Erinnerungen an Hongkong

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Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
673
MUC
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Seemanns erster Besuch in Honkong war so um 1973. Die Reisedauer (oneway) betrug ca. 4 Wochen, um das Kap herum, da der Suez-Kanal geschlossen war, und das mit einem Schnellfrachter, der immerhin 21,5 kn lief. Zwischendrin gab es zwar weitere Besuche, aber es war einfach mal wieder Zeit dort vorbei zu schauen. Der Moment war rückblickend gut gewählt, denn momentan ist es nicht ganz zu empfehlenswert, da es etwas köchelt und die Lage nicht so ganz entspannt ist.

Nonstop You nach Hongkong
Bevor die mühevoll angesammelten Meilen anfangen zu schimmeln, habe ich irgend wann im Oktober (2018) mal bei den Meilenschnäppchen nachgeschaut und eine wertvolle Flugprämie gefunden: MUC-HKG. Und das mit der bei uns so beliebten A 380. Nachdem die Waldorfs und Statlers aus dem VFT immer und immer wieder gegen die unmenschlichen Flugunterbrechungen in der Wüste wettern, war das DIE Gelegenheit mal die reine Freude von Nonstop you zu genießen. Im Internet in C gebucht, 460 € Fantasiegebühren abgedrückt und 100 € Steuern bezahlt, endlich 35.000 Meilen/P entsorgt und schon wuchs die Vorfreude. Ganz passend kurz vor Weihnachten kam dann eine Brandmail „Dringende Bitte um einen Rückruf“. Ergebnis: Nonstop you, but not you”! Die LH731 für den Rückflug wurde einige Tage ersatzlos gestrichen, dafür wurde auf LH 797 und LH 092 über Frankfurt umgebucht. Mehrere Telefonate folgten, habe Alternativen vorgeschlagen, einige Tage früher oder später, nichts zu machen. Selling flights that do not fly...

Also fügen wir uns dem LH-Schicksal und bekommen zumindest auf der Hinreise Nonstop.
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
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MUC
Die Hinreise

Es ist inzwischen Mitte Februar 2019, das chinesische Neujahrfest ist vorbei und wir machen uns auf zum MUC zur LH730. Gate K ab 22:30. Alles menschenleer um diese Zeit. Alles? Nein, ganz da hinten lange Schlangen. Und es dauert und dauert. MUC ist zwar die Basis für diesen Vogel, aber es klemmt irgendwo. Pünktlichkeit ist eine Zier mit der sich der Kranich hier nicht zieren kann. Der Flug, ereignislos und wurde weitgehend verschlafen.
Die Ankunft mehr oder weniger pünktlich kurz vor 17:00. Immigration und Zoll ging recht fix, das Visum gibt es nur auf einem losen Zettel und los ging es mit Hongkong.
Es gibt keine bessere Lösung als mit dem Airport Express nach Kowloon. Mit der Octopus kostet die Fahrt 105$, (Kowloon) wer am selben Tag wieder zurückfährt, bekommt die Rückfahrt kostenlos. Mit dem Airport-Express-Ticket dagegen, mit einer Rückfahrt innerhalb von 30 Tagen, wird es billiger (185 $)
Gleich nachdem man Airside verlässt, gibt es eine Verkaufsstelle für die Tickets.
Für das Ticket mit dem Airport Express kann man mit CC bezahlen, für die Octopus-Karte wird, wie überall (?), Bares verlangt. Sowohl von der Kowloon als auch der Hongkong Station gibt es ein kostenloses Busnetz, das die größeren Hotels anfährt. Fahren ca. alle 15 min, alles ist gut ausgeschildert und ausreichend Platz fürs Gepäck ist auch vorhanden. Wir werden bis ins Royal Plaza gefahren, direkt vor die Rezeption. Alles sehr komfortabel und sehr zu empfehlen. Das Hotel ist direkt an die Moko-Mall gebaut, mit unzähligen Möglichkeiten nicht nur zum Einkauf aber auch zum Essen. Und es gibt von hier aus mit einem direkten Zugang zur MTR Station Mong Kok, East Rail Linie, nach Hung Hom. Alles sehr bequem.
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
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MUC
Die Stadt – ein Rückblick

Seemann hatte sich bei seinem ersten Aufenthalt in der Nathan Road eine Minolta SR-T 101 mit einem 1.2 Objektiv (zum halben Preis wie in DL) gekauft und damit die ersten Gehversuche gemacht. Einige davon haben überlebt. Es ist keine 1A Qualität, was letztlich beim Scannen herauskam. Es bleibt der historische Wert.
Einige Container gab es schon auf TATL -Strecken, waren sonst aber noch Exoten. Jeder Fernseher wurde noch händische umgeladen, und das X-Mal bis er den Kunden erreicht hat. Die Plätze an einer Pier im Hafen von Hongkong waren knapp und teuer. Der Umschlag wurde meist auf Reede, in der Regel mittels Sampangs, die aus Aberdeen kamen, erledigt. Sie fuhren dann auch weiter, zum Beispiel auf dem Perlfluß ins Binnen-Land. Der komplette Betrieb der Sampangs war Frauensache, die Männer arbeiteten als Schauerleute (Fachkraft für Seehafenlogistik).

Reede_a.jpg
Auf Reede

Sampan_a.jpg
Sampang mit Ladung

peak_a.jpg
Oben auf dem Peak


Blick_a.jpg
Blick auf Lamma Island, unten Wah Kwai

Tele_a.jpg
Die Telegraphenstation

BOAC_a.jpg
Downtown Honkong Island

Station_a.jpg
Der Bahnhof in der Nähe des Fähranlegers in Kowloon
heute Hung Hom Station
Sorry für die Bildqualität, aber echt Antik und gut abgelagert;)
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
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MUC
Seemann Schnellläufer 21,5 Seemeilen. War das ein NDL Liner, war 1964 mit der Isarstein auf der Strecke. Schöne Erinnerungen

War einer aus der Friesenstein-Klasse
1024px-Friesenstein_1967.jpg
C Wikipedia

Fortsetzung folgt, aber modern. Schon damals waren die Liegezeiten teuer und damit kurz.
Der Landgang, insbesondere, wenn man auf Reede lag, nicht ganz einfach.
 
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Sciurus

Erfahrenes Mitglied
22.04.2012
1.732
363
ZRH
Als grosser Hong Kong Fan jüngeren Jahrgangs lese ich gerne mit. Toll die Bilder wie es früher war. Ich war das erste Mal in Hong Kong kurz vor der Übergabe an China im Herbst 1996 mit Anflug in einer Swissair MD 11 auf den alten Flughafen.
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
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MUC
Kleiner Seeturnrückblick
Der Umlauf war Bremen – Hamburg – Rotterdam und dann an St. Helena vorbei nach Kapstadt. Außerhalb der 3 Meilen-Zone kam ein Kutter vorbei, der frisches Obst und Gemüse, Ersatzteile und Post brachte. Weiter ging es nach Penang – Singapur – Manila -Hongkong – Busan – Keelung – Kaohsiung und dann über Singapur wieder zurück. Dauer einer solchen Rundreise ca. 120 Tage.

Diese Schnellfrachter waren die letzten ihrer Art. Unmittelbar danach kamen die Containerschiffe. Die installierte Leistung von über 18.000 PS für 7500 BRT war ein Spitzenwert.

Wer heute First fliegt, fuhr damals mit dem Frachter. Unvergessen ein schwedisches Ehepaar an Bord. Er war im Papiergeschäft. Dank des billigen Hochprozentigen (zollfrei), das Passagiere unbegrenzt bekamen, war der Gute nur einmal (lückenlos) zwischen Hamburg und Singapur mehr oder weniger breit, seiner +1 war das sehr unangenehm.

Das Ladungswesen war sehr gut organisiert. Wie man auf den Bildern sieht, meist 2 Sampangs im Päckchen neben jeder Luke. Die Sampangs waren ein Mehrgenerationen-Betrieb, sowohl Babys als auch Großeltern lebten mit an Bord, das Sagen hatten die Frauen. Sie manövrierten die Kisten unglaublich geschickt.
Hongkong war schon damals Hongkong, ein unglaubliches Gewusel, die Star-Ferries pendelten im engen Takt. Das Ocean Terminal, heute Teil von Harbour City, gab es damals schon und war die erste modere Mall in Hongkong. Das auf dem Bild erkenntliche Alexandra House (Ice House Street, Des Voeux Road Central and Chater Road) wurde wenig später abgerissen und neu gebaut.

Ruhe.jpg
Diesen Platz gibt es wohl heute noch.​

Landgang war eine seltene Gelegenheit in Hongkong, es gab viel zu tun, wenn der Hauptbetrieb ruhte. Von Reede mit einer Barkasse zum Ocean Terminal, mit der Star Ferry auf die Insel rüber, mit der Standseilbahn auf dem Peak und dann fix wieder zurück, deshalb auch leider nicht mehr Bilder.

Stay tuned
 
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arj85

Erfahrenes Mitglied
07.05.2010
928
457
Velden
Danke für die Eindrücke aus Hong Kong, war selber in 2010 das erste mal, seitdem fast jedes Jahr - aber doch inzwischen eine ganz andere Welt wenn man die Bilder so ansieht.
 

Thaiflyer

vormals wolke1
06.04.2009
1.539
51
75
Thap Khlo/ Thailand
Unsere Tour 1964 war:
BREMEN - HAMBURG - ROTTERDAM - SUEZ CANAL - SINGAPUR - HONG KONG - OSAKA - KOBE UND RETOUR
ROTTERDAM - SINGAPUR 21 Seetage.
Heute kaum Vorstellbar.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.105
3.027
Super cool und interessant!

Falls noch jemand Interesse an altem HK hat, hier zwei Websiten mit entsprechendem Content:
https://gwulo.com
https://www.checkerboardhill.com

Zwar beide nicht so übersichtlich aber teilweise interessante Sachen dabei...

Herrlich. Da kommen Erinnerungen hoch. Ich kann mich dunkel an die Zeiten erinnern, wo das 1000-Augen-Haus das höchste Haus auf Hong Kong Island war und das GPO noch am Wasser lag. Heute alles lange Historie.
 

somkiat

Erfahrenes Mitglied
30.05.2013
5.642
3.881
Gummersbach
Exzellent , Juser Seemann , exzellent . Obwohl eindeutig defizitär , was die Abbildung von zubereiteten Speisen auf Tellern anbetrifft .
 

somkiat

Erfahrenes Mitglied
30.05.2013
5.642
3.881
Gummersbach
Könnte hoilen , den ganzen Tag :

5549660974_5b442838b9.jpg
 

mucaari

Erfahrenes Mitglied
10.01.2016
884
678
HKG
Könnte hoilen , den ganzen Tag :

5549660974_5b442838b9.jpg

Das ist aber auch schon wieder fast historisch... Die "Bridge to Nowhere" inklusive Grenzkontrollstelle ist noch nicht da, die Landgewinnung für die dritte Startbahn noch nicht begonnen und soweit ich das sehe fehlt auch das Midfield Terminal.
 

Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
409
47
Fellbach
Seemann, ich bedanke mich schon mal für diesen Reisebericht - obwohl er ja (hoffentlich) noch weiter geht.

Wie waren 1995 dort und seit dem leider nicht wieder. 2018 hatten wir es für dieses Frühjahr angedacht, das ist dann aber leider aus gesundheitlichen Gründen nur beim Denken geblieben ( heute sind wir froh darum)

Deshalb freue ich mich jetzt um so mehr auf die Fortsetzung!
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
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MUC
Unsere Tour 1964 war:
BREMEN - HAMBURG - ROTTERDAM - SUEZ CANAL - SINGAPUR - HONG KONG - OSAKA - KOBE UND RETOUR
ROTTERDAM - SINGAPUR 21 Seetage.
Heute kaum Vorstellbar.


Singapur Rotterdam 21 Tage war und ist ein guter Wert, die heutigen Container brauchen eher etwas länger, da sie zwischen drin noch andere Häfen anlaufen.
Die Frage ist eigentlich: Wer kann/will sich heute noch die Zeit nehmen?
Wenn man unter "Frachterreisen" googelt, gibt es einige Angebote. Bei den meisten heißt es aber: Kein Alkohol an Bord.:mad:
 
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Reaktionen: Thaiflyer

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
673
MUC
Die Stadt - heute

Die Stadt hat (mindestens) 2 Gesichter: Die Glitzterfassaden, die in die Wolken wachsen und spezifische Eigenheiten haben, wie große Öffnungen, damit die Drachen ungehindert fliegen können oder ein spitzer Sporn in Richtung des Mitbewerbers. Dazu hektischer Betrieb auf den Straßen, alles hocheffizient, insbesondere der ÖPNV. Einen Eindruck kann man am besten morgens zur Stoßzeit bekommen. Auf der East Rail Linie (ähnlich S-Bahn) verkehren bis zu 24 Zügen/h a 12 Wagons mit einer Gesamtkapazität von je 4000 Fahrgästen. Also knapp 100.000 Passagiere in einer Stunde und Richtung.

Aber einige Dinge gibt es noch (fast) wie früher
Fähre_MTradition.jpg

Unter anderem die Star Ferry, nicht mehr mit so hoher Frequenz wie früher, sonst aber alles original....

Fähre_o_Tradition.jpg
wenn auch manchmal fast nicht wieder zu erkennen


Im Kontrast dazu gibt es stille Oasen, wie den Vogelmarkt, den Kowloon Park oder andere kleine Parks. Hier ein paar Bilder von eher ruhigen Ecken.


Vogel.jpg
Der Vogelmarkt

Sai_Yee_Street_Garden.jpg
oder der Sai Yee Steet Garden

Blumen.jpg
Auf dem Blumen Markt

Fische.jpg
oder vielleicht lieber Gold- Fische?

Wohnkamin.jpg

Es gibt nicht nur glänzende Wolkenkratzer, sondern auch "Wohnkamine"

Alte_Polizei.jpg
oder die alte Polizeistation

Affe.jpg
aus der gerade ein Affe geflohen ist.