Was ich mich aber immer mehr Frage: wenn dein zufälliger Ansatz gegen die Marktrendite strebt und der ETF gegen die Marktrendite strebt: was ist dann der Vorteil? Höhere Diversifizierung? Ich bezweifle ein wenig, dass es einen wirklichen Unterschied macht ob du bei 1.600 Unternehmen noch ein paar mehr zufällig dazukaufst.
Das ist für mich eine Risikooptimierung... Wahrscheinlich werden die Ergebnisse sehr ähnlich ausfallen mit einer höheren Volatilität bei meinem Ansatz, weswegen ich ja genauso weiterhin in Indexfonds investiere. Ich sehe aber ein Risiko bei Indexfonds durch ihre zunehmende Verbreitung.
Aktuell haben wir - vielleicht die letzten anderthalb Jahre ausgenommen - ein steigendes Bevölkerungswachstum und eine wachsende Mittelschicht gerade im asiatischen Raum. Es gibt also mehr Menschen mit mehr Kapital, die dieses investieren wollen. Gleichzeitig sinkt die Möglichkeit über Zinsen Gewinne zu erwirtschaften und nimmt die Anzahl der Menschen zu, die aus verschiedenen Gründen Zinsgewinne nicht für moralisch halten.
Ich sehe aber nicht, dass die Anzahl der öffentlich handelbaren Unternehmen im gleichen Maße steigt. Im Gegenteil, die Anzahl der öffentlich handelbaren Unternehmen ist in den letzten 30 Jahren zumindest in den USA zurückgegangen, während die Anzahl privater Unternehmen, die über Private Equity und Venture Capital finanziert werden, eher zunimmt.
Außerdem hat, meiner Ansicht nach zu recht, die Anzahl von passiven Investments zugenommen, und geht hier verstärkt in Indexfonds. Also mehr Kapital wird in weniger Firmen investiert. Das führt erstmal zu grundsätzlich steigenden Kursen. Dieses Kapital geht zudem bevorzugt in die gleichen 1.600 Firmen mit wenig Flexibilität auf Seiten der Fondanbieter. Ein MSCI World muss nun einmal zumindest die wichtigsten Unternehmen des Index kaufen.
Dadurch steigt deren Marktkapitalisierung, die aber wiederum bei den meisten Indizes in die Gewichtung der Unternehmen einfließt. In Folge werden diese noch höher gewichtet und auch für aktive Investoren immer interessanter. Aus meiner Sicht steigen daher die Kurse der Unternehmen im Index schneller als der Firmen, die nicht im Index sind.
Für mich wirkt dies wie eine sich selbstverstärkende Feedbackschleife, die aktuell zu einem für die meisten Marktteilnehmer positiven Ergebnis führt: Die Börsenkurse steigen selbst in der Krise.
Das Risiko, das ich mit meinem Ansatz mitigieren möchte, ist dass eine Veränderung der Faktoren, die zu dieser positiven Feedbackschleife führen, zu einer negativen Feedbackschleife führen, sei es durch Bevölkerungsreduktion, einem Korruptionsskandal bei MSCI, Verlust des Vertrauens in ETFs, etc. Ich weiß nicht, ob so etwas eintreten wird oder was geschehen wird. Aber ich sehe halt eine Konzentration auf diese 1.600 Firmen, die Auswirkungen haben könnte.
Eigentlich würde ich mich lieber insgesamt viel breiter aufstellen, also auch außerhalb öffentlich handelbarer Unternehmen, aber die Hürde für Private Equity ist leider deutlich höher als ein Aktiendepot, wenn die Diversifikation beibehalten werden soll. Hier suche ich selbst noch und vielleicht ändere ich meinen Ansatz wieder, wenn ich etwas besseres gefunden habe.
Wie bereits erwähnt: Dass sind für mich persönlich die Gründe so zu investieren. Ob diese Gründe richtig sind, oder ob der Ansatz überhaupt allgemein sinnvoll ist, weiß ich nicht und will ich auch gar nicht behaupten.