hotel, Zahnbürste und Teebeutel muss man sich selber an der Rezeption holen, gereinigt wird nur noch alle drei Tage, Handtücher bekommt man an die Tür gehängt. AirBNB ist seit der Gesetzesänderung für Alleinreisende finanziell nicht mehr attraktiv, selbst die billigsten Apartments in Hirakata oder Ikoma sind nicht günstiger als ein verkehrsnah gelegenes Hotel. Bei mehreren Reisenden sieht das anders aus.



13 Stunden von Sapporo nach Osaka. Da hätte ich auch mit dem Zug fahren können... kurzer Imbiss bei Mos Burger, dann zurück in's Hotel. Qualifikation Skifliegen in Oberstdorf ist verschoben, gute Nacht.
 
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MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.095
8.204
Dahoam
In Osaka wird auf der Rolltreppe rechts gestanden.
Das hatte mich letztes Jahr auch verwundert, dass man in Osaka als Deutscher "richtig" steht. Wie kommt es dass man es hier anders macht als überall sonst? Und ist es nur auf die Stadt beschränkt oder wie weit geht diese Eigenart?
 

Haruto

Reguläres Mitglied
04.05.2023
36
439
Ich kenne es so in der ganzen Kinki Region. In Kyoto ist es mittlerweile ein Misch-Masch geworden, je nachdem wer zuerst auf der Rolltreppe steht und den Trend setzt.

Ich kenne 4 Erzählungen warum es so ist.

In Osaka wollte man nie das machen, was in Tokyo vorgegeben wird.

Der Osaka Humor ist bekannt und man wollte mit dem Rechtsstehen das restliche Japan verwirren.

Während der Expo 70 kamen viele Besucher von außerhalb Japans nach Osaka und die liefen auf der rechten Seite.

Die Samurai trugen ihre Schwerter auf der linken Seite und darum war es besser, wenn man links läuft. Osaka war aber eine Handelsstadt und die Händler trugen ihre Taschen in der rechten Hand und da war es besser auf der rechten Seite zu laufen.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
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Vvardenfell
Grüßgott aus Ishigaki,

Direkt neben meiner Unterkunft befindet sich ein Sashimi-Geschäft, durch die Hintertür konnte ich eine Dame dabei beobachten wie ein Gelbflossen-Thun zerlegt wurde. Für 500 Yen gab es dann eine große Ladung Sashimi (es waren 20 Stücke) inklusive Wasabi und so leid es mir tut: Es schmeckt einfach nach nichts. Die ebenfalls erstandenen Süßkartoffel-Tempura waren die bessere Wahl.



Bevor ich nun aber schon gleich wieder abschweife, mittlerweile ist die Reise nach Fernost doch um einige Flüge reicher:

CTS - ITM (JAL), hier schon berichtet.
ITM - FUK (ANA)
FUK - NGO (Starflyer, gebucht über ANA)
KIJ - OKA (ANA)
OKA - ISG - OGN (Japan Transocean Air und Ryukyu Air Commuter, gebucht über JAL)
OGN - ISG (RAC)
HND - OKJ (JAL)
CTS - HND (ANA)

Da im Forum, wenn man der Suchfunktion trauen darf, noch niemand etwas über die Insel Yonaguni geschrieben hat kommt hier ein kleiner Bericht.



Yonaguni ist die westlichste Insel der Yaeyama-Kette und liegt nur gute 100 km östlich von Taiwan.
Der Screenshot ist aus der englischen Karte des Landesvermessungsamtes: https://maps.gsi.go.jp/
Ist öfter ganz praktisch um mittels den Höhenlinien zu prüfen ob man sich einen Wanderweg zutraut. Die englische Fassung ist leider nicht so detailliert wie die japanische.



Auf Yonaguni befindet sich der westlichste Punkt Japans. Für die allermeisten Besucher wird das der Grund sein eine Reise anzutreten. Ganz so einfach ist das nicht, es gibt ein bis zwei Flüge pro Tag aus Naha und drei aus Ishigaki. Zusätzlich verkehrt zweimal pro Woche die Fähre "Yonakuni" (3.550 Yen, vier Stunden) vom Hafen Ishigaki zur Anlegestelle im Weiler Kubura auf Yonaguni.



Nach ein paar Tagen in Naha war ich viel zu früh am Flughafen, der macht erst um Punkt sechs Uhr auf (der Wachmann hat auf der Uhr den Sekundenzeiger abgewartet). Früher da sein lohnt sich nicht. Gebucht war JTA 601 von Naha nach Ishigaki, im Anschluss RAC 741 von Ishigaki nach Yonaguni. Die Flüge von Japan Transocean Air lassen sich über die JAL-Seite buchen, der Japan Explorer Pass kommt hier aber nicht zur Anwendung. Die beiden Flüge haben etwas über 20.000 Yen gekostet.
Check-In am Automaten und Sicherheitskontrolle verliefen sehr zügig, um 6.10 war ich am Gate, die Geschäfte am Flughafen öffnen erst um 6.30.



JA10RK stand schon bereit. Auf Ishigaki und Yonaguni gab es Gewitter, Durchsagen folgten wonach es sein könne dass unser Flug nach Naha zurückkehren müsse.



Auf dem Weg zur Startbahn ging es an den Hangars von allen drei Teilstreitkräften vorbei, die Luftstreitkräfte sind aufgrund regelmäßiger Verletzungen des japanischen Luftraumes durch die Volksbefreiungsarmee in ständiger Bereitschaft.



Der Flug war ziemlich holprig. Hatte Class J gebucht, finde den Sitz da nicht besser, er hat nur eine feste Armlehne.



Die zwei Stunden Wartezeit auf den Anschlussflug nach Yonaguni verbrachte ich außerhalb des Sicherheitsbereiches. Innen gibt es ein kleines Geschäft und Toiletten, nicht mehr. Außerhalb gibt es zum Beispiel den südlichsten und gleichzeitig auch westlichsten Starbucks Japans. Der nächste kommt erst auf Taiwan. Oder wahrscheinlich Guam. Dieses Prädikat trifft auf so gut wie alle Niederlassungen von Ketten auf Ishigaki zu und nutzt sich dementsprechend schnell ab. Zum verspäteten Frühstück gab es noch eine Schüssel Soba. Finde den Flughafen kompakt und gut gelungen.
Luftfeuchtigkeit nach Regen lag bei ca. 120 %.



Der Anschlussflug nach Yonaguni hatte leichte Verspätung, die Dash-8 JA82RC von Ryukyu Air Commuter konnte wetterbedingt erst etwas später starten. Auch wenn JTA und RAC zu JAL gehören, das Bodenpersonal hat die für Okinawa typischen bunten Hemden, manche Damen tragen einen Kittelschurz. Das Bordpersonal trägt die normale schwarze JAL-Uniform.



Das Boarding erfolgte per Bus, ein paar Regentropfen waren wohl der Grund.



Ausstieg in Yonaguni, mit an Bord eine Reisegruppe aus pensionierten Japanern, die haben auf dem Vorfeld ausgiebig Fotos gemacht. Der Flug war kurz, für fünf Minuten erlosch sogar das Anschnallzeichen.



Im Flughafengebäude gibt es einen Getränkeautomat sowie ein paar Souvenirshops. Das Restaurant ist geschlossen, laut Aushang aufgrund von Renovierungsarbeiten, sah nicht so aus als würde da was passieren.



Unterkünfte sind auf Yonaguni spärlich, das größte Hotel steht seit Covid leer. Rakuten spuckte nur das "Mumbu" gegenüber des Flughafens aus, eine Reihe Wohncontainer mit Gemeinschaftstoilette aber immerhin Dusche und WC im "Zimmer". Ein Inselbewohner meinte "Ah, sie übernachten in der Notunterkunft für Erdbebenopfer" und die Bezeichnung ist etwas übertrieben aber nicht ganz falsch. Für 12.500 Yen Pro Nacht eine teure Notunterkunft.



Der einzige Verleih für "echte" Fahrräder wird durch JAL betrieben, 3.000 Yen pro Tag, Rückgabe bis spätestens 17.30 Uhr. Der ausgehändigte Helm war zu klein, durfte aber erst mit dem Rad zurückgegeben werden und wanderte daher in ein Schließfach. Am Radl ist ein kleiner Blechanhänger mit Kranichlogo.
Es gibt noch zwei weitere Verleihe für E-Bikes, drei für Roller und ich meine insgesamt fünf für Autos. Die waren alle ausgebucht.
Das Zweirad war in gutem Zustand, verfügte über eine Klingel, Reifendruck war ordentlich, die Gangschaltung hat auch funktioniert. Der Sattel war etwas unbequem.



Die Insel hat eine überschaubare Ausdehnung von 11 km in der Breite und ca. 4,5 km in der Länge. Kann man, wenn gut zu Fuß, auch laufen. Die Topographie ist anders als z.B. Miyako oder Hateruma aber schon bergig und die Straßen haben ein paar knackige kurze Anstiege.
Auf dem Bild der Hafen des westlichen Weilers Kubura, wollte Mittagessen, alles hatte zu. Kombinis gibt es nicht, aber einen Kramerladen welcher Melonpan verkaufte.



Kubura vom Westkap aus gesehen. Bin an einer Gruppe ausländischer Taucher vorbeigeradelt, das dürfte das touristische Hauptgeschäft auf Yonaguni sein. An der Südküste gibt es unter Wasser eine Felsvormation namens Yonaguni-Monument, manche behaupten eine untergegangene Zivilisation habe die aus dem Fels gehauen da die Kanten so nicht entstehen können, andere sagen das sei ein Schmarrn, muss aber sehr eindrucksvoll sein.
Bin selbst kein Taucher, die Bewohner der Insel haben eher wenig Stress und sind einem Schwätzchen nicht abgeneigt, aufgrund der starken Strömung ist das Meer um Yonaguni aber nicht so einfach zu betauchen.



Bei gutem Wetter erscheint über den Felsen am Horizont die Insel Formosa.
Vor einigen Jahren gab es ein Gemeinschaftsprojekt zwischen japanischen und taiwanesischen Wissenschaftlern, die Strecke wurde in Holzbooten zurückgelegt und damit der Beweis erbracht dass eine frühe Besiedlung (und die Erstellung des Yonaguni-Monumentes) möglich war. Ostasiatische Thor Heyerdahls.



Der westlichste Punkt Japans, übrigens auf der gleichen geographischen Breite wie Katar. Der ständige Wind macht die 28 Grad aber sehr erträglich. Im Sommer überschreitet das Quecksilber schon mal die dreißig Grad, Tiefsttemperatur im Winter liegt bei fünfzehn Grad.



Auf der Südseite der Insel gibt es eine große Herde an Wildpferden. Die werden mit "Texas Gates" genannten Viehgittern in ihrem Bereich gehalten. Mittendrin befindet sich die örtliche Kaserne der Armee, bis Ende der 2010er Jahre verfügte Yonaguni nur über zwei (!) Polizeibeamte des Yaeyama-Präsidiums auf Ishigaki. Die gibt es nach wie vor, es gibt sowohl in Kubura als auch in Sonai, dem Weiler am östlichen Ende ein Polizeihäuschen mit einem kleinen Auto.
Der Streit um die Senkaku-Inseln und der Druck aus China haben dazu geführt dass es eine Bürgerabstimmung gab, eine Mehrheit votierte für eine ständige Präsenz der Armee auf der Insel. Nun sind 200 Soldaten hier stationiert, die fahren ab und zu mal herum und kaufen ein, bleiben sonst aber weitgehend unter sich. Habe ein paar beim Joggen gesehen.
Die Basis soll um einen Schießplatz sowie einen Raketenabwehrstützpunkt erweitert werden. Platz genug ist vorhanden.



In Hikawa, dem südlichen Weiler, gibt es einen Strand. Die Wassertemperatur war angenehm, zu weit raus solle man nicht gehen sonst fände man sich in Iriomote oder irgendwo anders wieder. Badetourismus ist in Yonaguni nicht so richtig gefragt.



Dieses Haus war Drehort für ein Dorama namens "Dr Coto" in den frühen 2000ern, es spielten Shibasaki Koh und Yoshioka Hidetaka. Darin wird ein sehr kompetent Arzt nach einem Skandal auf eine (fiktive) kleine Insel versetzt, von den Einwohnern angefeindet etc. pp., vor zwei Jahren gab es eine Filmadaption mit dem Haus auf dem Plakat, Erkennungsrate unter meinen japanischen Bekanntschaften 100%.
Für 300 Yen kann das Innere besichtigt werden, das habe ich mir gespart und stattdessen am Kramerladen von Hikawa auf der Bank davor einen ein kalten Dosenkaffee getrunken.



Auf Yonaguni ist Hikawa berühmt für sein Okinawa-Soba welches nicht aus Buchweizen- sondern dünnen Weizennudeln besteht.



Die Sonne brannte unerbittlich und ich kam doch etwas ins Schwitzen.



Vor der Rückgabe des Radls gab es noch einen eiskalten Gerstentee aus einem Automaten an einer der drei Tankstellen der Insel.
Eine Preisanzeige wird man lange suchen. Die Zapfsäulen zeigen nur Liter an, der Endbetrag wird vom Tankwart mittels Taschenrechner ermittelt, wer einen Beleg will bekommt diesen von Hand geschrieben. Habe für Normalbenzin am Folgetag etwas über 200 Yen / Liter bezahlt, dreißig Yen mehr als auf Honshu üblich.



Was kauft man auf Yonaguni? Braunen Zucker oder Karinto, das ist eine Süßigkeit die von Japanern aufgrund des Aussehens gern mit Kackwürsten verglichen wird aber doch besser riecht. Frittierte Teigstifte werden mit Zucker überzogen. Die Agrarwirtschaft besteht zu 90% aus Zuckerrohr welches in der örtlichen Fabrik verarbeitet wird, habe noch ein paar Bananenstauden und Gemüsefelder gesehen, das dürfte aber alles für den Eigenbedarf sein. Der Boden ist auf Yonaguni laut einem Ökonomen nicht so ergiebig und JA (die japanische BayWa) zahle gut für das Zuckerrohr. Viehwirtschaft gibt es ebenfalls, habe aber mehr zerfallenen als intakte Ställe gesehen. Die Einwohnerzahl sinkt seit dem 2. Weltkrieg peu a peu, von 1950 ca. 6000 auf jetzt noch 1700, und da ist die Kaserne voll mit eingerechnet.



Das Hotel gegenüber des Flughafens ist praktisch, hat aber den Nachteil dass man abends schlecht woanders hinkommt. Der kostenlose Minibus fährt nicht mehr. Bis Sonai sind es ca. drei Kilometer zu laufen, einen Gehweg gibt es, aber keine Straßenbeleuchtung. Also bleibt nur die Hotelgastronomie auf Paletten in einem Holzverschlag, mit Plastikplanen eingehaust. An so einem warmen Abend schmeckt das Bier. Die örtliche Variante des Awamori, eines aus Reis gebrannten Schnapses heißt "Hanazake", der Blumenalkohol und wird mit 30 oder 60 Volumenprozent in den Verkehr gebracht. Schmeckt mir nicht so.



Vor dem "Hotel" standen vier Kokospalmen. Frühstück wurde nicht serviert, hatte mir etwas aus Naha mitgebracht.



An der Südküste.
Der Vermieter des Rollerverleihs "Suzumi" in Kubura klaubte mich am Flughafen auf. Anstatt des Rollers wäre jetzt doch ein Auto frei, der Prius sei gerade zurückgegeben worden. 9.650 Yen für einen Tag, Rückgabe bis spätestens 17.30 Uhr.
Im Nachhinein wäre der Roller die bessere Entscheidung gewesen, da muss man nicht ständig aus- und einsteigen. Dafür war der Prius angenehm klimatisiert.



Wie auf anderen Inseln der Yaeyama-Gruppe gedeiht vielerorts der Schraubenbaum.



Ein Blick auf die Ostküste.



Die östlichste Toilette auf der westlichsten Insel war gesperrt, total vergammelt, aus einer Leitung lief ständig Wasser welches von den frei lebenden Yonaguni-Pferden genutzt wurde. Es gab noch eine ebenfalls halb verfallene Aussichtsplattform.



Die Küste bietet an einem schönen Tag wirklich tolle Ausblicke.



Durch die starke Strömung wird sehr viel Müll angespült. Wer sich davon nicht stören lässt findet viele Strände ohne andere Besucher. Ah, je nach Jahreszeit kann man um Yonaguni Hammerhaie sehen.



Blick vom Ostkap nach Westen auf die teilweise landwirtschaftlich genutzten Flächen. Auf dem 231 m hohen Urabu befindet sich eine Sendeanlage der japanischen Telekom NTT, dahinter noch ein paar Radartürme der Armee.

Der Rest des Beitrages folgt sobald die Zeit für den Automergel abgelaufen ist.
 

Tsuruhashi

Erfahrenes Mitglied
11.07.2015
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Vvardenfell


Mittagessen in einem kleinen Restaurant mit malaiischer Küche in Sonai, angeblich Phat Krapao. Die Anzahl an Speiselokalen und Kneipen ist überschaubar, wer nicht reserviert hat wird abends vielleicht gar keinen Platz finden. Hatte nicht den Eindruck dass man sich auf Yonaguni groß um den Ausbau von Kapazitäten bemüht, es gab seitens der Partnerstadt Hualien auf Taiwan mal Bestrebungen einen Fährbetrieb einzurichten, das scheiterte unter anderem daran dass die Insel gar nicht die Möglichkeiten hat mehr Touristen als bisher aufzunehmen.



In der Felswand befindet sich ein Aussichtspunkt.



In Sonai und Kubura gibt es je ein Postamt mit einem Geldautomat. Die Nahversorgung wird durch zwei größere Krämerläden sichergestellt, habe braunen Zucker und Karinto gekauft.



Der Weiler Sonai, vom Aussichtspunkt aus gesehen. Es gibt auf Yonaguni keine Oberschule, die Schüler wechseln dann nach Ishigaki, Naha oder gleich irgendwo ganz anders hin. Zurück kommen nur Wenige.



Ein hübscher kleiner Strand an der Ostküste, wegen der Strömung nicht zum Baden geeignet.



Von den Styroporkügelchen und dem Müll sollte man sich auch nicht stören lassen.



Außerdem liegt der Strand mitten im Friedhof. Auf Yonaguni gibt es wie für Okinawa üblich Gräber mit Schildkrötendach. Hier war bis zum zweiten Weltkrieg keine Feuerbestattung üblich, man hat die Leichname eingewickelt und mit zwei großen Flaschen Schnaps im Grab (die Steinplatte vorne kann herausgenommen werden) für sieben Jahre verfallen lassen. Dann wurden die Knochen in Schnaps oder im Meer gewaschen und in eine Urne im Grab gegeben. Teilweise war nach der Waschung wohl auch eine Kremierung üblich.
Da Yonaguni nicht über ein Krankenhaus verfügt (es gibt nur so eine Art Arztpraxis mit ein paar Krankenbetten) sterben die Kranken heute fast immer im Krankenhaus auf Ishigaki und werden dort eingeäschert. Die "Luftbestattung" im Grab sei aber nach wie vor auf Wunsch noch möglich, meinte der Vermieter meines Autos.



Mit dem Freischnitt der Straßen kommt man nicht hinterher und hat stellenweise ganz aufgegeben.



Nach zwei Übernachtungen war es dann genug mit Yonaguni, im kleinen Wartebereich des Flughafens lief das erste Programm mit der morgendlichen Seifenoper, dem "Asadora", bekannt für die völlig übertriebene Darstellung von Emotionen. In der seit April laufenden 110. Serie "Tora ni Tsubasa", "Flügel für die Tigerin" geht es um eine der ersten weiblichen Anwältinnen Japans, hier Inatsume Torako genannt. Die Hauptfiguren sind fast immer weiblich.



Der Sicherheitsbereich. Es gibt Getränkeautomat und Toilette.



Zum Flugzeug musste gelaufen werden, hier das Kap Agari mit einem letzten Blick auf Yonaguni.



Iriomote wurde überflogen, da ging es schon in den Landeanflug.



Deboarding in Ishigaki erfolgte per Pedes. Habe den Bus in die "Stadt" genommen, der Vermieter meiner Unterkunft ließ mich schon am Vormittag in die Wohnung, sehr praktisch. Es hatte 28 Grad und Sonne.

Viel machen kann man auf Yonaguni nicht. Die Landschaft hat durchaus ihren Reiz, wiederkommen werde ich wahrscheinlich nicht. Da gibt es noch die ein oder andere abgelegene Insel welche stattdessen auf der Liste steht.
 

AntonLange

Reguläres Mitglied
12.05.2023
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Berlin und Dresden
Hab jetzt bis zum 20. Beitrag gelesen...
Sehr cooler leidenschaftlicher Bericht.
Interessant die Essens Foto zu sehen.
Jedoch frage ich mich sehr oft, was die Faszination der USA ist, dass so viele Vielflieger hier einen sündhaft teuren Urlaub verbringen? Besonders Chicago auch, graue Wolkenkratzer - wieso?
Ich würde es gerne verstehen