Nun ja, die 14 Stunden EZE-FRA waren für mich schon eine Tortur, obwohl LH alles richtig gemacht hat.
Ich konnte nicht einfach tun, als sei 6 Nächte vorher auf unserer Flugstrecke nichts passiert. Dass 228 Menschen, die das gleiche taten wie ich - einen Flug von Südamerika nach Europa - dabei ums Leben kamen, war mir etwa 5 Nummern zu krass. Zudem müssen auch wir die tropische Konvergenzzone passieren. Ich tat schon bei der Begrüssung der Purserin kund, dass ich ausserordentlich nervös sei. Als es auf Höhe Recife ein bisschen Klarluftturbulenz gab, bemerkte die aufmerksame Purserin, dass ich wach im Sitz sass, kam zu mir und sagte: "Ich war jetzt eben im Cockpit. Der Brasilianische Himmel tanzt jetzt noch etwa eine halbe Stunde Samba mit uns, aber Gewitter hat es weit und breit keine auf unserer Route".
Aber wo wir bei ausserordentlichen Ereignissen sind, habe ich auch noch drei:
Anno 1999: Nouakchott-Nouadhibou Air Mauritanie F28 5T-CLH
Die Flugstrecke ist ca. 200 Meilen lang, und verläuft der Atlantikküste entlang in ziemlich genauer Süd-Nord-Richtung. Schon die Sicherheitskontrolle in Nouakchott war ziemlich "Afrikanisch", ich musste mir vom Beamten die Frage: "Vous avez un cadeau pour moi?" gefallen lassen, was etwa so viel heisst wie "Haben Sie Bakshish?". Die gleiche Gegenfrage und ein Lächeln meinerseits bewirkte glücklicherweise keine Verzögerung. Im Flugzeug war Free-seating, also habe ich mich gleich auf 2A gesetzt, ein Fensterplatz in der Zweierreihe. Als ca. 90 Passagiere auf den ca. 80 Sitzen verteilt waren, kam die einzige Durchsage der Cabin Crew, im Wortlaut: "Vol pour Nouadhibou, durée 40 minutes". Also wird der Flug ca. 40 Minuten dauern, und ich werde von meinem Platz auf der linken Seite wohl die meiste Zeit den Atlantik sehen. Vor dem Take-off waren noch Kinder auf der Startbahn zu sehen, aber dann ging es in die Luft. Nach einigen Kurven waren wir dann über der Wüste, und mein Reisebegleiter und ich witzelten über den vielen Sand ("und jetzt die gute Nachricht: Sand hat es genug!" oder so...). Der Atlantik war aber weit und breit nicht zu sehen, und als wir nach einer Stunde immer noch auf Reiseflughöhe waren, kam leichtes Unbehagen in mir auf. Irgendwann ging es dann doch in den Sinkflug über, welcher wegen der Wärme und der Thermik recht ruppig war. Ein Passagier bekam literweise Kondenswasser aus der Klimaanlage ab, natürlich derjenige auf 2A, also ich (das mit dem literweise kam mir zumindest so vor). Wir landeten auf einer Piste mitten in der Wüste und rollten auf einen winzigen Standplatz, der Flugbegleiter öffnete die Tür, aber alle Passagiere blieben sitzen. Der Flugbegleiter wurde nun von uns herbeigepfiffen, und ich fragte, wo wir den nun wären. "Nous sommes à Atar". Hä? Wieso nicht in Nouadhibou? Antwort: "On a changé". Und weg war er. Eine Landkarte wurde hervorgekramt, und Atar wurde sobald gefunden, wir waren etwa 300 Kilometer weit östlich von unserer Destination. Irgendwie wurden also adhoc zwei Flüge zusammengelegt, und vor der Tür bildete sich eine Warteschlange mit Passagieren, die in die bereits völlig überbuchte Maschine wollten. Der Kapitän ging zur Türe und sagte singemäß: "Ich kann 20 mitnehmen". Eine regelrechte Schlägerei spielte sich dann direkt unter meinem Fenster ab - und die wohl stärksten 2 Dutzend waren dann an Bord. Andere schauten dem Schauspiel stoisch zu und suchten unter dem Flügel den Schatten. Mein Unbehagen spitzte sich zu, und mein Gedanke war: "Sollte ich das überleben, miete ich mir für die Rückreise einen Jeep....". Der einzige beruhigende Gedanke war: Wir haben auf dem ersten Leg wohl so und soviel Sprit verbraucht, und sind nun leichter, somit kommt die Maschine vielleicht auch mit 150% Belegung in die Luft.... Die Leute sassen nun zu fünft in den Dreierreihen, im Gang, etc. Beim Start schloss ich die Augen, und öffnete diese erst wieder, als das (völlig überflüssige) Anschnallzeichen ausging. Der Blutdruck sank dennoch erst, als wir das Meer vor uns sahen, die Klappen und das Fahrwerk ganz normal ausfuhren und ich nun wusste: Das kommt gut!
Der Jeep mit Fahrer für die Rückreise hat dann übrigens umgerechnet 300$ gekostet. Und es war mein letzter afrikanischer Inlandflug ausserhalb Südafrika (Und die Air France hat beim Rückflug in die Heimat vor der Flugzeugtreppe noch eine eigene Sicherheitskontrolle gemacht)....
Anno 2001: Air China Boeing 767-200 Harbin-Peking
Als mein Begleiter und ich in Harbin eincheckten, war unser Flug bereits mit einer Stunde Verspätung gemeldet. Da mein Kumpel am selben Abend von PEK nach ZRH weiterfliegen sollte, buchte er kurzfristig auf eine Noname-Fluglinie um, die ebenfalls zu unserer neuen Abflugzeit abfliegen sollte. Ich blieb ein paar Tage länger in China und entschied mich, auf dem Air China-Flug zu bleiben. Der andere Flug verliess Harbin, als die Air China noch nicht einmal aus PEK gelandet war, was mir aber dank der schönen Lounge egal war. Boarding war 2 Stunden verspätet, und ich war in F der einzige Fluggast. Los gings, und nach einer Stunde kam die Durchsage: "Ladies and Gentlemen, due to heavy snowstorms in Beijing we are going to land in Dalian airport". Was soll's - da Dalian auch eine Destination von mir war, fragte ich am Boden, ob ich aussteigen dürfe, was der Kapitän aber wegen meinem Gepäck verneint hat. Was soll's - nach zwei Stunden am Boden und vier Tassen Grüntee waren wir bereit für den Hüpfer nach Peking.
Im Sinkflug ging es hinein in die Wolken - und nicht unten hinaus. Wir kreisten und kreisten und kreisten - Schnee zischte aussen an uns vorbei und die Landescheinwerfer erzeugten in den Wolken eine gespenstische Stimmung. Zudem war es recht ruppig. Während einer guten halben Stunde kamen nur chinesische Durchsagen - und irgendwann fragte ich die Stewardess "what is going to happen? I start to feel uncomfortable". Die Antwort war nur "Do you need oxygene mask?"
Ein Chinese in der ersten Eco-Reihe hat mitgehört, kam zu mir und erklärte mir in sehr gutem Englisch, was der Pilot so durchsagte. Im Prinzip nichts beunruhigendes - wenn man es denn verstehen würde (der Flughafen sei wieder zu, wieder offen, wir seien Nummer 10 zur Landung etc.). Gelandet sind wir dann in der Früh um 2, bei Sichtweiten von ca. 500 Metern im Schneesturm. Mein Kumpel hat mir am Telefon erzählt, dass seine Noname-737er absolut pünktlich in PEK gelandet sei...
Anno 2004: "Air Zena" Boeing 737-500 VIE-TBS
Naja, habe mich durch 2 Freunde dazu bewegen lassen, den "Air Zena"-Flug nach Georgien zu buchen. Ein Kumpel und ich waren in Biz, der andere in Eco gebucht. Pünktlich um 11:00 wurde das Boarding aufgerufen - allerdings dann gleich widerrufen. Der Flieger sei kapputt, neue Mitteilungen um 12:00. Dann erneut um 14:00. Um 14:00 hiess es, der Flieger sei ganz kapputt, und eine Maschine aus Warschau würde in VIE zwischenlanden, um uns zu holen. Seltsam, WAW war im "Air Zena" Flugplan nicht vermerkt...
Wir wurden in ein **-Hotel in Schwechat gebracht und um Mitternacht wieder abgeholt. Um 01:00 Boarding, und es hiess: Free-Seating für Eco, Sitznummern gemäss Bordkarte für Biz. Also machten es der eine Kumpel und ich auf 2A und 2F bequem. Wir waren aber irgendwie überrascht, dass keine anderen Passagiere an Bord sind - wieso also die Umstände?
Plötzlich kam ein 2. Bus zu unserer 737er, und die nationale Georgische Fussballmannschaft samt Anhang stieg aus. Ein mafiöser Funktionär mit kahlgeschorener Glatze kam wütend auf mich zu und textete mich auf Georgisch zu - und begann Anstalten zu machen, mich am Kragen packen zu wollen. Der ebenfalls an Bord gekommene Station Manager kam auf die wenigen Biz-Paxe zu, wir sollen bitte das Feld räumen, und bot jedem 250 Euro "Soforthilfe" und einen Eco-Platz an. Mein Kumpel nahm das Angebot sofort an - und ich schaute nach hinten: Nur noch Mittelsitze, und auch in der Eco Gerangel und Diskussionen. Als ich verneinte, wurden mir eine Nacht im NH-Hotel, 250 Euro und die Umbuchung auf OS am Folgetag angeboten.
Auf dem Weg vom Flieger zurück zum Terminal sagte mir der Station-Manager noch: "Vielleicht war das eine göttliche Fügung, dass Sie jetzt ausgestiegen sind
". Ich meinte nur, dass zwei gute Freunde von mir an Bord sind...
Im A321 der OS erzählte ich mein Erlebnis einer F/A, und die meinte nur, ach - sie hätte mal bei einer Entführung ein Messer am Hals gehabt
Der "Air Zena"-Flug sei ziemlich chaotisch gewesen - die Fussballer seien die ganze Zeit im Gang herumgestanden und hätten geraucht (allerdings wohl nicht Fussball gespielt). Ich war halt 12 Stunden später in TBS, hatte aber einen guten OS-Flug. Und der Rückflug war eh mit OS.