Kennt sich jemand im Rettungswesen aus?

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kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
764
Unter TABUM und in BNJ
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Hab da mal ne Neugierde-Frage:

Am Wochenende hat sich am Rande einer Sportveranstaltung ein ca. 10 Jahre altes Kind schwer verletzt, als es einen ca. 5m hohen Böschenabhang unglücklich runtergekullert ist.

Sanitäter waren durch die Sportveranstaltung vor Ort (mit KTW) und untersuchten den Kleinen. Dieser konnte die Beine gar nicht und die Arme nur sehr wenig bewegen, auch klagte er, daß er kein Gefühl in Armen und Beinen habe.

Die Sanitäter haben dann diesen Sachverhalt auch klar und deutlich an die Leitstelle durchgegeben (konnte ich selber mithören) und gaben auch an, daß Verdacht auf Wirbelbruch besteht.

Es kam dann ein ganz normaler RTW ohne Notarzt, ohne besondere aufblasbare Trage etc. und der Kleine wurde dann so einige hundert Meter über Hoppelige Wiese und eine Art Feldweg bis zur Straße gefahren, von wo es dann weiter ins Krankenhaus ging.

Heute wissen wir, daß er sich 2 Wirbel gebrochen hat und operiert werden muß, um Querschnittslähmung evt vermeiden zu können.

Mir kam der RTW ohne Arzt und Spezialausrüstung ein bißchen "wenig" bei einem solchen Unfall vor. Ich hätte als Laie zumindest eine Spezialtrage, wenn nicht sogar aufgrund der Location des Unfalls (unbefestigter Weg, große Sportplätze 20m neben dem Unfallort) einen Heli erwartet.

Nach welchen Kriterien schicken die denn einen Heli, wenn nicht bei sowas?
 

Owflyer

Erfahrenes Mitglied
08.03.2009
1.727
2
DUS/MNL
Im Normalfall muss da ein Heli kommen. Ich kann mir dieses Verhalten nur damit erklären, dass in der Leitstelle eine unerfahrene Aushilfskraft sitzt. Und selbst dann hätte diese den nächsten erreichbaren Notarzt befragen müssen.

Ansonsten kann man das nur so erklären, dass wirklich nix verfügbar war ( evtl. durch einen Großeinsatz wie Massenkarambolage nahe Autobahn etc. )
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.536
9.033
FRA/QKL
Nach welchen Kriterien schicken die denn einen Heli, wenn nicht bei sowas?
Sarkastisch gesagt, wenn der Kleine eine Halskette gehabt hätte mit dem Aufdruck: Ich bin privat versichert. :eek:

Prinzipiell ist es leider so, dass derjenige der einen Heli oder auch nur Krankenwagen ruft diesen letztlich bezahlen muss, falls sich später herausstellt, dass der Einsatz nicht (unbedingt) notwendig gewesen ist. Willkommen in der 3. Welt Deutschland (zumindest für das Gesundheitswesens). :cry:
 

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.667
736
Großherzogtum
Moin

Ich erlaube mir als (Ex-)Rettungssanitäter (den Titel bekommt man doch durch die inzwischen eingetretene Nichtausübung der Tätigkeit nicht aberkannt, oder?) mal ne Schnelleinschätzung ohne Anspruch auf 100%ige Korrektheit usw...

Heli ist ne heikle Sache, das geht ja auch nach Verfügbarkeit und der ist -wenn es rein wegen der Transportgeschichte ist- auch noch nachforderbar und dann nicht so ultra dringend.

Primär geht es um die Erstversorgung:
a) Bei diesem entsprechendem Meldebild des Unfalls war hier IMHO deutlich eine Notarztindikation gegeben, schon allein wegen der Schmerztherapie.

b) Und eine Vakuummatratze ist zumindest in BaWü auf jedem KTW zu finden, auf dem RTW sowieso und ich würde mich stark wundern wenn dies in anderen Bundesländer anders gehandhabt wird.

Der RTW ist auch definitiv mit einer Schaufeltrage ausgestattet (auf manchen KTWs und Mehrzweckfahrzeugen auch zu finden) die es erlaubt einen Patienten mit Rücken-/Wirbelverletzungen auch aus ungünstiger Lage so schonend wie möglich auf eine Vakuummatratze zu hiefen.
 
Zuletzt bearbeitet:

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.000
36
www.vielfliegertreff.de
Willkommen in der 3. Welt Deutschland (zumindest für das Gesundheitswesens). :cry:

Ich versuche, meine Unfälle immer ins zivilisierte Ausland zu legen, dort werde ich immer deutlich besser behandelt. Ich weiß das, weil meine Nachbehandlung dann ja wieder zuhause in einem dt. Krankenhaus erfolgt. Da kommt man sich im Vergleich dann tatsächlich vor wie in der dritten Welt, es stehen zwar die gleichen Apparte der gleichen Hersteller herum, die ich auch im Ausland gesehen habe - sie sind nur alle mindestens 20 Jahre älter, wie man am Design unschwer erkennt. :eek:
 
Zuletzt bearbeitet:

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.667
736
Großherzogtum
:

Prinzipiell ist es leider so, dass derjenige der einen Heli oder auch nur Krankenwagen ruft diesen letztlich bezahlen muss, falls sich später herausstellt, dass der Einsatz nicht (unbedingt) notwendig gewesen ist. Willkommen in der 3. Welt Deutschland (zumindest für das Gesundheitswesens). :cry:

Als helfender Bürger der einen Notruf absetzt rufe ich keinen Heli, sondern setze einen Notruf ab und der Mitarbeiter in der Rettungsleitstelle entscheidet über das bestmögliche Rettungsmittel zum Anrufzeitpunkt.

Auch der Mitarbeiter wird dann später nicht mit Rechnungen überhäuft wenn sich später das nicht als so dramatisch herausstellt, denn das kann einfach KEINER vorher wissen.

Ich will nicht bestreiten dass evtl. hin und wieder je nach Situation vielleicht auch wirtschaftliche Überlegungen in gewisse Entscheodungen miteinfließen, kann mir aber nicht vorstellen dass dies oft der Fall ist. Habe soetwas nie erlebt, eher andersum: Zu kleinen Dingen fährt man regelmäßig mit größerem Gerät bzw. mit überqualifiziertem Personal! Dies wird mittlerweile durch die wirtschaftliche Lage im Gesundheitswesen nach und nach abgestellt - was auch gut ist.
 

macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Da hat die Leitstelle aber auch der angeforderte RTW hat meiner Ansicht nach verantwortungslos und falsch gehandelt.
1) Im vorliegenden Fall liegen mehrere Indikationen dafür vor das automatisch durch die Leitstelle ein Notarzt angefordert wird. Diese sind durch die Bundesärztekammer klar geregelt. Bundesärztekammer - Indikationskatalog für den Notarzteinsatz
(Unfall Kind, hoher Sturz, Lähmung, VA SHT )

2) Einsatz des RTH (Hubschraubers) wird durch mehrere Kriterien gesteuert: Notwendikeit des schnellen Heranholens des Notarztes, z.b. weil der Notarzt der in dem Gebiet sonst eingesetzt ist woanders nicht abkömmlich ist. Oder die Notwendikeit eines schnellen Transportes in ein Klinikum der Maximalversorgung.
Wenn also der Sportplatz nicht nicht in kurzer Reichweite von einer Uniklinik gelegen ist wäre in diesem Fall ein Hubschrauber sicher hilfreich gewesen.

3) Aber auch der RTW hätte sofort von der Leitstelle einen Notarzt verlangen müssen, da hier gar nicht die Kompetenzen für einen solchen Transport vorliegen. Im Zweifelsfall hätte sie mit den Erstmassnahmen beginnen können und in der Zeit kann dann der Notarzt dazu kommen.

4)Vakuummatratze und Stiff-Neck (Halsorthese) sind Standardausrüstung auf jedem RTW. Tlw. wird auch ein Kombicarrier (sei ein teilbares Brett das von beiden Seiten unter den Patienten geschoben wird verwendet. Ich gehe mal davon aus das dieses verwendet wurde? Vielleicht als solches nicht erkannt?
Oder noch mehr Katastrophe.

Aushilfskraft in der Leitstelle? Bei einem Polytrauma mit Kind?
Wenn das mein Sohn wäre würde ich sehr, sehr, sehr böse werden. Macht mich so vom Lesen schon sehr ärgerlich. Und das sollte auf jeden Fall Konsequenzen haben!
 
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macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Sarkastisch gesagt, wenn der Kleine eine Halskette gehabt hätte mit dem Aufdruck: Ich bin privat versichert. :eek:

Prinzipiell ist es leider so, dass derjenige der einen Heli oder auch nur Krankenwagen ruft diesen letztlich bezahlen muss, falls sich später herausstellt, dass der Einsatz nicht (unbedingt) notwendig gewesen ist. Willkommen in der 3. Welt Deutschland (zumindest für das Gesundheitswesens). :cry:

Ganz wichtig nochmal für alle: Das ist NICHT so. Gibt es eindeutige Rechtsprechung zu. Wenn man (in gutem Glauben) den Rettungsdienst alarmiert wird man nicht haftbar gemacht. Sonst würde ja auch nie mehr jemand Feuerwehr oder Rettungsdienst rufen.
Ich glaube der vorliegende Fall ist eine Ausnahme. Aber gepennt haben hier mehrere.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.536
9.033
FRA/QKL
Ganz wichtig nochmal für alle: Das ist NICHT so. Gibt es eindeutige Rechtsprechung zu. Wenn man (in gutem Glauben) den Rettungsdienst alarmiert wird man nicht haftbar gemacht. Sonst würde ja auch nie mehr jemand Feuerwehr oder Rettungsdienst rufen.
Ich glaube der vorliegende Fall ist eine Ausnahme. Aber gepennt haben hier mehrere.
So... :rolleyes:

Würde mich freuen, wenn es eine eindeutige Rechtsprechung gibt, die für alle Beteiligten und alle Bundesländer verbindlich ist. Leider sind viele der über 300 Krankenkassen und die diversen Strukturauswüchse der Kassenärztlichen Vereinigung aber desöfteren anderer Meinung. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass es in der Praxis nun mal immer wieder zu Streitigkeiten diesbezüglich kommt.
 

MH77

Erfahrenes Mitglied
08.08.2009
594
0
Vordertaunus
So... :rolleyes:

Würde mich freuen, wenn es eine eindeutige Rechtsprechung gibt, die für alle Beteiligten und alle Bundesländer verbindlich ist. Leider sind viele der über 300 Krankenkassen und die diversen Strukturauswüchse der Kassenärztlichen Vereinigung aber desöfteren anderer Meinung. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass es in der Praxis nun mal immer wieder zu Streitigkeiten diesbezüglich kommt.
Als Bürger/Ersthelfer kann Dich keiner belangen, da du ( ohne Fachkenntnis) ja keinen RTH/RTW/NRW/NAW orderst sondern Indikationen durchgibst, die von geeigneter Stelle (Leitstelle) beurteilt werden.
Eher wirst Du rechtlich belangt, wenn Du NICHT Erste Hilfe leistest....
 
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macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
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peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.207
1.029
Als Laie wirst Du höchstens haftbar gemacht, wenn Du nichts tust - sprich wegen unterlassener Hilfeleistung.

Zu dem konkreten Fall - Vakuummatraze wäre das Minimum gewesen.

Die RA/RHs müssen danne ntscheiden, ob sie das NEF anfordern.

Heli wäre, wenn es nicht gerade jdw oder nur über Hoppelpiste erreichbar, IMHO übertrieben gewesen.
 

Mr. Muir

Neues Mitglied
09.05.2010
19
0
MHG/STR
ich muss macdoc hier deutlich unterstützen, aus erster Hand:

Wer Rettungsdienst oder Feuerwehr ruft (und dies nicht aus Jux), der wird dafür NICHT haftbar gemacht, auch wenn es sich im Nachhinein als Fehlalarm herausstellt. Also IMMER lieber anrufen, als sich irgend welche Gedanken um Kosten zu machen. Fehlfahrten sind normales Geschäft, und letztlich eigentlich etwas sehr erfreuliches.

Das Rettungsdienst-System in Deutschland bietet Maximalversorgung auf internationalem Top-Niveau.

Schaufeltrage, Stiffneck (auch Kindergrößen), Vakuummatratze und luftgefederter Tragetisch sind Norm-RTW-Ausrüstung, damit lässt sich ein solcher Fall gut handhaben. Eine Bergung erfolgt praktisch immer zunächst mit Hilfe bodengebundener Rettungsmittel. Es wird hier sicherlich niemand fordern wollen, dass der Heli neben dem Kind landet, oder?

Ansonsten sollten wir hier _in_einem_Internetforum_ wirklich von jeder weiteren Beurteilung einer konkreten Einsatzlage absehen.
 
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Starbucks

Mileage Run Purist
08.03.2009
4.545
0
MUC
Zweifelsfrei ein Fall von "Experten" bei der Arbeit. Ein Bekannter von mir arbeitet in einer Leitstelle und dessen Geschichten hinsichtlich Anforderungen von "Hobby"-Sanitätern die in ihrer Freizeit Veranstaltungswachen schieben sind abenteuerlich. Was da teilweise auf Leute los gelassen wird ist erschreckend. Im konkreten Fall ist die fragwürdige Leistung aber wohl eher vom Zentralisten und der RTW Besatzung als von den Sanis vor Ort erbracht worden.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.536
9.033
FRA/QKL
Habe ich noch nie gehört. Lass mal hören aus deiner Praxis.
Ich glaube du verwechselt da Krankentransporte und Taxifahrten mit echten Rettungseinsätzen.
Ist zwar schon ein paar Jahre her, aber im engeren Freundeskreis geschehen: Verletzung eines Kindes, Rettungsdienst wurde gerufen. Nachdem die Blutung gestillt war sagte der Verantwortliche des Rettungsdienstes, sie müssen das Kind jetzt ins Krankenhaus fahren, ansonsten müssen die Kosten für den Einsatz des Krankenfahrzeugs privat getragen werden. Kind wurde dann ins Krankenhaus gefahren und dort kam dann der nächste Hammer: Kind muss definitiv eine Nacht da bleiben, ansonsten können sie es nicht untersuchen. Und wenn sie es nicht untersuchen können, dann gilt die Einsatzfahrt des Rettungswagen erneut als unnötig. :eek:

Das ist exakt so passiert, von ähnlichen Fällen habe ich gehört, ohne die Details zu kennen.

Das mit dem Krankenhaus und der Untersuchung nur gegen Übernachtung (die nennen es Aufnahme :rolleyes:) kenne ich übrigens auch aus der eigenen Familie. Erst als dem Menschen an der Aufnahme klar wurde, dass mein Sohn privat versichert ist war es auf einmal kein Thema mehr und der Arzt wurde endlich an den Patienten gelassen.

Sorry, aber das ist leider Realität in Deutschland. Aller Theorie zum Trotz. (n) :sick:
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Ist zwar schon ein paar Jahre her, aber im engeren Freundeskreis geschehen: Verletzung eines Kindes, Rettungsdienst wurde gerufen. Nachdem die Blutung gestillt war sagte der Verantwortliche des Rettungsdienstes, sie müssen das Kind jetzt ins Krankenhaus fahren, ansonsten müssen die Kosten für den Einsatz des Krankenfahrzeugs privat getragen werden. Kind wurde dann ins Krankenhaus gefahren und dort kam dann der nächste Hammer: Kind muss definitiv eine Nacht da bleiben, ansonsten können sie es nicht untersuchen. Und wenn sie es nicht untersuchen können, dann gilt die Einsatzfahrt des Rettungswagen erneut als unnötig. :eek:

Das ist exakt so passiert, von ähnlichen Fällen habe ich gehört, ohne die Details zu kennen.

Das mit dem Krankenhaus und der Untersuchung nur gegen Übernachtung (die nennen es Aufnahme :rolleyes:) kenne ich übrigens auch aus der eigenen Familie. Erst als dem Menschen an der Aufnahme klar wurde, dass mein Sohn privat versichert ist war es auf einmal kein Thema mehr und der Arzt wurde endlich an den Patienten gelassen.

Sorry, aber das ist leider Realität in Deutschland. Aller Theorie zum Trotz. (n) :sick:

Dann haben sie Blödsinn erzählt oder aber das war vor Jahrzehnten. Mehrfach selbst erlebt (als Patient und Jugendleiter) das Fahrten ins Krankenhaus mit RTW nichts gekostet haben, obwohl nicht übernachtet wurde. Jedoch fand jedes mal eine Untersuchung statt. Ganz ohne Behandlung wird es wohl nicht gehen.
 
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SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.536
9.033
FRA/QKL
Dann haben sie Blödsinn erzählt oder aber das war vor Jahrzehnten. Mehrfach selbst erlebt (als Patient und Jugendleiter) das Fahrten ins Krankenhaus mit RTW nichts gekostet haben, obwohl nicht übernachtet wurde. Jedoch fand jedes mal eine Untersuchung statt. Ganz ohne Behandlung wird es wohl nicht gehen.
War nicht vor Jahrzehnten und ob sie Blödsinn erzählen kann ich nun mal in dem Moment nicht so einfach überprüfen... :censored:
 

phxsun

Erfahrenes Mitglied
02.01.2010
1.732
44
OWL
Den Ausführugen von macdoc kann ich mich (fast) 100%ig anschließen.

In der aktuellen DIN EN 1789 Typ B (KTW) sind sowohl Schaufeltrage als auch Vakuummatratze vorgesehen, Ausnahmen gibt es nur für ältere KTW, die vor Aktualisierung der Norm erstmalig in Verkehr gebracht wurden.

Bzgl. der Notarztindikation, ist meine persönliche Erfahrung, daß bestimmte Sachen dem persönlichen Gusto des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst obliegen. Wenn dieser für gewisse Indikationen seinem RD-Personal weitere Handlungsfreiheit lässt, dann ist das in seinem Verantwortungsbereich auch so. Letztendlich trägt er aber auch als Verantwortlicher das Organisationsverschulden, wenn etwas daneben geht.

Bzgl. des Leit(d;))stellenpersonals kommt es auf das jeweilige Bundesland an, welches Qualifikationsprofil ein Leitstellendisponent haben muß.
Bsp. NRW: Rettungsassistent, min. Brandmeister, Gruppen- oder Zugführer, spezielle Weiterbildung Leitstelle

In Nds. z.B. sieht, wie auch das gesetzlich vorgeschriebene Qualifikationsprofil für die Rettungsmittelpersonal, schon wieder ganz anders aus; dort ist "geeignetes Personal" einzusetzen.

Ach ja, bitte nicht ganz ernst nehmen: Wie sagt man im Rettungsdienst so schön: "Notärzte sind wie Sex mit Gummi. - Mit ist sicherer, aber ohne macht es mehr Spaß."

Da hat die Leitstelle aber auch der angeforderte RTW hat meiner Ansicht nach verantwortungslos und falsch gehandelt.
1) Im vorliegenden Fall liegen mehrere Indikationen dafür vor das automatisch durch die Leitstelle ein Notarzt angefordert wird. Diese sind durch die Bundesärztekammer klar geregelt. Bundes�rztekammer - Indikationskatalog für den Notarzteinsatz
(Unfall Kind, hoher Sturz, Lähmung, VA SHT )

2) Einsatz des RTH (Hubschraubers) wird durch mehrere Kriterien gesteuert: Notwendikeit des schnellen Heranholens des Notarztes, z.b. weil der Notarzt der in dem Gebiet sonst eingesetzt ist woanders nicht abkömmlich ist. Oder die Notwendikeit eines schnellen Transportes in ein Klinikum der Maximalversorgung.
Wenn also der Sportplatz nicht nicht in kurzer Reichweite von einer Uniklinik gelegen ist wäre in diesem Fall ein Hubschrauber sicher hilfreich gewesen.

3) Aber auch der RTW hätte sofort von der Leitstelle einen Notarzt verlangen müssen, da hier gar nicht die Kompetenzen für einen solchen Transport vorliegen. Im Zweifelsfall hätte sie mit den Erstmassnahmen beginnen können und in der Zeit kann dann der Notarzt dazu kommen.

4)Vakuummatratze und Stiff-Neck (Halsorthese) sind Standardausrüstung auf jedem RTW. Tlw. wird auch ein Kombicarrier (sei ein teilbares Brett das von beiden Seiten unter den Patienten geschoben wird verwendet. Ich gehe mal davon aus das dieses verwendet wurde? Vielleicht als solches nicht erkannt?
Oder noch mehr Katastrophe.

Aushilfskraft in der Leitstelle? Bei einem Polytrauma mit Kind?
Wenn das mein Sohn wäre würde ich sehr, sehr, sehr böse werden. Macht mich so vom Lesen schon sehr ärgerlich. Und das sollte auf jeden Fall Konsequenzen haben!
 
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krypta

Erfahrenes Mitglied
23.05.2009
3.493
2
Nehmen wir einmal, man erlebt wieder eine ähnliche Situation, wie es leider dem Kleinen passiert ist. Kann man dann darauf bestehen, eine "angemessene" bzw sicherere Versorgung (Vakuummatratze bzw Heli-Transport) zu erhalten? Wie sollen zB Eltern reagieren - einen anderen Notarzt rufen bzw welche Argumente gibt es?


@ kingair
Gute Besserung für den Kleinen und toi toi toi.
 

Weltreisender

Erfahrenes Mitglied
05.04.2009
3.174
496
LEJ
Hier ein paar Ergänzungen.
Hubschrauber werden im Normalfall dafür eingesetzt um entweder einen Notarzt schnell vor Ort zu bringen oder Patienten von Krankenhaus zu Krankenhaus zu bringen. Unfallopfer werden nur sehr selten geflogen, da es in den meisten Helis so eng ist, dass bei einer Verschlechterung nur sehr eingeschränkt behandelt werden kann.
@Sleepovergreenland:
Notarzt und RTW müssen nicht aus eigener Tasche bezahlt werden, wenn sie wieder abfahren ohne Patient. Bin selbst jahrelang als Notarzt unterwegs gewesen und in über 50% der Fälle habe ich die Pat. nicht ins Krankenhaus eingewiesen.
Es gibt aber tatsächlich Krankenkassen die bestimmte Einsätze nicht bezahlen. Z. B. wenn als Diagnose Alkoholvergiftung steht und in der Anamnese ersichtlich ist, dass der Patient den Alkohol freiwillig zu sich genommen hat.
@Kingair:
Der Rettungswagen hätte einen Notarzt anfordern müssen. Die Leitstelle hätte dies nicht verweigern können. Vorrichtungen zum Transport von Wirbelsäulenverletzungen sind auf Rettungswagen gesetzliche Vorschrift.
 
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Weltreisender

Erfahrenes Mitglied
05.04.2009
3.174
496
LEJ
Ich versuche, meine Unfälle immer ins zivilisierte Ausland zu legen, dort werde ich immer deutlich besser behandelt. Ich weiß das, weil meine Nachbehandlung dann ja wieder zuhause in einem dt. Krankenhaus erfolgt. Da kommt man sich im Vergleich dann tatsächlich vor wie in der dritten Welt, es stehen zwar die gleichen Apparte der gleichen Hersteller herum, die ich auch im Ausland gesehen habe - sie sind nur alle mindestens 20 Jahre älter, wie man am Design unschwer erkennt. :eek:

Dann hoffe ich, dass Du nie nach einem Unfall von US Paramedics behandelt werden musst. :D
Aber die zivilisierten Zeiten der USA sind ja eher Geschichte. :D
 
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macdoc

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
1.042
0
Nehmen wir einmal, man erlebt wieder eine ähnliche Situation, wie es leider dem Kleinen passiert ist. Kann man dann darauf bestehen, eine "angemessene" bzw sicherere Versorgung (Vakuummatratze bzw Heli-Transport) zu erhalten? Wie sollen zB Eltern reagieren - einen anderen Notarzt rufen bzw welche Argumente gibt es?

Man muss und kann das mit dem Einsatzteam des Rettungswagens bzw. der Leitstelle selbstverständlich ausdiskutieren, und natürlich auch auf mögliche rechtliche Schritte hinweisen wenn nicht entsprechend gehandelt wird. Anrufe bei der Leitstelle werden aufgezeichnet. Wenn ein Kind einen Schweren Unfall mit Lähmungssyptomen hat, dann hat man meiner Meinung Anspruch darauf das ein Notarzt das Kind vor Ort versorgt. Was wenn es während des Transportes zum Atemstillstand kommt?
Man kann auch verlangen das der Notarzt zur Situation selber Stellung nimmt.
 
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hch

Erfahrenes Mitglied
25.05.2009
1.733
570
INN
Hier ein paar Ergänzungen.
Hubschrauber werden im Normalfall dafür eingesetzt um entweder einen Notarzt schnell vor Ort zu bringen oder Patienten von Krankenhaus zu Krankenhaus zu bringen. Unfallopfer werden nur sehr selten geflogen, da es in den meisten Helis so eng ist, dass bei einer Verschlechterung nur sehr eingeschränkt behandelt werden kann.

Hier in Oesterreich scheint das aber nicht zuzutreffen. Gerade bei Alpinunfaellen wird der Heli sehr gerne benutzt. Und zumindest hier in Tirol zahlt die Kasse nur fuer noetige Fluege, fuer "unnoetige" braucht man auf jeden Fall eine Zusatzversicherung. Mal ganz zu schweigen von Menschen die im Ausland versichert sind.
 
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