Piloten sind die "sensibelste" Arbeitnehmergruppe, die man sich vorstellen kann... Diplomatie ist ein "Must"...
Du sprichst da ein interessantes (und durchaus nicht geheimes/unbekanntes) Grundproblem an.
In den allermeisten Jobs gilt der Grundsatz "wer in der Küche steht muss Hitze abkönnen". Es ist nun mal IRL so, dass Führungs- oder Leitungspositionen nicht nur eine höhere Vergütung haben sondern auch eine größere Verantwortung tragen. So ist ja zB auch im Betriebsverfassungsgesetz festgelegt, dass echte Kader (im Sinne des französischen "Cadre Dirigent", nicht im kommunistischen Sinne) keinen den normalen AN vergleichbaren Schutz durch den Betriebsrat oder andere Organe haben. Sie genießen auch im Fall einer Unternehmensinsolvenz nicht den gleichen Schutz des Einkommens durch das Insolvenzgeld (Kappung oder auch gar kein Anspruch). Der Grundsatz in der normalen Arbeitswelt ist also "je höher Du kommst, desto größer ist auch Dein persönliches Berufsrisiko".
Es gibt jedoch einige Berufsgruppen, die im Laufe der Jahre eine Selbstdefinition aufgebaut haben, dass dieser Grundsatz für sie nur eingeschränkt gelten möge und dass Sie bitte mit anderem Maß gemessen werden sollen. Ein ganz gutes Beispiel hierfür sind Lotsen im Schiffsverkehr - da kann der Lotse mit seinen Steuerkursen ein Schiff gegen eine Brücke fahren, zur Verantwortung ist er dafür extrem selten und nur nach jahrelangen Gerichtsverfahren zu ziehen, da seine Steuerkursen lediglich "Empfehlungen" sind und der Kapitän dafür verantwortlich ist, wenn er den Empfehlungen folgt. Die Hamburger hier im Forum mögen sich an die Kollision eines Schiffes mit der Kattwyk-Hubbrücke erinnern. Das Gerichtsverfahren dauerte mehr als 5 Jahre.
Jeder geringfügig Beschäftigte Mitarbeiter eines Callcenters muss einer Tonbandaufnahme seines kompletten Arbeitstages zustimmen, damit im späteren Fall von Streitigkeiten mit dem Kunden am Telefon die Rechtsgültigkeit von Verträgen bewiesen werden kann - oder eben das Gegenteil, dass der MA am Telefon die rechtlich notwendigen Bestätigungsschritte nicht eingehalten hat.
Bei Piloten und speziell Flugkapitänen sehe ich hier den Ansatz einer Doppelmoral. Niemand wied bezweifeln, dass ein Flugkapitän in einer verantwortungsvollen und leitenden (!) Position ist. Dieses (imho korrekte) Argument wird ja auch immer wieder seitens der Piloten selbst in Tarifverhandlungen gebracht - man sei eben nicht vergleichbar mit dem normalen Bodenmitarbeiter oder der Kabinencrew, braucht deswegen eine eigene Gewerkschaft, eigene Tarifverträge etc.
Trotzdem versucht man ("bitte keinen Druck und keine Kontrolle, das ist der Sicherheit nicht förderlich") die "negative" Seite der Führungspositions-Medaille immer wieder abzuwehren oder abzuschwächen. Der "delete" Knopf am CVR ist da nur ein ganz kleines Beispiel...