Usbekistan/Tadschikistan und Kasachstan (nicht live)

ANZEIGE

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
ANZEIGE
Dushanbe - Montag

Dushanbe heisst offenbar Dushanbe, weil hier am Montag immer ein Markt stattfand und irgendwann fand man, nennen wie den Ort Montag.

Dushanbe empfängt mich bei wiederum rund 40 Grad. Es ist eine sehr grüne Stadt, sie ist geschäftig, viele Leute sind unterwegs und es macht Spass, durch die Stadt mit ihren vielen kleinen Läden zu schlendern. Viele Frauen tragen ein Kopftuch, aber es scheint mehr ein Modeassesoire und Sonnenschutz zu sein, als tiefe Religiösität. Insbesondere die bunten Farben der Kleider gefallen mir. Westliche Mode sieht man hier selten. Ich beginne meinen Marsch mit dem Aufsuchen einer kurligen Seilbahn, die noch aus Sowjetzeiten stammt. Vor Ort muss ich feststellen, dass sie nicht mehr in Betrieb ist.

dsc036106ej3q.jpg


Aber der Spaziergang hat sich gelohnt. Ich laufe an Strassenhändlern vorbei, überall hat es kleine Kioske, die Autofahrer sind sehr rücksichtsvoll und halten vor jedem Fussgänger an. Dushanbe hat – erstaunlich für eine Stadt der ehemaligen Sowjetunion, keine U-Bahn und kein Tram.

Der Somoni, die Währung der Tadschiken hat eine interessante Stückelung. Es gibt nämlich auch 3 Somoni Noten, wie auch 3 Somoni Münzen. Und, so scheint es mir, Tadschikistan ist etwas teurer als Usbekistan. Für uns Westeuropäer natürlich immer noch reichlich günstig.

Es ist gar nicht so einfach, ein Restaurant zu finden, dass tadschikische Küche anbietet, dies, weil die meisten Restaurants internationale Küche anbietet. Einmal lande ich beim Ukrainer, dann beim Inder. Die Portionen hier sind eher klein, das ist gut, so kann man mehr bestellen. Abends trifft sich alles im Bundespub, einer Bar, die auf Deutschland macht. Dazu, wie leider mittlerweile überall in der Welt, bietet sie die ganze Palette der internationalen Biere of shame an. Heinecken, Hoegaarden, Corona und so weiter. Ich reise doch nicht um die halbe Welt um diese entsetzlichen Brühen zu trinken, die ich auch zu Hause bekomme. Sie haben aber auch ein lokales Bier, das Sim Sim. Es schmeckt ganz okay.


bierofshamewejsq.jpg



Das Personal ist total nett. Irgendwann kommt eine der Kellnerinnen und findet, dass ich so traurig dreinblicke, ich sässe ja ganz allein, ich solle doch wenigstens auf den Bildschirm schauen. Dort läuft Boxen, ich beobachte lieber die Leute. Das Publikum ist gemischt und ich finde es total nett von der Kellnerin.

Wie ich feststelle, sind die Dushanbeer sehr besorgt um ihre Gäste. Das hätte ich in dieser Ecke der Welt, die ja weiss Gott genug andere Probleme hat, nicht erwartet. Im folgenden Bild sieht man im Hintergrund den omnipräsenten Präsidenten. Das ihm das nicht peinlich ist, dass seine Fratze an jedem einigermassen wichtigem Gebäude hängt.


dsc03597ehkbw.jpg


dsc03602qbjrc.jpg


dsc03606qpj3m.jpg


Die Fahne war offenbar mal die grösste der Welt, heute Nummer zwei. Weiss aber nicht mehr, wer die Tadschiken abgelöst hat.

dsc03620vujqc.jpg


dsc036239bj94.jpg


dsc036319uku6.jpg


dsc036549zj3f.jpg


dsc03660qtkg4.jpg


dsc03667wpjwp.jpg
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Weitere Impressionen aus Dushanbe:

dsc03691cqjhj.jpg


dsc0368739jgb.jpg


dsc03686pzj9m.jpg


dsc03685akjov.jpg


dsc036847kjhm.jpg


Es geht so nicht weiter. Ich bin kaputt. Meine langen Spaziergänge in der Hitze fordern ihren Tribut. Ich muss umplanen. Wenn ich den Zug von Khujand oder Chudschand, je nach Transkription, nach Samarkand erwischen will - er fährt nur 1x pro Woche - dann muss ich morgen nach Khujand, am Mittag Khujand angaffen und am nächsten Tag auf den Zug. Mein Körper braucht Erholung. Aber so verpasse ich eine Fahrt in einem dieser brandneuen Züge von Samarkand nach Buchara und ich fahre doch so gerne im Zug. Von Khujand nach Usbekistan ist eigentlich nur via Tashkent möglich, ausser man nimmt eben den Zug. Samarkand und Buchara müsste man aber doch gesehen haben, wenn man schon in der Gegend ist. Und für Khujand sollte ich mir doch Zeit nehmen. Aber eine Pause brauche ich.

Ich würde sehr gerne noch länger in Dushanbe bleiben, andererseits wären zwei Tage in Khujand sicherlich auch ganz interessant. Tja und so entscheide ich mich für zwei Tage Khujand und für einen Tag, um den Rest von Tashkent noch zu sehen. Rückblickend bereue ich es, mir nicht noch mehr Zeit für Dushanbe genommen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Durch die Fan-Berge und dem sagenumwobenen Anzob-Tunnel nach Khujand.

Die Strecke zwischen den beiden grössten Städten Tadschikistans ist legendär und gefürchtet. Dann hat man den Anzob-Tunnel gebaut. Dank ihm konnte man den furchterregenden Pass umgehen und landete nun aber in einem furchterregenden Tunnel. Tunnel des Todes oder Eingang zur Hölle nannte man ihn.

Die iranische Baufirma hatte keine Ahnung, wie man so einen Tunnel baut. So gab es kein Licht, tiefe Schlaglöcher, Wassereinbrüche, riesige Ventilatoren, die den Staub herumwirbelten und im dunkeln kaum zu sehen waren und den Teer hat man auch vergessen. Wenn mal so ein LKW in einem Schlagloch steckenblieb oder man eine Autopanne hatte, dann kann man sich vorstellen, was das für ein Horror gewesen sein muss.

Heute soll der 5 Kilometer lange Tunnel seinen Schrecken verloren haben, seit man ihn umfassend saniert hat. Na wir werden sehen.

Die Frau an der Rezeption kriegt jedenfalls einen leichten Schreck, als ich sage, dass ich nach Khujand will. Und was dann folgt, beeindruckte mich zutiefst. Sie organisierte auf Kosten des Hauses einen Taxifahrer, der mir am Busbahnhof, immerhin rund 10 Kilometer entfernt, einen sicheren Autofahrer mit einem guten Auto aussuchen soll. Denn es fahren keine Busse, sondern nur sogenannte "shared Taxis". Also sobald vier Personen eintreffen, fährt ein Fahrzeug los.

Der Taxifahrer hält vor dem Parkplatz an. Ich verstehe ihn zwar nicht, aber es ist klar, was er meint. Viele Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz und er meint, ich soll sitzen bleiben. Nach einer Weile kommt er zurück, er hätte einen guten Fahrer gefunden, der ein gutes Auto fährt. Es ist ein Lexus. Er schreibt mir die Zahl 150 Somoni auf und ich schlage ein. Wir gehen zum Auto. Drei Frauen und der Fahrer, offensichtlich eine Familie oder Bekannte, nehmen mich mit. Der Fahrer mag ja gut sein, aber er ist vorallem schnell und ... ja wir werden sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Es geht los!

Der Fahrer und die Frauen sind eindeutig aus Khujand. Ihre Kleider sind viel weniger bunt und der Fahrer fährt weit aggressiver, als je ein Fahrer aus Dushanbe tun würde. Überholen in der Kurve, egal wie eng, daneben ein Abgrund ist, aber er hat das Gefährt und die Strecke im Griff und nur selten fällt mir das Herz in die Hose. Es ist ja auch etwas anderes, wenn man selber fährt oder hinten drinsitzt.

Die Frauen beten vor der Abfahrt und sind sichtlich nervös. Sie haben weder meinen Gruss erwidert noch sonst mir irgendwelche Aufmerksamkeit geschenkt. Grad ein Wunder, dass sie gemerkt haben, dass ich da bin, falls sie das überhaupt gemerkt haben. Tja, Khujand ist eben nicht Dushanbe, wie ich später bedauernd feststellen werde. Die Strasse klettert auf etwa 2700 Meter ü.M. und dann kommt er! Der Anzob-Tunnel. Die Frauen werden nervös, der Fahrer bleibt ruhig und ich falle zuerst einmal in Schockstarre. So etwas krasses habe ich noch nie erlebt und ich war schon auf manch abenteuerlicher Route. Dieser Tunnel steckt mir heute noch in den Knochen.

Das Foto ist natürlich etwas zu dunkel, aber ich wollte den Fahrer durch die rote Lampe an der Lamera, die bei mir bei Bildern im dunkeln aufleuchtet, nicht irritieren. Das Foto ist vom hintern Sitz am Fahrer vorbei durch das Frontfenster. Man sieht zwei Lichtpunkte, das waren die Scheinwerfer des Lexus, die reflektierten. Viel mehr sah man dann nämlich nicht, es war aber durch das Scheinwerferlicht wesentlich heller. Diese strahlten direkt den aufwirbelnden Staub an, der das Licht sofort verschluckte. Keine gefühlte 5 Meter reichte die Sicht. Der Belag war aber sehr gut, einzig die Sicht war das Problem. Wie war der Tunnel nur früher?

aznob-tunnel11j06.jpg


Irgendwann war der Schrecken vorbei. Nun leucheten Lampen von der Tunneldecke, es gab kaum mehr Staub, die Sicht war soweit gut, der Tunnel schmal und mein Fahrer fand nun, dass es an der Zeit war, Gas zu geben. Ran an den LKW und dann überholt der doch tatsächlich in diesem engen Tunnel noch. Aber dann war es überstanden. Die Hölle hat uns wieder ausgespukt. Die Frauen sind erleichtert, aber blicken immer noch grimmig. Ich natürlich auch, nur blicke ich nicht grimmig.

Die Strasse geht wieder runter, Kurve um Kurve, nur um dann wieder anzusteigen, wieder auf etwa 2700 Meter ü.M.. Dann geht es wieder runter und in der Ebene kommt uns Khujand entgegen. Irgendwann hält er an und meint, ich solle aussteigen. Wir sind offenbar am "Westbahnhof" von Khujand. Da ich das nicht raffe, kichert eine der Frauen. Es ist der erste Ton, den ich von ihnen höre. 150 Somoni will er nicht, er will 180 Somoni. Alles gut, ich bezahle. Ich habe den Tunnel überlebt, was sind da schon 30 Somoni.

Impressionen von der Strecke:

dsc0369379k6t.jpg


dsc03696hijiz.jpg


dsc0369741jpx.jpg


dsc03700slj4s.jpg



dsc03714tajg6.jpg


dsc037259xj66.jpg

dsc03733pakjq.jpg


dsc037384bj05.jpg
dsc037414lkaq.jpg


dsc03743imklf.jpg


dsc03744dejal.jpg


dsc03758wkj1g.jpg


dsc03765pqjcz.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Khujand am Sir-Daria

Khujand ist ein Teil des Fergana-Tals, dessen grösster Teil in Usbekistan liegt. Von hier soll auch eine grosse Zahl von IS-Kämpfern und Dschihadisten herkommen. Von religiöser Frömmigkeit merkt man nichts. Nur wenige Frauen tragen ein Kopftuch, sie sind viel "westlicher" gekleidet, als die Frauen in Dushanbe, ihre Kleider weit weniger frabenfroh und als erstes muss ich feststellen, dass man hier viel aggressiver Auto fährt. Ich wimmle ein paar Bettlerinnen mit Kleinkind ab (zum ersten Mal werde ich auf der Reise angebettelt) und laufe los. Ein Dushanbeer würde sofort halten und mich über die Strasse lassen. Auf so eine Idee würde ein Khujandi nie kommen. Hier wird kein Zentimeter freiwllig hergegegeben. Laufe ich also über die Strasse, kann es gut sein, dass sich noch ein Auto knapp vor oder hinter mir "vorbeizwängt".

Ein paar Kicherteenis winken winken mir, viel mehr freundliches hat die reichste Stadt Tadschikistans an Nettigkeiten nicht zu bieten. Nicht das die Menschen unfreundlich wären. Sie wirken freudlos, lachen nicht, sie sind grimmig. Heute laufe ich nur zum Hotel, möchte noch ein Bier trinken und dann ausruhen.

Im Hotel angekommen, ist grad eine Hochzeit im Gange. Ich habe in der ehemaligen Sowjetunion schon viele Hochzeiten erlebt. Genaugenommen habe ich den Eindruck, dass hier immer und ständig geheiratet wird. Meistens sind es riesige oder sehr grosse Gesellschaften, die mit dem Auto von Restaurant zu Restaurant oder weiss ich wohin fahren. Das geht den ganzen Tag oder vielleicht Tage. Was für ein Horror. Alle sind hier perfekt herausgeputzt, tragen sehr schöne Kleider, es sind gute 35 Grad und die sind sicher seit dem frühen morgen unterwegs. Dann kommt das Zeichen zum Aufbruch in die nächste Beiz, was vor allem warten bedeutet, die ersten sitzen im Auto, die letzten sind noch im Restaurant. Zugegeben, ich bin wahrlich ein sehr unromantischer Mensch. Mich hätte man da wohl den ganzen Tag rummotsen gehört. Seufz.

Da trinke ich doch viel lieber ein Bier, in der am Hotel angelehnten Bar mit Blick auf den Fluss Sir Daria, während ich das ganze beobachten darf. Was für ein fantastisches Bier. Sahor oder so ähnlich heisst es, eine trübe Sache und so richtig lecker. Leider werde ich irgendwann gezwungen zu gehen, denn ich werde einfach nicht mehr bedient. Egal wie oft ich ein Bier bestelle, es kommt nicht mehr. Der Kellner ist schlicht und einfach am Anschlag. Überall wird gerufen und jeder will etwas von ihm. Nun gut. Seufz, aber vielleicht auch ganz gut so. Hatte schon genug getrunken.

Leider findet man in Khujand nur wenige Restaurants, oft sind sie einem Hotel zugehörig. Heute esse ich im Hotelrestaurant, wo es leider dieses leckere Sahor nicht gibt, dafür Baltika 7 aus Russland, ganz okay oder dieses grässliche Hoegaarden und kleine Portionen. Aber was ist hier nur mit den Frauen? In den Restaurant sitzen grosse Männerrunden. Immer wieder steht einer auf, erzählt irgendeine Geschichte, die Männer lachen und so weiter. In der Bar, in der ich das leckere Sahor trank, sie wurde richtig voll, nur Männer. Am Strand nur Männer und ein paar Mütter, die mit der Kleidung ins Wasser gehen. In der Hoteldisco amüsiert sich eine grosse Gruppe von Männern. Keine Frau in Sicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Am nächsten Tag laufe ich Khujand ab. Khujand liegt vor einer beeindruckenden Kulisse, ich vermute, es sind die Ausläufer des Tian Shan Gebirges. Touristisch ist hier sicherlich einiges Potential vorhanden.

Der Registan aber ist nicht sonderlich beeindruckend (und gar nicht so leicht zu finden):

dsc03821ywkra.jpg


dsc03824e1jlq.jpg


Gleich neben dem Registan hat es noch eine grosse Markthalle. Viele sind von Märkten begeistert, mir sagen sie nicht viel. Daher gings gleich wieder raus.

dsc03767cxjc4.jpg


Die Braut ist schon vor den Gästen eingetroffen. Am nächsten Tag kam bereits eine weitere Hochzeitgesellschaft.

dsc03792x5jhw.jpg


Das ist übrigens ein Kino.

dsc037937cj3l.jpg


dsc03801gakuw.jpg


dsc03800m7jzz.jpg


Wie auch in Dushanbe wird an den wichtigen Orten Lautsprecherbeschallung angeboten. Keine Ahnung, was die sagten, schien mir ein Radiosender zu sein.

dsc03810tsksz.jpg


dsc03817z0jst.jpg


Die Festung ist sicherlich die wichtigste und schönste - und beeindruckende - Sehenswürdigkeit von Khujand.

dsc03828a1ksm.jpg


Die Geschichte mit der Wölfin kenne wir doch von irgendwo...

dsc03829xljg4.jpg


Er darf natürlich nicht fehlen. Er war übrigens bereits zu Sowjetzeiten ein Apparatschik.

dsc03831y6kcn.jpg



dsc03843vbkmm.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Weitere Impressionen aus Khujand:

Mit der Seilbahn sollte es von der Festung über den Sir Daria gehen. Ich fahre gerne Seilbahn. Aber ich und ein paar weitere zentralasiatische Touristen wurden enttäuscht. Obwohl sie von 9 Uhr bis 11 Uhr fahren sollte, sie fährt nicht. Seufz.

dsc038533bjeh.jpg


dsc03856qcj0e.jpg


dsc038570oj4e.jpg



dsc038586tj9m.jpg


dsc038672ikod.jpg


Er ist auch noch da. Schliesslich hiess die Stadt früher Leninabad und es gibt nur wenige grössere Abbildungen. Man hat ihn nun in einem schäbigen Park versteckt.



dsc038796jk19.jpg


dsc03882o1kow.jpg


dsc03894fojr3.jpg


Ich beende den Tag mit ein paar leckeren Sahor Bierchen und einem guten Buch. Am morgen geht es dann zum Busbahnhof. Ich will mit dem direkten Bus nach Tashkent fahren. Ich ahne nicht im geringsten, was da auf mich zukommen wird. Hätte ich es geahnt, vielleicht wäre ich freiwillig lieber wieder durch den Anzob-Tunnel ...

dsc038994fk9y.jpg
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
5.465
7.458
Trans Balkan Express
Termez wird mit Khiva und Buchara gleichgestellt.

Sharizabz wäre sehenswürdigkeitentechnisch sicher die bessere Wahl gewesen, hat aber keinen Bahnhof.

Die Wolfsgeschichte geht in Zentalasien so.

[Nationalität des erzählenden einsetzen, Kasache, Kirgise etc]: "[Kasachen/Kirgisen etc. wieder Name der Nationalität einsetzen] essen am zweit meisten Fleisch".

Tourist [muss erstaunt tun]: "Und wer ist denn noch mehr?"

Ausgangsertähler: "Wölfe, haha".

Die Geschichte lässt sich beliebig oft wiederholen und macht nur dann Spass, wenn man von erzähler zu erzähler erstaunter tut.
 
  • Like
  • Haha
Reaktionen: Oliigel und jb1991

MNL

Aktives Mitglied
13.10.2013
167
2
Bis jetzt ein wirklich sehr schöner Reisebericht mit beeindruckenden Bildern.
Freue mich auf mehr.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Der Grenzübertritt

Ich habe viele Grenzen überquert, angenehme und üble, aber dieser gehört zu den ganz üblen, vielleicht sogar der der Übelste, dem ich je begegnet bin. Im Jahre 2019 noch sowas erleben zu dürfen, ist für jeden Masochisten ein Glücksfall.

Es fängt ganz harmlos an. Unser Bus kommt am tadschikischen Grenzposten an. Es hat sich bereits eine relativ lange Schlange gebildet, die vor einem Gebäude steht, indem die Passkontrolleure sitzen.

Da stehen wir in der prallen Sonne. Die Anstehenden sind fair und diszipliniert und in unregelmässigen Abständen dürfen jeweils rund 25 Personen ins Gebäude. Die Sonne brennt, alle sind schlecht gelaunt, mir rinnt der Schweiss aus den Poren. Ich rechne mit 30-40 Minuten, bis ich an der Reihe sein werde, als ich plötzlich etwas im Rücken spüre. Eine Gruppe von vier Frauen hat schon viele Wartende überholt und versucht sich nun an mir vorbeizuzwängen. Es gibt nichts, was ich mehr hasse. Ich mache mich breit. Es kommt mir vor wie wenn ich Wasser aufhalten muss. Kaum gibt es die kleinste Lücke, versuchen die Frauen ihre Taschen durchzudrücken. Ständig habe ich irgendetwas im Rücken. Die kennen gar nichts. Die Warterei wird somit noch unangenehmer.

Unser Guide, also die Person, die den Bus begleitet, ruft uns zu sich. Er holt seine Passagiere aus der sengenden Sonne und stellt uns in den Schatten, wo wir warten können. Irgendwann kommt er mit dem Polizisten, der jeweils die Türe öffnet und sagt, dass alle Frauen und Kinder jetzt ins Gebäude dürfen. Das geschieht auch und in der Warteschlange wird jetzt gemotzt und ausgerufen. Besonders die vier Frauen, die noch keine 10 Minuten in der Schlange stehen, aber mittlerweile bereits im vorderen Drittel sind. Nun finden sie, dass sie ja auch Frauen sind und versuchen sich nun nach vorne durchzudrücken. Sie schimpfen dabei wie Rohrspätze. Das Resultat ist beeindruckend. Die Warteschlange besteht immer noch aus der gleichen Anzahl Personen, nur jetzt auf halbem Raum, sie ist sozusagen komprimiert, zusammengedrückt. Wie eine Alubüchse, auf die man draufsteht.

Nach rund weiteren 15 Minuten holt der Guide ein paar Männer aus unserer Gruppe, ich laufe einfach mit, da ich nicht verstehe, was er sagt. Wir stellen uns seitlich ans Gebäude. Man muss sich das so vorstellen. Zwischen Gebäude und Schlange hat es etwa einen 5 Meter freien Raum. Dort steht der Polizist. Wir stehen also jetzt in diesem freien Raum.

Die Schlange schimpft und tobt, als sie uns sieht. Obwohl wir mittlerweile sicherlich länger als sie warten. Ein Tadschike stellt sich hinter mich, mit dem Ziel, mich ins Gebäude zu bringen. Er ahnt wohl bereits, was jetzt kommt. Die Türe geht auf und alles, was ansteht, stürmt auf die Türe zu. Es kommt mir vor, wie wenn der Mediamarkt um 8 Uhr öffnet und die ersten 100 Produkte gratis abgibt.

Jeder versucht nun, sich hineinzuwürgen, besonders die Frauen kennen gar nichts, die vier Frauen sind schon längst drin. Der Tadschike gibt mir Anweisungen. Ich solle jetzt reindrücken, zwäng dich an dem vorbei und ich bin ihm dankbar. Ich bin zu höflich, ich kenne Spielregeln nicht. Hier kommt man nur mit dem Ellbogen rein.

Die Tür geht wieder zu, ich bin nicht drin. Der Polizist schimpft und will die Schlange wieder in Ordnung bringen. Doch auf den hört niemand mehr. Alle stehen jetzt wie eine Traube vor der Türe, die Frauen zwängen sich durch, versperren mit ihren Taschen die Wege, so etwas Dreistes und Rücksichtsloses muss man erstmal erlebt haben.

Die Tür geht wieder auf, ein Gedränge und Gewürge, es ist seltsam, wie dumm Menschen sein können. Würden alle auf einander Rücksicht nehmen und die Reihenfolge einhalten, es würde viel schneller gehen. Eine Frau hat ihre Tasche geschickt platziert, ich komme nicht vorbei und schaffe es wieder nicht rein, bin aber jetzt gut positioniert und lasse mich nicht mehr aus dieser Position verdrängen. Dabei muss ich sagen, dass die Männer fair sind. Aber sobald eine Frau aufkreuzt, fängt das Gedränge und Geschubse wieder an.

Eine weitere gefühlte Stunde später geht die Türe wieder aus. Der Polizist ruft etwas, mein tadschikischer Kumpel wedelt mit dem Pass und ruft auch etwas. Ich stehe jetzt direkt vor der Tür, will gerade rein. Der Polizist hält seine Hand an meine Brust. Da steh ich nun. Rechts und links überholen sie mich. Der Tadschike signalisiert mir, dass ich rein soll. Ich schiebe die Hand des Polizisten zur Seite und bin drin.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Aber dort geht es im gleichen Stil weiter. Es hat drei Schalter auf der Seite. Zwei rechts, einer links. Ich stelle mich links an, da scheint mir die Wartereihe am Übersichtlichsten. Hinter mir versuchen Frauen, sich an mir vorbeizuzwängen. Ich mache zu, da gehen sie einfach um die Schlange rum und stellen sich von der anderen Seite an den Schalter und halten ihre Pässe hin. Es funktioniert. Die Proteste der Leute vor mir interessieren weder sie noch den Typen hinter dem Schalter. Die Schlauen übrigens sind sowieso ums Gebäude rumgelaufen und über den Ausgang hineingelangt. Niemand hindert einen daran.

Gleich komm ich dran, aber was passiert jetzt? Der Grenzbeamte steht doch tatsächlich auf und geht. Jetzt stürmt diese Warteschlange auf die anderen beiden Schalter zu, es bildet sich eine Traube. Immer wenn jemand fertig ist, halten alle ihre Pässe hin. Die Frauen besonders dreist und sehr erfolgreich. Ich bin in einer guten Position, es sind noch etwa 10 Leute am Anstehen, die Drängler sind weg, wunderbar.

Denkste. Denn jetzt öffnet sich die Türe und die nächste Gruppe stürmt rein. Ich kenne jetzt die Spielregeln. Ich wehre noch einmal eine Frau ab, das Seltsame dabei ist, dass sie dann so irritiert dreinschauen und lege meinen Pass hin.

„Wo ist ihr Visum für Usbekistan?“ Ich fasse es nicht. Rechts und links von mir stehen die Leute und wedeln mit dem Pass, es ist total laut und der kommt mir mit so einer Frage. Schliesslich habe ich den hart erdulteten Ausreisestempel im Pass,


Nur wo ist der Bus?
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Ich zeige einem Polizisten mein Busticket. Der Polizist zeigt mit der Hand in eine Richtung und da gehe ich hin. Hinter einer Absperrung steht er, Gepäcktüre offen, offenbar muss jeder sein Gepäck selber durch den Zoll nehmen. Mein tadschikischer Kumpel ist auch da. Wir beide suchen unser Gepäck. Es ist nicht da. Der Busfahrer ist auch nirgends. Wir müssen wohl auf unseren Guide warten. Eine Frau ruft uns was zu. Da ist ja unser Gepäck. Seltsamerweise liegt es rund 20 Meter entfernt auf dem Parkplatz.

Vor dem usbekischen Gebäude sieht noch alles ganz harmlos aus. Keine Schlange wartet draussen, wunderbar. Doch drinnen ist das totale Chaos. Es hat drei Schalter. Im Unterschied zu den Tadschiken aber nicht seitlich, sondern frontal, das heisst, zwei Schalter rechts, einer links und in der Mitte muss man schlussendlich durch. Die Halle ist voll, alle Reisenden versperren mit ihrem Gepäck unfreiwillig die Wege. Wenn jetzt also jemand am dritten Schalter fertig ist, dann muss er sich irgendwie mit seinem Gepäck einen Weg bahnen, um durch die Mitte zu kommen und um das Gebäude verlassen zu können.

Ein anderer Tadschike deutet mir an, ich soll mich an seinen Arsch kleben, er bringe mich nach vorn. Ich aber bin nun im Element. Ich bin gut darin, in einer Schlange vorwärts zu kommen, sobald ich weiss, wie die Spielregeln sind. Die Männer hier sind fair und diszipliniert, man muss die Frauen im Auge behalten. Sie saorgen jeweils für das Chaos.

Ich gehe zur dritten Schlange und zwänge mich an Gepäckstücken und entgegenkommende, bereits abgefertigten Menschen vorbei, die versuchen, rauszukommen. Aber hier im usbekischen Zollgebäude sieht es nach mehr Chaos aus, als es ist. Die usbekischen Polizisten haben Autorität. Wer sich versucht, am Schalter vorzudrängeln, wird weggeschickt. So ist es zwar voll, aber gesittet. Ich bin schnell durch.

Nach 150 Minuten habe ich es geschafft. 2,5 verschwitzte Stunden . Etwas später kommt der Tadschike raus, der mir angeboten hat, sich ihm anzuhängen. Er zeigt seine total verschwitzte Kleidung, ich meine und wir lachen uns kaputt. Und ich merke, dass es immer zwei Seiten gibt. Man kann sich stressen lassen und aufregen oder man kann darüber lachen. Die Zweite Variante ist immer die bessere und ich habe jetzt ein weiteres Abenteuer erlebt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Tashkent - 2. Besuch

Ich freue mich auf Tashkent. Habe ich bei meinem ersten Besuch noch nicht so viel mit der Stadt anfangen können, kommt sie mir jetzt leicht und locker daher. Es ist schwer zu sagen, warum man sich an Orten wohler und weniger wohl fühlt, aber Khujand war nicht mein Ding.

dsc03922glk7l.jpg


dsc039214ekyz.jpg


dsc03924t6k4z.jpg


dsc03931p0khm.jpg


dsc039364mk28.jpg


Ich möchte noch den Fernsehturm besichtigen und entscheide mich, schön dem Fluss entlang zu laufen.

dsc03937l6jyv.jpg


dsc039401wjrq.jpg


Was genau der Navroz Bogi ist, konnte ich nicht herausfinden, denn kaum war ich drin, kam die omnipräsente Polizei und schickte mich wieder raus. Aber auf sehr nette Art. Ich sah auch, dass hier alles mit diesen rotweissen Absperrbändern abgesperrt war.

dsc03943hmj0x.jpg


dsc03946oqkzy.jpg


Der Weg zum Turm endete hier. Ich versuchte noch diverse andere Wege, aber überall Richtung Turm waren die Strassen abesperrt und es wimmelte von Polizei. Keine Ahnung was da los war.

dsc03948k4j2x.jpg


Ich entschied mich, es nicht weiter zu versuchen und verzichtete auf die Metrofahrt dorthin, denn ich war mittlerweile müde vom langem Spaziergang in der Hitze.

dsc03949snkvb.jpg


Am Abend wieder dasselbe Bild. Ich war einer der wenigen Gäste in den sehr gut kochenden Restaurants. Ich besuchte mehrere, denn ich wollte meine restlichen Som verfressen. Das Essen ist sehr günstig und herrvorrgend. Für ein letztes Bierchen versuchte ich es mangelnder Alternativen im Irish Pub. Dort war aber draussen alles reserviert und drinnen niemand. In der Hotelbar war noch etwas leben und ich genehmigte mir ein leckeres usbekisches Bier. Dieses Sarbast Original schmeckt herrlich und so las ich und nahm noch eins und las und trank noch eins und irgendwann war es wohl eins zu viel, was mich am nächsten Tag wortwörtlich teuer zu stehen kommen wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Auf Wiedersehen Usbekistan

Mein Kipf dröhnt, die Rezeptionistin versucht verzweifelt mich vom Plan abzuhalten, an den Flughafen zu laufen. Es gäbe keinen Fussweg dahin und ich sah dann auf der Fahrt dort hin auch tatsächlich keinen Fussweg auf der Brücke. Mein Kopf dröhnt und mit dem Bus ist es mir zu kompliziert, weil eben mein Kopf dröhnt. 15'000 koste das Taxi, meint sie. Huups. Meine Güte hat mich die Taximafia auf der Hinfahrt abgezockt. Oder meint sie mit "Fiftteen" 150'000?

Am Flughafen tippt der Taxifahrer eine 22 in den Taschenrechner und ich bin bereits auf 180 und warte gar nicht ab, wieviel Nullen er reintippt. 220000! Wow! Ich habe nur noch rund 150'000. Er sagt Charrascho (gut), gibt mir seltsamerweise 10'000 zurück. Mein Kopf dröhnt.

Wieviel wollte er nun wirklich? Erst später merke ich, dass er vielleicht ja 22'000 reintippen wollte. Andererseits hat er das Geld auch gerne genommen, er hätte ja das Missverständnis klären können. Es bleibt ein Rätsel. Da man die Som eh nicht zurücktauschen kann, das habe ich mir zumindest sagen lassen, hält sich der Schaden in Grenzen. Aber ich bin sauer auf mich. Man muss eben zuhören können und nachfragen.

Am Flughafen Tashkent versuche ich noch ein paar coole Flieger zu knipsen. Gemäss jetphotos handelt es sich um Ilyushin 76TD (was für coole Flugzeuge, von denen stehen da sicher 6-8 Maschinen rum), einige Ilyushin 114-100 und einer Tupolev 154. Eine Fokker 100 der Bek Air konnte ich auch noch knipsen. (Bitte um Korrektur, wenn ich da Flugzeugtypen verwechselt hätte. Ich bin ziemlich schlecht darin, die unterscheiden zu können)

Die Photos sind Vergrösserungen und daher ein bisschen unscharf.

flugh5fhjhd.jpg


flugh12qpju0.jpg


flugh7dzk0u.jpg


flugh67nkjq.jpg


flugh4p1j05.jpg


flug10lbkoo.jpg


dsc03979n9j5t.jpg
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Der Flug in einem A320 in der Y der Usbekistan Airways ist vorbildlich. Anders als bei vielen A320 der "westlichen" Fluggesellschaften, hat man hier noch viel Beinfreiheit. Die Frau beim Check-In ist schlecht gelaunt. Es geht schnell, ich habe meine Bordkarte und da steht Pltz 7C. Seltsam, ich hatte doch vorgängig mich in Reihe 24 platziert. Sie wird ihre Gründe haben.

Die sind mir bis heute ein Rätsel. Denn der Flieger von Tashkent nach Astana ist nicht einmal zur Hälfte voll. Die Reihe 5 ist leer, die Reihe 6 auf einer Seite und die Reihe 7 ist voll besetzt. Ich setz mich also in Reihe 5 und geniesse den Flug.

dsc03963gfk5k.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:

tisch

Erfahrenes Mitglied
15.11.2017
585
25
Auf Wiedersehen Usbekistan

Mein Kipf dröhnt, die Rezeptionistin versucht verzweifelt mich vom Plan abzuhalten, an den Flughafen zu laufen. Es gäbe keinen Fussweg dahin und ich sah dann auf der Fahrt dort hin auch tatsächlich keinen Fussweg auf der Brücke. Mein Kopf dröhnt und mit dem Bus ist es mir zu kompliziert, weil eben mein Kopf dröhnt. 15'000 koste das Taxi, meint sie. Huups. Meine Güte hat mich die Taximafia auf der Hinfahrt abgezockt. Oder meint sie mit "Fiftteen" 150'000?

Am Flughafen tippt der Taxifahrer eine 22 in den Taschenrechner und ich bin bereits auf 180 und warte gar nicht ab, wieviel Nullen er reintippt. 220000! Wow! Ich habe nur noch rund 150'000. Er sagt Charrascho (gut), gibt mir seltsamerweise 10'000 zurück. Mein Kopf dröhnt.

Wieviel wollte er nun wirklich? Erst später merke ich, dass er vielleicht ja 22'000 reintippen wollte. Andererseits hat er das Geld auch gerne genommen, er hätte ja das Missverständnis klären können. Es bleibt ein Rätsel. Da man die Som eh nicht zurücktauschen kann, das habe ich mir zumindest sagen lassen, hält sich der Schaden in Grenzen. Aber ich bin sauer auf mich. Man muss eben zuhören können und nachfragen.

Am Flughafen Tashkent versuche ich noch ein paar coole Flieger zu knipsen. Gemäss jetphotos handelt es sich um Ilyushin 76TD (was für coole Flugzeuge, von denen stehen da sicher 6-8 Maschinen rum), einige Ilyushin 114-100 und einer Tupolev 154. Eine Fokker 100 der Bek Air konnte ich auch noch knipsen. (Bitte um Korrektur, wenn ich da Flugzeugtypen verwechselt hätte. Ich bin ziemlich schlecht darin, die unterscheiden zu können)

Die Photos sind Vergrösserungen und daher ein bisschen unscharf.

Da wurdest du ja ordentlich abgezockt. Ich hab vom Stadtzentrum bis zum Flughafen 8700 Som (10min Fahrt) bezahlt. Dazu kommt noch die Einfahrt vor das Terminal in dazu, so dass du auf ca. 10-11 landen wirst. Kannst dich aber auch vor der Einfahrt rauslassen können und nur den Minimumpreis zahlen. So als grober Richtwert sind normal handelbar so 1000 Som pro Minute. Günstiger nur per App.

Und wichtig immer passende Scheine haben. Ich hab einen mal vorher runtergehandelt und er wollte einfach nicht wechseln und hat den großen Schein behalten. Hab es dann aufgegeben.

In der Gegend sind die Preise immer Abzockpreise für Touristen also aufpassen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Am Flughafen von Astana, also eigentlich heisst die Stadt jetzt Nursultan, das wäre ja, wie wenn man Berlin in Angela umtaufen würde, geht alles zackig. Der Zoll heisst mich willkommen. Und übrigens niemand sagt hier Nursultan und ein paar Jugendliche, mit denen ich ins Gespräch kam, meinten, ich solle ja nicht Nursultan sagen.

Am Flughafen dann noch diese Schmuckstücke. Ich glaube da eine Antonov 74 zu erkennen. 4 Tage später, bei meinem Heimflug, war das ganze Ensemble weg.

astana2rlk02.jpg


astana1556k56.jpg


Anflug auf Astana. Man sieht den neuen Bahnhof der bereits in Betrieb ist. Darum überprüfen, ob die Züge ab dem alten oder neuen Bahnhof fahren. Meiner wird ab dem alten fahren und das ist gut so. Denn der neue ist weit weg von der Stadt. Eine Stadtbahn, die den Flughafen mit dem Zentrum und dem neuen Bahnhof verbinden soll, ist im Bau. Aber sie wird garantiert nicht, wie angekündigt Ende 2019 fertig sein. Von dieser Hochbahn stehen gerade ma die Pfeiler.

dsc03976rijtu.jpg
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Der Kampf gegen die Taximafia

Egal ob in Bishkek, Baku, Tashkent oder eben Astana. Die Taximafia funktioniert überall gleich und ich scheine ihr liebstes Opfer zu sein. Egal was man macht, schlussendlich landet man im Wagen dessen, der einen als ersten angequatscht hat. Ich hasse dieses feilschen, ich hasse diese Typen, aber manchmal führt kein Weg daran vorbei.

Heute wird sie mich nicht kriegen. Ich bin in allerbester Streitlaune.

Kaum bin ich in der Ankunftshalle, beginnt die Schlacht. Einer nimmt mich gleich raus, nennen wir ihn Nursultan. Er quatscht auf mich ein, lässt mich nicht mehr aus den Augen und ich habe ihm schon dreimal gesagt, er soll mich in Ruhe lassen. Ich gehe Geldwechseln und suche den Taxistand, den es gemäss meinen Recherchen gibt und der Fixpreise anbietet. Ich laufe so durch den Flughafen, drehe ein paar Runden, Nursultan hinter mir her. Aber ich finde keinen Taxistand. Schliesslich frage ich bei der Touristeninformation. Nursultan steht lässig daneben. Die junge Frau sagt, dass es diesen Taxistand nicht mehr gibt. Der Preis zu meinem Hotel wird so um 5500 Tenge sein. Ich sage ihr, dass mir Nursultan dauernd folgt, ich will ihn loswerden. Sie lächelt schüchtern. Die Taximafia hat den Laden im Griff.

Nursultan, der kaum englisch kann, folgt mir natürlich wieder bei Fuss, wie so ein Hund. Als ich hinausgehe zu den Taxis, eröffnet er die zweite Front. Er quatscht wieder auf mich ein, aber ich mache klar, dass ich nicht mit ihm fahren werde. Das kümmert ihn nicht. Er hat noch genügend weitere Angriffswellen in Reserve.

Ich spreche den vordersten Fahrer der offiziellen Taxis an. Nursultan zischt ihm etwas zu. Seine dritte Angriffswelle beginnt. Der Fahrer meint, dass dieser Wagen gerade nicht zur Verfügung stehe, aber den dort könne ich nehmen. Wir laufen zu einem inoffiziellen Taxi. Das passt mir gar nicht, aber ich warte auf den richtigen Anlass zum Gegenangriff.

Nursultan ist natürlich auch da. Er öffnet den Kofferraum, aber da will ich mein Gepäck nicht sehen. Ich behalte es bei mir. Auf mein hartnäckiges Drängen tippt der Fahrer den Preis ein, während sich Nursultan doch tatsächlich ans Steuer setzt: 14500 Tenge. Ich latsche wortlos davon, der Fahrer und Nursultan rennen hinter mir her, ziemlich sauer. Sie fluchen und schreien Preise in die Luft. 7000! 5000! Wer es glaubt wird selig, die wollen mich nur wieder einfangen. Mittlerweile sage ich Nursultan etwa zum 20gsten Mal, er soll endlich abhauen. Und ich glaube doch tatsächlich, dass mein Gegenangriff die Schlacht entschieden hat. Da habe ich aber Nursultan gewaltig unterschätzt.

Ich setz mich direkt ins nächste offizielle Taxi und frage den Fahrer nach dem Preis. Da eröffnet Nursultan seine vierte Front. Es öffnet sich doch tatsächlich die Türe und wer blickt hinein? Nursultan! Er beginnt mit den Preisverhandlungen. Jetzt reicht's mir. Die Endschlacht beginnt, ich werfe alles in den Gegenangriff. Mittlerweile bin ich ziemlich genervt ab dem Typen und er hört von mir nur noch, dass er sich endlich verpissen soll. Aber er denkt nicht daran. Die Szene ist filmreif. Nursultan sagt endlos 9000 Tenge, dann irgendwann 7000 Tenge. Ich sage, er soll sich verpissen und zeige auf den Fahrer. Nur mit ihm verhandle ich. Der Fahrer sitzt nur da. Das ganze geht sicher 5 Minuten so weiter, bis Nursultan, der jetzt auch richtig sauer ist, sein Gesicht verzieht und sich beleidigt abdreht. Der bedauernswerte Fahrer dreht sich um und sagt: 5500 Tenge. Sieg!

Es ist schwer zu verstehen, warum die Behörden diese Taximafia zulassen. Aber es ist in meiner Heimat ja nicht besser und hier wird auch nichts dagegen unternommen. Taxifahrer zocken Touristen ab, die gleich mal einen schlechten Eindruck von der Stadt und vom Land bekommen.

Übrigens hatte Nursultan vier schöne Goldzähne. Das scheint in ganz Zentralasien Mode zu sein. Ich sah sie schon in Usbekistan, in Tadschikistan und nun auch in Kasachstan.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Astana

Ich hatte eine seelenlose Retortenstadt erwartet, aber Astana ist das nicht. Sie hat einen alten Teil im Süden, der neue Teil ist im Norden. Mir gefiel Kasachstan schon bei meinem ersten Besuch, damals in Alma Ata. Es ist nicht leicht, zu erklären, was mir hier so gefällt. Die Leute leben, lieben. flirten. Sie flanieren, lachen, freuen sich. Und sie sind neugierig. Einen Touristen zu sehen, scheint ihnen viel zu bedeuten. Und das Land hat weit mehr zu bieten als nur Wüste und Steppe. In den Kneipen abend vergnügen sich Kasachinnen und Kasachen. Es lebt und pulsiert.

panoramav2jgv.jpg


centralpark2gvjql.jpg


hochhausx3j6e.jpg


riesenradvgjo5.jpg


zentrum1nfkmb.jpg


zentrum29zjzb.jpg


zentrum31jjvu.jpg


zirkusprkky.jpg


operk4jk8.jpg


militrmuseumcbkme.jpg


centralpark84k6t.jpg
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Das Khan Shatyr ist ein beeindruckendes Einkaufszentrum. Wirklich gelungen. Neben unzähligen Läden, hat es ein Kino, einen kleinen Freizeitpark mit Wildwasserbahn, eine Skybahn, von wo aus man in die Tiefe blicken kann und man kann sich in einem Sitz von einem Turm in die Tiefe fallen lassen.

einkaufszentrumh6k2h.jpg



einkaufszentrum25ykca.jpg


einkaufszentrum3hzjeh.jpg


Astana ist weitläufig, um den Norden noch zu sehen, sowie den Präsidentenpalast, hielt ich es für eine kluge Idee, diesen Bus zu nehmen.

hopontfj6b.jpg


Das war eine schlechte Idee. Der Rundkurs soll 2 Stunden dauern. Bald war klar warum. Der Bus fährt los, herrlich frischer Fahrtwind. Nur fährt er nach Süden. Schön der Strecke nach, die ich abgelaufen bin. Nach 5 Minuten fahrt, der erste Stop. 15 Minuten werden wir in der Sonne gebraten, bis er weiterfährt. Nach 3 Minuten der nächste Stop. Ich steig aus.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
An der Respublika Avenue findet man noch eine Art Altstadt, es geht hier sehr geschäftig zu.

Am Abend ist in Astana einiges los. Die Leute baden am Flusstrand, fahren Pedalo (aber das darf man nur mit Schwimmweste), machen eine Bootstour, flanieren dem Fluss entlang oder gehen in den Lunapark. Am Fluss setz ich mich in ein Restaurant. Es hat Livemusic und viele Gäste, die den lauen Sommerabend geniessen.

altstadtrnklu.jpg


altstadt2m9jrx.jpg


flanieren1zjjy0.jpg


strandelkmi.jpg
a

Ich hätte gerne noch einen Tag angehängt. Ich fühle moch wohl hier und hab vieles noch gar nicht gesehen. Doch morgen geht es nach Petropavl. Dem nördlichsten Punkt meiner Reise.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
In Kasachstan ist der Premiumzug der Talgo. Er ist nicht unbedingt komfortabler als die alten Züge, aber er ist viel schneller. Diese Züge sind stark belegt. Ich kaufte gestern ein E-Ticket. Das ist eine super Sache. Man sieht die Belegung, fast alles ist voll, aber im Wagen 19 finde ich doch tatsächlich ein leeres Abteil. Der Provodnik bietet mir an, das Bett runterzuklappen. Ich möchte aber lieber Sitzen und aus dem Fenster glotzen. Naja, bequem kann man das nicht nennen, die Sitze sind zu nahe am Boden, das geht irgendwie mit den Beinen nicht auf. Aber es lässt sich gut aushalten. Ich geniesse die Fahrt Richtung Sibirien.

dsc040680rkdx.jpg


dsc04072zqkkt.jpg


dsc04073r6jxo.jpg


dsc041002bjt7.jpg


dsc04111htkkk.jpg


dsc04131mqk4u.jpg


dsc04149ecjlz.jpg


dsc04158anjc7.jpg


dsc04168iuk54.jpg


dsc041952xkfr.jpg


dsc04213ackbn.jpg